In Europa Demokratie leben
Kontakte knüpfen
Korrespondenzen führen
Konflikte lösen
durch Kommunikation und Kooperation
von Schulen und Hochschulen
Projektinhalte umsetzen
Comenius-Schulentwicklungsprojekt
2004 – 2007
Dokumentation – Nummer 1/2005
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Impressum
Für den Inhalt verantwortlich
Mag. Pia-Maria Rabensteiner – Koordinatorin
pia-maria.rabensteiner@akademie.klu.at
Layout: Mag. Pia-Maria Rabensteiner und
Mag. Harald Wiltsche
Pädagogische Akademie des Bundes in Klagenfurt
Hubertusstraße 1, A-9022 Klagenfurt
Tel: +43/463/23 7 85; Fax: +43/463/23 7 85 99
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der jeweiligen Autorin/des jeweiligen
Autors wieder.
Juli 2005
3
INHALT
Das Projekt
Comenius Schulentwicklungsprojekt 2004-2007
„In Europa Demokratie leben“:
Zwischenbilanz der Projektaktivitäten im 1. Projektjahr –
Schuljahr 2004/05 5
Eine „Schule für alle“ in Europa 10
Involved Schools/involved institutions – April 2005 14
2nd Projectmeeting April 2005 – Eitorf/Germany
Invitation to the 2 nd Projectmeeting 16
Participients of the 2 nd meeting 18
Schoolreport/Schoolvisit
Gesamtgrundschule Harmonie – Eitorf 20
Minutes
Current minute 29
Minutes - Saturday 30
Minutes – Sunday 32
Minutes – Monday 41
Minutes – Tuesday 54
Publication and newspaper articles
Kinderrechte - Zur politischen Bildung in der Grundschule 68
Schulpraktische Überlegungen zum Thema Klassenrat 79
Die Kunst, das Lernen und die Demokratie 90
10 Jahre Grundschule Harmonie 94
Evaluation/Reports 101
Konkrete Umsetzungen seit dem Projekttreffen im Oktober
Besuch des österreichischen Bundespräsidenten, Herrn Dr. Heinz Fischer,
an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten 128
Aktivitäten im Rahmen der Schulentwicklung an der VS 20
im Schuljahr 2004/05 130
Fragebogen – „Demokratie lernen und leben“ 133
Praxisforschung
Projekt: Andere Länder – andere Sitten 143
Comenius 1 – Šolski razvojni projekti 2004/2005
Demokracija v šoli 144
Šolska pravila v Osnovni Šoli Žirovnica 2004/05 149
Activities of Debate club 167
Reflexion des Comenius-Projekttreffens an der PA in Klagenfurt 168
Termine für das nächste Treffen in Schuljahr 2005/06 169
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Das Projekt
5
Comenius-Schulentwicklungsprojekt 2004 – 2007
„In Europa Demokratie leben“
Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Projektkoordinatorin
Zwischenbilanz der Projektaktivitäten im 1. Projektjahr – Schuljahr 2004/05
Schüler/innen, Student/innen, Lehrer/innen und Professor/innen aus sieben EULändern
nehmen mittlerweile an dem internationalen Schulentwicklungsprojekt mit
dem Titel „In Europa Demokratie leben“ teil. Beteiligt sind Schüler/innen und Schüler
aus Österreich, Slowenien, Deutschland, Spanien, Finnland, Estland und Litauen –
von der 1. bis zur 12. Schulstufe. Die kindorientierte Arbeit in den unterschiedlichen
Klassen bildet dabei den einen Schwerpunkt. Sitzungen im Klassenrat, Sitzungen im
Schulrat, Mitbestimmung bei Lerninhalten, Planung eigenen Unterrichts, Kennen
lernen und Konfrontation mit fremden Kulturen und fremden Religionen, Selbsttätigkeit
und kooperatives Handeln im Rahmen freier Arbeitsphasen uvm. sind einige der
schulischen Umsetzungen des Schulentwicklungsprojektes. Neben Umsetzungsmöglichkeiten
des „Demokratielernens“ in der Klasse und in der Schule werden Untersuchungen
zu Schulversammlungen und anderen Formen von Kinderparlamenten, Vergleiche
der Lehrpläne durchgeführt.
Welches Ziel steht dahinter?
• Wir diskutieren mit Kindern, zeigen ihnen, wie sie im schulischen Alltag mitbestimmen,
mitgestalten und auch mitverantworten können.
• Durch die vielen Gespräche sollen die Kinder die Wichtigkeit von Konsenseregelungen
erkennen. Das Miteinander und nicht das Gegeneinander sollte im Vordergrund
stehen. Das Lernen, Vereinbarungen einzuhalten und das Lernen, mit Konsequenzen
des Nichtbeachtens umzugehen.
• Wir besprechen und hinterfragen gemeinsam Regeln, Werte, Normen und legen
diese für den Schulalltag fest.
• Wir erziehen Kinder zu Mitgliedern unserer Gesellschaft, die ihre eigene Meinung
vertreten, zu dieser stehen, diese hinterfragen und auch anderen Meinungen kritisch
gegenüber stehen.
• Wir fördern sowohl die Individualität der Kinder, aber auch den Gemeinschaftssinn
und Solidarität.
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• Wir geben den Kindern das „Handwerkszeug“ für das „Demokratielernen“, für den
Weg vom „ICH“ zum „DU“, für die Möglichkeiten der Begegnung mit dem „DU“ ab
der ersten Schulstufe.
• Die Schüler/innen erlernen einen respektvollen Umgang miteinander, sie lernen
Konflikte zu lösen, sie lernen aktiv handelnd interkulturelles, globales, vernetztes
Lernen.
• Sie lernen, ihr eigenes Lernen zu planen, dieses selbst in die Hand zu nehmen,
zu reflektieren.
Das ist ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, zum Erwerb von Selbst-, Sach- und
Sozialkompetenz. In den teilnehmenden Klassen finden sich für dieses Projekt keine
ausgesuchten Kinder. Wir arbeiten mit …
• leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Kindern;
• mit Kindern, die unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten aufweisen;
• mit Kindern, die einem Ideal von „braven“ Kindern entsprechen und mit solchen,
die erst auf dem Weg dorthin sind;
• mit Kindern, die mit sich und der Umwelt Probleme haben;
• mit Kindern mit und ohne Handicaps;
• mit in- und ausländischen Kindern;
• mit Kindern, so wie wir sie in Tausenden von Klassen vorfinden – und dieses
Arbeiten ist nicht immer leicht.
In dieses Projekt sind Student/innen und Professor/innen mit einbezogen, die an unterschiedlichen
Untersuchungen zum umfassenden Themenbereich des Demokratielernens
in der Klasse/Schule durchführen. Es arbeiten neben der Pädagogischen
Akademie des Bundes in Kärnten, das Pädagogische Institut Ljubljana, die Universitäten
Siegen, Tallin, Villnius, Zaragoza und mit. Durch die Teilnahme universitärer
Institutionen sehen sich angehende Pädagog/innen nicht erst in der Schulklasse
mit der Thematik des Demokratielernens konfrontiert, sondern sie erlernen
dies im Rahmen ihrer Ausbildung kennen und setzen erworbenes Wissen wieder in
ihren Schulpraxisstunden um. Es ist notwendig, dass junge angehende Pädagoginnen
und Pädagogen sowohl in der Theorie mit politischer Bildung und „Demokratielernen“
als auch in der Praxis damit konfrontiert werden. Lehrer/innen sind nicht
mehr Vermittler/innen von Wissen, sondern sollen den Kindern als Berater/innen,
Helfer/innen, Begleiter/innen zur Seite stehen.
Comenius` Idee, dass es möglich ist, Allen alles zu lehren, ist in einer schnelllebigen,
dynamischen Gesellschaft, wie wir sie heute vorfinden, nicht mehr möglich. Die
große, weite Welt ist für viele Kinder von heute klein geworden. Reizüberflutungen,
lockende Freizeitangebote, geplante Freizeit, Überbetreuung von Eltern stehen vielfach
nicht „normalen“ Beziehungen zwischen Elternteilen untereinander und gestörten
Beziehungen zu Eltern, Ängsten und Aggressionen der Kinder, Konfliktbereitschaft,
sozialer Verwahrlosung gegenüber. Wir Pädagog/innen müssen uns genau
den Herausforderungen der Differenzierung, Individualisierung und Förderung
stellen, das Eingehen auf individuelle Interessen und Gruppeninteressen lernen und
darauf reagieren, uns in einer Zeit des lebenslangen Lernens selbst permanent wieter
zu bilden und zu fordern. Die Zeit der allwissenden Lehrerinnen und Lehrer ist
vorbei. D. h., dass das belehrende Moment, so wie wir vielfach Unterricht erfahren
haben, vorbei ist. Reagieren wir auf die Kinderinteressen, nehmen wir Kinder im
schulischen Geschehen wahr und ernst, holen wir die Kinder dort ab, wo sie stehen!
7
Wir befinden uns im ersten Abschnitt des gesamten Projektvorhabens. Der offizielle
Projektbeginn fand im Oktober 2004 hier in Kärnten statt (siehe auch Freinet Kooperativ
1/2005). Ohne es zu wissen, waren wir bei der Konkretisierung der Forschungsinhalte
und Forschungsziele in der Planungsphase dem europäischen Gedanken
des Europarates für das Thema „Demokratie in Europa leben und lernen“ im
Jahr 2005 voraus. Als Koordinatorin dieses Projekts erhielt ich vor allem aus Litauen
und aus Estland viele Anfragen, dass Schulen in diesem Projekt partizipieren wollen.
Eine Erweiterung innerhalb der einzelnen Staaten ist sicherlich denkbar, eine
weitere internationale Ausbreitung wäre zwar aufgrund der Forschungsmöglichkeiten
interessant, jedoch organisatorisch nur mehr schwer durchführbar.
Das 2. Projekttreffen fand Ende April 2005 in Deutschland, an der Gesamtgrundschule
Harmonie in Eitorf (Nordrhein-Westfalen) statt. In den Dokumentationen, die
auf drei Ebenen erfolgen, wird die Entwicklung der unterschiedlichen Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten
von Demokratie in Klasse/Schule der beteiligten Schulen im
Zeitraum von 2004 bis 2007 festhalten. Aus der Dokumentation des Projekts, die auf
drei Ebenen erfolgt (Bilder, DVD, schriftlicher Bericht), soll die Entwicklung der
unterschiedlichen Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten von Demokratie in der Klasse/
Schule der beteiligten Schulen im Zeitraum von 2004 bis 2007 festgehalten
werden. Siehe auch: http://www.akademie.klu.at/Projekte/RAP_Gesdok.pdf
Für Pädagoginnen und Pädagogen stellt die Arbeit mit Kindern eine permanente
Herausforderung dar und die unterschiedlichen Aspekte des „Demokratielernens“ in
der Klasse und der gesamten Organisation Schule, der nationale und internationale
Vergleich sollen dazu beitragen, Forschungsergebnisse wieder im eigenen Wirkungsbereich
umzusetzen. Wir sind bei der Weitergabe demokratischer Werte Vorbilder.
Seien wir nicht nur Vorbilder, die kindorientiertes Arbeiten einfordern, tun wir es, leben
wir es!
8
Demokratisches Arbeiten, Lösen anstehender
Probleme, Zivilcourage,
Einsatz für Kinder, die keine Lobby
hinter sich haben, die Probleme haben
und vieles mehr können nicht nur
für die eigene Weiterentwicklung förderlich
sein, sondern ein Beitrag für
ein friedliches Neben- und Miteinander
darstellen. Die unterschiedlichen
Sichtweisen und Facetten von Demokratie,
Aspekte des interkulturellen
Lernens, der Friedenserziehung, der
Kinderrechte, der Menschenrechte
und die Auseinandersetzung mit Demokratie
durch vertiefende Literatur
usw. sollten nicht nur zur persönlichen
Professionalisierung dienen.
Weitere Ziele dieses Projekts sind
auch die Verbreiterung reformpädagogischer,
vor allem kindorientierter
Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten
in den Schulklassen der beteiligten Länder. Im Rahmen der Aktionstage 2005 konnte
unser gemeinsames Projekt bei der Konferenz „Demokratie-Bildung in Europa.
Herausforderungen für Österreich im April 2005“ einem breiten Publikum bei der
Projekt- und IdeenBÖRSE vorgestellt werden.
Die Studierenden der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten konnten sich
am „Aktionstag der Politischen Bildung“, am 3. 5. 2005, zu den vielen Facetten des
Demokratielernens Gedanken gemacht, Informationen eingeholt.
Den krönenden Abschluss
bildete der Besuch
unseres Herrn
Bundespräsidenten Dr.
Heinz Fischer. Als
oberster Repräsentant
der Republik Österreich
beantwortete er den
Studentinnen und Studenten
Fragen zum
Thema Demokratie.
Wann hat man sonst die
Gelegenheit, mit dem
Herrn Bundespräsidenten
Fragen zur Demokratie
zu diskutieren?
9
Als Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit dem gemeinsamen Projekt „In
Europa Demokratie leben“ kamen sowohl Kollegin Beate Traar-Krammer, Direktorin
der Volksschule Klagenfurt-Viktring, als auch der Rektor der Grundschule Harmonie,
Herr Walter Hövel, der extra wegen des Besuchs unseres Herrn Bundespräsidenten
von Köln hierher nach Klagenfurt reiste. Für viele Studentinnen und Studenten,
Kolleginnen und Kollegen hinterließ der Besuch des Herrn Bundespräsidenten einen
bleibenden Eindruck.
Am 20. Mai 2005 trafen einander alle Teilnehmer/innen der österreichischen Delegation,
um gemeinsam die Eindrücke des 2. Projekttreffens zu evaluieren. Dieses
Treffen fand an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten statt. Nicht nur
Kolleg/innen der PA, sondern auch Herr Dir. Dkfm. Dr. Josef Hieden, AL OStR Mag.
Dr. Friedrich Fuchs und AL Brigitta Kolmitz nahmen daran teil. Sowohl der Film, der
beim zweiten Projekttreffen gedreht wurde, als auch eine eindrucksvolle Powerpoint-
Präsentation ließen die Eindrücke wieder Revue passieren. Die Gesamtdokumentation
des 2. Projekttreffens, in der alle Aktivitäten der teilnehmenden Partnerinstitutionen
festgehalten sind, ist einsehbar unter:
http://www.akademie.klu.at/Projekte/RAP_Gesdok Projekttreffen 2.pdf
Die Vorbereitungen für das kommende Treffen im Schuljahr 2005/06 in Estland und
in Litauen laufen bereits auf Hochtouren. In der kommenden Dokumentation wird
darüber wieder berichtet.
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Eine „Schule für alle“ in Europa
Walter Hövel
Rektor der Gesamtgrundschule Harmonie, Eitorf
In unserer Gemeinde gibt es mehr und mehr Eltern, die ihre Kinder zur einer
Gesamtschule schicken wollen. Die Begründungen sind sehr verschieden. Die einen
wünschen sich mehr Förderarbeit, die anderen das Mehr an pädagogischem
Engagement eines sehr sozial ausgerichteten Gesamtschulkonzepts, die nächsten
einfach mehr Zeit für die Entwicklung ihrer Kinder. Da gibt es jene, die vom
pädagogischen Konzept der Gesamtschule überzeugt sind, jene, die diese Form der
Ganztagsschule favorisieren. Jene, die glauben, das Abitur sei in der Oberstufe der
Gesamtschule „leichter zu machen“. Die einen wollen dem (zu Unrecht!) schlechten
Ruf der Hauptschule ausweichen, die anderen der „Lernfleißmentalität“ der
Realschule, oder dem „konsequenten Aussortieren des Gymnasiums als „Lern für die
Note oder geh’ zur Haupt- oder Realschule’“. Es gibt jene, die ihr Kind einfach mit
Freunden, die sich für die Gesamtschule entschieden haben, gemeinsam zur
weiterführenden Schule schicken wollen.
Es mag noch viele weitere Gründe geben. Aber im Gesamten spiegelt das
Schulauswahlverhalten vieler Eltern eine große Unsicherheit wieder. Die Bildungsverantwortlichen
unserer Gesellschaft streiten und feilschen um PISA-Bundeslandgefälle
und PISA-Interpretationen zur Verhinderung von Konsequenzen, „Einheitsschule“,
„Verbundschule“, Gesamtschule, Realschule, Gymnasium und Hauptschule,
Waldorfschule oder Privat- oder Hochbegabtenschule anstatt den Eltern
Orientierung und Sicherheit zu geben. Deutschland präsentiert sich in der Bildung
zerstritten, ohne ein gemeinsames einheitliches Konzept oder gesellschaftlichen
Konsens.
Außer Deutschland, Österreich und die Schweiz kennt kein anderes Land Europas,
und weder die USA, Kanada, Australien noch andere entwickelte Länder dieser Welt,
diesen Streit. Was ist bei unseren Nachbarn und Freunden anders? Was ist bei uns
geschehen?
1973 wurden in der Bundesrepublik gegen den entschiedenen Widerstand der CDU
und CSU innerhalb eines Jahres die ersten 100 Gesamtschulen in Westberlin und in
Hessen gegründet, bis heute gibt es gerade mal 800 in ganz Deutschland. Diese
„Gesamt“schulen wurden und werden als Schulen der Klassen 5 bis 10 - mit oder
ohne anschließende (eigenständige) Oberstufe - neben den bestehenden Schulen
der Sekundarstufe I, den Real- und Hauptschulen und Gymnasien angeboten.
11
Dies ist einmalig in der Bildungspolitik der gesamten Welt. Nur Deutschland und
einige Kantone der Schweiz glauben nach nur 4 Jahren Grundschule ein gegliedertes
Schulsystem anbieten und dahinein und daneben unverbindlich eine integrierte
Schulform wie die „Gesamt“schule setzen zu müssen.
Europa und die uns bedeutenden Ländern der Welt haben erstens eine möglichst
lange gemeinsame Bildung für alle. Zweitens haben sie klar, dass ihre Grundschule
der wichtigste, weil grundlegende Teil ihres Schulwesen ist. Drittens dauert die
Grundschule überall länger als 4 Jahre ist. Und viertens folgt, außer noch in
Liechtenstein und Hongkong, immer eine einzige „Schule für alle“. Niemand käme
auf die Idee, dass eine „Gesamt“schule mit dem 5. Schuljahr beginnen könnte. Sie
beginnt am Anfang, und das ist die erste Klasse der Grundschule. Die Aufteilung in
verschiedene Bildungswege kennen die anderen Länder erst nach der gemeinsamen
Grundbildung oder Grundschule ab Klasse 9 bis 12.
Die überwiegende Zahl der europäischen Länder lassen ihre Kinder 6 bis 9 Jahre in
die Grundschule gehen1. Erst dann trennen sich die Bildungswege der Kinder und
Jugendlichen. In diesen Ländern denkt niemand, nicht die konservativste, sozialistischste,
grünste oder liberalste aller Parteien -selbst bei Problemen in der Bildungüber
die Einführung oder Wiedereinführung eines gegliederten Schulsystems nach.
Und dies ist so, weil die “Schule für alle“ eine Frage des historischen demokratischen
Grundverständnisses in Europa und in der demokratischen Welt ist!
Diese Gedanke der „Schule für alle“ begann mit den ersten demokratischen bürgerlichen
Forderungen nach Rechten und Gerechtigkeit für alle Menschen! 1632 fordert
ein Comenius eine „Schule für alle“ mit den Klassen 1 bis 7 von 6 bis 12 Jahren.
Wilhelm von Humboldt schrieb 1819 für die preußische Regierung(!) einen Schulgesetzentwurf
und forderte die „Verwirklichung der Menschenbildung“ durch eine einheitliche
Schule mit 9 Klassen von 6 bis 14 Jahren.
In Deutschland ist die erste Demokratie erst nach dem ersten Weltkrieg entstanden.
Und diese Demokratie war leider eine sehr schwache. So schaffte man es damals
nicht, den deutschen Bildungs- und Demokratieidealen Goethes, Schillers oder der
Gebrüder Humboldt zu folgen. 1919 wurde von den Demokraten dem preußischen
Adel, dem Militär und stockkonservativem Bürgertum in der Verfassung der Weimarer
Republik ein Kompromiss abgerungen: Die „Schule für alle“ wurde auf die ersten
4 Jahre der Schulzeit beschränkt. Das ist das, was wir heute die 4jährige Grundschule
nennen. Wir haben 4 Jahre „Schule für alle“ und dann „weiterführende“
gegliederte Schulen seit 1919. In den USA wurde die einheitliche Erziehung aller
Menschen bis Klasse 10 im Jahre 1900 eingeführt, die Grundschule dauert 6 Jahre,
dann folgt eine einheitliche weiterführende Schule von heute weiteren 6 Jahren.
Dänemark beginnt in Europa im Jahre 1958 mit einer zunächst 7jährigen Grundschule,
die anderen Länder folgen in den nächsten Jahren zu einem Standard von 6
bis 10 Jahren Grundschule. Bei „kürzerer“ Grundschule folgt immer eine „Schule für
alle“ bis zum 10. oder 12. Schuljahr. Deutschland, Österreich, Liechtenstein und
Hongkong, verpassen die Mitfahrt, sie ließen ein gegliedertes Schulsystem bestehen.
1 Frankreich hat eine sehr eigene Situation mit dem Schuleintrittsalter von 3 Jahren. Hier wird die
Grundschule in 2 Teile geteilt mit einmal 3 und einmal 5 Jahren. Italien hat noch 5 Jahre Grundschule,
die englischsprachigen Länder alle 6 Jahre , die PISA-Spitzenreiter Finnland und Korea 9
Jahre. Selbst Liechtenstein und Hongkong haben 5 bzw. 6 Jahre.
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In Deutschland blockieren die Einen, sie wollen am Hergebrachten festhalten. Die
Anderen, nicht in der Lage einen Konsens herzustellen, begehen den Irrweg einer
Bildungspolitik mit der aufgesetzten und daneben gesetzten „Gesamtschule“. Diese
neue 4. Schulform wird in den Folgejahren einige bemerkenswerte pädagogische Akzente
setzen. Sie musste in ihrer Konkurrenzsituation und mit ihrem Demokratieanspruch
als eine Alternative in der „Bildungslandschaft, oder besser im Bildungsdschungel
der so genannten Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 10) schaffen. Es gelang
ihr ein eigenes von vielen Eltern gewünschtes pädagogisches Profil zu entwickeln.
Aber ihrem Anspruch eine „Schule für alle“ zu sein, konnte sie nicht gerecht werden,
da bei weitem nicht alle in diese Schule gehen und, weil sie in ihren Klassen durch
ein Kurs- und Leistungssystem weiterhin Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten
unterscheidet, auch, wenn sie für einige Stunden und Fächer in einer Klasse
sitzen. Bei der Einschulung werden auch Gesamtschüler durch staatlich vorgegebene
Quoten und durch staatlich vorgeschriebene Abschlüsse, die sich wiederum am
gegliederten Schulwesen orientieren, unterschieden.
Es ist nicht einfach die Frage der formalen Einführung einer „Schule für alle“. Die Entscheidung
der anderen Länder und ihrer Menschen für eine „Schule für alle“ als einer
Entscheidung für eine demokratische Grundeinstellung, führt dann in vielen Ländern
auch zu einer anderen Haltung der Regierungen, der Bildungspolitikerinnen und –
politikern und der Menschen bei allen schulischen Entscheidungen. Hier wird mehr
Geld für Bildung ausgegeben, auch bei knappen Kassen Prioritäten für die Kinder
und die Bildung gesetzt. Hier wird mehr investiert in eine bessere Ausbildung von
mehr Erziehern und Lehrern. Hier ist Schule wichtiger und hier entsteht dann auch
die Einstellung, dass jedes Kind wichtig ist, kein Kind aussortiert werden oder ins
schulische Abseits geraten darf. Hier wird jedes Kind gefördert, ob „ausländisch“, ob
„arm“ oder „reich“, ob „minderbegabt“, „gehandikapt“ oder anders als die Anderen.
Demokratie ist und bleibt, wenn alle für alle etwas tun und die Kinder der Anderen
genauso wichtig sind wie die Eigenen.
Wir sollten von unseren Nachbarn lernen, es gibt für uns immer noch keine andere
Zukunft als die Zukunft unserer Kinder. Und eine solche Bildung muss heraus aus
dem Parteiengezänk. Es geht um alle Kinder. Was andere Politiker anderer Länder
können, sollten wir auch können, ob konservativ oder rot oder grün, hier ist der
Konsens von Demokraten verlangt, für die Kinder. Wenn nun in unserer Gemeinde
überlegt wird, eine Realschule zu gründen, die mit der Hauptschule in ein Haus
ziehen wird, kann dies möglicherweise den Ruf der Hauptschule verbessern. Wenn
dies dann noch „Gesamtschule“ oder so ähnlich genannt würde, könnte dies zu
einem weiteren bisher in der Gemeinde nicht vorhandenem pädagogischen Profil im
Sinne eines weiteren Angebots führen. Wenn diese Haupt-Real-Verbundschule das
Gymnasium als Eliteschule stärken und die bestehenden „Gesamtschulen“ in „Haupt-
Real-Verbundschulen“ verwandeln soll, wäre dies der Versuch zu einem zwei gegliederten
Schulsystem zu kommen. In Hamburg zum Beispiel, wurde dies schon vor
vielen Jahren erfolglos erprobt. Aber auch kosmetische Operationen können zu mehr
Selbstbewusstsein oder mehr Attraktivität führen.
Die Frage wäre also, ob wir kleinste Brötchen backen und die Realschulen und Gesamtschulen
loswerden wollen, um die dann umbenannte Haupt-Real-Verbundschule
wieder in Richtung einer „Volksschule“ mit „volkstümlicher“ Bildung stärken
wollen. Oder ob die Gemeinde den gesetzlich beschriebenen Weg der Befragung der
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Eltern zur Errichtung einer Gesamtschule geht. Die Befürchtungen sollten sich in
Grenzen halten. Erfahrungsgemäß geht es Gymnasien bei benachbarten Gesamtschulen
nicht schlechter!
Oder die Frage wäre, ob wir uns nach dem Vorbild unserer Nachbarn und Freunde
auf einen Weg zu einer „europäischen Schule für alle“ machen und aus der bestehenden,
ausgesprochen erfolgreichen eigenen Grundschule heraus eine europäische
„Schule für alle“ entwickeln.
Eine europäische demokratische „Schule für alle“, beginnt mit der ersten Klasse. Es
müsste die Grundschule verlängert werden. Vielleicht erst auf 6 Jahre2, vielleicht eine
Verlängerung auf 8 oder 9 oder gar 10 Jahre, wie alle anderen Europäer. Die Gebäude
stehen in meiner Gemeinde schon alle ganz dicht bei einander, aber noch
nicht die Ansichten.
Aber daran sollten wir gemeinsam arbeiten, uns die Beispiele der anderen anschauen.
Die Zeit, vor allem in Zeiten einer rasend schnellen Globalisierung, lässt
manchen Streit überflüssig werden. Das gegliedert Schulwesen ist es in Europa
schon lange überwunden und wir liegen bekanntlich mitten drin.
Walter Hövel
2 Die NRW-Landesregierung ließ diese Möglichkeit wissenschaftlich und politisch von einer Bildungskommission
„Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft“ 1995 gut begründet erarbeiten. Leider entschied
die Regierung sich dann für andere „Reformen“. So geht es auch heute noch den Humboldts.
14
Involved Schools/involved institutions – Schoolyear 2004/05
Austria Volksschule der Akademie des Bundes in Kärnten
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Hubertusstraße 1, A-9022 Klagenfurt
Tel: +43/463/23 7 85; Fax: +43/463/23 7 85 99
http://www.akademie.klu.at
office@akademie.klu.at
pia-maria.rabensteiner@akademie.klu.at
Volksschule 20, Klagenfurt-Viktring
Schulstraße 1, A-9073 Viktring
Tel: +43/463/28 11 02; Fax +43/463/28 11 02
direktion@vs-klagenfurt20.ksn.at
Estonia Pärnu-Jaagupi Gümnaasium
Koolo 3, EST-87201 Pärnu-Jaagupi
Tel: +372/44 97 155; Fax: +372/44 97 158
pjg@jaagupi.parnu.ee
Universität Tallin
Germany Grundschule Harmonie
St. Martinsweg 5, D-53783 Eitorf
Tel: +49/2243/91 26 20
grundschule.harmonie@web.de
gs-harmonie.homepage4u.net
Universität Siegen - Fachbereich 2
D-57068 Siegen
falko@paedagogik.uni-siegen.de (Dr. Falko Peschel)
oase@paedagogik.uni-siegen.de (Prof. Dr. Brügelmann)
Lithuania Klaipeda Zemyna Secondary School
Kretingos 23, LT-Klaipeda
Tel: +370/46 40 31 04
zem12@centras.lt
Universität Villnius
Slovenia Osnovna šola Žirovnica
Zabreznica 4, SLO-4274 Žirovnica
Tel: +386/5 809 157;
Info@os-zirovnica.org
http://ww.os-zirovnica.org
Pedagoški Inštitut
RPCPI-Korak za Korakom
Gerbičeva 62, SLO-1000 Ljubljana
Tel: +386/1 429 20 20
Spain Faculty of Education
San Juan Bosco, 7, E-50009 Zaragoza
Tel: +34/976 76 13 06 (1309)
cmolina@unizar.es ¸jrsolsan@unizar.es
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2 nd Projectmeeting April 2005
Invitation to the 2 nd Projectmeeting
Participients of the 2 nd meeting
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Einladung/Povabilo/Invitation/Invitacion/Kvietimas/Kutse
to the 2 nd Project-Meeting
Comenius-Schulentwicklungsprojekt
“To live democracy in Europe”
Time: 23 rd April 2005 (10.00 a. m.) – 27 th April 2005 (10.00 a. m.)
Location: Gesamtgrundschule Harmonie
St. Martinsweg 5
D-53783 Eitorf
(Tel. +49/2243/91 26 20)
grundschule.harmonie@web.de
Program:
Saturday, 23 th of April 2005
Arrival in the host families
Sunday, 24 th of April 2005
Sunday morning - Working groups
Sunday afternoon – Visiting the “House of History” in Bonn (History of democracy in
Germany)
Visiting a pub in Cologne
Monday, 25 th of April 2005
Monday morning - Hospitation in the school “GGS Harmonie”
Monday afternoon – Working groups
Monday night – A cultural evening aut the school with parents and other guests
Tuesday, 26 th of April 2005
Tuesday morning – Working groups on democracy with children
Tuesday night – Meeting at Siegen University with members of the highschool
Wednesday, 27 th of April 2005
Wednesday morning – Working groups
Departure
I am happy to meet you in Germany.
Mag. Pia-Maria Rabensteiner, Coordinator
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Hubertusstraße 1, A-9022 Klagenfurt
Tel +43/463/23 7 85 Fax +43/463/23 7 85 99; Tel/Fax priv. +43/463/282561
piaraben@gmx.at / pia-maria.rabensteiner@akademie.klu.at
12. 5. 2005
Grundschule
Harmonie
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Participients of the 2 nd meeting
18
Teilnehmer/innen
Vera Berger
Marc Bohlen
Elisabeth Brunnner-Wappis
Peter Bulovec
Meta Cuk
Sina Gerlach
Eva-Maria Grentner
Gitte Haane
Walter Hövel
Annette Käshammer
Juliane Koch
Polona Kranjc Kus
Claudia More
Miriam Patt
Falko Peschel
Claudia Preiml
Gerhard Rabensteiner
Pia-Maria Rabensteiner
Sara Roth
Michael Rumpelnik
Sonja Rutar
Christine Schaumann
Rieke Schiemann
Alma Schmitz
Ulli Schulte
Ingrid Sematon
Valentin Sodja
Ferdinand Stefan
Beate Traar-Krammer
Aili Vunk
Heike Wagner
Harald Wiltsche
19
Schoolreport/Schoolvisit
Gesamtgrundschule Harmonie - Eitorf
20
Gesamtgrundschule Harmonie
Eine Schule, an der auch Freinet eine Rolle spielt
Walter Hövel
Rektor der Gesamtgrundschule Harmonie, Eitorf
Ich arbeite an einer Schule3 mit einigen Erwachsenen. Sie alle, eine Diplompädagogin,
eine Sozialpädagogin, 7 Lehrerinnen, 2 Lehrer, ein Schriftsetzer, eine Sekretärin
und viele Mütter, Väter und ein Großvater haben etwas gemeinsam. Die Vermittlung
von Lehrstoff ist sekundär gegenüber der Begleitung der Kinder in ihren
eigenen Lernprozessen. Wir alle trauen den Kinder alles zu, Unsinniges, Dummes
oder Falsches, aber vor allem, dass sie lernen, trotz und mit Schule. Um es anders
auszudrücken, wir nehmen die Kinder als Menschen ernst. Wir sind erwachsene Dialogpartner,
Organisationshelfer, Berater, Lernanimateure und Mitlerner. Und wir versuchen
einschätzbar, berechenbar, zuverlässig, erreichbar für die Kinder zu sein.
Eine unserer Berechenbarkeiten besteht darin, dass wir an unserer Schule keine
„Schlägereien“ zulassen. Wir sind hier relativ zuverlässig, da wir jede unserer
Handlungen unterbrechen, wenn eine Schlägerei sich entwickelt oder bereits im Gange
ist. Die Kinder können uns einschätzen. Sie wissen, dass ein Gespräch folgt, ein
Klassenrat, auch mit „betroffenen Gästen“ aus anderen Klassen oder Schulen, wir
nicht das Elterngespräch
scheuen, Jungendgruppen4
oder „Furienprogramme“5 für
Mädchen (Lutz Wendeler,
Freie Schule PrinzHöfte) initiieren,
wir Übungen zu Verhaltensalternativen
machen,
oder schlichtweg sauer sind,
wenn einer die Hauptregel
missachtet und dies auch
zeigen und damit die Betroffenen
erreichen.
Dies alles ist eingebettet in
einen Schulalltag, in dem es
3 Es ist die "Grundschule Harmonie" in Eitorf in Nordrhein-Westfalen
4 Zu oft blockierten die sich immer wiederholenden Probleme der Jungen den Klassenrat. Wann immer es möglich war, etwa durch die Anwesenheit einer
Praktikantin, oder etwa eine Projektarbeit, bei der die Mädchen alleine arbeiteten, bildete ich mit den Buben einen eigenen Kreis. Am besten gelang es, als
Uschi Resch zu Gast war. Als Frau hatte sie eine noch größere positive Distanz. Die Jungs taten sich schwer, diesen Kreis alleine durch zu führen.
5 Hier lernen Mädchen von Jungen durch deren Anleitung und Begleitung, was diese - im Gegensatz zu vielen Mädchen - so gut können: sich wehren,
widersprechen, protestieren und andere Tugenden. Im Gegenzug sind dann Buben auch eher bereit sich von Mädchen Verhaltensweisen anzueignen, die
ihnen so schwer fallen.
21
keinen Plan und kein Programm gibt, der den Lehrkräften das „kindgemäßoffenfreiarbeitende“
oder „werkstattstationenatelierorientierte“ oder „freinetmontessorigestalt-
humanistische“ Arbeiten vorschreibt, da es mehrheitlich verabschiedet vom
Schulleiter durchgesetzt wurde. Vielmehr arbeiten wir an einem „neuen heimlichen
Lehrplan“ (Wolfgang Mützelfeld). Eines der Grundelemente unserer Philosophie ist,
dass traditionelle Schule wahrscheinlich die Dinge des Lernens eher falsch gemacht
hat, wir aber, wenn wir’s nicht besser wissen, es genau so wie in die Schule machen
(alte freinetische Weisheit). Die Praxis der Didaktik behindert das Lernen der
Menschen. So halten wir den frontalen Unterricht (besser „direct teaching“) für eine
gute Form der Vermittlung von von den Kindern erfragten Inhalten, falls nicht alle
zuhören müssen, und uns selbst auch der Sinn des zu Vermittelnden einleuchtet und
wir uns selbst bei diesem
Thema für kompetent
halten. Aber die meiste
Zeit verbringen die Kinder
bei ihren „Verabredungen“
(Ulrike Strombach), in
ihren eigenen Arbeitsgruppen
und im Gespräch
im Kreis.
Die zweite Erkenntnis ist
die, dass Menschen nicht
auf die Grundlage einer
programmatischen Plattform
festzunageln sind,
auch wenn sie sie selbst
erarbeitet haben. Bei der programmatischen Festlegung der Arbeit können sie gar
nicht wissen, was für Lernsituationen die Kinder und die Situationen der Zukunft
verlangen werden. Und vor allem, woher soll ein Lehrer oder eine Lehrerin wissen,
was sie selbst zukünftig leisten können, wo sie sich hin entwickeln werden. Eine
Lehrperson, die sich selbst entwickeln soll, die die „Erlaubnis“ bekommt selbst zu
lernen und die eigene Professionalität zu erhöhen, kann doch nicht vorher eine
Forderung an sich selbst unterschreiben, wenn sie möglicherweise ein normaler
Mensch geblieben ist, und sich vor Unbekanntem fürchten könnte, auch wenn sie es
selbst einmal tun könnte. Es gilt also, am „geheimen Lehrplan“ zu arbeiten, im
alltäglichen pädagogischem Kleinkram entlang der Bedürfnisse der Kinder zu
kooperieren, es gilt, die eigene Arbeit ständig und immer wieder kritisch zu
reflektieren und das kooperativ zu tun. Es gilt, das eigene Tun immer wieder
einzuordnen, in vorhandene Denkmodelle, in entstehende oder eigene. Erst im
Nachherein ergibt es einen Sinn, dass bereits erreichte in einer Programmatik
festhalten zu wollen, damit es nur verloren geht, wenn es nicht mehr gebraucht wird,
damit es nicht versehentlich, aus Unaufmerksamkeit heraus verloren geht.
Die dritte Erkenntnis ist die, dass die Freinetpädagogik zwar meine Pädagogik ist,
der Eine aber eher Richtung Jürgen Reichen geht, oder der Andere auf die Richtlinien
der Grundschule als solche schwört, oder in der zweiten Ausbildungsphase zu
Stationsarbeitern geformt wurde, oder wir alle aber im Grunde genommen unsere
eigene Pädagogik entwickelt haben, und dieses Selbstbewusstsein vielleicht nach 6
Jahren Arbeit, so etwas wie einen eigenen pädagogischen Stil der gesamten Schule
hat entstehen lassen. Jede Lehrerin pflegt ihren eigenen Unterrichtsstil, wobei ge22
meinsame Elemente durch den ständigen Austausch immer wieder ausfindig zu
machen sind. Gleichzeitig aber ist die gesamte Schule eingebunden in ein gemeinsames
Flechtwerk von Ereignissen, Regeln und Organisationsformen. Alle arbeiten
auf den Gängen und im Forum, wo Tische und Stühle stehen, die Kinder arbeiten im
Lehrer/innenzimmer, im Sekretariat oder im Schulleiterzimmer, sie sitzen draußen,
vor der Klasse, auf Treppen, im Schulgarten oder auf der Wiese, gehen alleine in die
Druckerei oder benutzen die Lehrer/innentoilette.
Es gibt alle 14 Tage eine
Schulversammlung im Forum der
Schule, die von den Kindern
selbst geleitet wird, die auch für
die Zusammenstellung des Programms
verantwortlich sind. Hier
werden von den Kindern Ergebnisse
der Arbeit aus den Klassen
oder von Arbeitsgruppen vorgestellt,
Tänze, Freie Texte, Schattenspiele,
Singspiele, Kompositionen,
Projektergebnisse,
Theaterstücke und Lieder und
andere möglichen repräsentationswürdige
Dinge. Auch Probleme werden hier von über 200 Kindern und
Lehrer/innen besprochen. Diese Versammlung dauert in der Regel 30 bis 60
Minuten. Hier lernen die Kinder das Präsentieren ihrer eigenen Arbeit. Hier erfahren
sie, dass sie einen "Beitrag leisten" können. Das macht „leistungs-bewusst“, „selbstbewusst“
und gibt das Gefühl etwas Wert zu sein. Hier wird deutlich, dass die Arbeit,
die sie leisten, nicht nur ihnen nützt, sondern eben ein Beitrag zum Nutzen aller ist.
Und diese Erkenntnis macht den Nutzen für einen selbst noch größer.
Die Woche an unserer
Schule beginnt mit der
Montagsversammlung im
Forum unserer Schule aller
Menschen, die hier lernen
und arbeiten. Die
Schulleitung begrüßt
zunächst alle und leitet sie.
Es werden alle Geburtstage
seit der letzten Montagsversammlung
gefeiert.
Jedem Kind gehört eine
Strophe des „Happy
Birthday“s, und das „Cos
she’s a jolly good fellow“
schließt sich an. Kinder und Erwachsene tragen alle Nachrichten, die im Laufe der
Woche relevant sind mit, also etwa ein Projekt einer Klasse, ein Fest, Besuch oder
Sonstiges aus der Vielfalt der Ereignisse an der Schule. Hier werden auch Bitten,
Beschwerden oder Kritik vorgetragen, die die Schulöffentlichkeit angehen. Es folgt
die Beantwortung der letzten und der Vortrag der neuen „Frage der Woche“. Die
23
Versammlung kann durch andere Elemente ergänzt werden, wie etwa das
gemeinsame Singen eines Liedes.
Wir haben ein Kinderparlament eingerichtet. Jede Klasse wählt ein Mädchen und
einen Jungen in das Kinderparlament, das wöchentlich in einer 5. Stunde tagt. Es
kann Beschlüsse fassen, die den gesamten Schulbetrieb angehen. Das Kinderparlament
wird von einem „Kids–Manager“ betreut, die/der in direkter Wahl von den
Kindern bestimmt wird. Alle tragen Hausschuhe im Gebäude, drinnen wird nicht
gelaufen, in den Pausen entscheidet jede/r selbst, ob sie oder er rausgeht oder im
Gebäude bleibt. Immer wieder gibt es Arbeitsgruppen mit Eltern, die Druckerei
betreute ein arbeitsloser Schriftsetzer, jetzt mehrere Mütter. Es gibt immer wieder
klassen- und jahrgangsübergreifende Projekte, gemeinsame Arbeitsstunden verschiedener
Jahrgangsklassen, der Besuch einzelner in anderen Jahrgangsklassen
für Stunden oder Tage. Die Türen stehen offen, wir gehen auch zu den Anderen
rüber, um eben was zu fragen, um einen Ärger sofort loszuwerden oder weil du ein
Material brauchst. Und das alles machen wir Lehrer/innen wie in einet Freinetklasse.
Die Freinetpädagogik habe ich als Schulleiter verbindlich gemacht, nicht für den
Unterricht in den Klassen, sondern als Organisationsmodell für die Lehrer/innen
selbst. „Unser“ Kollegium ist „meine“ Freinetklasse. Im Zentrum steht die wöchentliche
2-stündige Konferenz wie der Klassenrat in der Klasse. Eine Wandzeitung
bestimmt die Themen unserer Arbeit, ob „Fort“Bildungsthema, Problem, Inhalt,
Wunsch oder Angebot. Die Präsidentschaft wechselt wie das Protokoll jede Woche,
nur der (supervisionäre) „Joker“ fehlt. Hier wird die Arbeit reflektiert, evaluiert, geplant,
gestritten, geklärt, die Schule auch einmal politisch gesehen, gezeigt, gemacht,
gearbeitet, - kooperativ - und gelernt. Im Schulprogramm heißt es:
Kooperation in der Lehrer/innenkonferenz
Jede Woche findet an unserer Schule eine mindestens zweistündige Konferenz statt.
Jede Kollegin/jeder Kollege übernimmt alternierend die Leitung. Sie oder er wählt
das Thema der gemeinsamen Arbeit. Hier wird tägliches und grundsätzliches Schulprogramm
erarbeitet.
Die Schwerpunkte sind:
Vorstellung unserer Arbeit in den Klassen
Planung gemeinsamer schulischer Aktivitäten und Projekte
Planung klassenübergreifender Aktivitäten
Planung von Kooperation mit außerschulischen Stellen, Personen und
Organisationen
Koordination der einzelnen Vorhaben
Auseinandersetzung mit Grundbegriffen des Lernens und der Erziehung
Auseinandersetzung mit neuen, nicht nur pädagogischen, wissenschaftlichen
Erkenntnissen und berufsspezifischen Innovationen
Auseinandersetzung mit Anforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung
Permanente Evaluation der eigenen Arbeit
Nachdenken über Kindheit, Lernen und Schule
Nachdenken über gemeinsame Werte und Grundbegriffe
Nachdenken über die Eltern- und Lehrer/innenrolle
Hinterfragen der eigenen Strukturen und Formen
selbst organisierte allgemeine und fachspezifische Fortbildung
Sponsoring und Mittelbeschaffung
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Vorbereitung von Hospitationen an anderen Schulen, Lernwerkstätten oder
Weiterbildungsinstitutionen
Probleme der Lehrer/innenbildung
Auseinandersetzung mit geladenen Gästen aus therapeutischen, wissenschaftlichen
oder anderen erzieherischen Bereichen
Jede erste Konferenz eines Monats ist die „Kinderkonferenz“. Hier stellen die Lehrer/
innen ihre/seine Probleme mit Kindern ihrer Klasse vor. Hier stehen einzelne Kinder,
die Beratung der Kolleg/in und die Erstellung individueller Lernprogrammen für
das Kind im Mittelpunkt. Weder die Konferenz, noch die Schulleitung, noch ein Schulprogramm
schreiben den Lehrkräften ein „vereinheitlichtes Unterrichtskonzept“ vor.
Der Unterricht organisiert sich auf der Grundlage
der Bedürfnisse des individuellen Lerntyps und der Persönlichkeit der Kinder
der sich entwickelnden Selbstorganisation der Kinder in Arbeitsplänen und im
Klassenrat
der allgemeinen professionellen
und besonderen, speziellen Fähigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer
der kooperativen Vereinbarungen, Absprachen und Beschlüsse der Lehrer/innen
und der Schulkonferenz
der Richtlinien und Lehrpläne,
der Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder
der speziellen Gegebenheiten der Schule und des Standorts
Die vierte Erkenntnis ist die, dass auf den Staat, der Träger der Einrichtung Schule
ist, relativ wenig Verlass ist. Er versucht zwar viel einzufordern, (selbst die – selbstverhinderte
Qualitätssicherung) - es scheint genügend Personal da zu sein, um
Erlasse und Traktate zur „Leistungskontrolle und dem Üben als tragendes Element
des deutschen Leistungsschule“ zu schreiben, auch wenn wir mit dieser gleichbleibenden
Masche seit Jahren im internationalen Vergleich immer mehr absacken -
aber ansonsten ist es wie es dereinst im real existierenden Sozialismus einmal
gewesen sein soll: mal fehlt es an Lehrer/innen, mal fehlt es an Mitteln für die Einrichtung,
mal an Einsicht in die Lage der Basis, mal an Geld für Schulbücher, mal an
Geld für Reinigungskräfte oder Hausmeister, aber die Planerfüllung muss immer
stimmen. Die Brigade vor Ort hat die Probleme schön zu lösen, verantwortlich für den
richtigen Einsatzwillen sind die untersten Leitungen, die Politik stimmt immer, da die
Politiker ja alles ...
Und hier setzt die fünfte Erkenntnis ein: Wir tun alles, was nicht verboten ist (Werner
G. Mayer), und das hartnäckig, informierend, klug und vermittelnd. Einer meiner
Lieblingssätze an Leute, die aus unserer Schule eine „normale“ Schule machen
wollen, lautet: „Auch sie machen aus unserer Schule keine Schule!“
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Brief an die Eltern der „Harmonie-Kinder“
Liebe Elter, Kinder und Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule!
Fünf Tage lang hatten wir Gäste aus Estland, Österreich und Slowenien. Es waren
für viele von uns anstrengende, aber auch spannenden und erfüllende Stunden. Es
gelang uns, alle Gäste des europäischen Comenius-Projektes in Familien und bei
Kolleginnen unterzubringen. Ausnahmslos äußerten sich unsere Gäste beeindruckt
von der Offenheit und Freundlichkeit ihrer Gastgeber. Wir haben einen sehr guten
und bleibenden Eindruck der Gastfreundlichkeit hinterlassen.
Ebenfalls war es für unsere Gäste beeindruckend, dass Eltern und Kinder auch an
unseren außerschulischen Veranstaltungen im haus der Geschichte in Bonn und
beim Vortrag von Prof. Hans Brügelmann zum Thema „Demokratie und Schule“ an
der Universität in Siegen teilnahmen, wie Eltern immer präsent sind, ob am Schulmorgen
oder bei der Vorbereitung und Durchführung von Festen.
Am Sonntag und an den Nachmittagen arbeiteten wir in Seminarform mit unseren
Gästen. Von Eltern wurden wir liebevoll mit Speisen versorgt. Am Montag hospitierten
unsere Gäste in unserer Schule. Ihre Kinder zeigten einen gewöhnlichen Schulmorgen
und imponierten so mit einer Schule, die jedem internationalen Vergleich
standhält. Am Dienstag boten Ihre Kinder den Gästen Arbeitsgruppen an, in denen
sie ihre Arbeit zu speziellen Themen zeigten und erklärten. Es gab eine selbst
organisierte Mathestunde, Kinder, die unsere Gäste in Englisch unterrichteten, eine
Sitzung des Kinderparlaments, eine Führung um und durch die Schule, eine
Dichterlesung, eine Kreisgruppe, in der von den Kindern erklärt wurde, wie sie ihre
Arbeit und ihr lernen organisieren, wie sie dabei miteinander umgehen, und last but
not least eine selbst organisierte Sportstunde. Es ist schon beeindruckend, wie
kompetent Ihre Kinder ihr eigenes Tun erklären können.
Der Höhepunkt war unser Fest am Montagabend. Über hundert Gäste kamen. Neben
unseren Gästen und den beteiligten Eltern kamen der Leiter des Schulamtes, Vertreter
aller politischen Parteien in Eitorf und viele Vertreter von Kirchen, Banken,
Polizei, Unternehmen und anderer Schulen. Es gab zwei Reden und ein vortrefflich
von Eltern und Lehrerinnen gestaltetes musikalisches Programm. Den Abschluss
bildete unser internationales Buffet. Was Eltern und Lehrerinnen hier „auffuhren“, war
ungewöhnlich gut! Dieser Abend mit seiner „Harmonie“- typischen Atmosphäre fand
große Anerkennung bei allen Anwesenden.
Ich möchte mich herzlichst bei allen Eltern, Lehrer/innen und den Kindern für ihren
Einsatz und die Freude, die sie den Gästen bereiteten, bedanken. Einige unserer
Mütter und Lehrerinnen haben im besonderen Maße zum Gelingen unserer Comenius-
Veranstaltung beigetragen. Ihnen und Euch gebührt hier auch ein besonderer
Dank! Ich denke, wir haben gemeinsam ein Stück an Europa, Demokratie und der
Entwicklung einer guten Bildung gearbeitet.
Danke!
Walter Hövel
26
27
28
Minutes
Current minute
Minutes – Saturday
Minutes – Sunday
Minutes - Monday
Minutes – Tuesday
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Current minute
Samstag, 23. April 2005
Eintreffen der Teilnehmer/innen
Vorstellung der Teilnehmer/innen
Rundgang durch die Schule
Besprechen des Programms für die drei Arbeitstage
(Teilnehmer/Innen: Walter, Mark, Pia-Maria, Meta, Sonja, Polona, Aili,
Claudia, Ferdinand, Beate, Ingrid, Harald, Gerhard, Elisabeth, Eva-Maria,
Peter, Valentin)
Rundgang durch die Schule: In jeder Klasse gibt es eine Tür in das Freie, deshalb
stehen die Gänge des Schulgebäudes als Arbeitsräume zur Verfügung.
Die Bibliothek ist für alle zugänglich. In allen Klassenräumen stehen Computer.
Jede Klasse hat einen anderen Namen.
Sonntag, 24.04.2005
10:00 Uhr Besprechung
12:30 Uhr Mittagessen
17:00 Uhr Haus der Geschichte
Montag, 25.04.2005
07:15 Uhr Frühkonferenz danach bis
11:30 Uhr Hospitation
12:00 Uhr Mittagessen
19:00 Uhr Schulfest
Dienstag, 26.04.2005
07:15 Uhr Frühkonferenz
10:00 Uhr bis 11:30 Uhr AG mit Kindern
16:00 Uhr Bahnhof Eitorf
18:00 Uhr Universität Siegen
Ingrid Sematon und Eva Grentner
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Minute – Saturday
Samstag, 23.04. 2005
Begrüßung aller Teilnehmer/innen aus Slowenien, Deutschland, Estland und Österreich
durch Walter Hövel.
Persönliche Vorstellung der einzelnen Projektteilnehmer/innen.
Besichtigung der Schule
Aufgabenraum für Kinder (wird auch als Aufenthaltsraum genutzt)
Bibliothek
Sekretariat
Sorgensprechstunde (Einteilung von Kindern und Lehrer/innen, die diese Stunden
leiten)
Vorschulklasse (Mondscheinkinderklasse)
Halle (Feiern und Präsentationen finden hier statt)
Druckerei
Musikzimmer und Turnsaal (ein Raum)
Geräteraum (Kinder sind dafür verantwortlich)
Vortrag von Walter Hövel über das Konzept der Schule:
Kinder z. B. der ersten und der vierten Klasse arbeiten gemeinsam, die Kinder der
ersten Klasse entwickeln sich dadurch sehr gut. Englisch sollte grundsätzlich in der
ersten Klasse beginnen. Die Schule hat große Freiheiten in der Methodenauswahl.
Die Klassen werden jedes Jahr neu zusammengesetzt, z.B. Zusammensetzung einer
zweiten und dritten Klasse. Themen der Kinder, an denen sie gerade arbeiten, sind
z.B.: Erdmännchen, Vulkane, Meeresbewohner, Robben, Siebenschläfer, Piranhas,
Eisenbahn.
Die Kinder setzen sich sehr intensiv mit den Themen auseinander, sie wissen sehr
viel über ein Thema. Präsentationen zu den Themen werden angeboten. Es gibt
auch Kreisgespräche – die Kinder erhalten Infos über Arbeitsweisen, über Erkenntnisse,
wie sie zu Informationen gelange, über Arbeitstechniken, Probleme werden
erörtert. Die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es zu organisieren. Die
Lehrerinnen und Lehrer der Schule helfen den Kindern bei Problemen, da Hilfe von
außen oft nicht effizient genug ist. Aber unser Motto ist: Find the way to help yourself!
Elisabeth Brunner-Wappis
31
32
Minutes – Sunday
Sonntag, 24. April 2005 (Vormittag)
Erstes Treffen im Plenum
Nach einer Begrüßung durch Walter Hövel und einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmer/
innen des Comenius- Projektes, beschäftigten wir uns mit folgenden Fragen:
Welche Erwartungen haben die Teilnehmer/innen an dieses Treffen?
An welchen Themen soll gearbeitet werden?
Wie hat das letzte Treffen die Arbeit in den Schulen beeinflusst?/ Was ist
passiert?
Vertreter/innen der verschiedenen Delegationen meldeten sich zu Wort:
Pia-Maria Rabensteiner berichtete von verschiedenen Projekten. Zum einen arbeitete
sie in ihrer Grundschulkasse nach demokratischen Grundsätzen. Zum anderen
war „Demokratie in der Grundschule“ Thema ihrer Vorträge an der Pädagogischen
Akademie in Klagenfurt. Des Weiteren startete ein Forschungsprojekt zum
Thema. In einem nächsten Schritt wird der östereichische Bundespräsident an die
Pädagogische Akademie kommen, um mit Student/innen über Demokratie zu
sprechen. Im Rahmen der „Aktionstage Politische Bildung“ in Wien werden Lehrer/
innen, Student/innen und Multiplikator/innen aus ganz Österreich an einer Konferenz
zum Thema „Demokratie lernen und leben“ teilnehmen. Im Rahmen dieser
Veranstaltung wurde Pia-Maria Rabensteiner eingeladen, das Comenius- Projekt
vorzustellen. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich später mit der Erstellung von
Plakaten zur Präsentation unserer gemeinsamen Arbeit. Abschließend erwähnte sie,
dass sie sich mit dem Thema „Demokratie in den Lehrplänen verschiedener Länder“
beschäftigt. Sie erstellte einen Fragebogen für Student/innen des vierten Semesters,
in den Fragen wie z. B. „Wie sollte Demokratie in der Schule umgesetzt werden?
