Probleme kann man niemals
mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind
Albert Einstein
Walter Hövel
Wie sich einer Schule scheinbar entledigt wird
Krokodilstränen der Wölfe
Das Modell Harmonie nach 20 erfolgreichen Jahren
In fast 300 Artikeln wurde Grundsätzliches und Beispielhaftes der Pädagogik der Grundschule Harmonie in Eitorf/NRW von 1996 bis 2014 beschrieben1.
Um zu verstehen warum solch eine Schule einer „Abstimmung mit den Füßen“, so Storch, der Bürgermeister der Gemeinde, zum Opfer fällt, muss man die Geschichte der Schule kennen.
„Auf Dauer ist sie damit nicht lebensfähig.“, fuhr Storch in einem wohl gesetzten Zeitungsbericht fort2.
Es gilt sich sowohl mit ihren Gelingensbedingungen, aber auch ihren Gegenkräften auseinanderzusetzen. Dazu müssen wir uns mit jenen Menschen aus der Gemeinde Eitorf beschäftigen, die sich 20 Jahre lang gegen die überaus bekannte und zukunftsweisende Harmonieschule wehrten, um dann, nach dem Fortgang des Schulleiters im Jahre 2014, ihr Verschwinden – „mit Tränen in den Augen“ – oder einem mitleidigen Schulterzucken einzuleiten.
Ad rivum eundem lupus et agnus venerant, siti compulsi:
Superior stabat lupus, longeque inferior agnus.
Tunc fauce improba latro incitatus iurgii causam intulit.
‚Cur‘ inquit ‚turbulentam fecisti mihi aquam bibenti?‘…3
Zum selben Fluss waren einst der Wolf
und das Lamm gekommen, vom Durst angezogen:
Weiter oben stand der Wolf und weiter unten das Schaf.
Von Heißhunger angetrieben, brauchte er einen Grund für einen Streit.
„Warum“, fragte er, „hast du mir das Wasser, das ich trinken will, aufgewühlt?“ …
Phaedrus
Heute, im dritten Jahr nach der Pensionierung des Schulleiters gilt es all den vielen, vielen Menschen in Eitorf und Umgebung zu danken, die es möglich machten, solch eine staatliche Schule aufzubauen. Es wurde mitten in einer Bildungsdiaspora nachgewiesen, was in Schule alles geschehen kann, wenn man es will. Und sehr viele Eltern wollten es. Immerhin wurde ein Höchstmaß an Innovation und Leben von Kinderrechten zwei Jahrzehnte lang verwirklicht.
Leider wurde keine Nachfolge als Schulleitung installiert. „Es“ bestand kein (eindeutiges) Interesse an der Fortsetzung dieses Modells auf Seiten des lokalen Schulträgers.
Eine private Schule wäre etwas anderes, - jeder Betrieb sucht z.B. beim Abgang einer alten eine neue Leitung, die das fortsetzt und weiter entwickelt, was sich entwickelt hatte. Sie wirbt um die Fortsetzung des eigenen Erfolgs. An einer staatlichen Schule geschieht dies nur, wenn Kommune und Dienstaufsicht sich einig sind, das Bestehende fortsetzen zu wollen. In diesem Fall wollte die Gemeinde Eitorf es nicht. Oder, es gab niemanden, der so etwas konnte. Oder die, die sie nie abschaffen konnten, wartete man bis die Geschichte gegen die Wand, die man selbst war, gelaufen war.
So sollte auf jeden Fall irgendwann verschwinden, was zwanzig Jahre der Blüte erlebt hatte. Diese Blume in der Bildungslandschaft war unerwünscht. Sie war nur gegen den Wunsch der politischen Mehrheit der Gemeinde gewachsen.
Auf lange Sicht war
eine hierarchisch geordnete Gesellschaft
nur auf einer Grundlage
von Armut und Unbildung möglich
1948 von George Orwell in 1984 geschrieben
Von 1995 bis 2014 gab es die Grundschule Harmonie, wie sie bekannt war, in Eitorf. Es ist eine Gemeinde mit etwa achtzehntausend Seelen im südlichen Rheinland, an der Grenze zum Westerwald.
Die Kommune war noch bei der Gründung der Schule fest in den Händen einer Partei. Wenige Jahre später waren diese, die andere Volkspartei und die beiden Kirchen in den eigenen Reihen fast gleichzeitig so zerstritten, dass für die nächsten Jahrzehnte ein FDP-Bürgermeister das Sagen hatte.
Zuvor war Eitorf jahrhundertelang als Dorf an der Sieg, und später als kleiner Industrieort an der Eisenbahnlinie Köln-Siegen, ein Refugium allerärmster Menschen. Wenige Künstler, die die Nähe zu Köln nicht missen wollten, siedelten sich in der Herrlichkeit der sie umgebenden Natur, in Windeck und Eitorf. an.
Eitorf war eine Hochburg der scheinbar nicht entnazifizierten Nachkriegszeit. Schon 1932 regierte ein Mitglied der NSDAP die Gemeinde. Sein Konterfei, das eines „integren Mannes“, so ein "Historiker“ des Orts, hängt noch heute unhinterfragt in der Ahnengalerie der Bürgermeister im Rathaus.
Eitorf war Vorbild der Nationalsozialisten als Naherholung für Jung und Alt. Es war reich an Größen der SS und Partei, eine Garnisonsstadt mit Kriegsproduktion, einem Ort der massenweisen Versklavung von „Fremdarbeitern“ und Standorten von drei Raketen-Abschussrampen für die „Wunderwaffe“ V1. Nach dem Krieg stand kaum noch ein Hausziegel auf dem anderen.
Man stand schon zuvor fest zu Kaiser und Vaterland, hatte eine funktionierende Schützen-brüderschaft und liebte Volk und Vaterland. Immer lächelte man den Herrschenden zu und drohte ihnen hinter ihrem Rücken. Es gab und gibt viele Andersdenkende, aber es reichte nie zum offenen Widerstand, eher zur Pflege des Gehorsams gegenüber der jeweiligen Obrigkeit und einer aggressiven Denunziationspraxis.
Aber dass es Menschen gibt,
die unten, eben als Knechte das tun,
wodurch sie ihre eigene Knechtschaft verewigen
und sich selbst entwürdigen,
...dagegen lässt sich doch
durch Erziehung und Aufklärung
ein Weniges unternehmen
Adorno, deutscher Philosoph
Heute gibt es hier kaum mehr Industrie, aber ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter, die teilweise in der dritten Generation arbeitslos sind. Viele Sozialschwache, Arme, alte und behinderte Menschen, Migranten und neuerdings Flüchtlinge zieht es in diese schwache Region, die kaum eine Chance hat, wieder aufzusteigen. Es ist mehr eine Wohngemeinde in der Nähe Kölns, ohne eigene Autobahn- oder gute Datenwegverbindung, aber mit Beschaffungs- und Drogenkriminalität. Niemand schafft es eine Perspektive als aufstrebende zukunfts-orientierte Lebensgemeinschaft aufzubauen.
Ausgerechnet hier, wo der Besuch der alten Dame hätte stattfinden können, gelang es im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und ersten des folgenden eine Grundschule aufzubauen, an der Kinder nicht zum Unterricht in Gehorsam und Funktionieren zur „Vorbereitung auf das Gymnasium“ abgegeben wurden. Eltern ließen sich hier darauf ein, dass ihre Kinder selber lernten - und demokratisch lebten.
Wie die Schule funktionierte, wie sie wirkte, ist in zahlreichen Aufsätzen der pädagogischen und wissenschaftlichen Literatur, u.a. auf der Homepage des ehemaligen Schulleiters4 nach zu lesen. Sie stellte das selbstbestimmte und eigen organisierte Lernen der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt. Hier galten Demokratie, Inklusion, Kinderrechte, Eigenaktivität beim Lernen, Partizipation und Diversität. Hier wurden die Stärken der Kinder weiter entwickelt.
Es wäre töricht zu glauben,
dass die in den kommenden Jahren
erforderlichen Veränderungen
ohne grundlegende in der
– individuellen wie kollektiven –
Arbeitsweise von Institutionen möglich wäre
Peter M. Senge, US-Wissenschaftler
Die das Grundwesen des Orts Bestimmenden, hatten nicht damit gerechnet, dass so etwas wie diese Schule ausgerechnet bei ihnen passieren konnte. Sie schwörten schon vor 20 Jahren, dieses „rot-grüne Monster“, dessen Kommen sie nicht verhindert hatten, bei erstbester Gelegenheit wieder verschwinden zu lassen.
Sie mussten zwanzig Jahre – bis zum Fortgang des Schulleiters warten, bis sie die „Abwicklung“ der Schule einsteigen konnten. Der demokratischen Schulpraxis fehlt nun ein Beispiel an dem zu lernen ist, wie pädagogisch im Sinne des Ministeriums und seiner Abteilungen gearbeitet werden kann.
