Walter Hövel
Freie Arbeit im Englischunterricht
Zur Entwicklung reformpädagogischer Ansätze
Den nachfolgenden Artikel habe ich ürsprunglich nicht fur Fragen und Versuche geschrieben, sondern fur die Fachzeitschrift "Englisch". Daher sind viele nicht-FuV-relevante Formulierungen in diesem Text, - fur die FuV wurde ich anders schreiben. Ich habe keine Lust alles nochmals zu schreiben. Veröffentlichen möchte ich den Artikel trotzdem, da gerade über das Fach Englisch so wenig bei uns geschrieben wird, andererseits ich mich auf fast jedem Treffen in einem Kreis diskutieren der und austauschender Englischlehrer/innen wiederfinde. Und das macht mir immer Riesenspas,und deshalb hoffe ich,diese Diskussion etwas anheizen zu können.
Der Begriff der Freien Arbeit ist heute doppelt besetzt. Einerseits bedeutet er die individualisierte Arbeit mit Übungsmaterialien, die dem Üben, Festigen, Nacharbeiten und dem erweitertem Lernen dient. Die hierfur in der Stundentafel benötigte Zeit wird dann auch oft "Freiarbeit" genannt. Dieses Verständnis von "Freiarbeit" entspringt der Tradition der Montessorischulen und der Petersenpädagogik. Diese Form der Arbeit ist zunächst keine qualitative Veränderung der bisherigen Unterrichtspraxis, sondern nur eine Umorganisierung bekannter Arbeitstechniken
hin zur individualisierten, binnendifferenziert- orientierten Arbeitsweise. Ehrlicher wäre es, jene Teile der Arbeit Übungsaufgaben oder Stillarbeit zu nennen.
Andererseits bedeutet Freie Arbeit den von Schuüern und Lehrern organisierte Zugang zu kreativem, selbstbestimmtem Lernen der Schüler mit handlungsorientierten und wissenschaftlich-entdeckenden
Elementen im Rahmen eines ganzheitlichen, vernetzten Unterrichtskonzepts. Dieses Verständnis entspringt der Freinetpadagogik, der Tradition der amerikanischen Projektorientierung und der englischen open education und dem discovery-learning.
Bei dieser Auffassung der Freien Arbeit ist aber auch die Form der individualisierten Übungsmaterialien
wiederzufinden, als Angebot an die Schüler, um Kulturtechniken abzusichern, unumgängliches Wissen oder
Grundtechniken in die Hände der Schüler zu geben. Freie Arbeit bedeutet nicht die Abschaffung der kurs- und lehrgangsorientierten Anteile des "herkommlichen" Englischunterrichts.
Der Glaube, diese Anteile des Unterrichts von Heute auf Morgen "ersetzen" zu wollen oder können,
ist mehr als laisser-faire. Umgekehrt ist der Glaube, ein paar Übungsmaterialienm mit dem Etikett "Freiarbeit" an den bisherigen Unterricht "anzuhängen", sei schon die Einfuhrung der Freien Arbeitstechnik,
ein Täuschungsmanöver.
Vielmehr verlangt die Einfuhrung der Freien Arbeit eine gründliche Auseinandersetzung mit reformpädago-gischen Ansätzen, den Mut zu offenem Unterricht und eine ausgesprochen kritische Auseinandersetzung
mit dem jetzigen Schulwesen und seiner Unterrichtspraxis. Diese Auseinandersetzung wiederum ist
nicht einfach theoretisch leistbar.
Auseinandersetzung mit einer Pädagogik, die die freie Arbeit der Schüler/innen zum Ziel hat, bedeutet wirkliche, praktische Veränderung. Diese Auseinandersetzung kann sich nur in der tastenden und erprobenden Praxis mit (!) den Schülern vollziehen und entwickeln. Diese Veränderung bedarf der Veränderung der Einstellung von Lehren und Lernen bei Schülern und Lehrern(!).
Der Austausch von Erfahrungen, Techniken und Materialien mit anderen Kolleginnen und Kollegen ist ein Prinzip vieler reformpädagogischer Richtungen. Dies kann an der Schule geschehen, in Stufenteams,
Fachkonferenzen oder in Arbeitsgruppen.
