Mirja Halm
Das Fordern in der Lounge
Was ist die Lounge?
Die Lounge ist ein Raum, der der individuellen Förderarbeit zur Verfügung steht. Er ist mit Tischen und Arbeitsmaterialien, sowie mit Computern und einer Tafel ausgestattet.
Dreimal in der Woche haben die Kinder hier die Möglichkeit in kleinen Gruppen zu lernen.
Wer kommt in die Lounge?
Die Klassenlehrer entscheiden, welchen Kindern das Angebotgemacht wird, in der Lounge zu arbeiten. In Gesprächen wird den Kindern vorgeschlagen, an verschiedenen Lernbereichen in der
Lounge zu arbeiten. Dann entscheidet jedes Kind für sich, ob es dieses gerne tun würde. Für die Kinder ist der Besuch der Lounge daher freiwillig und wird als Privileg gesehen.
Entscheiden sich aus einer Klasse mehrere Kinder für eine regelmäßige Arbeitszeit in der Lounge, kommen sie an einen Tag gemeinsam.
In der Regel besuchen die Kinder der Eingangsstufe die Lounge.
Wann wird in der Lounge gelernt?
In der Woche gibt es fünf Zeiten in der die Lounge besetzt ist. Die Arbeitszeit gliedert sich in drei Einheiten in der Woche vor der Pause und zwei danach. Das Zeitfenster liegt bei etwa 1,5
Zeitstunden für jede Gruppe. Manche Kinder lernen auch zweimal in der Woche in der Lounge.
Welche Angebote gibt es in der Lounge?
Das Angebot in der Lounge gliedert sich in sechs Bereiche:
• Freies Sprechen/Erzählen
• Schreiben
• Lesen
• Spielen
• Feinmotorik
• Wahrnehmungsförderung
Freies Sprechen/Erzählen
Regelmäßig, zu Beginn der Arbeitszeit in einer Gruppe, gibt es eine Erzählrunde. Meistens berichtet jedes Kind darüber, was ihm in diesem Moment wichtig ist. Es kommt aber auch vor, das es ein Thema gibt, zu dem wir uns Gedanken machen und austauschen.
Die Kinder genießen diese Zeit sehr und teilen sich gerne in der Kleingruppe mit.
Sie lernen, sich verständlich auszudrücken, Erlebnisse und Gefühle zu Ausdruck zu bringen, Meinungen zu akzeptieren und erweitern ihren Wortschatz. Das Aussprechenlassen einer Person und das Zuhören ist Vorraussetzung für diesen Tei der Stunde. Auch aktives Zuhören, durch Wiederholen von Aussagen, gehört zu diesem Teil der Arbeitszeit.
Schreiben
Ein Bestandteil jeder Stunde ist das Schreiben. Es wird zum größten Teil auf leere, weiße Blätter geschrieben. Kopien und Arbeitsblätter gibt es nur selten. Es werden unbekannte Buchstaben besprochen und erarbeitet. Wörter zum neu gelernten werden gesammelt und notiert.
In der Regel gibt es einen Schreibanlass, zu dem Wörter und Sätze geschrieben werden.
Das kann:
-ein vorher besprochenes Thema sein,
-Bilder und Bildgeschichten,
-vorgelesene Geschichten (weiter schreiben, gemerktes schreiben,
Geschichte verändern …),
- Schreibanlässe, die sich durch Spiele ergeben.
Die Ideen zu den zu schreibenden Wörtern stammen immer von den Kindern selber. Sie gestalten ihre Arbeitszeit indem sie mitdenken, den Verlauf der Schreibzeit gestalten und vorantreiben.
Texte und Wörter werden eigenständig, aber auch mit Hilfe kontrolliert, besprochen und korrigiert.
Lesen
Das Lesen beginnt mit der Überprüfung und dem Vortragen eigener Texte, also erst dann, wenn die Kinder durch ihr eigenes Schreiben das Lesen erobert haben. Die Kinder lesen ihre eigenen Wörter, oder die der anderen, häufig vor.
Das Sprechen zuerst fördern
Zusätzlich steht Material für den Leseanfang und zum Sinn-Erfassen zur Verfügung. Außerdem legen wir großen Wert darauf den Kindern vorzulesen, um das Zuhören zu trainieren, den Wortschatz zu erweitern und das Interesse am selbstständigen Lesen zu fördern.
Spielen
In jeder Gruppe gibt es Zeit für gemeinsame Spiele
• Teamspiele
• Regelspiele
• Wortspiele
• Anlautspiele
• Spiele die die Phantasie anregen
• Spiele zur Merkfähigkeit (z.B. Kimspiele)
• Spiele zum Anweisungsverständnis
• Spiele zur Wortschatzerweiterung
• Spiele die das Lesen erfordern
Aus dieser Arbeitszeit resultieren ebenfalls viele schöne Schreibanlässe.