Schule ist das Vergrößerungsglas
gesellschaftlicher Gewalt
Professor Peter Struck, deutscher Pädagoge
Weiterhin wurde keine Schulleitung installiert. Stattdessen wurde jemand mit der zusätzlichen Leitung der Schule beauftragt. Diese staatliche Schule verlor nach 20jährigem Bestehen beim Fortgang der Schulleitung und der Zwangsversetzung der Interimsleiterin aus den Reihen des alten Kollegiums ihre Identität und Selbständigkeit. Die „Harmonie erprobten“ Lehrkräfte reagierten nun mit eigenen Versetzungswünschen, denen nachgegeben wurde. Dann wurde die Harmonie in den Verbund mit der Nachbarschule übergeben.
Die „Übernahme“ in einen Verbund wurde anlässlich sinkender Schülerzahlen zunächst politisch eingeleitet und dann vor einem Verlust der zur Selbständigkeit nötigen Schülerzahl vorzeitig vollzogen.
Zuvor arbeitete die eingesetzte Leitung daran, die bisherige Schule zu verändern. So wurden Eltern zum protestierenden Widerstand gegen die sofort beginnende Abschaffung der Essentials der Schule aufgebracht.
Bis heute verteidigen sie den ihnen aus der Vergangenheit bekannten Lernalltag für ihre Kinder. Es blieben Kinder, die den einmal eroberten Geist der offenen Gesellschaft und Schule nicht wieder aufgeben wollten. So lange das Lernen auf die gelernte demokratische Art praktizierend, wussten sie, wie das eigene offene Lernen geht…. 20 Jahre erfolgreichen Wirkens konnten nicht so einfach auslöscht werden. Sie forderten noch lange „ihre Art zu lernen“ ein.
Viele Menschen wollen Ihr System
nicht verändert wissen,
weil sie sonst ihre Machtstellung verlieren könnten
Franz Kühmayer, Zukunftsinstitut Wien
Vom ersten Tag der Errichtung an, gab es relevante Kräfte, die gegen die Schule arbeiteten. Vor ihrer Eröffnung war in der Bevölkerung schon klar, dass hier „eine Waldorfschule“ gegründet wurde. Bei der Eröffnung wurde sie als „Montessorischule“ abgetan, „wo Kinder ja machen, was sie wollten“.
In den Jahren der blühenden Existenz der Schule wurden von 1995 bis 2014 Eltern, die ihre Kinder zu dieser Schule schickten, beschimpft, belächelt und bedroht. So sagte der damalige Beigeordnete der Gemeinde zu einem Vater, der trotz gehobener Stellung in der Gemeinde, sein Kind hier anmeldete, „dass er ihn bisher für einen vernünftigen Menschen gehalten habe, aber jetzt…“.
Zahlreiche psychologische
und soziologische Studien zeigen,
dass Menschen die feste Überzeugungen haben,
ihre Meinung nicht durch wissenschaftliche Beweise ändern.
Und je mehr sie darüber wissen,
desto härter wehren sie sich dagegen.
Bunkrupt Real Estate Project
Bei vielen Gelegenheiten, wurde von der Pfarrerin, Amtsleitern, Vereinsvertretern oder Ratsmitgliedern offen vom Besuch dieser Schule abgeraten. Kollegen des Gymnasiums verbreiteten, dass „die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Harmonie nicht rechtschreiben könnten und ihnen die nötigen Grundkenntnisse des Lernens fehlten“. Hauptschulkollegen erzählten, „dass Harmoniekinder einfach aufständen und zum Fenster gingen, wenn draußen ein Bagger arbeite.“ Ein gymnasialer Kollege erklärte in selbst entblößender Manier gegenüber den Grundschulleitungen, dass „sie mit dem Material, was sie zu uns rüberschicken, nichts anfangen könnten“.
Teile des Jugendamts, eine einflussreiche, weil einzige Therapeutin vor Ort, und Kindergärtnerinnen alter Schule „rieten Eltern offen von dieser Art der Pädagogik ab“.
Toleranz sollte eigentlich
nur eine vorübergehende Gesinnung sein:
Sie muss zur Anerkennung führen
Johann Wolfgang von Goethe
Die Gemeinde forderte zum Besuch anderer Schulen auf, „vor allem, weil andere einen Ganztag hätten“. Mit den Nachbarkommunen wurde vereinbart, dass der Besuch der Harmonieschule von Kindern aus anderen Gemeinden unterbunden wurde (was beim örtlichen Gymnasium nie ein Problem war).
Die Gemeindeverwaltung fuhr vor allem die Strategie des Nichtstun. So wurde die Straße vor der Schule erst 10(!) Jahre nach der Eröffnung der Schule fertiggestellt und mit einem Bürgersteig versehen.
So wurde der Schule verboten das Forum zu möblieren, obwohl alle Räume der Schule einen zweiten Ausgang hatten. Die Argumentation von Seiten der Gemeinde war, dass „die Brandschutzordnung keine zweite Tür in Klassenräumen kannte und somit gäbe es auch keinen Fluchtweg“. Erst nach 8 Jahren erklärte die Brandschutzverantwortliche des Kreises(!), dass natürlich eine möblierte Nutzung möglich, eher wünschenswert wäre.
Bei anderer Gelegenheit wurde aus einem Elternvotum aller Grundschuleltern zur Errichtung einer Gesamtschule, kurzerhand ein Votum für eine Sekundarschule gemacht. Der Bauhof der Gemeinde nahm die Fällung von Bäumen auf dem Schulgelände ohne Absprache vor, - weil sie es konnte. Die Schule blieb einfach jahrelang ohne Hausmeister.
Es gab Kampagnen gegen das altersgemischte Lernen, gegen den offenen Unterricht oder zuletzt gegen die Inklusion. Dies geschah beim Übergang nach einer inklusiven Praxis aller örtlichen Grundschulen in die Sekundarstufe, also gegen den Besuch der Regelschule anstelle der immer noch existierenden und von einigen hofierten Förderschule. Niemanden störte, dass dies gegen die Vereinbarungen der Bundesrepublik mit der UNO passierte.
Aber niemals gelang es die Schule zu Amtszeiten des Schulleiters los zu werden. Dabei hatten sie doch ihre „guten Erfahrungen“ gemacht. Anfang bis Mitte der 90iger gab es an einer anderen Grundschule einen recht fortschrittlichen Schulleiter. Er war gegen den Willen der Gemeinde von der Regierung bestimmt worden. Immer wurde „von oben und unten“ gegen ihn gearbeitet. Mal, so hieß es, „ging es bei ihm im Bus drunter und drüber“, ein anderes Mal „war er einfach nicht fähig eine Schule zu leiten“. Er gab nach einigen Jahren gegen den vielfachen Widerstand „aus gesundheitlichen Gründen“ auf. Die Position an der Schulspitze wurde von einem „zuverlässigen Mann aus der eigenen Partei“ besetzt.
So nützte es der Harmonieschule vor Ort wenig, dass selbst konservative Fraktions- und Parteivorsitzende, Studienräte und Kirchgänger, wie das „einfache Volk“ ihre Kinder bewusst zur Harmonieschule schickten, dass selbst Vertreter der Kirchen, Künstler und viele Mitbürger*innen die Öffnung der Schule zu mehr Menschlichkeit begrüßten.
Beim „Einheimischen“ zählte es nichts, dass die Schule einen um 20 und mehr Prozent höheren Anteil von Kindern mit einer gymnasialen Empfehlung entlassen konnte. Es zählte kaum, dass die Kinder, bzw. Jugendlichen diese Einschätzungen über die Abschlüsse hinaus nachweislich erfüllten. Da wurde ignoriert, dass Harmoniekinder beste Noten nachweisen konnten.
Sie tun gut daran,
einfach in Ruhe weiter zu arbeiten,
denn der größte Feind alternativer Methoden
sind deren Erfolge
Dr. Carstens, Begründerin der Zeitschrift „Natur und Medizin“
Stammtische und die Mundzumundpropaganda waren sich einig: „Die Schule taugt nichts!“ Da nutzte es nichts, dass diese Menschen nie die Harmonieschule von innen gesehen hatten.
Aber die Schule und ihr Ruf wuchsen gerade in dieser Zeit der Anfeindungen. Es begann mit einem Umweltschutzpreis des Rhein-Sieg-Kreises. Es hagelte Anerkennungen der Schulentwicklung fördernden Industrie, der Bildungsbürokratie des Landes, der demokratischen und inklusiven Öffentlichkeit des In – und Auslands, der Europäischen Union, der Wissenschaften der Universitäten und der Lehrer*innenbildung. Nicht zuletzt verlieh das Land NRW der Schule erst 2013 zum zweiten Male den Ehrentitel „Europaschule“. Selbst im Jahre 2016 ist die Pädagogik der Grundschule Harmonie für das Schulministerium des Landes NRW beispielgebend.5 Noch heute, 2016 firmiert die Grundschule Harmonie als „Zukunftsschule“ auf dem Bildungsportal der Landesregierung6
In den 20 Jahren ihrer Existenz hospitierten hier tausende von Menschen aus dem In- und Ausland. Die Schule war allgegenwärtig in der Literatur der Hochschulen und Lehrerinnenbildung.