Wann sollten Kinder Demokratie in der Schule lernen?“ Die Ergebnisse sind noch
nicht evaluiert. Ein ähnlicher Fragebogen für Student/innen des 6. Semesters ist geplant.
Valentin Sodja diskutierte mit seinem Kollegium darüber, wie man das Thema „Demokratie
in der Schule“ nach außen präsentieren kann. Es wurden Regeln und Gesetze
entwickelt, wie in der Schule gearbeitet wird. Er hat sich mit seinem Kollegium
dafür entschieden, die Methode „pupil board“ einzusetzen.
Polona Kranjc-Kus ergänzte, welchen Zweck das Brett erfüllte. Unter anderem werden
an diesem Ankündigungen zu freiwilliger Arbeit und Schulbällen angekündigt. In
einem Fragebogen für Klasse 5 - 8 wurde erhoben, in welchen Bereichen die Schüler/
innen gerne Einfluss nehmen wollen.
Sonja Rutar hat einen Fragebogen zum Thema „Democracy in different schoolsystems“
entwickelt.
Ferdinand Stefan hat darüber nachgedacht, welche Methoden im Fremdsprachenunterricht
demokratisch und welche weniger demokratisch sind. Er ist gespannt darauf
33
zu sehen, wie Demokratie in der Grundschule Harmonie gelebt wird; und will mit
Schüler/innen darüber reden. Er ist der Meinung, dass sich die Lehrer/innenausbildung
radikal verändern sollte, und auch das Thema „Demokratie“ eine größere Rolle
spielen sollte.
Beate Traar- Krammer sind die Grenzen und Möglichkeiten im österreichischen
Schulsystem bewusst geworden, welches sie nicht für besonders demokratisch hält.
In ihrer Klasse hat sie ihr eigenes Verhalten beobachtet, und hat Kindern mehr Verantwortung
übergeben. Diese haben die Verantwortung bewusst und ernst genommen.
Die Kinder lösen die Probleme ohne ihre Hilfe auf kreative Wiese. Auch die
Klassenkonferenz wird von den Kindern selbstständig geleitet. Sie würde sich wünschen,
dass reformpädagogische Prinzipien in der gesamten Schule umgesetzt
werden, was sie jedoch nur in eingeschränktem Maße für möglich hält. Im Juni wird
ihre Schule an ihrem Schulprogramm arbeiten. Sie erwartet im Rahmen des Projektes
weitere Anreize dafür zu bekommen, um in der Schule demokratisch zu arbeiten.
Elisabeth Brunner-Wappis erzählte von ihrer Projektarbeit mit anderen Student/innen
in Pia-Maria Rabensteiners Klasse der Jahrgangsstufe 2. Die 17 Kinder hatten die
Möglichkeit, ein Thema zu wählen und zu diesem zu arbeiten. Sie entschieden sich
für Thema „Andere Länder – andere Sitten“, und arbeiteten sieben Tage zu verschiedenen
Bereichen dieses Themas in Gruppen. Abschließend präsetierten sie
ihre Arbeit. Elisabeth faszinierte die sozialen Gemeinschaft und dem selbständigen
Arbeiten der Kinder.
Walter Hövel war beeindruckt von der slowenischen Schule, die die Teilnehmer/
innen bei ihrem letzten Treffen besuchen durften. Besonders hervor hob er die
große Unterstützung vom Staat, die er in diesem Maße nicht erwartet hätte.
Beeinflusst durch diese Eindrücke, verfasste er einen Essay zu verschiedenen
Schulsystemen in Europa. Macht die Grundschule Harmonie auf ihn eher einen
etwas „unordentlichen“ Eindruck, so bemerkt er die Ästhetik österreichischer
Schulen. Er selbst ist der Meinung, dass er seit dem Besuch in Kärnten mehr auf
eine eben solche Wert legt. Gedanklich reflektiert Walter sein Verhalten mehr als
vorher, so achtet er zum Beispiel stärker darauf, dass er nicht mehr so impulsiv
agiert, wie er dies zuvor getan hat. Er hat dadurch das Gefühl den Kindern mehr
Raum und Zeit zu geben und ihnen besser zuhören zu können. Er beschäftigt sich
mit der Frage, ob Demokratie aus sich selbst heraus gelernt werden kann („Can
democracy learned by itself?“). Das Lehrer/innenkollegium arbeitet an der Frage, wie
man Kindern unterstützen kann, sich selbst einzuschätzen.
Pia-Maria Rabensteiner berichtete von Asta Andriuskevicienes Befragungen mit 16-
jährigen Jugendlichen zur Frage: „Wie praktiziert ihr Demokratie in der Schule?“
In einem weiteren Schritt wurden 4 Arbeitsgruppen mit folgenden Themen gebildet:
Erstellung von Postern und Material für den Kongress
Fragebögen zu verschiedenen Schulsystemen
Fragen für Kinder
Projekt: „Andere Länder - Andere Sitten“
Sara Roth
34
Minute – Sunday
Protokoll - Sonntag, 24. 04. 2005 (Vormittag)
Zuerst stellen sich alle Teilnehmer/innen aus den Ländern Slowenien, Deutschland,
Estland und Österreich vor.
Pia-Maria Rabensteiner sagt in einigen Worten, was seit dem letzten Treffen im Oktober
zum Thema „Demokratie“ geschehen ist. Frau Melitta Küttler, Professorin an
der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten, hat ein Semester lang zum
Thema „Demokratie“ geforscht. In einer Woche (3. Mai) besucht der österreichische
Bundespräsident, Herr Dr. Heinz Fischer, die Pädagogische Akademie in Klagenfurt.
Studentinnen und Studenten sowie die Professorinnen und Professoren können
Fragen an den Bundespräsidenten stellen. Pia-Maria Rabensteiner bittet die Gruppe,
sich darüber Gedanken zu machen, wie man das gemeinsame Projekt „In Europa
Demokratie leben“ in Wien präsentieren könnte und was dazu notwendig wäre. Sie
fährt im Anschluss an den Besuch in Eitorf nach Wien und kann das Projekt im Rahmen
einer Demokrativeranstaltung des Bundesministeriums vorstellen.
Valentin Sodja aus Slowenien hält fest, dass es wichtig ist, die Menschen für das
Thema „Demokratie in Europa“ zu sensibilisieren. In seiner Schule in Zirovnica wurden
Regeln aufgestellt, wie man mit den Kindern das Thema erarbeitet. Die Kinder
bekamen Fragen. Sie sollten beantworten, was Demokratie für sie bedeutet. Die Ergebnisse
der Kinder sind schon ausgewertet und können bei ihm eingesehen werden.
Die Frage stellt sich nun, wie die Ergebnisse in der Schule umgesetzt werden
können.
Walter Hövel meint, dass es ein Problem ist, dass es in Europa unterschiedliche
Schulsysteme gibt. Es ist wichtig, einen eigenen Weg zu entwickeln, es ist wichtig,
den Kindern zuzuhören, sie zu verstehen. Es ist wichtig zu beobachten, wie die Kinder
lernen selbstständig zu werden, ohne die ständige Hilfe der Lehrer und Lehrerinnen
und der Eltern in Anspruch nehmen zu müssen. Selbstständigkeit und Selbstentwicklung
der Kinder stehen im Vordergrund. Es ist wesentlich, das Projekt in den
Schulen zu integrieren. Wie kann das geschehen? Nicht nur die Teilnahme der einzelnen
Länder ist erforderlich, sondern auch die aktive Umsetzung des Projektes
„Demokratie in Europa leben“ in diesen Schulen ist notwendig.
Elisabeth Brunner-Wappis
35
Minute – Sunday
Protokoll der Kleingruppe „Fragen mit Kindern“ am Sonntag, 24. 04.2005
(Nachmittag)
An der Gruppe nahmen teil:
Valentin, Vera, Sara, Christine, Ulli, Claudia, später dazu kam Walter
Zunächst machte Valentin deutlich, dass er es als zu früh erachtet, mit Grundschulkindern
über das Thema „Demokratie” zu reden, vielmehr sollte es gelebt werden. In
der 5. bis 9. Klasse seien Kinder in der Lage, das Thema zu verstehen und darüber
zu diskutieren. Kleinere Kinder lernen an Beispielen. Es geht mehr um das Gefühl
von Demokratie. Claudia gibt später zu bedenken, dass Grundschulkinder später
erkennen, was Demokratie bedeutet. Ulli hält fest, dass sich Kinder durchaus über
das Thema austauschen können. Zum Beispiel über Fragen wie: „Ist Demokratie
anstrengend?“ „Wo findest du es wichtig, selbst mitentscheiden zu dürfen?“
Im Weiteren ging es um das Setzen von Grenzen. Die Meinungen gingen dabei auseinander.
Manche empfanden es als wichtig, dass die Lehrerin/der Lehrer Grenzen
setzt, andere wiederum haben erfahren, dass sich auch die Kinder Grenzen setzen.
Danach setzten wir uns darüber auseinander, was Demokratie heißt.
Hier eine Sammlung:
Ehrlicher Umgang mit Kindern ( To be honest not like a king, not like a
friend but like an older friend)
Rechte der Kinder beachten/ Einstellungen gegenüber Kindern, Kinder
als Menschen mit Rechten zu sehen
Kinder so behandeln wie ich selbst behandelt werden möchte (zum
Beispiel: Umgang mit Fehlern)
Entscheidungsfreiheit
Uns wurde noch einmal bewusst, dass Lehrer/innen sehr unterschiedliche Einstellungen
zum Thema haben und, dass es interessant sein könnte, auch diese innerhalb
einer Befragung zu erfassen.
Die Bund-, Länder-Konferenz hat die Institutionen Kinderparlament, Schulkonferenz
und Klassenrat als demokratische Strukturen erkannt. Dass Demokratie in der Schule
mehr als dies bedeutet, wurde nicht berücksichtigt. Wir hielten fest, dass gelebte
Demokratie auch den Umgang miteinander einschließt. Ebenso sollten Kinder selbst
entscheiden können, wie und was sie lernen. Man muss Kindern nicht dazu zwingen
zu lernen; sie tun es von selbst, wenn man sie auf ihren Wegen arbeiten lässt. Es
wurde beschlossen, dass der Fragebogen überarbeitet und übersetzt im September
an verschiedene Schulen in Europa verschickt wird.
Sara Roth und Vera Berger
36
Minute – Sunday
Protokoll der Kleingruppe - Sonntag, 24. 04.2005 (Nachmittag)
Gruppe „Andere Länder – andere Sitten“:
Teilnehmer/innen:
Meta aus Slowenien, Annette aus Deutschland, Aili aus Estland, Eva und Elisabeth
aus Österreich.
Meta: We don´t have a lot of freedom in the class, because we must give marks. The
government gives us a lot of instructions.
Annette: Children learn more, when they learn subjects they are interested in;
children presentate their own results, they like it. Aber innerhalb von vier Jahren sollten
die Kinder bestimmte Themen wissen. Die Themen sind nicht auf die einzelnen
Stufen abgestimmt. Die Kinder haben vier Jahre Zeit, Themen zu erarbeiten.
Aili: Der Staat gibt ein Programm, das durchzuarbeiten ist, an, jedoch bestimmen die
Lehrerinnen und Lehrer und die Kinder, was durchgearbeitet wird. Die Kinder
präsentieren ihre Ergebnisse. Die Leistungen der Kinder werden am Ende des Jahres
schon benotet, innerhalb des Jahres ist die Notengebung nicht immer Pflicht,
aber es gibt ebenso laufende Noten. Es gibt in Estland zwei Semester, die wiederum
halbiert werden.
Annette: In der dritten und vierten Klasse waren schriftliche Arbeiten fix. Dies gibt es
heute nicht mehr. Diktate sind verboten, über schriftliche Arbeiten entscheidet die
Schule. In der ersten Klasse gibt es keine Noten, jedoch gibt es Regeln, wie z.B. Ich
nehme Rücksicht auf andere Kinder. Am Ende des dritten Jahres wollen viele Eltern
den Leistungsstand der Kinder wissen und wollen daher eine Benotung. Die Eltern
wollen die Noten der Kinder wissen. Aber es gibt auch eine mündliche/verbale
Beurteilung. Diese verbale Beurteilung beinhaltet das Arbeitsverhalten, die Konzentration
und die Intelligenz der Kinder. Es gibt wenige Eltern, die dieser Beurteilung
nicht zustimmen. Jedoch gibt es auch Eltern, die den Kindern Nachhilfeunterricht
anbieten, da die Kinder bestimmte Rechenverfahren nicht sehr gut beherrschen.
Elisabeth: Ich möchte mit euch auch gerne über unser Projekt „Andere Länder – andere
Sitten“ sprechen. Gibt es dazu Fragen und Überlegungen?
Annette: Wie wurde das Projekt aufbereitet? Hat es den Kindern gefallen? Haben alle
Kinder bei der gemeinsamen Erarbeitung mitgemacht? Welche anderen Möglichkeiten
der Erarbeitung gibt es? Könnten die Kinder die Themen auch selbstständig
wählen?
Elisabeth: Das Projekt wurde so aufbereitet, dass wir den Kindern bestimmte Themenbereiche
wie z.B. die Hauptstadt eines Landes, die Geographie des Landes oder
auch traditionelle Sitten und Bräuche des Landes angeboten haben. Wir haben den
Kindern in Form von Kärtchen die Informationen gegeben und die Aufgabe der
Kinder war es, die Informationen zu lesen und alles aufzuschreiben, was für die Kinder
von Bedeutung ist. Wir hatten schon das Gefühl, dass es den Kindern gefallen
hat, da sie alle fleißig gearbeitet haben und voll Stolz ihre Ergebnisse präsentiert
37
haben. Außerdem haben sie das Thema selbst gewählt und daher war es für sie
auch interessanter. Es wäre selbstverständlich auch möglich gewesen, dass die Kinder
die Themen der Länder selbst aussuchen und diese dann bearbeiten. Die gemeinsame
Erarbeitung, die sich ausschließlich auf das Einzeichnen der einzelnen
Nachbarländer bezog, war kein Problem. Sicherlich gibt es immer Kinder, die ein
bisschen träumen oder abwesend sind, wir haben versucht, auch diese Kinder zu
motivieren.
Annette: Die Kinder meiner Klasse sind an Vorgaben nicht gewöhnt. Sie akzeptieren
das nicht gerne und sind manchmal total dagegen. Kinder haben in den weiterführenden
Schulen aus diesem Grund manchmal Probleme mit den Methoden der
Lehrerinnen und Lehrer. Auch mit den Noten haben sie manchmal Probleme, da Kinder
die Mitschülerinnen und Mitschüler wegen der Noten für dumm oder für schlau
halten. Bei schriftlichen Arbeiten in der vierten Klasse bestimmen die Kinder mit. Es
gibt oft auch „Stolperwörtertests“ für das Lese- und Textverständnis. Als Lehrerin
muss man selbst wissen, wie viel Freiheit man aushält und wie viel man selbst bestimmen
möchte.
Aili: Die Kinder in den Klassen sind unterschiedlich, die Methoden prägen die Kinder
und die Klassensituation ist abhängig von der Person des Lehrers/der Lehrerin.
Wenn bei uns ein Projekt durchgeführt wird, dann bekommen die Kinder Impulse und
arbeiten dann selbstständig zu einem Thema, das sie dann auch präsentieren. Es
gibt dann auch einen Fragebogen für die Kinder, was sie gelernt haben, was ihnen
gefallen hat und was ihnen nicht gefallen hat.
Meta: In Slowenien bekommen die Kinder bei Projekten die wichtigsten Informationen,
die sie sich aus der Bibliothek holen. Diese Infos müssen sie dann auch wissen,
da es die wichtigsten Informationen zu einem bestimmten Thema sind. Die Regierung
gibt uns diese Arbeitsweise vor.
Eva: In Pia-Marias damaliger ersten Klasse waren die Kinder beim Schreiben einer
Geschichte zum Thema „Frühlingsgeschichte“ auf unterschiedlichen Niveaus.
Aili: Die Kinder kennen bei uns die Buchstaben bereits vor Schulbeginn und können
auch schon ein bisschen rechnen.
Meta: Seit unserem Projektbeginn „Demokratie in Europa“ gibt es bei uns Methodenänderungen.
Die Kinder bekommen mehr Freiheiten beim Arbeiten. Sie wählen die
Themen selbstständig und arbeiten auch schon selbstständiger. Sie mussten sich
anfangs daran gewöhnen, doch jetzt klappt es schon ganz gut. Wir versuchen nun
verstärkt, Demokratie in der Schule zu leben. Lehrerseminare gibt es dazu nicht
viele. Lehrerinnen und Lehrer müssen selbst Wege suchen, um mit Kindern einen
offenen Unterricht zu gestalten und Demokratie zu leben. Viele Lehrerinnen und
Lehrer wissen nicht, wie sie das machen sollen. In erster Linie versuchen wir, die
Kinder für Demokratie zu sensibilisieren. Wir versuchen einen gemeinsamen Weg zu
finden, um Demokratie in der Schule zu leben. Jeden Montag um sieben Uhr gibt es
Treffen mit den Kindern, wo soziale Spiele, Projekte und Gespräche über die Familie,
über das Verhalten und über die Schule stattfinden. Unsere Schule versucht, Schritt
für Schritt dieses Projekt zu realisieren.
38
Aili: Bei uns wird mit den Kindern vor allem in der Klasse über Demokratie gesprochen.
Das Problem bei uns ist, dass viele Junglehrer und Junglehrerinnen nicht
unterrichten wollen, da sie nicht sehr gut bezahlt werden. Sie verdienen in anderen
Bereichen wesentlich mehr. Eine Abwanderung der Kinder in die Stadt ist ein weiteres
Problem. Sie wollen das Gymnasium besuchen, weil sie glauben, dort mehr zu
lernen. Daher sinken bei uns die Schülerzahlen und es gibt keine neuen Arbeitsplätze
für Junglehrer/Junglehrerinnen.
Elisabeth Brunner-Wappis
Protokoll der Kleingruppe - Sonntag, 24. 04.2005 (Nachmittag)
Gruppe „Andere Länder – andere Sitten“:
Teilnehmer/innen:
Meta aus Slowenien, Annette aus Deutschland, Aili aus Estland, Eva und Elisabeth
aus Österreich.
Aili und Meta: In der dritten bis zur sechsten Klasse gibt es Tests, die benotet werden.
In der neunten Klasse gibt es die staatlichen Prüfungen, wo alle Kinder über
einen ausführlichen Wissensstand verfügen sollten. Aili hält noch fest, dass mindestens
drei Noten in einem Gegenstand pro einem Viertel eines Semesters gegeben
werden müssen. Es gibt Noten, die wichtiger sind und die aus drei Noten zusammen
gezogen werden können.
Annette: In der ersten bis zur dritten Klasse mache ich eine verbale Beurteilung. Ab
der dritten müsste ich auch Noten geben, jedoch stimmen die Eltern ab, ob die Kinder
Noten bekommen sollen oder verbal beurteilt werden. Ich führe viele Elterngespräche,
deshalb wissen die Eltern schon am Ende der 2. Klasse, wo ihre Kinder
mit ihren Leistungen stehen.
Aili: In der ersten Klasse gebe ich keine Noten, aber in der zweiten Klasse gebe ich
schon Noten.
Annette: Wir machen nun auch ein Projekt, nämlich eine Klassenfahrt. Der Ablauf ist
vorgegeben. Ich habe den Kindern auch Fragen vorgegeben in Bezug auf den
Besuch einer Burg. Da die Kinder nicht selbst wählen können, was sie bearbeiten
möchten, sträuben sie sich dagegen, die von mir ausgeteilten Fragen zu bearbeiten.
Ich versuche jetzt auch, in der Klasse Regeln einzuführen wie z. B. Hausübungen
vorgeben. Doch die Kinder sträuben sich gegen diese Regeln, die in den anderen
Schulen üblich sind. Die Kinder wissen ab November, welche weiterführende Schule
sie besuchen werden und bis Mai spürt man, dass bei jenen Kindern, die in das
Gymnasium kommen, die Leistungen leicht sinken. Sie glauben, weil sie in das
Gymnasium kommen, brauchen sie nichts mehr tun. Daher frage ich mich oft: Wie
gehe ich mit konkreten Anweisungen und mit der Freiheit beim Arbeiten um?
Aili: Wenn die Kinder dann in andere Klassen kommen, ist es am Beginn schwer, die
Kinder zum Arbeiten zu motivieren, da die Kinder geprägt werden von der Methode
der vorherigen Lehrerin/des Lehrers. Wenn es bei uns ein Projekt gibt, dann werden
oft konkrete Fragen vorgegeben. Ich mache es anders. Ich bleibe in diesem Bereich
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kreativ. Die Kinder sollen Thema selbst erarbeiten. Im Anschluss stelle ich Fragen.
Was hast du dazu gelernt? Was sind deine Lieblingswörter des Themas?
Meta: Bei Projekten gebe ich wenige Informationen, aber die Kinder müssen alle
alles über dieses Thema wissen. Ich würde so viele Informationen nicht geben, wie
ihr das bei eurem Projekt gemacht habt. Aber mir gefällt es auch, mehrere Infos zu
geben und die Kinder erarbeiten das für sie Wesentliche. Die Kinder bearbeiten das
Thema mit Hilfe der Bibliothek, ich zeige den Kindern, wo sie Infos bekommen
können. Wir bleiben ca. eine Stunde in der Bibliothek, bearbeiten das Thema dann in
der Klasse und dann wird präsentiert.
Eva und Elisabeth: Bei uns bekommen die Kinder viele Informationen und müssen
das für sie Wichtigste des Themas aufschreiben und präsentieren. Wir glauben, dass
die Kinder das schreiben, was sie interessiert.
Aili: Bevor die Kinder bei uns zur Schule kommen, können viele schon schreiben und
rechnen.
Meta, Eva, Elisabeth: Bei uns ist die Schule dafür verantwortlich, dass die Kinder
rechnen, schreiben und lesen lernen.
Meta: Jede Lehrerin/jeder Lehrer muss für sich selbst überlegen, wie und wie viel
Freiheit den Kindern im Unterricht gegeben wird. Ich mache am Montag mit meinen
Kindern immer einen Kreis, wo wir über die Schule, über die Familie und über
Demokratie sprechen.
Aili: Ich biete den Kindern eine Klassenstunde an, in der wir über Probleme
sprechen.
Eva Grentner
Sonntag, 24. 4. 2005 - Nachmittag
Museumsbesuch:Haus der Geschichte in Bonn
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Minutes - Monday
07.15 Uhr Frühkonferenz
danach Hospitation bis 12.00 Uhr
Mittagessen Paella
Working group – Questions to the Hospitation
19.00 Uhr Fest
Reflexion der Hospitation, Montag 25.04.2005 (Nachmittag)
Gruppenteilnehmer/innen:
Alma, Claudia, Claudia, Elisabeth, Ferdinand, Gerhard, Marc, Michael, Sina
Elisabeth: Ich habe heute zwei Kinder am Gang getroffen, die nicht gewusst haben,
was sie tun sollen. Was passiert, wenn die Kinder keine Lust haben, etwas zu tun
und wie kontrolliert ihr das?
Sina: Ich handhabe es so, dass ich mich in der Klasse umsehe. Kinder, die nicht wissen,
was sie tun ist, kommen zu mir. Es gibt Tage, an denen Kinder nicht lernen können,
dann dürfen sie auch mal rausgehen.
Alma: Ich gehe davon aus, dass es einen Grund gibt, wenn Kinder nicht arbeiten.
Bsp.: Alle Kinder müssen einen Text lesen, einige drücken sich. Es kam heraus,
dass die Kinder, die nicht lasen, persönliche Probleme hatten.
Marc: Mit Kindern, denen nichts einfällt, wird im Kreis besprochen, welche Themen
bearbeitet werden könnten. Bei der offenen Arbeitsweise gibt es immer Zeit, auf einzelne
Kinder einzugehen.
Sina: Ich bin seit Februar hier und habe die Erfahrung gemacht, dass manche Kinder
oft an einem Tag nicht viel machen, dafür schaffen sie am nächsten Tag viel mehr.
Dass Kinder eine Woche nichts arbeiten, hat es noch nie gegeben.
Ferdinand: Müssen die Kinder am Ende der Woche ihre Arbeiten präsentieren?
Alma: Sie müssen die Ergebnisse nicht immer vor allen Kindern vorstellen, jedoch
muss ein Ergebnis in Form eines Plakates oder Buches sichtbar sein.
Ferdinand: Kommt es vor, dass die Lehrer/innen einer vierten Klasse Panik
bekommen, weil sie das Gefühl haben, dass ein Kind auf Grund von Schreibschwierigkeiten
in einer höheren Schule nicht weiterkommen könnte?
Marc: Zu diesem Thema kann ich nicht viel sagen, da ich an dieser Schule noch
keine vierte Klasse hatte. Ich bin mir sicher, dass meine Kollegen/Kolleginnen über
die Rechtschreibfertigkeiten Bescheid wissen.
Sina: Ich unterrichte gerade in einer dritten Klasse und die Kinder schreiben viele
Texte. Die Texte werden gemeinsam besprochen und am PC gemeinsam korrigiert.
Manche Kinder kommen selbstständig auf mich zu und wollen Rechtschreiben üben.
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Die fertigen Texte werden am PC geschrieben und kommen dann ins Geschichtenbuch.
Marc: Es gibt immer einige Kinder, die kein selber kein Interesse haben, richtig zu
schreiben. Es wird den Kindern kein Stress gemacht, die Kinder gehen entspannt damit
um.
Sina: Die Eltern haben oft großes Interesse, dass die Kinder die Rechtschreibung
richtig erlernen.
Gerhard: Ich war 1997 das erste Mal hier, um zu hospitieren. Ich habe die Entwicklung
der Schule seit damals beobachtet. Sie entwickelte sich vom Wochenplan zum
freien Arbeiten. Grundsätzlich ist es so, dass Kinder lernen wollen, wenn sie in die
Schule kommen. Leider geht diese Lust am Lernen in vielen Schulen verloren. Als
Lehrer/innen haben wir die Verantwortung für die Kinder, aus diesem Grund können
sich die Kinder nicht zu lange eine Auszeit nehmen.
Gerhard: Wie ist es möglich, einen Überblick über jede Schülerin/jeden Schüler zu
erhalten?
Sina: Ich persönlich verschaffe mir einen Überblick, indem ich die Kinder beobachte
und Notizen in meinen Collegeblock mache. Zu Hause werden die Notizen in den PC
geschrieben und so sehe ich, welche Kinder an diesem Tag nicht viel getan haben.
Diese Kinder werden dann am nächsten Tag genau beobachtet. Hausübungen
suchen sich die Kinder selbst aus.
Marc: Ich führe keinen Notizblock. Ich persönlich gehe anders vor. Durch die
originalen Produkte der Kinder bekomme ich einen guten Einblick in die derzeitige
Lernsituation der Kinder. Ich unterrichte nur in wenigen Fällen klassisch, daher bleibt
mir viel Zeit zum Beobachten. Es gibt auch häufig Präsentationen der Kinder. In den
Klassen werden auch Überforderungstests durchgeführt, die Themen beinhalten, die
bis zum Schulende beherrscht werden müssen. Die Kinder bekommen dadurch
einen Einblick, was sie noch lernen müssen.
Alma: Anfangs war es schwierig für mich, einen Überblick zu bekommen. Im
Morgenkreis wurden die Themen besprochen und so wusste ich darüber Bescheid,
was die einzelnen Kinder für den jeweiligen Tag vorhatten. Mittlerweile habe ich
schon ohne vorherige Besprechung einen guten Überblick.
Marc: Es ist allen Lehrer/innen klar, dass Lernen immer mit Beziehung zu tun hat.
Wichtig ist die Pflege der Beziehungen unter den Kindern und mit den Kindern. Wenn
man mit Kindern eine gute Beziehung hat, erhält man auch Einblicke in ihre Probleme,
die zu Lernblockaden führen können. Beziehungsarbeit bedeutet Kraft und Energie.
Claudia: Wie weit ist es für Eltern nachvollziehbar, was in der Schule gemacht wird?
Marc: Wir arbeiten mit einem Selbsteinschätzungsbogen, weil unsere Schule daran
interessiert ist, transparent zu sein. Bei der Einschulung der Kinder werden unsere
Methoden vorgestellt, die bei den Eltern unterschiedlich ankommen.
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Claudia: Haben Eltern die Wahl, ihre Kinder in eine andere Schule zu geben?
Gerhard: Ich glaube diese Schule überzeugt, weil sie genug Kinder hat.
Marc: Nächstens wird es Einschränkungen durch die Schulsprengel geben.
Sina: Es gibt positive und negative Beispiele. Es gibt z.B. Eltern, die umgezogen
sind, damit ihre Kinder in diese Schule gehen können. Manche Eltern wiederum glauben,
dass ihre Kinder in dieser Schule zu wenig lernen und lernen mit den Kindern
zusätzlich am Nachmittag.
Marc: Transparenz ist uns wichtig. Es werden jederzeit Gespräche mit den Eltern
angeboten analog zu Überforderungstests. Bei den Selbsteinschätzungsbögen gibt
es drei Spalten. In einer Spalte schätzt sich das Kind selbst ein, in der anderen
schätzen die Lehrer/innen das Kind ein und in der letzten Spalte schätzen die Eltern
ihr Kind ein. Die Lehrer/innen und Kinder tragen gemeinsam auf einem Bogen ein
und die Eltern erhalten beim Elternsprechtag selber einen Bogen. Die Ergebnisse
werden dann verglichen.
Alma: Die Eltern bekommen einen guten Einblick und wissen, was von den Kindern
verlangt wird. Viele Eltern unterschätzen ihre Kinder.
Sina: Die meisten Kinder können sich selbst gut einschätzen, weil mit ihnen viel über
das Lernen gesprochen wird.
Marc: Auch bei den Präsentationen gibt es sofort ein Feedback für die Kinder.
Claudia: Werden in der vierten Klasse Noten gegeben?
Marc: Ja, das müssen wir machen. In der dritten Klasse wurde durch ein Gremium im
Beisein der Eltern bestimmt, dass noch keine Noten gegeben werden.
Alma: Anfangs wollten die Eltern wissen, ob sie bei Nachfrage die Noten der Kinder
erfahren können. Jedoch reicht ihnen der Selbsteinschätzungsbogen vollkommen
aus und daher bleibt die Nachfrage der Noten aus.
Gerhard: Wie seht ihr generell die Zusammenarbeit mit den Eltern, ist sie
ausreichend oder zu wenig?
Marc: Das hängt von der Thematik ab. Es gibt immer beide Seiten. Manche Eltern
sind sehr engagiert und manchen Eltern kann man nichts recht machen.
Sina: Obwohl ich erst seit Februar an der Schule arbeite, bekam ich fast noch keine
Rückmeldungen, weder positiv noch negativ.
Ferdinand: Wie wird die Einschränkung durch den Schulsprengel für die Eltern
aussehen?
Marc: Es gibt Eltern, die klagen wollen, weil sie ihre Kinder nicht in diese Schule
geben wollen. Wir werden jedoch versuchen, intern mit anderen Schulen zu
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tauschen. Wenn Kinder einer anderen Schule zu uns gehen wollen, können sie mit
den Kindern, die nicht hier sein wollen, tauschen.
Gerhard: Wie sieht der Durchschnitts – Eitorfer die Schule?
Alma: Jeder Einwohner kennt die Schule.
Marc: Mittlerweile werden wir als Grundschule akzeptiert. Zuerst dachten die Leute,
dass dies eine Waldorfschule werden würde und später wurde sie als Montessori –
Schule angesehen, weil sie dachten, alle Kinder können tun, was sie wollen. Viele
Leute reden einfach ohne etwas über unsere Schule zu wissen. Auch bei Seminaren
kommt es vor, dass sich Leute durch unsere Methoden und Meinungen angegriffen
fühlen, auch wenn wir gar nichts sagen.
Michael: Ist es überhaupt nicht möglich, von einem Schulsprengel zum anderen zu
wechseln?
Marc: Grundsätzlich ist es möglich, aber es ist sehr schwierig.
Claudia: Bekommt Walter die Lehrer/innen zugeteilt oder darf er sie selbst
aussuchen?
Marc: Das Schulamt ist der Schule wohlgestimmt, daher kann man Wünsche dort
deponieren. Sina und ich haben hier Vertretungsstellen erhalten, die wir auf Wunsch
erhalten haben.
Gerhard: Wie lange dauert ein Referendariat und in welchem Ausmaß wird es
angesetzt?
Alma: Insgesamt dauert es zwei Jahre und wird benotet. 10 Mal erhält man Besuch
von den Ausbildnern. Vier Tage unterrichtet man in der Schule und am fünften Tag
gibt es theoretischen Unterricht.
Claudia: Wie geht das Kollegium mit den unterschiedlichen Methoden der
Lehrer/innen um?
Alma: Es gibt einen Konsens über Grundfragen (wie geht man mit Kindern um, wie
können Kinder mitsprechen,...?)
Marc: Vor Unterschieden braucht man keine Angst zu haben, jede/r hat andere
Schwerpunkte.
Sina: Durch Unterschiede kann man sich ergänzen, Schwächen werden
angesprochen und im Kollegium wird gegenseitig geholfen.
Claudia Preiml
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Minutes - Monday
Protokoll - Kleingruppenarbeit
Reflexion der Hospitation, Montag 25.04.2005 (Nachmittag)
Nachdem Walter im Plenum alle Teilnehmer dazu aufgefordert hatte, Fragen zur
Hospitation zu stellen, begaben wir uns in Kleingruppen, um diese zu besprechen.
An dieser Kleingruppe waren beteiligt: Pia Maria, Walter, Valentin, Polona, Christine,
Ingrid und Sara.
Am Beispiel der Frage „Was passiert mit Kindern, die nicht arbeiten“, wurde
herausgestellt, dass es niemals eine Antwort gibt, die auf alle Kinder passt. Vielmehr
ist es wichtig, für jedes Kind eine Lösung zu finden, die individuell passt. Es sei
wichtig, so betonen sowohl Walter als auch Christine, mit den Kindern darüber ins
Gespräch zu kommen, warum sie nicht lernen. Jedes Kind hat einen Grund dafür. Im
Normalfall wollen die Kinder lernen und tun dies auch.
Von 100 Kindern seien es in etwa 2, die nicht lernen. Walter berichtet von Problemen,
die es mit Eltern gibt, da diese ihre Kinder dazu zwingen, zu Hause zu arbeiten.
Es werden Verträge mit Eltern, Kindern und Lehrern gemacht, in denen klar festgelegt
wird, was das Kind als nächstes erarbeiten möchte und was es zu Hause und
was in der Schule macht. Werden die Verträge von Elternseite nicht eingehalten,
wird den Eltern im Extremfall empfohlen, eine andere Schule für die Kinder zu
suchen. Den Kindern geht es auf Schulen mit weniger demokratischen Strukturen
dann oft besser, da sie nicht im Loyalitätskonflikt zwischen der Schule und den Eltern
stehen, da die Eltern sich mehr mit dem Konzept einer solchen Schule identifizieren.
Es wird den Kindern verdeutlicht, dass die Verantwortung für eine solche Entscheidung
bei ihnen liegt.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass das gesamte Kollegium alle Kinder kennt und sich
alle Lehrer für alle Kinder verantwortlich fühlen. Valentin stellt die Frage, wie die
Kinder auf die Klassen verteilt werden. Bis vor einem Jahr erfolgte die Einteilung
durch Walter als Schulleiter und Rieke als Sozialpädagogin. Seit letztem Schuljahr
gibt es altersgemischte Klassen. Jede Lehrerin/jeder Lehrer und jede Klasse wurden
den Eltern vorgestellt. In dieser Vorstellung ging es darum, den Arbeitsstil und die Art
der Altersmischung (1 und 2; 3 und 4; 1, 2, 3 und 4 usw.) zu verdeutlichen. Die Eltern
durften 3 Wünsche äußern, in welche Klasse ihr Kind kommen soll. Ihnen wurde
zugesichert, dass einer der 3 gewählten Lehrer der/die Klassenlehrer/in wird. Grundsätzlich
sind Klassenwechsel für einen Tag, eine Woche, einen Monat möglich und
werden oft praktiziert. Grundsätzliche Klassenwechselwünsche werden besprochen,
die Eltern müssen in diesem Fall allerdings auf jeden Fall einverstanden sein.
Im Weiteren wird die Methode „Lesen durch Schreiben“ von Jürgen Reichen und die
Stufen des Schriftspracherwerbs von Brügelmann u.a. vorgestellt. Es wird noch
einmal herausgestellt, dass es wichtig ist die Kinder nicht zu irgendetwas zu
zwingen, sondern sie auf ihrem Weg zu unterstützen und mit ihnen über ihre
Entwicklungsschritte ins Gespräch zu kommen. Walter stellt die Idee von
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Überforderungsaufgaben vor. Kindern werden hier Aufgaben mit (zu) hohem Niveau
vorgelegt. Nach einer Analyse der Fehler durch die LehrerIn werden dem Kinder
Dinge vorgeschlagen, welche es noch üben kann. Noten gibt es in der Grundschule
Harmonie ab dem vierten Schuljahr. Sie ergeben sich aus Beobachtungen,
Gesprächen mit den Kindern und Eltern und eben vorgestellten Überforderungstests.
Des Weiteren bekommen die Kinder Selbsteinschätzungsbögen. Alle Anforderungen
des Lehrplans sind in ihm vermerkt, und Eltern, Lehrer und vor allem das Kind selbst
schätzen ein, wie gut es einzelne Dinge beherrschen. Es findet daraufhin ein
Gespräch statt in dem die verschiedenen Einschätzungen verglichen werden.
Wichtig ist, dass im Mittelpunkt dabei immer das Kind steht. Es ist wichtig, dass das
Kind versteht, was es kann und was es noch lernen muss. Im Rahmen eines
Gesprächs zu den altersgemischten Lerngruppen stellt Christine die
Selbstregulierung der Kinder untereinander bei Konflikten heraus.
Auf Ingrids Frage, wie damit umgegangen wird, dass Schimpfwörter benutzt werden,
stellt Walter die fünf Schulregeln vor:
Kein Kind wird ausgelacht
Niemand darf verletzt werden, weder mit Worten noch mit Taten
Hausschuhe tragen
Drinnen gehen, draußen rennen
Arbeite so, dass andere auch arbeiten können
Das größte Problem beim Einhalten dieser Regeln sei die zweite. Kein Lehrer gucke
bei Konflikten, sei es verbaler oder körperlicher Art, weg. Die Kinder werden bei jeder
Art von Konflikt dazu bewegt, sich zusammen zu setzen, um über den Konflikt zu
reden. Dabei ist es wichtig, dass die Kinder nicht persönlich angegriffen werden,
sondern dass über die Sache gesprochen wird.
Pia-Maria stellt die Frage nach Korrespondenz mit anderen Schulen. Eine Klasse der
Grundschule Harmonie steht in Korrespondenz mit einer Klasse in Südtirol. Alma
möchte Korrespondenzen über die Homepage herstellen. Pia-Maria regt an, dass
ihre Klasse mit der Klasse von Christine in Kontakt treten könnte. Walter berichtet,
dass alle zwei Wochen eine Schulzeitung erscheint.
Sara Roth
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Minutes - Monday
Reflexion der Hospitation, Montag 25.04.2005 (Nachmittag)
Gruppenteilnehmer: Annette, Aili, Miriam, Beate, Gitte, Eva
Aili: Dauern alle Schultage nur bis 11:30 Uhr?
Gitte: Nein, auch bis 13:15 Uhr.
Aili: Gibt es konkrete Computerunterrichtsstunden in den Klassen?
Gitte: Nein, die Kinder benutzen die Computer wann sie sie brauchen. z.B.: Für Gechichten
... Sie bekommen schon viel Erfahrung von zu Hause mit und lernen den
Umgang mit dem Computer schnell.
Aili: Bei uns gibt es Computerunterricht mit Computerlehrern.
Annette: Werden Computertechniken von den anderen Schulen verklangt?
Gitte: Ja es wird immer mehr gefordert, mit dem Computer umgehen zu können.
Beate: Waren die Kinder heute unruhiger als sonst?
Miriam und Annette: Nein, sie waren normal wie sonst.
Eva: Ich habe beobachtet, dass 2 Kinder am Gang standen und nichts gemacht
haben!
Miriam: Kinder flüchten vor der Arbeit und gehen auf die Toilette. Annette merkte
dazu an, dass 2 Kinder in ihrer Klasse heute 4 Stunden nichts gemacht haben.
Gitte: Die „Flüchter“ sind meistens schwächere Schüler.
Beate: Mir ist es aufgefallen, dass es nach der Pause etwas unruhiger war. Bei
manchen Klassen waren die Türen verschlossen und in diesen Klassen gab es eher
einen gebundenen Unterricht.
Gitte: Ich machte nach der Pause den Unterricht etwas gebundener. Das tut
manchmal gut, man muss selbst schauen, was für einen gut ist, wie man besser
zurecht kommt.
Eva: Ich habe beobachtet, dass in einer Klasse die Kinder am Boden, auf Bänken
und auf Tischen schreiben, ist das in allen Klassen so? Wird die Schrift nicht
unleserlich?
Gitte: Es ist in vielen Klassen so, weil die Tische nicht so stehen, dass alle Kinder auf
die Tafel sehen. Die Schrift ist nicht besser und nicht schlechter, wenn sie auf den
Bänken schreiben.
Beate: Wie macht ihr die Lauterarbeitung mit den Kindern in der 1. Klasse?
Gitte: Mit der Anlauttabelle. Die Kinder erarbeiten die Laute auch mit dem Computer.
Die Kinder sagen dann von alleine, ich brauche keine Tabelle mehr.
Annette und Gitte: Mit den Eltern muss viel über die Schule gesprochen werden.
Eva Grentner
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Minutes - Monday
Reflexion der Hospitation, Montag 25. 04. 2005 (Nachmittag)
Protokoll zum Kleingruppentreffen
Nachdem Walter im Plenum die Teilnehmer/innen dazu aufgerufen hatte, Fragen zur
Hospitation zu stellen, bildeten wir Kleingruppen. Diese Kleingruppe bestand aus folgenden
Teilnehmer/innen: Ulli, Sonja, Harald, Meta, Juliane und Vera.
Meta schilderte ihre Eindrücke des Vormittages in der Schule Harmonie. Die Kinder
haben ruhig, selbstbestimmt und nach den Regeln gearbeitet, die sie selbst mitaufgestellt
hätten.
Ulli erzählte, dass die Kinder lernten müssten, sich an selbst aufgestellte Regeln zu
halten, zum Beispiel haben die Kinder vor Kurzem entschieden, jeden Tag eine halbe
Stunde im Mathebuch und eine halbe Stunde für Sprache zu arbeiten. Die ersten
Tage haben sich die Kinder an diese Vereinbarung gehalten; nach einiger Zeit hätten
sie dieses Vorhaben in ihrem Schulalltag nicht mehr berücksichtigt.
Sonja hielt fest, dass Interesse für ein Thema die Basis wäre, damit Kinder
konzentriert längere Zeit arbeiten bzw. lernen können. Sie fragte, wie die Eltern damit
umgehen, wie ihre Kinder in der Schule arbeiten.
Juliane erzählte, dass manche Eltern Angst haben, dass ihre Kinder in der Schule zu
wenig lernen würden und deshalb mit ihnen zu Hause viel üben würden. Elternhaus
und Schule würden auf diese Weise gegeneinander arbeiten, weil die Kinder
aufgrund des vielen zusätzlichen Übens zu Hause, keine Lust mehr hätten, in der
Schule zu lernen.
Sonja fragte, wie man die Kinder, die keine Lust zum Lernen hätten, zum Lernen
motivieren könnte. Juliane erzählte, dass sie mit den Kindern darüber reden würden,
was für sie ein interessantes Thema sein könnte.
Harald wunderte bei der Hospitation in der Klasse, dass die Kinder für eine
zurückgegebene Arbeit unbedingt Noten haben wollten, worauf Ulli von ihren
Erfahrungen berichtete. Die Kinder hätten von ihr gefordert, geübte Diktate zu
schreiben und hätten bei der Rückgabe von diesen ebenfalls nach der Note gefragt.
Sie setzte fest, dass die Kinder mit weniger als fünf Fehlern die Note befriedigend
haben würden. Die Kinder, die mehr als fünf Fehler hatten, stellten dadurch fest,
dass sie in diesem Bereich üben mussten und schrieben von sich aus regelmäßig.
Sonja hielt fest, dass es solche „Pretests“ ebenso in Slowenien geben würde.
Meta fragte, ob die Kinder in der Grundschule Harmonie Hausaufgaben aufbekommen
würden.
Ulli berichtete von ihrem Umgang mit Hausaufgaben: In der ersten Klasse gibt sie
den Kindern keine Hausaufgaben; die meisten wollen jedoch freiwillig Hausaufgaben
bearbeiten. In der zweiten Klasse gibt sie den Kindern Hausaufgaben – Angebote.
Ab der dritten Klasse spricht sie mit den Kindern darüber, dass sie lernen müssen,
regelmäßig Hausaufgaben zu bearbeiten. Jedes Kind erstellt seinen Wochenplan.
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Juliane bespricht im Abschlusskreis mit jedem Kind, was es als Hausaufgabe
machen möchte.
Sonja fragte, wie die Kinder auf der weiterführenden Schule zu Recht kommen
würden. Es wurde zusammen getragen, dass die Kinder sich dort erst umstellen
müssten; hervorgehoben würde immer wieder die hohe Soziale Kompetenz der
SchülerInnen die aus der Grundschule Harmonie kommen.
Wir hielten fest, dass es wichtig ist, Kindern Strategien mit auf ihren Weg zu geben,
wie sie für sich optimal an selbst gewählten Themen „das Lernen lernen“.
Ulli berichtete, dass sie aus eigenen Erfahrungen davon überzeugt ist, dass Kinder,
die früher nicht längere Zeit am Stück gespielt haben, auch nicht ausdauernd arbeiten
könnten. Sie gibt diesen Kindern Spielangebote wie Lego, Bauerhof, Verkaufsladen
etc.
Meta fragte folgend, ob die Kinder am Computer machen könnten, was sie wollten.
Ulli, Juliane und Vera berichteten, dass im Kreis darüber diskutiert wird, welche
Angebote am Computer für alle Beteiligten am sinnvollsten sind. So wurde in einer
Klasse abgestimmt, dass der Anschluss zum Internet nicht mehr genutzt werden soll,
weil die wenigsten Kinder dieses Medium als Informationsquelle genutzt haben und
selbst erkannte, dass es sie von ihren Arbeitstätigkeiten abhielt.
Sonja stellte die Frage, ob die LehrerInnen für jedes Kind einen Entwicklungsbericht
schreiben würden. Juliane sagte, dass sie das in ausführlicher Form nur in der ersten
Klasse durchgeführt hätte. Sonja hatte des Weiteren festgestellt, dass manche
LehrerInnen Montessori – Material einsetzen und fragte nach der Art des Einsatzes.
Ulli berichtete, dass sie Mathematerial von Montessori verwenden würde, damit
Kinder das Multiplizieren mit Anschauung lernen können. Sie weiß jedoch nicht, auf
welche Art Maria Montessori dieses Material einsetzt, sondern führt es auf ihre Art
ein.
Meta fragte nach dem Vorteil von Jahrgangsübergreifendem Unterricht.
Ulli sagte, dass sie es vorteilhafter findet, nicht auf einmal 28 Kinder neu kennen zu
lernen, sondern jedes Halbjahr sechs oder sieben neue. Juliane hielt fest, dass
Kinder motivierter im Jahrgangsübergreifenden Unterricht lernen würden, dass die
Kinder um sie teilweise weiter im Schreiben; Rechnen usw. sind, und sie deshalb
viele Impulse bekommen. Es sei anstrengend, jedes Kind zu motivieren.
Sonja berichtete, dass laut Richtlinien das Kind nach der vierten Jahrgangsstufe
gewisses Standardwissen und – fertigkeiten erreicht haben müsste und fragte, ob
dies in den deutschen Richtlinien nicht festgelegt wäre. Es wurde festgehalten, dass
dies in deutschen Lehrplänen ebenso sei und dass in der Grundschule Harmonie ein
Selbsteinschätzungsbogen eingesetzt wurde. Eltern, LehrerInnen und Kinder füllen
den Selbsteinschätzungsbogen aus und einigen sich untereinander welche Leistungen
des Kindes im Selbstentwicklungsbericht festgehalten werden. Die Kinder könnten
selbst entscheiden, welcher Inhalt in den Entwicklungsbericht am Ende des Halbjahres
festgehalten wird. Sonja war begeistert davon, und sagte, dass es wichtig sei,
dass die Kinder selbst den Prozess ihres Lernens einschätzen könnten.
Vera Berger
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Eltern-Lehrer-Konzert
im Rahmen des europäischen Comenius-Projektes
Frau Görg, Frau Meinhard und Svea Meinhard
Växelsang (trad. aus Schweden) - Gesang, Gitarre und Flöte
Down by the Sally Garden (trad. aus Irland) - Klarinette und Gitarre
Romance de amor (A. Rovira) - Klarinette und Gitarre
Herr Zorlu
Türkische Lieder - Gesang und Saz
Frau Jantur
Zwei kreolische Lieder
Kreolischer Tanz
Kärntner Teilnehmer/innen singen
Improvisation „Wann i in deine Aug tiaf eineschau“
Frau Käshammer und Frau Schaumann
Gruß (H. Heine) - Klavier und Gesang
Käferlied (E. Humperdinck) – Klavier und Gesang
Sehnsucht nach dem Frühlinge (W.A. Mozart) – Klavier und Gesang
Lehrerchor
Die Gedanken sind frei
Jazz-Kanon
En de Kayjass Nummer 0
Bruder Jacob
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Rede beim Schulfest der Gesamtgrundschule „Harmonie“
Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Projektkoordinatorin
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich wünsche allen einen wunderschönen guten Abend. Ich bin sehr erfreut, dass ich
hier an der Gesamtgrundschule Harmonie bei Ihnen sein kann. Wir sind Teilnehmer/
innen aus verschiedenen europäischen Ländern und arbeiten gemeinsam an
den Zielen unseres Projekts mit dem Titel „In Europa Demokratie leben“.
Kolleg/innen aus sieben Ländern arbeiten gemeinsam an diesem Projekt und geben
damit Kindern die Möglichkeit, ihr eigenes Lernen selbst in die Hand zu nehmen. Wir
geben ihnen die Chance, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, zu experimentieren,
ihr eigenes Arbeiten zu planen und zu evaluieren. Wir diskutieren gemeinsam
über diese Umsetzungsmöglichkeiten und heute bei der Hospitation an dieser Schule
konnten wir wiederum neue Dinge für uns entdecken, die wir in unserem Unterricht
umsetzen können. Im ersten Jahr dieses Schulentwicklungsprojektes waren wir
bereits in Österreich und in Slowenien und sind dieses Mal hier in Deutschland. Bei
den kommenden Treffen werden wir Schulen aus den Ländern Estland, Litauen,
Finnland und Spanien noch kennen lernen. Dieses Projekt ist nicht nur ein Projekt,
das mit Schüler/innen, Lehrer/innen und Student/innen durchgeführt wird, es ist auch
ein Projekt, des öffentlichen Interesses. Überall, nicht nur in Österreich, haben wir
nun Diskussionen wie Demokratie gelebt und gelernt werden kann. In der nächsten
Woche stattet der Herr Bundespräsident der Republik Österreich der Pädagogischen
Akademie des Bundes in Kärnten einen Besuch ab und wird dabei mit Student/innen
über den Wert des Demokratielernens diskutieren.
Was sollten unsere Kinder lernen?
Demokratie
Gelebte Demokratie
Zivilcourage,
Umsetzung der politischen und kulturellen Rechte
Umsetzung der Menschenrechte
In der Gesamtgrundschule Harmonie sahen wir eine Vielfalt an Methoden, bei
denen gelebte Demokratie in die Tat umgesetzt wird.
Selbständiges Lernen
Kooperatives Lernen
Individuelles Lernen
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Schüler/innen lernen Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, Verantwortung
für die Anderen zu übernehmen, Konflikte friedlich zu lösen. Vielen Dank Walter, vielen
Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen für die freundliche Aufnahme in der Schule.
Danke liebe Eltern für die wunderbare Aufnahme der Kolleg/innen und Student/innen
in ihren Familien.
Good evening everybody,
I am very pleased to be here in Eitorf , at your school Harmonie. Her we are, many
participants of different countries. We are working together on the topics of the theme
“To live democracy in Europe”.
Teachers from seven different countries work together to give children the possibility
to participate in their own learning. We give them the chance to make their own decisions,
to experiment, to realise and to evaluate their own ways of learning. We
discuss how to realize this, we explore different possibilities. Today, during our visit
at this school, we saw things we can also transfer into our work in the different
classrooms.
In the first year of our common school-development-project we were to Austria and to
Slovenia. No we are here in Germany and the next meetings will be in Estonia,
Lithuania, Finland and Spain. This project is not only a project where pupils, teachers,
students work together and do research, it is also a project of public interest.
Everywhere in Europe we have great discussions about learning and living the European
Education for Democratic Citizenship. We are doing it. Next week in Austria the
President of the Republic Austria will come to talk and to discuss democracy with the
students of our teacher training-college.
What do we teach and what do we learn with our children?
Citizenship
Citizenship Sites
Civil, political, cultural and human rights,
Education for Democracy
In this school, in “the Grundschule Harmonie” we saw a variety of methods to
practice the living form of democracy.
Active learning
Cooperative learning
Individual learning
What should our pupils learn?
They should learn, …
… that participation includes to make sure that each individual can take
her/his place in our society,
… to end conflicts in a non-violent fom,
… to be responsible for ourselves and for the others
Many thanks to you, Walter and to your team for the perfect reception and the
excellent organisation at your school. A special thank to all host-families, where we,
the guests, can stay for these days.
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Minutes – Tuesday
26. 04. 2005
07. 15 Uhr - Frühkonferenz
10. 00 Uhr - 11.30 Uhr –
Arbeitsgemeinschaften
mit Kindern
16.00 Uhr Bahnhof Eitorf
18.00 Uhr Universtität Siegen
Protokoll – Kleingruppe – AG
„Kinderparlament und Schulversammlung“
Protokoll von einer Sitzung des Kinderparlamentes in der Grundschule Harmonie in
Eitorf, Deutschland/Nordrhein-Westfalen am 26.4.2005
Anlässlich des Besuches der Grundschule Eitorf im Rahmen des Comenius Projektes
„Demokratie in Europa leben“ gab es an der Grundschule Harmonie verschiedene
Workshops, die von Kindern geleitet wurden, an denen auch die besuchenden
Lehrer/innen teilnehmen konnten. Ich entschied mich für die Teilnahme an
einer Sitzung des Kinderparlamentes. Die Disziplin und die Ernsthaftigkeit der Kinder
beeindruckten mich sehr. Trotzdem kamen der Humor und das Lachen dabei nicht
zu kurz. Ein bleibender Eindruck, den ich aus dieser Sitzung mitnahm: Demokratie –
ein ernst zu nehmender Bestandteil des Schullebens, der Humor und Toleranz
braucht, um wachsen und gedeihen zu können.
