Kollegium der Schule
Die Grundschule Harmonie 2008
„Die Menschen kennen zwei erfolgreiche Lehrer,
die Tortur und die Kunst.“
George Bernard Shaw
Wir haben uns gegen Tortur, Zwang und Drill entschieden.
Wir gehen den Weg der Humanität, der Demokratie und der Ästhetik,
den Weg des Lernens.
LEISTUNG
Wenn es stimmt, dass unser menschliches Denken und Handeln vom Zustand des eigenen limbischen Systems abhängt,
wenn es stimmt, dass Sprache und die Konstruktion unserer Lebenswirklichkeit vom Emotionieren des menschlichen Geistes getragen werden,
wenn es stimmt, dass Menschen sich selbst organisierende und selbst erhaltendeLebewesen sind,
wenn es stimmt, dass Lernen nur selbst gesteuert und in der Gemeinschaft der Menschen seinen Fortschritt findet,
wenn es stimmt, dass Sich-Mühen-Können und selbstbestimmtes Arbeiten Spaß machen,
wenn es stimmt, dass der lernen kann, der sich wohl fühlt,
wenn es stimmt, dass wir gute Lehrpläne und Richtlinien haben,
dann sind das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl unserer Kinder das Ergebnis ihrer Leistungen und die Bewusstheit der eigenen und gemeinsamen Leistungsfähigkeit.
Neben den selbstverständlich relevanten Daten zu den lehrplanbezogenen Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler sowie beispielsweise den Ergebnissen der VERA-Vergleichsarbeiten für die Grundschulen in Nordrhein-Westfalen und anderer Vergleichstests liegt der Schwer-punkt unserer Arbeit auf den besonderen und einzigartigen Leistungen eines jeden Einzelnen.
An unserer Schule werden die Kinder insbesondere dazu beraten, die eigenen Kompetenzen konsequent zu entfalten, um sich möglichst selbstständig auch die notwendigen Fertigkeiten für die weitere schulische Entwicklung anzueignen. Vom ersten Schultag an bekommen sie Anregungen und Werkzeuge an die Hand, mit denen sie an so weit wie immer möglich selbst bestimmt und selbsttätig arbeiten und lernen können.
In allen Lernbereichen legen wir großen Wert auf Forschen, Fragen und den freien Ausdruck. Hervorragende Ergebnisse erreichen die Kinder bei der Gestaltung von Präsentationen, Vorträgen und Ausstellungen und bei der Arbeit an Projekten aller Unterrichts- und Fach-bereiche. All diese werden regelmäßig in der Klasse, bei Schulversammlungen und bei vielen anderen Anlässen in der Schulgemeinschaft sichtbar und erfahrbar.
Grenzen nach oben gibt es nicht, Leistungsdruck wird durch Leistungsfreude ersetzt.
Das unterscheidet uns vielleicht:
Wir sind davon überzeugt, dass ein offenes Lernen zu mehr Leistung führt
Kinder sind kompetente Menschen, anders als Erwachsene, aber mindestens so lernfähig
Schule mit Leistungsfreude hat einen Lebenswert
Begleitende Orientierungen sind standardisierte Tests und Überforderungstests, freiwillige „Testtimes“ und die bereits genannten Präsentations-, Beratungs-, Gesprächs- und Evalua-tionsformen auf allen Ebenen des Schullebens.
Wir verstehen uns als Erzieher, wenn wir den Kindern die Angst vor Versagen, Konkurrenz oder Minderwertigkeit durch eine Lern- und Arbeitsatmosphäre nehmen wollen, in der jedes Indi-viduum aus eigenem Interesse mit gemeinsamen Mitteln in gemeinsamer Verantwortung ler-nen lernt. Hier ist Leisten etwas Natürliches und Bewusstes, es gestaltet Persönlichkeit und Le-ben. Leistung bedeutet sich selbst realistisch einzuschätzen, die Arbeit anderer schätzen zu können und weiter lernen zu wollen sowie Selektionsmechanismen durchschauen und über-winden zu können.
Viele unsere Kinder leben nicht auf der privilegierten Seite unserer Gesellschaft. Unsere Schülerschaft ist zu 10% türkischer und kurdischer, zu weiteren 10% russischer, ukrainischer und polnischer Herkunft. 10% gehören zum Volk der Sinti. 30% leben in schwierigen sozialen Verhältnissen. Der Hauptanteil kommt aus der unteren bis mittleren Mittelschicht.