Aber nicht so in Eitorf. Immer blieb diese Schule ein Dorn im Auge eines Mainstream der örtlichen Verwaltung und Kirchen, der Politik und Stammtische einer kommunalen Gesellschaft, die eher nicht weiter entwickelt werden wollte.
Was Menschen am besten können,
ist, neue Informationen so zu filtern,
dass die bestehende Auffassung intakt bleibt.
Rolf Dobelli, Schweizer Schriftsteller und Unternehmer
„Nichts verändern und tun, aber hoffen, dass alles besser wird“ war das Motto dieser Menschen. Diese Öffentlichkeit verhinderte die Schaffung von Werten mit der Furcht vor zu bezahlenden Preisen bei leeren Gemeindekassen. Sie verwechselten die Würde von Menschen mit der langjährigen Mitgliedschaft in Brüderschaften.
Es hagelte alte, bekannte Sprüche: „Du gehörst in die Hauptschule, wenn du nicht lernst“, „Du kommst eben aus einer bildungsfernen Familie“, „Gegen mangelnde Intelligenz kommen wir nicht an“, „Die Gesamtschule kommt eher mit dir zurecht“, „Bei uns soll noch etwas gelernt werden!“, „Mach deine Hausaufgaben, dann kommst du weiter!“, „Sei fleißig, damit etwas aus dir wird“ oder schlicht „Du gehörst hier nicht hin“!
Kinder, die bei uns mit einer gymnasialen Empfehlung weiter gingen, sogar Schuljahre übersprungen hatten, ließ man „sitzen“, versuchte sie wieder in die Hauptschule „abzuschulen“. Nachfolgende Gymnasien korrigierten dies wieder und ließen die jungen Menschen wieder springen oder sie machten dort ihr Abitur. Aber auch diese Ressentiments verloren sich mit den Jahren bei größten Teilen der Kollegenschaft des Gymnasiums, während die Eltern vermehrt versuchten, ihre Kinder in Gesamtschulen unterzubringen.
Aber ewig Gestrige initiierten gegen die Schule eine Abstimmung mit den Füßen. Sie forderten, wo immer sie konnten, Eltern zum Verlassen der Schule oder zum Nichtanmelden auf. Die „schweigende Mehrheit“ zwang viele ,icht nur in dieser Frage zum Schweigen
Schülerorientierter Unterricht ist
ein logischer Widerspruch in sich selbst
Die Verwirklichung der Schülerorientierung
ist identisch mit der Aufhebung der Schule
Hilbert Meyer, Uni Oldenburg
Dazu passt eine weitere Geschichte aus dem Jahr 2011: Ein Kind brauchte in emotionalen und anderen Verhaltensbereichen viel Unterstützung. Seine Mutter, selbst schwer erkrankt, sorgte sich liebevoll und intensiv um ihr Kind. Sie pflegte den regelmäßigen Kontakt zur Schule und war ausgesprochen kooperativ.
Da das Kind sich aggressives Verhalten angeeignet hatte, organisierte die Mutter in Absprache mit der Schule eine Hilfe beim Jugendhilfezentrum des Rhein-Sieg-Kreises. Es ging seitdem nach der Schule in eine Tagesgruppe. Der Leiter der Tagesgruppe nahm ohne jede Absprache mit der Mutter oder uns, Kontakt zu einer anderen Grundschule auf. Er berichtete der Schulleitung, dass die Pädagogik der Grundschule Harmonie nicht das Richtige für das Kind sei. Die dortige Schulleitung informierte uns.
Entweder Lehrer*innen wollen,
dass die Schüler*innen das lernen,
was Schule will,
oder wir hätten eine Schule,
in der die Schüler*innen entscheiden,
was sie lernen wollen und können.
Walter Hövel
Das Kind war intelligent und in kognitiver Hinsicht in keiner Weise auffällig. Es war in Mathematik und Deutsch auf dem "Soll-Stand" seiner Altersstufe. Sein „Schwachpunkt“ war das Lesen. Mitarbeiter der Tagesgruppe äußerten sich gegenüber dem Kind mit Aussagen wie "Die anderen können schon lesen, du nicht!" und leiteten hieraus – ohne jede Kenntnis unserer Arbeit, ohne jede Sach- oder Fachkenntnis – ihre Initiative zum Schulwechsel ab. Im Folgenden forderte der Leiter der Tagesgruppe die Mutter auf, ihr Kind an die andere Schule wechseln zu lassen... Der Leiter der Tageseinrichtung mache auch in anderen Situationen keinen Hehl daraus, dass er glaubte zu wissen, was für Kinder die „richtige“ und die „falsche“ Pädagogik sei. So äußerte er sich auf einer Sitzung des „Arbeitskreises Kindeswohl“: „Es gibt Schulen, die für manche Kinder nicht geeignet sind. Wir werden aktiv, damit Kinder Schule erfolgreich erleben.“
Gegner des offenen Lernens
machen das offene Lernen
gerne für Probleme verantwortlich
die in Schule und Gesellschaft
durch ihre Art des Unterrichts
erst geschaffen wurden
Walter Hövel
Jahre zuvor wurde schon einmal von Betreuern der Tagesgruppe empfohlen, zwei Geschwisterkinder, von unserer Schule an die gleiche andere Grundschule "mit alten bewährten Unterrichtselementen“ wechseln zu lassen. Hierzu notierte die damalige Klassenlehrerin: „Den Betreuern der Tagesgruppe erschien die pädagogische Arbeit unserer Schule ‚ungeeignet‘“. Die Eltern sind damals der Empfehlung des Jugendamts gefolgt. Die Probleme der Kinder und die der Eltern, die im familiären und nicht im schulischen Umfeld begründet waren, ließen sich dadurch nicht lösen und nicht entschärfen. Eher schien der Druck auf alle Beteiligten anzuwachsen und nach kurzer Zeit brach die Familie auseinander. Die Mutter suchte für sich und die Kinder Schutz in einem Frauenhaus.
Eine innere, zum Kind und Lernen
offene Haltung,
ist nicht nach der ersten Erkenntnis
einfach da.
Um Handeln zu lernen,
musst du die eigene Haltung mühsam
von Verstehen zu Verstehen aufbauen.
Sie leitet dein Handeln immer neu an.
Walter Hövel
Solche Vorgehensweisen gegenüber der Grundschule Harmonie, gegen Eltern und Kinder durch falsche Verknüpfungen und Zusammenhangsherstellungen waren kein Einzelfall. Es war ein gelebter, oft nicht sichtbarer, aber immer spürbarer lokaler Alltag. Sie wurden initiiert von Personen, Verwaltung und Parteien in Eitorf, kirchlichen Würdenträgern und anderen Teilen der Öffentlichkeit.
Der Kopf beugt sich vor der Unmenschlichkeit
und ihrer Ideologie so lange,
bis er enthauptet wird
Doron Rabinovici, israelisch-österreichischer
Schriftsteller
Schon vor dem Jahr 2000 entwickelten Politiker des Rats in der Presse eine beispiellose Kampagne gegen die Schule. Sie unterstellten ihr „politische Instrumentalisierung von Kindern“. Damals protestierten im Rahmen eines Projektes Kinder der Grundschule Harmonie gegen die Abholzung einer Buchenhecke. Nach wochenlanger Beschimpfung der Schule drehte sich die öffentliche Meinung. Erst schrieb ein Journalist in einem Kommentar, dass diese Pädagogik zukunftsweisend wäre und der Landrat verlieh der Schule den Umweltpreis des Kreises.
Viele Eltern und Unterstützer der Schule wurden aber erst recht unter Druck gesetzt. Viele ihrer Geschichten sind erzählbar.
Nehmt nicht den Plan von gestern,
nehmt den von morgen
Jochen Bauer, Playbacktheater Köln
Der Aufbau und die Verwirklichung dieser Schule waren gleichzeitig nur möglich mit den unterstützenden und überzeugten Menschen aus der gleichen Verwaltung, den gleichen Parteien, mit der Hilfe kirchlicher Würdenträgern der gleichen Kirchen und wieder anderen Teilen der gleichen Öffentlichkeit.
Einerseits wuchs die Zahl der Befürworter. Selbst eingefleischte Skeptiker änderten angesichts der positiven Ergebnisse, ihre Ansichten. Aber die „schweigende Mehrheit“, eine sich liberal nennende Politikerkaste verbreitete ein Meinungsbild, das die demokratische Öffentlichkeit in Eitorf in die Minderheitenposition drängte. Sie dachten ideologisch.