TeilnehmerInnen des Kinderparlamentes: Kinder aus allen Klassen; Walter Hövel,
Direktor der Schule; Aili Vunk, Teilnehmerin am Projekt; Beate Traar-Krammer, Teilnehmerin
am Projekt
Ablauf:
Walter Hövel eröffnet die Sitzung des Kinderparlamentes und begrüßt alle Anwesenden.
Das Kind, das die letzte Sitzung geleitet hatte, wählt eine Leitung aus dem Kreis
der teilnehmenden Kinder. Zu Beginn fragt das leitende Kind, ob es etwas aus den
Klassen gäbe. Nach einer kurzen Ratlosigkeit erkundigt es sich bei Walter, was es
denn jetzt sagen solle. Walter berät und unterstützt während der ganzen Sitzung.
Als keine Meldung von den Kindern kommt, fragt Walter nach, was mit einem bestimmten
Schüler sei, über den anscheinend schon öfter gesprochen worden war.
Dann fragt das leitende Kind eine Klasse nach der anderen durch, was ansteht:
Klasse „Blumen“: Frage nach der Organisation des schulinternen Schachturnieres.
Der Termin wird geklärt und die Organisation wird besprochen.
Klasse „Forscher“: Diskussion über den Arbeitslärm während der freien Arbeitsphase.
Einigen war es zu laut, anderen wieder nicht.
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Als aus keiner Klasse mehr eine Anfrage kommt, stellt Walter eine Frage zur Wochenschau.
Die Lehrer/innen lassen die Kinder fragen, ob es von ihnen als sinnvoll
erachtet wird, diese weiter zu führen und ob es langweilig oder anregend sei. Das leitende
Kind fragt alle VertreterInnen einzeln nach ihrer Meinung dazu ab. Die Mehrheit
der Kinder ist dafür, die Wochenschau während der Montagsfeier (am Morgen)
abzuschaffen. Walter gibt zu bedenken, dass bei der Montagsfeier dann nur noch die
Geburtstagsfeiern und die Vorschau „Was passiert diese Woche“ stattfinden. Es
kommen verschiedene Vorschläge der Kinder, wie sie die Montagsfeier gestalten
könnten. Die Mehrheit der Kinder einigt sich auf den Vorschlag, Frage der Woche zu
stellen und den Witz der Woche zu erzählen. Walter wirft ein, dass es sehr schwierig
sei, Witze zu erzählen, denn die meisten Witze seien schmutzige, alte oder blöde
Witze. Er empfehle, keinen Witz zu erzählen, das würde langweilig werden.
Ein Mädchen meint darauf, die Kinder könnten sich sicher selber gute Witze ausdenken.
Walter bittet, dass die Kinder gleich versuchen sollten, Witze zu erzählen.
Einige Kinder erzählen, Walter stoppt die ersten Versuche, denn sie sind entweder
frauenfeindlich oder Behindertenwitze. Er erklärt den Kindern, dass an ihrer Grundschule
solche Witze nicht gelernt werden. Die Kinder versuchen es weiter und erkennen
selbst, wie schwierig es ist, einfach nur gute Witze zu erzählen. Es ist zu
beobachten, wie sie bereits während des Erzählens sich selber zuhören und einige
Male selber abbrechen, da ihnen bewusst wird, dass dieser Witz wieder nicht passend
ist. Die Kinder wollen aber trotzdem den Witz der Woche bei der Montagsfeier
haben. Es wird gemeinsam der Modus gewählt, wer wann dran kommt, den Witz zu
erzählen. Danach können die teilnehmenden Lehrerinnen Fragen an die Kinder stellen.
Walter übernimmt dabei die Leitung.
Fragen:
• Wie und wann wurde das Kinderparlament an der Schule eingeführt?
Vor neun Jahren wurde der Vorschlag dem Eitorf gemacht ein Kinderparlament
zu initiieren. Der Bürgermeister lehnte dies ab. Die Grundschule
Harmonie sagte sich dann: Wir machen es!
• Welche Beschlüsse wurden vom Kinderparlament gefasst?
- Regeln für den Umgang mit dem PC
- Schulzeitung
- Einladung einer Fahrschullehrerin (da sehr viele Kinder mit dem Kickroller in
die Schule kamen)
- Mauer im Schulgarten bauen und verfliesen (wurde von den Kinder selbst
gemacht)
- Briefkasten für die Kinderpost
- Konfliktlösungsmodell „Weise Kinder“ (zur Unterstützung bei Konflikten)
- Probleme bei und mit Kindern
- Kalkutta Spendenaktion
- Sprechstunden für Kinder mit Problemen (Kinder können zu bestimmten
Zeiten bestimmte, bekannt gegebene Lehrer/innen bzw. Schüler/innen
ansprechen)
- Regeln (bezüglich Schneebälle; ...)
• Wichtige Beschlüsse werden in der Schulversammlung behandelt. Diese findet
einmal alle zwei Wochen statt.
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• Veröffentlichung der Beschlüsse: Montagsversammlung oder Schulversammlung
• Gibt es Maßnahmen, wenn sich jemand nicht an die Beschlüsse hält?
- Beratung im Kinderparlament
- Beratung im Lehrer/innenzimmer
- Beratung in der Montagsversammlung
- Klärung im Klassenrat
- Beratung durch „Weise Kinder“
- Im Büro alleine arbeiten
- Fragen, ob ein Kind mit diesem Kind redet
- Begleitung suchen
- Aufsicht mit einer Lehrerin machen
• Was tut ihr, wenn im Kinderparlament keine Frage etc. kommt?
- Die Vertreterinnen abfragen.
- Fragen: „Was haltet ihr von?“ durch Walter
Zum Abschluss bedanken wir teilnehmende Lehrerinnen uns bei den Kindern. Walter
schließt die Sitzung des Kinderparlamentes und die Kinder brechen in ihre Klassen
auf.
Beate Traar-Krammer
Protokoll – Kleingruppe – AG – 26. 04. 2005
„Dichterlesung“
Ich besuchte am Dienstag die Dichterlesung.
Anwesende:
Lehrerinnen der Grundschule Harmonie - Ulli und Christine und viele Schüler/innen
Ablauf/ Verlauf der Dichterlesung:
Das Klären, wie viele Schüler/innen eine Geschichte vorlesen möchten. Die Lehrerin
schreibt die Namen auf eine Liste.
Wer leitet die Dichterlesung? Ein Schüler/eine Schülerin die die Leitung übernehmen
möchte, meldet sich.
Die Leiterin ruft einen Namen von der Liste auf und diejenige/derjenige beginnt mit
dem Vorlesen der Geschichte. Wenn jemand nach der Geschichte eine Frage hat,
zeigt er mit dem Zeigefinger nach unten. Wenn es keine Fragen zur Geschichte gibt,
wird die nächste Geschichte vorgelesen.
Nach einigen Geschichten fragt die Leiterin, ob noch alle zuhören können. Ein Schüler
konnte nicht mehr zuhören und durfte den Raum verlassen. Die anderen hörten
den weitern Geschichten zu. Nachdem alle Geschichten gelesen waren, gingen die
Schüler/innen wieder in ihre Klassen.
Eva Grentner
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Protokoll – Kleingruppe – AG
„Umgang mit anderen – Die Schule ist ein Ort des Miteinander Lebens und
Lernens“
Teilnehmer/innen: Annette, Sina, Elisabeth, Sonja, Claudia und 9 Kinder
Kreisarten
Regeln/Konflikte:Probleme werden von den Kindern entweder in der Klasse
gemeinsam besprochen oder nur mit den Betroffenen.
Vorstellkreise: Arbeiten werden präsentiert und die Kinder können voneinander
lernen.
Planungskreise: Morgens wird der Tag besprochen, welche Arbeiten anfallen, Kinder
sagen, was sie in der Freiarbeit tun und manchmal regt der/die Lehrer/in zu bestimmten
Themen an.
Abschlusskreis: Hausübungen werden besprochen, Kinder erfahren, was gut war
und was am nächsten Tag verbessert werden soll. Auch der nächste Tag wird kurz
vorbesprochen.
Erzählkreis: Kinder erzählen Wochenenderlebnisse oder sonstige Erlebnisse. Die
Kinder teilen den anderen mit, wie es ihnen geht. Dadurch können die Kinder an
Freude oder Traurigkeit teilnehmen.
Bücherpräsentationen finden auch im Erzählkreis statt, ebenso auch Dichterlesungen.
Lernkreis: Kinder lernen voneinander Hilfe anzubieten und anzunehmen. Manchmal
werden kleine Gruppen gebildet, die über bestimmte Themen sprechen und diese
bearbeiten.
Montagsversammlung: Jeden Montag trifft sich die ganze Schule in der Aula und
bespricht die Woche vor. Geburtstagskinder werden gefeiert.
Schulversammlung: Diese findet alle 14 Tage am Donnerstag mit der gesamten
Schule statt. Jedes Mal organisiert diese Versammlung eine andere Klasse. Zwei
Kinder gehen vorher von Klasse zu Klasse und fordern die Kinder auf, etwas beizutragen.
Die Organisationsklasse erstellt Pläne und räumen auch danach wieder alles
zusammen.
Kinderparlament: Zwei Kinder pro Klasse nehmen daran teil. Probleme werden besprochen,
Lösungen werden gesucht und diese werden auch in den Klassen besprochen.
Das Kinderparlament findet jeden Mittwoch statt. Das Ziel der Kreise ist
es, sich in andere hineinzuversetzen, Bewusstsein zu schaffen, respektvoll miteinander
umzugehen, Achtung voreinander zu haben, Mitgefühl zu entwickeln, andere
wahrzunehmen und Verantwortung für das eigene Handeln zu entwickeln.
Mitteilung von Sonja, wie Kreise in Slowenien geführt werden: An der Tafel hängt ein
Kalender mit allen Monaten, der selbst gebastelt wurde. In diesen Kalender werden
alle Ereignisse des laufenden Schuljahres eingetragen. Die einzelnen Kalenderblätter
werden an die Tafel gehängt, damit die Kinder sehen, wie lange das
Schuljahr schon dauert. Das Wetter wird auch beobachtet und schriftlich
festgehalten. Am Ende des Monats wird gezählt, wie viele Sonnen- und Regentage
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es gegeben hat. Die Monate werden durch eine Statistik miteinander verglichen. An
der Tafel hängen auch Regeln, die die Kinder selbst positiv formuliert haben.
Claudia Preiml
Protokoll – Kleingruppe – AG
Report about the “English Workshop”
The English teacher who was supposed to co-ordinate the “English Workshop” was ill
on the day of the workshop presentations. Polona, a colleague from Slovenia, and I
suggested not to cancel the “English group”, but to simply meet the pupils who had
prepared the workshop and to improvise on the spot.
So we met a group of 6 pupils, introduced ourselves and asked them to briefly
introduce themselves, too. After some time, confidence had been established and
both the pupils and us loosened up a bit. Then we suggested they do things with us
that they normally or sometimes do in English lessons. So one of the pupils stepped
into the role of the teacher, with the rest of us being the pupils. He practised
adjective-opposites with us using a worksheet they had used in class.
The next “teacher” practised colours with us, and she did it in an absolutely
communicative way. We, the “pupils”, had a few minutes to look at all the things on
one side of the room. Then we had to turn round, and she would name one of the
object behind us. We had to try and remember the colour of the respective object. As
I had expected, the real pupils were much better at remembering the colours than the
two adults.
Then the pupils asked us guests to do an activity with them. Polona suggested a
politically correct version of “Hangman” called “Sharky”. The pupils quite liked the
game, and for the rest of the session they took turns thinking of a word and trying to
“feed the group to the shark”. A little surprise at the end of the game: a relatively shy
girls chose a fairly rude four-letter-word, and I suppose because no-one expected
that sort of word from her, she managed to “beat” the group and feed them to the
shark.
Reflection:
Naturally, the language level of the pupils in this workshop was not the average level
of the pupils at the school. Nevertheless, it was surprising how they managed to
participate in real communication and how they tried had to negotiate meaning
through language, miming and gestures. The workshop made me interested in
seeing one or two real English classes at the school, and this is what I have in mind
for my next visit at the school.
Ferdinand Stefan
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VISITING THE ALTERNINITIATIVE Kindergarten “HARMONIE” e. V., Eitorf
Report from mag. Sonja Rutar, Educational Research Institute, Pedagogical Faculty
Koper, Slovenia
Kindergarten have two groups, approximately 50 children
In the kindergarten are children from 3- 6.
In this kindergarten are three teachers and two teachers on the practice (at this time).
All teachers feel responsible for everything, that’s why the whole kindergarten
functioned like community. They have “open door” program- in 5 rooms- have
different corners for different kind of work
Room for everyday experiences- dramatic play, sink with a water and all needed
equipment. Next to this room is place where children have opportunity to play with
wooden blocks. Room with sink, big couch, didactic games- like puzzles… corner for
hiding, made by textile, corner for since .
Creativity center.
Gymnasium.
Children could freely move from corner to corner and make choices. Teachers
assess their work and development.
They have also wardrobe and kitchen where teachers prepare breakfast for children.
Children eat individually, when they came to kindergarten they serve to themselves
and clean after it.
Teacher- child interaction is very respectful, they recognize children’s needs and it
looks that teachers really appreciate children’s play and work.
All parents in the morning bring their children in the room, exchange few words with
teachers, until the child don’t feel comfortable.
It was not enough time to see and discuss about all aspects that influent on the
quality of the process, but it is easy to recognize that children in this kindergarten
have opportunity to get a lot of different experiences that are important for developing
on different developmental domains.
Sonja Rutar
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Minute – Tuesday
Visit – University of Siegen
26. 04. 2005
Allgemeines:
Im Jahre 1995 wurde von Univ.-Prof. Dr. Hans Brügelmann die Gründung des Forschungs-
und Entwicklungsprojektes OASE („Offene Arbeits- und Sozialformen entwickeln“)
initiiert. Dieses Projekt hat unter der Leitung von Prof. Brügelmann €
50.000,-- als Unterstützung von einem Verlag erhalten und konnte sich so zu einer
überregionalen Arbeitsgruppe und der Zusammenarbeit von Kolleg/innen, die in verschiedenen
Lernbereichen Erfahrungen gesammelt haben, weiterentwickeln. Es arbeiten
neben Kindergärtner/innen auch fortgeschrittene Studierende mit; sie entwickeln
Projekte mit Schüler/innen, sog. „Kisten“ z.B.: zu Legasthenie, Soziales Lernen,
Sammlungen von Unterrichtsmaterialien usw. Die OASE Sitzungen finden 14-
tägig statt. Es wurde 1996 eine „ElternSchule an der Uni“ gegründet. Ab 1997 gibt es
eine „Werkstatt für Kinder“ an der Universität-Gesamthochschule Siegen.
Zum Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Brügelmann: „Demokratisierung der Schule“ -
Politische Bildung als Auftrag der Grundschulpädagogik.
Siehe Powerpointpräsentation
Anmerkungen zu den Folien:
ad 1) Politische Bildung ist im Unterricht, bes. in Fächern, in denen Machtaspekte
auftreten in den letzten zwanzig Jahren kaum wahrgenommen worden. Es wäre
wichtig, im Rahmen der politischen Bildung den Schüler/innen nahe zu legen, welche
verdeckten Interessen oder Prozesse hinter Entscheidungen stehen und analysiert
werden müssten. Im Bereich der Arbeits- und Sozialformen sollten Lösungen mit
Schüler/innen in Diskussionen und Arbeitsforen erarbeitet werden.
ad 2) Die Forschung zeigt auf, dass Kinder bereits Haltungen entwickeln können, die
politisch bedeutend sind. Sie entwickeln aber durchaus auch Vorstellungen, wie Politik
und politische Prozesse entstehen. Politische Bildung im Unterricht vermittelt
Kindern ein Verständnis von politischen Prozessen und politischen Arbeitsbereichen
z. B. die Aufgaben des Bürgermeisters, der Gemeinderäte etc. Eine inhaltliche Vergleichsstudie,
über politische Kenntnisse und politische Haltungen von Jugendlichen
mit ca. 14 Jahren, die in Deutschland durchgeführt wurde, zeigt auf, dass das politische
Wissen deutscher Schüler/innen im internationalen Vergleich mit dem Wissen
anderer Fächer, wie z.B. Naturwissenschaft, Deutsch etc., über dem allgemeinen
Durchschnitt liegt. Jedoch ist das Interesse für Politik und das politische Engagement
deutscher Jugendlicher verglichen mit Jugendlichen anderen Ländern sehr gering.
ad 3) Der Schwerpunkt: „Soziales Lernen und Sozialer Haltungen“ wird von Politikern
als eine der wichtigsten Aufgaben der Schulen genannt, jedoch spielt dieser im praktischen
Schulleben bei Anforderungen an das Schulleben und Lernbeurteilungen
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eine sehr geringe Rolle. Die sozial integrative Orientierung ist auch im internationalen
Bereich sehr wenig ausgeprägt. Faktum ist, dass in den westlichen Ländern die Ausländerfeindlichkeit
enorm hoch ist, besonders in Deutschland. Der Grund dafür wird
auf die Art und Weise, wie Schule organisiert ist, zurückgeführt. Das Halbtagssystem
weist eine hohe Selektionsorientierung auf: es besteht kein „Schulleben“, in der
Form, wie es in den skandinavischen Ländern möglich ist.
ad 4) Als Beiträge der Schulorganisationen zur ‚Friedenserziehung’ und zur ‚Solidarität
für Unterdrückte’ in anderen Ländern gibt es regelmäßige Berichte über Projekte
in der dritten Welt. Zeitschriften dazu werden ausgeteilt und Dokumentationen
verbreitet, damit westliche Schuler/innen über Unterdrückung informiert werden. Es
werden Impulse des Holocaust an Schüler/innen weitergegeben. Sie sollen an diese
Zeit denken, mehr über das ‚Schreckliche’, das passiert ist, erfahren. Welche Möglichkeiten,
diese sensiblen Themen an Schüler/innen weiterzugeben, gibt es noch?
ad 5) Wie wird Unterricht gestaltet? Welche Rolle – welchen ‚Wert’ haben Kinder im
Unterricht? Die reale Umwelt über Politik und Soziales zeigt auf, wie tatsächlich mit
Kindern ‚umgegangen’ wird. Erleben Kinder die heile Welt in der Schule und außerhalb
der Schule? Können sie im Rahmen eines „Kinderparlaments“ Strukturen ihres
schulischen Umfeldes mitgestalten?
Ad 6) Nach Schreiers 3-Phasen-ABC der Demokratieerziehung sollen die Fähigkeit
zum eigenen Perspektivenwechsel im Morgenkreis bzw. anderen demokratischen
Einrichtungen gefordert und gefördert werden. Somit regeln die Schüler/innen selbst
die Verfahrensabläufe und treffen selbstständig Entscheidungen auf den verschiedenen
Ebenen der ablaufenden Prozesse.
ad 7) Kinder lernen in ihrer Entwicklung, sich sehr schnell anzupassen. Ebenso lernen
sie aber auch das Aushandeln ihrer eigenen Interessen in der symmetrischen
Beziehung zu Gleichaltrigen und das Realisieren gerechte Entscheidungen durch
das Aufeinandertreffen konfligierender Situationen im Entwicklungsprozess.
ad 8) Durch die Öffnung des Unterrichts wird den Schüler/innen nicht nur ein organisatorischer
und methodischer, sondern auch ein inhaltlicher und sozialer Freiraum
zugestanden. Die Fähigkeit des freien sprachlichen Ausdruckes der Kinder, die Fähigkeit
eigene Standpunkte zu vertreten, die Fähigkeit zur kritische Auseinandersetzung
und vor allem Verantwortung zu übernehmen, wird forciert.
Anschließende Diskussionsrunde:
Erfahrungen, Perspektiven, Vorstellungen, was in diesem Bereich getan
werden kann?
Demokratie als soziale Frage, als sog. Arbeitsfrage:
Ist in den letzten Jahren etwas entwickelt worden, das dem einzelnen Individuum in
seiner eigenen Organisation vom Lernen es möglich macht, das eigene Lernen zu
demokratisieren?
Wie z. B. der konkrete Ansatz, dass Kinder nicht nach einer Fibel lesen und schreiben
lernen, sondern ‚die Buchstaben’ und ‚Laute’ bekommen und sich selbst die Welt
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auf die Art und Weise erobern, indem sie sich selbst das Lesen und Schreiben beibringen.
(Walter H.) Festgestellt wird, dass die eigenen Erfahrungen wichtiger sind,
als man je gedacht hatte. Schüler/innen schreiben über das, was sie interessiert und
forschen dort nach, wo ihre Interessen liegen.
Wie weit gibt es in Österreich für Kinder eine Mitbestimmung? (Prof. Brügelmann)
Der Lehrplan in Österreich ist in vielen Bereichen sehr demokratieorientiert. Das
Problem liegt darin, dass bereits Besuchsschullehrer/innen demokratische Prozesse
für Studierende kaum zulassen, da traditionelle Stundenplanungen geschrieben werden
müssen und dies die Studierenden daran hindert, aus eigenen Fehlern lernen zu
können. Wo haben Lehrer/innen es gelernt - in einem solch hierarchischen System -
den Kindern Freiraum zu gewähren, dass diese aus ihren Fehlern lernen können,
dass Kinder ihr Wissen für sich selbst gestalten und auch ihr Leben in der Schule mit
den anderen Kindern gemeinsam gestalten? (Beate T-K.)
Weiters wurde das Problem angesprochen, dass Schüler/innen und Eltern und nicht
Lehrer/innen oder das Schulsystem den Prozessen, freie Entscheidungen zu treffen
im Weg stehen: Sie sagen, dass sie nicht alles mitbestimmen wollen, nicht immer‚
‚Demokratie leben’ wollen. Eltern versuchen Entscheidungen an Lehrer/innen
zurückzuweisen, damit diese die Verantwortung für bestimmte Situationen übernehmen
sollen (z. B. Zuteilung zu jahrgangsüberschreitende Klassen). Kinder
suchen sich selbst gerne Bereiche aus, in welchen sie frei agieren möchten, haben
aber die Haltung, dass ihnen ganz bestimmte Entscheidungen von Lehrer/innen abgenommen
werden sollen. (Teilnehmer)
Auch Walter H. macht diese Erfahrung immer wieder, jedoch fügt er hinzu, dass Eltern
öfters und leichter dann selbstständig Entscheidungen treffen, wenn es Lehrer/
innen gelingt, ihr Tun, die Methode des Unterrichts, den Hintergrund desselben
auf einem sehr hohem Niveau den Eltern zu vermitteln und sie davon zu überzeugen.
Kinder überraschen eher dadurch, dass sie scheinbar auf ihre Selbstbestimmung
in manchen Bereichen verzichten wollen (Noten).
Prof. Brügelmann ist der Meinung, dass sie das erfahren möchten, was sie noch
nicht kennen. Sie erkennen dabei nicht das Problem des anderen Systems und haben
noch nicht aus Erfahrungen anderer, stellvertretend gelernt.
In diesem Zusammenhang meint Meta, dass die Angst, den Lehrplan nicht auf die
Art und Weise zu erfüllen - wie dies verlangt wird, Lehrer/innen dazu bringt, sich an
die Interessen und Vorgaben der Gesellschaft zu orientieren. Den Lehrplan sieht sie
als Schutz, denn die Kulturtechniken werden grundsätzlich eingefordert: Kinder
müssen das Lesen, das Schreiben etc. erlernen. Entscheidungen zu treffen ist sehr
wichtig, kann aber auch sehr gefährlich sein. Die Entwicklung von Selbstständigkeit
ist für Kinder sehr wichtig, dennoch gilt es auch die Kinder vor falschen
Entscheidungen zu schützen. Kinder brauchen den Schutz der Erwachsenen. Sind
Kinder in Gefahr, ist in diesem Sinne das Treffen von Entscheidungen keine
politische Frage.
Da das Leben selten leichte Lösungen anbietet, glaubt Prof. Brügelmann nicht an
„die Weisheit“ der Kinder, und daran, dass sie in allen Fällen selbst gute Entscheidungen
treffen können; er glaubt aber auch nicht daran, dass Eltern imstande
sind, bessere Entscheidungen zu treffen. Nicht nur Kinder machen Fehler, sondern
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auch Erwachsene. Erwachsene sollen den Kindern nicht Entscheidungen abnehmen,
jedoch für sie Strukturen schaffen, die ihnen ermöglichen, Probleme zu lösen: z.B.
geschieht dies in Kreisgesprächen – der Ablauf kann wie folgt beschrieben werden:
ein Kind spricht über seine Probleme und erhält von den Mitschüler/innen emotionelle
Unterstützung, Beratung, Vorschläge, Ideen etc; Kinder sind mit ihrem
Problem nicht mehr alleine; es wird ihnen jedoch auch nicht die Entscheidung
abgenommen, sie müssen sie selbst treffen. Es fällt ihnen aber nach der Aussprache
leichter eine Entscheidung zu treffen, denn sie erhielten praktische Hilfe und fühlen
sich von den anderen verstanden.
Der österreichische Lehrplan bietet sehr viele Möglichkeiten des demokratischen
Handelns. Sich Kindern in demokratischer Art und Weise zu nähern muss jede/r
selbst in einem eigenen Prozess erfahren. Darin gibt es verschiedenartige hemmende
Faktoren, z.B. die Schulleitung, Kolleg/innen oder auch Eltern, die diesen Weg
nicht kennen sowie das eigene starre Ausbildungssystem, das jede/r erfahren hat
und das die Betroffenen in ein passives Verhalten zurück gedrängt hat. Es gilt diese
hemmenden Faktoren zu überwinden und demokratische Strukturen von Anfang an
einzufordern, um die eigenen Rechte wahrzunehmen. (Pia-Maria R.)
Die Haltung des Individuums ist sehr wichtig – sie ist einem Prozess unterworfen und
auf diesen bezogen: da das Individuum bereits Teil der politischen Struktur ist, hat es
die Aufgabe, nicht nur Meinungen den Kindern und den Eltern u.a. gegenüber zu vertreten,
sondern auch und besonders einen Konsens zu suchen. (Beate T-K.)
Schule ist keine Zwangsveranstaltung, die es gilt zu demokratisieren. Widersprüche
von Eltern sind auf zwei verschiedenen Ebenen zu erleben: diejenigen Eltern, die
aus Gewohnheit Ablehnung zeigen und widersprechen und diejenigen Eltern, die
sich auf einen Prozess einlassen und danach oder währenddessen widersprechen.
Zwangselemente im eigenen Wesen bringen uns oft zum Kern der Sache: Eltern
sprechen oft ein Problem das sie haben an und Lehrer/innen müssen es lernen, mit
Widersprüchen umzugehen. (Walter H.)
Ursachen für nichtdemokratische Verhältnisse in Schulen ist sicherlich die Angst. Es
gibt nicht nur Schüler/innen, die Angst haben, Fehler zu machen, sondern auch Lehrer/
innen, die Angst vor Schüler/innen haben und dadurch in ihrem Unterrichten
gehemmt sind. Eigene Ängste abzubauen und zu bearbeiten wäre eine wichtige
Aufgabe in der Ausbildung. Ohne Angst zu leben bedeutet, auszustrahlen, dass man
mit seinem Leben klar kommt – bedeutet auch: Kompetenz zu besitzen. (Walter H.)
Teilnehmer/innen äußern sich anschließend an die Diskussionsrunde zu den
stattgefundenen Projekttagen:
Für Harald war es eine völlig neue Erfahrung, wie diese Form des Unterrichtens in
einer gesamten Schule umgesetzt wird. Viele interessante Eindrücke davon lassen
ihn manche Dinge in der Lehrerausbildung nunmehr unter anderen Aspekten sehen.
Viele Dinge sind Ulli in Erinnerung gekommen, die zuvor in Österreich besprochen
wurden. Die Erfahrung, mit diesem Projekt in der Schule zu sein, d. h. Schule und
Thema des Projektes gleichzeitig zu erleben, war für sie sehr gut.
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Für Beate war die Hospitation sehr interessant und sie hat vor allem mitgenommen,
das sie einen „braten Weg“ zur Demokratisierung ihrer eigenen Persönlichkeit und
zur Demokratisierung in der Schule vor sich hat. Jedoch haben sie bereits gemeinsam
einen anstrengenden Weg hinter sich, der noch nicht abgeschlossen ist.
Das Kinderparlament war eine tolle Erfahrung.
Christine hat aus den Arbeitsgruppen sehr viel mitgenommen – es ist ihr auch sehr
gegenwärtig, wie viel sie im letzten halben Jahr im Kollegium an dem Thema Demokratie
im Schulleben gearbeitet haben. (Christine)
Viele neue Erfahrungen und Eindrücke, Arbeitsweisen mit Kindern nimmt Elisabeth
mit sich nach Hause.
Für einen weiteren Teilnehmer der Projektgruppe ist es von fundamentaler Bedeutung,
Kindern Demokratie beizubringen.
Für Valentin ist ein wunderschöner Eindruck geblieben, dass es möglich ist, den
Schüler/innen so viele Freiheiten zu geben. Für ihn strahlt und lebt die Schule nach
außen hin das aus, was ihr Name bereits aussagt: „Harmonie“. Auf der anderen
Seite ist er jedoch nicht mit allem einverstanden und beschäftigt sich mit den
Gedanken, inwieweit die Schüler/innen auch das Ziel erreichen können, welches sie
erreichen sollen. Er findet es gut, dass viele Möglichkeiten vorhanden sind, in einer
Schule Demokratie zu leben, jedoch muss es auch notwendigerweise bestimmte
Vorgaben geben.
Pia-Maria kennt diese Schule bereits seit vielen Jahren und ist immer wieder aufs
Neue begeistert – dieses Mal vor allem von der Versammlung am Montag. Für sie
gilt es, auf zwei Ebenen in Richtung Demokratie weiter zu arbeiten: auf der Ebene
mit den Kindern und auf der Ebene, mit den Studierenden.
Walter kündigt an, dass es in der dritten Veranstaltungsrunde viel mehr Möglichkeiten
geben wird, in Gruppen zu arbeiten und Erfahrungen auszutauschen.
Ferdinand bedankt sich für die perfekte Organisation dieser Projekttage und findet es
toll, dass er viele, viele Eindrücke gewonnen hat und reale Schulsituationen miterleben
konnte. Ihm ist es wichtig darauf zu achten, was Schule mit Kindern macht
und inwiefern Schule und der Klassenverband sich auf die Zukunft der Schüler/innen
auswirkt; nicht nur auf ihr Wissen, sondern auch auf die Psyche und auf ihre
Gesundheit. Er begegnete in dieser Schule Kindern, mit denen er wie mit
Erwachsenen sprechen konnte.
Das Funktionieren der Art dieses Unterrichts in einer solch großen Schule, erstaunte
Eva. Ihr war der Kontakt zu den Klassen sehr wichtig und daraus nimmt sie viele Informationen
und Ideen, die sie umsetzen möchte, mit nach Hause. Der Austausch in
den Kleingruppen und Diskussionsrunden war für sie auch sehr wichtig.
Aili hat sehr viele interessante Möglichkeiten gesehen, wie man Kindern gegenüber
demokratisch handeln kann und wie man Unterricht demokratisch durchführen kann;
obwohl in ihrer Schule jedes Kind auch sehr wichtig ist.
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Claudia sieht manches sehr kritisch, kehrt aber mit sehr vielen Eindrücken zurück
und hat sehr viele interessante Gespräche mit der Lehrerin, bei der sie untergebracht
war, gehabt.
Für Gerhard waren die Projekttage darauf abgestimmt, dass viele Gemeinsamkeiten
erlebt werden konnten: mit Kindern, vor allem das Schulleben, durch die Unterbringung
mit den Eltern der Schüler/innen und das gemeinsame Fest. Das nächste
Treffen wird wieder mit theoretischen Inhalten verstärkt gefüllt. Jedoch war diese intensive
Phase des Erlebens während der Hospitationen sehr wichtig und jede/r hat
davon persönlich viel profitiert.
Meta und Polona haben eine riesengroße Informationsflut erlebt und ihre Hausübung
ist es, noch einmal alles durchzudenken, was sie gesehen haben. Es ist ihnen wieder
alles in den Sinn gekommen, was zuvor in Klagenfurt diskutiert wurde und sie
werden es in den nächsten Monaten weiterentwickeln.
Der Dank gilt allen, die an den Vorbereitungen für diese Projekttage mitgewirkt haben.
Demokratie bedeutet auch, ALLES GEMEINSAM VORZUBEREITEN!
Ingrid Sematon
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Publication and newspaper articles
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Kinderrechte
Zur politischen Bildung in der Grundschule
Univ.-Prof. Dr. Hans Brügelmann
Universität Siegen
I Politische Bildung in der Grundschule:
Ein kurzer Rückblick [Hans Brügelmann]
Um die politische Bildung in der Grundschule scheint es still geworden zu sein. Ende
der 60er Jahre erlebte sie einen Aufschwung, wie aus dem Nichts, der durch den
Zeitgeist gefördert, aber nicht auf Dauer fundiert wurde (vgl. die Ansätze bei Mildner 1970;
Urban 1970/72; Ackermann u.a. 1973; Beck 1973 ff.). Rückhalt gewann diese Entwicklung
daraus, dass damals die ersten empirischen Studien erschienen, die die Bedeutung
der frühen Kindheit auch für die politische Sozialisation belegten (Hyman 1959/69;
Greenstein 1965; Dawson/ Prewitt 1968; Hess/Torney 1968; Easton/Dennis 1969; für die Diskussion
in der Bundesrepublik aufgearbeitet bei: Behrmann 1969; Harnischfeger 1970; Nyssen 1970;
Wasmund 1971).
In den Lehrplänen, in den Schulbüchern und vor allem in den Schulen selbst ist nur
noch wenig wahrzunehmen von dem Aufbruch, der sich vor 30 Jahren fast dramatisch
ankündigte und auch in konkreten Materialien und Unterrichtseinheiten niederschlug.
Aber dieser Eindruck könnte trügen. Wesentliche Veränderungen in der Pädagogik
spielen sich oft unter der Oberfläche ab.
Zwei kurze Hinweise. Die Beilage „Dritte Welt in der Grundschule“ zu den großen
Grundschulzeitschriften (inzwischen programmatisch umbenannt in „Eine Welt in der
Schule“) erscheint demnächst im 20. Jahrgang. Das Projekt an der Universität
Bremen hat über diese Jahre hinweg eine Fülle von Unterrichtseinheiten und Materialien
entwickelt, aber auch Tagungen veranstaltet, die den Blick auf gesellschaftliche
Bedingungen des Alltagslebens in anderen Ländern - und über diesen
Kontrast auch bei uns - geschärft haben.
Die Rechte der Kinder und ihre Gefährdung können im kulturellen und historischen
Vergleich, also über Kontrasterfahrungen des Alltags auch Grundschulkindern
bewusst gemacht werden. Es muss also nicht gleich ein neues Fach sein, das neue
Ideen in den Schulalltag transportiert. Oft sind konkrete Arbeitshilfen, die sich z. B. im
Sachunterricht, im Religionsunterricht oder für ein fächerübergreifendes Projekt
verwenden lassen, wesentlich wirkungsvoller. Besonders eindrucksvoll illustriert das
gerade erschienene Themenheft „Holocaust als Thema der Grundschule“ („Die
Grundschulzeitschrift“ No. 97(1996), wie Kinder auf ernsthafte und sensible Weise auf
politische Grundfragen angesprochen werden können. Gertrud Beck, die Moderatorin
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dieses Heftes, arbeitet seit 30 Jahren in diesem Bereich und gehört damit zu den
wenigen, die zur Kontinuität politischer Bildungsarbeit in der Grundschule beigetragen
haben.
Ein zweiter Hinweis: Es sind nicht nur die Inhalte, die die Erfahrungen der Kinder in
der Schule prägen: „Die Diskussion um politische Bildung in der Grundschule hat
sehr früh und sehr klar gesehen, dass schulisches Lernen nicht nur die Auswahl und
didaktische Aufbereitung der politisch-sozialen Lerngegenstände betrifft, sondern
auch die Art, in der das schulische Lernen organisiert ist.“ So schreiben Gertrud Beck
und Gerold Scholz (1996: 18), die vier Jahre lang eine Grundschulklasse begleitet
haben, um die sozialen Lernprozesse in einer solchen Gruppe im Detail zu beobachten
und zu analysieren. Seit den reformpädagogischen Versuchen der 20er Jahre
gibt es eine Tradition politischer Bildung in der Grundschule, die nicht so sehr in
fachlichen Zugriffen, sondern in der Gestaltung des Schullebens sichtbar wird.
Andreas Flitner (1992: Kap. 5) nennt zwei Ansätze:
• die Gemeinwesenschule, die sich zur politischen Gemeinde hin öffnet, auch an
ihrem Leben teilhat—heute wiederbelebt (bzw. „re-importiert“ aus dem
angelsächsischen Schulwesen) als „community school“;
• die Idee der „Kinderrepublik“, die sich als kleiner „Staat im Staat“ versteht, also
mehr inselhaft, im Schonraum eines Landerziehungsheims etwa, ihr eigenes
Modell des Zusammenlebens erprobt.
In reformpädagogischen Ansätzen finden sich auch eine Reihe konkreter Institutionen,
die heute für die Gestaltung des Schullebens (wieder) an Bedeutung gewinnen
(vgl. Faust-Siehl u. a. 1996: 48f.):
• der Klassenrat (z. B. bei Freinet)
• die Schulversammlung (z. B. bei Geheeb)
• das Schülergericht (z. B. bei Korczak, aber auch bei Berthold Otto) .
Vor allem in der Heimerziehung (Odenwaldschule, Summerhill u. a.) gibt es vielfältige
Modelle für die Gestaltung der Schule als Gemeinwesen, in der alle Beteiligten
Verantwortung übernehmen (vgl. Schernikau 1996: 55-56). Umstritten ist aber, wie weit
der Mikrokosmos Schule tatsächlich eine „Demokratie im Kleinen“ sein kann, ob also
Erfahrungen in sozialen Intimgruppen Modell für politische Prozesse der rechtlich
verfaßten Gesellschaft sein können. Schreier (1996: 53) weist darauf hin, dass die
Schule eine Art Brückenfunktion übernehmen kann: „Die Entwicklung von Öffentlichkeit
in die [sic] Grundschule läuft darauf hinaus, modellhaft den Weg vom Miteinander
der empathischen Lebensform zur regelhaften, institutionalisierten Staatsform
zu wiederholen.“ Mit seinem „Dreiphasen-ABC der Demokratie-Erziehung in der
Grundschule“ verdeutlicht er, dass alltägliches Miteinander in Kleingruppen und
Teilhabe an politischen Entscheidungen nicht dasselbe sind, aber Wesentliches
gemeinsam haben, dass politische Bildung in der Grundschule insofern in mehreren
Stufen zu institutionalisieren ist:
• Empathie, z. B. durch Gespräche über persönliche Erfahrungen/ Schwierigkeiten
im Morgenkreis oder (vermittelt) über ein Klassentagebuch;
• Redeverhalten als geregeltes Verfahren, z. B. durch die Diskussion von moralischen
Dilemmata oder durch die gemeinsame Gestaltung einer Zeitung;
• Einrichtung und Nutzung von Körperschaften, z. B. eines Klassenrats, eines
Schülerparlaments, eines Schülergerichts.
70
Systematischer sind diese Gedanken von Kohlberg in der Tradition der Piagetschen
„Psychologie des moralischen Urteils“ (1954) entwickelt (und dann auch erprobt)
worden: „Schon Durkheim, Piaget und Dewey haben jeweils darauf hingewiesen,
dass die Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen, die Entwicklung von Regeln im Prozess
des gemeinsamen Arbeitens und Zusammenlebens ein - wenn nicht der entscheidende
Grund dafür ist, dass sich die Moral der Kinder nicht mehr an der externen
Moral der Erwachsenen orientiert. [...] Kohlberg hat daraus die Konsequenz gezogen.
Die 1974 begonnene Einrichtung und Ausformung seiner ‚Gerechten Schulgemeinschaften’
(Just-Community- Schools) ist der Versuch, den Schülerinnen und
Schülern Möglichkeiten zur demokratischen Mitbestimmung ihres Lebensraumes
‚Schule’ zu geben.“ (Schirp 1989: 7-8) Beispielhaft durchgeführt wurde dieser Ansatz in
einer altersübergreifenden „Cluster School“, für die sich SchülerInnen freiwillig melden
konnten, und die organisiert wurde als Teilsystem in einer Regelschule, an deren
Fachunterricht die SchülerInnen in begrenztem Umfang teilnahmen. Dabei galten folgende
Grundsätze:
“1. Die Leitung der Schule beruht auf direkter Demokratie, wobei Lehrer und Schüler
gleichberechtigt sind und jeweils eine Stimme haben. Daraus folgt: (a) Regeln werden
nicht vorab, sondern erst auf der Grundlage einer Übereinkunft zwischen Lehrern
und Schülern definiert; (b) über alle wichtigen Fragen der Verwaltung, Schulordnung
und Programmatik wird in einer (wöchentlichen) Vollversammlung entschieden.
2. Die leitenden Organe und Vollversammlungen sollten Problemlösungen auf der
Grundlage von Fairness- und Moral-Gesichtspunkten erarbeiten.
3. Das Curriculum der Schule beinhaltet (insbesondere in den Sozialwissenschaften)
entwicklungsfördernde Moraldiskussionen und setzt einen besonderen Schwerpunkt
auf das grundlegende Verständnis der Ideen der Demokratie, des Rechts und der
Gerechtigkeit. Die Unterrichtsdiskussionen über Moral, Recht und Demokratie sind
rückgekoppelt an Entscheidungen und programmatische Beschlüsse der Vollversammlungen
sowie an die Beziehungen der Schule zum übergreifenden Schulsystem
und zur Gesellschaft.“ (Kohlberg u. a. 1978: 216; zit. nach Schirp 1989: 8).
„Dilemma-Diskussionen“ werden also nicht auf der Spielwiese eines didaktischen
l’art pour l’art geführt, sondern nehmen Konflikte in der Gruppe auf und haben Konsequenzen
für die zukünftige Zusammenarbeit. Power/Higgins (1981: 238-239) haben
aus der Arbeit einer „Cluster School“ mit einem hohen Prozentsatz von gescheiterten
SchülerInnen berichtet: „Aus unserer Sicht war es die Cluster-Demokratie mit ihrer
nachdrücklichen Betonung von Gleichheit und Schülerteilnahme, welche die kollektiven
Normen der Integration und des Engagements ins schulische Leistungen schuf
und damit den Grundstock für den gemeinsam geteilten Wert höherer schulischer
Bildung legte. [...]
Erstens bildet sie ein Curriculum für moralische Erziehung, indem ihre Normen und
Werte eine moralische Sichtweise darstellen, die den Schülern vermittelt wird.
Zweitens vermittelt sie einen sozialen Kontext für Lernen im Klassenzimmer, indem
sie die Art und Weise beeinflußt, in der Schüler miteinander und mit den Lehrern interagieren.“
Auch wenn dieses Verständnis einer politischen Bildung heute in der
Fachdidaktik des Sachunterrichts für die Grundschule keine zentrale Rolle spielt,
sind solche Gedanken in allgemeinerer Form in der grundschulpädagogischen
Diskussion sehr lebendig. Unter dem Stichwort „Öffnung des Unterrichts“ lassen sich
seit Anfang der 70er Jahre grundsätzliche Veränderungen grundschulpädagogischer
71
und -didaktischer Konzeptionen beobachten, in deren Rahmen auch die Rolle der
SchülerInnen in Unterricht und Schule neu bestimmt wird.
„Öffnung des Unterrichts“ wird dabei unterschiedlich verstanden:
• als methodische Differenzierung der Aufgaben nach Schwierigkeit und Umfang,
um den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in einer Klasse besser gerecht
zu werden;
• im Curriculum insgesamt, aber auch in einzelnen Aufgaben als Leerstelle für/als
Brücke zu den inhaltlichen Erfahrungen und Interessen des einzelnen Kindes;
• als Zulassen und Fördern von Beziehungen zwischen den in der Schule miteinander
lebenden Menschen im Sinne einer wechselseitigen Aufmerksamkeit für
Gefühle und persönliche Bedürfnisse und Schwierigkeiten;
• als Überwindung der institutionellen Abschottung des Lehr-/ Lernraums Schule
von der Lebenswelt der Kinder und ihrer Familien;
• als Anerkennung von (politischen) Mitwirkung der SchülerInnen an Entscheidungen
in Schule und Unterricht und Forderung ihrer Mitverantwortung für das
eigene Lernen.
Auf die Bedeutung und den Zusammenhang der verschiedenen Facetten der „Öffnung“
kann hier nicht eingegangen werden (vgl. dazu Ramseger 1977; Jürgens 1994;
Brügelmann 1996). Für unser Thema zentral ist die letzte Perspektive. Nicht das „Reden
über“, sondern das „Erfahren von“ wird zum Medium politischer Bildung (vgl. Perschels
Hinweis [1989: 95], dass „... Grundrechtsbewußtsein durch Betroffenheit zu bilden“ sei,
dass es andererseits aber darum geht „... ein fundiertes Rechtsbewußtsein zu bilden,
das mehr wäre als nur ein vages Rechtsgefühl“). Damit sind wir wieder beim Stand
der Diskussion Ende der 60er Jahre: Politische Bildung kann sich nicht erschöpfen in
der Vermittlung von Kenntnissen. Sie muss nach unserem Verständnis (vgl.
Brügelmann 1969) auf mindestens vier Ebenen ausgelegt werden:
• als Fachunterricht, der über politische Sachverhalte informiert, aber auch Methoden
zur Analyse dieser Sachverhalten vermittelt - in der Grundschule als Teil des
Sachunterrichts;
• als Unterrichtsprinzip, das Aufmerksamkeit für Norm- und Machtfragen in anderen
Lernbereichen weckt, u. a. bei der Lektüre im Sprachunterricht oder bei der Frage
nach Gerechtigkeit im Religionsunterricht;
• als Anforderung an Arbeits- und Sozialformen im Unterricht, d. h. als Forderung
und Unterstützung von Selbständigkeit, Mitbestimmung, Zusammenarbeit in allen
Lernbereichen;
• als Leitidee für die Gestaltung des Schullebens, z. B. durch Institutionalisierung
der Rechte von SchülerInnen, an Entscheidungen mitzuwirken.
„Kinderrechte“ sind eine inhaltliche Perspektive, die auf allen vier Ebenen Geltung
beansprucht. Ihre Bedeutung - vor allem für die Grundschule - wird deutlich im Kontext
der Bemühungen um eine „Menschenrechtserziehung“ in der Schule allgemein.
II Menschenrechtserziehung in der Grundschule:
Perspektiven und Probleme * [ Nicole Werner ]
“Menschenrechtserziehung nennen wir die bewußte Bemühung bei den Lernenden,
sowohl durch besondere Inhalte als auch durch einen besonderen Prozeß der Erziehung,
ein Bewußtsein von ihren Rechten (und Verantwortlichkeit) zu entwickeln,
72
sie für die Rechte anderer aufgeschlossen zu machen und zu verantwortlichem Handeln
zu ermutigen, um die Rechte aller zu sichern.“ (Tarrow, zit. nach Fritzsche 1994: 59)
• Dieses Kapitel fasst Teile aus Werner (1996) zusammen.
Menschenrechtserziehung ist also ein Kernstück politischer Bildung, aber nicht mit
der politischen Bildung identisch. Sie informiert darüber, wie Menschenrechtspolitik
aussieht und wie mit Menschenrechten Politik gemacht wird, wobei sie sich jedoch
nicht auf Institutionenkunde beschränkt. Sie leistet daneben einen Beitrag zur Werteerziehung,
denn die Menschenrechte sollen ebenso zum Maßstab des eigenen
Handelns wie auch zur Beurteilung der Politik werden. Die Menschenrechtserziehung
ist im Schnittpunkt von interkultureller Erziehung sowie Friedens- und Moralerziehung
anzusiedeln, weshalb wir in unserem Projekt versucht haben, uns dem Thema
Menschenrechtserziehung auch über diese drei Themenkomplexe zu nähern.
Menschenrechtserziehung schon in der Grundschule?
Vor über 20 Jahren setzte die UNESCO mit einer Empfehlung über die „Erziehung zu
internationaler Verständigung und Zusammenarbeit und zum Weltfrieden sowie die
Erziehung im Hinblick auf die Menschenrechte“ den ersten Maßstab für eine schulische
Menschenrechtserziehung. Die Fraktionen des deutschen Bundestags verabschiedeten
dann 1980 einen Antrag zur Menschenrechtserziehung, dem eine
Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Förderung der Menschenrechtserziehung
in den Schulen folgte (s. Glashagen 1983). Bildungspolitisch ist die Menschenrechtserziehung
in den Schulen also schon lange abgesichert. Trotzdem wird das
Thema in den Schulen, vor allem in den Grundschulen, immer noch als Stiefkind behandelt
(vgl. aber die internationalen Überblicke bei: Lyseight-Jones 1984; Revedin 1984; ein
deutschsprachiges Beispiel findet sich bei Meyer 1982; s. zur Menschenrechtserziehung allgemein:
Fritzsche 1994; Heater 1984; Hilligen 1981; Schulze 1982; für die Sekundarstufe: Fluhme/Martin
1991).
Dabei geht man jedoch davon aus, daß Menschenrechtserziehung ausschließlich
aus der Vermittlung von Kenntnissen über die Menschenrechte und aus Beispielen
aktueller und historischer Fälle von Menschenrechtsverletzungen besteht. Als Argument
für die Vernachlässigung dieses Themas in der Primarstufe wird zumeist angeführt,
daß Thema sei für Grundschulkinder zu komplex und anspruchsvoll und die
Konfrontation mit Menschenrechtsverletzungen sei für Kinder zu brutal. Daß Menschenrechtserziehung
sich jedoch unmöglich nur auf die kognitiven Ebene beschränken,
sondern ebenso die affektive Ebene ansprechen und als fester Bestandteil einer
allgemeinen Ethik und persönlichen Verhaltenskontrolle gesehen werden muß, wird
oft übersehen. Der Entwicklungspsychologe Bruner vermutet, daß „jedem Kind auf
jeder Entwicklungsstufe jeder Lehrgegenstand in einer intellektuell ehrlichen Form
vermittelt werden könne.“ (zit. nach Günther-Arndt 1981:13) Demnach wäre nicht das
Thema Menschenrechte an sich für die Primarstufe das Problem, sondern die
Schwierigkeit bestünde darin, eine intellektuell redliche Form der Vermittung für
dieses Thema zu finden, damit es bereits Grundschülern nahegebracht werden kann.
Zudem kann bei der Aufnahme des Themas Menschenrechte in der Primarstufe auf
das Spiralprinzip verwiesen werden, nachdem ein Thema auf mehreren Unterrichtsstufen
auf unterschiedlichem Niveau aufgegriffen werden sollte: „Niemand wird
erwarten, daß sich Schüler der Primarstufe mit komplexen Menschenrechtsfragen
befassen, doch können wir mit Recht fordern, daß der Grundschulunterricht durch
die Vermittlung von Kenntnissen und Wertvorstellungen eine Grundlage für die pro73
duktive Auseinandersetzung mit den komplexen Themen in reiferem Alter herstellt.“
(Mehlinger/Svensson 1981: 81)
Idealer Weise sollte sich die Menschenrechtserziehung ähnlich wie Umwelt- oder
Sexualerziehung als roter Faden durch alle Schultypen in fast allen Unterrichtsfächern
ziehen und bei entsprechender didaktischer Reduktion schon im Kindergarten
und in der Grundschule beginnen. Zudem haben entwicklungspsychologische
Untersuchungen - beispielsweise von Torney-Purta oder von Kohlberg - gezeigt, daß
die politische Sozialisation und moralische Entwicklung gerade im Grundschulalter
außerordentlich wichtig ist, weshalb man dieses Alter auch innerhalb der Menschenrechtserziehung
nicht ausklammern sollte. Hinzu kommt die Präsenz dieses Themas
im Alltag der Kinder, denn in den Medien wird fast tagtäglich von Menschenrechtsverletzungen
berichtet. Da die Lebenswirklichkeit der GrundschülerInnen heutzutage
bereits maßgeblich durch die Medien mitgeprägt ist, werden sicherlich auch schon
einige Grundschulkinder mit Problemen wie Kinderarbeit, Straßenkinder o.ä. konfrontiert
worden sein.
Heide (1992: 142) geht mit seiner Interpretation der Menschenrechte als elementares
Grundwissen mit Bezug zur Lebenswirklichkeit sogar so weit, daß er meint „...daß
sich das Menschenrechtsproblem für die Besprechung im Unterricht geradezu anbietet.“
Es hat einen hohen politischen Stellenwert, nimmt einen breiten Raum in den
Medien ein, wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und hat somit einen unmittelbaren
Lebensbezug und in gewisser Weise existentielle Bedeutung für die
SchülerInnen.
Kinderrechte als Focus der Menschenrechtserziehung
Die Thematisierung der Kinderrechte bietet sich auf der Primarstufe an, da diese
Rechte die Grundschulkinder schließlich besonders betreffen. Außerdem bietet dieses
Thema in besonderen Maße die Möglichkeit die für die Primarstufe wichtigen
Prinzipien der Menschenrechtserziehung wie Verständlichkeit, Handlungsmöglichkeit
und das Anknüpfen an eigene Erfahrungen zu berücksichtigen: 1989 wurde das
„Übereinkommen für die Rechte des Kindes“ einstimmig von der UN-Vollversammlung
verabschiedet, womit erstmalig in einer verbindlichen Rechtsform persönliche,
politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte für Minderjährige
zusammengestellt und damit der Kindheit ein eigener Wert zugemessen wurde
(abgedruckt u.a. in: . Frädrich/Jerger-Bachmann 1995) Insofern machen die Kinderrechte
auch eine neue Sichtweise von Kindheit und vom Umgang mit Kindern deutlich, die
sich auch im Lehrerverhalten widerspiegeln sollte. Zudem haben sich die Vertragsstaaten
u.a. verpflichtet, die Kinderrechte bekannt zu machen, weshalb auch die
Grundschule ihren Beitrag dazu leisten kann, die Kinder über ihre Rechte zu informieren.
Schon aus diesen beiden Gründen halten wir es für besonders wichtig,
insbesondere das Thema Kinderrechte in die LehrerInnenausbildung einzubringen.
III Anforderungen an die LehrerInnen-Ausbildung
[ Marc Nienhaus / Nicole Werner / Hans Brügelmann]
Kehren wir zum Anfang zurück. Wenn politische Bildung in der Grundschule mehr
verlangt als die Vermittlung von Kenntnissen über die Institutionen des Gemeinwesens,
dann stellt sich auch die Frage nach den Formen der Ausbildung, in denen
zukünftige LehrerInnen lernen, Arbeits- und Sozialformen zu inszenieren, über die
SchülerInnen aus den Folgen ihres Handelns lernen können. Konkret standen wir vor
der Frage, wie wir das Thema „Kinderrechte“, allgemeiner: die Anliegen einer Men74
schenrechtserziehung, in das Studium einbringen könnten. Gemeinsam haben wir
ein Angebot an Studierende entwickelt, das ihnen ermöglicht, den Leistungsnachweis
für Erziehungswissenschaft im Hauptstudium zu erwerben, indem sie
• in eigener Verantwortung, aber
• gemeinsam, d. h. in Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit anderen,
• ein für andere Studierende nützliches Produkt entwickeln,
• das diese zu selbständiger Auseinandersetzung mit dem Thema anregt.
Wir haben als Produkt die Form einer „Kiste zum Selbststudium“ gewählt, zu der Materialien
entwickelt werden sollten, die folgenden Ansprüchen genügen: Die StudentInnen
sollen sich selbst in Arbeitsgruppen organisieren. Jede Arbeitsgruppe soll
sich für ein Thema entscheiden, das sie zu einem Element für die Kiste ausarbeitet.