Es gibt aber auch die Möglichkeit regionale Treffen entsprechender Arbeitskreise zu besuchen oder z.B. an Treffen der Freinetpädagogen (regional,auf Landesebene, Bundesebene oder internationaler Ebene) teilzunehmen. Entsprechende Kontakte erhalten sie über diese Adresse:
Padagogik-Kooperativen
Goebenstr.8
2800 Bremen
Tel.: 0421/344929
Wer allerdings Freie Arbeit erst nach der entsprechenden "Reform von oben" und gründlicher "reform-pädagogischer Ausbildung" eingeführt sehen möchte, wird keine Veränderung von Unterricht erfahren. Denn die Erfahrung der Reformpädagogik, hier vor allem der Freinet- Pädagogik, ist die der Notwendigkeit und Machbarkeit von verändertem Unterricht.
Zudem bietet kein reformpädagogischer Ansatz fertige Rezepte, vielmehr handelt es sich um einen Prozeß, der von Menschen gestaltet werden muß und nicht vom grünen Tisch aus. Lehrer/innen, die sich mit ihren Schülern auf Freie Arbeit einlassen, können nach verschiedenen Strategien verfahren. Zunächst
können Teile des Unterrichts verändert, es können Erfahrungen mit verschiedenen unterrichtlichen Organisationsformen, mit Techniken und Materialien gesammelt werden. Es können ganze Stunden
oder Unterrichtseinheiten zur Einführung der Freien Arbeit genutzt werden, wobei sich bei Lehrern und Schülern eine immer größer werdende Sicherheit im Umgang mit der Organisation des Lernens, der Handhabung der Lerntechniken und dem Gebrauch von Materialien und Medien herausbildet.
Allmählich wird das Ziel der Freien Arbeit mehr und mehr zum Strukturprinzip des gesamten Unterrichts. Bewährte Methoden des Lernens, Lehrgänge, Kurse, wie auch lehrerzentrierte, frontale Unterrichtsse-quenzen gehören zum Repertoire der Freien Arbeit. Sie sind integrierter Bestandteil des veränderten Unterrichts, die entsprechend den Bedingungen der Arbeit ihren Platz in verschiedenen, gemeinsam
geplanten(!) Situationen finden.
Das Herzstück der Freien Arbeit ist die von Lehrern und Schülern gemeinsame Planung, Organisation, Analyse und Auswertung der geleisteten oder zu leistenden Arbeit. Dies geschieht im Falle der Lehrerin oder des Lehrers mit vielen Klassenlehrerstunden, in der wöchentlichen Klassenversammlung (oder auch Klassenrat genannt), im Falle des Fachlehrers in den entsprechend organisierten Phasen des Fachunterrichts
Die Planungszeitraume umfassen je nach Arbeitsbedingungen eine Woche (Wochenplan), mehrere Wochen (Projekte und langerfristige Arbeitsverträge) oder das Halbjahr,bzw. das Schuljahr (grob skizzierter
Plan). Entscheidend ist hierbei, das einerseits die Lehrer/innen lernen, ihre "Macht" abzugeben, die Schüler/innen ihrerseits lernen, ihre eigenen Lernwege zu gehen lernen, die eben nicht von Lehrer/
innen vorkonzipiert sind, "Machtabgeben" heißt nicht, dass die Lehrer/innen ihr Wissen und ihre Erfahrungen verstecken oder künstlich zuruckhalten.
Vielmehr müssen die Schüler/innen als kompetente, erkenntnisfreudige Menschen akzeptiert werden - und nicht als defizitare, zu belehrende Subjekte, - denen die Lehrer/innen als Berater, Partner, Anbieter
und Lerner (!) begegnen.
Die Freie Arbeit selbst kann in mehrere Bereiche aufgeteilt werden:
ÜBUNGSMATERIALIEN
Als Übungsmaterialien gelten Karteien, Spiele, workbooks, Arbeitsblätter. activity books, Puzzles, die diverse Aufgabenstellungen (Grammatik,Wortschatz und -felder, comprehension, etc.) beinhalten. Diese Materialien sollten mit Selbstkontrollmöglichkeiten ausgestattet sein und können verschiedene Schwierigkeitsgrade enthalten. Ein Teil dieses Materials kann selbst erstellt werden (von Lehrern und Schülern), wie Satzpuzzle, Bilder – Wort – Mappen, Steckkarten, exercise-cards oder Quizspiele. Andere Materialien sind im Fachhandel erhaltlich.