Offen wurde gesagt, dass „diese Schule nur für Kinder sei, wo „die Eltern die Bildung zuhause übernähmen“, „dass gerade ‚schwächeren Kindern‘ mehr ‚Struktur‘ vorgegeben werden muss“ oder „dieser Schandfleck endlich verschwinden sollte“. Alte politische Kräfte verbündeten sich mit einer neuen Alternative, die unverblümt gegen Vielfalt oder das Anderssein außer bei sich selbst eintrat.
Gegen alle diese Einflüsse gelang es 20 Jahre lang eine Schule zu schaffen, die weit über die Grenzen Eitorfs hinaus im In- und Ausland heute noch höchste Anerkennung für alles was „trotzdem“ in Fragen des Lernens, der Rechte der Kinder, der Diversität, der Inklusion und der Demokratie möglich ist, genießt. Allerdings nur bis zu dem Tag, als der Schulleiter ging.
Letztendlich obsiegten mit seinem Fortgang jene Kräfte, die vorher die Existenz der Schule nicht verhindern konnten. Neues wird nicht unterstützt, „Ungewöhnliches“ wird wieder zum „Normalen“ zurück verändert.
Es gibt eben auch in Deutschland einen rechten Rand,
der gegen Flüchtlinge, Europa, Frauenrechte,
für die Prügelstrafe und autoritäre Erziehung ist.“
Heiner Geißler, deutscher Politiker
2005 schrieben einflussreiche Menschen aus der Politik der Gemeinde: „Wir dürfen schon unsere Bedenken an einer Person äußern, die nun wirklich mit den unserer Partei 7 vertrauten und auch dort beheimateten schulpädagogischen Ansichten (diplomatisch ausgedrückt) einige Schwierigkeiten hat … Zu den Rückschlüssen …, dass es sich um eine sog. Reformpädagogik handelt, die eng mit der absolut links stehenden und grün "durch setzten" Gewerkschaft (GEW) zusammenarbeitet, wäre ich ebenfalls vorsichtig … Natürlich geht es um Personen. Diese stehen für ein Konzept bzw. eine Anschauung. Wir müssen entscheiden, ob wir hierin unsere Auffassung u. m. E. unsere Politik wiederfinden. Und da habe ich meine Zweifel … Mein Interesse an roter Schulpolitik tendiert gegen null. Zustände wie in Harmonie sollten eine einmalige Angelegenheit für die Gemeinde bleiben.“
Sie lieben den Verrat
und hassen die Verräter
Gaius Julius Caesar
Welch ein Weltbild. Wie einfach sie die Welt regieren! Wie erschreckend!
Auch gegen diese Menschen, die noch beim Aufbau der Schule eine satte Mehrheit in der Gemeinde hatten, war die Alternative einer staatlichen Schule auch beim Lernen einer menschenrechtlich orientierten Pädagogik mitten in der Provinz möglich. Noch schwieriger wurde es, als sich bürgerlich liberal nennende Kräfte rechts von dieser Politik ihre Mehrheiten bekamen und Verwaltung und das politische Denken übernahmen.
Eine verinnerlichte Haltung ist nichts Schematisches.
Sie orientiert sich nicht an
strukturierten Abläufen, Konzepten oder Leitfäden.
Sie bestimmt von sich aus den Handlungen und dem Vorgehen.
Birte Hoffmann, Uni Kiel
Wie gegen einen solchen Widerstand Schulentwicklung betreiben?
Zum ersten war seit den 90iger Jahren eine „Stimmung“ in Teilen der Bevölkerung und in den Regierungen einiger Länder, im Bund, innerhalb der EU und der UNO, in der Industrie und den vielen Stiftungen, die jedwede Veränderung im Sinne einer Leistungsverbesserung und Demokratisierung von Schule förderten. Wir hatten Rückenwind dabei, das Lernen der Kinder zu verbessern! Schulentwicklung trat an die Stelle von nur Schulverwaltun
Zum zweiten war es die zufällige Unfähigkeit einiger kommunal Verantwortlicher, die einfach nicht schnell genug den Ernst der Lage mitbekommen hatten. Sie sahen sich plötzlich mit dieser bereits existierenden, nicht kontrollierbaren Schule konfrontiert.
Die meisten Institutionen sind paradoxerweise
mehr denn je von einem kurzfristigen Denken,
blinden Aktionismus und Opportunismus geprägt.
Die Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit,
auf interdependente Weise zu denken und zu handeln,
und unseren diesbezüglichen Fähigkeiten
bildet den Kern aller großen Probleme,
vor denen wir heute stehen.
Peter M. Senge, US-Wissenschaftler
Zum dritten enthielten wir uns die ersten Jahre jeder Presse- oder Öffentlichkeitsarbeit. Wir schafften nur unsere Realität einer pädagogischen Insel.
Zum vierten hatten die Gegner der Schule diesen Schulleiter, den sie für „einen Narren“ hielten, nicht richtig eingeschätzt. Dies war er für die jene Verantwortlichen, die selber sehr durchschnittlich dachten und geistig, politisch und emotional weniger aufmerksam waren. Sie hatten keine Erfahrung, mit gescheiten oder gar gebildeten Narren. Sie trauten ihm zwar nicht, aber trauten ihm auch nichts zu.
Sie wussten, dass Narren Herrschaftsmechanismen von Mächtigen durchblicken. Diese verstehen wie geherrscht wird und legen offen was wie und warum geschieht und bringen andere darüber zum verstehenden und distanzierenden Lachen. Sie mögen Narren nicht. Sie stören sie nur.
Als sie merkten, dass so ein Narr klug genug war und so gut aufgepasst hatte, dass es selber regieren konnte, war es für sie zu spät. Bei den einen schlug es über die Jahre mehr und mehr in Anerkennung um, bei den anderen blieb blanker Hass.
Und dieser hatte ein Konzept, das er konsequent und erfolgreich umsetzte:
Kriterien zur aktiven Entwicklung einer offenen, demokratischen und inklusiven Schule des autonomen Lernens der Kinder
Erziehungs- und Bildungspartnerschaft von Lehrerschaft und Eltern
Elternabende und andere Informationsveranstaltungen dienten nicht der formalen Mitbestimmung von Eltern, sondern erklärten und machten die Pädagogik der Schule. Sie waren Lehrer*innenfortbildungen für Eltern, um das Gespräch immer wieder auf das Wesentliche, nämlich das erfolgreiche Lernen der Kinder und das Lernen selbst zu lenken.
Elternabende wurden als pädagogische Fortbildungen genutzt.
Die Schule musste immer die Mehrheit der Elternschaft hinter dem Konzept wissen. Darum wurde mit jedem Elternteil gerungen. Eine Alternative war auch, dass sich Eltern eine andere Schule für ihre Kinder suchten.
Die Schule war immer offen. Eltern der Schule und interessierte Eltern konnten jederzeit – auch ohne Anmeldung – hospitieren. Das schwierigste für die professionellen Lehrkräfte war immer, auch allen Eltern zuzuhören. Selbst wenn ihre Art gegebenenfalls daneben war, hatten ihre Beschwerden und Sorgen immer einen wahren Kern. Diesen galt es gemeinsam – in der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft als Erwachsene – zu begreifen, herauszuarbeiten und die Konsequenz daraus umzusetzen.
Es wurde nicht gegen die Eltern Pädagogik gemacht, sondern an der Erziehungs-partnerschaft von Eltern, Lehrern und Kindern permanent gearbeitet.
Nicht verteidigen, hieß das Motto, nur erklären - und gemeinsam handeln.
Die wöchentliche Chronik auf der immer gepflegten Homepage gab seit 2009 bis 2014 nicht nur den Eltern einen Einblick in möglichst alle Ereignisse der Schule.
Kinder und ihr demokratisches und selbst bestimmtes Lernen
Die Kinder genossen ihren Lernalltag in einer demokratischen Umgebung. Sie gingen gerne zur Schule und sagten dies auch zuhause.
Die Lernmethoden selbst waren demokratisch. Sie entsprachen den Selbstlernfähigkeiten der Kinder. Sie funktionieren auch ohne Lehrer*innen.
Die Lernmethoden befähigten zur Autonomie, Selbstverantwortung, zum eigenen Erziehen und zum freien offenen Lernen.
Demokratie und Klassenrat waren kein „Beiwerk“. Hier wurde das Lernen wirklich selbst bestimmt.
Die Kinder bekamen nicht „Rechte verliehen“, sondern füllten ihre Kinderrechte als die eigenen Rechte selbst mit Leben.