Zu diesem Thema (z.B. „Kinderrechte“, „Holocaust“, „Mitverantwortung in der Schule“)
soll die Gruppe den fachlichen (z.B. historischen oder rechtlichen) Hintergrund
mit Bezug auf die Menschenrechtsfrage herausarbeiten. Eine zweite Ebene der Arbeit
betrifft die Bedeutung, Zumutbarkeit, Schwierigkeit des Themas für Grundschulkinder:
grundsätzlich bzw. in Form konkreter Materialien (z. B. Kinderbücher, Filme)
oder Aktivitäten (Kinder sammeln Informationen, planen eine Aktion, ...).
Auf der dritten Ebene geht es um die Didaktisierung der Materialien, des selbst Erarbeiteten
für NutzerInnen der Kiste (also andere StudentInnen oder LehrerInnen).
Über Aufträge, Fragen, Selbsterfahrungsaufgaben soll das Material erschlossen werden,
so dass andere einen eigenen, aber vorbereiteten Zugang zur Thematik finden
können. Auch „Muster“lösungen zu solchen Aufgaben können hilfreich sein. Im Ergebnis
soll die Kiste die Aufgabe der Menschenrechtserziehung über verschiedene
Zugänge erschließen:
1. Materialien für SchülerInnen (6 - 10 Jahre) zu Themen im Bereich „Kinder- und
Menschenrechte“
2.didaktische Überlegungen/ Konzeptionen zur Menschenrechtserziehung/politischen
Bildung in der Grundschule
3. Sachinformationen/ Quellen zur rechtlichen und tatsächlichen Situation (Kinderund
Menschenrechte bei uns und in anderen Ländern)
4. Aufgaben zum Selbststudium als Impulse für Arbeitsgruppen/einzelne, die sich mit
der Thematik der Kiste auseinandersetzen wollen
5. ein Begleitheft, das den Rahmen beschreibt und die Elemente der Kiste im
Zusammenhang vorstellt.
Als Anregung und Orientierung haben Marc Nienhaus (MN) und Nicole Werner (NW)
unterschiedliche Einstiege skizziert, die von den Arbeitsgruppen ausgebaut oder analog
auf andere Themen übertragen werden können. Die folgende Auswahl deckt
das Spektrum unterschiedlicher Aspekte der Menschenrechtserziehung ab. Sie
macht zugleich anschaulich, was wir unter Menschenrechtserziehung in der Grundschule
verstehen - und welche Schwierigkeiten wir für eine politische Bildung auf dieser
Altersstufe konkret sehen:
• Historischer Hintergrund der Menschenrechtserziehung (MN)
1. Warum ist Menschenrechtserziehung immer auch historisch-politische Bildung?
75
2. „Das Grundübel des Geschichtsunterrichts in der Volksschule ist seine Verfrühung.“
(Weniger 1949: 79). Befassen Sie sich mit den im Handbuch zur politischen
Bildung in der Grundschule dargestellten traditionellen Vorbehalten gegen historisches
Lernen in der Grundschule und deren Kritik. Zu welchem Schluß gelangen
Sie?
3. Lesen Sie das Heft 97 der Grundschulzeitschrift („Holocaust als Thema in der Grundschule“,
10. Jahrgang, September 96), das sich mit dem Holocaust als Thema für die
Grundschule befaßt. Halten Sie die Bearbeitung dieses Themas in der Grundschule
für möglich? Wie beurteilen Sie die darin enthaltenen Unterrichtsvorschläge? Skizzieren
Sie eine - in Ihren Augen mögliche - Stunde zu diesem Thema.
4. Geschichtsbewußtsein entwickelt sich nach dem Geschichtsdidaktiker Hans-Jürgen
Pandel aus dem Verstehen bestimmter gesellschaftlicher Kategorien:
1. früher-heute/morgen (Zeitbewußtsein)
2. wirklich/historisch-erfunden/fiktiv/imaginär (Wirklichkeitsbewußtsein)
3. statisch-veränderlich (Historizitätsbewußtsein)
4. wir-ihr/sie/die anderen (Identitätsbewußtsein)
5. oben-unten (politisches Bewußtsein)
6. arm-reich (ökonomisch-soziales Bewußtsein)
7. richtig/gut-falsch/böse (moralisches Bewußtsein)
8. männlich-weiblich (Geschlechtsbewußtsein) .
Inwieweit sind diese Kategorien für die Menschenrechtserziehung von Bedeutung?
Halten Sie bestimmte Kategorien dabei für besonders wichtig?
5. „Der Zirkel des Verstehens beginnt und endet im eigenen Leben.“ (Mertineit 1954:
515). Erläutern Sie die Bedeutung der Empathie für die Menschenrechtserziehung in
der Grundschule.
• Indirekte Menschenrechtserziehung durch die Beteiligung von Kindern an
Schul- und Kommunalpolitik (NW)
1. Was versteht man unter indirekter vs. direkter Menschenrechtserziehung?
2. Inwieweit läßt sich durch die Beteiligung von Kindern an Schulpolitik eine indirekte
Form der Menschenrechtserziehung bzw. eine Form der Demokratieerziehung verwirklichen?
3. Welche Möglichkeiten gibt es für Kinder, sich an der Schulpolitik zu beteiligen?
4. Welche Möglichkeiten der Mitbestimmung von SchülerInnen sind in der Allgemeinen
Schulordnung (ASchO) für die Primarstufe vorgesehen?
5. Worin sehen Sie Vorteile und worin sehen Sie Schwierigkeiten der Mitbestimmung
von SchülerInnen?
6. Befragen Sie GrundschülerInnen danach, ob sie einen Klassensprecher bzw. eine
Klassensprecherin in ihrer Klasse gewählt haben (wenn ja, in welchem Schuljahr)
und was sie davon halten, daß solch ein Sprecher/eine Sprecherin gewählt wird.
Wünschen sich die Kinder mehr Mitbestimmungsrechte? Zu welchen Fragen?
7. Informieren Sie sich über die Konzepte zur Demokratieerziehung in der Schule von
Peter Petersen, Janusz Korczak, Hartmut von Hentig, Lawrence Kohlberg u. a.
Zeigen Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Konzepte auf!
8. Inwieweit läßt sich durch die Beteiligung von Kindern an der Kommunalpolitik eine
indirekte Form der Menschenrechtserziehung bzw. der Demokratieerziehung
verwirklichen?
9. In vielen Städten und Gemeinden gibt es Bestrebungen zur Einrichtung von
Kinderparlamenten. Worin sehen Sie Vor- und Nachteile dieser Kinderparlamente?
Erkundigen Sie sich: Gibt es in Ihrer Heimatstadt bzw. in Siegen ein Kinderparlament
76
bzw. eine Partei, die die Einrichtung eines solchen Kinderparlamentes fordert? Wenn
ja, sammeln Sie Informationen dazu. Befragen Sie Kinder, was sie von solchen
Kinderparlamenten halten.
• Mitverantwortung in der Schule (MN)
1. Piaget hat die Bedeutung von Regeln beim Murmelspiel von Kindern untersucht
und ihnen dabei die Entdeckung der Demokratie attestiert. Was könnte damit gemeint
sein?
2. In einer Schulklasse lassen sich viele Abläufe einer „Politik im kleinen Rahmen“
beobachten: Kinder fühlen miteinander, sie teilen, helfen und trösten, sie empören
sich und klagen an, sie beschuldigen und fordern Vergeltung. Wie können Kinder
Probleme in eigener Verantwortung bewältigen? (Denken Sie an Beispiele wie
Sprecher- und Vertreteraufträge, Klassenrat, Klassendienste, etc.)
3. Entwerfen Sie eine Unterrichtseinheit, in der Sie einen Ausschnitt des Klassenlebens
in demokratischer Weise organisieren. Erarbeiten Sie darin Abläufe und
Aufgaben der Kinder. Helfen kann Ihnen die im Handbuch zur politischen Bildung in
der Grundschule beschriebene Unterrichtseinheit „Wir wählen unseren Sprecher“.
4. Fallen Ihnen Gebiete ein, auf denen Kinder für die Schule oder darüber hinaus
(Schulprojekte, Patenschaften, etc.) Verantwortung übernehmen könnten? Erläutern
Sie genauer, wie diese von Kindern übernommene Verantwortung in das Schulleben
integriert werden kann.
5. Welche Bedeutung hat die Übernahme von Verantwortung für die Menschenrechtserziehung
in der Grundschule?
• Direkte Menschenrechtserziehung (NW)
1. Was versteht man unter direkter vs. indirekter Menschenrechtserziehung? (siehe
dazu die theoretische Hintergrundliteratur)
2. Halten Sie direkte Menschenrechtserziehung für die Primarstufe für geeignet?
3. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat versucht, die Menschenrechtserklärung
in eine für Kinder angemessene Form zu bringen (siehe Heft
„Allgemeine Menschenrechtserklärung für Kinder“). Vergleichen Sie die Allgemeine Menschenrechtserklärung
mit der für Kinder - sind alle Artikel sachgemäß wiedergegeben?
Halten Sie die verwendeten Darstellungen für kindgemäß? (Lesen Sie die
Menschenrechtserklärung für Kinder Grundschulkindern verschiedenen Alters vor.
Verstehen diese alles? Wo ergeben sich Verständnisprobleme?)
4. Recht auf freie Meinungsäußerung: Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird in
dem gleichnamigen Gedicht, der Geschichte „Luftpost“ und dem Kasperletheaterstück
behandelt. Halten Sie diese Materialien für den Einsatz im Unterricht der
Primarstufe für geeignet? Welche Möglichkeiten bieten sich Ihnen als Lehrperson,
das Recht auf freie Meinungsäußerung innerhalb der schulischen Interaktionen zu
gewährleisten?
• Friedenserziehung in der Grundschule (MN)
1. Lesen Sie den Beitrag „Die Konferenz der Tiere. Eine ganze Schule spielt Theater“
in der Zeitschrift „Eine Welt in der Grundschule“ (Heft 3, September 1994). Wie beurteilen
Sie dieses Projekt zum Thema Frieden?
2. Befassen Sie sich mit den verschiedenen didaktischen Zugängen zum Thema
Krieg, die im Handbuch zur politischen Bildung dargestellt werden (künstlerischer,
spielerischer, lokalgeschichtlicher Zugang,etc.). Wählen Sie einen Ansatz aus und
entwerfen Sie dazu eine Unterrichtsstunde.
77
3. Informieren Sie sich in Heft 4/92 der Zeitschrift „Eine Welt in der Grundschule“
über die „Irokesen-Konförderation“ (völkerbundähnlicher Zusammenschluß verschiedener
Irokesenstämme im 15. Jahrhundert). Lassen sich die in diesem Heft geschilderten
Projekte zum Thema „Indianer“ für die Menschenrechtserziehung in der
Grundschule verwenden?
4. Lesen Sie die Beschreibung des Projekts „Wegweiser des Friedens“, in der sich
Schüler und Lehrer einer Hauptschule in künstlerischer Form für den Frieden engagieren
(Eine Welt in der Schule, Heft 2, Juni 1995). Wie könnte ein ähnliches Projekt für die
Grundschule aussehen?
• Moralentwicklung von Kindern (MN)
1. Der amerikanische Sozialpsychologe Lawrence Kohlberg hat ein Modell zur
moralischen Urteilsbildung von Kindern aufgestellt. Wie entwickeln sich danach
moralische Vorstellungen bei Kindern?
2. Eine These in der neueren Forschung (Garz 1989:163) stellt einen Zusammenhang
zwischen Alters- und moralischer Entwicklungsstufe her: Darin wird gesagt,
daß Kinder frühestens im Alter von 12 bis 14 Jahren die konventionelle Ebene, die
postkonventionelle Ebene sogar erst im Alter von 20 Jahren erreichen können. Welche
Gründe könnten vor diesem Hintergrund für die Auffassung sprechen, die Förderung
einer moralischen Handlungs- und Urteilsfähigkeit schon als Aufgabe der
Grundschule zu begreifen?
3. Lesen Sie die Geschichte „Sein gutes Recht“ in der von Amnesty International herausgegebenen
Materialsammlung „Kinder sind k(l)eine Menschen.“ Warum
halten sie die Geschichte für geeignet/ungeeignet, um mit Kindern über morallisches
und unmoralisches Verhalten zu sprechen?
4.1 Die Frankfurter Professorin Gertrud Beck hält eine Diskussion von Konfliktgeschichten
im Unterricht nur für sinnvoll, wenn darin „Anschluß an eigene Erfahrungen
der Kinder in aktiver Auseinandersetzung hergestellt wird“ (Beck 1991). Welche Konflikte/
Dilemmata aus der Erfahrungswelt der Kinder könnten das sein?
4.2 Versuchen Sie anhand eines solchen Konflikts eine Dilemmastunde zu entwerfen.
Benutzen Sie als Hilfe die vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung
NRW entwickelte „Grobstruktur einer Dilemmastunde“ (George u.a. 1996: 71)
4.3 Fallen Ihnen dazu passende Rollenspiele ein, in denen Kinder ihre Handlungs-,
Vorstellungs- und Moralsysteme einbringen und überprüfen können?
• Kinderrechte (NW)
1. In welchem Verhältnis stehen die Menschenrechte zu den Kinderrechten?
2. Gegen welche Kinderrechte hatte die Bundesregierung Vorbehalte?
3. In einigen Büchern und anderen Materialien wird versucht, die Kinderrechte in
eine kindgerechte Sprache zu übertragen. Halten Sie diese Versuche gelungen, d. h.
meinen Sie, die Bücher sind sowohl sach- als auch kindgerecht? Überprüfen Sie die
Kindgemäßheit, indem Sie einem Grundschulkind ein Buch vorlesen und auftretende
Verständnisschwierigkeiten notieren!
4. Spielen Sie das Spiel über Kinderarbeit. Was für Vor- und Nachteile hat Ihrer Erfahrung
nach die Behandlung des Themas durch ein Gesellschaftsspiel?
5. Suchen Sie sich ein Kinderrecht aus und wählen Sie aus den vielfältigen Materialien
(Spiele, Geschichten, Comics...) mindestens drei Darstellungen, die Ihnen
für die Thematisierung dieses Kinderrechts besonders gut geeignet scheinen und suchen
Sie außerdem ca. drei Darstellungen, die Ihnen eher schlecht geeignet scheinen.
Begründen Sie Ihre Auswahl!
78
6. Schauen Sie sich das Video über die Kinderrechte an. Zum Themenheft „Kinder
leben Rechte“ in der Grundschulzeitschrift (10. Jg., H. 100):
7. Lesen Sie den Artikel von Wulf Wallrabenstein „Ich warte dich mit vier Augen“ in
dem Beiheft der Grundschulzeitschrift „Kinder leben Rechte“:
• Beantworten Sie die Frage aus dem grauen Kasten
• Versuchen Sie die Sätze umzukehren
8. Lesen Sie den Artikel über die praktische Umsetzung von Kinderrechten auf den
Seiten 16 - 17: Welche Kinderrechte werden in dem Artikel angesprochen? Welche
Ziele der politischen Bildung werden verfolgt? Ordnen Sie die praktischen Vorschläge
tabellarisch den Kinderrechten bzw. anderen Inhalten der politischen Bildung
zu!
Fazit: Thematisch geben wir also keine Systematik vor, die inhaltlich abzudecken
wäre. Die Kiste ist insofern nie fertig. Sie bietet Einstiege, Hilfen, Hintergrundmaterialien
- und sie soll wachsen, indem jede Arbeitsgruppe, die sich mit ihr auseinandersetzt,
neue Aufgaben und Materialien hinzufügt.
So nützlich die Produkte (hoffentlich) werden, bedeutsamer erscheint uns der Prozess
- sowohl inhaltlich, in der persönlichen Auseinandersetzung mit spezifischen
Fraugen politischer Bildung, als auch in der Form selbständiger, kooperativer und
verantwortlicher Arbeit. Indem StudentInnen nach diesen Prinzipien arbeiten, können
sie selbst erfahren, wo der Reiz, die konkreten Möglichkeiten, aber auch die Schwierigkeiten
selbst organisierten Lernens liegen. Damit - so hoffen wir - wird „the
medium the message“. Denn Kinder- und Menschenrechte zum Thema des Unterrichts
zu machen ist das eine; glaubwürdig und auf der Einstellungsebene wirksam
wird diese inhaltliche Entscheidung aber erst, wenn dem neuen Inhalt auch die Formen
der (Zusammen-) Arbeit entsprechen.
von Hans Brügelmann, Nicole Werner und Marc Nienhaus
Veröffentlicht als: Brügelmann, H., u. a. (1998): Kinderrechte—Zur politischen Bildung in der Grundschule.
In: Bellers/ Hufnagel (1998, 325-340). Bellers, J./ Hufnagel, G. (Hrsg.) (1998): Grenzen der
Macht. Festschrift für Wolfgang Perschel. Politikwissenschaft Bd. 52. Lit Verlag: Münster.
79
Schulpraktische Überlegungen zum Thema Klassenrat
Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Projektkoordinatorin
Vorüberlegungen
In diesem Artikel stelle ich sowohl für Pädagog/innen, die den „Klassenrat“ in ihrer
Schulklasse praktizieren, als auch Neueinsteiger/innen meine theoretischen und
schulpraktischen Überlegungen wie praxisbezogenen Beispiele dar. Ich biete
Einblicke in ein Teilgebiet freinetischer Techniken, die ich im Rahmen meiner
Möglichkeiten umsetze, und stelle dar, wie ich Schüler/innen die Möglichkeit biete,
sich am Gesamtgeschehen schulischen Unterrichts in aktiver Form zu beteiligen. So
wie wir Lehrer/innen und Schüler/innen unterschiedlich sind, die Klassensituation und
die Zusammensetzungen des Klassengefüges je nach regionalen Gegebenheiten
unterschiedlich sind, so unterschiedliche Formen des Klassenrates gibt es. Das
Grundgerüst der demokratischen Einrichtung Klassenrat und Merkmale, die den
Klassenrat zum Klassenrat machen, gibt es. Eine einzige umsetzbare Form des
Klassenrates gibt es jedoch nicht.
Ein Klassenrat kann nicht separat von anderen freinetischen schulischen Prozessen
gesehen werden. Auf dem Weg bis zum Klassenrat, der nicht nur als Wochenabschluss
gesehen werden darf, sondern bei dem gemeinsam mit Schüler/innen Planungen
und Verbindlichkeiten für kommendes Wochengeschehen gestaltend
vorgenommen werden, gibt es Regeln, Rituale, Vereinbarungen, die wiederum in
jeder Klasse unterschiedlich gehandhabt werden. Wie dieses „den Kindern das Wort
geben“ erfolgen kann, wird anhand eigener Ausführungen und Zusammenfassungen
mit Hilfe von Originalzitaten aus Klassenratskonferenzen dokumentiert. Wichtig dabei
ist die Authenzität, mit der die Lehrerin/der Lehrer den Schüler/innen begegnet, ein
vertrauensvolles Klassenklima, in dem sich beide Partner/innen bewegen, reversibles
Verhalten und die Einstellung von Lehrer/innen, nicht als Besserwisser/innen, reine
Wissensvermittler/innen, Kontrollor/innen zu agieren, sondern dass Kinder im
schulischen Alltag Rechte, vor allem das Recht der Partizipation an unterrichtlichen
Belangen, besitzen. Im Klassenrat, der lebendigen Schaltstelle, zentralen Rolle im
Unterrichtsgeschehen und institutionalisierten Freinet-Technik, können/dürfen/sollen
Regeln, die mit den Schüler/innen fixiert werden, immer wieder hinterfragt, verändert,
ergänzt, novelliert, evaluiert werden. Wir Lehrer/innen sind dabei Wegbegleiter/innen,
die Kinder „durstig nach Wissen“ machen sollen 1, die ständig von Kindern lernen
1 vgl. Freinet C. (Adrion D., Schneider K., Hrsg.), Die Sprüche des Mathieu. Ludwigsburg 1996, S. 34
f.
80
können und nicht Besserwisser/innen, permanente Organisationsfiguren, die
dompteurhaft versuchen, an den Zügeln der Wissensvermittlung zu ziehen. Nachfolgende
realitäts- und praxisbezogene Darstellungen könn(t)en dabei hilfreich sein.
Was ist ein Klassenrat?
o Der Klassenrat „tagt“ wöchentlich.
o Im Klassenrat werden Themen besprochen, die zuvor an der Wandtafel als
Feedback zur Arbeitswoche (nicht nur Konflikte!) festgehalten wurden.
o Dadurch ist die Tagesordnung durch Eintragungen an der Wandzeitung vorgegeben.
o Ein Kind übernimmt die Diskussionsleitung (Präsident/in, Vorsitzende/r,
Diskussionsleiter/in).
o Die Diskussionsbeteiligung erfolgt durch konstruktive Kritik.
o Eingegangene Verbindlichkeiten und Beschlüsse werden im Protokoll vermerkt.
o Bei Abstimmungen hat jeder (Lehrer/in – Schüler/in) eine Stimme.
o Demokratisches Lernen findet statt.
Unter Klassenrat versteht man eine im Sitzkreis abgehaltene Versammlung der
Schü-ler/innen und der Lehrer/in(nen), bei der ein Rückblick über die geleistete Arbeit
innerhalb der Arbeitswoche gehalten wird, Arbeitsergebnisse besprochen und
diskutiert werden, Probleme, die während der Arbeitswoche auftraten, behandelt und
aufgearbeitet werden, Planungen für die kommende Arbeitswoche thematisiert und
vorgenommen werden. Die „Sitzung“ des Klassenrates wird immer am Ende der Arbeitswoche
abgehalten. Der Klassenrat erfüllt eine der wichtigsten Aufgaben der
Selbstregulation innerhalb des Klassenverbandes, nämlich, dass in einer offenen
Diskussion Ereignisse des schulischen Zusammenlebens besprochen werden,
Kinder zur Mündigkeit erzogen werden, die ihnen überantwortete Demokratie zu
erlernen, zu erleben, zu praktizieren. „Die Kinder lernen hier an der Wirklichkeit. Es
gibt keinen Sieger, keinen Verlierer, keinen Herrscher, keinen Beherrschten, sondern
sie erlernen ein Grundrecht der Demokratie. Sie lernen, Konflikten nicht mit Gewalt
und Aggression entgegenzuwirken, sondern sie müssen Stellung beziehen zu lieben
oder unliebsamen Vorfällen in der Klasse.“ 2
Im Klassenrat wird nur darüber diskutiert, was im Laufe einer Woche anhand der
Wandzeitung schriftlich festgehalten wurde. An der Wandzeitung, dem ältesten
Kommunikations- und Ordnungsmittel der Freinet-Pädagogik, die in der Klasse
hängt, kann alles, was die Arbeitenden bewegt, festgehalten werden 3.
Freinets Wandzeitung beinhaltete folgende Rubriken:
Wir kritisieren: Wir beglückwünschen:
Wir wünschen: Wir haben
verwirklicht:
2 Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Politisches Bewusstsein durch Freinet-Pädagogik. In: Eichelberger
H. (Hrsg.), Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag. Innsbruck 2003, S. 93
3 vgl. Hering J., Hövel W., Miteinander reden – miteinander arbeiten. In: Eichelberger H. (Hrsg.),
Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag. Innsbruck 2003, S. 111
81
Die Wandzeitung kann jedoch mit den Kindern gemeinsam abgeändert werden, wie
folgende Beispiele zeigen 4:
Das hat mir
gefallen:
Das hat mir nicht
gefallen:
Das möchte ich
noch sagen:
Das wünsche ich:
Das war inter-essant,
cool, toll,
eindrucksvoll …
Das war für mich
nicht in Ordnung:
Das möchte ich
noch mitteilen:
Diesen Vorschlag
habe ich noch:
Wie bei allen Kreisgesprächen, die seit Jahrzehnten in der Freinet-Pädagogik praktiziert
werden, gelten auch im Klassenrat die Regeln der Ich-Botschaften und das direkte
Anreden der betroffenen Person(en).
Rollenverteilung im Klassenrat
Im Klassenrat werden Angelegenheiten, die einzelne Schüler/innen, mehrere Kinder,
die gesamte Klasse, die Lehrer/in(nen) betreffen, unter der Leitung einer/eines Vorsitzenden,
einer Diskussionsleiterin/eines Diskussionsleiters, einer Präsidentin/eines
Präsidenten besprochen. Im Nachfolgenden finden sich organisatorische Hinweise,
wie Klassenratssitzungen in meiner Klasse verlaufen. Die/der Vorsitzende begrüßt
die Mitschüler/innen im Klassenrat und erteilt zuerst der Protokollführerin/dem Protokollführer
das Wort, leitet die Diskussionen, erteilt die Wortmeldungen, achtet auf
die Gesprächsdisziplin, fasst Wortmeldungen zusammen, lässt über Beschlüsse abstimmen.
Die Leiterin/der Leiter des Klassenrates nimmt einen kleinen Zettel 5, der
an der Wandzeitung klebt, ab und liest ihn vor. Jede Person, die etwas vorzubringen
hat, seien es Wünsche, Beschwerden, Anliegen, Mitteilungen u. dgl. mehr, hat ihren
Zettel mit dem eigenen Namen zu versehen. Nichts geschieht in der Anonymität,
sonst wird das Thema nicht behandelt. Der Diskussionsleitung steht es frei, mit welcher
vorzubringenden Mitteilung begonnen wird 6. Die Mitteilung wird laut vorgetragen
und die Verfasserin/der Verfasser nimmt zuerst dazu Stellung, bringt das Anliegen,
die positiv oder negativ gehaltene Mitteilung nochmals im Plenum vor, gibt
nähere Erklärungen dazu ab, lädt zur Diskussion oder zum Nachdenken darüber ein.
Bei Wortmeldungen wird die Hand gehoben und in der Reihenfolge des Aufzeigens
wird das Wort von der Diskussionsleitung vergeben.
Nicht nur als Leiter/in des Klassenrates lernen Schüler/innen von der ersten
Schulstufe an, Gesprächsregeln einzuhalten, Gesprächen zu folgen, Meinungen zu-
4 Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Politisches Bewusstsein durch Freinet-Pädagogik. In: Eichelberger
H. (Hrsg.), Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag. Innsbruck 2003, S. 92
5 Bevor ich Post-it verwendete, gestaltete ich für kurze Zeit wöchentlich eine neue Wandzeitung und
die Kinder schrieben ihre Mitteilungen direkt auf das Plakat. Vor allem im 1. Schuljahr waren die von
den Kindern lautgetreu aufgeschriebenen Mitteilungen fehlerhaft und somit für eine Woche für alle
sichtbar. Dies wurde geändert. Gemeinsam wurde das auf einem Papier schriftlich Festgehaltene
korrigiert und die korrigierte Form an die Wandzeitung geklebt.
6 Kritisch zu hinterfragen sind festgelegte Reglementierungen vorgeschriebener „Runden“, da die
Einteilung in bestimmte Kategorien bereits an der Wandzeitung für alle Schüler/innen ersichtlich ist
und sich die Suche nach Lösungsvorschlägen und Problemlösungen automatisch im Zuge der
Diskussionen ergibt. Vgl. dazu Kiper H., Selbst- und Mitbestimmung in der Schule, Schneider Verlag,
Hohengehren S. 47 f.
82
sammen zu fassen, auf Wünsche und Bedürfnisse der Beteiligten einzugehen, andere
Meinungen zu akzeptieren, das Pro und Contra abzuwägen, sich mit fremden
„Betroffenheiten“ auseinander zu setzen, Gesprächsregeln einzuhalten. Natürlich
werden solche Prozesse von Lehrer/in(nen) begleitend unterstützt. Hilfestellungen
erhalten sowohl Diskussionsleiter/in als auch, bei Artikulationsproblemen, die sich am
Wort befindlichen Schüler/innen; beide Male jedoch nicht in dominanter Rolle, sondern
aus dem Hintergrund helfend und unterstützend.
Brauchen manche Klassen eine größere Aufgabenverteilung?
Werden mit den Schüler/innen vom ersten Schultag an Kreisgespräche praktiziert,
Gesprächsregeln und Gesprächsrituale laufend und permanent angewandt 7,
ergeben sich im Laufe der Zeit aufgrund der Selbstregulation immer weniger
„Disziplinierungsprobleme“. Vor vielen Jahren, als ich eine dritte Schulstufe
übernahm, Kinder reinen Frontalunterricht gewohnt waren, mit kommunikativen
Aspekten und Einbringen eigener Meinungen im Unterricht zu Beginn nichts
anzufangen wussten, wurde bei Einführung des Klassenrates die
Zwischenredeaufpasserin/der Zwischenredeaufpasser, die Themenaufpasserin/der
Themenaufpasser, eingeführt, um die Diskussionsleitung, deren Aufgaben als
„Herausforderung“ groß genug waren, zu entlasten. Nachdem sich für die
Diskussionsleitung und das Schreiben des Protokolls immer wieder mehrere Schüler/
innen meldeten, wurde eine Auszählerin/ein Auszähler bestimmt. Mit Hilfe eines
Kinderreimes wurde ein Kind ausgewählt und interessanterweise wurde diese
Auswahl ohne Widerspruch hingenommen. An meinem damaligen Schulstandort
unterrichteten einige Kolleg/innen nach freinetpädagogischen Grundsätzen. Die
„Einführung“ in das Prozedere des Klassenrates einfach. Ein Besuch von Klasse zu
Klasse reichte, um Einsichten in die grundlegenden Abläufe kennenzulernen. Als
Beobachter/innen, im Außenkreis sitzend, erkannten die Kinder Regeln,
Aufgabenbereiche und Ablauf. Zurück in der eigenen Klasse, wurden Vorschläge für
„unseren“ Klassenrat überlegt, diskutiert und abgestimmt.
Klassenrat und Konfliktlösung
Probleme, Schwierigkeiten, Streitigkeiten mit Mitschüler/innen entstehen nicht erst
zum Wochenabschluss, und zu deren Lösung kann nicht immer bis zum Klassenrat
gewartet werden. Diese Probleme dürfen nur dann im Klassenrat vor allen Kindern
besprochen werden, wenn es zuvor zu keiner zufriedenstellenden Lösung
gekommen ist. Die bei einem Konflikt beteiligten Kinder versuchen zuerst alleine
diesen Konflikt zu bewältigen. Gelingt das nicht, wenden sie sich an eine
Mitschülerin/einen Mitschüler, wenn notwendig jeweils auch noch an eine zweite
Person, und ersuchen um Hilfe im Sinne der Mediation. Gelingt es den bis dahin vier
involvierten Schüler/innen nicht, dieses Problem zu lösen, wird im Klassenrat mit
Hilfe aller nach einer Problemlösung gesucht. Sinn des Klassenrates ist es nämlich
nicht, dass „Privatfehden“ öffentlich ausgetragen werden und der Klassenrat damit zu
einem Austragungsort offener Abrechnungen degradiert wird, wo jede/jeder die
Situation ausnützt, vor Publikum jemandem etwas anzukreiden. Aufgrund jahrelanger
Beobachtungen ist feststellbar, dass durch die Selbstregulierung von Fehlverhalten
7 vgl. Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Politisches Bewusstsein durch Freinet-Pädagogik. In:
Eichelberger H. (Hrsg.), Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag. Innsbruck 2003,
S. 84 f.
83
und Harmonisierung innerhalb des Klassenrates Aggressionen abnehmen.
Fehlverhalten werden nicht negativ kritisierend, sondern sachlich dargestellt und es
wird versucht, gemeinsam nach positiv unterstützenden und aufbauenden Lösungen
zu suchen.
o Wie kannst du helfen, wenn ... das Problem mit ... hat?
o Wer hilft, dass ... auf ihre/seine Arbeiten nicht vergisst?“
o Was fällt dir zu diesem Thema ein?
o Wer hilft, wenn ... mit ihren/seinen Emotionen, Gefühlen etc. Probleme hat?
o Welche Sanktionen überlegst du dir, wenn du gegen gemeinsam vereinbarte
Klassenregeln verstößt?
o Wie gehen wir alle gemeinsam damit um, wenn ... ?
o Wie ist es jemandem von euch in einer ähnlichen Situation ergangen?
o Wie siehst oder empfindest du die Situation?
o Welchen Wunsch hast du zu diesem Thema? ...
Durch die wöchentlich durchgeführten Klassenratssitzungen, die ehrlichen Auseinandersetzungen
mit Themen der Schüler/innen, die gelungen sind, die gefallen, nicht
gefallen (auch Lehrer/innen können kritisiert werden), die gewünscht werden oder
einer gemeinsamen Korrektur von Fehlhaltungen bedürfen, werden konstruktiv behandelt.
Das „wieder in Erinnerung rufen“ oder der „Rechenschaftsbericht“ über Ereignisse
innerhalb der vergangenen Arbeitswoche fördert die Übernahme von Verantwortung
für eigenes Handeln 8.
Beschlüsse
Sehr oft werden im Klassenrat Beschlüsse gefasst, die für alle bindend sind (Planung
eines Lehrausganges, Verfassen eines Briefes an Personen, Institutionen,
Übernahme von Aufgaben, wie z. B. das Besorgen von Erde für
Pflanzenexperimente, die Veränderung von Klassenregeln.).
Abstimmungsergebnisse mit knapp mehr als 50 Prozent sollten meiner Meinung
nach hinterfragt werden. Um einen neuerlichen Meinungsbildungsprozess in Gang zu
bringen, kann eine Mitteilung dazu wiederum über die Wandzeitung erfolgen.
Mehrheitsbeschlüsse sollten grundsätzlich mit Kindern thematisiert werden. Die
Gefahr der Mehrheitsbeschlüsse besteht nämlich darin, dass einige Kinder auf der
Seite stehen, deren Meinung immer niedergestimmt wird. Der Sinn und Zweck von
Abstimmungen und deren Ergebnissen bzw. Auswirkungen soll Kindern dadurch klar
werden. Nicht die Mehrheitsbeschlüsse, sondern das Diskutieren und Einbeziehen
der Interessen aller Kinder sollte gewahrt und gesichert werden. Meiner Meinung
nach sind daher Konsenslösungen anzustreben, in denen sich alle wieder finden
können. Dieser Einwand kann jederzeit vom Lehrer/von der Lehrerin in die Diskussion
eingebracht werden, da sie/er im Klassenrat auch die Möglichkeit hat, sich
zu Wort zu melden bzw. auch ihr/ihm die Wandzeitung zur Verfügung steht. Die
Suche nach Vorschlägen zur Erreichung von Konsenslösungen kann dazu führen,
dass für das Finden alternativer Ideen ein längerer Zeitraum benötigt wird. Ein
bestimmter Zeitpunkt, bis zu welchem Lösungsvorschläge einzubringen und zu
überlegen sind, kann von der Diskussionsleiterin/dem Diskussionsleiter festgesetzt
werden. Lösungsvorschläge werden entweder anhand eines Plakates verschriftlicht
oder die Klassengemeinschaft wird aufgefordert, sich zu diesem Thema Gedanken
bis zur kommenden Klassenratssitzung zu machen. Die freinetische Intention bei
8 vgl. Freinet E., Erziehung ohne Zwang. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, S. 187
84
Abhaltung des Klassenrates ist es nicht, dass nur das Handheben gelernt werden
soll, sondern die kritische Auseinandersetzung mit Sach- und Personalfragen, die
Partizipation im „politischen Lernen und Demokratie-Lernen“ 9, die Stärkung der
kommunikativen Kompetenz, der Selbst- und Sozialkompetenz.
Besonders bei Diskussionen greift die Lehrer/der Lehrer nicht dominierend ein, sondern
muss warten, bis sie/er am Wort ist. Die Lehrer/der Lehrer muss auch die Ablehnung
ihrer/seiner Vorschläge akzeptieren (lernen). Ebenso soll der Sprechanteil
der Lehrerin/des Lehrers gering gehalten werden, damit die Kinder selbst Lösungsvorschläge
einbringen können und nicht durch Belehrungen seitens der Lehrerin/des
Lehrers aufhören, selbst Probleme zu lösen. Dabei lernen aber auch Lehrer/innen.
Sie lernen nicht nur von den Schüler/innen, sondern sie lernen, sich selbst nicht in
den Mittelpunkt zu stellen, sondern sich als einen Teil der Klassenkooperative zu betrachten.
Das inkludiert auch eine veränderte Lehrer/innenrolle. „Bei der täglichen
Unterrichtsgestaltung darf sich der Lehrer nicht ausschließlich als Wissensvermittler
und Belehrender, sondern auch als Lernender verstehen.“ 10 Manchmal werden im
Klassenrat Entscheidungen getroffen, die nicht mit der Lehrer/innenmeinung übereinstimmen
und gegen den Willen der Lehrperson getroffen werden. Auch dies muss
von der Lehrerin/dem Lehrer anerkannt werden wie offen geübte Kritik an der Lehrperson.
Werden Probleme mit oder über Kinder beredet, stellen wir die Sachlichkeit
in den Mittelpunkt, wird Lehrer/in im Klassenrat kritisiert, soll auch das nicht persönlich,
sondern als sachliche, konstruktive Kritik aufgefasst werden. Dies ist eine
Stelle, an der im Umgang mit Kritik viele Lehrer/innen doch ihre Probleme haben.
Beispiel 1: Erste Schulstufe – Dezember
Reformpädagogikstudent/innen und ihr betreuender Professor hospitierten (wie schon einige Male zuvor)
während der Freiarbeit und befanden sich im anschließenden Klassenrat als Zuschauer/innen außerhalb des
Sesselkreises. Als Diskussionsleiter agierte Clemens. Christina erzählte gerade, welchen Spaß ihr das Arbeiten
am PC im Laufe der Woche bereitet hatte. Dies erzählte sie in so spannender, lustiger Weise, dass einige Kinder
im Kreis begannen, darüber zu lachen. Die lustige Schilderung ihres Arbeitseinsatzes brachte auch die ca. 15
Hospitant/innen zum Lachen. Christina, die in ihrem Redefluss dadurch irritiert war, drehte sich zu den
Hospitant/innen und meinte: „Das gefällt mir gar nicht, das sie jetzt dazu lachen.“ Die Student/innen, die solch
eine Aussage nicht erwarteten, wurden sofort leise. ... Im kommenden Klassenrat trug Clemens Christinas Post-it
vor: „Ich mag nicht, dass Leute beim Klassenrat zuschauen – Christina“ Die Mitteilung von Christina war
ausschlaggebend dafür, dass im Klassenrat beschlossen wurde, das Hospitieren zwar während der Freiarbeit zu
erlauben, nicht jedoch beim Klassenrat. Als Begründung wurde angegeben, dass „im Klassenrat so viele
persönliche Dinge besprochen werden“. Nicht nur durch die Schulpraxis, sondern durch vorgeschriebene
Hospitationen im Rahmen der freinetpädagogischen Entwicklungsreihe und des Freinet-Hochschullehrganges
kamen viele Hospitant/innen in meine Klasse und wollten Einblicke in eine „Freinet-Klasse“ haben. Alles konnte
ihnen gezeigt werden, nur nicht, wie bei uns im Klassenrat gearbeitet und diskutiert wurde. Erst zu Beginn der
vierten Schulstufe wurde nach meinen mehrmaligen Anträgen im Klassenrat der Beschluss aus der ersten Klasse
aufgehoben.
Beispiel 2: Dritte Schulstufe – Mai
In der dritten Schulstufe wurde von mir ein Fragebogen zu den Kreisgesprächen an Kinder ausgegeben und
evaluiert. Für den Klassenrat schrieb ich folgenden Zettel an die Wandzeitung: „Danke für das Ausfüllen des
Fragebogens – Morgenkreis, Präsentationskreis, Klassenrat.“ Die Auswertung der Ergebnisse wurde zuvor schon
in der Klasse aufgehängt. Im Laufe der Diskussion um die Kreisgespräche wurde beschlossen, dass der
Morgenkreis nur mehr zwei Mal pro Woche (zuvor täglich), der Präsentationskreis jeden Donnerstag in der 5.
Stunde (zuvor jeden Tag nach Ende Freiarbeit) und der Klassenrat weiterhin ein Mal in der Woche abgehalten
werden. Das Abstimmungsergebnis wurde von Vanessa, der damaligen Protokollantin im Protokoll,
aufgenommen. Als Begründung wurde angegeben, dass anstelle des Morgenkreises lieber gleich gearbeitet
werden soll.
9 Richter D., Sachunterricht – Ziele und Inhalte. Ein Lehr- und Studienbuch zur Didaktik. Schneider
Verlag,
Hohengehren 2002, S. 166 f.
10 Lehrplan der österreichischen Volksschule – Allgemeines Bildungsziel
85
Beispiel 3: Vierte Schulstufe – November
Elisabeths Eintrag an der Wandzeitung lautete: „Ich würde gerne ein Klassenmaskottchen haben.“ Tina, Leiterin
des Klassenrates, hörte sich zuerst die Meinungen der Kinder an und entschloss sich danach zu einer
Abstimmung. Die Abstimmung ging 12:12 aus. Tina forderte ihre Mitschüler/innen auf, sich zu diesem Thema bis
zum nächsten Klassenrat Gedanken zu machen, da werde das Thema nochmals behandelt. Beim darauf
folgenden Klassenrat trug Elisabeth ihren Vorschlag wieder vor. Die Kinder einigten sich darauf, dass diejenigen,
die ein Klassenmaskottchen haben wollen, im Rahmen der Freiarbeit eines herstellen. Danach sollte eine
neuerliche Abstimmung erfolgen. Nach der Herstellung von acht Figuren, die bereits im Präsentationskreis
demonstriert worden waren, zog Elisabeth ihren Vorschlag für ein Klassenmaskottchen zurück. Begründung: „Es
sind so schöne Figuren entstanden. Wenn man sich für ein Maskottchen entscheidet, muss das dann für immer
bleiben. Wir stellen lieber viele Figuren her.“ Die neuerliche Abstimmung bezüglich eines Klassenmaskottchens
ging folgend aus: 19 dagegen, 5 dafür.
Auswahl von Originalmeldungen, die im Klassenrat besprochen wurden:
Ich bin sehr froh, dass Christina wieder da ist. – Aline
Dass wir im Hallenbad waren, hat mir gefallen. – Daniel
Die Freiarbeit hat mir heute sehr gut gefallen, weil die Kinder sehr leise waren. – Esther
Mich stört es, dass ich bis jetzt noch nie den Gong (Klassenamt) gehabt habe. – Christina G.
Ich mag eine Büchervorstellung machen. – Dario
Mich ärgert es, dass in der Garderobe keine Ordnung ist. – Florian
Ich wünsche mir, dass mehr Kinder Zettel für den Klassenrat schreiben. – Lisa
Mich ärgert es, dass wir den Werkkoffer immer mit nach Hause nehmen müssen. – Britta
Wann gehen wir wieder zum Teich? – Christina E.
Ich wünsche mir, dass wir bald wieder in den Schulhof gehen. – Clemens
Wann gibt es wieder Tee? – Larissa und Roxanne
Ich habe eine Idee, wohin wir den Tee geben können. – Clemens
Wir sollten die alten Laufdiktate weg geben. – Lisa
Wann kaufen wir wieder neues Fischfutter? – Julian
Wann gehen wir in die Zeitungsfabrik? – Christina L.
Wer will an die Schweizer Schule zurück schreiben? – Vanessa
Ich wünsche, dass wir zwei Malschürzen bei der Druckerei haben. – Lisa
Das Protokoll
Vor Beginn jedes Klassenrates wird das Protokoll des voran gegangenen Klassenrates
laut vorgelesen. So werden zuerst noch nicht abgeschlossene Themen
neuerlich im Klassenrat aufgegriffen und erneut diskutiert. Nacheinander werden von
der Diskussionsleitung abgenommene Post-it der Protokollführerin/dem Protokollführer
zum Einkleben in das Klassenratsbuch übergeben. „Ergibt sich aufgrund dieser
Anliegen eine Diskussion, so schreibt die Protokollführerin oder der Protokollführer
alle wichtigen Aussagen mit. In der ersten und zweiten Schulstufe ist es sinnvoll,
als Lehrer/in das Protokollschreiben zu übernehmen. In der dritten und vierten
Schulstufe kann diese Aufgabe bereits an die Kinder abgegeben werden. Wenn ein
Kind beim Protokollieren Schwierigkeiten hat, meldet es sich zu Wort, die Diskussion
wird unterbrochen, bis das Wichtigste auch schriftlich für das Klassenprotokoll notiert
ist. Bei Beschlüssen werden sowohl der „Antrag“ als auch die Abstimmung festgehalten.
Beschlüsse sind ab diesem Zeitpunkt dann für alle in der Klasse verpflichtend.
Am Ende des Klassenrates wird das Protokoll allen vorgelesen.“ 11 Das Protokoll
dient dazu, Aufzeichnungen über schulische Ereignisse zu führen, gemeinsam
getroffene Beschlüsse schriftlich festzuhalten, auch damit zurückliegende Beschlüsse
wieder ins Gedächtnis gerufen werden können bzw. auf bereits beschlossene Vereinbarungen
neuerlich verwiesen werden kann. Ich schließe mich aber auch Ingrid
Dietrichs Überlegungen an, die unterschiedliche Vorgangsweisen beim Protokollieren
in Erwägung zieht und auch meint „ ... ansonsten sind unsere Köpfe die Protokoll-
11 Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Politisches Bewusstsein durch Freinet-Pädagogik. In: Eichelberger
H. (Hrsg.), Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag. Innsbruck 2003, S. 93
86
bücher, die übrigens nichts vergessen, nur manchmal, und das dann auch nicht absichtlich.“
12
Im Klassenrat soll auf jeden Fall vermieden werden, dass ...
o ... als Lehrer/in belehrend eingegriffen und das Wort an sich gerissen wird. Die
Schüler/innen sind am Wort – es sind (zumeist) Schüler/innenprobleme, die
gemeinsam behandelt werden! Hier findet auch „Lehrer/innenlernen“ statt.
o ... immer Mehrheitsbeschlüsse gefasst werden.
o ... jemand beleidigt, gehänselt, verspottet wird.
o ... über nicht anwesende Personen geredet wird.
o Grundsätzlich soll vermieden werden, dass der Klassenrat aufgrund eines
Zeitproblems entfällt.
„Den Kindern das Wort geben“ – Ein verankertes Bildungsziel in vielen
Lehrplänen und eine Grundlage politischer Bildung
Nicht nur im österreichischen Lehrplan, sondern auch in den unterschiedlichen Lehrplänen
in Deutschland und in der Schweiz wird vom Gesetzgeber eingefordert, dass
die Bildungsziele wie Kommunikationsfähigkeit, Ausdrucksfähigkeit, Erweiterung und
Aufbau sozialer Handlungsfähigkeiten in den Schulen umgesetzt werden müssen.
Ebenso findet man, dass die Kinder zu verantwortungsvollen, demokratiebewussten
Bürgern durch uns Lehrer/innen erzogen werden sollen. Kinder, Kindermeinungen,
Kinderängste, Kinderzorn usw. ernst nehmen, erfolgt nur durch „gelebtes“ Zuhören,
Erwidern, Diskutieren, Abwägen, Dementieren, Anerkennen unterschiedlicher
Meinungen. Die täglichen Kreisgespräche, in denen Schüler/innen dazu die Möglichkeit
geboten wird, stellen daher keine vergeudete Zeit dar, sind keine Lückenbüßerstunden,
sondern hier erfolgt Austausch, das Betroffen-Machen und Be-troffen-
Werden, das Wecken von Interessen. Durch das Zuhören erleben Kinder, dass die
Darstellung eigener Berichte während der Gesprächsrunden auch für Mitschüler/
innen manchmal uninteressant sein kann. Kinder erleben implizit das Betrachten
aus beiden Perspektiven. Gefühle zeigen, über Gefühle reden, Kritik äußern, Wünsche
artikulieren usw. wird daher in allen Gesprächen ermöglicht, nicht nur im Klassenrat.
Dazu werden keine „Schulbuchweisheiten“ von Schulbuchautor/innen benötigt,
nach deren ausgewählten Themenkreisen konstruierte Probleme oder Konflikte
beredet und diskutiert werden sollen. Das tägliche Leben, das Schulleben, das Miteinander,
das Finden von Partner/innen für die Partner/innenarbeit oder Gruppenarbeit,
das gemeinsame Besprechen des Tagesablaufes und der damit einhergehenden
Arbeitsvereinbarung, das Arbeiten in den unterschiedlichen Ateliers, das Reflektieren
über eigene Arbeitshaltung, das Bereden von Problemen, das Finden von
Lösungsmöglichkeiten, das Präsentieren von Arbeitsergebnissen bietet jeden Tag
eine Fülle an Gesprächsstoff. Persönliche oder schulische Ereignisse aus der „Lebenswelt“
der Kinder aufzugreifen, das müsste ein Anliegen aller Lehrer/innen sein.
Durch den Klassenrat haben die Kinder die Möglichkeit, Ereignisse, die im Schulalltag
auftreten, zur Sprache zu bringen. Das soziale Miteinander in einer Freinet-
Klasse wird selbst geregelt und „Erziehung zur Selbst- und Mitverantwortung wird so
zu einer wichtigen Aufgabe der Schule, denn bei aller Freiheit und Selbstbe-
12 Dietrich I. (Hrsg.), Handbuch Freinet-Pädagogik. Eine praxisbezogene Einführung. Beltz. Weinheim
und Basel 1995. S. 67
87
stimmung, die Freinet seinen Schüler/innen gewährte, wusste er doch sehr bestimmt,
dass Freiheit ohne die Erziehung zur Verantwortung und Weckung der Bereitschaft
zur Mitverantwortung nur zum Konkurrenzkampf und Gegeneinander führt. In diesem
Sinne ist alle Erziehung im Geiste Freinets auch politische Erziehung, Erziehung zu
verantworteter Demokratie.“ 13 Falsch wäre es jedoch, das sehr gut funktionierende
Element der Freinet-Pädagogik, den Klassenrat, aus dem Gesamtkonzept heraus zu
reißen und nur für das Lösen von Konflikten heranzuziehen. Jede Lehrerin/jeder Lehrer
muss sich bewusst sein, dass im Rahmen der schulischen Partizipationsmöglichkeiten
den Kindern wirklich „das Wort“ gegeben wird und nicht sofort korrigierend
und lenkend eingegriffen werden darf. „Pro-Forma-Demokratie“ und „Pseudo-
Mitsprache“ sollen vermieden werden. Kinder sollen zur Mündigkeit erzogen werden.
Mündigkeit umfasst selbstständige Auseinandersetzung mit der Welt, die Freisetzung
des Kindes in das eigenständige Denken und Handeln, die Fähigkeit zu Kooperation
und Kommunikation, solidarischer Partizipation über die eigene Peron hinaus. 14 In
der Demokratie ist politische Bildung, Erziehung zur Demokratiefähigkeit und
Mündigkeit notwendig und daher unverzichtbar. 15
Überlegungen, die über den Klassenrat hinausgehen
Je mehr ich über den wöchentlich praktizierten Klassenrat nachdenke, liegen in diesem
Zusammenhang weitere schulpolitische Überlegungen und Fragen auf der
Hand. Wird der Klassenrat in der Klasse praktiziert, muss ein „Schulrat“ doch auch
möglich sein, indem mit Kindern gemeinsam über Schulprobleme diskutiert wird.
o Welche organisatorischen Hindernisse oder Hemmnisse können sich auf dem
Weg vom Klassenrat zum Schulrat oder zur Schulversammlung ergeben?
o Sind alle Lehrer/innen bereit, Schüler/innen bereits ein Mitspracherecht im Unterrichtsgeschehen
einzuräumen?
o Bereitet nicht schon das Öffnen der Türen für manche Kolleg/innen Schwierigkeiten,
wie sollte dann auch noch der Unterricht verändert und mit Kindern gestaltet
werden?
o Wie lernen „Neueinsteiger/innen“ in den Curricula verankerte Ideen der Mitbestimmung,
Toleranz, Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktlösungskompetenz,
Empathie, Gestaltung des Schulalltages, der Partizipation, des
Demokratiegedankens tatsächlich umzusetzen?
o Wer hilft dabei?
o Wer hat aufgrund welcher Schwierigkeiten dabei wieder aufgegeben?
Rein über schulische Prozesse hinaus gehenden Überlegungen, inwieweit der Klassenrat
die Schüler/innen zu dem befähigt, was in den meisten Lehrplänen sowieso
gefordert wird, nämlich die Schüler/innen zu kritischen Bürger/innen des Staates zu
erziehen, müssen angestellt werden. Das Loslösen vom stark lehrer/innenzentrierten
Unterricht und das Verändern dieser tradierten Normen muss schneller und effizienter
erfolgen. Inwieweit wird von Lehrer/innen nicht nur pro forma die Schulung
von Demokratiebewusstsein von oben herab oktruiert und die tatsächliche Umsetzung
der Förderung von Demokratiebewusstsein und Ausübung demokratischer
13 Jörg H., So macht Schule Freude. Eine Schule, die den Kindern das Wort gibt. Freinet-Pädagogik in
Texten, Dokumenten und Bildern. Wolfsburg, 1989
2
, S. 92
14 vgl. Gathen J. von der., Die partizipative Schule. In: Grundschule 1/2002, S. 30
15 vgl. Schneider I., Grundlagen der politischen Bildung. In: Grundschule 7 - 8/2002, S. 53
88
Grundrechte Schüler/innen zu wenig ermöglicht? Warum wird im Sinne von Schulentwicklung
gerade auf diesem Gebiet zu wenig gemacht?
Seit mehreren Jahren besuche ich ein Mal im Jahr die Grundschule Harmonie in Eitorf
(NRW), beobachte, dokumentiere, gebe Rückmeldungen. Faszinierend ist es,
wie die Fortführung des Klassenrates in der Schulversammlung, die alle 14 Tage
abgehalten wird und von den Kindern selbst geleitet wird, praktiziert wird. Der Schulleiter
Walter Hövel hat die Freinet-Pädagogik für seine Schule verbindlich gemacht,
„nicht für den Unterricht in den Klassen, sondern als Organisationsmodell für die
Lehrer/innen selbst“ 16. Das Kollegium ist seine Freinet-Klasse. „Im Zentrum steht die
wöchentliche 2-stündige Konferenz wie der Klassenrat in der Klasse. Eine Wandzeitung
bestimmt die Themen unserer Arbeit, ob „Fort“bildungsthema, Problem, Inhalt,
Wunsch oder Angebot. Die Präsidentschaft wechselt wie das Protokoll jede Woche,
nur der (supervisionäre) „Joker“ fehlt. Hier wird die Arbeit reflektiert, evaluiert,
geplant, gestritten, geklärt, die Schule auch einmal politisch gesehen, gezeigt,
gemacht, gearbeitet – kooperativ – und gelernt.“ 17 Könnte diese gelebte Demokratie
in der Schule nicht für alle ein Zukunftsmodell darstellen?
Ebenso kann im Rahmen der Lehrer/innenbildung auf gut funktionierende Modelle in
Aus-, Fort- und Weiterbildung zurückgegriffen werden. Auch hier muss das Rad nicht
neu erfunden werden. Kollegiale Hospitationen, Erarbeitung grundlegender Betrachtungsweisen
zum Thema Klassenrat, Konfliktlösungsstrategien, Konfliktpräventionsund
Konfliktinterventionsmaßnahmen, Demokratielernen, Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit,
Gesprächskultur (ähnlich wie in der Schulklasse) fördern, auch hier das
hohe Ross des Dozierens und Belehrens verlassen …, um Möglichkeiten der Partizipation
von Studierenden an Schulen, Akademien, Hochschulen und Universitäten
zuzulassen und umzusetzen.
Literatur
Burk K., Speck-Hamdan A., Wedekind H. (Hrsg.), Kinder beteiligen – Demokratie lernen.