Seit der ersten Nominierung zum Deutschen Schulpreis hat sich die Zahl der Kinder aus Nach-bargemeinden erhöht, die dort unzufrieden, unterfordert, verängstigt oder nicht verstanden fühlten.
Bei den Vergleichsarbeiten liegen die Ergebnisse unserer Schülerinnen und Schüler deutlich über dem Landesdurchschnitt ab. In den letzten 12 Jahren verließen im Durchschnitt weit über 50% der Schulabgänger unsere Schule mit einer Gymnasial-, über 20% mit einer Realschul- und immer weniger mit einer Hauptschulempfehlung. Die Vergleichszahlen der Kommune lauten 2006 einschließlich unserer eigenen Zahlen: 43% Gymnasium, 25% Realschule und 32% Haupt-schule. In diesem Jahr verlassen uns über 70% unserer Kinder mit einer gymnasialen und we-niger als 10% mit einer Hauptschulempfehlung.
In allen Schulformen kommen „unsere“ Kinder gut zurecht. Unsere Erfahrung ist, dass Kinder, die offene und demokratische Lernstrukturen kennen gelernt haben, keinerlei Probleme mit geschlossenen Unterrichtsformen haben. Kinder, die aus stark angeleiteten Schulverhältnissen zu uns kommen, brauchen lange, bis sie zum eigenen Arbeiten und zu eigenen Leistungen finden.
Die Standardbeschreibung unserer Schülerschaft beim Übergang lautet: Sie haben die Lern-freude behalten. Sie sind gut organisierte, selbstständige Lerner. Sie haben hohe soziale Fähig-keiten. Sie wissen sehr viel und zeigen in der Rechtschreibung im Zweifelsfall genau so unter-schiedliche Leistungen wie andere.
2007 erhielt unsere Schule von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen das „Gütesiegel für individuelle Förderung“
„Leisten wurden nicht dazu erfunden, damit alle Schuhe gleich sind,
sondern damit jedem seine Schuhe passen.“
Walter Hövel
UMGANG MIT VIELFALT UND
UNTERRICHTSQUALITÄT
Der Gedanke, die Vielfalt von Menschen als Herausforderung und Chance anzunehmen, prägt unsere tägliche Arbeit in solcher Weise, dass die Punkte Vielfalt und Unterrichtsqualität für uns nicht voneinander zu trennen sind.
Die Vielfalt der Menschen, der Inhalte und der Formen des Lernens prägen unser Schulleben und erfordern individuelle und zugleich kooperative Lern- und Arbeitskonzepte.
Jahrgangsübergreifende Klassen
Seit 4 Jahren sind alle 8 Klassen der Grundschule Harmonie jahrgangsübergreifend organisiert. Dabei haben sich Kollegium und Eltern für eine Mischung aller vier Jahrgänge ausgesprochen.
Durch diese Klassenzusammensetzung fordern wir Vielfalt bewusst heraus, da wir diese als Chance für das soziale, personale und schulische Lernen sehen.
Die Kinder lernen miteinander und voneinander - sind Lernende und Lehrende, oft lernen sie spielend, und oft lehrend lernen. Jahrgangsübergreifendes Lernen ist bei uns kein Abteilungs-unterricht. Die Kinder arbeiten über Altersgrenzen hinweg an gemeinsamen Themen, genauso selbstverständlich bilden sich Freundschaften über Jahrgangsgrenzen hinaus.
Zunehmend hospitieren Kinder aus den Kindergärten Tage und Wochen in ihren zukünftigen Klassen.
Selbstgesteuertes, eigenverantwortliches Lernen
Weit über die Hälfte der wöchentlichen Zeit gehört dem offenen Lernen. Es gibt keine Stunden-pläne, keine Schulbücher, keine von Lehrern gemachten Wochen- oder Tagespläne, keine vor-gegebenen Arbeitsblätter oder Lehreraufträge.
Jeder Lerntag wird von jedem einzelnen Kind in der Gemeinschaft der Klasse oder anderer von der gesamten Schule angebotenen Lerngruppen bestimmt. Individuelles Lernen ermöglicht den Kindern, an dem zu arbeiten, was für sie wichtig und sinnvoll ist. Sie erfahren eigenes Lernen als für sich selbst sinngebend. Die Kinder testen sich aus, lernen zu lernen und lernen sich selber kennen. So vielfältig wie die Menschen an unserer Schule sind, so vielfältig sind auch Lern- und Arbeitsformen, Themen und Lernangebote.