Das offene Lernen entstand nicht durch die veränderte Form des Lernens. Das offene Lernen gab jedem Kind jeden möglichen Zugang zu seinen eigenen Themen und Inhalten.
Wir kreierten die Normalität des Lernens
In dem Maße wie wir aufhörten zu unterrichten, lernten die Kinder Lernen zu lernen.
Wir lernten Freunde mit einander lernen lassen
Schule provozierte zum Lernen
Selbstgesteuertes autonomes Lernen war nicht nur Zielperspektive, sondern Grundvoraussetzung.
Kinder bestimmten was sie mit wem, wann, wie und wo lernten.
Sie lernten sich und ihre Zeit zu bestimmen.
Hausaufgaben waren alleine Sache der Kinder. Lernen fand immer statt!
Eine Lehrerschaft arbeitet und denkt im Team
Es gab keine faulen Kompromisse oder Mindestverständigungen. Es wurde immer der Maximalkonsens, also die Berücksichtigung möglichst aller diversen und heterogenen Ansichten auch der Kollegenschaft als einheitliche Verschiedenheit im Gesamtkonzept gesucht.
Das Kollegium verständigte sich auf den Kern des autonomen Kinderlernens mit einer veränderten Haltung zum eigen aktiven Kind, Klassenrat, freien Texten, einer Mathematik mit Materialien und Be-greifen, selbst handelndem Lernen, eigenen Themen und Fragen, Forschen und Experimentieren, Englisch reden können, mit dem eigenen freien und ästhetischen Ausdruck und in Demokratie und Inklusion lernen.
Aufgabe der Lehrer*innen war nicht das Lernen lehrend vorzugeben, sondern mit den Kindern und der Lernumgebung immer wieder neue und bekannte Lerngelegenheiten zu schaffen.
Vor Beginn des Unterrichts gab es eine tägliche Frühkonferenz aller Kolleg*innen. Alles(!) wurde behandelt.
Die eigene Stärkung als Lehrkraft war die Grundlage jeder Kooperation mit allen Beteiligten an Schule.
Alle nahmen Rücksicht auf den Anderen, nicht erst bei Überforderungen, angegriffener Psyche oder Physis. Es gab auch Zeit für Spinnereien, Visionen, Feiern, Singen und Musizieren, Träume oder Müßiggang.
Nicht die Lehrer*innen waren die Tausendsassas, die für jedes Kind ein Konzept wussten, sondern sie arbeiteten mit jedem Kind daran, dass dieses sein eigenes Konzept finden konnte.
Lehrer*innen lernten Kinder als kompetente menschliche Wesen ernst zu nehmen.
Die Schule erlernt das Prinzip der lernenden Schule
Die Schule lernte selber. Sie lernte das Lernen der Kinder als Systeme der Autopoesie zu begreifen.
Nicht Kinder und Eltern wurden dem System Schule angepasst, sondern die Schule lernte ständig jedes System jedes Kindes zu erfassen, zu verstehen und zu verwirklichen.
Eine lernende Schule - oder eine andere lernende Institution - entwickelt sich nicht entlang eines Konzepts, sondern aus den Fragen, Fähigkeiten, Konzepten und Visionen ihrer Menschen.
Die allgegenwärtigste Frage war „Was ist Lernen?“
Die Eltern, wie auch die Kinder durch das Kinderparlament, die Klassenräte und die direkte Demokratie der Schule bestimmten immer mit. Sie mussten jede Entscheidung tragen und lernten eigene Entscheidungen zu treffen.
Es entstanden unter anderem das altersgemischte Lernen, die Kriterienzeugnisse, die (gesetzlich mögliche) Notenfreiheit der Schule, die Schulzeiten, das Essen aus einer eigenen, selbst kochenden Küche, das Einstellen von Mitarbeitern aus den verschiedensten Ressourcen, die Teilnahme an Wettbewerben, gemeinsame Fortbildungen, Feste, Projekte, und last but not least die permanente Entwicklung aller Facetten (!) des pädagogischen Gesamtkonzepts.
Um immer kompetente Gesprächspartner zu haben gab es die Frühkonferenz mit allen Kolleg*innen, den täglichen Kreis mit den Kindern, Gespräche mit den Eltern und den vielen Gästen aus dem In- und Ausland.
Vertrauen wurde nicht als Voraussetzung gemeinsamen Handelns gesehen, sondern als Resultat.
Der Verbund mit anderen Schulen und Hochschulen macht stark
Die Schule war immer Bestandteil eines nationalen und internationalen Geflechts von Pädagogik, Psychologie und Politik. Dies begann mit der Kooperation mit der Nachbarschule, über die eigenen Schulämter bis hin zu Wissenschaften, zur Ausbildung, Persönlichkeiten, Ministerien, anderen Schulmodellen und ihren Verbänden.
In diese Kooperation wurden Kinder und Eltern eingebunden. Sie hospitierten andere Schulen, begleiteten Hospitationen und nahmen an pädagogischen Veranstaltungen teil.
Die Kinder arbeiteten in direkten Besuchen und per Internet mit anderen Kindern aus dem UK, aus Luxemburg, der Schweiz, Italien und Belgien.
Sie führten mit ihnen und Menschen z.B. aus dem Senegal, Kanada und Neuseeland Korrespondenzen.
Sie lernten zudem in direkter Begegnung mit Erwachsenen als Lehrkräfte oder Praktikanten aus diesen Ländern. Hinzu kamen so Lettland, Kroatien, China, Frankreich, Spanien, die Niederlande, Irland, die USA, die Türkei und Finnland.
Die Erwachsenen der Schule engagierten sich in Verbänden wie „dem Blick über den Zaun“, der „EuDEC“ und der „IDEC“, dem Frei-Net, der FIMEM, Comeniusprojekte der EU und weiteren Organisationen und Hochschulen. So gab es Kontakte zu weiteren zehn Ländern der Welt, darunter zu den „Harmony Schools“ in den USA und Australien.
Der Lernraum wird verändert
Die Schule hatte ein Konzept als Lebensraum innerhalb und außerhalb des Hauses. Nicht zuletzt durch die jährliche „Geländeaktion“ wurde dies von allen aktiv getragen.
Wir machten alle Teile des Gebäudes und sein großes Außengelände (ohne Zaun oder sichtbare Begrenzung) zum Lernraum.
Im gesamten Lernraum war immer und überall die Aufsicht gewährleistet.
Niemand durfte in dieser Zeit aus dieser Schule wieder eine Schule machen.
Das Kollegium lernte außerhalb der Schule zu lernen und „das Außen“ in die Schule hinein zu lassen. Lernen fand überall und immer statt.
Öffnungen finden konsequent statt
Die Schule öffnete sich mit ihrem Lernen gegenüber „dem Dorf“, also der Gemeinde, der Region, dem Alltag der Menschen, dem internationalen Netz, der Literatur, Wissenschaft und Kultur und der Gesellschaft. Die Kinder hatten immer Zugang zur Kommunikation mit der Welt.
Besonderer Ausdruck dieser Pädagogik der Öffnung war das wirklich von den Kindern bestimmte eigene Lernen als Hauptbestandteil des Lernalltags und die Institution der eigenen Kinderuniversität.
Offenes Lernen ist nicht zuerst eine Frage der Form, sondern der Inhalte. Offenes Lernen bedeutet Schaffung von Zugängen zu allen Themen, die die Lernenden wählen. Erwachsene haben nur das Recht für Themen zu werben.
Öffnung ist die Realisierung der Menschenrechte, zum Leben, zur Freiheit und zum Verfolgen des eigenen Glücks. Daran orientierten sich das Lernen der Kinder und die Haltung und das Handeln der Schule.
Der Geist der Inklusion bestimmt das Tun und Lernen
Die Schule war immer inklusiv. Vom ersten Tag an, nahmen wir jedes Kind auf, dessen Eltern den Besuch der Schule wünschten. Wir sind stolz darauf, so vielen Menschen konkret geholfen zu haben und in vielen Fällen Ab- und Kaltstellungen in einem insgesamt exklusiven Schulsystem verhindert zu haben.
Die Schule war immer ein Zufluchtsort der Teilhabe. Dies galt für alle Kinder und ihre Familien. Insbesondere unsere Mitbewohner der Sinti und Roma, Flüchtlinge, Arme und sozial Benachteiligte erhielten bei uns besondere Rechte und einen besonderen Schutz.
Immer haben die Klassenlehrer*innen selbst entschieden, wie viele und welche Kinder sie aufnahmen. Es wurde nie ein Kind abgewiesen, wenn auch Prozentsätze in den Klassen erreicht wurden, die weit über das übliche im Sinne einer veralteten Integration hinausgingen.
Die Lernbetreuung von sogenannten „begabten Kindern“ war uns immer eine große Freude und regelmäßig praktizierte Praxis.
Alle Kinder unserer Schule waren „Inklusionskinder“.