Beiträge zur Reform der Grundschule. Bd. 116. Frankfurt am Main 2004
Carle U., Kaiser A., Rechte der Kinder. Hohengehren 1998
Dietrich I., Handbuch der Freinet-Pädagogik. Eine praxisbezogene Einführung. Weinheim, Basel
1995
Freinet C. (Adrion D., Schneider K., Hrsg.), Die Sprüche des Mathieu. Ludwigsburg 1996
Freinet E., Erziehung ohne Zwang. Klett-Cotta, Stuttgart 1981
Friedrichs B., Kinder lösen Konflikte. Klassenrat als pädagogisches Ritual. Hohengehren 2004
Gathen J. v. d., Die partizipative Schule. In: Grundschule 1/2002
Hering J., Hövel W., Miteinander reden – miteinander arbeiten. In: Eichelberger H. (Hrsg.), Freinet-
Pädagogik und die moderne Schule. Innsbruck 2003
Jörg H., So macht Schule Freude. Eine Schule, die den Kindern das Wort gibt. Freinet-Pädagogik in
Texten, Dokumenten und Bildern. Wolfsburg, 1989
2
Freinet Kooperativ. Periodisch erscheinende Zeitschriften des Vereins „Kooperative Freinet“
Klagenfurt. Zu beziehen unter: Verein Kooperative Freinet, Weingartenweg 33, A-9073 Kla-genfurt-
Viktring, oder unter kooperativefreinet@gmx.at
Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Politisches Bewusstsein durch Freinet-Pädagogik. In: Eichelberger
H. (Hrsg.), Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Innsbruck 2003
16 Resch U., Hövel W., Zur Bedeutung der Freinet-Pädagogik heute. In: Eichelberger H. (Hrsg.).,
Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studien Verlag, Innsbruck 2003, S. 74
17 ebda, S. 74
89
Resch U., Hövel W., Zur Bedeutung der Freinet-Pädagogik heute. In: Eichelberger H. (Hrsg.), Freinet-
Pädagogik und die moderne Schule. Innsbruck 2003
Richter D., Sachunterricht – Ziele und Inhalte. Ein Lehr- und Studienbuch zur Didaktik. Hohengehren
2002
Schneider I., Grundlagen der politischen Bildung. In: Grundschule 7 - 8/2002
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in:
Rabensteiner P.-M., In: Rabensteiner G., Rabensteiner P.-M., Kooperative Lehr- und
Lernkultur. Ausganspunkt für Veränderungen und neue Wege in der Lehrer/innenbildung.
Schneider Verlag Hohengehren. Baltmannsweiler 2005, S. 49 ff
90
Walter Hövel
Rektor der Gemeinschaftsgrundschule Harmonie, Eitorf
„Unser wahres Analphabetentum ist nicht das Unvermögen, lesen und schreiben zu können, sondern
das Unvermögen, wahrhaft schöpferisch tätig zu sein. Das Kind besitzt diese schöpferische Fähigkeit.
Das scheinbar analphabetische, scheinbar unwissende Kind ist gar nicht unwissend und kein
Analphabet, sondern ein schöpferisch Wissender und wird erst durch unser Erziehungssystem zum
wahren Analphabeten, zum schöpferisch Unwissenden degradiert.“
Friedensreich Hundertwasser, Die heiligen Puppenspiele,
Wien 1998)
Die Kunst, das Lernen und die Demokratie
Picasso sagte einmal: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Die Schule nährt diesen Gedanken
seit vielen Jahren durch die für alle verpflichtenden Schulfächer Kunst und
Musik und die entsprechenden Aspekte in den Lehrplänen Sprache oder Sport bis
hin zur Mathematik.
In vielen Schulen und Klassen ist es dann „aber auch schon mit der Kunst am Ende“.
Künstlersein wird in der Schule nicht auf den Menschen und seine Entwicklung oder
sein Lernen bezogen. Künstlerisches wird als Fach verständigt oder gilt als
schmückendes, vielleicht ergänzendes, neuerdings förderndes Beiwerk. Wenn aber
doch alle Menschen Künstlerinnen und Künstler wären, dürfte ihre künstlerische
Betätigung nicht auf Nebenfächern, auf Zensur(en) freie Aktionstage des Schuljahres,
auf Kreativworkshops freizeitliche Projekte oder kompensatorische Programme
beschränkt werden. Kämen wir nicht zu einer anderen Sicht des Lernens und der
Schule, wenn das Künstlersein und Künstlerwerden als Antriebskraft des Lernens in
die Mitte einer Bildung gestellt würde, die die Bildung des Menschen in ihre Mitte
stellte?
Ein ganz anderer Künstler, John Lennon, sagte einmal: „Meine Rolle in der Gesellschaft
besteht wie die eines jeden Künstlers oder Poeten darin, das auszuleben, was
wir alle fühlen, und nicht etwa darin, den Leuten vorzuschreiben, was sie zu fühlen
haben – nicht als Prediger, nicht als Führer, sondern als Spiegelbild von uns allen.“
Wenn also alle Menschen Künstler wären oder werden könnten, müssten sie gerade
in der Schule Gelegenheit haben, ihr eigenes Fühlen und Wahrnehmen auszuleben.
Sie müssten lernen können sich auszudrücken und so, sich ausdrückend, lernen
können.
91
Und auch dieser Aspekt ist der Bildung nicht unbekannt. So ist es nachzulesen in
Richtlinien und Lehrplänen der europäischen Regierungen, in pädagogischen Aufsätzen
und in der Beschreibung von Ausbildungsgängen für Lehrerinnen und Lehrer.
Hier wird gefordert von der Lebenswirklichkeit der Kinder auszugehen. Ihre Erfahrungen,
die Artikulierung ihrer Emotionen, ihr originäres Handeln, das Erproben eigener
Lösungsweg in ihrer realen Welt und ihre Sicht der Welt sollen in den Mittelpunkt des
Lernens gestellt werden. Die Potentiale der Selbststeuerung des Lernens, die Selbstorganisation
von Teams und die Gestaltungskräfte individueller Lernwege sich entwickelnder
Persönlichkeiten sind Gegenstand der Beschreibungen staatlicher und
wissenschaftlicher Didaktik geworden.
Die Schule soll immer mehr als selbst organisierte und demokratisch bestimmte Einrichtung
gestaltet werden. Der Begriff der Demokratie wird dabei mehr und mehr
nicht mehr die Geschichte grob vereinfachend als „Volksherrschaft“, sondern schon
als Verwirklichung des Menschseins für alle verstanden. Auch die Legitimierung der
Demokratie alleine als Entscheidungen einer Mehrheit weicht allmählich über den
Schutz von Minderheiten und der Idee einer pluralen Demokratie hin zu einem Bild,
in dem das Ideal einer Demokratie als die „Kunst der Menschlichkeit“ angesehen
werden könnte. Demokratie selbst wird mehr und mehr zum Gegenstand des Lernens
und demokratische Einstellung und Aktivität zur Triebkraft individueller und gesellschaftlicher
Lernprozesse.
In Jahrzehnten der Praxis erfolgreicher Erzieherinnen und Erzieher und die Erkenntnisse
der Wissenschaften ist heute bekannt, dass Kinder nicht nur Gelegenheiten
haben müssen, ihren IQ durch Musik zu steigern, durch Bewegung und Motorik
die Psyche und Pädagogik in Gang bringen zu können , durch Freisetzung der
sprachlichen Potentiale Denken und Bewusstsein zu fördern oder durch Malen und
Zeichnen Konzentration und Leistungswillen zu potenzieren.
Vielmehr zeigte die Praxis vieler Reformpädagogen in Europa und vielen Ländern
dieser Welt, dass das Lernen selbst ein aktiver, kein passiver, ein künstlerischer, kein
mechanischer, ein Vorgang des Lebens und Handelns und nicht des Eintrichterns
und Belehrens ist. Wissenschaft bestätigt diese Praxis heute nicht nur in ihrer Theorie,
sie fordert auch dazu auf weiter auf neuen Wegen Schule und Bildung zu gestalten.
Die humanistische Pädagogik kennt spätestens seit Comenius einen ganzheitlichen
Lernbegriff. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden solche Theorien
weiter entwickelt und in die Praxis und Theorie Deweys, Montessoris, Petersens,
Freinets, Korczaks und einiger mehr umgesetzt. Die Erziehung wandelte sich vom
Bild der schulischen Domptur hin zum Berufsfeld der Künstler der Bildung. Das Ziel
wurde, die Menschen selbst als Lerner zu etablieren, also als Gestalter ihres eigenen
Lernens.
Die Freinetpädagogik gilt als eine der Grundsäulen einer neu zu entwickelnden europäischen
Pädagogik. Sie kennt das Freie Schreiben anstelle von vorgeschriebenen
Aufsatz- und Textformen, den Freien Ausdruck anstelle von vorgeschriebenen Fach-
Kursen und abzulernenden Fertigkeiten, das „Natürliche Lernen“ anstelle von zwanghaftem
Lehrgangslernen, das tastende Versuchen, das Experimentieren, die Selbstorganisation
und die Selbstbestimmung des eigenen Lebens als Lernender in kooperativer
Gemeinschaft von Anfang an. Schule wird zum Ort wo gemeinsam Lernen
gelebt und selber Leben gelernt wird.
92
Warum ist aber Schule nicht so?
Es liegt nicht an den Kindern, dass sie so nicht lernen könnten. Wo immer sie solche
Lernformen angeboten bekommen, finden sie ihre Form und ihre Inhalte des Lernens.
Es liegt nicht an den Eltern, auch wenn einzelne Skepsis und Zurückhaltung
üben. Sie werden an konsequenten Schulen und bei konsequenten Lehrerinnen und
Lehrern immer von einer erfolgreichen Praxis überzeugt. Es liegt auch nicht „an denen
da oben“. Von Düsseldorf, über Helsinki und Bozen bis Lissabon, Klagenfurt,
Ljubljana, und Brüssel sind die curricularen Forderungen an Schule in der Regel progressiver
als der schulische Alltag.
Es liegt an jenen, die sich als „Führer“ oder „Prediger“ verstehen. Dies sind dann
selbsternannte „Bildungspolitiker“, die in Vorstellungen der 20iger Jahren des letzten
Jahrhunderts stecken geblieben sind, die die Privilegien „ihres Standes“ erhalten wollen,
bis hin zu den Kolleginnen und Kollegen, die „den Stoff durch bekommen müssen“,
oder ständig wissen „Warum das, was sie ja eigentlich wollen, nicht geht, weil
ja die Voraussetzungen nicht gegeben sind“. Entweder wollen sie „Führer“ sein, die
immer nur das Beste wollen oder die wissen, was für Kinder gut und richtig ist, oder
zumindest, welche Antwort auf die von ihnen selbst gestellte Frage richtig und dann
vielleicht ein „Gut“ ist. Es sind die, die Lehrer wurden, um Macht auszuüben und sei
es nur durch Noten und Regeln.
Oder es sind die „Prediger“. Die einen, immer geschult im neuesten Vokabular der
Pädagogik, der Ministerien und im Super-Nanny-Zeitgeist. Es sind die, die es immer
besser wissen, wissen, wie es jetzt zu gehen hat und jedem Pädagogen das Gefühl
geben wollen, dass ihr bisheriges Tun falsch war. Die anderen Prediger, die zetern
und jammern, über die Kinder, die Eltern, die Bedingungen, die neuesten Ansprüche
der Vorgesetzten, aber nie über ihre eigene resignierte Einstellung. Es sind die, die
verteufeln können, jeden positiven Ansatz, jede Verbesserung. Es sind die, die Angst
nicht in Machtausübung übersetzen, sondern in Stillstand. Sie greifen immer wieder
zurück und versuchen Schule immer wieder zu einer Kompensationsveranstaltung zu
machen Für sie ist Fördern und Fordern dann das Ausmerzen von Fehlern und
wieder das Abfüllen mit Bildung, wo zuwenig „drin“ ist. Sie wollen belehren, führen,
predigen. Sie wollen kein Haus des Lernens, der Demokratie und der sich selbst und
ihre Entwicklung bestimmenden Menschen. Für sie ist Lernen keine Kunst, sondern
eine Machtfrage.
Und die anderen, die dies nicht wollen oder wollten? Wie viele Erwachsene, wie viele
Lehrerinnen und Lehrer sind überzeugt keine Künstler zu sein. Wie viele von uns
durften als Kinder, als Schülerinnen keine Gefühle ausleben, keine Künstlerinnen
und Künstler werden. Wie viele von uns wurden zwangsweise zur Musik, zur Mathematik,
zum „Lernen“ „geführt“. Wie vielen wurde „gepredigt“, wie sie zu sein hätten,
was sie zu fühlen hätten. „Lebens-Künstler“, die etwas „auslebten“, waren andere.
„Normal“sein war angesagt. Und so wurden viele Lehrerinnen und Lehrer. Viele von
uns haben nie die Schule verlassen, um dann eine Ausbildung zu durchleben, die die
eigene Schulerfahrung klonte. Erst „Predigt“ vom Katheder herab, ohne Erleben,
dann darauf trainiert „gute Stunden zu planen und durchzu“führen“. Hier gab es
selten den Aufruf zur Kunst, kein Ausleben von Gefühlen, sondern Lehrer, die die
Kinder immer perfekter zu den Lehrzielen „führen“.
Hat Picasso nur für jene Kinder Recht, die selbst ihren Lernweg bestimmen können,
„zufällig“ auf „begnadete“ Pädagogen, stoßen oder „hoch begabt“ Künstler ihrer
93
Fächer oder des Lernens werden. Ich gäbe vielen Lehrerinnen und Lehrern wenig
Chancen, wenn ich nicht seit über zwei Jahrzehnten in Grund-, Haupt- und Gesamtschulen,
in Universitäten und bei Fortbildungen mit Kindern und Erwachsenen
erlebt hätte, wie sie selbst Freie Texte schreiben, Theater spielen, forschen,
experimentieren, selbst Mathematik entdecken, philosophieren, musizieren, malen,
drucken oder mit der „natürlichen Methode“ Sprachen lernen. Nur wenige wagten es
nicht, sich auf ein freies Lernen einzulassen. Viele entdeckten die Künstlerin oder
den Künstler in sich selbst wieder.
Es gibt viele unter uns, die sich als Künstler entdeckten oder wieder entdeckten, als
Künstler und Poeten des Lernens, des Lebens, des Menschseins. Sie sollten Mut haben
Künstler und Poeten des Lehrens zu sein. Nicht als die pädagogischen Führer,
nicht als die eloquenteren Prediger. Es reicht, wie John Lennon sagte, wenn sie
Spiegelbilder sind. Kinder brauchen Spiegel, um sich selbst zu sehen, sich gegenseitig
zu spiegeln, ihre Welt, ihre Gefühle, die Realität, ihre Wirkung, ihre Kraft, ihr
Menschwerden und Menschsein im eigenen Lernen. Wir sind Künstler der Pädagogik,
wenn wir spiegeln, ohne Verzerrungen, Interpretationen, ohne Druck und Besserwisserei,
aber so klar wie möglich. Es ergeben sich wunderbare Einsichten und
Sichtweisen, denn die, die sich mit uns spiegeln, die Kinder, sind auch Künstler –
und sie spiegeln uns, die Erwachsenen, und die Kinderwelt, die sie selbst schaffen.
Und das ist unsere gesellschaftliche Rolle als Künstler, selbst ausleben, was wir fühlen,
nicht führen oder predigen, sondern spiegeln, was Kinder tun, wenn wir sie lernen
lassen: „Sie werden wer sie sind durch lernen.“ George Bernard Shaw sagte einmal,
dass es zwei erfolgreiche Lehrmeister für den Menschen gibt, den Zwang und
die Kunst.
Entscheiden Sie sich Herr Kollege, Frau Kollegin,
entscheiden Sie sich für die D e m o k r a t i e!
94
10 Jahre Grundschule Harmonie
Der Einladung von Schulleiter Walter Hövel zum 10jährigen Schuljubiläum folgten
Schulausschussvorsitzender Ralf Langer, sowie Heinz Dehnert und Renate
Deitenbach.
Der Abend stand ganz im Zeichen des Comenius-Projektes und unter den Gästen
fanden sich viele Vertreter der europäischen Partnerschulen. Das Comenius-Projekt
versteht sich als Verband zur Förderung europäischer Zusammenarbeit auf dem
Gebiet der Schulbildung. Neben der Qualitätsverbesserung des Unterrichts und der
Förderung dessen europäischer Dimensionen ist ein wichtiges Ziel die Förderung
interkulturellen Bewusstseins. Die praktische Umsetzung dieser Ziele kam nicht nur
in den Ausführungen Walter Hövels zum Ausdruck, sondern ganz direkt und
anschaulich in der Programmgestaltung des Abends. So zeigte das Eltern-Lehrer-
Konzert nicht nur die gute Zusammenarbeit zwischen Familien und Schule und die
hohe Qualität der Kulturarbeit in Harmonie, sondern die Vielfalt von Musik und
Tänzen z. B. aus Schweden, Irland, der Türkei oder von den Seychellen machte den
interkulturellen Gedanken deutlich.
Auch das Buffet, von Eltern und Lehrkräften zubereitet, bot einen reichen Querschnitt
multikulturellen Ursprungs. Weitere Schwerpunkte des Schulalltags in Harmonie
zeigten sich in informativen Gesprächen: Seit Jahren verfolgt die Schule Projekte im
Bereich Naturschutz und Umwelt und konnte hierbei Erfolge und Auszeichnungen
verzeichnen. Besonderen Wert wird auf Mitsprache der Kinder und die frühe
Vermittlung von Demokratieverständnis gelegt. So verfügt die Schule seit Jahren
über ein funktionierendes, regelmäßig tagendes Kinderparlament. Wissens- und
Wertevermittlung gehen Hand in Hand und legen wichtige Grundlagen für die Zukunft
Eitorfer Kinder.
Renate Deitenbach
"Mitteilungsblatt für die Gemeinde Eitorf" – Mai 2005
Bildung ist ein Schwerpunkt der FDP Politik; also war es
selbstverständlich, dass Partei und Fraktion der
Einladung zum zehnjährigen Schuljubiläum der Grundschule
Harmonie folgten. Peter Lindner, stellvertretender
Vorsitzender der Eitorfer FDP, sachkundiger Bürger im
Schulausschuss und selbst Vater von zwei kleinen
Kindern, überreichte Schulleiter Walter Hövel einen
Scheck über 50,– € zur Unterstützung der engagierten
Bildungsarbeit des Kollegiums, der Eltern und der
Schüler. Nach dem vom Lehrerkollegium und Kollegen
aus anderen europäischen Ländern kreativ gestalteten
musischen Programm in mehreren Sprachen (einschl.
Kölsch) entwickelte sich zwischen der Delegation und Walter Hövel eine fruchtbare, intensive
Diskussion über die in der Grundschule "Harmonie" angewandten Konzepte der Reform–
Pädagogik. Wir erfuhren z.B., wie das Programm "Demokratie lernen & leben" im Schulalltag
und mit Schulen in anderen Europäischen Staaten gemeinsam praktiziert wird. Hierbei spielt
nicht nur die Selbstorganisation, sondern auch die Evaluation eine zentrale Rolle, um die
Schüler zu verantwortlichem Handeln zu erziehen.
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Konflikte in der Klasse bearbeiten und lösen
Prof. Mag. Dr. Melitta Küttler
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
Summary
Konflikte im Klassenzimmer stören den Unterricht und setzen Lehrer/innen oft unter
Druck. Aus der Zwangslage heraus, rasch handeln zu müssen, wird manchmal wenig
überlegt, welche Methoden zur Konfliktbeilegung geeignet sind und welche nicht. Der
nachfolgende Artikel stellt ein praktikables Konzept für das schulische Konfliktmanagement
dar.
Einleitung
Lehrer/innen und Schüler/innen haben denselben Arbeitsplatz und bilden eine zeitlich
begrenzte, unfreiwillige Gemeinschaft. Im Gegensatz zu Freundschaftsbeziehungen
können sich weder Schüler/innen noch Lehrer/innen die Mitglieder dieser
Zweckgemeinschaft aussuchen. Trotzdem wird erwartet, dass alle miteinander auskommen
und miteinander arbeiten. Konflikte ergeben sich daraus naturgemäß. Da
die Schule nicht nur einen Bildungs-, sondern auch einen Erziehungsauftrag zu erfüllen
und nicht nur kognitive, sondern auch affektive Bildungsziele zu verfolgen hat,
wird von den Lehrpersonen erwartet, dass sie mit auftretenden Konflikten konstruktiv
umgehen. Ziel ist es, eine Streitkultur mit den Schüler/innen zu erarbeiten, bei der
Kinder lernen, ihre Konflikte so auszutragen, dass weder Gewalt angewendet wird,
noch dass einer der Streitparteien ihr Gesicht verliert. Im günstigsten Fall sollte eine
Lösung herauskommen, die für beide Seiten zufrieden stellend ist. Dies zu erreichen,
stellt für viele Pädagogen/innen eine große Herausforderung dar und verlangt ihnen
professionelles Handeln in Konfliktsituationen ab. Welche tauglichen, aber auch untauglichen
Methoden hierfür eingesetzt werden können, soll nun dargestellt werden.
Untaugliche Mittel der Konfliktintervention
Konflikte stellen im Unterricht Störungen dar. Der Wunsch, sie rasch zu unterbinden
oder zu beenden, ist verständlich, da die meisten Lehrer/innen ihre vornehmliche
Aufgabe darin sehen, Bildung zu ermöglichen und Schüler/innen mit den hierfür nötigen
Fähigkeiten, dem Wissen und Können auszustatten. Sie haben durch ihre Ausbildung
und berufspraktische Erfahrung gelernt, wie die Lehrinhalte attraktiv zu verpacken
und mundgerecht darzubieten sind, damit sie von den Schüler/innen leicht
geschluckt werden können. Wenig haben sie gelernt, wie man mit Schülern und
Schülerinnen umgeht, die das vorbereitete Menü verweigern, weil sie viel zu beschäftigt
sind, die Nachbarn zu ärgern oder deren Provokationen abzuwehren. Aus dem
Notstand heraus greifen sie dabei oft auf Problemlösestrategien zurück, die sie selbst
in ihrer Entwicklung im Umgang mit Menschen und vor allem in der Schule gelernt
haben. Daher können wir in Schulen vor allem drei Konfliktlösungsmuster antreffen:
96
Den Konflikt ignorieren oder ihn nicht zulassen
Den Konflikt ignorieren heißt, ihn entweder nicht wahrnehmen oder ihn unter den
Teppich kehren. Das kann im Einzelnen heißen, die Kontrahent/innen nicht zu beachten
und im Unterricht einfach fortzufahren; oder zu warten, bis sich die Streithähne
beruhigt haben oder eine kurze Warnung an die Betroffenen auszusenden,
was das Fortsetzen ihrer Störung für Folgen nach sich ziehen könnte.
Den Schuldigen suchen
Wenn ein Konflikt auftritt und die Lehrer/innen können ihn nicht unter den Teppich
kehren, suchen sie einen Schuldigen. Das ist ein uralter Mechanismus, der mit der
Opfertradition der Menschen zusammenhängt. Dieses Sündenbocksyndrom hat den
vermeintlichen Vorteil, dass sich die Lehrer/innen nicht näher mit den Ursachen befassen
müssen, sie brauchen nur den Schuldigen eruieren und ihn zur Verantwortung
ziehen. Schuldig sein ist aber nicht angenehm und meist wohl auch unannehmbar.
So ist das Resultat in der Regel eine gegenseitige Schuldzuweisung der
Betroffenen („Du hast angefangen“, „Das ist gar nicht wahr“) und kann kaum friedlich
beigelegt werden. Den Schuldigen suchen ist auch deshalb müßig oder sinnlos, weil
es meist keinen alleinigen Schuldigen und keine objektive Wahrheit gibt. Jedes Kind
hat die Situation aus seiner Sicht erlebt und hält sie für wahr.
Schnell lösen
Wenn es „brennt“, spielen viele Pädagogen/innen Feuerwehr. Streitende und gewalttätige
Schüler/innen verursachen bei Lehrer/innen den Drang, rasch zu handeln, so
aus der Hüfte heraus. Manchmal haben sie Glück und treffen wirklich ins Schwarze,
sehr häufig misslingt aber der Löschversuch. Alle drei Lösungsmuster taugen nicht
viel, sie lösen Konflikte nicht oder wenn, nur zufällig; dennoch sind sie die am häufigst
praktizierten Konfliktlösestrategien in Schulen.
Welche wären nun wirksame Methoden, um ein gewaltfreies Konfliktverhalten bei
Schülern und Schülerinnen anzubahnen, einzuüben und zu festigen? Die Antwort ist,
Arbeit an Konflikten und nicht gegen Konflikte. Voraussetzung ist, Konflikte als etwas
Normales im Zusammenleben von Menschen zu sehen. Wie immer Konflikte definiert
werden, ob allgemein als „Zusammenprall von Interessen, Werten, Aktionen oder
Richtungen“ (de Borno 1989) oder ob als sozialer Konflikt, bei dem zumindest eine
Seite eine „subjektive Beeinträchtigung durch andere“ (Glasl 1990) erfährt, wichtig
ist, den Konflikt als ein Signal zu verstehen, dass etwas nicht stimmt und verändert
werden muss. Die entscheidende Frage ist, wie damit umgegangen werden soll.
Voraussetzungen für einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten
Eine unabdingbare Voraussetzung ist, ein vertrauensvolles Klassenklima zu schaffen,
in dem Achtung und Respekt jedem Mitglied der Klassengemeinschaft entgegengebracht
werden. Um andere so annehmen zu können, wie sie sind, muss
jedes Gruppenmitglied zunächst zu sich selbst ja sagen können. Daher gilt es, die
Stärken eines jeden Kindes festzustellen und dafür zu sorgen, dass diese auch von
den anderen Kindern wahrgenommen und anerkannt werden.
Des Weiteren müssen Schüler/innen lernen, ihre Gefühle auszudrücken und Meinungen
offen zu vertreten. Gleichermaßen muss geübt werden, anderen aufmerksam zuzuhören,
um zu verstehen, wie es Mitschülern und Mitschülerinnen geht, was sie bewegt
und welche Standpunkte sie vertreten. Aktives Zuhören ist die Voraussetzung,
97
um Verständnis gegenüber einer Person und den Gründen für seine Haltungen und
Verhaltensweisen zu entwickeln und sich in den anderen einfühlen zu können.
Eine weitere unverzichtbare Voraussetzung für eine gewaltfreie Konfliktaustragung
ist, sich in der Gruppe zu behaupten, ohne Gewalt anzuwenden, d. h. seine Wünsche
und Bedürfnisse durchzusetzen, ohne anderen zu schaden. Durchsetzen bedeutet
aber auch, den Mut haben, eigene Bedürfnisse zu artikulieren, damit sie von
anderen wahrgenommen und respektiert werden können. Selbstbehauptung bedeutet,
weder aggressiv noch passiv zu sein.
Regeln für das Streiten
Gewaltfreies Konfliktverhalten kann nicht gelehrt, sondern muss durch konsequentes
Vorleben und beharrliches Einüben verinnerlicht werden. Dennoch sind klare Verhaltensmuster,
die mit den Schüler/innen besprochen und festgelegt werden, hilfreiche
Instrumente in der Ernstsituation. Die gemeinsam ausgearbeitete Anleitung
zum fairen Streiten sollte für alle gut sichtbar in der Klasse ausgehängt werden.
Stopp, kühl erst ab.
Teile dem anderen deine Gefühle mit und höre zu.
Denke über Lösungswege nach: Was bin ich bereit zu tun? Was wünsche ich mir
vom anderen?
Wählt die Lösung, die euch beiden gefällt.
Für die am Konflikt Beteiligten ist es aber nicht immer leicht, diese Verhaltensregeln
für konstruktive Konfliktbearbeitung einzuhalten. Häufig sind sie zu sehr in ihren eigenen
Sichtweisen gefangen. Leichter wird es, wenn eine außenstehende Person den
Betroffenen hilft, die Grundregeln des Umgangs miteinander zu beachten. So könnte
eine weitere Regel lauten:
Wenn es euch nicht gelingt, den Konflikt alleine zu lösen, bittet einen Mitschüler oder
eine Mitschülerin, euch dabei zu helfen.
Erst wenn auch diese Möglichkeit ausgeschöpft worden ist und zu keinem zufrieden
stellenden Ergebnis geführt hat, sollte die Lehrerin oder der Lehrer aktiv werden.
Schließlich sollten Kinder lernen, ihre Konflikte allein zu lösen.
Konfliktgespräche führen
Ob Schüler/innen die Lehrperson bitten, in einer Auseinandersetzung zu intervenieren,
oder die Lehrkraft von sich aus in einen Streit eingreift, weil er zu
eskalieren droht, in jedem Fall sollte auch sie die Grundprinzipien einer fairen Vermittlung
beachten. Als Konzept hierfür eignen sich die Basiselemente der Mediation.
Mediation ist ein Verfahren, das in den USA in den 70er Jahren entwickelt wurde und
erfolgreich in vielen Lebensbereichen angewendet wird. Mediation heißt wörtlich
übersetzt „Vermittlung“ und bedeutet, dass eine neutrale Person die Konfliktparteien
durch einen Klärungsprozess führt, der die Disputant/innen befähigt, die eigenen
Interessen und Gefühle zu erkennen und auszudrücken und jene der anderen Seite
zu verstehen und schließlich gemeinsam eine einvernehmliche Konfliktlösung zu
finden. In welchem Rahmen ein Konfliktgespräch geführt wird, entscheidet die jewielige
Situation und die Absicht der Lehrer/innen, was mit dem Gespräch erreicht
werden soll. Außerdem ist es von Belang, wer aller vom Konflikt betroffen ist. Tritt ein
Konflikt außerhalb des Unterrichts, z. B. in der Pause, auf und ist er auf zwei Kontrahenten
zu beschränken, wird es günstig sein, mit den beiden allein das Gespräch zu
führen. Kommt es aber zu Auseinandersetzungen während des Unterrichts vor Pub98
likum, kann ein gut geführtes Konfliktgespräch durchaus für die ganze Klasse eine
Modellwirkung haben.
Welche Punkte müssen in einem Konfliktgespräch auf jedem Fall bearbeitet
werden?
Konflikt erfassen (Was ist vorgefallen?)
Zunächst geht es darum, den Konfliktparteien Gelegenheit zu geben, den Konflikt
aus ihrer Sicht zu erzählen. Die Lehrperson hört aktiv zu, stellt Fragen, fasst das Gehörte
mit eigenen Worten zusammen und fragt die Kinder, ob sie alles richtig verstanden
hat und ob der Vorfall sich so zugetragen hat.
Ursachenklärung (Warum ist es zu dem Vorfall gekommen?)
In diesem Punkt soll geklärt werden, welche vorangegangenen Ereignisse zum Konflikt
geführt haben. Abermals kommen die Kinder abwechselnd zu Wort. In diesem
Gesprächsabschnitt, der geprägt ist von unterschiedlichen Wahrnehmungen und
Sichtweisen, muss darauf geachtet werden, dass die Kontrahent/innen nicht zu streiten
beginnen. Daher ist es günstig, die Regel festzulegen, dass keiner den anderen
unterbrechen darf, wenn dieser spricht. Wieder fasst die Lehrperson zusammen, was
jedes Kind erzählt hat.
Konflikte erhellen (Welche Gefühle, Interessen, Motive stecken dahinter?)
Die mit dem Konflikt verbundenen Gefühle, Interessen und Wünsche werden zum
Ausdruck gebracht. Alles, was als Hintergrund zum Streit geführt hat, soll zur Sprache
kommen. Der Lehrer oder die Lehrerin ist in der Erhellung des Konfliktes behilflich,
indem sie Fragen stellen. Außerdem ist es wichtig darauf zu achten, dass die
Kinder einander zuhören und sich in die Gefühle des anderen versetzen können. Um
sicher zu gehen, sollte die Lehrperson die Kinder auffordern, wiederzugeben, was
der Konfliktpartner gesagt hat. Erst durch das Hineinversetzen in die Lage des anderen
wird die Voraussetzung geschaffen, eine gemeinsame Lösung für den Zwist zu
suchen.
Lösungen suchen und vereinbaren (Was machen wir jetzt?)
Wenn gemeinsam Verständnis erzielt wurde, können Überlegungen angestellt werden,
wie die Meinungsverschiedenheiten oder Auseinandersetzungen beigelegt werden
können. Die Vorschläge sollen möglichst von den Konfliktparteien selbst kommen.
Als erster Schritt werden Lösungsideen gesammelt. Zwei Fragen sind dabei
wichtig: Was bin ich bereit zu tun? Was wünsche ich mir vom anderen? Zunächst
werden alle Ideen unzensuriert gesammelt und danach erst hinsichtlich Tauglichkeit,
Ausgewogenheit, Durchführbarkeit usw. bewertet. Als zweiter Schritt wird ausgewählt,
mit welchen Regelungen beide Streitparteien einverstanden wären. Es wird so
lange verhandelt, bis eine Lösung gefunden wird, auf die sich beide Parteien einigen
können. Zur Absicherung werden beide Seiten befragt, ob ihnen die Lösung gefällt
und sie ihren Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Die Lösung kann verbal oder
schriftlich vereinbart werden.
Umsetzung (Wie gehen wir vor?)
Was im Konfliktgespräch festgelegt wurde, muss in der Folge in einem zeitlichen
Rahmen umgesetzt werden. Daher ist es sinnvoll, sich mit den Kindern für einen
späteren Zeitpunkt zu verabreden, um nachzufragen, ob die Lösung geklappt hat.
Wenn nicht, sollte überlegt werden, was unternommen werden soll, ob Korrekturen
99
nötig sind oder neu verhandelt werden muss. Konfliktarbeit in der Klasse soll dazu
beitragen, die soziale Kompetenz zu fördern, Verantwortung für sich selbst und für
andere zu tragen und eine gelebte Solidarität in der Gruppe zu erreichen. Mit jeder
konstruktiven Konfliktarbeit erlangen die Streitparteien mehr Kompetenzen und
Sicherheit für die Lösung weiterer Konflikte und befinden sich auf dem besten Weg
zu einer zivilisierten Streitkultur. Da Kinder dabei lernen, Widersprüche und Unterschiede
auszuhalten und zu akzeptieren, wird auch ihr Toleranzbereich erweitert und
somit eine persönliche und institutionelle Weiterentwicklung in der Schule gefördert.
Literatur:
De Bono, E.: Konflikte. Neue Lösungsmodelle und Strukturen. Düsseldorf, Econ,1989
Glasl, F.: Konfliktmanagement. Bern/Stuttgart, Haupt/Freies Geistesleben,1990
Heuermann, A./Krützkamp, M.: Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenz. Berlin, Cornelsen, 2003
Walker, J.: Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Grundschule. Berlin, Cornelsen,1995
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in:
Erziehung und Unterricht (Österreichische pädagogische Zeitschrift), Wien, 155. Jg., 2005, H3-4, S
327 ff
100
Evaluation/Reports
101
Eindrücke vom Treffen in Deutschland (24. - 26. April)
Besonders positiv bleibt uns in Erinnerung, dass die Arbeit in der Grundschule
Harmonie stattfand. Hier bekamen die TeilnehmerInnen einen Einblick in gelebte
Demokratie. Dies wurde noch unterstützt durch die Unterbringung in Gastfamilien;
die Gäste hatten auf diese Weise noch einen anderen Blickwinkel auf die Schule und
dadurch auf deren demokratische Strukturen (z. B. Elternarbeit). Wie erlebten die
Hospitationen des Schulalltags als sehr bereichernd, da dieser für uns die Basis für
das Verständnis und die Diskussion über Demokratie in der Schule. Bemerkenswert
war ebenso, dass sich alle LehrerInnen der Grundschule Harmonie auf
unterschiedliche Weise in das Projekt eingebracht haben. So konnten sie auch konkrete
Situationen aus dem Schulallltag beschreiben und trugen so weiter zum
Verständnis bei.
Vera Berger
Besuch steht an
Besuch steht an. Eigentlich nichts Neues. Täglich haben wir die unterschiedlichsten
Menschen bei uns zu Gast. All diese Gäste kommen, um an unserer Schule die
verschiedensten Dinge zu suchen.
Eltern suchen eine geeignete Schule für ihre Kinder, Ehemalige suchen den Kontakt
zu ihrer alten Schule, Menschen, die von uns über die Medien erfahren haben, suchen
nach verwirklichten Idealen, Studierende suchen nach Antworten, die sich in
ihrem Uni-Alltag ergeben haben, Kolleginnen suchen nach Austausch. Kaum ein Tag
vergeht ohne Besuch.
Besuch steht an. Eigentlich also Tage wie immer. Da kommen nur Menschen aus
den unterschiedlichsten Ländern Europas zu uns. Kurze Denkpause. Tage wie immer?
Aus den unterschiedlichsten Ländern Europas?
Besuch steht an. Doch etwas Neues? Auf der Suche nach Demokratie. Ein Thema,
das für unser Verständnis von Arbeit und schulischem Miteinander zentral ist. Wie
versteht sich etwas so Fundamentales mit Schule? Wo sind die Anknüpfungspunkte?
Zu diesen und ähnlichen Fragen kennen wir bereits einige Antworten, haben das
Nachdenken aber noch lange nicht abgeschlossen.
Besuch steht an. Was also zeigen? Wieso nicht einfach Schule machen wie immer?
In der Praxis haben wir einige Übung: Kreisgespräche, Planung mit den Kindern, die
unterschiedlichsten Fachbereiche, Kinderparlament … Klingt nicht schlecht, ist uns
aber noch zu wenig.
Besuch steht an. Demokratie. In welchem Kontext will das verstanden sein? Welche
Tradition hat Demokratie in Deutschland, welche Tradition pflegt unsere Schulgemeinschaft
auch außerhalb des Unterrichts, welche pädagogische Tradition haben
Demokratie und Lernen?
102
Besuch stand an. Wir zeigten Schule wie immer. Naja, da gab es noch den Besuch
im Haus der Geschichte, Übernachtung in Gastfamilien, ein musikalisches Fest und
einen Besuch der Oase in der Siegener Uni. Und natürlich zahllose formelle und informelle,
aber gewiss informative Gespräche über die Zukunft von Schule in Europa.
Besuch stand an. Wir zeigten Schule wie immer? Für uns bestimmt nicht. Wie es unsere
Gäste empfunden haben, können wir hoffentlich den unterschiedlichen Dokumentationen
entnehmen, die unser Besuch gemacht hat. Mit Freude erwarten wir
nicht nur zu sehen und lesen, was unseren Gästen, ja euch, vom Besuch haften geblieben
ist, sondern auch das nächste Treffen in Estland.
Marc Bohlen
Meine Reflexion über die gemeinsame Reise nach Köln/Eitorf
Ich habe während dieser Tage in Köln sehr viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse
gewonnen, die sich besonders auf die Hospitationen in der Schule „Harmonie“
beziehen. Der absolut offene Unterricht, der an dieser Schule praktiziert wird, war für
mich sehr interessant, da nicht nur eine Klasse diese Methode praktiziert, sondern
alle Lehrerinnen und Lehrer und alle Kinder diese Form der Gestaltung des
Unterrichts befürworten. Ich konnte beobachten, dass die Kinder je nach ihren
Bedürfnissen selbstständig gearbeitet haben und auch Spaß am Lernen hatten.
Einige Kinder arbeiteten alleine, einige zu zweit und einige in Gruppen. Die
Lehrerinnen und Lehrer halfen und berieten die Kinder wenn nötig.
Gut gefallen haben mir auch die sehr diszipliniert ablaufenden Kreisgespräche.
Besonders beeindruckt war ich auch von der guten Gemeinschaft der Lehrerinnen
und der Lehrer, die unter Walters Führung tatkräftig versucht, den Kindern an dieser
Schule einen Lebensraum zu bieten, in dem sie sich individuell entwickeln können, in
dem sie sich wohl fühlen und in dem das Lernen Spaß und Freude macht. Bei vielen
Gesprächen hatte ich auch die Möglichkeit, zusätzliche Informationen über die
Strategie des Lernens zu bekommen, um Unklarheiten meinerseits zu besprechen.
Danke für diese Erfahrungen!
Elisabeth Brunner-Wappis
103
Democracy in the Classroom - Second Project Meeting Report
Eitorf, Germany, 23th – 27th April 2005
Being different – these are the words I can use to describe my four days in Germany.
Our school system doesn't allow teachers much freedom. Knowledge and gaining
information is the most important. Teachers and students are pressed by the themes
they have to learn, marks, time and final exam.
Walter and his colleagues from Harmonie showed us a very different aspect. Scool
in which the most important are children. Unbelievably sincere and warm were the
realtions among teachers and children. Respect was the most evident element of
communication which contributed to very calm and non agressive atmosphere.
Children choose their own topics, dealt with them in a certain period of time and
presented the results of their work to schoolfriends of different ages. Mixed groups
are also something that is almost impossible to exist in traditional schools, but it is in
Harmoinie.
I was surprised at the presentations and discussions in the circle. Children listened to
each other with respect. Circle discussion was also a method in gym class, which
was something new for me. Children could tell their wishes at the beginning of the
class, took them into practice during the class and at the end showed what they
learnt. I think this is a very good method for self-esteem and development.
Very efficient is also the role of the parents. They are not parents only but also very
active persons in shool life. The triangle parents – children – teachers in Harmonie
works.
In general the value of the school are normal human realtionships, which is not very
common in today's world. Different was also my staying in Germany. Staying with a
host family was firts such experience for me. Lianne's attentions and coffee chats
contributed some warm feelings into the mosaic of my impressions. At the end I
would like to thank Walter and his colleagues, who enabled me to see and feel the
differencies.
Meta Čuk
Reflexion
Zu Beginn meiner Reflexion möchte ich noch einmal Danke sagen, dass ich bei so
einem tollen Projekt mitarbeiten darf. Ich war sehr gespannt auf die vielen Eindrücke,
die ich in Köln erleben sollte. Die vielen Erzählungen machten mich immer neugieriger
und gespannt auf das Projekt. Als erstes möchte ich über meine Eindrücke von
der Grundschule Harmonie berichten.
Die Grundschule macht für mich einen sehr harmonischen Eindruck. Die Lehrer/
innen und Schüler/innen gehen sehr vertraut miteinander um, helfen sich gegenseitig
und sind auch alle füreinander da. Für mich sehr interessant war, wie die
Probleme in der Schule gelöst werden. Für mich ist das miteinander Redenkönnen
ein sehr wichtiger Bereich in einer Gemeinschaft. Meiner Meinung ist das Wissen der
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Schüler/innen, dass sie von allen, Lehrer/innen und von anderen Schüler/innen jeder
Zeit Hilfe bekommen, ein Schritt in die Richtung, dass weniger Probleme entstehen.
Ich habe in den zwei Tagen, die ich mit den Schüler/innen verbrachte, keine verzweifelten
Blicke und keine Rauferein gesehen. Jeder Mensch in der Schule ist sehr wertvoll.
Das „sorgenfreie Lernen“ sieht man den Schüler/innen im Gesicht an.
Ich war ja zuerst sehr skeptisch dieser Lernmethode gegenüber. Ich hatte noch nie
einen solchen Unterricht gesehen. Ich wusste nur über Erzählungen, wie dieser Unterricht
abläuft. Es war sehr spannend, wie die Kinder den Unterrichtsstoff erlernen,
für mich ist dieses freie Lernen wie es in Harmonie praktiziert wird noch „riskant“ aber
es funktioniert! Je länger ich darüber nachdenke, komme ich aber zum Schluss, dass
ich dieses Lernen in einigen Gegenständen umsetzen werde. Zum Teil mach ich dies
schon in meiner Praxis. Die Schüler/innen arbeiten mit Begeisterung an Themen,
welche sie selbst wählen, wissen über jede Kleinigkeit bescheid. Es ist wirklich faszinierend.
Was mich ab Beginn etwas unruhig gemacht hat war, wie die Lehrer/innen
mit den Schüler/innen umgehen, die nichts machen. Es wurde mir erklärt, dass die
Schüler/innen sehr wohl darauf hingewiesen werden, sich etwas zu suchen was sie
interessiert, oder es wird ihnen manchmal auch etwas vorgegeben. Aber wenn sie
wirklich einmal 4 Stunden nichts machen, wären sie dazu fähig, es an den anderen
Tagen wieder nachzuholen. Aber das konnte ich nicht so genau nachforschen. Wenn
sie mit einer Aufgabe fertig sind, haben sie sofort ein neues Thema, nehmen sich ein
Buch und lesen, gehen in eine andere Klassen und helfen oder experimentieren. Die
Schüler/innen haben sehr viel Angebote und Freiräume, was die Langeweile vertreibt.
Bei uns ist es ja häufig der Fall, dass die Schüler/innen meistens „jammern“,
wenn man zu ihnen sagt: „Super, du bist fertig!“, Geh und schau dir ein Buch an!“ Für
mich ist diese Schule einfach toll und sehenswert!!!
Ich bin auch sehr von der Zusammenarbeit von Schule und Eltern begeistert. Die
Eltern und Lehrer/innen verköstigten uns ausgezeichnet. Das Fest am Montag war
für mich etwas sehr Wertvolles. Die Eltern gestalteten mit den Lehrer/innen gemeinsam
einen Abend. Meiner Meinung nach ist es in den meisten Schulen bei uns ein
Zwang für die Eltern und Lehrer/innen eine kulturelle Veranstaltung auf die Beine zu
stellen.
Nun möchte ich kurz über die restlichen Erlebnisse berichten. Obwohl ich nicht so
gerne Kirchen besichtige, war ich sehr fasziniert vom Kölner Dom. Diese Dimensionen
sind einfach gigantisch. Natürlich hat mir auch der Stadtbummel mit den vielen
Geschäften sehr gefallen. Ich als „Süßigkeitenfan“ fühlte mich auch im Schokoladenmuseum
sehr wohl. Wie die Schokolade erzeugt wird, war für mich sehr
eindrucksvoll. Toll fand ich, dass bei der Herstellung von Schokolade die Maschinen
so gebaut waren, dass jeder Prozess mitverfolgt werden konnte.
Zum Abschluss möchte ich noch einmal anmerken, dass mir das Projekt sehr gut gefällt
und ich von dem Aufenthalt und dem Erlebten sehr beeindruckt bin. Herzlichen
Dank an Pia-Maria, die mir diese Chance ermöglicht hat dabei zu sein.
Eva Grentner
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C höre mit Spaß und heimatlichen Klängen.
O rganisationsarbeit lohnte sich.
M useumsmeile Bonn.
E ngagiertes Arbeiten
N achbarländer zu Besuch.
I ntensiver Austausch.
U nterkünfte bei KollegInnen und Eltern.
S iegener Universität im Programm.
P rojekt über die Ländergrenzen.
R atloses Suchen nach Vokabeln.
O hne Ende Unterhaltungen und Diskussionen.
J ugendliche aus Slowenien waren beteiligt.
E stland vertreten durch eine nette Kollegin.
K affeemaschinen liefen heiß.
T age lang und intensiv.
I nformationen aus anderen Ländern.
N achdenken über Demokratie in Schule.
H aus der Geschichte in Bonn
A usbilder für LehrerInnen, Prof. Brügelmann hielt Vortrag.
R eflexionen und Visionen
M ulti-Kulti-Abend
O rganisierte Arbeitsgruppen mit Kindern
N eue Kontakte wurden geknüpft.
I m Herbst 2005 geht es weiter.
E rfolg: nicht messbar !
Gedankensplitter von Gitte Haane
Democracy in the Classroom -Second Project Meeting Report
Eitorf, Germany, 23th – 27th April 2005
After our first project meeting in Austria in october 2004, I was really looking forward
to participate in our spring session. I was happy to see people from partner groups
again, to recall the matters we discussed, to get some new ideas, to learn from my
collegues from other countries and to improve my »democracy in the classroom
approach«.
All of my expectations turned into reality as I spent four days in Grundschule
Harmonie in Eitorf. I had an opportunity to take part in everyday scool life which is
completly different from the one I'm used to in Slovenia. Most of all I was impressed
with the relationship between teachers and pupils. It was so free, easy, based on
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equality but also full of respect and maturity on both sides. Pupils treated us
»strangers« that walked around their classrooms in the same way and I was really
sorry I don't speak German. The realtionship and the way of communication is really
something we can learn from our colleagues in Harmonie.
As partners in the democracy project, a group of teachers and pupils in our primary
school focused on the model of democracy which could make the work of our school
prliament more efficient. Therefore it was very interesting for me to see how the
children's parliament works in Harmonie. Children can decide upon many things but
they also learn to take responsibility for their decisions.
In working group consisting of people from all partcipating countries we also
managed to form a questionnarie about democracy in school. In the further progress
of our project we would like to get this questionnarie answered by teachers in as
many different European countries as possible. It would help us to figure out the
present state of democracy in schools and about the things that we have to work on.
My visit to Germay was also very special because of my host family. Staying with
Lianne and her family I found out some more about the country and its people and it
made my visit more personal. I think it is very important that people who work
together in a ceratin project come together. Each time we meet our ideas get
stronger and therefore it is more likely they are put into practice as well. I'm very
grateful that the Harmonie staff shared their work with us, and I'm very grateful that I
could be one of the persons that shared the ideas in Eitorf.
Polona Kranjc Kus
Eindrücke vom Comenius-Treffen in Eitorf, 22. - 27. April 2005
Bereits seit einigen Jahren hegte ich den Wunsch, die Grundschule Harmonie zu besuchen.
Nun ergab sich endlich Gelegenheit dazu. Am Samstag trafen wir – nach
Besichtigung von Köln – in Eitorf ein. Wir fuhren zu unserer Gastfamilie. Unsere
„Gastmutter“ ist Lehrerin an der Grundschule Harmonie, so bereicherten zahlreiche
Gespräche auch nach der eigentlichen Arbeitszeit unseren Aufenthalt. Am Abend
gab es in der Schule das erste Treffen mit den Projektteilnehmerinnen und –teilnehmern.
Es war ein seltsames Gefühl, eine Schule ohne Kinder und außerhalb des Schulbetriebs
kennen zu lernen. Nach der Begrüßung führte und Walter Hövel durch
„seine“ Schule. – Auffallend, wie sehr sich die Lehrerpersönlichkeit im jeweiligen
Klassenraum niederschlägt und die Klassen unterschiedlich strukturiert sind. Neben
acht Klassenräumen mit Tür zum Garten beherbergt das ebenerdig angelegte
Schulgebäude eine Druckerei, in der Eltern mit den Kindern während der Unterrichtszeit
Texte drucken, einen Aufenthaltsraum für jene Kinder, die nicht gleich nach
dem Unterricht nachhause fahren und dort von Eltern beaufsichtigt werden, einen
Musikraum, der durch eine faltbare Wand von der Aula getrennt ist und zur Bühne
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werden kann, der Aula, einer Bibliothek, die zugunsten der Klassenbibliotheken nicht
so umfangreich bestückt ist, einer Direktion, dem Sekretariat, dem Lehrerzimmer,…
Was auffällig war: Obwohl das Schulgebäude erst zehn Jahre alt ist, verzichtete man
auf den Bau eines Turnsaales. Die Klassen nützen freie Kapazitäten in Turnsälen anderer
Schulen und werden mit dem Bus dorthin gebracht. Dafür wird das Schulhaus
von einem großen Garten umgeben, den die Kinder selbst gestaltet haben. In der
wärmeren Jahreszeit spielt sich ein großer Teil des Unterrichts im Freien ab.
Zur Einrichtung: Diese ist im Vergleich zu zur Einrichtung unserer neuen Schule nicht
so qualitativ hochwertig. Außer Bänken und Stühlen gibt es einfache Regale und
Sitzbänke mit deren Hilfe die Gesprächskreise gebildet werden. Allerdings verzichtete
man teilweise auf die rechteckigen Tische und verwendete trapezförmige, sodass
diese vielfältiger zusammen-gestellt werden können. In vielen Klassen befindet
sich ein Esstisch, an dem ebenfalls gerne gemeinsam oder mit der Lehrerin/dem
Lehrer gearbeitet wird.
Für mich ebenfalls ungewöhnlich war, dass es keinen Schulwart gibt. Ein Vater hat
die Position eines ehrenamtlichen Hauswarts inne. Er erhält für diese Tätigkeit einen
Symbolbetrag von einem Euro.
Direkt neben dem Eingangsbereich befindet sich das Lehrerzimmer, das an drei Seiten
Fenster hat, also völlig einsichtig ist. Rückzugsmöglichkeiten für Lehrerinnen und
Lehrer bietet es damit nicht, zumal auch die Schülerinnen und Schüler es als Arbeitsund
Kommunikations-raum nützen. Diese Durchsichtigkeit ermöglicht es aber auch
den Lehrerinnen und Lehrern die Kinder in der Aula von dort aus zu beaufsichtigen.
Am Sonntagvormittag lernten wir die Lehrerinnen und Lehrer der Schule kennen. Bis
zum frühen Nachmittag arbeiteten wir in Arbeitsgruppen an den Themen des letzten
Treffens weiter. Meine Gruppe behandelte einen Leitfaden zum Thema Demokratie,
der zahlreiche Fragen zu dem Begriff enthält. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen diese
Fragen ihren Schülern stellen. Es wurde besprochen, dass diese Fragenliste vor
Beginn des nächsten Schuljahres an mehrere Schulen mit der Bitte um Beantwortung/
Behandlung der Fragen, geschickt werden soll.
Am Nachmittag brachen wir nach Bonn zum „Haus der Geschichte“ auf. Die
deutsche Nachkriegsgeschichte wird dort in zahlreichen Exponaten und multimedialen
Sequenzen dargestellt. Parallel ist jeweils die Entwicklung in der DDR und BRD
zu sehen. Eine Führung lieferte weitere Detailinformationen. Der Abend verging bei
einem gemütlichen Beisammensein in Bonn.
Der Montagvormittag begann für alle Projektteilnehmerinnen und –teilnehmer sehr
früh. Jeden Tag trifft sich das Lehrerinnenkollegium der Grundschule Harmonie um
07.15 zur Frühkonferenz. Alternierend leitet ein Kollegiumsmitglied die Konferenz.
Täglich werden wichtige Dinge, die den Tagesablauf betreffen, besprochen und
Probleme diskutiert. So weiß jeder Bescheid, wer am betreffenden Tag etwa außer
Haus ist, besondere Projekte etc. geplant hat,… Ab 07.30 dürfen die Schülerinnen
und Schüler das Schulgebäude betreten, bis 08.00 müssen sie in ihren Klassenräumen
sein. Nach beendigen der Frühkonferenz zwischen 07.30 und 07.45 gehen
die Lehrerinnen und Lehrer in ihre Klassenräume, teilweise bereits von ihren Schü108
lerinnen und Schülern im Lehrerzimmer abgeholt. Die Schülerinnen und Schüler gingen
„gesittet“ in ihre Klasse, Raufereien konnten wir keine bemerken.
Nun hatten wir vier Stunden lang Gelegenheit zur Hospitation. Am Montag in der
Früh um 08.00 trifft sich die gesamte Schule zur Montagsversammlung in der Aula.
Lehrerinnen, Schülerinnen, Lehrer und Schüler kommen dort zusammen um wichtige
Anliegen, die alle als Gesamtheit betreffen, zu besprechen. Direktor Walter Hövel
leitete an diesem Montag die Versammlung. Er, aber auch Schülerinnen und Schüler
gaben Auskunft über Aktionen, die in dieser Woche geplant waren. Einige Belange
wurden an das Schulerparlament, das am Dienstag tagen sollte, weiter gegeben. Am
Ende der Versammlung wurden die Geburtstage der letzen Woche gefeiert und das
Schullied gesungen. Anschließend verließen ca. 200 Schülerinnen und Schüler
geordnet – nicht in Zweierreihen! – die Versammlung: „…. Zuerst all die, die sich
heute mit Mathematik beschäftigen wollen!“, „… Nun all jene, die sich vorgenommen
haben, heute einen Text zu schreiben!“,… Die letzten Schülerinnen und Schüler
erzählten dem Direktor, was sie für den Tag geplant hatten und konnten dann
ebenfalls von ihm aufgefordert werden, in ihre Klassen zu gehen.