(Vergleiche hierzu Artikel über die tägliche Arbeit unserer Kinder und Lehrer.)
Ausgangspunkt und Zielpunkt des individuellen Lernens in kooperativer Verantwortung ist der Kreis. Hier treffen sich die Kinder mehrmals am Tag, um ihre Arbeit zu planen, zu verabreden, zu überprüfen, zu präsentieren und auszuwerten. Sie lernen sich Ziele zu setzen und Probleme zu benennen
"Viele, verschieden gestimmte Saiten geben erst Harmonie"
Joseph von Eichendorff
"Hier greifen die Kompetenzen der unterschiedlichen Altersgruppen in einander"
"Die machen ja alle was sie wollen" - „Nein, sie machen was sie können - und mehr“
Sie haben den ganzen Morgen Zeit für ihre von ihnen selbst bestimmte Arbeit. Sie können ab 7 Uhr morgens in die Schule kommen, die Kreise beginnen um 8 Uhr. Alle bleiben bis mindestens 12.30 Uhr in der Schule. Bis 13.15 Uhr gibt es Angebote und Arbeitsgemeinschaften und die Möglichkeit über Mittag bis 14.30 Uhr in der „FLieG“ zu bleiben. Dies ist eine „Übermittags-betreuung“ als „Feste Langzeit in einer Gruppe“, die immer von LehrerInnen begleitet wird. Der Morgen wird nur von einer allgemeinen 45-minütigen Pause um 10 Uhr unterbrochen. Jede Arbeit wird mit einer Präsentation abgeschlossen. Diese kann im Kreis oder innerhalb einer Schulversammlung stattfinden. Dabei gibt es verschiedene Formen, wie den Vortrag, das Lern-plakat, die Ausstellung die Powerpoint- Präsentation u.v.m.
Projektlernen
In den Klasse initiieren wir immer wieder das Lernen in Mini-, Gruppen- oder Gesamtprojekten. Zudem organisieren wir diese durch die gemeinsame Planung von zwei oder drei Klassen, von Fluren, aus der der Schulversammlung heraus oder durch das Angebot von Praktikanten der Schulen und Universitäten oder von uns gela-denen Gästen, klassenübergreifend. Wir haben wieder zur „klassischen“ Projekt-woche zurückgefunden, wo wir vor allem die „Schule auf Rei-sen“, mit Vereinen kooperierende Sportangebote und „Berufspraktika für Grundschüler“ initiieren.
Unsere eigene Kinderuniversität
Mittwochs ist Kinderuniversität so wie Universität eigentlich sein sollte, die Gemeinschaft von Lernern und Lehrern, die dem Einzelnen Bildung zugänglich macht. Für vier bis sechs Wochen bieten die Lehrerinnen und Lehrer jeden Mittwoch eine Seminarsequenz an. Jede Sequenz hat ein Oberthema, wie „Spannendes aus der Mathematik“, „Kinderliteratur“, „Überleben in der Sekundarstufe-I“, „Kunsttechniken“ oder „Leadership für Kinder“ an. Zum Oberthema bereitet jede Lehrkraft eine Seminarfolge vor,etwa von „Astrid Lindgren“ über „Goethe und Schiller“ bis zum „Literaturcafe“ oder „Onkel Toms Hütte“. Die Kinder besuchen das Seminar ihrer Wahl.
Zwischen den Seminarsequenzen gibt es echte, anderthalbstündige Vorlesungen wie „Grund-begriffe der Mathematik“ oder Schulvollversammlungen zur Einschätzung bisheriger und Pla-nung weiterer Arbeit. Nach der Pause finden mittwochs Englisch-gruppen nach ähnlichem Prinzip statt. Da stehen wieder bis zu zehn Gruppen wie „The Virtual City“, „Shopping“, „Email Correspondence with our Partner School in England“ oder „Junior Class“ zur Auswahl.
Leadershipausbildung für Kinder
Die Leadershipausbildung fand zunächst als Projekt, jetzt im Rahmen der Kinderuni statt. Aus jeder Klasse gehen ein bis zwei Kinder zu einem Thema, zu dem sie Spezialisten sind oder wer-den wollen. Im Zentrum steht die Verantwortungs-übernahme für die Weitergabe und Pflege besonderer Fähigkeiten von „Spezialisten“ im Rahmen der Arbeit einer kooperierenden Klasse und Schule. So gab es Workshops zu „Teamtraining“, „Computer“, „Arbeits- und Darstellungs-techniken“, „Musik selbst komponieren“, „Pausen- und Spielgestaltung“, „Lernmaterialien
nutzen“, „Forumtheater als Konfliktsteuerung“, und vieles anderes mehr.