Die Rolle der Erwachsenen verändert sich
Kinder, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und die Schulleitung hatten das Recht überfordert zu sein. Sie waren nicht dazu da, alle Probleme der Menschen für sie zu lösen, sondern alles in ihrer Kraft stehende zu tun, damit die Menschen ihre Probleme des Lebens und Lernens selbst bewältigen konnten.
Lehrerinnen und Lehrer waren nicht für das Lernen der Kinder verantwortlich. Sie waren verantwortlich für ihr eigenes Können.
Lehrkräfte waren keine Herren über Kinder. Sie waren nicht die allmächtigen Vermittler der Inhalte der Fächer. Ihre Aufgabe war es, jedes Kind beim erfolgreichen Verstehen zu begleiten. Lehrkräfte wurden Lernkräfte.
Sie machten Angebote zur Bildung, zum Erkennen der Probleme, der eigenen Frage und der eigenen Lösung, zur Hypothesenbildung, zum eigenen Experimenten, zum Forschen, zur eigenen Sprache, zum Ungewöhnlichen, zum Akzeptieren von Anderem und zur Ästhetik.
Alle machen Schulentwicklung
Konferenzen dienten nicht der Verwaltung der Schule, sondern ihrer Entwicklung. Dies war der erste Ort an dem sich Lehrerinnen und Lehrer pädagogisch und fachwissenschaftlich weiter bildeten.
Schulentwicklung wurde von Kindern gemacht. Schulentwicklung wird von Erwachsenen gemacht. Sie machen sie gemeinsam.
Allfällig Organisatorisches gehörte nicht auf die Konferenz. Hier wurde die Programmatik der Schule weiter entwickelt, sich fortgebildet, sich qualifiziert und im Team daran gearbeitet das Lernen der Kinder immer besser zu verstehen.
Ausgangspunkt der schulischen Entwicklung waren die Menschenrechte, das freie Lernen, eine demokratische Grundhaltung einer Lebensgemeinschaft, ihrer Individuen und ihrer Kooperation und die Inklusion als die Gleichwürdigkeit aller in einer Schule für alle.
Konzepte machen keine Veränderung. Veränderungen gehen nur mit Menschen, die menschlich und konzeptionell denken und handeln. Wir beschlossen nicht, um anschließend die Umsetzung zu kontrollieren, sondern nahmen uns etwas vor, was wir anschließend dokumentierten.
Die Haltung zu den Kindern verändert sich
Kinderverhalten sahen wir zunehmend unter der Frage „Was hat das Kind davon, dass es sich so verhält, wie es sich verhält?
Kinder und junge Menschen wurden nicht verhätschelt und bespaßt, nicht beschuldigt und ihnen misstraut, nicht als bessere Menschen verklärt, sondern Kinder als Menschen ernst genommen.
Lehrer gaben Kindern nicht in Schubladen um sie zu verstehen, sondern klärten!
Alle Lehrer*innen wussten möglichst viel über die eigene Kindheit.
Es wurde klar, dass du dich selbst begreifst, um Kinder zu begreifen.
Demokratische und partizipative Strukturen gewinnen die Oberhand
Es galt die jederzeitige Akzeptanz der Würde und Rechte der Kinder als Menschen.
Beschlüsse des Kinderparlaments, der Schulversammlung, der Schulpflegschaft der Eltern und der Lehrer*innenkonferenz und im besonderen Maße die der Schulkonferenz waren verbindlich
Mehrheitsbeschlüsse wurden bei Entstehung von Minderheiten in der Regel umgangen.
Es gab keine Enthaltungen. Es konnte für jeden Antrag gestimmt werden
Die Lehrer*innenkonferenz beschloss, in dem jede® sagt, was sie oder er tun wird.
In der Regel gab es kumulative Anträge, die alle (!) Wünsche aller beinhalteten.
Es gab Urabstimmungen, Bocksprünge und andere bekannte Abstimmungsformen.
Die Beschlüsse der Klassenräte hatten auch bei Widersprüchlichkeit Bestand.
Neben den Klassen- und Schulversammlungen gab es beschlussfassende Teilversammlungen wie die für Erstklässler, für Englisch, für Mädchen, für Jungs, für Busfahrer, Klobenutzer, Klobenutzerinnen und ggf. andere Gruppen
Kinder übten Entscheidungsprozesse. Sie machen Lernen.
Die Leistung erhöht sich
Noten, Tests, Klassenarbeiten und Verstärkerpläne wurden aus dem Schulalltag verbannt. An ihre Stelle traten die Präsentation, die Selbsteinschätzung und das immer vorhandene Gespräch über „Leistung“.
Es galt: Nicht weniger leisten! Nicht weniger Anspruch haben! Jeder Mensch soll von sich fordern können, was er von sich und der Welt fordern will.
Unser Job war die Förderung.
Kinder lernten u.a. mit der Hilfe der Selbsteinschätzung die eigene Leistung zu steuern.
Das kooperative Organ zum Hochhalten des Lernens und der Inhalte waren die Klassenräte.
In den Klassenräten wurde regelmäßig die eigene und kooperative Arbeit evaluiert.
Die Kinderuni wird erfunden
Kinderunis fanden in der Regel jede zweite Woche für einen bis drei Tage statt.
Die Kinder entschieden selbst an welchem Seminar sie teilnahmen. Sie konnten auch an eigenen Themen weiterarbeiten
Die Teilnahme an Vorlesungen war freiwillig. Auch entschied das Kind wie lange es blieb.
Die Themen konnten von Kindern der Schule, Kinder anderer Schulen, Erwachsenen der Familien, dem Lehrkörper oder anderen Mitarbeitern der Schule angeboten werden. Auch konnten Menschen aus der Gemeinde, der Region, Hospitations- oder Kooperationszusammenhängen, aus Schulen und Hochschulen des In- und Auslands eingeladen werden.
Eine Organisation der Entschulung findet statt
Die Woche begann mit der Montagsversammlung der Schulgemeinde
Mindestens alle 14 Tage fand eine Schulversammlung statt. Diese wurde von Kindern einer Klasse vorbereitet und durchgeführt. Hier wurde präsentiert und beschlossen.
In der Regel hatte jede Klasse ihre „Dichterlesung“ in jeder Woche.
Die Schule öffnete um 7 Uhr. Um 8 Uhr war Klassenrat zur Planung des Tages in den Klassen.
Pausen, Essen, Ganztag, Lern- und Mußezeiten prägen das Leben
Von 10 bis 11 war eine Pause, in der ein Frühstück allen unentgeltlich angeboten wurde.
Die Kinder entschieden in den Pausen wie bei der Arbeit, ob sie ihre Zeit draußen oder drinnen verbrachten.
Bis 13 Uhr war Schule für alle, danach Pause für die, die da blieben.
Jeder der essen wollte, bekam ein Essen unserer Küche, „notfalls“ auch unentgeltlich.
Das Essen wurde in einer eigenen Küche von eigenem Personal zubereitet.
Der Ganztag wurde von Lehrerinnen und Betreuerinnen, immer für zwei Klassen betreut.
Bis 17 Uhr blieben verschieden viele Kinder in FLieG, unserem Ganztagsbetreuung.
Der Ganztag blieb in den Händen eines eigenen, schuleigenen Vereins.
Regeln dienen den Kindern, nicht der Schule
Es galten nur fünf Regeln:
Niemand verletzte einen anderen mit Worten oder Taten.
Niemand wurde ausgelacht.
Jede® arbeitete so, dass die anderen arbeiten können.
Alle trugen im Haus Hausschuhe.
Drinnen wurde gegangen, zum Laufen ging es raus.
Das ganze Gebäude und Gelände werden genutzt
Zudem konntest du immer und überall im oder außerhalb des Gebäudes arbeiten.
Alle Computer waren jederzeit zugänglich, es sei denn eine Klasse beschloss aus gesundheitlichen Gründen eine Nichtbenutzung für eine Person. Alle Kinder kannten die selbst gemachten Computerregeln.
Die über 5000 Bücher der Schule konnten jederzeit frei genutzt werden.
Es konnte immer Schach gespielt werden.
Es gab einen Musik- und Theaterraum, einen Kunstraum, den Waldraum und den Bewegungsraum. Es gab die Möglichkeit auf Betten, auf einem Hochsitz, im „Verbotenen Wald, im Lehrer*innenzimmer oder auf der Schaukel zu arbeiten.
Die Benutzung des schuleigenen Minispielfelds regelte das Kinderparlament. Mädchengruppen hatten Vorrang.
Jeder konnte immer das Lehrer*innenzimmer nutzen. In den Pausen wurde besondere Rücksicht auf die Erwachsenen genommen.
Die Klassen als Orte der Bindung und der Heimat
Bei der Einschulung hatten Kinder und ihre Eltern drei Wünsche in welche Klasse sie wollten. Die Schulleitung beschrieb die Verschiedenheit der Klassen und ihrer Lehrer*innen.