Sämtliche Klassen werden seit Beginn dieses Schuljahres jahrgangsübergreifend
geführt, das heißt, dass in einer Klasse Schülerinnen und Schüler aus mindestens
zwei Schulstufen voneinander und miteinander lernen. – Ein Prozess, der mitunter
auch den Unmut einer Schülergruppe wecken kann, wenn nach Meinung der „Viertklässler“
zum Beispiel die „Erstklässler“ die Lehrerin zu sehr für sich beanspruchen
und dadurch die höheren Jahrgangsstufen „zu kurz“ kommen.
Von etwa 08.20 an hatten wir bis 11.30 freie Hospitationszeit, das heißt, wir durften
uns frei im Schulhaus bewegen und die verschiedenen Klassen beim Arbeiten beobachten.
Die Klasse, die ich zuerst besuchte, begann den gemeinsamen Arbeitstag in
einem Gesprächskreis. Gemeinsames Thema war momentan „Wetter“. Dazu waren
einige Fragen auf Kärtchen geschrieben. Die Lehrerin erkundigte sich, ob die einzelnen
Schülerinnen und Schüler Hilfe beim Ausarbeiten der Fragen benötigten. Als
Präsentationstag wurde der Donnerstag vereinbart, zwei Kinder mit dem Erheben der
Wetterdaten beauftragt. Auch für jene Kinder, die sich nicht gerade mit diesem Projekt
beschäftigten, wurden Arbeiten vereinbart. Nach dem Besprechen des Tagesablaufs
gingen die Kinder an ihren Arbeitsplatz. Bis zur Pause um 10.30 herrschte
nun konzentriertes Arbeiten. Die Lehrerin arbeitete teilweise mit einzelnen Schülern
oder Schülergruppen oder bot falls gewünscht Hilfestellungen an.
Nach der Pause fiel es den Schülerinnen und Schülern sichtlich schwerer als am
Morgen, wieder in ihre Arbeit zu finden. Einige wählten sich nun handwerkliche Tätigkeiten
wie Weben oder das Bauen einer Ritterburg aus Karton. Der Geräuschpegel
in den Klassen war nun merklich höher als vor der Pause. Kurz vor Unterrichtsende
um 11.30 wurden noch die Hausaufgaben besprochen.
Für die Lehrerinnen und Lehrer gab es zum Mittagessen eine herrliche Paella. Im Anschluss
daran blieb bis ca. 15.30 Zeit für Gespräche. Um 18.30 trafen wir uns wieder
in der Schule. Die Eltern, Lehrer und Lehrerinnen hatten zu einem „Kulturabend“, der
zugleich Feier des zehnjährigen Bestehens der Schule war, geladen. Neben Reden
von Direktor Walter Hövel und der Projektleiterin des Comenius-Projektes, Pia-Maria
Rabensteiner, erfreuten die zahlreichen Besucher und Besucherinnen aus Elternschaft,
Lokalpolitik, Projektteilnehmerinnen,… musikalische Beiträge der Eltern aus
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den verschiedensten Ländern von Schweden über die Türkei bis in die Karibik. Auch
der Lehrerchor der Grundschule Harmonie hatte einige Lieder einstudiert. Bei einem
üppigen Buffet von Eltern und Lehrerkollegium klang der Abend gesellig aus.
Am Dienstag nahmen wir abermals an der Frühkonferenz teil. Anschließend hospitierte
ich bis zur Pause in verschiedenen Klassen. Ich wohnte einer Präsentation
eines Mädchens auf der dritten Schulstufe über Tiere im Teich bei. Um sich der Aufmerksamkeit
ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler während der Präsentation gewiss
zu sein, hatte sie sich Fragen zu den einzelnen Abschnitten ihres Vortrags
ausgedacht, die sie ihren Zuhörerinnen und Zuhörern stellte. Bei der Präsentation
waren nur die Mitschülerinnen und Mitschüler anwesend, die das Thema interessierte,
das waren etwa acht. Die anderen Schülerinnen und Schüler arbeiteten
an ihren Themen weiter.
Nach der Pause teilten wir Projektteilnehmerinnen und Projektteilnehmer uns in mehrere
Arbeitsgruppen, die von Schülerinnen und Schülern geleitet wurden, auf. Auch
über diesen Arbeitsgruppen stand das Thema „Demokratie“. Ich entschied mich für
die Gruppe „Mathematik ohne Schulbuch“. Zwei Lehrerinnen erklärten mir gemeinsam
mit Schülerinnen und Schülern, wie sie den Mathematikunterricht ohne Schulbücher
gestalten. Die Rechenbeispiele überlegen sich die Kinder selbst. Ein Mathematikplakat,
das die zu erarbeitenden Fachbereiche erklärt, hängt im Klassenzimmer.
Es liefert Anhaltspunkte für mögliche Arbeiten. Erst im Laufe des Schuljahres erhalten
die Kinder eventuell ein Buch, in dem sie Beispiele rechnen oder üben können.
Um für Lehrer/ Lehrerin, Schüler/Schülerin und Eltern sichtbar zu machen, was
beherrscht wird bzw. noch zu erarbeiten ist, bekommen die Kinder von Zeit zu Zeit
einen so genannten Überforderungstest. Rechenaufgaben für alle Schulstufen sind
dort mit steigender Anforderung aufgeschrieben. Die Schülerinnen und Schüler lösen
so viele Aufgaben, wie ihnen möglich sind. Auf diese Weise erkennen sie, welche
Stoffbereiche sie bereits beherrschen und woran sie noch arbeiten müssen. Auf
meine Frage, wie es denn mit dem Üben aussehe, waren die Antworten der
Kolleginnen durchaus unterschiedlich. Während für eine Kollegin das Üben eine nur
untergeordnete Rolle spielt, erzählte die andere, dass sie über mehrere Wochen
Mathematikthemen stelle, die die Schülerinnen und Schüler dann auch verpflichtend
behandeln müssen. Schriftliche Rechenverfahren werden geballt in den letzten
Schulwochen der vierten Klasse erarbeitet. Für eingehendes Üben bleibt in der
weiterführenden Schule Zeit. Diese Überlegungen sind für mich doch recht fremd.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen brachen wir in Richtung Siegen auf. Nach
der Ankunft blieb für eine kurze Stadtbesichtigung Zeit. Um 18.00 trafen wir an der
Universität Siegen mit Univ.-Prof. Dr. Hans Brügelmann zusammen, der über die
Entwicklung der Erziehung zur Demokratie im Unterricht referierte. Im Anschluss
daran diskutierten wir angeregt über unsere unterschiedlichen Auffassungen
bezüglich des Verhältnisses zwischen Freiheit der Kinder und unserer Aufgabe, den
Kindern (und Eltern) Sicherheit zu geben durch unsere Impulse, Anregungen und
Begleitung im Unterricht. Da dies die letzte Zusammenkunft aller Projektteilnehmerinnen
und –teilnehmer war, schlossen wir der Diskussion eine Abschlussrunde an.
Mit vielen Eindrücken und Ideen kam ich zurück nach Klagenfurt.
Claudia More
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Reflexion über das 2. Projekttreffen in Deutschland
Die Tage in Deutschland waren für mich sehr bereichernd. Ich kam zwar erst am
Sonntag dazu, fühlte mich in die Gruppe aber sofort integriert, als wäre ich schon
vom ersten Tag mit dabei. Das war eine schöne Erfahrung für mich. Die erste
Begegnung in Eitorf hatte ich mit Ali und Fedim, die Gasteltern, bei denen Elisabeth
und ich untergebracht waren. Sie empfingen mich sehr herzlich und gastfreundlich
und das war ein schöner Start. Am nächsten Morgen trafen wir uns in der Schule und
das Hospitieren dort war sehr interessant und spannend. Den ersten Eindruck, den
ich dort bekam, war das morgendliche Treffen des Lehrkörpers der Schule. Die
Atmosphäre unter den Kollegen/Kolleginnen empfand ich als sehr gut und
freundschaftlich. Ich finde es toll, wenn Lehrer/innen gemeinsam den Tag beginnen
und Dinge, die anstehen noch vorher besprechen. Dazu gehört ein offenes
Miteinander.
Ich war gespannt, wie die offene Unterrichtsmethode in der Schule funktionieren
würde. Ungewohnt war es für mich, dass alle Kinder in den Klassen ein- und
ausgehen konnten, weil man das in unserer Gegend kaum erlebt. Anfangs stellte ich
mir die Frage, wie man den Überblick behalten kann, wenn alle Kinder etwas
anderes tun und dabei noch die Klasse verlassen dürfen. Beim Besprechen in der
Gruppe wurde diese Frage geklärt. Es war sehr interessant für mich zu sehen, wie
Unterricht anders ablaufen kann und trotzdem funktioniert, mehr noch, dass Kinder
motiviert in die Schule kommen und die Freude am Lernen erhalten bleibt. Mich
faszinierte es, wie die Kinder aller Klassen am Montag in der Früh sich im Schulhof
trafen und wie ruhig das von sich ging. Wenn ein Kind redet, sind die anderen still.
Das können Kinder nur lernen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Ein weiterer
Höhepunkt der Projekttage war der kulturelle Abend am Montag. Es ist sehr
verbindend, wenn Eltern, Kinder und Lehrer/innen den anderen etwas vortragen und
sich dadurch in das Schulleben und für das positive Miteinander einbringen. Die
Tage sind schnell vergangen und ich kann mit vielen neuen positiven Eindrücken
zurückblicken. Es war ein schönes Erlebnis, die Teilnehmer/innen des Projektes
wieder einmal zu treffen und gemeinsam weiter zu arbeiten. Es war wieder alles sehr
gut organisiert und liebevoll vorbereitet. Herzlichen Dank für alles!
Claudia Preiml
Bericht über das zweite Projekttreffen an der Gemeinschaftsgrundschule
Harmonie
Bemerkenswert war die Gesamtkonzeption des Treffens mit der Unterbringung der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gastfamilien. Dadurch kam es zu einer sehr starken
Einbeziehung der Eltern der Schülerinnen und Schüler in das Gesamtprojekt. Die
Gestaltung eines gemeinsamen interkulturellen Festes bildete einen besonderen
Höhepunkt der inhaltlichen Gestaltung dieses Projekttreffens.
Sonst war dieses Projekttreffen durch die intensive Einbeziehung der Lehrerinnen
und Lehrer an der Schule, aber auch der Schülerinnen und Schüler gekennzeichnet.
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Dies passierte im Besonderen in gemeinsamen Arbeitsgruppen mit den Projektteilnehmerinnen
und Projektteilnehmern.
Im Detail lässt sich das Schulleben an der GGS Harmonie wie folgt beschreiben: Die
Grundschule Harmonie zeigt uns, dass Schule und Schulleben ganz anders sein
kann, als es viele von uns kennen. Das Schulgebäude ist dafür sehr gut konzipiert.
Jeder Klassenraum führt direkt in den Schulgarten, der sehr natürlich und phantasievoll
gestaltet ist. Etliche Verstecke, Sümpfe, Labyrinth, Fußballplatz, Goldwaschanlage,
Schaukeln und der Gemüsegarten ermöglichen den Kindern einen abwechslungsreichen
und erholsamen Aufenthalt. Die Schüle/rinnen können auch während
des Unterrichts nach Abmeldung beim Klassenlehrer den Garten aufsuchen.
Viele treffen sich dort in Gruppen um zu arbeiten. Die Schüler/innen sind seit dem
heurigen Schuljahr in altersheterogenen Lerngruppen zusammengefasst. Wie in
vielen Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen an der Schule bemerkt wurde,
sehen die Organisation alle als organisatorische und pädagogische Weiterentwicklung.
Zu bemerken ist dabei aber, dass dieser Umorganisation an der Schule ein unheimlich
intensiver Diskussionsprozess im Kollegium vorausgegangen ist. Aber neben
den vielen Möglichkeiten, die der Freiraum um die Schule bietet, ermöglichen eine
architektonische Merkmale der Schule eine intensive Gestaltung des Schullebens.
Die Eingangshalle, der Treffpunkt für die wöchentlichen Montagsversammlungen,
bietet auch die Möglichkeit dort Feiern und Aufführungen abzuhalten. Von dieser Eingangshalle
führen zwei Gänge zu den Klassenzimmern, deren Türen stets offen sind,
sodass die Kinder die Gelegenheit haben, auch andere Klassen aufzusuchen oder in
den Gängen und anderen Räumlichkeiten zu arbeiten. Die Räume sind sehr individuell
gestaltet, Arbeitsmaterialien verschiedenster Art und pro Klassenzimmer ein PC
sind vorhanden.
Die Grundschule Harmonie tritt für die Vermittlung von Kulturtechniken wie Demokratie,
Eigenverantwortung, kritischem Denken, Toleranz und Gemeinschaft ein. Viele
Situationen, die wir beobachten können, beweisen uns, dass dies den Lehrerinnen
und Lehrern sehr gut gelingt. Es herrscht in der gesamten Schule, sowohl in den
Klassen als auch im Lehrer/innenzimmer eine sehr familiäre, vertraute Atmosphäre.
Wenn die Schüler/innen in die Schule kommen, betreten sie vom Schulgarten kommend
das Klassenzimmer, richten sich ihre Arbeitsmaterialien her und fangen an zu
arbeiten. Da gibt es kein lautes Wort oder Herumtoben im Gebäude.
Die Lehrer/innen treffen einander jeden Morgen in der Frühkonferenz, die eine halbe
Stunde vor Unterrichtsbeginn stattfindet. Dadurch lassen sich alle unmittelbar auftretenden
Probleme an der Schule einer raschen Lösung zuführen und man muss nicht
lange auf einen nächsten Konferenztermin warten. Konferenzen können dann auch
wirklich dazu genutzt werden pädagogische Themen zu diskutieren. Die Lehrer/innen
sehen sich nicht wie im traditionellen Unterricht als Vermittler von Wissen sondern
als Helfer, Begleiter und Vertrauensperson der Schüler/innen. Sie schaffen die diealen
Voraussetzungen für das Lernen. Dem Kind wird kein Wissensstoff übergestülpt,
sie sind verantwortlich für ihr eigenes Lernen.
Jeden Montag findet vor dem Unterricht die Schulversammlung in der Eingangshalle
statt. Dabei werden die Geburtskinder der letzten Woche gratuliert und wichtige Ereignisse
und Beschlüsse des Kinderparlaments besprochen. Die Kinder sollen und
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dürfen also bei wichtigen Entscheidungen mitbestimmen, Kritikpunkte anbringen und
eigene Vorschläge einbringen. Die Kinder können mitbeschließen, sie sind sozusagen
ein Organ der Schule. Sie fühlen sich von Anfang an ernst genommen und
nicht bevormundet. Dieser Aspekt des Demokratielernens kam durch diese Aktivitäten
an der Schule besonders gut zur Geltung.
Leistungsfeststellungen stehen nicht im Vordergrund, die Schüler werden über ein
vielfältiges Angebot an Lernmaterialien motiviert zu arbeiten. Es gibt aber verschiedenste
Verfahren, um sich über den Kenntnisstand der Kinder einen Überblick
zu verschaffen. Aktuell passiert das durch so genannte Überforderungs-tests, die
eine entsprechende Rückmeldung über den Kenntnisstand der Schüler/innen liefern.
In einer längeren Pause am Vormittag dürfen sich die Kinder am Gelände frei bewegen,
zwei Lehrer halten die Aufsicht, wobei das Gelände nicht leicht überschaubar
ist. Es fällt uns auf, dass die Schüler nicht wie bei uns herumtoben und schreien. Das
liegt wahrscheinlich daran, dass sie auch während des Unterrichts sich frei bewegen
können und nicht stundenlang ruhig am Sessel sitzen müssen.
In den monatlichen Kinderkonferenzen bekommen alle Lehrer Informationen über
Probleme mit einzelnen Schülerinnen und Schülern. Es wird versucht gemeinsam
Lösungen zu finden. Für die einzelne Lehrerin/den einzelnen Lehrer ist es oft ganz
wichtig und hilfreich, wenn man auch die Meinung der Kolleg/innen anhören kann.
Dadurch wird der Zusammenhalt unter den Lehrer/innen sehr gefördert.
Der Leiter der Schule, Herr Walter Hövel, versteht es ausgezeichnet ein ausgleichendes
Klima unter den Kolleg/innen herzustellen. Sein Einfühlungsvermögen
und sein Einsatz für die Kinder und die Lehrer/innen schafft eine Atmosphäre, die
man sich nur wünschen kann. Es besteht eine intensive Kommunikationsbasis, auf
der Konkurrenzkämpfe und Mobbing keinen Platz finden.
Gerhard Rabensteiner
Was gab es Neues?
Reflexion - Comenius-Treffen an der Gemeinschaftsgrundschule Harmonie
Nach Abschluss der Koordinierungs- und Organisationsarbeiten für die österreichische
Delegation und den zahlreichen zuvor geführten Gesprächen mit den Projektpartner/
innen freute ich mich schon sehr auf das Treffen an der GGS Harmonie. Das
Rahmenprogramm erschien vielversprechend, die Unterkunft für die Teilnehmer/innen
bei den Eltern der Schulkinder im Sinne einer praktisch umsetzbaren Annäherung
an andere Menschen/an eine andere Kultur gut organisiert, die Hospitation
an der Schule und das Arbeiten der Teilenhmer/innen in den Schulalltag eingebettet.
Das Rahmenprogramm klang mit dem Schlagwort „Fest“ in der Tat einladend und die
weiteren Schwerpunkte „Haus der Geschichte“ und „Diskussion an der Universität
Siegen zum Thema Demokratie“ äußerst interessant.
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Nachdem ich sowohl Walter Hövel als auch sein Kolleg/innenteam bereits seit Jahren
kenne, fiel es mir nicht schwer, mich fast wie „zu Hause“ zu fühlen. Die erste Hospitation
und Rückmeldung an Leitung und Kollegium erfolgte im Jahr 1997, weitere
folgten in regelmäßigen Abständen. Daher reizte mich wieder ein kritischer Blick in
die Gemeinschaftsgrundschule Harmonie, der mit Walter Hövel danach genauestens
durchleuchtet und besprochen wurde. Ich denke, dass Veränderungen im Schulleben
als Außenstehende/Außenstehender leichter erkennbar sind, als mitten im Geschehen
selbst Agierende oder Agierender und dass vor allem der Austausch über
das Gesehene wichtig ist. Blitzlichtaufnahmen einer jeden Hospitation sollten sowohl
in schriftlicher als auch mündlicher Form festgehalten werden. Das was aufgenommen
wird, diese spontanen Bilder, Aktionen, Gespräche, Beobachtungen können im
gegenseitigen Austausch besprochen werden, vor allem aber eigene Fehlinterpretationen
durch das Gespräch aufgehoben werden. Die eigenen Wahrnehmungen
können präzisiert und hinterfragt werden, Interpretationen oder Wertungen werden
daher nicht einfach kritiklos und unreflektiert in eigenes „Ordnungsdenken“
aufgenommen, die sowohl positiven als auch negativen Momentaufnahmen können
diskutiert werden.
Was fiel mir als kritische Freundin dieses Mal auf? Beobachtungen, die den Umgang
mit den Kindern, den Umgang der Kolleg/innen untereinander, den Umgang des Leiters
mit den Kolleg/innen und Kindern zum Inhalt hatten, standen an erster Stelle.
Eine weitere Beobachtungsaufgabe stellte ich mir, wie die Gesprächskultur der Kinder
untereinander funktioniert. Den dritten Schwerpunkt der Beobachtungen legte ich
auf das Festhalten materialbezogener Veränderungen im Schulgebäude und im
Schulgelände.
Die Frühkonferenzen und die Versammlung mit den Kindern hinterließen bei mir wieder
die meisten Eindrücke. Das Bereden alltäglicher/„schultäglicher“ Belange erfolgte
in zwangloser, harmonisch erscheinender Atmosphäre. Schon alleine das „aufeinander
Zugehen“ in der Früh erschien mir ehrlich, menschlich, freundschaftlich,
freundlich. Diese Aspekte des Miteinanders übertragen sich meiner Meinung nach
auch auf die Kinder. Man merkt, hier wird jede und jeder, Erwachsener wie Kind,
ernst genommen. Das Plakat „Sorgen-Sprechstunden“ erweckt ebenso diesen
Eindruck, denn Probleme mit sich und mit der Umwelt haben auch hier viele Kinder.
Es werden gemeinsam Probleme, die die Kinder haben, besprochen, an deren
Lösung wird gearbeitet, dann erst kann, wie auch Walter Hövel es im Gespräch
erzählte, inhaltlich, im kognitiven als auch sozialen Bereich gearbeitet werden.
Der Umgang mit schwierigen Kindern wird im Kollegium ebenso beredet. Die Kolleg/
innen bieten ihre Ratschläge, Hilfe, Unterstützung an, halten Verhaltensveränderungen,
Veränderungen im Leistungsstand … fest. Es wird offen über diese, in jeder
Schule vorkommenden Probleme, diskutiert. Die Kinder haben Probleme, es wird an
einer gemeinsamen Lösung dieser Kinderprobleme gearbeitet und niemand im Kollegium
hat das Gefühl, als Lehrerin/als Lehrer schwach, schlecht, unfähig zu sein.
Natürlich werden auch außerschulische Institutionen zu Rate gezogen, ebenso Eltern
in die Problemlösungsvorschläge einbezogen.
Kindern wird die Verantwortung über ihr eigenes Lernen gegeben. Dies sieht man in
der gesamten Schule. So werden Kinder bereits in der Grundschule zum Lernenlernen,
vor allem zum Reflektieren über eigene Arbeitseinstellung, eigenes Arbeitsverhalten,
die Arbeitsergebnisse angeleitet. Wie viel Lenkung braucht eigentlich ein
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Grundschulkind? Wie viel kann ihm selbst zugemutet werden? Schaffen dies alle?
Wo gibt es Überforderung? Mit welchen Methoden kann Kompetenzsteigerung gemessen
werden? Wie effizient ist jahrgangsübergreifendes Lernen? Welche
unterschiedlichen Lernmodelle bzw. Lernmöglichkeiten gibt es an der Schule für die
Kinder? Diese und noch weitere Fragen, würden sich für ein kleines Forschungsprojekt
an der Schule lohnen.
Blitzlichteindrücke während der Hospitation: Ich sitze am Gang und beobachte eine
halbe Stunde zwei Buben bei ihrer Arbeit. Sie wollten einen Text verfassen – ein
Erstklässler und ein Drittklässler. Sie haben Bleistift, Blatt bzw. Heft mit und setzen
sich zu mir an den Tisch, der sich vor dem Lehrer/innenzimmer am Gang befindet.
Die ersten fünf Minuten wird geblödelt, gelacht, getratscht. Nachdem während dieser
Zeit nichts „Produktives“ am Papier steht, überlege ich mir bereits, was am Ende
wohl heraus kommen mag. Plötzlich sagt der Erstklässler: „Jetzt weiß ich den Anfang
der Geschichte.“ Er beginnt mit dem Schreiben und schreibt und schreibt. Der Drittklässler
macht es ihm nach. Jetzt stelle ich dem Erstklässler die Frage, was er denn
schreiben werde. Er beginnt mit einer sehr grausigen Geschichte mit „Kopfabhacken“
usw. und fügt am Ende der Erzählung hinzu: „Ich schreibe sie aber nicht so blutrünstig,
das gefällt den Mädchen nicht so.“ Diese Aussage beeindruckt mich, dieser
Bursche hat eine Geschichte erfunden, denkt aber auch an die Zuhörerinnen und
Zuhörer. Diesem Prozess muss jedoch etwas voraus gegangen sein: die Möglichkeit,
den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen, deren Verschriftlichung, das Vorlesen,
Vortragen, Präsentieren der eigenen Werke und vor allem auch der Prozess, sich
einer Diskussion stellen. Selbsttätiges Lernen, Lernen mit und durch die anderen!
Brutale Szenen sind in der Geschichte immer noch da – sonst wäre es ja keine, wie
der Bursche meinte, eine gruselige Geschichte – und stellen nach 35 Minuten Arbeitszeit
sein gelungenes Produkt dar.
Szenenwechsel: Ein Kind hockt am Boden und zeichnet, ein Kind sitzt im „Hochstuhl“
und zeigt somit jedem, dass es alleine arbeiten will – es liest. Den gesamten Vormittag
über arbeiten Kinder nicht nur in den Fächern Deutsch, Mathe, Sachunterricht,
der „Welterkundung“, sie arbeiten am PC, bei der Suche im Netz, in der Druckerei.
Sie arbeiten in den Klassen, am Gang, alleine, zu zweit, in Gruppen. Sie diskutieren
bei den Kreisgesprächen. Lehrer/innen arbeiten mit den Kindern in den Klassen, am
Gang, im Lehrer/innenzimmer, machen sich Notizen über das Arbeitsverhalten, diskutieren
mit den Kindern. Was auffällt? Sie reden mit ihnen in einem wertschätzenden
Ton. Zwei Kinder arbeiten fast nichts und bei der an die Hospitation
anschließenden Reflexion erfahre ich um die Schwierigkeiten dieser Kinder, deren
geringe Belastbarkeit, familiäre Situation, Arbeitsvereinbarungen und welche
Aufgaben auch diese Kinder zu erfüllen haben.
Was fällt noch auf: Zwei Arbeitstage verbringen wir – so wie die Kinder – gemeinsam
an dieser Schule. Während dieser Zeit habe ich kein Kind raufen gesehen! Das war,
wie es sich in der Diskussion heraus stellte, keine Einzelbeobachtung von mir. Darüber
wurde viel diskutiert und ich meine, dass es ein Spiegelbild dessen ist, wie an
dieser Schule der Umgang mit den Kindern gepflegt wird. Jede Lehrerin und jeder
Lehrer fühlt sich für alle Kinder der Schule verantwortlich. Auf Fehlverhalten wird
sofort reagiert, es wird gemeinsam mit dem Kind, wenn notwenig auch im Kreis mit
vielen, besprochen. Das mindert nichts an Wertschätzung Kindern gegenüber! Kinder
besitzen Freiräume, werden bei Übertretungen aber auch in die Schranken gewiesen.
Das Ernstnehmen der Kinder findet ebenso in der Schulversammlung statt. Hier
115
erleben sich die Kinder als Teil der Schule, sie kennen – wie auch alle Lehrer/innen
der Schule – nicht nur die Namen ihrer Mitschüler/innen der eigenen Klasse, sondern
auch die der Kinder aus den anderen Klassen. Kein Wunder, es wird ja auch über die
Klassen hinweg gemeinsam gearbeitet.
Jeder Winkel des Schulgebäudes wird ohne ersichtliche Struktur genutzt. Dinge werden
ausgestellt, aufgehängt, präsentiert und es wirkt nicht überladen. Auffallend ist
die Ordnung in den Gängen, in der Aula, den Klassen, im Lehrer/innenzimmer, in der
Bibliothek, in der Druckerei. Kinder, die in der Druckerei arbeiten, ihre Texte setzen
und drucken erhalten dabei Unterstützung durch Eltern. Das Einbeziehen von Eltern
in den schulischen Alltag ist an der GGS Harmonie die Regel. Sehr beeindruckt hat
mich, dass Eltern selbst im Comenius-Projekt aktiv mitarbeiteten. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer wurden nicht nur bei den Eltern der Schulkinder aufgenommen
und konnten so mit ihnen in Kontakt kommen und Gespräche über ihr Bild
dieser Schule führen, sie stellten sich auch zur Verfügung, um uns das Arbeiten an
der Schule so schmackhaft wie möglich zu gestalten. Dies im wahrsten Sinne des
Wortes. Nicht nur das Mittagessen, sondern auch das Buffet für das Schulfest
erfolgte durch Elternunterstützung.
Einer der Höhepunkte während der Projekttage stellte das Fest dar. Bei der Jubiläumsfeier
der Schule, die seit 10 Jahren besteht, wurden Eltern aktiv ins Programm
einbezogen, es erfolgte ein lebendiger interkultureller Austausch und ließ keinen der
vielen Gäste unbeeindruckt.
Einbezogen ins Schulleben werden aber auch die Referendar/innen, die an dieser
Schule erleben, dass Individualisierung, Differenzierung, keine leeren Worthülsen
darstellen, dass die Einzigartigkeit jedes Kindes auch in der Schule gewahrt bleibt
und dass der Gemeinschaftssinn gefördert wird. Lehrerinnen und Lehrer sind weit
weg von „Belehrungen“ und Besserwissertum und von Lehrer/innenzentriertheit.
Die Führung im „Haus der Geschichte“ machte bewusst, wie schnell sich die
deutsche Bevölkerung an die Vergangenheitsbewältigung nach den Kriegsereignissen
des 2. Weltkriegs und dem Holocaust begab. Der Weg, das Wachsen, die Aufgaben,
Erfolge und Schwierigkeiten einer Demokratie, eines demokratisch geführten
Staates, wurden uns vor Augen geführt. Der breite Bogen der Demokratieerziehung
spannte sich auch bis zur Universität Siegen, bei der die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer dem Referat „Gedanken zur Demokratisierung“ durch Dr. Hans Brügelmann
folgen und danach über seine Ausführungen diskutieren konnten. Veränderungen
im Sinne eines kindgerechten Unterrichts, einer Verknüpfung Schule und
Elternhaus, Fragen nach universitäre Ausbildung, Stellungnahmen zu divergierenden
Schulsystemen, der Schul- und Gesellschaftspolitik stellten die Diskussionsbeiträge
dar.
Das Arbeiten und Diskutieren mit den vielen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern
des Comenius-Projektes aus mehreren europäischen Ländern empfand ich
trotz unterschiedlicher Auffassungen bei manchen Themen harmonisch, produktiv,
offen und interessant. Der Austausch, gemeinsame Ansichten und die unterschiedlichen
Sichtweisen regen zu neuen Ideen an, fördern gegenseitiges Lernen. Wir begegnen
einander, gehen aufeinander zu, wissen, dass wir zwar am gleichen „Metathema“
arbeiten, schulische, schulpolitische, gesetzliche, gesellschaftliche Bedingungen
in jedem Land jedoch anders sind und wir uns alle nur nach der eigenen
116
Decke strecken können. Die internationale Vernetzung, der Austausch, das voneinander
Lernen, die unterschiedlichen Sprachen, Vorstellungen führen uns selbst zu
den eigenen Grundhaltungen wie Empathiefähigkeit, Demokratileben, Mensch(lich)
sein.
K L A G E N F U R T
F E R D I N A N D
I N G R I D
E L I S A B E T H
E V A - M A R I A
B E A T E
G E R H A R D
P I A - M A R I A
C L A U D I A
C L A U D I A
H A R A L D
E I T O R F
M I C H A E L
Pia-Maria Rabensteiner
Project- Meeting, “Demokratie in Europa leben”, Eitorf
Comenius from 23. April 2004 – 27. April 2005
Report from mag. Sonja Rutar, Educational Research Institute, Pedagogical Faculty
Koper, Slovenia
I find out that for our understanding of democracy is crucial to see different schools in
different countries. For our work and understanding the philosophy of Gemeinschaftsgrundschule
Harmonie was important that we work in the school - we didn’t
just pass true.
I also recognize (again) that we can’t have the same picture of democracy, or
understanding. Main indicators probably have to be clear for all of us, but again, it
could be very different from country to country- until approaches respect and are in
the contects of Human and Child’s Rights. Especially the ways toward the goals
could depend (and have to depend) from different cultural, historical contects and experiences
that individual country did pass on the educational field.
What was for me essential for democracy in the Gemeinschaftsgrundschule Harmonie?
Interaction between teachers and children
Teachers listen children with respect, they appriciate their ideas, suggestions
(children’s participation at the planning), they also respect the child individual way of
learning.
117
The way of building community
It is very obviously that this school want to educate very responsible people. The
school gives enough opportunity for children to reflect their behavior and work.
(parliament, circle meetings, individual conferences, classroom rules….)
Self assessment
For me is also very important that children have opportunity to assess their work and
have opportunity to make their own plan for the future. This is also the way, how we
can really make that the child became real owner of his learning process.
School- family partnership
Parents help to realize the program of the school and are in connection with the
school.
Teachers are willing to work and learn
Essential are morning conferences and meetings that help to understand and
evaluate the way of working. It really helps teachers to make their own personal and
professional reflections.
I’m very grateful for these experiences. It helps me to understand (deeper) how
important is that students in schools and faculties experience democracy, otherwise
they would never be able, or have chance to transfer democracy in their professional
life.
I would like to thank for all hospitality and willingness for sharing to Mr. Walter Hovel
and to his teachers, to Mag. Pia- Maria Rabensteiner and to families where we lived.
Thank you again.
Sonja Rutar
Zweites Treffen im Rahmen des Comenius-Projektes
„In Europa Demokratie leben“vom 23.04. bis 27.04.05 in Eitorf
Das zweite Treffen hatte für uns einen ganz anderen Charakter als das Treffen in
Klagenfurt. Dadurch dass wir das Treffen vorbereitet haben, lag der inhaltliche
Schwerpunkt für uns eher in der Vorbereitung der vier Tage. An der Grundschule
Harmonie arbeiten wir an vielen Stellen mit demokratischen Strukturen, soweit
Schule an sich, der Lehrplan, das Schulamt, die Eltern dies zulassen. Für die Kinder
gehören Klassenrat, Kinderparlament, Schulversammlung, Dichterlesung, Organisation
des individuellen Arbeits- und Lernprozesses in der Lerngruppe, sowie verschiedene
Präsentationsformen zu ihrem normalen Schulalltag.
Bei der Vorbereitung des Treffens stellte sich uns die Frage: Wie kann es uns
gelingen, an knapp zwei Schultagen diese demokratischen Elemente umzusetzen,
so dass sie für unsere Gäste sichtbar werden? Einige dieser Elemente entstehen im
Normalfall aus einer momentanen Situation heraus. So bedarf ein Klassenrat oder
Gesprächskreis eines aktuellen Anlasses. Das Schulgelände und der Umgang mit
118
dem Schulgelände bedürfen eines Einblickes in die Entstehung und Entwicklung der
Schule. Andere Bereiche, wie die Dichterlesung oder der von Kindern organisierte
Sportaufbau dagegen sind zu jeder Zeit der Woche durchführbar, doch das was ein
Besucher dabei beobachten kann, ist das Ergebnis eines Prozesses, den er nicht
mitverfolgen konnte. Aufgrund dieser Fragestellung/Problemstellung entschlossen wir
uns dazu, einen der Hospitationstage gemeinsam mit den Kindern zu organisieren.
Unsere Gäste sollten an Arbeitsgruppen gemeinsam mit den Kindern teilnehmen. Bei
Gesprächen mit dem Kinderparlament stellte sich heraus, dass den Kindern die
demokratischen Strukturen an unserer Schule sehr wohl bewusst sind, dass sie
diese aber nur an konkreten Situationen (wie z.B. Klassenrat, Dichterlesung, etc.)
festmachen können. Andere von uns vorgeschlagene abstrakte Themen wie z.B. die
Organisation des eigenen Lernprozesses wurden von den Kindern abgelehnt. Durch
diese intensive gemeinsame Vorbereitung wurden die Besuchstage auch für die
Kinder immer bedeutsamer.
Während des Treffens hatten wir weniger Zeit für informelle Gespräche und
persönlichen Austausch als beim letzten Mal. Jedoch hatten wir viel Freude daran,
uns gemeinsam mit den Eltern um den organisatorischen Rahmen zu kümmern und
das internationale Fest mit Eltern-Lehrer-Konzert und Büffet vorzubereiten. Feste wie
diese sollte es auch im normalen Schulalltag viel häufiger geben!!!
Auch der Besuch im Haus der Geschichte und der Vortrag von Prof. Brügelmann mit
anschließender Gesprächsrunde an der Universität Siegen waren für uns sehr
wertvolle Erlebnisse. Wir waren sehr beeindruckt von den vielen Ideen und
Projekten, von denen die einzelnen Teilnehmer in der ersten Gesprächsrunde
berichteten. Bis zum nächsten Treffen nehmen wir uns fest vor, das beim Treffen in
Klagenfurt erarbeitete Projekt „Die Ansichten der Kinder zur Demokratie im Leben
und Lernen“ an unserer Schule durchzuführen.
Christine Schaumann und Ulli Schulte
Reflexion zu den Projekttagen
Das Projekt „In Europa Demokratie leben“ habe ich im Rahmen meiner Ausbildung
an der Pädagogischen Akademie kennen gelernt. Da ich die schulpraktischen
Studien im Sommersemester 2005 bei Pia-Maria Rabensteiner in der 2 a der
Übungsvolksschule absolviere, war es möglich, in dieses Projekt verspätet
einzusteigen und an den Projekttagen vom 22. April 2005 – 27. April 2005 in
Deutschland teilzunehmen.
Neben den Eindrücken, die ich von den Städten Köln, Bonn und Siegen gewonnen
habe (z.B. Besichtigung des Kölner Doms, des Schokolademuseums, Führung im
Haus der Geschichte), war auch das Kennen lernen verschiedener nationaler
Spezialitäten möglich.
Bei diesen Projekttagen, die in Eitorf statt fanden, stand die Grundschule „Harmonie“,
ganz im Zentrum des Interesses. Das Zusammentreffen der Projektteilnehmer/innen
aus Estland, Deutschland, Österreich und Slowenien beinhaltete neben der Bildung
119
von Arbeitsgruppen samt angeregten Diskussionen, Vergleiche länderbezogener
Strukturen sowie Austausch über Beobachtungen und Veränderung seit dem letzten
Treffen in Österreich, ganz besonders die hautnahe Begegnung mit „gelebter
Demokratie“ in der Schule Eitorf.
Während der Hospitationstage konnte ich die verschiedenen Schwerpunkte der
Grundschule „Harmonie“ kennen lernen und diverse Lernprozesse bei Kindern
beobachtend mitverfolgen. Besonders überrascht hat mich eine der vielen an dieser
Schule praktizierten demokratischen Überbauformen, „die Montagsversammlung im
Forum“. An dieser ca. 30-minütigen Versammlung haben sich alle Schüler/innen und
Lehrer/innen, wie auch alle Praktikant/innen blitzschnell im Eingangsbereich der
Schule zusammengefunden. In etwa 250 – 300 Personen, teils am Boden sitzend,
teils stehend haben sich versammelt um vom Direktor für die neue Schulwoche aufs
Herzlichste begrüßt zu werden und um gemeinsam das „Harmonielied“ zu singen.
Ganz besonders war ich davon beeindruckt, dass Kinder ihre Wünsche,
Beschwerden und Vorschläge in diesem Plenum vorgetragen haben – es schien, als
wäre dies die selbstverständlichste Sache von dieser Schulwelt: Schüler/innen, die
im Mittelpunkt dieses Forums stehen, werden nicht nur angehört, sondern viel mehr,
auch ernst genommen.
Vollkommen neu für mich war auch, dass alle Schüler/innen dieser Schule in
schulstufenübergreifenden Klassenverbänden untergebracht sind und nicht nur die
Formen ihrer Arbeit, sondern auch die Inhalte, vollkommen selbst bestimmen
können. Es gibt keinen weder von Lehrer/innen noch von Schüler/innen erstellten
Wochenplan; Lerninhalte werden einzig im morgendlichen Tagesplanungskreis, im
Klassenrat und im Wochenabschlusskreis in den Klassen diskutiert. Kinder können
damit frühzeitig und frei ihre eigene Arbeit, aber auch den Arbeitsplatz innerhalb,
sowie nach Absprache mit den Lehrer/innen außerhalb des Klassenzimmers,
jederzeit selbst bestimmen.
Daraus ergibt sich, dass sich überall im Schulgebäude Kinder herumtummeln; der
Zugang zu allen zur Verfügung stehenden PC’s wird ihnen ermöglicht. Kinder sitzen
im Lehrer/innenkonferenzzimmer und arbeiten am PC an ihrem Thema – sie gehören
wie selbstverständlich ‚auch’ dorthin. Aber auch das Tor nach „draußen“, in das teils
bebaute und zum Großteil naturbelassene Schulgelände ist den Kindern geöffnet.
Von jedem Klassenraum aus führt eine Tür in das Freie und lädt die Kinder dazu ein,
in der Natur zu arbeiten oder sich zu bewegen. Es gibt ein mit Weiden angepflanztes
Labyrinth, einen angelegten Teich zu dem eine selbst konstruierte und gebaute
Brücke führt, sowie neben einem Obstgarten und einem Wald, zahlreiche Spiel- und
Bewegungsmöglichkeiten, die zum Schulgelände gehören. Diese von mir
geschilderten Beobachtungen geben einen kleinen Einblick in das, was mich
überrascht und bewegt hat, ohne dies zu bewerten.
Ein bleibender Eindruck entsteht bei mir vor allem durch vielfältige Begegnungen, die
ich mit Kindern erleben konnte: kurze Gespräche, Fragen, die ich an K stellte,
Beobachtungen, ihre Offenheit und Freundlichkeit die aus ihren Augen strahlte, aber
auch das Erkennen der Ehrlichkeit, mit der sie ihre eigenen Probleme in ihren Texten
formulieren und den Mut besitzen, ohne diese zu verschönern auch vorzutragen oder
in der Druckwerkstatt zu drucken. Es hat mir auch die Zusammenarbeit mir den ca.
17 Kindern, die mir geduldig in einem Rundgang in und um die Schule (A GUIDED
TOUR) alle Details erklärt haben, die ihnen wichtig sind, sehr gefallen.
120
Ich nehme für mich mit, mich weiterhin mit verschiedenartigen Fragen, wie z.B.: „Wie
demokratisch ist mein Umgang mit Kindern?“, „Unterstütze ich sie ausreichend, ihre
eigene Meinung zu äußern und ihre Umwelt kritisch zu hinterfragen?“ u.a., zu
beschäftigen.
Für mich waren diese Projekttage, sechs ereignisreiche Tage, von denen ich früh
morgens bis spät abends besonders durch das praktische Erleben des Schulalltags
und der vielfältigen Begegnungen mit Kindern und Erwachsenen viel profitiert habe.
Der Aufenthalt, die Reise und die Unterbringung in Deutschland waren
ausgezeichnet geplant, organisiert und durchgeführt; ich freue mich auf die im
Oktober 2005 geplante Fahrt nach Estland und Litauen.
Ingrid Sematon
Democracy in the Classroom - Second Project Meeting Report
Eitorf, Germany, 23th – 27th April 2005
The second meeting of the partners in our Comenius project was held in
Grundschule Harmonie, Eitorf Germany. I expected to meet representatives from the
countries that took part in our first meeting in Velden in October 2004. Unfortunately
our Spanish and Lithuanian partners this time didn't manage to join us. Nevertheless
our second meeting was successful and full of experience. I only missed some more
time to do the sightseeing.
During the days we spent in the host school, I had an oportunity to see some
methods which can not be found in Slovene school system. For example, pupils in
Harmonie can choose what work they will do in a certain time period. Therefore they
also take responsibility for their work. From the passive they turn into the active
pupils.
In such process teachers take the role of mentor or adviser. Also parents have to
cooperate, especially in evaluating the progress of their child. Another matter we do
not practice in our country is combining children of different ages in one class. We
could see in Harmonie how the little ones learnt from the big ones.
For me it was also very interesting to observe the learning of reading and writing,
which was going on by children themselves without any force. I enjoyed the Monday
morning assembly, which contributed to high spirits of all the teachers and students.
From the evenig meeting of parents and teachers we could also see how firmly
connected they are.
To compare both school systems is many points impossible. In Harmonie there are
first four grades while primary schools in Slovenia are attended by children aged from
six to fifteen years. Our schools are therefore bigger, the problems with older pupils
are different and they also demand different methods regarding democracy in the
classroom. But still we can certainly consider bringing some new things we learnt in
Harmonie into our system.
121
At the end I would like to give my thanks to Mr. Walter Hövel, the Harmonie
headmaster and his teachers for their hospitality and the knowledge they shared with
us. Many thanks also to our coordinator Mrs. Pia Maria Rabensteiner and all our
partners. We all made the meeting in Germany successful.
Valentin Sodja
Report about the second meeting of the
Comenius-project “To Live Democracy in Europe”
Expectations
After the first meeting in Austria I was looking forward to our next get-together, this
time in Germany. My main interest was to see how a school based on Freinetprinciples
might work in reality. What I had heard about the school from Gerhard and
Pia, who had been there before, and from the principal and the teachers of the
school at our meeting in Carinthia/Austria had triggered quite some curiosity on my
part.
My first steps towards becoming a “Kölsch-junky”
After a perfectly organised trip to our hotel near Cologne we, the Austrian participants,
went to the town centre to have some taste of genuine local food and a few
glasses of Kölsch, which was a new culinary and gustatory experience for me.
Meeting the principal of the school in the evening and a few hours in the Ludwigmuseum
the next morning made me start feeling “at home” in the new surroundings.
At the same time this created some sort of cultural context for the forthcoming days.
Staying with a pupil’s family
The welcome at my host family was warm and friendly, and a lengthy talk with the
host mother and one of the two girls/daughters in the back garden provided me with
a lot of information about the school from a pupil’s and a mother’s viewpoint. During
the flight to Cologne I had thought by myself that it might have been a better idea for
the whole group to stay at a hotel instead of being spread all over the town. However,
after two hours I was convinced that staying with families - especially with families
who have children at the school – would give us a lot more insight into how things
work there. (It dawned on me that this might have been part of the organisers’
“hidden curriculum”) Then Rebecca, who is in her third year at the school, and her
little sister, who is in her last year at kindergarten, took me to the school. Rebecca
gave me a guided tour of all the things around the school building, and she also
explained a few things concerning her class.
Also during the next few days got a lot of valuable information concerning the school
from Rebecca’s mother. She told me that she and her husband had been quite
sceptical at the beginning and that they had planned to take Rebecca to a different
school after two or three months if things had gone wrong. However, after a few
122
months years they were absolutely convinced that the school had been the right
choice. Naturally, now and then some doubts about the way of learning or about the
daughter’s future at the next school still crop up. Nevertheless they will also send
their second daughter to the same school. They have even taken the effort of
sending her to a kindergarten 10 miles outside the town, only because this
kindergarten will prepare her better for the school than the one in town.
Impressions at the school
Morning staff meeting
The morning staff meeting seems a crucial part and a prerequisite for making the
school work the way it does. Some key aspects, according to my interpretation, are
the following:
Problems are addressed as early as possible
The meetings help to avoid misunderstandings
The atmosphere seems to be open and non-threatening
On the whole, teachers can address weak points without being afraid of negative
consequences
Observations in class
I decided to stay in one class most of the time, hoping to get some deeper insight into
class mechanisms, teacher-pupil relationships, methodological aspects and basic
principles of the school. When I was sitting in class, among the pupils, I felt like an
anthropologist trying to work out the patterns of a different culture. Again, here are
some of my personal observations and/or interpretations of what I experienced:
Compared to the average Austrian school-culture, a lot less is “forbidden”
In spite of this lack of certain DONTs that would be regarded as essential by most
teachers, the class does not end up in chaos
The teacher interferes a lot less than I had expected
Nevertheless, she seems to know very clearly when to interfere and when to remind
the pupils of certain rules
Pupils are allowed to organise their learning according to their interests and their
pace
It is not always clear what has been done at school and what has been done at
home, so school-work and home-work seem to overlap a lot
Computers play a major role in the learning process
Presentations of topics seem to be a key part of the lessons
The pupils give very clear and precise feedback to their peers’ presentations
The seating arrangement, some pupils moving around most of the time, and the
pupils body-postures, e.g. during the presentations, would not be accepted at most
schools I know and would be regarded as interference or obstacles for a successful
learning atmosphere.
Other “anthropological” observations and thoughts of an “interested alien”:
It must take a lot of energy, going-power, management skills and a bit of luck to
develop such a school and make it work the way it does at present
Co-operation with parents has to be more intensive than at “normal” schools
123
The local community, i.e. local politicians and the powers-to-be have to be taken into
account
This is why evenings or get-togethers like the one we experienced, with politicians,
parents and teachers are quite important
Since mainstream teacher-training does not “produce” teachers needed for this kind
of school, teachers probably have to be hand-picked and trained on the job, i.e.
during their first year of work at the school
In spite of a common ground in terms of principles, methodology and general goals of
teaching there seem to also be major differences between the way individual
teachers work at the school
Teaching in this way is only possible if the whole school follows similar principles
Conclusions
From my point-of-view, the meeting in Eitdorf was absolutely essential for the project.
Staying together at a school that tries to realise democratic principles in a fairly
radical way has provided us with a common experience, a common background that
we can refer to in future discussions. Even though we have probably all had different
experiences and definitely different ways of interpreting and assessing what we have
seen, we can nevertheless refer to concrete scenes and specific class situations
without having to spend a lot of time on explaining the context of what we are talking
about.
I hope that most of the participants that we met in Germany will also be able to attend
our next meeting in the Baltic states and I am sure we will get new and interesting
insights into what democratic education could mean in a different cultural context.
See you then!
Ferdinand Stefan
Comenius-Bericht
Ich habe mich in dieses Projekt erst mit diesem Treffen eingegliedert und habe keine
konkreten Erwartungen gehabt. Und als wir dann am Samstagsabend einen Rundgang
in der Schule machten und genauer über Grundgedanken der Schule hörten,
bin ich wirklich neugierig geworden, wie das alles funktioniert.
Der Montagmorgen mit der Versammlung der gesamten Schule und danach der
Klassenrat in der Klasse waren für mich sehr interessant. Es hat mich stark beeindruckt,
dass die Kinder nicht auf irgendwelchen vorgegebenen Weisen arbeiten,
sondern ihren Lernweg selbst gestalten können. Der Unterricht stützte sich auf die
gegenseitige Wertschätzung, die Lehrer/innen geben den Kindern Möglichkeit, sich
frei auszudrücken und die Kinder, ihre Persönlichkeit, Wünsche, Fähigkeiten und Gedanken
werden ernst genommen. Die Kinder und Lehrer/innen sind gleichwertige
Partner, die Demokratie in der Schule funktioniert.
Eine neue Erfahrung für mich war auch, wie man mit Kindern aus verschiedenen Nationen,
Kulturen zusammen arbeitet. Bei uns gibt es keine ausländischen Kinder in
der Schule und deshalb war es für mich ganz interessant.
124
Das unterhaltende Moment war für mich die Besichtigung der Arbeit des Kinderparlaments.
Ich war überrascht, wie die Kinder den Mitschülern geduldig zuhören,
über Probleme und Schwierigkeiten objektiv reden und Lösungsmöglichkeiten
suchen und die gemeinsam finden, selbstsicher argumentieren usw.
In den verschiedenen Arbeitsgruppen lernte ich auch viele Projektteilnehmer/innen
kennen und in diesen Gesprächen habe ich viel Neues über die Schulsysteme der
beteiligten Länder erfahren.
Diese Tage waren für mich spannend und reich an Eindrücken, ich habe viele
interessante Menschen kennengelernt und viele neue Ideen bekommen. Die
Atmosphäre des Projekttreffens war angenehm und sachlich. Herzlichen Dank für
alles, ich bin froh, dass ich an diesem Treffen teilnehmen konnte.
Aili Vunk, Pärnu-Jaagupi Gümnaasium Estland
Demokratie (er)leben – persönliches Feedback des zweiten Projekttreffens.
Vor die Aufgabe gestellt, eine Zusammenfassung des während dieses Treffens Erlebten
abzugeben, wird mir bewusst, dass es kaum möglich ist, diese Eindrücke „zusammen
zu fassen“. Vielmehr kann ich nur versuchen, mir besonders bedeutsam erscheinende
Aspekte und Erfahrungen zu beschreiben. Ich mache auch keinen Versuch,
zwischen Beobachtungen und Interpretationen zu differenzieren – bei den
meisten Punkten ist das auch nur schwer möglich.
Das Projekttreffen war geprägt vom Besuch der „Gemeinschafts-Grundschule Harmonie“
in Eitorf bei Köln. Anders als beim ersten Treffen in Kärnten, bei dem vor
allem Diskussionen zum und über das Projektthema in Gruppen und im Plenum im
Vordergrund standen, bot sich in Eitorf die Gelegenheit, eine Form der Umsetzung
von „Demokratie leben“ in der Schule und im Unterricht direkt und unmittelbar zu
erleben (die Verwendung des Wortes „Demokratie“ sehe ich dabei in einer nicht so
sehr politischen, sondern vielmehr einer umgangssprachlichen, sehr weit gefassten
Bedeutung im Sinne einer „alle Beteiligten gerecht einbeziehenden Vorgehensweise“).
Was bei mir einen sehr starken Eindruck hinterließ, war die konsequente Umsetzung
dieses demokratischen Prinzips im Schulalltag. Schülerinnen und Schülern wird nicht
verordnet, was für sie im Moment wichtig ist, wofür sie sich zu welchem Zeitpunkt zu
interessieren haben, womit sie sich zu beschäftigen haben, welche Mittel sie dazu zu
verwenden und wie sie sich dabei zu verhalten haben. Vielmehr wird Kindern die
Möglichkeit geboten, sich so weit wie möglich von ihren Eigeninteressen leiten zu
lassen und selbstverantwortlich zu agieren.
Auch wenn sich daraus vielleicht der Eindruck ableiten ließe, dass dies in
Widerspruch zur Einhaltung und Einforderung einer gewissen „Unterrichts- oder
Schuldisziplin“ stünde, so meine ich, dass eher das Gegenteil zu beobachten war.
125
Die an der Schule in Eitorf praktizierte, möglichst freie Form des Unterrichts kann nur
funktionieren, wenn ein hohes Maß an Disziplin und gegenseitige Rücksichtnahme
gegeben ist. Dieses Einhalten vereinbarter Regeln offenbarte sich beispielsweise bei
der Beobachtung einer stark ausgeprägten Gesprächsdisziplin und Gesprächskultur
unter den Kindern bei der Abhaltung eines „Klassenrates bzw. Schülerparlaments“.
Eine weitere interessante, für mich neue Erfahrung ist die regelmäßige Abhaltung
von „Frühkonferenzen“ aller an der Schule tätigen Lehrerinnen und Lehrer eine halbe
Stunde vor Unterrichtsbeginn. Gemeinsam an einem Tisch sitzend wird dabei über
aktuelle Vorhaben, über eventuelle Probleme, über konkrete, für einzelne Lehrerinnen
oder Lehrer (darin ist der Schulleiter mit eingeschlossen) momentan relevante
Themen in einer sehr offenen und sehr direkten Form diskutiert - für mich auch
eine Umsetzung gelebter Demokratie an der Schule. In Form der Frühkonferenzen
wird Kommunikation unter Kolleginnen und Kollegen quasi institutionalisiert – sicherlich
eine der Rahmenbedingungen, die neben einem hohen persönlichen Engagement
aller an der Schule unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer zu einem sichtbar
und spürbar guten, konstruktiven Arbeitsklima an der Schule beitragen.