Selbsteinschätzung und Beratungsgespräche
Das Lernen liegt in der Verantwortung der Kinder. Eine unserer Verantwortungen als Lehrer-Innen ist es, darauf zu achten, dass die Anforderungen der Lehrpläne des Landes Nordrhein-Westfalen eingehalten werden. Um dies zu gewährleisten, geben wir den Kindern einen Über-blick und Ausblick darüber, was sie in den vier Grundschuljahren lernen können.
Dazu haben wir als Kollegium Selbsteinschätzungsbögen sowohl für die einzelnen Fächer als auch für das Lern- und Arbeitsverhalten entwickelt. Einmal im Halbjahr schätzen die Kinder ihre Sach-, Sozial- und Ich- Kompetenzen ein. Lehrer und Eltern schätzen das Kind ebenfalls mit Hilfe des gleichen Bogens ein.
Die Bögen bilden die Grundlage für ein gemeinsames Kinder-Eltern-Lehrer-Gespräch. Das Kind lernt sich, sein Arbeiten, seine Leistung und seine Entwicklung einzuschätzen. Der Erwachsene erfährt es als Begleiter und Garanten dieses Prozesses. Ziel ist immer, dass das Kind befähigt wird selbst seine nächsten Lern- und Arbeitsschritte zu planen.
Zeit,weniger für Unterricht, aber mehr zum Lernen
Ulli Schulte
„Ihre Kinder lernen ja zu präsentieren! Das ist etwas,
was unsere Auszubildenden heutzutage selten können.“
Vertreter der Wirtschaft
Projektlernen ist unverzichtbar.
Begabtenförderung muss auf Verdacht stattfinden, für alle
Zeit zum Lehren, beim gemeinsamen Lernen
Auch die Eltern haben nun sowohl einen Überblick über die Grundanforderungen der Lehr-pläne und der Schule als auch über den Entwicklungsstand ihrer Kinder. Keine Note, auch kein Gutachten können diese Portfolio-Situation in ihrer Transparenz und Klarheit ersetzen.
Darüber hinaus prägen Gespräche mit Kindern, mit Eltern und mit Kindern und Eltern unseren Schulalltag. So führen wir auch Eltern-Informations-Abende durch, die im Grunde pädagogische Fortbildungen sind.
Fördern und Fordern
Wir sehen unsere gesamte Arbeit als Förder-Forder-Arbeit an. Im Anhang finden Sie unseren Versuch dies in Form eines Forderprogramms unserer Schule zu begründen und zu beschrei-ben. Dieses Programm kann gleichzeitig als Schulprogramm stehen. Ziel unserer Arbeit ist die Erziehung zur eigenen Förderung und Forderung.
Eine besondere Rolle spielt dabei unsere „Lounge“, eine besondere individualisierte Diagnose und Förderarbeit, unsere Kinderkonferenz, unsere Begabtenarbeit und weitere ausführlicher beschriebene Einzelelemente.
Eigene Kompetenzen werden erkannt.
Selbsteinschätzung lernen, Beratung schätzen können
Eigene Kompetenzen entwickeln
Eltern verstehen Schule besser
Sich selbst fordern und fördern lernen
VERANTWORTUNG
Wir Erwachsene leben Verantwortung vor. Die Kinder lernen – im Sinne Viktor Frankls – für sich selbst, das eigene Lernen, für das Lernen aller Verantwortung zu übernehmen. Sie lernen vom ersten Schultag an, indem sie ihre schulische Arbeit selbst planen und durchführen lernen und wir als Erwachsene ihnen diese Verantwortung nicht abnehmen. Sie lernen, dass es einen Zu-sammenhang zwischen ihrem eigenen Verhalten und ihrem Lernerfolg gibt. Wir helfen Ihnen Wege zum positiven Umgang mit sich selbst und anderen am Lern- und Lebensort Schule zu finden.
Um diese Anliegen zu verwirklichen, ist ein demokratisches Miteinander Grund-voraussetzung und zugleich Hauptanliegen unserer Schule. Neben täglichen Gesprächen und Kreisleitungen gibt es feste Rituale an unserer Schule, in denen die Eigeninitiative der Kinder und der demo-kratische Umgang mit allen Menschen geschult, gelebt und gepflegt werden.