Alle Klassen waren Klassen von 1 bis 4.
Die Kinder konnten täglich in anderen Klassen oder anderen Räumen arbeiten. Klassenwechsel entschieden die Kinder, sprachen sie aber ab.
Fächer werden nicht mehr gelehrt, sondern dienen der Orientierung
Es gab keinen Unterricht.
Von den Lehrkräften und den Kindern wurde beste fachliche Qualifizierung und ein hohes Niveau gefordert.
Der Respekt vor der fachdidaktischen Entwicklung war groß. An dieser Stelle traf sich der Anspruch der Schule immer mit dem der staatlichen Lehrer*innenbildung.
Im Kreis entschied jedes Kind was es arbeitete.
Englisch und Sport fanden aus Organisationsgründen zu festen Zeiten statt.
Zweimal die Woche war für alle Kinder gleichzeitig Englisch, schon vor der Einführung des Fachs.
Alle Lehrer*innen der Schule boten jeweils für ein halbes Jahr ein eigenes Thema, mit einem eigenen Thema und eigener Arbeitstechnik an. Es wurde zwischen Angeboten für Juniors und Seniors unterschieden.
Einmal im Jahr kamen Kinder unserer englischen Partnerschule und einmal im Jahr besuchten wir sie. Diese 6 Tage wurden mit Übernachtungen in den Schulen und gemeinsamen Besuchen der Lernangebote der Schulen durchgeführt.
Da die Sporthalle außerhalb war, gab es feste Sportzeiten für alle Klassen.
Religion wurde sehr sensibel mit den Kindern, den Eltern, den Kirchen vor Ort und der Dienstaufsicht abgesprochen. Niemand wurde zur Religion gezwungen.
Die Demokratie von morgen wird
durch die Demokratie in der Schule vorbereitet
Célestin Freinet, französischer Pädagoge
Vielleicht würden wir es selbst
auch als konkrete Utopie ansehen,
hätten wir nicht die Erfahrung
in unseren eigenen Klassen gemacht –
und vorzuweisen
Falko Peschel, deutscher Pädagoge
Die Veränderung von Gesellschaft, Erziehung und Schule ist zwar aufhaltbar, sogar rückrollbar, aber gegen die Notwendigkeit gesellschaftlicher Entwicklung kommt niemand auf Dauer an.
Die Grundschule Harmonie hat deutlich gemacht, zu welchen Veränderungen und Verbesserungen auch eine staatliche Einrichtung schon heute in der Lage ist. Sie hat viele zukunftsweisende Aspekte als möglich sichtbar gemacht. Abertausende von Menschen haben hier hospitiert. Aber vor allem haben gut 1000 Kinder ein demokratisches Lernen in ihrer Schulzeit erfahren. Sie ist eine schier unendliche Quelle der Beispiele, wie Schule heute veränderbar ist.
Da Eitorf hier nicht weiter Vorreiter sein will, werden die Konzepte wo anders, mit dem Beispiel der Grundschule Harmonie im Rücken, fortgesetzt.
Die Kunst des Lebens besteht vielleicht darin,
seinen eigenen Weg zu gehen
und dabei die Offenheit zu bewahren,
immer neue Wege zu gehen.
Jochen Mariss
Wenn „bewährte Methoden, ritualisierte Abläufe, in der Ausbildung gelehrte Denk- und Handlungsmuster, sorgfältig erarbeitete Unterrichtswerkzeuge, neueste Didaktiken, den Eltern bekannte und von ihnen gewünschte Programme, von Firmen favorisierte Untersuchungsmittel, wissenschaftlich fundierte Hard- und Software, korrekte gesetzlich überprüfte Umgangsweisen, die vielen „Das-machen-wir-immer-schon-so“, amtsglatte Rechtsvorschriften, ausgeklügelte Beobachtungsbögen, supervisionierte Konferenzen, teuer bezahlte Audits“, sonst den Charakter von Schule als Zwangssystem ausmachen, lernten die Menschen in Harmonie ihren eigenen Lernraum demokratisch zu gestalten.
Zwanzig Jahre Grundschule Harmonie haben bewiesen, dass Schule ein Ort des Lernens für alle sein kann. Schule ist veränderbar.
Kaum etwas hat mich mehr
zur täglichen Verbesserung des Lernens angetrieben
als die scheinbare Unveränderbarkeit
des deutschen Schulwesens
Walter Hövel
Denken Sie Schule nicht als „kindliches Arbeitslager, Erziehungsanstalt, kostenlose Betreuung, gut funktionierende Lernfabrik oder verschultes Unterrichten zwecks Erringen von Qualifikationspapieren für die Kastengesellschaft“! Lasst Kinder entdecken, erobern, forschen, tasten, versuchen, fragen, wahrnehmen und selber lernen – gegen Langeweile, ohne den Zwang zur Arbeit und dem Verkauf der eigenen Zeit.
Und doch hege ich die Hoffnung,
dass diese Memoiren…
ein Geschlecht von Rebellen anfeuern mögen,
die unerträgliche Beschränkung
auf eine begrenzte Dimensionalität zu durchbrechen.
Edwin Abbott Abbott.
englischer Mathematiker und Schuldirektor
im letzten Kapitel von Flächenland. 1884
Zur weiteren Perspektive dienen einige Forderungen an die Bildung, die Studies der Uni Bremen in einem meiner Seminare 2016 formulierten:
Bessere Förderung der unteren Schichten
Mehr außerschulisches Lernen
Mehr Motivation, mehr Spaß beim Lernen
Anpassung der Sprache der Lehrer an die Alltagssprache der Kinder
Die Inhalte beim Lernen in den Vordergrund stellen
Das Positive, nicht die Fehler bewerten
Demokratische Kontrollinstanzen für eine Schulentwicklung mit Bürgerinitiativen, Kindern und Jugendlichen und Projekten der Menschen einrichten
Schüler*innen die gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Teilhabe besser aufzeigen
Nicht mehr nach Lehrplänen lernen lassen, mit individuellem Lernen anfangen
Nicht für Staat, Schule oder Lehrer agieren, sondern im Interesse der Schüler*innen
Tatsachen hören nicht auf zu existieren,
nur weil sie ignoriert werden
Aldous Huxley, britischer Schriftsteller
Die Literatur über die Grundschule Harmonie
(in zeitlicher Reihenfolge von 2016 bis 1995)
Janina Billis und Dörthe Heinrich (Hrsg). Kinder beteiligen! Anregungen zur Umsetzung von Partizipation in offenen Ganztagsschulen des Primarbereichs. Der GanzTag in NRW. Beiträge zur Qualitätsentwicklung. Hrsg. Institut für Soziale Arbeit (ISA). Münster 2016, Heft 31
Walter Hövel. Inklusion ist lebbar. S. 22 ff, In: unerzogen, 3/2016
Walter Hövel. Gelebte Inklusion am Beispiel der Grundschule Harmonie. http://www.walter-hoevel.de/inklusion/gelebte-inklusion-am-beispiel-der-grundschule-harmonie/
Walter Hövel. Zur Bedeutung von Konferenzen bei der Schulentwicklung. Eitorf 2016. Download: http://www.walter-hoevel.de/schulentwicklung/zur-bedeutung-der-konferenzen/
Walter Hövel, Demokratie durch Lernen, 20 Jahre Grundschule Harmonie. In: unerzogen, 2/2016
Walter Hövel, Veränderungen sichtbar machen, damit mehr verändert wird. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/demokratie/ver%C3%A4nderungen-sichtbar-machen/
Walter Hövel. Der Mensch in der staatlichen Bildung. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/der-mensch-in-der-staatlichen-bildung/
Walter Hövel. Die Bauhaus-Pädagogik und das Offene Lernen heute. Ein pädagogisches Denken, das beim Lernen in der Gegenwart hilft. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/die-bauhaus-p%C3%A4dagogik-und-das-offene-lernen-heute/
Walter Hövel. Die Grundschule Harmonie 1996-2016. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zur-grundschule-harmonie/grundschule-harmonie-1995-bis-2016/
Walter Hövel. Kinderkonferenz. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/heterogenit%C3%A4t-kinderkonferenz/
Walter Hövel. Michi wird nicht mehr weggesperrt. Eitorf 2016. Download:http://www.walter-hoevel.de/inklusion/michi-wird-nicht-mehr-weggesperrt/
Walter Hövel, Wie Schule die Zahl der Erwachsenen um ein Vielfaches vermehrt. Das Lernangebot wird Sache der Region. Ein erweiterter Lernbegriff schafft personelle Ressourcen. Wien/Linz 2016. Download: http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zum-lernen/das-lernangebot-wird-sache-der-region/
Walter Hövel. Gelebte Inklusion. Grundschule Harmonie 1996-2015. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/inklusion/gelebte-inklusion-am-beispiel-der-grundschule-harmonie/