Großer thematischer Sprung - die Einbindung der Eltern in das Schulgeschehen: Die
Unterbringung eines Großteils der Projektteilnehmer und Projektteilnehmerinnen
erfolgte bei Eltern von Schülerinnen oder Schülern der Grundschule Harmonie. Bei
einem abendlichen Schulfest anlässlich des Comenius-Projekttreffens wurde das
Buffet von den Eltern gestaltet. Beides werte ich als Indiz für ein hohes Maß an
Identifikation der Eltern mit der Schule. Der direkte Kontakt mit den Eltern bot überdies
die Gelegenheit, einen kleinen Einblick in ihre „Außensicht“ des Unterrichts- und
Schulgeschehens zu erhalten. Dabei zeigte sich, dass der an der Schule praktizierte
Unterricht, der ja in sehr vielen Bereichen von traditionellen, (von den Eltern) gewohnten
Unterrichtsformen und -methoden abweicht, teilweise auch recht kritisch gesehen
wird. Hier bedarf es sicherlich eines bestimmten Aufwandes seitens der Schulleitung
und der Lehrerinnen und Lehrer, um in Gesprächen notwendige „Überzeugungsarbeit“
und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Nächster thematischer Sprung: die Rolle des Computers im Unterricht
Von besonderem Interesse für mich war, in welcher Art und Weise der Computer in
die an dieser Schule praktizierte freie Form des Unterrichtens und Lernens integriert
wird. Das Ergebnis meiner Beobachtungen lässt sich ganz unspektakulär zusammenfassen:
er wird einfach verwendet! Damit meine ich, dass der Computer von
Schülerinnen und Schülern ganz selbstverständlich als zusätzliches Werkzeug, beispielsweise
als Informationsquelle, als Schreibwerkzeug, als (Rechen-)Trainingsgerät,
als Präsentationsmedium genutzt wird. Den Kindern stehen dabei pro
Klasse zwischen vier und sechs Geräte zur Verfügung – eine Anzahl, die es möglich
macht, dass kein „Gedränge“ um die vorhandenen Ressourcen entsteht, sondern
dass in Ruhe und mit ausreichend Arbeitszeit an den Computern gearbeitet werden
kann. Bemerkenswert finde ich die Regeln zur Computernutzung, die in einem
längeren Diskussionsprozess im Schülerparlament formuliert wurden (und die, wie
mir versichert wurde, auch eingehalten werden):
126
Gerade diese Regeln sind für mich ein Indiz dafür, wie Mitbestimmung, wie demokratische
Aushandlungsprozesse unter Schülerinnen und Schülern zum Funktionieren
von Unterricht beitragen können.
Insgesamt bot das Projekttreffen in Deutschland eine Vielzahl an Eindrücken und Informationen.
Sowohl der Besuch der Grundschule Harmonie ein Eitorf, aber auch ein
Vortrag an der Uni Siegen oder der Besuch des Hauses der Geschichte in Bonn und
nicht zuletzt die Kontakte und Gespräche mit Projektteilnehmerinnen und Teilnehmern
aus anderen Ländern machten diese Reise für mich zu einer wertvollen Erfahrung.
Harald Wiltsche
127
Konkrete Umsetzungen
seit dem Projekttreffen im Oktober
128
Besuch des österreichischen Bundespräsidenten,
Herrn Dr. Heinz Fischer,
an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten
Der österreichische Bundespräsident Dr. Heinz Fischer besuchte am 3. Mai 2005 die
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten. Eingebettet in das Programm der
„Aktionstage - Politische Bildung“ konnten Studierende nicht nur einem Statement
des obersten Vertreters der Republik Österreich zu seiner Auffassung von Demokratie
folgen, sondern Fragen zu diesem Thema stellen.
129
130
Aktivitäten im Rahmen der Schulentwicklung an der VS 20 im
Schuljahr 2004/05
Seit vier Jahren arbeite ich an der Volksschule 20 Viktring-Klagenfurt, zuerst ein Jahr
als Klassenlehrerin und seit drei Jahren auch als Direktorin. Den Unterricht gestalte
ich schon seit vielen Jahren nach den Prinzipien der Freinet-Pädagogik. Das
bedeutet für mich, die Schüler/innen in den Planungprozess mit ein zu binden und
sie möglichst eigenständig und selbstverantwortlich im Rahmen des Lehrplanes (und
auch darüber hinaus) ihr Lernen zu gestalten und „in die Hand zu nehmen“.
Im Herbst 2004 begann das Comenius Schulentwicklungsprojekt „Demokratie in
Europa leben“, an dem ich teilnehme. Im Rahmen dieses Projektes überlegte ich mir,
wie ich diesen Grundgedanken an der VS 20 gezielt einbringen könnte. Nach dem
ersten Projekttreffen im Herbst 2004 klärte sich dieses umfangreiche Ziel und ich
konnte es für mich in zwei klare Schritte gliedern:
1. Arbeit in der Klasse als Klassenlehrerin der zweiten Klasse:
Was fördert bzw. hemmt im Leben der Klasse die gemeinsame Gestaltung von
demokratischen Prozessen?
2. Arbeit als Direktorin der Volksschule:
Ist es möglich, Lehrerinnen mit verschiedensten Kompetenzen, Erfahrungsfeldern
und Werthaltungen in einen gemeinsamen Schulentwicklungsprozess einzubinden?
1. Als Klassenlehrerin unterwarf ich das Klassenleben einem kritischen Blick. In welchen
Bereichen wurde Demokratie – Mitbestimmung und Eigenverantwortung – gelebt
und wie kann ich diesen Bereich über einen längeren Zeitraum hinweg dokumentieren?
Als besonders gut geeignet erschien mir dann die Kinderkonferenz in der
Klasse. Warum?
a) Sie findet regelmäßig statt, im Normalfall einmal wöchentlich.
b) Es geht um Themen und Inhalte, die für die Kinder besonders wichtig sind.
c) Ein schriftliches Protokoll wurde – meistens – geschrieben.
ad a) Als erstes achtete ich darauf, dass die Kinderkonferenz wirklich regelmäßig
stattfand. Wenn es wirklich gravierende Gründe gab, dass die Sitzung ausfiel, besprach
ich mit der Klasse sofort einen Ersatztermin, der gemeinsam so bald wie
möglich festgesetzt wurde. Bis Weihnachten und knapp danach war ich diejenige, die
diese zeitliche Struktur einhielt bzw. einforderte. Dann übernehmen die Kinder das
selbständig. Wenn eine Sitzung ausfiel/ausfallen musste, bestanden sie darauf,
diese so schnell wie möglich zu einem Ersatztermin abzuhalten. Ich beobachtete
auch während der Sitzungen, dass die Kinder meine „Sturheit“, keine Kinderkonferenz
ausfallen zu lassen, sehr bald als Wertschätzung ihrer Anliegen empfanden.
ad b) In den Kinderkonferenzen wurden in der ersten Klasse ganz allgemeine Anliegen
der Kinder (soziale Probleme, was beschäftigt mich, wo brauche ich Hilfe) besprochen.
Gegen Ende des ersten Schuljahres wurden die Themen und die Sorgen,
Probleme und Wünsche bereits differenzierter wahrgenommen und artikuliert.
131
Zu Beginn der zweiten Klasse (nach dem ersten Projekttreffen) strukturierte ich mit
den Schülerinnen die Themenfindung neu und hielt diese Struktur konsequent ein.
Die Kinder gestalteten eine Pinnwand, an die sie ihre Themenzettel hefteten. Dies
konnten persönliche Themen wie Sorgen, Konflikte,… sowie Wünsche an eine inhaltliche
Planung des Unterrichtes sein. Sie sollten schriftlich verständlich formuliert und
mit Namen versehen sein. Das hatten wir zwar bereits in der ersten Klasse so vereinbart
gehabt – mit einem großen Unterschied: Diese Lösung war keine gemeinsam
gefundene Lösung gewesen, sondern war von mir vorgegeben worden. Diesmal war
der Prozess von den Kindern mit Pro- und Kontra – Argumenten mitgestaltet worden.
Wiederum war es so, dass ich als Klassenlehrerin sehr konsequent darauf achtete,
dass die Kinder ihre Themenwünsche schriftlich deponierten. Ich erinnerte sie in
regelmäßigen Abständen daran. Außerdem wurden in erster Linie die bereits aufliegenden
Themen behandelt. Andere Themenwünsche, die während der Kinderkonferenz
auftauchten, wurden nur nach Maßgabe des zeitlichen Rahmens besprochen.
Das zeigte sehr bald Erfolg und ich musste die Themen für die Kinderkonferenz nach
einigen Wochen nicht mehr erwähnen. Es funktionierte. Während dieses Schuljahres
konnten so sehr viele Themen und Anliegen der Kinder diskutiert und gemeinsame
Lösungen gefunden werden. Besonders bewährte sich die Kinderkonferenz bei sozialen
Problemen in der Klasse.
ad c) Während des ersten Schuljahres leitete ich die Kinderkonferenz und schrieb
auch das Protokoll. Ende Oktober 2004 übergab ich die Leitung der Kinderkonferenz
an die Kinder. Ein Kind leitete die Konferenz und fragte, wer die Leitung für die jeweils
nächste Sitzung übernehmen wollte und entschied auch, wer das dann tun sollte.
Eine Grundregel für die Klasse ist, dass ein Mädchen einen Buben wählt und umgekehrt.
Dadurch wurde ich von der Leitung „frei“. Zu Beginn unterstützte ich die Kinder
mit Leitungsfunktion natürlich mehr. Langsam konnte ich den Support reduzieren.
Inzwischen brauchen die Kinder nur mehr selten eine Unterstützung von mir.
Eine ganz wichtige Rolle spielte anscheinend auch das schriftliche Protokoll, das ich
in diesem Schuljahr sehr konsequent mit schrieb. Es wurde von mir in leicht lesbarer
Schrift am nächsten Tag zur Kenntnisnahme für alle an die Pinnwand gehängt. Zu
Beginn jeder Kinderkonferenz wurde an Hand des letzten Protokolls besprochen,
was gut funktioniert hatte und wo noch Wünsche offen sind. Für die Schüler/innen
war und ist dieses schriftliche Protokoll sehr wichtig, da sie jederzeit etwas nachlesen
können.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Kinder ihre Konferenz in die Hand genommen
haben und sehr reif und verantwortungsvoll damit umgehen. Sie finden
Lösungen und Möglichkeiten, die viele Erwachsene so nicht erkennen könnten. In
vielen Bereichen zeigen sie eine große Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen
Verhaltensweisen. Grundlegend für das Gelingen ist Respekt vor den Ansichten der
Kinder. Die Kinderkonferenz wurde von uns auch nicht als Instrument der Anklage
und Rechtsprechung eingesetzt. Als sehr wichtig erscheint mir, von Beginn an die
Organisation und Durchführung konsequent anzuregen und zu unterstützen.
2. An der VS 20 unterrichten Lehrerinnen mit verschiedensten Kompetenzen und
Werthaltungen. Als Direktorin stellt(e) sich mir die Frage, ob und wie es möglich sei,
einen gemeinsamen Weg zu finden, auf dem jede sich und ihre Fähigkeiten einbringen
kann und möglichst selbstverantwortlich zu arbeiten. Erleichtert wurde diese
132
Arbeit dadurch, dass an der Schule durchwegs engagierte und motivierte Lehrerinnen
arbeiten.
Erschwert wurde und wird die Zusammenarbeit durch sehr verschiedene
Werthaltungen und damit verbunden die verschiedenen Sichtweisen über die Frage:
Was ist guter Unterricht? Ich sprach diese Differenzen bereits im Jahr vor dem Projekt
bei einer Konferenz an und wir diskutierten über die Vor- und Nachteile eines
Schulentwicklungsprozesses an der VS 20. Wir einigten uns darauf, uns auf einen
solchen Prozess einzulassen. Allerdings nicht unter meiner Leitung, sondern ich
sollte einen außerschulischen Coach organisieren.
Wir starteten mit diesem Schulentwicklungsprozess Ende Oktober 2004. Im Laufe
der gemeinsamen Nachmittage, begleitet durch einen Coach, entwickelten wir eine
gemeinsame Strategie, wie wir „unsere“ Schule nach außen präsentieren. Dies
setzte natürlich einen Minimalkonsens über grundlegende Werte an der Schule
voraus. Darauf konnten wir uns mit Hilfe der kompetenten Begleitung einigen. Vieles
blieb noch offen und der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Viele
Probleme, die bereits einige Jahre „unter dem Teppich“ abgelegt waren, wurden
sichtbar und leiteten einen offenen Diskurs ein. Trotz dieser Probleme, Auseinandersetzungen
und verschiedenster Standpunkte gelang es uns, gemeinsam die
Grundsätze einer reformpädagogisch geführten Klasse zu entwickeln. In der im
Herbst 2005 beginnenden ersten Klasse soll nach diesen Grundsätzen unterrichtet
werden.
Zum Thema „Demokratie in Europa und in der Schule leben“ haben wir noch einen
weiten Weg vor uns. Und trotzdem – die ersten Schritte haben wir gemeinsam an unserer
Schule hinter uns.
Unter dem Motto „Jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt!“, sind wir dabei,
Demokratie zu leben.
Beate Traar-Krammer
133
Fragebogen – „Demokratie lernen und leben“
Liebe Studentin!
Lieber Student! Klagenfurt, März 2005
Das Jahr 2005 wurde vom Europarat zum Europäischen Jahr der Politischen Bildung
ausgerufen. „Demokratie lernen und leben“ dient dazu als Slogan. Das Ziel dieses
Aktionsjahres ist es, in den 46 Mitgliedstaaten des Europarates Bildungsaktivitäten
und Initiativen zur Bildung eines demokratiepolitischen Bewusstseins zu fördern.
Ich untersuche an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten das Demokratieverständnis
von Studentinnen und Studenten. Bei der Untersuchung geht es
darum, was zukünftige Lehrerinnen und Lehrer unter dem Begriff „Demokratie lernen
und leben“ verstehen und wie das „Demokratielernen“ in der Schule und in der Ausbildung
umgesetzt wird bzw. werden könnte.
Die Untersuchung wird im Zeitraum vom 15. 3. 2005 bis 30. 3. 2005 in den
Ausbildungslehrgängen VL und SL/IV Sem. durchgeführt. Nach der Auswertung
werden die Ergebnisse sowohl an der Anschlagtafel an der Pädagogischen
Akademie als auch im Internet abrufbar sein. Die Auswertungsergebnisse werden
auch in meiner Dissertation verarbeitet.
Ich ersuche Sie, diesen Fragebogen auszufüllen und danke Ihnen für Ihre Mitarbeit.
Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Finden Sie es notwendig, dass Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Schulbildung
„Demokratielernen“ erfahren sollten?
sehr notwendig wenig notwendig nicht notwendig
In welchen Gegenständen/Fächern/Fächerkombinationen können Sie sich „Demokratielernen“
in der Schule vorstellen?
_________________________________________________________________
_________________________________________________________________
_________________________________________________________________
Ab welcher Schulsparte sollte bei den Schülerinnen und Schülern mit „Demokratielernen“
begonnen werden?
VS HS ASO
AHS-Unterstufe AHS-Oberstufe BHS PA/Uni
134
In welcher Schulsparte sollte verstärkt auf das „Demokratielernen“ eingegangen
werden?
VS HS ASO
AHS-Unterstufe AHS-Oberstufe BHS PA/Uni
Was verstehen Sie unter „Demokratielernen“?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Finden Sie das „Demokratielernen“ im österreichischen Lehrplan verankert?
ja nein weiß ich nicht
In welchem Bereich/in welchen Bereichen kann bzw. könnte „Demokratielernen“ im
Lehrplan festgeschrieben sein?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Welche Inhalte sollten Ihrer Meinung nach beim „Demokratielernen“ in den Lehrplänen
aufscheinen?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Welchen Stellenwert hatte „Demokratielernen“ im Rahmen Ihrer schulischen Ausbildung?
einen sehr hohen einen geringen
einen mäßigen gar keinen
135
Finden Sie es notwendig, dass Studentinnen und Studenten „Demokratielernen“ im
Rahmen ihrer Ausbildung erfahren?
ja ein wenig viel nein
Bitte begründen Sie hier Ihre Meinung:
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Welche Erfahrungen haben Sie im „Demokratielernen“ in der jetzigen Ausbildung an
der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Welche Vorschläge hätten Sie für „Demokratielernen“ im Rahmen Ihrer Ausbildung
an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
14. Wie sehen Sie das „Demokratielernen“ in Österreich im internationalen
Vergleich?
hoch passend niedrig
15. Welche Auswirkungen ergeben sich durch das „Demokratielernen“?
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
16. Gibt es hemmende Faktoren bei der Durchführung von „Demokratielernen“?
ja nein weiß ich nicht
17. Wenn ja, welche
136
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
18. Gibt es fördernde Faktoren bei der Durchführung von „Demokratielernen“?
ja nein weiß ich nicht
19. Wenn ja, welche
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
20. Platz für weitere Mitteilungen
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung.
137
Praxisforschung
Konfliktarbeit und Entwicklung einer Streitkultur in der 2a-Klasse der
Volksschule der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten
Untersuchung im Rahmen des Comenius-Schulentwicklungsprojektes „In Europa
Demokratie leben“
Untersuchungsgegenstand: Was wird untersucht?
Entwicklung einer Konflikt- und Streitkultur in der 2a-Klasse der Volksschule der
Pädagogischen Akademie (Konfliktprävention und Konfliktintervention)
Forschungsteam: Wer forscht?
Studierende der Volksschullehrer/innenausbildung, 3. Semester, unter der Leitung
der Lehrveranstaltungsbeauftragten Mag. Dr. Melitta Küttler
Lehrveranstaltung: In welchem Fachbereich wird geforscht?
Ergänzende Studien: „Konfliktmanagement“, EKMÜ (1 Wstd.) im WS 2004/05
Klasse: In welcher Klasse findet die Forschung statt?
2a-Klasse (Volksschule der Pädagogischen Akademie des Bundes in Kärnten)
Klassenlehrerin: Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Ziel: Die Studierenden sollen den Umgang mit Konflikten in der Klasse beobachten,
beschreiben, reflektieren und anhand der Lehrinhalte des Seminars „Konfliktmanagement“
EKMS (1Wstd.) ein Resümee ziehen.
Was wurde untersucht?
Zwei Aspekte schienen dem Praxisforschungsteam von Bedeutung:
- die Konfliktprävention und
- die Konfliktintervention.
Unter Konfliktprävention verstehen wir alle Maßnahmen, die geeignet sind, Konflikte
im Sozialverband einer Schulklasse vorzubeugen, dazu zählen etwa eine vertrauensvolle
Klassenatmosphäre, respektvoller Umgang miteinander, verbindliche Regeln,
Rituale und Wertevermittlung.
Unter Konfliktintervention verstehen wir Maßnahmen, die von der Lehrerin bzw. den
Schüler/innen getroffen werden, um einen aufgetretenen Konflikt zu bearbeiten bzw.
ihn zu lösen. Die Beobachtungsaufgaben in den Hospitationsstunden und die Forschungsfragen
bezogen sich demzufolge auf diese zwei Bereiche.
Theoretische Überlegungen - Siehe Publikation „Konflikte in der Klasse
bearbeiten und lösen“
Forschungsfragen
Die Studierenden sind in Partner- und Kleingruppenarbeit den im Anschluss aufgelisteten
Forschungsfragen nachgegangen, haben in Unterrichtsbeobachtungen Datenmaterial
gesammelt, diese ausgewertet und die Ergebnisse in Berichten festgehalten.
138
Wie wird mit Konflikten in der Klasse umgegangen? Befragung der Klassenlehrerin
mittels Fragebogen (Selbstbild) und Gegenüberstellung von Beobachtungen
in Hospitationsstunden (Fremdbild)
Regeln: Welche Regeln gelten für das Zusammenleben in der Klasse? Interview
der Klassenlehrerin und Konfrontation mit den Ergebnissen in Hospitationsstunden.
Wie werden die Regeln eingehalten? Welche Konsequenzen gibt es bei Regelverstoß?
Werte: Welche Werte vermittelt die Lehrerin? Welche sind ihr bewusst (Interview),
welche werden darüber hinaus vermittelt (unbewusst) – woran sind sie
erkennbar? Inwiefern übernehmen Kinder diese Werte – woran sind sie erkennbar?
Welche Verhaltensweisen der Lehrerin fördern eine positive Konfliktkultur in
der Klasse, welche sind eher hinderlich?
Welche Funktion hat der Klassenrat für eine gewaltfreie Konfliktbearbeitung in
der Klasse?
Welche Bedeutung haben Rituale in der Klasse für die Konfliktprävention?
Da es an diesem Ort den Rahmen sprengen würde, alle Berichte wiederzugeben,
sollen die Befunde im Sinne eines Resümees zusammengefasst werden.
Zusammenfassung der Befunde und Schlussbetrachtung
Ziel der Praxisforschung war es, soweit beobachtbar, präventive Maßnahmen zur
Konfliktvermeidung und Interventionen seitens der Lehrerin und der Schüler/innen
beim Auftreten von Konflikten in der Klasse zu untersuchen und auf ihre Wirksamkeit
hin zu überprüfen. Dabei ging es auch darum, die Sicht der Klassenlehrerin mittels
Fragebogen und Interview zu diesen zwei Punkten zu erheben (Selbstbild) und sie
einem Fremdbild, ermittelt durch Beobachtungen in Hospitationsstunden, gegenüber
zu stellen.
Was lässt sich aus den mit spezifischen Forschungsfragen befassten Befunden
zusammenfassen?
Auffallend war, dass sehr wenige Konfliktsituationen beobachtet werden konnten,
weder in Unterrichtssituationen (z.B. in Kreisgesprächen, Freiarbeitsphasen oder im
Klassenrat) noch in unterrichtsfreien Zeiten (z. B. vor Unterrichtsbeginn oder in Pausen).
Um eine Interpretation der Situation zu wagen, kann dieser Umstand darauf
zurückzuführen sein, dass
a. zu wenige Stunden beobachtet wurden (Zufall)
b. eine Konfliktprävention Wirkung zeigt und/oder
c. Schüler/innen gelernt haben, mit Konflikten konstruktiv umzugehen.
Ad. a) Zu wenige Stunden beobachtet (Zufall)
In den Hospitationsstunden (8) beobachteten wir vor allem Kreisgespräche (Sesselkreis,
Klassenrat) mit streng strukturierten Themenvorgaben. Hier herrschten klare
Regeln bezüglich Wortmeldungen, auf deren Einhaltung die Klassenlehrerin bzw. der
Klassenratsvorsitzende streng achteten. Der Ablauf ist den Schülern/innen völlig
geläufig und sie halten sich fast lückenlos an die vereinbarten Kommunikationsregeln
(Aufzeigen bei Wortmeldungen und Abarbeitung der Wortmeldungen nach der
zeitlichen Abfolge der signalisierten Beiträge). Diese klare Struktur verbunden mit
einem hohen Grad an Lenkung gibt Orientierung und minimiert Konfliktsituationen.
139
Allerdings fiel in Kreisgesprächen auf, dass sich einzelne Schüler/innen sehr rege zu
Wort meldeten, während andere ihre Meinung nur kundtaten, wenn sie dazu von der
Klassenlehrerin oder dem Klassenratsleiter aufgefordert wurden und wieder andere,
selbst wenn sie um ihre Meinung gebeten wurden, nichts zu sagen hatten oder nichts
sagen wollten. Letztere Gruppe, dazu gehörten vor allem zwei seit dem laufenden
Schuljahr neu hinzugekommene Schüler, zeigten wenig Interesse an den besprochenen
Themen und wirkten völlig abwesend. Die freie Meinungsäußerung, von der
zumindest einige Kinder sehr gerne Gebrauch machten, schien der letzteren Gruppe
durch gezeigte Fluchttendenzen (z.B. Toilettenbesuch, Spielen mit verschiedenen
Gegenständen) sichtliches Unbehagen zu bereiten. Zu gezielten Störungen des Unterrichts
kam es aber nicht. Denkbar scheint, dass in der sehr heterogenen Klasse
nicht alle Schüler/innen über ausreichende sprachliche Kompetenzen und einem
zufriedenstellenden Selbstbewusstsein verfügen, um ihre Meinung vor einer Gruppe
zu äußern und zu vertreten. Hier wird auf den unterschiedlichen Entwicklungsstand
Rücksicht zu nehmen sein.
In den freien Arbeitsphasen (Freiarbeit) wurde stark nach Leistungsvermögen und Interessen
differenziert, sodass sich uns durchwegs ein Bild von einer hochmotivierten,
arbeitsorientierten Atmosphäre bot. Jedes Kind konnte den Arbeitsschwerpunkt,
die benötigten Medien und die Partner, mit denen die Arbeitsaufträge umgesetzt werden
sollten, frei wählen.
Außerhalb von Unterrichtssituationen (vor Unterrichtsbeginn und in Pausen) waren
die Schüler/innen mit verschiedenen Aktivitäten befasst (Spiele, Gespräche, Klassendienste,
Jausnen, Her- und Wegräumen von Unterrichtsutensilien, ...), der Lärmpegel
war angemessen und ein Klima von Ungezwungenheit und lustvollem Miteinander
war spürbar. Konflikte konnten keine beobachtet werden, wohl aber einzelne Schüler/
innen, die als Animateure für Freizeitaktivitäten fungierten, sie schlugen Tätigkeiten
(Spiele) vor, denen andere Folge leisteten oder ihnen zumindest interessiert
zusahen. Die Klassenlehrerin war anwesend, hielt sich aber im Hintergrund, d. h. ein
geordnetes Miteinander scheint in der Klasse auch ohne regulierende Außensteuerung
möglich zu sein.
Ad. b) Wirksamkeit einer umfassenden Konfliktprävention
Eine Reihe von Verhaltensweisen und Maßnahmen der Klassenlehrerin konnten eruiert
werden, die geeignet scheinen, Konflikten vorzubeugen:
Die Lehrerin als glaubwürdiges Vorbild (Wertevermittlung)
Die Klassenlehrerin dient als Modell für das Verhalten, das sie von den Kindern
verlangt. Sie lebt Werte und Regeln für das Zusammenleben vor, Beispiele dafür
sind:
Respektvoller Umgang
Die Sprache der Klassenlehrerin ist wertschätzend und reversibel und nahezu frei
von diffamierenden oder abwertenden Äußerungen. Missfallen drückt sie durch Ich-
Botschaften und Benennen von Gefühlen und eigener emotionaler Betroffenheit aus.
Die Achtung der Persönlichkeit des Anderen ist ihr ein Anliegen, sie interveniert,
wenn Achtungsverletzungen vorfallen und fordert auch für sich Respekt ein.
Bereitschaft zum Zuhören und Einfühlungsvermögen
Aktives Zuhören impliziert nicht automatisch Übereinstimmung. Viel mehr bemüht
sich die Lehrerin, Schüler/innen zu verstehen und sich in die Person derselben versetzen
zu können und deren Haltungen und Verhaltensweisen zu ergründen.
140
Transparenz
Die Lehrerin sagt, was sie tut, führt offene Gespräche, erklärt und begründet Entscheidungen,
Einstellungen und Handlungsweisen. Sie weist unter Vier-Augen vorgebrachte
Anschuldigungen eines Kindes über ein anderes zurück und lässt nicht zu,
dass über abwesende Personen gesprochen wird.
Verlässlichkeit
Die Lehrerin tut, was sie sagt. Sie hält Abmachungen und Vereinbarungen ein. Sie
teilt Änderungen ihrer Meinungen und Vorhaben ihren Schüler/innen mit, damit diese
nicht unangenehm überrascht werden.
Lernen ist lustvoll
Der Schwerpunkt des Unterrichts wird auf Lernen und nicht auf Lehren gelegt. Kinder
werden neugierig gemacht, sie dürfen eigene Erfahrungen machen und Dingen auf
den Grund gehen. Sich für bestimmte Arbeiten entscheiden lernen, fördert die Selbstständigkeit.
Dabei wird ihnen die Möglichkeit eingeräumt, nach Bedarf und Belieben
zu kooperieren, das hebt Konkurrenzsituationen auf und fördert die Teamfähigkeit.
Ergebnisse werden präsentiert, das bedeutet einerseits Verantwortung für das
eigene Lernen zu entwickeln und zu übernehmen, andererseits aber auch, Anerkennung
zu erfahren, was geeignet ist, die Persönlichkeit des Kindes zu stärken und
das Verantwortungsbewusstsein zu heben.
Während des Unterrichts hält sich die Lehrerin eher im Hintergrund und die
Schüler/innen bearbeiten den Stoff selbstständig mit verschiedenen Materialien und
Medien, die die Lehrperson zur Verfügung stellt. Die Schüler/innen handeln am
Anfang des Tages (Morgenkreis) mit der Lehrerin Aufgaben aus, die zu erledigen
sind. Die Kinder bestimmen meist selbst, wie viel Zeit sie mit dem Lerngegenstand
verbringen, wie intensiv und ausdauernd sie sich damit beschäftigen und mit wem sie
arbeiten wollen (allein, zu zweit, in einer kleinen Gruppe oder mit der Lehrerin). Wenn
nötig, steht die Lehrerin beratend oder helfend zur Verfügung, das stärkt das
Vertrauen, dass die Aufgaben zu bewältigen sind. Anstelle von Konkurrenz findet
man unter den Schüler/innen Zusammenarbeit und Hilfe. Lehrerin und Schüler/innen
sind Partner, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Die Funktion der Lehrerin ist
neben der Wissensvermittlung vor allem die helfende und beratende Rolle.
Lehrerin –Schüler/innen bzw. Schüler/innen – Schüler/innen – Beziehung
Es konnte durchwegs eine vertrauensvolle Atmosphäre in der Klasse festgestellt werden,
in der jedes Kind mit seien Stärken und Schwächen angenommen und in seinem
So-Sein akzeptiert wird. Jedem Kind wird vermittelt, dass es für die Gemeinschaft
wichtig ist. Den Schüler/innen wird immer wieder Gelegenheit geboten, eigene
Fähigkeiten zu erkennen und schätzen zu lernen, indem sie diese anderen präsentieren
dürfen. Dabei lernen Kinder, sich mitzuteilen. Andererseits lernen sie aber
auch, nicht alles kritiklos hinzunehmen, werden aber angehalten, Kritik zu begründen.
Es wird darauf geachtet, dass Kritik keine vernichtende, sondern helfende
Bedeutung hat, um Unzulänglichkeiten zu beheben. Schüler/innen lernen weiters,
Probleme durch Diskussionen zu lösen und dabei andere Meinungen zu akzeptieren,
das ermöglicht ein positives soziales Leben in der Gemeinschaft. In der Zuwendung
zur Gruppe lernt das Kind, die Mitschüler/innen mit all ihren Eigenheiten anzunehmen
und zu verstehen, die eigene Meinung zu formulieren und in der Diskussion
141
zu vertreten und durch klare Gesprächsregeln eine entsprechende Kultur des
Gesprächs und des demokratischen Zusammenlebens zu entwickeln.
Regeln statt Anordnungen
Für das Zusammenleben sind Regeln unerlässlich. Sie sind nicht nur notwendig für
ein gedeihliches Miteinander, sondern geben dem Einzelnen Sicherheit und Orientierung.
Besser, als Regeln vorzugeben, ist es, sie mit Schüler/innen gemeinsam zu
entwickeln und sie einzuüben, damit können sich Kinder besser identifizieren. Wie
Regeln in dieser Klasse aufgestellt wurden (Vorgabe oder gemeinsames Erarbeiten),
konnte nicht eruiert werden, wohl aber, dass es bei häufigerem Regelverstoß (z. B.
beim Anstellen gab es immer wieder Rangeleien) Regeln nochmals eingeübt werden.
Als geltende Regeln, die für eine effiziente Konfliktprävention festgemacht werden
konnten, wurden erhoben:
Verschiedene Dienste für das Gemeinwohl der Klasse leisten (Blumen-,
Aquariumspflege, Kakaoträger, Temperatur messen und vergleichen, Aufschreiben
fehlender Schüler/innen, Führen des Fototagebuches, Austeilen der
Hefte)
Persönliche und direkte Ansprache der Schüler/innen, denen man etwas zu
sagen hat (nicht in der dritten Person über sie reden)
Ordnungsrahmen für einen reibungslosen Unterricht (Sauberhaltung der Klasse,
Wegräumen von Lernbehelfen, Anstellen, Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale,
Aufzeigen bei Wortmeldungen)
Fertigstellungsprinzip
Ehe mit einer neuen Aufgabe begonnen wird, müssen alte Arbeiten fertiggestellt
werden.
Wertschätzender Umgang miteinander
Jeder ist für das, was er tut, verantwortlich (keine verbalen Entgleisungen und
Beleidigungen in der Kommunikation und bei Meinungsverschiedenheiten)
Beachtung der Reihenfolge bei Wortmeldungen
Regeln für die Wahl der Gruppenmitglieder für die Teamarbeit
Freie Meinungsäußerung
Jeder darf seine Meinung kundtun, muss sie aber begründen.
Beruhigung bei zu hohem (störendem) Lärmpegel (Anschlag auf einem Gong).
Alle Veränderungswünsche, die die Klasse betreffen (z. B. Wechsel der Klassenämter,
Sitzordnung), müssen gemeinsam ausgehandelt werden (Klassenrat).
Ad. c) Schüler/innen lernen mit Konflikten konstruktiv umgehen (Konfliktinterventionen)
Neben einer umfassenden Konfliktprävention konnten in den Hospitationsstunden
auch klare Regeln für den Umgang mit Konflikten in der Klasse erhoben werden.
Wenn zwei oder mehrere Schüler/innen streiten, müssen sie zunächst selbst nach
Lösungen suchen. Gelingt dies nicht, müssen sie sich an Mitschüler/innen wenden,
die ihnen bei der Streitschlichtung behilflich sein sollen. Erst wenn auch diese Möglichkeit
ausgeschöpft wurde und sie zu keinem zufriedenstellenden Resultat geführt
hat, wird der Konflikt im Klassenrat zum Thema gemacht und somit zu einem
Problem erhoben, das die ganze Klasse bzw. die Gemeinschaft betrifft. In diesem
Forum legen die Streitparteien ihre Sichtweise vom Hergang des Konfliktes und die
Hintergründe, die zur Auseinandersetzung geführt haben, dar und alle Mitschüler/
innen und die Klassenlehrerin sind aufgefordert, Lösungsvorschläge zu einer
142
gütlichen Einigung vorzuschlagen. Die Streitparteien hören sich die Beiträge an,
steuern auch selbst welche bei und entscheiden dann eigenverantwortlich, welche
sie übernehmen oder verwerfen wollen.
Auf die Einhaltung der Ablaufschritte wird peinlich genau geachtet. So konnten wir
beobachten, dass eine Streitpartei den Konflikt im Klassenrat thematisieren wollte,
ehe sie Mitschüler/innen zur Konfliktlösung beigezogen hatte. Bei der Nachfrage
durch die Klassenlehrerin wurde das Versäumnis offenkundig und postwendend an
die Stufe 2 der Konfliktaustragung (Mitschüler/innen beiziehen) delegiert. Diese Vorgehensweise
wird, soweit wir es beobachten konnten, von den Schüler/innen voll
akzeptiert und auch praktiziert.
Sowohl die Maßnahmen der Konfliktprävention als auch die installierten Regeln für
die Konfliktaustragung scheinen gut geeignet zu sein, eine Konflikt- und Streitkultur
in der Klasse aufzubauen, die ein gedeihliches und verantwortungsbewusstes Miteinander
begünstigen.
Zum Erfolg gibt es bekanntlich keinen Lift, man muss die Treppe benutzen. Frau
Mag. Pia-Maria Rabensteiner hat mit ihren Schüler/innen schon viele Stufen erfolgreich
erklommen. Es bleibt zu hoffen, dass weiteres konsequentes Arbeiten an den
Projektzielen Früchte tragen wird und dass bei den Schüler/innen und jungen
Staatsbürgern/innen Spuren hinterlassen werden, die ein starkes Fundament demokratischen
(Selbst-) Bewusstseins bilden, auf dem, so hoffe ich, weiter aufgebaut
wird und dass auf diese Weise vorbereitete Jugendliche wirksame Mitglieder einer
demokratischen Gesellschaft werden.
Prof. Mag. Dr. Melitta Küttler
Pädagogische Akademie des Bundes in Kärnten
143
Projekt: Andere Länder – andere Sitten
Projektteilnehmer/-teilnehmerinnen:
Studierende der Pädagogischen Akademie des Bundes in Klagenfurt (5. Semester):
o Elisabeth Brunner-Wappis Georg Labi
o Claudia Preiml Wolfgang Steiner
o Kinder der zweiten Klasse der VSA
o Klassenlehrerin Frau Mag. Pia-Maria Rabensteiner
Projektdauer: 11. – 19. April 2005
Themenwahl: Die Kinder wählten das Thema in einer demokratischen Abstimmung.
Projektziel: Kennen lernen unterschiedliche Länder und Kulturen am Beispiel der
Länder „Italien, Slowenien, Spanien und Deutschland“.
Vorgangsweise bei der Erarbeitung der einzelnen Länder: Gemeinsames Erarbeiten
der Nachbarländer der einzelnen Staaten. Die Kinder erarbeiteten sich anschließend
die wichtigsten Informationen selbstständig mit Hilfe von Kärtchen, die von den Studierenden
vorbereitet wurden. Auch das Internet wurde bei den Recherchen eingesetzt.
Informationen, die von den Studierenden vorbereitet wurden:
• Allgemeine Informationen über das jeweilige Land
• Vier berühmte Städte mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten
• Wichtige kulturelle Veranstaltungen
• Typische Spezialitäten des jeweiligen Landes
Die schriftlichen Ergebnisse der Kinder wurden auf Plakate geklebt; zu jedem Land
wurde ein Plakat erstellt. Die Studierenden erstellten für die Kinder „Reisepässe“.
Nach Abschluss der Erarbeitung eines Landes bekamen die Kinder einen Stempel in
ihren Reisepass. Zusätzlich präsentierten die Kinder ihre Ergebnisse vor der gesamten
Klasse. Die Handpuppen Lucy und Willi sorgten mit kleinen lustigen Plaudereien
für zusätzlichen Spaß beim Erarbeiten der Themen.
Am Ende der Projektwoche kochten die Kinder gemeinsam mit den Studierenden typische
Spezialitäten aus den einzelnen Ländern. Ein Länderquiz zeigte, dass die Kinder
sehr viel an Wissen dazugewonnen hatten. Damit auch die Eltern einen Einblick
in diese Projektwoche bekamen, wurde eine Powerpointpräsentation erstellt und den
Eltern vorgeführt. Den Kindern bereitete diese Projektwoche sehr viel Spaß, sie arbeiteten
fleißig und waren auch sehr motiviert, ihre Arbeitsergebnisse zu präsentieren.
Viele Kinder konnten zusätzlich Wissenswertes über die einzelnen Länder erzählen.
Ein besonderes Highlight war das gemeinsame Kochen in der Küche der Pädagogischen
Akademie. Ob es die Pizza war oder der spanische Nachtisch, alle Kinder
trugen ihren Teil zum Gelingen des Menüs bei. Anschließend wurden die Tische
in der Klasse gedeckt und das gemeinsame Essen beendete diese Projektwoche.
Nicht nur die Kinder waren mit viel Freude bei der Arbeit, sondern auch die Studierenden
waren motiviert und engagiert und freuten sich über eine gelungene Praxiswoche.
Von den Studierenden des IV. Semesters wurden in gleicher Form die Länder
Estland und Litauen mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet.
Elisabeth Brunner-Wappis
144
Comenius 1 – Šolski razvojni projekti 2004/2005
Demokracija v šoli
Na OŠ Žirovnica deluje šolski parlament imenovan šolska skupnost. Sestavljajo ga
po dva predstavnik vsake razredne skupnosti od 5. do 8. razreda in učitelj - mentor.
Predstavniki šolske skupnosti se sestajajo enkrat mesečno. Teme, ki jih obravnavajo
so maloštevilne: prehrana, šolski plesi, humanitarne dejavnosti in tekoče zadeve.
Na razrednem nivoju učenci vsako leto izvolijo predsednika razredne skupnosti.
Predsednik razreda je vez med razredom in učitelji, spremlja dogajanje v razredu,
odnose med sošolci in po potrebi posreduje. Na šoli torej obstajajo formalne oblike
parlamenta, ki pa so v vsakdanjem življenju šole obrobnega pomena, saj njihovo
delovanje največkrat nima vidnega učinka.
V sklopu projekta Demokracija v šoli želimo izpopolniti delovanje parlamenta na
šolskem in razrednem nivoju. V prvem letu projekta skupina učiteljev in učencev
oblikuje model demokracije v šoli. V delavnicah in pogovorih opredeljujejo naloge in
odgovornosti volivcev, predsednika razredne skupnosti in predstavnikov v šolski
skupnosti. Prav tako opredeljujejo področja šolskega življenja, o katerih bi učenci
želeli razpravljati, odločati in tako nanje tudi vplivati.
V šolskem letu 04/05 smo med učenci od 5. do 8. razreda izvedli anketo, s katero
smo želeli ugotoviti, kakšno je mnenje učencev o obstoječem sistemu demokracije na
šoli. Anketo je reševalo 160 od 171-ih učencev. Odgovarjali so na osem praktičnih
vprašanj.
Ali razredna skupnost potrebuje predsednika?
Da (83 %)
Kakšne so naloge predsednika razredne skupnosti?
Predstavlja razred na sestankih, skrbi za red v razredu, odgovarja za dogajanje v
razredu, sprejema odločitve, zagovarja razred.
Kakšne lastnosti naj bi imel predsednik?
Predsednik naj bi bil pameten, odgovoren, prijazen, priljubljen, pošten, skrben,
pravičen, strog, odločen.
Ali na naši šoli deluje šolska skupnost?
Da (96 %).
Ali si obveščen o delu šolske skupnosti?
Da (86 %).
145
Katera področja iz šolskega življenja naj bi obravnavala šolska skupnost?
Dobrodelne akcije, nasilno vedenje, finančne težave učencev, izbirni predmeti,
urejanje okolice, EU, obnašanje učiteljev, mesečni program dela.
Ali učenci preko šolske skupnosti lahko vplivajo na posamezna področja v delovanju
šole?
Da (77%).
Kako pogosto naj bi se predstavniki šolske skupnosti sestajali?
Enkrat mesečno (71 %), enkrat tedensko (16 % ), trikrat letno (10 %).
Rezultati ankete kažejo, da učenci se zanimajo za delo šolske skupnosti in
verjamejo, da z aktivnim sodelovanjem lahko vplivajo na življenje v šoli. Rezultati so
nam vodilo pri načrtovanju modela demokracije v šoli, ki ga bomo v praksi pričeli
izvajati v drugem letu projekta.
Pripravili: Meta Čuk, Polona Kranjc Kus
Zabreznica, april 2005
Comenius 1 – School Development Projects 2004 /05
Democracy in school
In the Žirovnica Primary School we have a pupils' board which consists of two
representatives from each class in years 5, 6, 7 and 8 and a teacher – tutor. The
board meets once a month. They usually discuss themes like charity work, school
dances and current matters.
On the class level, pupils every year elect a president. The president officially
represents his class, he is a link between the calss and teachers, he takes care of the
realtionships in the class and interferes when necessary.
The forms of democracy in our school do exist, but we find them rather inefficient.
Taking part in the Comenius project Democracy in school, we would like to improve
the work of democratic structures in school and make them more efficient. In the first
project year a group of teachers and pupils are working on a model of democracy in
146
school. In workshops and discussions they are definning the tasks and responsibilities
of the voters, the president and school board. They are discussing also the
themes which pupils wish to discuss on the board meetings, decide on and therefore
influence.
In the school year 2004/05 we made an inquiry about the democracy in our school
among the pupils in years 5 to 8. Our intention was to find out pupils' oppinions on
existing role of the class president and the work of the pupils' board. The
questionnarie was answered by 160 pupils out of 171. They were asked eight
questions.
Does a class need a president?
Yes (83%).
What are the president's tasks?
To represent the class, take care of respecting the rules, to be responsible for the
class conduct, to take decisions, to defend the class.
What kind of person should a president be?
Clever, responible, kind, popular, honest, careful, decisive.
Is there a pupils' board in our school?
Yes (96%).
Are you informed about the board's acivities?
Yes (86%).
What themes would you like the board to discuss?
Charity work, violence, optional subjects, care for the school environment, EU,
monthly programme of work, problems with teachers.
Can a pupil have an influence on certain matters in school by taking part in the
board's activities?
Yes (77%).
How often should the board meet?
Once a month (71%), once a week (16%), three times a year (10 %).
The results of the questionnarie show that pušils do take interest in the work of the
school board. They also believe that by taking part they can influence on certain
matters in the school life. The results are the base for constructing the model of
school democracy, which we shall start putting into practice in the project year two.
Meta Čuk, Polona Kranjc Kus
Zabreznica, april 2005
147
Comenius – Šolski razvojni projekti 2004/2005
Demokracija v šoli
Vprašalnik 1 marec 2005
Sodelujejo učenci od 5. do 8. razreda
Starost: _____ Spol: M Ž
Ali razredna skupnost potrebuje predsednika? da ne
Kakšne so naloge predsednika?
______________________________________________________________
Kakšne lastnosti naj bi imel predsednik?
______________________________________________________________
Kako bi izbiral predsednika? tajno javno
Ali na naši šoli deluje šolska skupnost? da ne
Ali si obveščen o delu šolske skupnosti? da ne
Katera področja v delovanju šole naj bi šolska skupnost obravnavala? (Šolska
pravila, prehrana, …….)
______________________________________________________________
Ali bi učenci preko šolske skupnosti lahko vplivali na posamezna področja šolskega
življenja?
da ne
Kako pogosto naj bi se predstavniki šolske skupnosti sestajali?
enkrat tedensko enkrat mesečno trikrat letno
Hvala za sodelovanje!
148
Comenius – School Development Projects 2004/2005
Democracy in our school
Questionnarie 1 march 2005
Classes 5 to 8
Age: _____
Does a class need a president? yes no
What are the president's tasks?
______________________________________________________________
What kind of person should a president be?
______________________________________________________________
Do pupils in our school have their own board? yes no
Are you informed about the board's activities? yes no
What themes would you like the board to discuss?
______________________________________________________________
Can a pupil have an influence on certain matters in school by taking part in the
board's activities?
yes no
How often should the board meet?
once a week once a month three times a year
Thank you!
149
ŠOLSKA PRAVILA
V
OSNOVNI ŠOLI ŽIROVNICA
2004/05
kazalo
A HIŠNI RED 3
b nAVODILA ZA ŠOLSKO DEŽURSTVO 7
C Pravilnik o preverjanju in ocenjevanju znanja 8
ter napredovanju učencev v osnovni šoli
d pravilnik o izvajanju vzgojnih ukrepov 20
HIŠNI RED
Upoštevaje šolski pravilnik o izvajanju vzgojnih ukrepov v osnovni šoli ŽIROVNICA
določam naslednji
h i š n i r e d :
Šolski prostor
Šolski prostor predstavljajo vse tiste notranje in zunanje površine na katerih potekajo
pouk in druge dejavnosti, ki so predvidene z letnim delovnim načrtom šole. To so
poleg neposrednih šolskih prostorov in zunanjih površin tudi gledališča, koncertne
dvorane, muzeji, naravni in spominski parki, avtobus in drugo.
Dnevni in letni razpored šolskega dela
Pouka poteka v delovnih dnevih šolskega leta, druge dejavnosti pa z dovoljenjem
ravnatelja tudi v sobotah in v času počitnic. Pouk se začenja praviloma z drugo učno
uro, nekatere dejavnosti pa lahko tudi s prvo uro, ki se začne ob 7.25. Pouk traja v
skladu z urnikom šolskega dela, ki je usklajen s predmetnikom. V popoldanskem
času potekajo druge dejavnosti, ki so vezane na realizacijo letnega delovnega načrta
in so usklajene z urnikom šolskega dela. Dnevni in letni razpored šolskega dela sta
objavljena v publikaciji.
Obnašanje v šolskem prostoru
V šolskem prostoru pri izvajanju dejavnosti učenci, zaposleni in obiskovalci šole
upoštevajo določila hišnega reda:
Učenci
- upoštevajo pravila lepega in prijaznega vedenja:
pozdravljajo,
odstopijo prostor v skladu z bontonom, ne razgrajajo, ne izvajajo nasilja do
sošolcev, delavcev šole, šolske opreme,...
- izvajajo dežurstvo
v oddelku v skladu z dogovorom na uri oddelčne skupnosti in s posameznimi učitelji
na šoli v skladu z navodili o izvajanju šolskega dežurstva
150
pri malici v skladu z navodili vodje šolske prehrane in vodje šolske kuhinje in
osnovnimi higienskimi in estetskimi načeli.
v šolskem prostoru JE PREPOVEDANO kajenje, pitje alkoholnih pijač ali uživanje
drugih nedovoljenih snovi.
v šoli učenci hodijo v copatah, ki niso tenis copati. Tenis copate morajo učenci
uporabljati v telovadnih prostorih, ki niso iste, kot za prihajanje v šolo.
gibanje učencev po šoli mora biti tako, da ne ovira ostalih učencev in ne ogroža
njihove varnosti.
v jedilnici učenci ne vpijejo, se ne obmetavajo s hrano. Uživanje malice in kosila naj
bo urejeno, umirjeno. Odnašanje hrane iz jedilnice ni dovoljeno. Učenci svoje mesto
zapustijo urejeno.
v šolskem prostoru skrbijo za svojo varnost in varnost sošolcev. Pri šolskem delu se
vedejo samozaščitno.
pri srečanju s šolskimi obiskovalci, gosti šole, z nepoznanimi osebami se obnašajo
dostojno in spoštljivo.
pri prevozih v šolo in iz šole se v avtobusu ali, ko čakajo na avtobus, obnašajo v
skladu s prometnimi predpisi in šolskimi navodili.
s svojim vedenjem v šoli in izven nje nehote predstavljajo vzgojno naravnanost svoje
družine in šole.
ne uničujejo izdelkov svojih sošolcev, ki so objavljeni na razstavnih mestih šole ali v
učilnicah.
Zaposleni
Učitelji in drugi delavci stalno izvajajo neformalno dežurstvo med odmori, pri malici in
v okolici šole. Pri tem so pozorni na nepravilno vedenje učencev in o tem obveščajo
njihove starše, razrednike in ravnatelja.
Uradno dežurstvo izvajajo učitelji na podlagi razporeda šolskega dežurstva učiteljev,
ki je mesečno objavljen na oglasnem mestu šole v prvem nadstropju.
V šolskem prostoru ni dovoljeno kajenje ali uživanje nedovoljenih snovi.
So spoštljivi do učencev in zunanjih obiskovalcev šole.
Upoštevajo navodila ravnatelja in druge predpise, ki so vezani na varno delo učencev
in zaposlenih.
Skrb za stvari učencev, zaposlenih in opremo šole
Vsi smo odgovorni za stvari s katerimi razpolagamo in jih potrebujemo za nemoteno
delo v šoli. Iz tega razloga je nekatere prostore nujno zaklepati in sicer:
Garderobe so razporejene pred učilnicami na hodnikih za učence 2. in 3. razreda. V
pritličju imajo garderobe vsi ostali učenci. V 4. in 5. razredu uporabljajo eno
garderobo dva oddelka. Od 6. razreda dalje učenci oddelka uporabljajo isto
garderobo do konca 9. razreda. Oznake za garderobe si lahko učenci izberejo sami.
151
Garderobe učencev morajo dežurni učenci zakleniti takoj, ko se začne pouk. V
garderobah učenci oddelka sami ali pa dežurni iz oddelka poskrbijo za red. Prav tako
so učenci sami odgovorni za zunanji izgled svoje garderobe. Po stenah garderobe ni
dovoljeno pisanje grafitov ali žaljivih izrazov.
Učilnice so praviloma do začetka pouka zaklenjene. Zaklenjene so tudi v glavnem
odmoru, ko so učenci na malici. Preden gredo učenci na malico, učenci pustijo svoje
stvari v učilnici, kjer so imeli pouk. Ko pridejo učenci z malice, jim dežurni učitelj
odklene učilnico, tako da lahko s torbo odidejo v učilnico, kjer bodo naprej imeli pouk.
Po opravljenem pouku učitelji poskrbijo, da so luči ugasnjene, vodovodne pipe in
okna zaprta in učilnica urejena.
Telovadnica je med poukom zaklenjena. Učenci, ki so oproščeni telovadbe, ne smejo
zapustiti telovadnice brez vednosti učitelja. Med malico veljajo enaka navodila kot v
učilnicah.
Zunanjih obiskovalci v šolskem prostoru
V šolo prihajajo starši učencev, gostje šole in drugi obiskovalci.
Prosto sprehajanje po šolskem prostoru ni dovoljeno. Zunanji obiskovalci morajo zato
pri dežurnih učencih sporočiti do koga so namenjeni, da jih učenci pospremijo.
Če starši pridejo po svoje otroke v šolo, praviloma svoje otroke počakajo pred šolo.
Izjemoma lahko na hodniku počakajo učence iz prvega in drugega razreda. Starši ne
smejo motiti pouka z nenajavljenimi obiski v učilnici, trkanjem in klicanjem učitelja iz
razreda med poukom.
Kajenje ni dovoljeno.
Uporaba šolskega prostora za zunanje obiskovalce
Šola zunanjim obiskovalcem lahko daje v najem telovadnice, učilnice in druge
prostore.
Zunanji obiskovalci lahko uporabljajo šolski prostor le v času, ko na šoli ni pouka in
po predhodnem dovoljenju vodstva šole. Za uporabo morajo zaprositi ustno ali s
prošnjo, kjer navedejo kakšno dejavnost bodo opravljali v šolskem prostoru.
Če zunanji izvajalci opravljajo tudi vzgojno izobraževalno dejavnost v skladu z
interesi staršev, se morajo predhodno dogovoriti z vodstvom šole o načinu dela,
odgovornosti za šolske stvari, najemnini. Šola v tem primeru ne prevzema
odgovornosti za varnost in zdravje učencev.
Sprejemanje šolskega reda
Šolski red sprejme ravnatelj potem, ko so ga obravnavali učenci na urah oddelčne
skupnosti, na šolski skupnosti učencev, učitelji in starši na roditeljskih sestankih.
R A V N A T E L J
Mag. Valentin SODJA
152
NAVODILA ZA OPRAVLJANJE ŠOLSKEGA DEŽURSTVA
1. Šolsko dežurstvo je odgovorna in častna naloga učencev. Dežurstvo poteka od 8.00 – 13. 40.
2. Dežurni učenci predstavljajo prvi stik zunanjih obiskovalcev s šolo. Ko jih sprejmejo, zapišejo
podatke in jih odpeljejo, kamor želijo.
3. Dežurni učenci spremljajo in opazujejo vsa dogajanja na šolskih hodnikih, ob vhodu v šolo ter v
garderobah. Takoj po zvonjenju pregledajo urejenost garderob in jih zaklenejo. Garderobnega ključa
NE SMEJO posojati drugim učencem. V garderobo gredo lahko učenci LE SKUPAJ z dežurnim
učencem, ki je prisoten toliko časa, dokler je učenec v garderobi. Učenci se garderobah ne smejo
zadrževati dlje, kot je potrebno, da vzamejo svojo opremo. Vsako odklepanje garderob morajo dežurni
zabeležiti v zapisnik. Če nastopijo težave, poiščeta dežurna učenca ustrezno pomoč pri svetovalni
delavki, hišniku ali dežurnemu učitelju. Pred začetkom dežurstva dvignejo v tajništvu šole evidenčni
list za prehrano, zapisnik dežurstva in garderobni ključ.
4. Pred začetkom dežurstva dvignejo v tajništvu šole evidenčni list za prehrano, zapisnik dežurstva in
garderobni ključ.
5. Vsa dogajanja dežurni učenci beležijo na list za dežurstvo, ki ga po opravljenem dežurstvu oddajo v
podpis svetovalnemu delavcu ali pomočnici ravnatelja in hkrati poročajo o poteku dežurstva.
6. Šolsko dežurstvo vedno opravljata dva učenca, ki ju določi razrednik. En učenec mora biti ves čas
na dežurnem mestu, drugi pa lahko opravlja naloge, ki mu jih zaupajo delavci šole.
7. Dežurni učenci NE SMEJO v šolo prinašati bonbonov in pijač in s tem
gostiti druge učence.