Schulversammlungen
Die vierzehntäglich stattfindende Schulversammlung liegt in der Verantwortung der Kinder, die diese vorbereiten und leiten. Neben Präsentationen der aktuellen Arbeit in den Klassen oder in Projekten werden Themen besprochen und Regelungen gefunden, die alle Kinder und Lehrer angehen.
Darüber hinaus berufen Kinder oder Lehrer bei Bedarf Versammlungen ein (wie z.B.: Bus-kinderversammlungen, Jungenversammlungen, Mädchenversammlungen, Erstklässler-versammlungen...).
Kinderparlament
Das Kinderparlament ist Sensor und Ideengeber unserer Schule. Jede Klasse wählt zwei Dele-gierte für das Kinderparlament, die sich einmal wöchentlich mit dem Kids-Manager (der eben-falls von den Kindern gewählt wird) treffen.
Die Beschlüsse des Kinderparlamentes, der LehrerInnenkonferenz und der Elternpflegschaft sind gleichwertig. So hat das Kinderparlament aktuell die Themen der Projektwoche mitge-staltet, für alle gültige Regeln zur Benutzung der Computer an unserer Schule und vieles andere mehr beschlossen.
Klassenrat
Der Klassenrat ist das Herz jeder Klasse, ein Gremium, das von Kindern und dem Lehrer einer Klasse regelmäßig einberufen wird. Hier wird die gesamte Arbeit der Klasse „erfunden“, ge“regelt“ und ausge“wert“et. Hier muss jedes Problem der Gestaltung der Arbeit und des Klassenlebens behandelt werden. Hier entscheidet sich, wie gut jeder Konflikt, jeder Erfolg, jede Entwicklung, jedes Lernen gelebt wird. Der Klassenrat wird von einem Kind geleitet, das nur von Kindern bestimmt wird.
Die Kinder nicht ihrer Verantwortung berauben
Die eigene Verantwortung als Erwachsener nicht den Kindern aufbürden
Demokratisch lernen - Demokratie lernen.
"Das Kinderparlament ist dafür da, dass alle sich hier wohlfühlen."
Lauritz, 11 Jahre
Der Klassenrat ist das Herz
Konfliktbewusstsein
An der Grundschule Harmonie gibt es kein Streitschlichtungsprogramm.
Alle Kinder sind erfahrene Streitschlichter, weil sie vom ersten Schultag an lernen sich mit ihren Konflikten verantwortungsvoll auseinander zu setzen.
Wenn ein Kind von einem anderen geärgert wird, bittet es dieses damit aufzuhören. Die Worte "HÖR AUF!" wurden von der Schulversammlung als eindeutiges Zeichen vereinbart, um den Kindern ein Werkzeug an die Hand zu geben, aus einem Konflikt herauszutreten.
Besteht Klärungsbedarf, gibt es an unserer Schule stets Raum und Zeit den Konflikt sofort mit allen Betroffenen anzugehen. Die Kinder wissen, dass es vielfältige Möglichkeiten der Lösung von Problemen gibt. Diese wurden u.a. während der Leadershipausbildung erarbeitet.
Sie wissen, dass es verschiedenste Gremien oder Orte gibt, wie eigene Gespräche, Sorgen-gruppen, das Forumtheater, den Rat der Weisen Kinder, das Kinderparlament, die Sorgen-sprechstunde, das Schulleiterzimmer, das Lehrerinnenzimmer, die Klassenräte.
Vor allem im Klassenrat bringen sich auch Kinder ein, die von dem aktuellen Konflikt nicht betroffen sind. Auf diese Weise werden alle Kinder zunehmend kompetent in der Lösung von Konflikten. Es werden stets individuelle und oft auch unkonventionelle Lösungen gesucht.
Jeder Konflikt wird ernstgenommen, in dem Jeder Mensch ernst genommen wird
Verantwortung für die Welt
Kinder unserer Schule haben in den letzten Jahren zunehmend gelernt, eigeninitiativ gemeinnützige Organisationen zu unterstützen.
So haben Kinder beispielsweise einen Konzertabend zugunsten von Kindern in Kalkutta ins Leben gerufen. Darüber hinaus gibt es immer wieder von Kindern organisierte Spenden-sammlungen für das Tierheim Troisdorf, Greenpeace und weitere Organisationen, bei denen die Kinder erarbeitete Informationen weitergeben oder mit selbst angefertigten Bastelarbeiten, Geld sammeln.