Hier einige Beispiele:
•L.A.Hill und P.R.Popkin,"Let's Do Crosswords", Cornelsen
•The "Charlie Brown" Crossword Puzzle Book, United Feature Syndicate
• "LOTTO" Berufe, Jobs, Otto Maier Ravensburg (bedarf nur einer englischen Beschriftung auf den Boards)
•The Snoopy strikes again maze book, (u.v.a.m.).United Feature Syndicate
•Ludwig Gressmann, Puzzles & Games, Oldenbourg
•Wayne Williams, "Doctor Strange Mystic Number Puzzles", Cinnamon House,Grosset & Dunlap
•Streamline English, "Connections". Departures" , "Destinations" (3 Titel), Oxford, University Press
• John Byrne & Anne Waugh, ZIG ZAG, Oxford University Press
• I about myself in English, Kamp
• Read, Write and Remember, A,B,C,... (mehrere Titel), Constance Milburn, Blackie & Son Limited
• Angelika Schreitmüller, Spiele zum Uben, Materialvertrieb der Padagogik-Kooperativen
• Do it yourself. English, Selbstlernkartei , Verlag Die Schulpraxis
• Arbeitsmaterialien fur einen kommunikativen Englischunterricht, Verlag Die Schulpraxis
• Dietmar Keller,Wortschatzarbeit in modernen Fremdsprachen, in: Montessori- Werkbriefen 1985 Heft 4
• Dietmar Keller,Hantieren mit grammatischen Strukturen, in: Montessori-Werkbriefen,1986 Heft 2.
INDIVIDUELLES
Zu diesen Materialien können weitere kommen, die ein silent reading oder weitere Formen der individuellen Vertiefung oder spezieller Interessen erlauben, Bücher, Zeitschriften, Cormics, Kassetten, Spiele, Videos,etc.
Auch hier wieder eine Auswahl verschiedener Titel:
• Arbeitshefte,wie "Take it easy", Schöningh
• Linda Schinke, Vocabulary Games, Klett
• Getting into Jeans (und weitere Titel), Hessisches Institut fur Lehrerfortbildung),
• Romane wie
• Emer O'Sullivan,Dietmar Rosier, I Like you - und du?, rororo
• Richard Bach,Jonathan Livingston Seagull, Pan Books
• Animal Farm, 1984, Longman,
• didaktisch aufgearbeitete Klassiker wie
• Stories from Shakespeare, Tales of Ancient Rome, Monte Christo, Moonfleet (viele weitere Titel), Longman
• Jane Eyre, David Copperfield, Robin Hood, Around the World in Eighty Days (und weitere Titel),Oxford
University Press,
• Comics, wie Asterix,
• a tot of English, kid,teen,Klett
• L.G.Alexander,Operation Janus (und weitere Titel),Longman,
• Jugendklassiker in Comicform wie
• Sherlock Holmes and the Dancing Men (und weitere Titel),Longman
• Treasure Island, Tom Sawyer ,Dracula (und viele,viele weitere Titel),Pendulum Press,
• Klassiker in Comicform wie
• Hamlet, Macbeth (und weitere Titel), Pendulum Press
• Biographien in Comicform wie
• Martin Luther King, Elvis, Madam Curie (und weitere Titel), Pendulum Press,
• American History in Comicform wie
• Civil war, World War II (und weitere Titel), Pendulum Press,
• Short Stories wie
• 8 Ghosts Stories, the Birds (und weitere Titel),Longman
•Love (und andere Titel), Hirschgraben
• Maugham, Short Stories (und weitere Titel), Schönigh,
• Science-Fiction, wie ME,MYSELF AND I,Longman
• spezielle Reader fur die Schule wie
• K's First Case, Girl Against the Jungle (und viele andere Titel), Longman
• The Black Hand Gang ,Ravensburger
• Ugly Brutes (und weitere Titel in der Serie ISSUES), Langenscheidt-Longman,
• Songbooks (mit Kassettenmaterial),wie Famous British & American Songs, Longman,
• illustrierte Märchen wie
• aus der Serie "Read it yourself" (The Magic Paintbrush, Ananse and the Sky God und viele weitere Titel), Ladybird Books Limited,
• History Books wie
•William The Conqueror, Marco Polo, Captain Scott, The Vikings (50 Titel), Ladybird Books Limited
• Roman Times, Castle Times (und weitere Titel), Usborne Books,
• Picture Composition Books wie Donn Byrne, Progressive Picture Compositions Pupils'Book,Longman,9
• Sachbücher zu verschiedenen Themen wie
• The First American (und weitere Titel),Schöningh
• Great English Sailors (und weitere Titel), Longman
• Stars and Planets (und weitere Titel), Macdonald Educational LTD
•Science for Primary Schools,SF King,
• 8 Hefte mit entsprechenden record sheets und extension activities, Ward Lock Educational Co.Ltd, 47 Marylebone Lane, London W1M6AX,
• mit Themenbereichen wie:
Timers and Clocks, Energy, Materials,Air, Light and Colour, etc.
