Forian Söll
Im Gespräch mit Nicholas
Beattie
(Florian Söll war Professor an der Uni Paderborn. Nicholas Beattie war Professor an einer Liverpooler Universität und ver-öffentlichte das Buch „The Freinet Movement in France, Italy and Germany 1929 . 2000). Er machte eine lange Reise und besuchte unter anderem "meine" Schule.
Später besuchte ich ihn in Liverpool mit Uschi und Max Resch und Severin Hövel.)
Ausschnitte über die Grundschule Harmonie aus dem Artikel
„…. Nicholas Beattie: Das ist vielleicht mehr eine Anregung, als etwas, was man direkt kopieren kann. Ich weiß nicht, aber die Leute haben mir sehr deutlich gesagt, dass für sie diese Beispiele sehr wichtig waren.
Ich denke auch, das besonders die Grundschule in Deutschland sich so entwickelt, dass es jetzt unter gewissen Umständen leichter ist, - wenn ich das so ein bisschen karikierend äußern kann - das englische Modell zu realisieren. D.h. ich spreche eigentlich von Walter Hövels Schule in Eitorf. Da kam meiner Meinung nach eine ganze Reihe von sehr besonderen Umstanden zusammen. Vor allem die Persönlichkeit von Walter selbst.
Florian Soll: Ja sicher. Er ist auch jemand, der die englische Sprache sehr mag und auch zu dieser Kultur eine richtige Antenne hat. Und deswegen wundert es mich da nicht.
Nicholas Beattie: Also, er hat eine ganze Schule, zwar eine kleine Schule. Und das
Gebäude, ist dazu sehr geeignet usw. Ich habe wirklich den Eindruck gehabt - ich habe einen Tag in der Schule verbracht - dass das klappt. Das konnte eine englische Schule aus den 70er oder 80er Jahren sein. Aber das ist gewiss einzigartig und nicht ganz gewöhnlich. Aber das wird jetzt leichter in Deutschland als es vor 20 Jahren war.
Florian Soll: Gut aber dann sollte man auch sehen, Walter Hövel ist einer von den 3, 4 Freinet-Aktiven, die Schulleiter geworden sind. D.h., er hat den Schritt gemacht zu sagen: 'Ich sehe nicht nur mein Klassenzimmer, sondern ich sehe auch meine Schule'. ’
Nicholas Beattie: Meine Erfahrung bei meiner Untersuchung über das, was Lehrer über Schulentwicklung denken, deckt sich sehr genau mit dem, was deine Hypothese anbelangt: Die deutschen Lehrerinnen und Lehrer interessieren sich in erster Linie für ihre Klasse. Schulentwicklung interessiert sie eigentlich nicht. Auch die deutschen Freinetleute haben sich, zwar interessiert meine Thesen dazu angehört. Das war es... . Diese Schulkultur gibt es so nicht. Es gibt nicht die Tradition, so ein Projekt anzufangen. ...
Florian Söll: Gab es auf dieser Reise eine besondere Überraschung für dich?
...Und Walter Hövels Schule hat mich auch ein bisschen erstaunt. Denn das war so ganz
unpreußisch.
Ein anderes Thema: Ich war in dieser Schule zu einem Elternabend und es waren da Eltern, die also wirklich der Schule gegenüber sehr feindlich waren, würde ich sagen. Also, die sprachen viel von den weiterführenden Schulen und Leistung und so weiter und ich finde es schwer zu bewerten. Ich habe ein bisschen den Eindruck, das die Rolle der Eltern in deutschen Schulen, in deutschen Grundschulen besonders - vielleicht an allen deutschen Schulen - viel wichtiger ist als bei uns. Und das stammt vielleicht daher, dass in Deutschland es gewöhnlich ist halbtags Schule zu haben. Und das bedeutet, dass - das ist auch eine Hypothese von mir - dass die Hausaufgabe wirklich wichtig wird. Die Mutter sieht, was das Kind macht, versucht dem Kind zu helfen usw. Sie hat also ein ziemlich eingehendes Interesse an der Arbeit der Schule. Das dreigliedrige System macht auch ängstlich und man will wirklich, das der Sohn an das Gymnasium kommt usw. Das ergibt den ganzen Druck auf die Lehrmethoden, der bei uns nicht so stark ist. Natürlich ist das da. Bei uns ist seit eh und je Ganztagsschule normal, Tradition. Man muss bedenken, dass jetzt 93 % eines Jahrgangs an die Gesamtschule kommt ...“
Nicholas Beattie
Aus Beatties Buch
(edited in 2002 in the USA, Canada and the UK)
Seite x: „In that spirit, I extent particular thanks to: (in France) … (in Italy) … , (in Germany) Lotte Busch, Hamburg, Eberhard Dettinger, Göppingen, Hartmut Glänzel, Berlin, Herbert Hagstedt, Kassel, Hans Jörg, St.Ingbert-Rentrich, Jochen Hering, Bremen, Jürgen Hess, Berlin, Walter Hövel, Eitorf, Gitta Kovermann, Recklinghausen, Gesa Meisen, Bremen, Hanno Schmidt, Potsdam, Forian Söll, Waltrop, (in Britain) ...(in Sweden) ...“
Seite 174: „'Bread and Roses' – for example – the image with which this book opens, may derive from the song of the same name: this origanated the German textile workers strike of 1912 and was avantuelly adopted by the International Women's Day:
Our lives shall not be sweated
from birth until live closes.
Hearts starve as well as bodies
Give us bread, but give us roses!
(I owe this suggestion to Walter Hövel.)“
Seite 295: „Petersens 'Jena Plan', developed in the 1920s, is in fact an approach which an right readily adapted by classroom practice in the Regelschule, and is not restricted to the private sector (Petersen 1996 [1927]); yet inescapable it seemed teinted after 1945 (Hövel 1986)
Seite 327: „Articles on Freinet education appear regulary in these journals as well as in Fragen und Versuche, often written by the most profile leaders of Päd. Koop (Ingrid Dietrich, Angela Glänzel-Zlabinger, Hartmut Glänzel, Herbert Hagstädt, Jochen Hering, Walter Hövel, Forian Söll, etc.) …
Seite 337: „ … another is the Harmonie-school in Eitorf, in thr rural hinterland of Cologne, where Walter Hövel is head, and which he acknowledges to be the product of unusual circumstances (conversations 3-4 November 1998), One of them, though he does not say this, is his own relaxed and creative leadership. These living German examples of whole-school policy within the Regelschule support a more theoretical interest in 'school automony' (see special editions of Bildung und Erziehung 1991; Zeitschrift der Pädagogik. January/February 1995). Here again, the English-language discussion tends to dominate. It provides both concrete instances of autonomy and, in the wake of British and American 'New Rihgt' reforms of the 1980s, rationales. ...“
Seite 339: „I find it difficult to believe that movement that contain thinker-practioners from the calibre of Hans Jörg, Herbert Hagstedt or Walter Hövel will simply collapse. They may cease to exist in their present form, their relationship with their invironment may change because of that invironment is itself unstable, partly a result of their input; but they will surely continue their own contribution to an evolving contemporary Reformpädagogik.“