Am deutlichsten wird diese Verantwortungsnahme aber durch ihre „Fragen zur Welt: “ Warum ist Gras grün, warum werde ich traurig, warum …“
Konfliktbewusstsein kontra
Konfliktschlichtung
Gewalt ist keine Lösung, ihre Schlichtung auch nicht
Wer fragen darf findet auch Antworten. Daraus entsteht Verantwortung.
Helfen wollen … und wieder: fragen können
SCHULKLIMA, SCHULLEBEN UND - AUßERSCHULISCHE LERNPARTNER
Schulklima und Schulleben
Alle Menschen erfahren das freundliche, ebenerdige, Licht durchflutete Schulgebäude nicht nur als Lernort, sondern als Ort des Wohlfühlens und des Zuhause-seins. Wir bieten den Kindern von 7 Uhr morgens an einen "Lebensort". Die Kinder sollen hier nicht „nur in der Schule lernen“, sondern erfahren, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dazu gehörtes zum Bei-spiel, dass sie selbst entscheiden, wann sie essen und trinken, dass sie Hausschuhe tragen und an der Klassenraumgestaltung beteiligt sind. Die Pausenzeiten verbringen sie entweder im Schulhaus oder auf dem Schulgelände. Es gibt keinen Gong, der die Arbeitszeiten zwangsweise unterbricht.
Jede Klasse hat einen selbst ausgewählten Namen, „Die Geraden Kurven“, „Die Genies“, „Mondscheinkinder“, „Die Schlauen Füchse“, „Die Fledermäuse“, „Die Kichererbsen“,„Die Blumenkinder“ und „Die Delfine“, Namen, mit dem sich die Kinder identifizieren.
Seit Bestehen der Schule haben Kinder, Eltern und Lehrer ein naturnahes Schulgelände geschaf-fen und stetig weiterentwickelt. So ist aus einer brach liegenden Weide ein Hügelgelände mit Teich, Tunnel, Brücke, Fußballplatz, Weidenlabyrinth, Sandkasten, Rutsche, Schaukel und vielen Sitzgelegenheiten entstanden.
Diese Umgebung lädt zum Arbeiten, Forschen, Spielen und Verweilen im Freien ein. Mit diesem Projekt gewannen wir den Umweltpreis 2000 des Rhein-Sieg-Kreises.
Alle Menschen (Kinder, LehrerInnen, MitarbeiterInnen und Eltern), die in unserer Schule ar-beiten, gehen respektvoll miteinander um. Haben die Kinder Schwierig-keiten, persönliche Sorgen oder kommt es zu Konflikten, die sie nicht selbst lösen können, so sind alle Lehrerinnen und Lehrer ansprechbar.
Das Lehrerinnenzimmer, das Schulleiterbüro und das Sekretariat sind für die Kinder jederzeit zugänglich. Zudem gibt es tägliche Sorgensprechstunden aller Lehrer.
Kinder, Eltern und Lehrer planen und führen gemeinsam Veranstaltungen durch, wie unser „Eltern-und-Lehrer-musizieren-für-Eltern-und-Lehrer“- Konzert, Frühlings-basar, Sommerfest, Karnevalsfeier, jährliche Aktion zur Gestaltung des Schulgeländes, eigener Stand auf dem Eitorfer Weihnachtsmarkt (u.v.m.)
Öffnung nach innen und außen
Die Klassentüren zum Flur sind immer offen, interessierte Besucher sind uns willkommen und werden in unsere Arbeit als kritische Freunde, Helfer, Fachleute, Native Speaker, Beobachter oder zur Begründung zwingende Frager integriert.
Wann immer es möglich ist, suchen wir außerschulische Partner und Lernorte auf, um den Kindern die originäre Begegnung mit der Welt möglich zu machen. In den letzten 12 Jahren sind feste Kontakte in Eitorf und über die Gemeindegrenzen hinaus entstanden. Wir besuchen
Künstler im Ort, leihen uns Bücher der Gemeindebücherei aus, gehen mit dem Förster in den Wald, helfen bei der Kartoffelernte, retten Kröten und bauen Fledermauskästen.
Unsere Kinder kommen gerne in die Schule – wir auch!