Walter Hövel, Ulli Schulte, Wehe wenn sie raus gelassen. Zum Draußen Lernen. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zum-lernen/wehe-wenn-sie-raus-gelassen-20-jahre-erfahrung-mit-dem-drau%C3%9Fen-lernen/
Walter Hövel, Was Lehrer*innen ausmacht. Eitorf 2016. http://www.walter-hoevel.de/lehrerinnenbildung/was-lehrer-innen-ausmacht/
Ulli Schulte und Kollegium. Schulbroschüre 2015. Download: http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zur-grundschule-harmonie/jedes-kind-auf-seinem-weg-st%C3%A4rken/ und http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zur-grundschule-harmonie/schulbrosch%C3%BCre-2015/
Walter Hövel, Interview zu "Gute Schulen". edugroup TV Oberösterreich. Download: https://www.youtube.com/watch?v=B5lgSgZBT3I
Walter Hövel, Kurzvortrag zu "Gute Schulen". Download: https://www.youtube.com/watch?v=2LWw4HKEcOE
Walter Hövel, Arbeitsgruppe zu "Gute Schulen". edugroup TV Oberösterreich. Download: https://www.youtube.com/watch?v=ZEjniD0m1u
Walter Hövel. "Gute Schulen" gesamt. edugroup TV Oberösterreich. Download:https://www.edugroup.at/innovation/news/detail/was-macht-gute-schulen-aus.html und auf Facebook: https://www.facebook.com/BildungsTV
Walter Hövel, Ist Auswendiglernen out? http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zum-lernen/auswendiglernen/
Walter Hövel. Hier kannst du immer raus! Das Schulgelände der Grundschule Harmonie als Teil des Lernkonzepts. Eitorf 2015. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/schulgel%C3%A4nde-hier-kannst-du-immer-raus/
Luzie Gilde - Birte Hofmann – Walter Hövel – Daniela Klaes – Martina Morenzin - Falko Peschel – Steffi Peschel Christine Schaumann – Ulli Schulte - Heike Wagner - Anne Witt. 20 Jahren Grundschule Harmonie. Jedes Kind, eine Geschichte!! 1000 Kinder sind 1000 Geschichten. Download: http://www.walter-hoevel.de/inklusion/jedes-kind-ist-seine-geschichte/
Walter Hövel. Haltung und Handlung. In: Fragen und Versuche 154/2015
Walter Hövel. Wie ich von Eltern lernte von ihnen frei zu werden. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/freiheit-von-eltern-lernen/
Walter Hövel. „Jedes Kind hat das Recht auf seine Geheimnisse“. http://www.walter-hoevel.de/kinderrechte/das-recht-auf-geheimnisse/
Walter Hövel. Zwischen gesellschaftlich-pädagogischem Lehrauftrag und dem Wunsch das Lernen zu demokratisieren. Selbst-Protokoll eines dreitägigen Lernens. In: Fragen und Versuche 153/2015. Download: http://www.walter-hoevel.de/lehrerinnenbildung/zwischen-gesellschaftlich-p%C3%A4dagogischem-lehrauftrag-und-dem-wunsch-das-lernen-zu-demokratisieren-selbst-protokoll-eines-dreit%C3%A4gigen-lernens/
Walter Hövel. Was vermittelt Schule? Geht Lernenlernen besser? http://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zum-lernen/was-vermittelt-schule/
Walter Hövel. Lehrer können nur Lehrer sein, wenn sie Forscher sind. http://www.walter-hoevel.de/lehrerinnenbildung/lehrer-k%C3%B6nnen-nur-lehrer-sein-wenn-sie-forscher-sind/
Walter Hövel. Von der Briefkorrespondenz zum Lernen in der Welt durch Korrespondieren. The Writes of Children. 20 Jahre Lernarbeit mit der Korrespondenz an der Grundschule Harmonie. http://www.walter-hoevel.de/lesen-und-schreiben/the-writes-of-children/
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Walter Hövel. Die Dichterlesung. In: Fragen und Versuche 151/2015. http://www.walter-hoevel.de/lesen-und-schreiben/die-dichterlesung/
Cosima Jäkel. Kinder zum Freizeitverhalten von Kindern. In: Fragen und Versuche 150/2015. Download: http://www.walter-hoevel.de/kindheit-heute/kinder-zum-freizeitbegriff-von-kindern/
Heike Wagner. Kinder über Marc Chagall. In: Fragen und Versuche 150/2015
Walter Hövel. Kinderrechte sind Menschenrechte. In: Fragen und Versuche 150/2015
Walter Hövel. Michael will kein Vorleser werden. http://www.walter-hoevel.de/lesen-und-schreiben/michael-will-aber-kein-vorleser-sein/
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Uschi Resch. Das Recht anders zu sein, Fachtagung Inklusion. In: Fragen und Versuche 149/2014. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Fachtag-Inklusion-an-der-Grundschule-Harmonie-Bericht.pdf
Walter Hövel. Forschen, Entdecken, Erfinden, Tüfteln, Untersuchen und Experimentieren, Fragen und Lernen, Sich zu mehr Lernqualität durchfragen. Eitorf 2014. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Fragen-und-Lernen-ult.Fassung.pdf
Heike Wagner, Rieke Schiemann. Kinderuni mit KiTaKindern. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Kindergarten-Vorlesungsverzeichnis-druck.pdf
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Marvin Schölich. Was die Natur uns lehrt. Eitorf 2014. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Was-die-Natur-uns-lehrt-Pflanzaktion.pdf
Walter Hövel. Neues aus der Kinderuni, Kinder machen Geschichte, Fragen von Grundschulkindern zu Vergangenheit und Geschichte. In: Fragen und Versuche 148/2014. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Neues-aus-der-Kinderuni.pdf
Walter Hövel. Wenn Kinder selber lernen. In: Fragen und Versuche 148/2014. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Wenn-Kinder-selber-lernen.pdf
Walter Hövel. Von der „Zufriedenheit“ mit der Schule zur „geleiteten Erneuerung“, „Lernwärts oder lernerwärts“. http://www.walter-hoevel.de/schulentwicklung/lernw%C3%A4rts-oder-lernerw%C3%A4rts/
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Boris Kocea, Walter Hövel. Herausfordernde Mathematik. Beispiele Eitorf 2013. http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/herausfordernde-mathematik-%C3%BCber-300-beispiele/
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Svenja Üing. Streit ums Schreibenlernen. DW - Deutsche Welle Köln 2013 Download: http://www.dw.de/streit-ums-schreibenlernen/a-16975813
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Svenja Üing. Schreiben lernen, Kese, Eia und Schukulade, über den Streit ums Schreibenlernen. DRadio Wissen, Deutschlandfunk, 27.06.2013.. Download: http://wissen.dradio.de/kese-eia-und-schukulade.39.de.html?dram:article_id=251007&dram:audio_id=202067&dram:play=1
Christine Schaumann. English-Super-Learning-Week, Besuch us Lark Rise. Eitorf 2013. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/aktuelles/english-super-learning-week/
Walter Hövel/Jürgen Sellge. Inklusion braucht Alle, Qualität und Humor. Eitorf 2013. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/aktuelles/inklusion-braucht-alle-qualitaet-und-humor/
Walter Hövel. Bericht von einer anderen Schule als Reflex auf die Entwicklung der eigenen Schule. In: Fragen und Versuche 144/2013. http://www.walter-hoevel.de/schulentwicklung/reflex-auf-die-entwicklung-der-eigenen-schule/
Marc Bohlen. Der Besuch der alten Dame, Hannelore Zehnpfennig zu Gast. Eitorf 2013.Download: http://www.grundschule-harmonie.de/pdf/Freudiger_Besuch.pdf
Walter Hövel. Bericht über den Besuch der Uni Bremen. Eitorf 2013. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/pdf/Besuch_Uni_Bremen.pdf
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1Vergleiche die Literaturliste am Ende des Artikels
2 Quelle: http://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/eitorf---windeck/schule-in-eitorf-grundschule-harmonie-bekommt-mehr-zeit-23343902
3 Übersetzung unter http://www.lateinheft.de/phaedrus/phaedrus-fabulae-101-lupus-et-agnus-ubersetzung/
5 Janina Billis und Dörthe Heinrich (Hrsg). Kinder beteiligen! Anregungen zur Umsetzung von Partizipation in offenen Ganztagsschulen des Primarbereichs. Der GanzTag in NRW. Beiträge zur Qualitätsentwicklung. Hrsg. Institut für Soziale Arbeit (ISA). Münster 2016, Heft 31
6 http://www.zukunftsschulen-nrw.de/cms/front_content.php?idcat=192&idart=1062
7 Ersetzung des Parteinamens durch den Autor