R A V N A T E L J
mag. Valentin SODJA
Pravilnik o preverjanju in ocenjevanju znanja ter napredovanju učencev v osnovni šoli
TEMELJNE DOLOČBE
1. člen
S preverjanjem znanja se zbirajo informacije o tem, kako učenec razume posredovane učne vsebine
in ni namenjeno ocenjevanju. Učitelj preverja znanje učenca pred, med in ob koncu posredovanja
novih učnih vsebin.
Preverjanje znanja pred posredovanjem novih učnih vsebin je namenjeno ugotavljanju učenčevega
predznanja.
Preverjanje znanja med učnim procesom je namenjeno ugotavljanju učenčevega razumevanja
posredovanih učnih vsebin ter analiziranju in odpravljanju vzrokov, zaradi katerih učenec te vsebine
slabo razume ali jih ne razume.
Preverjanje znanja, ki poteka ob koncu posredovanja novih učnih vsebin, je namenjeno ugotavljanju,
kako učenec razume celoto posredovanih učnih vsebin.
Ocenjevanje je vrednotenje doseženega znanja, ki se opravi po preverjanju znanja in utrjevanju učnih
vsebin.
PREVERJANJE IN OCENJEVANJE ZNANJA UČENCEV
2. člen
Učitelj v osnovni šoli preverja in ocenjuje učenčevo znanje tako, da:
153
- spoštuje osebnostno integriteto učencev in različnost med njimi,
- upošteva poznavanje in razumevanje učne snovi, sposobnost analize in interpretacije ter sposobnost
ustvarjalne uporabe znanja,
- uporablja različne načine preverjanja in ocenjevanja glede na učne vsebine in razred,
- daje učencem, učiteljem in staršem povratne informacije o učenčevem individualnem napredovanju,
- omogoča učencu kritični premislek in
- prispeva k demokratizaciji odnosov med učenci in učitelji.
3. člen
Pri ocenjevanju znanja učencev mora biti zagotovljena javnost ocenjevanja. Javnost ocenjevanja se
zagotavlja zlasti:
- s predstavitvijo kriterijev ocenjevanja,
- z ocenjevanjem pred učenci oddelka ali učne skupine,
- s sprotnim obveščanjem učencev in staršev o doseženih rezultatih pri ocenjevanju,
- tako, da se učencem vrne ocenjene pisne izdelke in se tako tudi staršem omogoči vpogled v
doseženo znanje njihovega otroka,
- z določitvijo načina in datumov oziroma rokov ocenjevanja,
- s predstavitvijo obsega učne snovi, ki se ocenjuje v posameznem ocenjevalnem obdobju.
4. člen
Postopki za ocenjevanje učenčevega znanja so lahko individualni ali skupinski.
Ocenjujejo se učenčevi ustni odgovori, pisni, likovni, tehnični, praktični in drugi izdelki, projektno delo
ter nastopi učencev.
5. člen
Pri vsakem predmetu se učenčevo znanje ocenjuje sproti, skozi vse ocenjevalno obdobje.
Učenčevo znanje se oceni najmanj dvakrat v posameznem ocenjevalnem obdobju, od tega najmanj
enkrat ustni odgovor, razen pri predmetih, pri katerih to ni mogoče.
Pri predmetih, za katere je s predmetnikom določena le ena ura tedensko, se lahko učenčevo znanje v
vsakem ocenjevalnem obdobju oceni samo enkrat.
Vse pridobljene ocene morajo biti vpisane v ustrezno dokumentacijo.
6. člen
Učenčevo znanje na podlagi pisnih izdelkov se lahko oceni največ dvakrat v tednu in enkrat na dan. O
tem mora biti učenec seznanjen vsaj teden dni prej.
Če je v posameznih učnih skupinah za izvedbo pouka na ravneh zahtevnosti več kot tretjina pisnih
izdelkov učencev ocenjena negativno, je potrebno ocenjevanje ponoviti za vse učence v tej skupini.
Učitelj mora pred ponovnim ocenjevanjem ugotoviti vzroke za neuspeh in jih analizirati skupaj z učenci
ter o tem obvestiti tudi razrednika in ravnatelja.
Za učenca, ki je bil pri prvem ocenjevanju ocenjen pozitivno, velja višja od obeh ocen.
7. člen
Učitelj mora pri ocenjevanju ustnih odgovorov učenčevo znanje oceniti takoj, pri ocenjevanju pisnih
izdelkov pa najkasneje v enem tednu.
154
Oceno iz posameznega predmeta mora učitelj takoj, ko učenca oceni, vpisati v ustrezno
dokumentacijo.
8. člen
Znanje učencev v osemletni osnovni šoli se ocenjuje s številčnimi in besednimi ocenami.
Številčne ocene so: odlično (5), prav dobro (4), dobro (3), zadostno (2), nezadostno (1). Vmesnih ocen
ni.
Besedne ocene so: zelo uspešno (zu), uspešno (u) in manj uspešno (mu). Uporabljajo se samo še v
osemletni osnovni šoli.
Z besednimi ocenami se ocenjujejo telesna, glasbena, likovna in tehnična vzgoja ter gospodinjstvo.
Vedenje učencev se ne ocenjuje.
V prvem vzgojno-izobraževalnem obdobju (v osemletni šoli pa v prvem, drugem in v polovici tretjega
razreda) se učenčevo znanje opisno ocenjuje. Učitelj spremlja in zapisuje napredek učenca in o tem
sproti obvešča starše.
V drugem vzgojno-izobraževalnem obdobju se znanje učencev med šolskim letom ocenjuje s
številčnimi ocenami, ki jih učitelj ustno obrazloži. Ob koncu prvega in drugega ocenjevalnega obdobja
učitelj številčne ocene obrazloži pisno.
V tretjem vzgojno-izobraževalnem obdobju se znanje učencev ocenjuje s številčnimi ocenami.
V 8. in 9. razredu se pri predmetih, pri katerih poteka nivojski pouk, znanje učencev med šolskim letom
ocenjuje s točkami na lestvici od 1 do 10 in sicer na naslednji način:
- če učenec doseže standarde znanja na 1. ravni zahtevnosti, dobi največ 6 točk;
- če učenec doseže standarde znanja na 2. ravni zahtevnosti, dobi največ 8 točk;
- če učenec doseže standarde znanja na 3. ravni zahtevnosti, dobi največ 10 točk.
V redovalnico se vpišejo ocene v točkah na lestvici od 1 do 10.
Učenec, ki obiskuje pouk na prvi ali drugi ravni zahtevnosti, lahko za izkazano znanje prejme tudi višje
število točk, če pri ocenjevanju znanja izkaže z učnim načrtom opredeljene standarde znanja na višji
ravni.
Ob koncu 1., 2. in 3. razreda učitelj pri vsakem predmetu oblikuje zaključno opisno oceno.
Ob koncu 4., 5., 6. in 7. razreda učitelj pri vseh predmetih oblikuje zaključno številčno oceno.
Ob koncu 8. razreda učitelj pri predmetih, pri katerih ne poteka nivojski pouk, oblikuje zaključno
številčno oceno. Pri predmetih, pri katerih poteka nivojski pouk, učitelj ob koncu šolskega leta oblikuje
oceno v točkah. To oceno nato pretvori v zaključno številčno oceno.
Pri predmetih v 9. razredu, pri katerih ne poteka nivojski pouk, učitelj ob zaključku šolskega leta
oblikuje oceno na enak način, kot zaključno oceno v 8. razredu. V redovalnico se vpišejo številčne
ocene.
Pri predmetih, pri katerih poteka nivojski pouk, učitelj ob koncu šolskega leta oblikuje oceno iz
predmeta v 9. razredu. Ocena se v ustrezno dokumentacijo vpiše s točkami.
Zaključna ocena v 9. razredu:
- pri predmetih, pri katerih učenec ne opravlja zaključnega preverjanja znanja, je ocena, s katero učitelj
oceni učenčevo znanja iz predmeta v 9. razredu, obenem tudi zaključna ocena in tega predmeta;
- pri predmetih, pri katerih učenec opravlja zaključno preverjanja znanja, se zaključna ocena iz
predmeta v 9. razredu oblikuje tedaj, ko ima učenec pozitivno oceno, s katero učitelj oceni učenčevo
znanje iz predmeta v 9. razredu in pozitivno oceno iz zaključnega preverjanja znanja pri tem
predmetu;
- pri predmetih, pri katerih ne poteka nivojski pouk, učenec pa iz njih opravlja zaključno preverjanja
znanja, učitelj oblikuje zaključno oceno tako, da izračuna povprečje ocene, s katero učitelj oceni
učenčevo znanje iz predmeta v 9. razredu, in ocene iz tega predmeta pri zaključnem preverjanju
znanja. Če povprečje obeh ocen ni celo število, se ocena zaključi navzgor;
- učitelj pri predmetih, pri katerih poteka nivojski pouk in učenec iz njih opravlja zaključno preverjanja
znanja, zaključno oceno oblikuje tako, da izračuna povprečje ocene, s katero učitelj oceni učenčevo
znanje iz predmeta v 9. razredu, izražene v točkah in ocene iz tega predmeta, dobljene pri zaključnem
preverjanju znanja, prav tako izražene v točkah. Če povprečje obeh ocen ni celo število, se ocena
zaokroži navzgor. Učitelj oceno, izraženo v točkah, pretvori v zaključno številčno oceno.
155
- v primerih, ko se učenec odloči za ponovno zaključno preverjanja znanja in pri tem doseže višjo
oceno, se pri oblikovanju zaključne ocene upošteva višja ocena.
9. člen
Ne glede na določbo prejšnjega člena lahko učitelji, v skladu s sklepom Strokovnega sveta RS za
vzgojo in izobraževanje z dne 6. 7. 1995, nadaljujejo z opisnim ocenjevanjem v prvem in drugem
razredu ter z opisnim in številčnim ocenjevanjem v tretjem razredu osnovne šole.
Z opisno oceno učitelj razčleni obseg in kakovost učenčevega znanja in spretnosti ter druge sestavine,
ki jih vključuje nacionalni obrazec za opisno ocenjevanje.
V tretjem razredu osemletne osnovne šole učitelj med šolskim letom postopoma prehaja iz opisnega
na številčno ocenjevanje. Ob koncu šolskega leta so učenci ocenjeni le s številčnimi ocenami.
10. člen
Ob koncu prvega in drugega konferenčnega obdobja učitelj lahko oceni učenčevo znanje negativno,
če presodi, da učenec ni osvojil minimalnega znanja, zahtevanega v določenem konferenčnem
obdobju.
Učitelj mora ugotoviti vzroke za učenčev neuspeh in o tem obvestiti učenca, razrednika, ravnatelja in
starše.
Če učenec popravlja negativno ocenjeno konferenčno obdobje, se ocena vpiše v naslednje
ocenjevalno obdobje.
11. člen
V prvem vzgojno-izobraževalnem obdobju osnovne šole se splošni uspeh učenca ne določi.
V drugem vzgojno-izobraževalnem obdobju osnovne šole se splošni uspeh učenca določi z ocenami:
zadosten (2), dober (3), prav dober (4), odličen (5). Učencu, ki bo ponavljal razred, se splošni uspeh
ne določi in ne vpiše v šolsko dokumentacijo.
V tretjem vzgojno-izobraževalnem obdobju osnovne šole se splošni uspeh učenca določi z ocenami:
nezadosten (1), zadosten (2), dober (3), prav dober (4), odličen (5).
Učenčev splošni uspeh se določi tako, da se upoštevajo zaključne ocene pri vseh predmetih. Pri
določitvi splošnega uspeha se upoštevajo tudi učenčevi dosežki na tekmovanjih, njegov odnos do
obveznosti v šoli, prizadevanje pri učenju ter aktivno sodelovanje v interesnih in drugih dejavnostih. Če
učenec v 7., 8. in 9. razredu izbere med izbirnimi predmeti tri predmete, se pri določitvi njegovega
splošnega uspeha izmed zaključnih ocen pri teh predmetih upoštevata le dve višji zaključni oceni.
Splošni uspeh učenca v 4. in 5. razredu določi razrednik po posvetovanju z učitelji, ki poučujejo
posamezne predmete ter ob sodelovanju učencev oddelka.
Splošni uspeh učenca v 6., 7., 8. in 9. razredu določi oddelčni učiteljski zbor na predlog razrednika.
Razrednik oblikuje predlog ob sodelovanju učencev oddelka.
Učencu, ki ima popravni izpit, se splošni uspeh določi po opravljenem izpitu ali po poteku roka za
opravljanje popravnih izpitov. Splošni uspeh določi oddelčni učiteljski zbor na predlog razrednika.
Učencu, ki ima razredni ali predmetni izpit, splošni uspeh po opravljenem izpitu določi oddelčni
učiteljski zbor na predlog razrednika.
Znanje učenca, ki je iz zdravstvenih razlogov v celoti oproščen sodelovanja pri posameznem
predmetu, se iz tega predmeta ne ocenjuje. Splošni uspeh se učencu določi na osnovi ocen pri vseh
predmetih, iz katerih je bilo ocenjeno učenčevo znanje.
12. člen
Učenci ob koncu osmega razreda osemletke lahko opravljajo skupinsko preverjanje znanja iz
slovenskega jezika in matematike.
Uspeh pri skupinskem preverjanju znanja se upošteva pri izbiri kandidatov za vpis v začetni letnik
nadaljnjega izobraževanja v primeru omejitve vpisa.
13. člen
Učenec, ki je iz zdravstvenih razlogov v celoti oproščen sodelovanja pri posameznem predmetu, se iz
tega predmeta ne ocenjuje.
156
OBVEŠČANJE O USPEHU UČENCEV
14. člen
Osnovna šola ob koncu prvega in drugega ocenjevalnega obdobja starše pisno obvesti o učenčevem
učnem uspehu.
V prvem vzgojno-izobraževalnem obdobju šola starše ob koncu ocenjevalnega obdobja obvesti o
uspehu učenca z opisnimi ocenami.
V prvem razredu je obvestilo o učenčevem učnem uspehu med šolskim letom lahko samo ustno. Če
obvestila o učenčevem učnem uspehu staršem ni mogoče posredovati ustno, mora razrednik pisno
obvestiti starše o njegovem uspehu.
V drugem vzgojno-izobraževalnem obdobju ob koncu prvega in drugega ocenjevalnega obdobja šola
starše obvesti s številčnimi ocenami in obrazložitvijo številčnih ocen za posamezni predmet.
V tretjem vzgojno-izobraževalnem obdobju osnovna šola ob koncu prvega in drugega ocenjevalnega
obdobja starše obvesti o učnem uspehu učenca pri posameznih predmetih s številčnimi ocenami, pri
predmetih, pri katerih v 8. in 9. razredu poteka nivojski pouk, pa z ocenami, izraženimi v točkah.
Učenci ob zaključku pouka v šolskem letu dobijo spričevala z zaključnimi ocenami za posamezne
predmete in oceno splošnega uspeha.
V prvem vzgojno-izobraževalnem obdobju šola ob zaključku pouka izda učencem spričevalo z
opisnimi ocenami.
V drugem in tretjem vzgojno-izobraževalnem obdobju šola ob zaključku pouka izda spričevala s
številčnimi ocenami in oceno splošnega uspeha.
15. člen
Osnovna šola izda ob koncu šolskega leta učencem izkaz s številčnimi in besednimi ocenami in oceno
splošnega uspeha.
Učencem, katerih znanje se v skladu z določili 9. člena tega pravilnika ocenjuje opisno, izda šola ob
koncu prvega in drugega razreda osemletke spričevalo z opisnimi ocenami, učencem tretjega razreda
pa izkaz s številčnimi ter oceno splošnega uspeha. V devetletki pa šola izda v prvih treh razredih
spričevalo z opisno oceno.
NAPREDOVANJE UČENCEV IZ RAZREDA V RAZRED
16. člen
Učenci v prvem in drugem vzgojno-izobraževalnem obdobju razredov ne ponavljajo.
Ne glede na določbo prejšnjega odstavka lahko učenec zaradi slabšega učnega uspeha, ki je zgolj
posledica daljše odsotnosti, zaradi bolezni, preselitve, ali drugih opravičljivih razlogov, izjemoma
ponavlja razred, če to zahtevajo njegovi starši. Zahteva staršev mora biti podana najkasneje do konca
pouka v šolskem letu.
Učenec ponavlja razred tudi na predlog učitelja in šolske svetovalne službe v soglasju s starši. Šola
mora starše o predlogu za ponavljanje obvestiti najkasneje mesec dni pred zaključkom pouka v
šolskem letu.
Odločitev o ponavljanju sprejme učiteljski zbor šole.
Učenci v tretjem vzgojno-izobraževalnem obdobju napredujejo v naslednji razred, če so ob koncu
pouka v šolskem letu pozitivno ocenjeni iz vseh predmetov.
Učenec, ki je v 7. in 8. razredu ob koncu pouka v šolskem letu negativno ocenjen iz največ dveh
predmetov, do konca šolskega leta opravlja popravni izpit. Popravni izpit lahko opravlja največ dvakrat
v šolskem letu. Če učenec popravnih izpitov ne opravi uspešno, ponavlja razred.
Učenec, ki je v 7. in 8. razredu ob koncu pouka v šolskem letu negativno ocenjen iz več kot dveh
predmetov, razred ponavlja.
Učenec 9. razreda lahko opravlja popravni izpit iz več predmetov, pri katerih je učitelj ob koncu pouka
v šolskem letu negativno ocenil njegovo znanje. Popravni izpit lahko opravlja do zaključka šolskega
leta, v rokih, ki jih določa pravilnik o šolskem koledarju za osnovne šole.
Če učenec iz prejšnjega odstavka popravnih izpitov ne opravi uspešno, lahko ponavlja 9. razred.
Učenci, ki se ne odločijo za ponavljanje 9. razreda, lahko opravljajo popravne izpite še do zaključka
naslednjega šolskega leta. Šola mora učencem omogočiti najmanj štiri izpitne roke.
157
Učenec, ki ni uspešno opravil zaključnega preverjanja znanja, lahko ponovno opravlja zaključno
preverjanje znanja do zaključka naslednjega šolskega leta, v rokih, ki jih določa pravilnik o šolskem
koledarju za osnovne šole.
Učenec iz prejšnjega odstavka se lahko pred ponovnim preverjanjem znanja vključi v deseto leto
izobraževanja, ki ga organizira osnovna šola, na kateri je vpisan, sama ali v sodelovanju z drugimi
osnovnimi šolami. Učenec je šolo dolžan obvestiti o tem, da se bo vključil v deseto leto izobraževanja,
najkasneje v osmih dneh po tem, ko je bil obveščen o rezultatih zaključnega preverjanja znanja.
Na predlog razrednika oziroma učenčevih staršev lahko ravnatelj odloči, da se ob koncu prvega
oziroma drugega ocenjevalnega obdobja iz vseh ali posameznih predmetov ne oceni učenec, ki je bil
zaradi bolezni ali drugih utemeljenih razlogov dalj časa odsoten od pouka.
Ravnatelj lahko na predlog razrednika in staršev odloči, da je učenec, ki zaradi bolezni ali drugih
utemeljenih razlogov ni mogel obiskovati pouka, lahko neocenjen tudi ob koncu pouka v šolskem letu
iz vseh ali iz posameznih predmetov. V tem primeru lahko učenec do konca šolskega leta opravlja
izpite iz vseh predmetov (razredni izpit) ali izpit iz posameznega predmeta, pri katerem ni bil ocenjen
(predmetni izpit).
Če je bil učenec pri opravljanju razrednega izpita v 7. in 8. razredu negativno ocenjen iz največ dveh
predmetov, opravlja popravni izpit. Če je bil učenec pri opravljanju razrednega izpita v 7. in 8. razredu
negativno ocenjen iz več kot dveh predmetov, ponavlja razred.
Če je bil učenec pri opravljanju predmetnega izpita v 7. in 8. razredu negativno ocenjen iz največ dveh
predmetov, opravlja popravni izpit do zaključka tekočega šolskega leta. Če je bil negativno ocenjen iz
več kot dveh predmetov, razred ponavlja.
Učenci 9. razreda lahko opravljajo razredni izpit ali predmetne izpite tudi večkrat, in sicer do konca
naslednjega šolskega leta. Šola mora učencem omogočiti najmanj štiri izpitne roke.
17. člen
Razred ponavlja učenec, ki si tudi z dopolnilnim poukom in drugimi oblikami individualne pomoči ni
pridobil znanja, potrebnega za napredovanje v višji razred in ki je bil ob koncu pouka v šolskem letu
negativno ocenjen iz enega ali več predmetov ter ima negativen splošni uspeh. O ponavljanju odloči
učiteljski zbor osnovne šole na podlagi pisne strokovne obrazložitve razrednika.
Na zahtevo staršev lahko učenec ponavlja razred tudi zaradi slabšega splošnega uspeha, bolezni ali
drugih opravičljivih razlogov.
O opravičljivosti razlogov iz prejšnjega odstavka odloča učiteljski zbor osnovne šole.
18. člen
Učenec osmega razreda osemletke, ki je ob koncu pouka v šolskem letu ali pri opravljanju razrednega
oziroma predmetnih izpitov, ocenjen z negativno oceno, lahko opravlja iz teh predmetov popravni izpit.
Popravni izpit lahko večkrat opravlja do konca koledarskega leta, v katerem je obiskoval pouk oziroma
je bil vpisan, kasneje pa kot odrasel.
19. člen
Na predlog razrednika oziroma učenčevih staršev lahko učiteljski zbor oddelka odloči, da se ob koncu
ocenjevalnega obdobja ne oceni učenec, ki zaradi bolezni ali drugih utemeljenih razlogov dlje časa ni
bil pri pouku in zato bistveno oviran pri šolskem delu.
Učenec, ki zaradi bolezni ali drugih utemeljenih razlogov ni mogel obiskovati pouka, je lahko
neocenjen tudi ob koncu pouka v šolskem letu iz vseh ali iz posameznih predmetov. V tem primeru
lahko učenec do konca šolskega leta opravlja izpite iz vseh predmetov (razredni izpit) ali izpit iz
predmetov, pri katerih ni bil ocenjen (predmetni izpit).
O utemeljenosti razlogov iz prejšnjega odstavka odloča učiteljski zbor na podlagi predloga razrednika
in staršev.
Če učenec ne opravlja razrednega oziroma predmetnih izpitov, ponavlja razred.
20. člen
Učenec opravlja razredni izpit, predmetne in popravne izpite v osnovni šoli, v kateri je vpisan.
158
Na isti dan lahko učenec opravlja izpita iz največ dveh predmetov oziroma iz enega, če ima pisni in
ustni del.
21. člen
Razredni izpit, predmetne in popravne izpite opravlja učenec pred izpitno komisijo.
Izpitna komisija ima predsednika in dva člana, ki jih imenuje ravnatelj osnovne šole izmed učiteljev
šole.
22. člen
Razredni izpit, predmetni in popravni izpiti so ustni in pisni ali samo ustni.
Ustni in pisni izpit se opravlja pri predmetih, pri katerih je z učnim načrtom predpisano ocenjevanje na
podlagi pisnih nalog (pri materinem jeziku in tujem jeziku in matematiki), pri drugih predmetih je izpit
samo ustni.
Pisni del izpita traja praviloma eno učno uro, ustni del izpita lahko traja največ 20 minut za posamezni
predmet. Če je izpit samo ustni, traja največ 30 minut.
23. člen
Teme za pisni del oziroma vprašanja za ustni del izpita določi izpitna komisija pred začetkom
opravljanja izpita.
Teme in vprašanja za posamezni izpit morajo biti v skladu z učnim načrtom predmeta za razred, v
katerem učenec opravlja izpit.
24. člen
Če učenec iz opravičljivih razlogov ne pride k izpitu ali med izpitom odstopi, lahko ponovno opravlja
izpit v roku, ki ga določi ravnatelj osnovne šole.
25. člen
Učenec osnovne šole opravlja popravne izpite, predmetne izpite in razredni izpit v času, ki je določen
s pravilnikom o šolskem koledarju za osnovne šole.
26. člen
Ravnatelj s sklepom podrobneje uredi časovno razporeditev dela izpitnih komisij in potek izpitov v
skladu z zakonom in s tem pravilnikom.
27. člen
Učenec, ki pri učenju dosega nadpovprečne rezultate, lahko na predlog staršev, razrednika ali šolske
svetovalne službe prej kot v devetih letih končna osnovnošolsko izobraževanje in s tem izpolni
osnovnošolsko obveznost. O hitrejšem napredovanju učenca odloča učiteljski zbor v soglasju s starši.
Učenec pri napredovanju v višji razred ne opravlja izpitov.
Odločitev o hitrejšem napredovanju učenca v višji razred mora biti vpisana v šolsko dokumentacijo.
UGOVOR NA OCENO
28. člen
Če učenec in starši menijo, da je bil učenec ob koncu pouka v šolskem letu nepravilno ocenjen, lahko
starši v treh dneh po prejemu spričevala pri ravnatelju vložijo obrazložen ugovor.
Ravnatelj najpozneje v treh dneh po prejemu ugovora imenuje komisijo, ki jo sestavljajo predsednik in
dva člana. Med člani komisije mora biti vsaj en član, ki ni zaposlen v šoli.
Če komisija ugotovi, da je ocena učenca ob koncu pouka v šolskem letu neustrezna, učenca ponovno
oceni. Ocena komisije je dokončna.
159
29. člen
Med šolskim letom lahko razrednik sam ali na predlog skupnosti učencev oddelka zahteva, da
učiteljski zbor oddelka preveri ustreznost ocene učenca. Če učiteljski zbor ugotovi, da je predlog
utemeljen, določi način preverjanja njegove ustreznosti.
Preverjanje ustreznosti ocene pri svojem predmetu lahko zahteva tudi učitelj.
OPOMBA:
V zvezi z izvajanjem členov v poglavju IV – NAPREDOVANJE UČENCEV je o posledicah v primeru,
da je učenec neocenjen v posameznem ocenjevalnem obdobju ali v šolskem letu, treba obvezno
seznaniti učenca in starše, po potrebi pa tudi mentorja ali trenerja. Za izpolnjevanja pogojev so v
primeru, ko so učencu dodeljene ugodnosti zaradi aktivnega sodelovanja na področju športa ali
kulture, odgovorni učenec in starši. O tem mora biti voden zapisnik.
pravilnik o izvajanju vzgojnih ukrepov
1. člen
S tem pravilnikom se v skladu s Pravilnikom o pravicah in dolžnostih učencev v Osnovni šoli
Žirovnica podrobneje ureja izrekanje ukrepov za kršitve šolskih pravil.
Pravice učenca v osnovni šoli so:
da obiskuje pouk in druge vzgojno-izobraževalne dejavnosti,
da pridobiva znanje, spretnosti in navade za vseživljenjsko učenje,
da mu je v šoli zagotovljeno varno in spodbudno okolje,
da šola organizira življenje in delo s spoštovanjem univerzalnih civilizacijskih vrednot in posebnosti
različnih kultur,
da mu šola zagotavlja enakopravno obravnavanje ne glede na spol, raso in etnično pripadnost,
veroizpoved, socialni status družine in druge okoliščine,
da šola zagotovi varovanje njegovih osebnih podatkov v skladu z zakonom in drugimi predpisi,
da učitelji in drugi delavci šole spoštujejo njegovo osebnost in individualnost ter njegovo človeško
dostojanstvo in pravico do zasebnosti,
da mu je mogoče tudi izven pouka pridobiti dodatno razlago in nasvet,
da se pri pouku upošteva radovednost ter razvojne značilnosti, predznanje in individualne posebnosti,
da se pri pouku dobi kakovostne informacije, ki sledijo sodobnemu razvoju znanosti in strok,
da dobi o svojem delu sprotno, pravično in utemeljeno informacijo,
da dobi pri svojem delu pomoč in podporo, če ju potrebuje,
da svoji razvojni stopnji primerno sodeluje pri oblikovanju dnevov dejavnosti, ekskurzij, interesnih
dejavnosti in prireditev šole,
da se lahko svobodno izreče o vseh vprašanjih iz življenje in dela šole,
da se vključuje v delo oddelčne skupnosti učencev, skupnosti učencev šole in šolskega parlamenta,
da sodeluje pri ocenjevanju,
da sodeluje pri dogovorjenih skupnih aktivnostih.
Dolžnosti učenca so:
da spoštuje pravice drugih učencev in delavcev šole in ima spoštljiv in strpen odnos do individualnosti,
človeškega dostojanstva, etnične pripadnosti, veroizpovedi, rase in spola,
da izpolni osnovnošolsko obveznost,
da redno in točno obiskuje pouk in druge vzgojno-izobraževalne dejavnosti (športni dan, kulturni dan,
naravoslovni dan, tehniški dan, ekskurzija,…),
da izpolnjuje svoje učne in druge šolske obveznosti (domače naloge, učenje, sodelovanje na
tekmovanjih,…)
da učencev in delavcev šole ne ovira in ne moti pri delu,
da v šoli in izven šole skrbi za lastno zdravje in varnost ter ne ogroža zdravja in varnosti ter
osebnostne integritete drugih učencev in delavcev šole,
da spoštuje pravila hišnega reda,
da varuje in odgovorno ravna s premoženjem šole ter lastnino učencev in delavcev šole ter le-tega
namerno na poškoduje,
da se spoštljivo vede do drugih,
160
da sodeluje pri urejanju šole in šolske okolice, dogovorjenem v oddelčni skupnosti ali skupnosti
učencev,
da sodeluje pri dogovorjenih oblikah dežurstva učencev.
2. člen
Namen pravilnika je, da se učencem šole zagotovi enotno in pravično izrekanje ukrepov za kršitve
šolskih pravil za enake in podobne kršitve.
3. člen
Učenec, ki v času šolanja v Osnovni šoli Žirovnica ne izpolnjuje svojih dolžnosti, krši šolska pravila in
ta pravilnik, zato se mu lahko dodelijo vzgojni ukrepi, določeni s tem pravilnikom.
4. člen
Vsi učitelji šole so pri svojem strokovnem delu dolžni poznati in upoštevati Šolska pravila v osemletni
osnovni šoli, ki jih je izdalo Ministrstvo za šolstvo in šport ter ta interni pravilnik, ki dopolnjuje Šolska
pravila.
Razrednik mora pri urah oddelčne skupnosti učence seznaniti s hišnim redom, ki ga določa šola, prav
tako pa mora razrednik pri urah oddelčne skupnosti obravnavati kršitve šolskih pravil in načine
ukrepanja.
Razrednik s hišnim redom in o kršitvah šolskih pravil seznani tudi starše na roditeljskem sestanku.
5. člen
30. člen pravilnika Šolska pravila v osnovni šoli
Učenec, ki ne izpolnjuje dolžnosti in se ne drži in osebno dogovorjenih pravil stori kršitev.
Hujše kršitve v skladu s tem pravilnikom so:
ponavljajoče istovrstne kršitve iz prvega odstavka tega člena, za katere so bili že izrečeni vzgojni
ukrepi,
občasni neopravičeni izostanki nad 12 ur oziroma strnjeni izostanki nad 18 ur,
uporaba pirotehničnih sredstev v šoli, na zunanjih površinah šole ali na šolskih ekskurzijah,
izsiljevanje učencev ali delavcev šole,
namerno poškodovanje in uničevanje šolske opreme, zgradbe ter stvari in opreme drugih učencev,
delavcev ali obiskovalcev šole,
kraja lastnine šole, drugih učencev, delavcev ali obiskovalcev šole,
popravljanje in vpisovanje ocen v šolsko dokumentacijo,
uničevanje uradnih dokumentov ter ponarejanje podatkov in podpisov v uradnih dokumentih, ki jih
izdaja šola,
grob verbalni napad na učenca, učitelja, delavca šole ali drugo osebo,
fizični napad na učenca, učitelja, delavca šole ali drugo osebo,
ogrožanje življenja in zdravja učencev in delavcev šole,
kajenje ter prinašanje, posedovanje, ponujanje, prodajanje ali uživanje alkohola, drog ter drugih
psihoaktivnih sredstev in napeljevanje sošolcev k takemu dejanju v času pouka, dnevih dejavnosti in
drugih organiziranih oblikah vzgojno-izobraževalne dejavnosti, ki so opredeljene v letnem delovnem
načrtu šole,
prihod oz. prisotnost pod vplivom alkohola, drug in drugih psihoaktivnih sredstev v času pouka, dnevih
dejavnosti in drugih organiziranih oblikah vzgojno-izobraževalne dejavnosti, ki so opredeljene v letnem
delovnem načrtu,
spolno nadlegovanje učencev ali delavcev šole.
6. člen
33. člen pravilnika Šolska pravila v osemletni osnovni šoli
V osnovni šoli na podlagi ugotovitve v postopku obravnave kršitve ter ob upoštevanju okoliščin iz 32.
člena Šolskih pravil v osemletni osnovni šoli ter členov tega pravilnika v primeru kršitve učenca ali
skupine učencev razrednik lahko odloči, da:
učenca pokliče na pogovor in mu izreče ustni opomin,
161
učenca pokliče na razgovor in mu izroči pisni opomin,
učenca pokliče na razgovor in mu izroči strogi opomin razrednika,
predlaga, da se učencu dodeli opomin oddelčnega učitelskega zbora; če je predlog sprejet, razrednik
pozove učenca in starše na pogovor, jim izroči opomin in jih opozori, da lahko nadaljnje kršitve
privedejo do premestitve učenca v drug oddelek,
predlaga, da se učencu dodeli opomin ravnatelja, učiteljskemu zboru pa lahko predlaga, da odloči o
premestitvi učenca v drug oddelek; če ravnatelj učencu dodeli opomin, pozove učenca in starše na
pogovor in jim ga izroči. Če je učiteljski zbor sprejel odločitev o premestitvi učenca v drug oddelek, jih
obvesti tudi o tem ter jih opozori, da bo lahko v primeru nadaljnjih kršitev šola začela s postopkom
prešolanja učenca,
predlaga, da se učencu dodeli opomin učiteljskega zbora; če mu ga le-ta dodeli, ravnatelj pozove
učenca in starše na pogovor ter jim ga izroči.
7. člen
Ob predlogu za dodelitev opomina učiteljskega zbora ali po dodelitvi tega vzgojnega ukrepa lahko
razrednik predlaga, da učiteljski zbor sprejme tudi odločitev o začetku postopka za prešolanje učenca.
Prešolanje učenca se izvede v skladu z določili 54. člena zakona o osnovni šoli.
8. člen
Učencu se zaradi storjenih kršitev lahko izrečejo vzgojni ukrepi, določeni s tem pravilnikom.
Pri izbiri določenega vzgojnega ukrepa za kršitve, ki niso opredeljene kot hujše kršitve, morajo
razrednik, ravnatelj in učiteljski zbor upoštevati postopnost uporabe posameznih vzgojnih ukrepov,
določenih s tem pravilnikom.
V primeru izrekanja vzgojnih ukrepov za hujše kršitve, določene v drugem odstavku 30. člena tega
pravilnika, razen za kršitve iz prve alinee, načelo postopnosti ne velja.
V primeru enkratnega neopravičenega zamujanja k uri pouka in drugi obliki vzgojno-izobraževalnega
dela učitelj, pri katerem je učenec izostal, učenca opozori. Če učenec drugič neopravičeno zamudi
pouk, mu učitelj v dnevnik vpiše neopravičeno uro. Pri tretjem, četrtem in petem neopravičenem
izostanku razrednik učenca pokliče na pogovor in mu izroči ustni opomin. Pri nadaljnjih občasnih
neopravičenih izostankih so vzgojni ukrepi enaki, ko pa skupni seštevek doseže 12 občasnih
neopravičenih ur oziroma 18 strnjenih neopravičenih izostankov, se učenca pokliče na pogovor k
razredniku in ta mu izreče pisni opomin.
Če učenec občasno neupravičeno izostane pri pouku in drugi obliki vzgojno-izobraževalnega dela nad
12 ur oziroma strnjeno izostane nad 18 ur, razrednik učenca pokliče na razgovor in mu izroči strogi
opomin razrednika. Če učenec to kršitev drugič ponovi, razrednik predlaga, da se učencu dodeli
opomin oddelčnega učiteljskega zbora; če je predlog sprejet, razrednik pozove učenca in starše na
pogovor, jim izroči opomin in jih opozori, da lahko nadaljnje kršitve privedejo do premestitve učenca v
drug oddelek, pri tem pa se upošteva 35. in 36. člen pravilnika Šolski ukrepi.
Pri nadaljnjem neopravičenem izostajanju od pouka razrednik upošteva postopnost uporabe
posameznih vzgojnih ukrepov, navedenih v 33. členu.
Neopravičeni izostanki so občasni, če učenec izostaja le pri urah pouka posameznih predmetov.
Če izostanek traja več ur ali šolskih dni zaporedoma, so izostanki strnjeni.
Če je vzrok izostanka take narave, da učenec potrebuje pomoč oziroma svetovanje, ravnatelj v
sodelovanju razrednika in svetovalno službo lahko odloči, da se izostanek učenca ne bo obravnaval
kot kršitev šolskih pravil.
Če razrednik dvomi v verodostojnost opravičila, obvesti o tem starše oziroma zdravnika, ki je
opravičilo izdal. Če ugotovi, da je opravičilo lažno, izostanka ne opraviči in ukrepa v skladu s tem
pravilnikom.
9. člen
Dolžnost učenca je, da sodeluje pri papirni akciji ali pri urejanju šole in šolske okolice, da pomaga
hišniku ali razredniku, ki vodi akcije, dogovorjene v oddelčni ali šolski skupnosti učencev.
162
Če učenec odkloni sodelovanje pri urejanju šole in šolske okolice ali druge dejavnosti, dogovorjene v
oddelčni ali šolski skupnosti učencev, razrednik pokliče učenca na razgovor in mu pojasni pomen in
namen te oblike dela.
Če učenec še vedno ne sodeluje in odkloni sodelovanje, mu razrednik vpiše neopravičene ure in
nadalje ukrepa v skladu s pravilnikom.
10. člen
Učenca, ki malomarno opravlja naloge pri dogovorjenih oblikah dežurstva, razrednik pokliče na
razgovor in mu prepove opravljati dežurstvo za to šolsko leto.
11. člen
V primeru neprimernega obnašanja učenca do učencev in delavcev šole (izzivanje, naslavljanje z
neprimernimi izrazi, grožnje, sodelovanje v pretepu, ipd.), razrednik učenca pokliče na pogovor.
Učenec, ki se je do sošolcev ali delavcev šole neprimerno obnašal, lahko pripravi poročilo, referat ali
seminarsko nalogo o bontonu in jo predstavi sošolcem in razredniku na razredni uri.
Če se učenec do sošolcev ali delavcev šole večkrat obnaša neprimerno, razrednik pokliče učenca na
pogovor in mu izroči ustni opomin. Pri nadaljnjem neprimernem vedenju ukrepa razrednik v skladu s
pravilnikom, pri tem pa mora upoštevati postopnost uporabe vzgojnih ukrepov, navedenih v 33. členu.
V primeru fizičnega napada na učenca, učitelja, delavca šole ali druge osebe, ali v primeru ogrožanja
življenja in zdravja učencev in delavcev šole, se uporabi vzgojni ukrep od tretje alinee 33. člena
pravilnika.
12. člen
Kajenje, uživanje alkohola in drog je v prostorih šole in na šolskih površinah prepovedano.
Če učenec kadi v šoli ali na zunanjih površinah šole, razrednik pokliče učenca na pogovor. Učencu
priskrbi ustrezno literaturo o škodljivosti kajenja in posledicah zasvojenosti, učenec pa lahko napiše
seminarsko nalogo o škodljivosti in posledicah kajenja.
Če razrednik ugotovi, da učenec kadi v šoli ali na zunanjih površinah šole, o svojih ugotovitvah
obvesti starše in šolsko svetovalno službo, ki ustrezno ukrepa. Če je pri kršitvi udeleženih več
učencev, so pri skupnem pogovoru s kršitelji prisotni starši le, če je mogoče zagotoviti prisotnost
staršev vseh učencev in strokovnih delavcev.
Če učenec prodaja, daje ali uživa alkohol oziroma drugo drogo v šolskih prostorih ali na zunanjih
površinah šole in napeljuje sošolce k takemu dejanju, razrednik razišče okoliščine kršitve, o svojih
ugotovitvah obvesti starše in šolsko svetovalno službo, ki ustrezno ukrepa. Pri izbiri vzgojnega ukrepa
pa mora razrednik upoštevati:
zmožnost presoje posledic lastnih dejanj glede na učenčevo starost,
nagibe oziroma motive za dejanje,
okoliščine, ki so učenca privedle do kršitve,
škodljivost dejanja,
ponavljanje kršitve.
Šola določi hišni red, s katerim ureja problematiko kajenja v šoli ali na zunanjih površinah šole:
nadzor v šolskih prostorih v času pouka in drugih dejavnosti, ki jih organizira šola opravljajo vsi učitelji
po službeni dolžnosti, še posebno pa v odmorih tisti učitelji, ki so določeni z razporedom o dežurstvu.
dežurstvo hišnika ali strokovnih delavcev med vsemi odmori v okolici šole, na mestih, ki so delavcem
šole znana kot zbirališče učencev, kjer kadijo.
Kajenje in uživanje alkohola oziroma drugih drog je prepovedano tudi na ekskurzijah, športnih dnevih
in v avtobusu.
Pred ekskurzijo se morajo učenci pri urah oddelčne skupnosti z razrednikom pogovarjati ne le o
vedenju, temveč tudi o pivski kulturi, o škodljivosti alkohola, cigaret in droge in obravnavati kršitve tega
šolskega pravila in predlagati načine ukrepanja ter preventivnega delovanja.
Če se razrednik o kajenju, uživanju alkohola in drugih drog pred izletom, ekskurzijo, športnim dnevom
ni pogovarjal pri uri oddelčne skupnosti, v primeru, da učenec ali skupina učencev pokuša alkohol ali
kadi na izletu, na ekskurziji ali na športnem dnevu, razrednik razišče okoliščine kršitve in se z
učencem ali skupino učencev pogovori, na pogovor pa pokliče tudi starše otroka ali skupine otrok, ki
so kršili šolsko pravilo prepovedi kajenja, uživanja alkohola ali druge droge.
163
Če učenec ali skupina učencev kljub pogovoru o škodljivosti in posledicah kajenja in uživanja alkohola
in drugih drog ter obravnavanju kršenja tega pravila kadi cigarete ali uživa alkohol ali drugo drogo,
razrednik razišče okoliščine kršitve, ugotovi, kdo je dajal alkohol ali cigarete ali drugo drogo in
napeljeval sošolce k takemu dejanju, za tega učenca predlaga vzgojni ukrep od tretje alinee 33. člena
pravilnika, za učence, ki pa so kljub predhodnemu obravnavanju kršenja tega pravila pokušali ali
uživali alkohol ali drugo drogo ali kadili cigarete, pa razrednik razišče okoliščine kršitve, se pogovori z
učencem ali skupino učencev, tako da le – ta lahko pojasni, kaj ga ( jih ) je pripeljalo do kršitve tega
pravila in glede na ugotovitev v postopku obravnave kršitve ter ob upoštevanju okoliščin izbere vzgojni
ukrep do tretje alinee 33. člena pravilnika, pri tem pa upošteva postopnost uporabe vzgojnih ukrepov,
navedenih v 33. členu.
Če razrednik sumi, da učenec s sabo nosi cigarete, alkohol ali drugo drogo, lahko učencu v šoli, na
zunanjih površinah šole ali na ekskurzijah pregleda osebno garderobo ali prtljago, če je pred tem
pridobil dovoljenje staršev.
Tudi delavcem šole ni dovoljeno uživanje alkohola med spremljanjem učencev na ekskurzijah,
športnih dnevih, izletih…
Učitelji ali drugi strokovni delavci šole, ki spremljajo učence na ekskurzijah, izletih ali drugih oblikah
vzgojno – izobraževalnega dela, v avtobusu sedijo na različnih mestih ( spredaj, v sredini in zadaj ),
tako da lahko spremljajo vedenje učencev in hitreje lahko opazijo morebitne kršitve učencev in tako
lahko takoj ukrepajo. Tudi na pohodih morajo učitelji spremljati učence tako, da hodijo z njimi spredaj,
v sredini kolone in zadaj in s tem lažje preprečijo morebitne kršitve učencev.
13. člen
Če učenec namerno poškoduje ali uniči izdelek, opremo in stvari drugega učenca, razrednik pokliče
na razgovor starše, ti pa so dolžni povrniti materialno škodo, ki jo je povzročil njihov otrok.
14. člen
V primeru malomarnega ravnanja s šolsko lastnino, razrednik pokliče učenca na pogovor. Učenec, ki
popiše mizo, klop, omaro ali katerikoli predmet v šoli, očisti šolsko lastnino s primernim čistilnim
sredstvom. Če učenec namerno poškoduje in uničuje šolsko opremo, zgradbo ter stvari in opremo
drugih učencev, delavcev ali obiskovalcev šole, razrednik pokliče starše na razgovor, ti pa so dolžni
poravnati stroške učencu, delavcu šole ali obiskovalcu, ki jo je njihov otrok namerno povzročil.
Razrednik predlaga, da se učencu dodeli opomin oddelčnega učiteljskega zbora; če je predlog sprejet,
staršem izroči opomin in jih opozori, da lahko nadaljnje kršitve privedejo do premestitve učenca v drug
oddelek.
15. člen
Če učenec skriva tujo lastnino, razrednik pokliče učenca na pogovor. Če učenec večkrat skriva tujo
lastnino, razrednik učenca pokliče na pogovor in ob upoštevanju okoliščin obravnava kršitve v skladu s
33. členom pravilnika, pri tem pa upošteva postopnost uporabe vzgojnih ukrepov.
V primeru kraje lastnine šole, drugih učencev, delavcev ali obiskovalcev šole, mora razrednik pred
izbiro vzgojnega ukrepa zbrati informacije od morebitnih očividcev. Z učencem se pogovori, pri izbiri
vzgojnega ukrepa pa mora upoštevati okolje, v katerem učenec živi in nagibe oziroma motive za
dejanje in zmožnost presoje posledic lastnih dejanj glede na učenčevo starost. Če je na podlagi
okoliščin mogoče sklepati, da bo po zaključku obravnave kršitve uporabljen eden od vzgojnih ukrepov
od tretje alinee 33. člena pravilnika, razrednik pokliče na pogovor tudi starše.
16. člen
Če učenec ponaredi podpis staršev, razrednik razišče okoliščine kršitve in se pogovori z učencem,
tako da lahko le – ta pojasni, kaj ga je pripeljalo do te kršitve. Če učenec ponovno ponaredi podpis
staršev, razrednik ukrepa v skladu s 33. členom pravilnika, pri tem pa upošteva postopnost uporabe
vzgojnih ukrepov.
Če učenec popravi in vpisuje ocene v šolsko dokumentacijo ali uničuje uradne dokumente ter
ponareja podatke in podpise v uradnih dokumentih in listinah, ki jih izdaja šola, razrednik razišče
okoliščine kršitve, zbere dodatne informacije od morebitnih očividcev in se pogovori z učencem, tako
da učenec lahko pojasni, kaj ga je pripeljalo do te kršitve. Razrednik predlaga vzgojni ukrep od tretje
alinee; če je predlog sprejet, razrednik ali ravnatelj (odvisno od sprejetega vzgojnega ukrepa) pozove
starše in učenca na pogovor.
164
17. člen
V primeru, če učenec prodaja stvari brez dovoljenja ravnatelja, razrednik učenca pokliče na pogovor,
če pa učenec stvari še nadalje prodaja, razrednik razišče nagibe oziroma motive za dejanje, okolje, v
katerem učenec živi in se šele glede na ugotovitve v postopku obravnave kršitve odloči za vzgojni
ukrep v skladu s 33. členom pravilnika, pri tem pa mora upoštevati postopnost uporabe vzgojnih
ukrepov.
18. člen
Če učenec uniči ali vsebinsko spreminja obvestilo razrednika in drugih organov šole, razrednik najprej
razišče okoliščine kršitve, zbere dodatne informacije in se pogovori z učencem, tako da le – ta lahko
pojasni, kaj ga je pripeljalo do kršitve.
Če učenec dejanje ponovi, razrednik uporabi vzgojni ukrep do tretje alinee 33. člena pravilnika, pri
tem pa upošteva postopnost vzgojnih ukrepov.
19. člen
Uporaba pirotehničnih sredstev v šoli, na zunanjih površinah šole ali na šolskih ekskurzijah je
prepovedana. Šola mora v začetku šolskega leta poklicati policista ali drugega strokovnjaka, ki otroke
vseh razredov, od 1. do 8. razreda, seznani z nevarnostmi in posledicami uporabe pirotehničnih
sredstev.
Če učenec kljub seznanjanju in vedenju uporabi pirotehnično sredstvo v šoli, na zunanjih površinah
šole ali na šolskih ekskurzijah, razrednik učenca pokliče na pogovor in mu izroči pisni opomin. Če
učenec ponavlja kršitev, razrednik ukrepa v skladu s 33. členom pravilnika. Če je na podlagi okoliščin
mogoče sklepati, da bo uporabljen vzgojni ukrep od tretje alinee 33. člena pravilnika, mora razrednik o
kršitvi takoj obvestiti starše in jih obvestiti, da prisostvujejo pogovoru z učencem.
20. člen
V primeru izsiljevanja drugih učencev ali delavcev šole razrednik razišče okoliščine kršitve, zbere
dodatne informacije in se pogovori z učencem. Učenec mora imeti možnost, da pove, kaj ga je
pripeljalo do te kršitve. Razrednik mora raziskati nagibe oziroma motive za dejanje in okolje, v katerem
učenec, ki izsiljuje, živi. Na podlagi ugotovitev razrednik uporabi vzgojni ukrep iz 33. člena pravilnika.
Če je na podlagi okoliščin mogoče sklepati, da bo po zaključku obravnave kršitve uporabljen eden od
vzgojnih ukrepov od tretje alinee 33. člena, razrednik takoj obvesti starše in jih pozove na pogovor z
učencem. Če starši ne morejo ali nočejo sodelovati, pri pogovoru sodeluje strokovni delavec šole, ki
ga izbere učenec, če pa učenec strokovnega delavca ne izbere, pri pogovoru sodeluje delavec
svetovalne službe.
21. člen
Če učenec spolno nadleguje učence ali delavce šole, razrednik, delavec šole, učenec, starši lahko
podajo predlog za začetek postopka zaradi storjene kršitve. Razrednik obvesti starše in šolsko
svetovalno službo, ki ustrezno ukrepa.
22. člen
Prvih pet vzgojnih ukrepov iz 33. člena tega pravilnika je mogoče pod določenimi pogoji izbrisati.
Vzgojni ukrep se lahko izbriše v primeru, če razrednik, učiteljski zbor, ravnatelj meni, da je bil namen
vzgojnega ukrepa dosežen in sicer tako, da se obvestilo o vzgojnem ukrepu izvzame iz mape vzgojnih
ukrepov učencev in se uniči. Ko se vzgojni ukrep izbriše, se šteje, da ni bil uporabljen.
Vzgojni ukrepi, ki niso bili izbrisani, se izbrišejo po enem letu od njegovega izreka.
23. člen
Ta pravilnik začne veljati 1. 5. 2005
Zabreznica, 26. 1. 2005
R A V N A T E L J
mag.Valentin SODJA
165
OSNOVNA ŠOLA ŽIROVNICA
166
Estimada Pía-María:
Nuestra intención de acudir a la cita en Alemania se ha visto definitivamente
bloqueada, negada. Los dos Colegios solicitaron la ayuda para la "visita
preparatoria" y la Agencia se la ha negado por falta de fondos económicos. Sin
embargo, a Carmen y a mi nos dijeron que sí había dinero suficiente para
subvencionar dicha visita.
Estamos decepcionados y tristes. Nos interesa el proyecto, nos interesa mucho,
tanto a los Colegios como a nuestra Facultad de Educación. Y pese a todo
queremos seguir en contacto contigo, con todo el grupo; pediremos apoyo a la
Agencia en la próxima convocatoria y esperamos conseguirlo definitivamente.
Juan Ramón está dispuesto a enviaros un artículo que escribió hace dos años
sobre la gestión democrática de la escuela, aunque no está traducido al
inglés. Sería como una pequeña contribución, algo que compensara de tanto
fracaso en la gestión de nuestra participación en el proyecto. Si crees que
interesa para el proyecto, dínoslo para remitirlo. Esto podemos hacerlo, y
mantener el contacto contigo, pero no procede ir a Colonia sólo como
Universidad, sin Colegios.
Por favor, Pía-María, envíale a Carmen el collar que dejó en tu coche en el
viaje a Eslovenia; tiene para ella un gran valor afectivo.
Da muchos recuerdos a todos los integrantes del grupo cuando os encontréis en
Colonia; diles cuáles han sido nuestras desdichas y que queremos
reencontrarnos con ellos, con todos vosotros en octubre, aunque entonces
todavía no pueda ser en España; el encuentro aquí habrá que aplazarlo hasta
abril u octubre de 2006.
Recibe un fortísimo abrazo de Carmen y Juan Ramón.
167
Activities of Debate club
My name is Daiva Pukeliene. I am a leader of Debate club at “Zemyna” secondary
school. There are ten members in this club. We have activities every Friday and we
discuss various themes. It´s very important for us to choose the theme related with
an urgent problem.
The latest our club´s work was debate “Lithuania is a democratic country”. Two
students´teams “for” and “agsinst” took part in this debate and competed with each
other. Before this performance students had done a huge amount of tasks. First of
all, we had gathered much information related to the issue. Secondly, we had been
working for some days seperately: groups “for” and “against”. Each of them had tried
to find out the most significant arguments to prove their concrete opinion related with
the current theme.
Due to teh fact that the main issue was rather complicated to discuss, we had asked
for help our school´s History teacher. Finally, our performance was shown for our
school´s teachers and students. We think that ist is not so important wheater our
performance turned out well or it didn´t work. The biggest achievement is our desire
for knowledge. We try to solve important problems of our country´s life; to take part in
this participation and to take common actions that our country would besome a better
place to live in. Moreover doing such works as debate we can test our own abilities
and foresee future´s works to improve various our skills.
Daive Pukeliene
“Zemyna” secondary school.
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Reflexion des Comenius-Projekttreffens an der PA in Klagenfurt
Um Kolleginnen und
Kollegen der Volksschule
der Akademie,
der Hauptschule der
Akademie und der Pädagogischen
Akademie
des Bundes in
Kärnten über das laufende
Projekt “In Europa
Demokratie leben”
zu informieren und die
in Deutschland gewonnenen
Eindrücke zu
vermitteln, fand am
Freitag, dem 20. Mai
2005, ein Reflexionsnachmittag
statt. Für
die Teilnehmer/innen der österreichischen Delegation bot dies die Möglichkeit,
Resümee über die abgelaufene Veranstaltung zu ziehen. Nach den einzelnen
Statements wurde das Video, das bei dem Projekttreffen in Deutschland erstellt
wurde, gezeigt. Im kleinen Kreis der Interessierten ergab sich eine rege Diskussion
zwischen den Teilnehmer/innen und den eingeladenen Kolleg/innen. Neben
Kolleg/innen waren auch Mitglieder der Leitungsgruppe (Dir. Dkfm. Dr. Josef Hieden,
OStR Mag. Dr. Friedrich Fuchs, AL Brigitta Kolmitz) anwesend.
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Termine für das nächste Treffen
im Schuljahr 2005/06
Projekttreffen in Estland und Litauen
19. Oktober 2005 – 25. Oktober 2005
an der Schule von Diana Beltadze (Estland)
und Asta Andriuskeviciene (Litauen)
170
Die vorliegende Dokumentation wurde
unterstützt durch die
Pädagogische Akademie
des Bundes in Kärnten
Hubertusstraße 1
A-9022 Klagenfurt
Tel: +43/463/23 7 85
Fax: +43/463/23 7 85 99
office@akademie.klu.at