Identifikation, Atmosphäre und Beziehung als Lernvoraussetzung
Von Gästen nicht nur Freundlichkeit lernen
Regelmäßig besuchen Gruppen unserer Schule Konzerte für Kinder im Bonner Beethovenhaus, Führungen im Römisch-Germanischen Museum in Köln sowie im Haus der Geschichte in Bonn. Wir holen uns Experten ins Haus zum Beispiel einen Mitarbeiter der örtlichen Feuerwehr, der eine wöchentlich stattfindende Kinder-Feuerwehr- AG leitete, die Theatergruppe "Zartbitter", die alle zwei Jahre ein Stück zur Prävention von sexuellem Missbrauch aufführt, die rollende Waldschule, Sokrates-Studenten der Uni Bonn, ein Mitarbeiter der Sternwarte Köln u.v.m.
Im örtlichen Kino der Gemeinde feierten wir die Premiere unseres selbst gedrehten Spielfilms. In der benachbarten Kirche hängt ein großer, von den Kindern gestalteter Wandbehang. Die Sendungen unseres schuleigenen „Harmony-TV“ sind bei YouTube zu sehen.
2007 luden wir Nachbarschulen, Wirtschaft, Politik, Kultur, Kirche und Freunde der Schule zu einer ersten „Regionalkonferenz Schule“ ein, bei der wir versuchten den Gedanken der Gesamt-verantwortung der Gemeinde für Kinder, Erziehung und Bildung zu verankern.
Kooperation im In- und Ausland
Ständig haben wir Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen anderer Schulen, StudentInnen, DoktorandInnen und Auszubildungsende und ganze Studienseminare aus ganz Europa zu Besuch.
Wir pflegen eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Universitäten Siegen, Köln, Bremen, Koblenz, Zagreb, den PHs in Klagenfurt und Heidelberg und dem PI in Bozen. Mit vielen ande-ren europäischen Lehrerinnenbildungsinstitutionen stehen wir in Verbindung.
Wir arbeiteten erfolgreich in einem Sokrates/Comeniusprojekt „In Europa Demokratie leben“ mit Schulen und Universitäten in Slowenien, Spanien, Estland, Litauen und Österreich. Zurzeit planen wir ein neues EU-Projekt mit finnischen, britischen und wieder den österreichischen Partnern.
Seit zwei Jahren haben wir gemeinsam mit der Eitorfer Nachbarschule ein Partnerschafts-projekt mit zwei englischen Nachbarschulen. Wir haben eine funktionierende E-mail- und herkömmliche Korrespondenz, besuchen mit 30 unserer Kinder jährlich die Partnerschule zum „Übernachten in der Schule“ und zum gemeinsamen Unterricht. 14 Tage zuvor besuchen uns die englischen Freunde. Es ist uns auch schon gelungen, Lehrerinnen im Unterricht auszutauschen. Für dieses Projekt erhielten wir dieses Jahr einen Preis des Rhein-Sieg-Kreises als „nachhaltigstes europäisches Grundschulprojekt“.
Durch das Draußenlernen können Kinder in der Öffentlichkeit präsent sein
Global lernen
Kooperationen zum gegenseitigen Lernen nutzen
SCHULE ALS LERNENDE INSTITUTION
Wir sehen die Grundschule Harmonie als lebenden Organismus, der sich ständig weiterentwickelt, lernt und über sich nachdenkt.
Kollegiumsarbeit
Ein fester Bestandteil seit Anbeginn der Schule ist die wöchentliche Montagskonferenz, in der nur inhaltlich und konzeptionell gearbeitet wird. Die Themen werden gemeinsam festgelegt und von KollegInnen vorbereitet und gestaltet.
Das Kollegium beginnt jeden Schultag mit einer Frühkonferenz um 7.20 Uhr, in der organisa-torisch Wichtiges (unter anderem auch der Vertretungsplan) gemeinsam geregelt wird.
Einmal im Jahr führen wir eine mehrtägige schulinterne Fortbildung (SchiLF) durch, bei der intensiv am pädagogischen Konzept unserer Schule gearbeitet wird (einige Beispiele für Themen: jahrgangsübergreifender Unterricht, Selbsteinschätzung, Fördern und Fordern, Erziehung und Bildung).
Unsere Arbeit ist geprägt von einer vertrauensvollen Atmosphäre und einem verantwortungs-vollem Umgang miteinander. So kann jeder seine Stärken einbringen und zu seinen Schwächen stehen.
Wir versuchen nicht, uns auf das zu einigen, was als Schnittmenge unserer Vorstellungen zusammenkommt, sondern die Summe all unserer Verschiedenheiten und Kompetenzen wird von jedem Einzelnen für jeden Einzelnen zum von allen vertretenen Maximalkonsens.