Feinmotorik
Meist gegen Ende der Stunde, beginnen wir ein Angebot zur Feinmotorik. Das kann Schwung-übungen, basteln, malen, schneiden, kneten und vieles mehr bedeuten. Oft kommen die Ideen
von den Kindern. Sie organisieren sich in dieser Zeit besonders selbstständig und kommen immer wieder mit neuen Vorschlägen in die Lounge.
Wahrnehmung
Manche Kinder benötigen noch Übung in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen. Wenn das Lesen und Schreiben noch sehr schwer fällt, beschäftigen sich die Kinder neben einer verkürzten Schreibzeit, mit unterschiedlichen Bereichen der Wahrnehmung.
• visuelle Wahrnehmung
• Auditive Wahrnehmung
• Logische Reihen
• Raum – Lage Verständnis
• Figur – Grund Wahrnehmung
• Labyrinthe ( Augenspatziergänge )
Zuhörend lernen
Spielend lernen
Bewegung ist Lernen
Diese gehören zu den Hauptangeboten in der Lounge. In diesem Bereich gehört auch mal ein Arbeitsblatt dazu, aber hauptsächlich wird mit Materialien wie LÜK, Logiko, liegende Acht, Path Finder, Nagelbrett und PC gelernt.
Ziel der Arbeit in der Lounge
Das Ziel der Arbeit in der Lounge ist in erster Linie, dass die Kinder gerne ihre Zeit in dieser Kleingruppe verbringen. Sie sollen Spaß und Freude am Lernen haben und durch die kleine Gruppengröße besonders viel Kommunikationsmöglichkeit haben.
Die Individualität und der Lernstand werden immer berücksichtigt und jedes Kind arbeitet in seiner eigenen Geschwindigkeit. In der Lounge gibt es die Zeit, auch mal einen Schritt zurück zu gehen.
Stress und Druck gibt es nicht. Wie lange jedes Kind in die Lounge kommt, ist sehr unterschied-lich. Es ist durch aus vorgesehen, dass die Gruppen eine Zeit bestehen, dann aber auch wechseln können.
Leseverständnis
Ein Teil der Arbeit in der Lounge bezieht sich auf das Überprüfen der Entwicklung der eigenen Lesekompetenz der Kinder, die bereits schreiben und auch lesen können. In jeder Klasse gibt es Kinder die lesen können, aber das Sinn-Entnehmen, -Finden oder –Füllen noch nicht ausgebildet ist.
Im ersten Schritt dieses Angebotes ist es uns wichtig heraus zu finden, aus welchen Gründen das jeweilige Kind entweder nicht gerne liest, Lesen vermeidet, oder den Inhalt von Texten nicht
verarbeitet.
Um den vielen möglichen Schwierigkeiten beim Lesen auf den Grund zu gehen, entscheidet der Klassenlehrer, welches Kind sich in der Lounge mit dem Thema „Lesen“ befasst. In einem Einzelgespräch mit dem Kind versuchen wir zu erfahren, ob das Kind gerne liest, was es liest,
wo seine Interessen liegen, wo es selber seine Schwierigkeiten und Grenzen einschätzt, was seine Leselust steigern könnte, warum es lesen können möchte.
Dann steigt das Kind mit dem Zuordnen von Wörtern zu Bildern in die Lesepraxis ein.
Sich finden
Sich wohl befinden
Lernen können
Zeit
Lesen verstehen
Individuelle Diagnose
Danach bekommt der Schüler einen Satz vorgelesen, den er lautgetreu wiederholen soll. Zu diesem Satz werden nun mehrere Fragen zum inhaltlichen Verständnis gestellt, welche mündlich
beantwortet werden. Dadurch kann festgestellt werden ob das Kind in der Lage ist, sprachlich vermittelte Informationen zu verarbeiten.
Später liest das Kind einen Satz selbstständig und wiederholt und beantwortet dazugehörige Fragen. Es wird eine große und eine kleinere Schriftgröße angeboten. Damit ist der Einstieg in die Arbeit zum Lesen mit Sinn gemacht. Wenn die ersten Schritte des eigenständigen Lesens erfolgreich waren, wird angeboten:
- vertikal zu lesen
- Spiegelschrift zu entziffern
- Auf dem Kopf stehendes zu lesen
- Aussagen zu einem Bild zu überprüfen
- Stolpersätze zu bearbeiten
- Informationen aus einem Sachtext zu erhalten.
Abhängig von Verlauf und Erfolg bei der Bearbeitung der gestellten Herausforderungen, erarbeiten die Kinder mit Unterstützung und Beratung einen Vertrag. Dieser Vertrag beinhaltet die Schritte, welche in nächster Zeit nötig sind, dem selbstständigen Lesen näher zu kommen und die Freude am Lesen zu erhalten oder zu erfahren.
Lesevertrag