"Was meine Kollegin anders macht als ich, vertrete ich mit als unseren Teil
eines von mir verstandenen Konzepts. Alle haben Pro Cura."
Walter Hövel
An jedem ersten Montag im Monat führt unser Kollegium eine „Kinderkonferenz“
durch, die gleichzeitig kollegiale Fallberatung, Eigensupervision, Erarbeitung induvidueller Förderpläne und Fortbildung ist. Hier können einzelne KollegInnen und Kinder, um die sie sich sorgen, in ihrem Kontext vorstellen. Gemeinsam tauschen wir Erfahrungen aus, forschen nach Ursachen und finden Wege zur Weiterarbeit für das und mit dem Kind. Dabei arbeiten wir zu unserer eigenen Beratung eng mit der örtlichen Familienberatungsstelle zusammen.
In den Montagskonferenzen bilden wir uns gegenseitig fort. Wir tauschen Wissen, Erkennt-nisse, Analysen und Strategien, wo immer wir sie herhaben, aus. Wir laden Referenten ein.
Wir stellen Erlebnisse, Erfolge, Hindernisse und Lösungen unserer täglichen Arbeit vor.
Wir erarbeiten Konzepte (zurzeit „Aufbau von Ganztagsklassen an Halbtagsschulen“, „English, 20 Minutes Everyday und als epochale Unterrichtssprache“ oder Weiteraufbau der Kinder-universität“), setzen uns – auch mit der Elternpflegschaft – mit längerfristigen Themen (zurzeit „Erziehung“, „Evaluieren mit Kindern“, und von hier aus immer wieder „Was ist Lernen?“) auseinander. Hier planen und denken wir unsere Schule als „die große, zusätzliche Klasse“.
Schulen sind weder Aufbewahrungsstätten, noch Lern-Anstalten, noch Lehr-Betriebe
"Jeder Jeck is anders"
oder
"Du musst das hier so machen wie du es willst, sonst kriegst du Ärger."
Zuruf des Konrektors Jürgen Koch während einer Konferenz
Vom Maximalkonsens oder von der Synergie der Konzepte
Konferenzen ohne „Organisation“ (veraltete Lehrerordnung)
Immer wieder laden wir Eltern zu Vorträgen (z.B. Wilhelm Rotthaus zu „Erziehen aus systemi-scher Sicht“, Infoveranstaltungen (meist jahrgangsbezogen zum Grund-verständnis von Lernen) und Arbeitssitzungen (z.B. zur Frage „Was erwarten Eltern von der Schule – Was erwartet Schule von den Eltern“) ein.
Zuerst im täglichen Klassenrat, aber auch in allen erdenklichen Zusammensetzungen, wie Teil-versammlungen und Gesprächsrunden, sammeln wir Erfahrungen uns mit Kindern darüber zu unterhalten, wie sie Lernen erfahren, reflektieren, gestalten und verarbeiten. Hieran nehmen immer häufiger Universitätsangehörige teil!
Wir nehmen gemeinsam oder mit kleineren Delegationen an Fortbildungen und Bildungs-veranstaltungen als Teilnehmer oder Referenten im In- und Ausland (z.B. Kongress Demokra-tische Grundschule an der Uni Siegen; Landeskongresse des MSW, Freinetkongress in Liech-tenstein im März 2008) teil.
Unsere eigene Arbeit reflektieren wir in unseren Sitzungen, aber auch mit externen und internen Fragebögen und Interviews.
Vor vielen Jahren gründeten wir bereits einen Verbund von fünf freien und staatlichen Schulen („FreinetZ“), die sich halbjährlich hospitieren und beraten. Im vorigen Jahr wurden wir Mitglied bei „Blick über den Zaun“ und sind die nächste gastgebende Schule.
Die Kooperation im Sinne eines gemeinsamen von und mit einander Lernen mit den „weiter“führenden und Nachbarschulen entwickelt sich sehr behutsam, aber spürbar. Wir konnten eine große Aktion aller Grundschulen zum Thema „Eitorf liest“ organisieren und das Gymnasium zeigt Bereitschaft sich mit dem Lernen an Grundschulen und unserem Kompetenz- und Lernbegriff zu beschäftigen.
Kinder, Eltern, Lehrer lernen von einander
Kinder wissen was sie tun, auch beim Lernenlernen gehen
Von sich selbst über sich lernen
Qualität selbst kontrollieren lassen
Das eigene Land braucht keine Propheten, eher selbst verantwortliches Lernen