• Human Body (und weitere Titel),Usborne Books
• Weather, Light (und weitere Titel).Ladybird Books,
• spezielle Bücher für ausländische Schüler wie
• Dede Korkut's Tale, Longman Group LTD
• (English)-Turkish Phrase Book. Haset Kitapevi A.S.,Beyoglu,Istiklal Cad.469,Istanbul,
• Cartoon Books,wie Comics & Cartoons,Lensing,
• Project Books,wie Blacks in the U.S.A, (und weitere Titel). Cornelsen,
• Gedichtsammlungen,wie You und You 2, Schroedel.Gruwell.
Dazu können Spiele im englischen Original kommen, wie Scrabble oder Monopoly. Und viele,viele andere Materialien, die sich in Prospekten englischsprachiger Verlage, in Schulbuchhandlungen und der englischsprachigen Abteilung eines Buchgeschäftes verbergen.
Viele dieser Materialien bieten sich zudem an, sie als Gegenstand für Projekte und Unterrichtseinheiten einzusetzen.
EXPERIMENTE
Britische Schulbuchverlage bieten eine größere Anzahl von Experimentierkarteien und activity books an, die für die Primary und Middle School fur verschiedene Fächer und Sachbereiche gemacht sind. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie in "verständlichem" Englisch eine Menge von Themen anschneiden, die in einfachen Versuchen von Schülern untersucht werden können. Der Einsatz dieser Materialien ermöglicht nicht nur eine selbständige Arbeit in Gruppen, sondern bietet vor allem eine Verbindung von handlungs-orientiertem Unterricht und wissenschaftlichen Themen, wobei die englische Sprache nicht mehr abstrakt oder situationsimitierend präsent ist, sondern natürlicher, originaler Gegenstand,der in die Hände (! )
der Schüler/innen gelangt.
Hier einige Beispiele:
•Science for Primary Schools, SF King, 8
• Hefte mit entsprechenden record sheets und extension activities, Ward Lock Educational Co.Ltd,47 Marylebone Lane,London W1M6AX,
• mit Themenbereichen wie: Timers and Clocks, Energy, Materials, Air, Light and Colour, etc.,
• Learning Through Science,Schülerkartei mit 12 verschiedenen Themenbereichen, pro Thema 24 Karten, wie Colour, Sky and Space,Out of Doors, Electricity, etc., Macdonald Educational.Maxwell Hous74 Worship Street London, 2c2A2EN
•Creative Technology, A classroom resource Book with nearly 200 items, und viele weitere Themen und Gebiete. Es lohnt sich den Kathalog anzufordern: Holmes McDougall Ltd,Allander House,137-141 Leith Walk,Edinburgh EH6 8NS
Dieser Bereich der nun beginnenden Freien Arbeit kann um andere Dinge erweitert werden:
Etwa um ein englischsprachiges Rezeptbuch für chinesische Gerichte mit entsprechendem Kochgeschirr, um englischsprachige Nahanleitungen oder andere Anleitungen zu diversen Dingen, die sich für einen handlungsorientierten Englischunterricht eignen.
FREIE TEXTE
Den Schülern sollte Zeit und Material zur Verfügung stehen, um eigene Texte schreiben zu können. Diese Technik der "Freien Texte" ist ein Kernstuck der Freinetpadagogik. Diese Technik ist bereits in den ersten Monaten des Englischlernens einsetzbar.
Die Schilderung dieser Technik wurde den Rahmen des Artikels sprengen. Daher zwei Materialhinweise:
• Walter Hövel, Freie Texte, selber schreiben, in Deutsch und Englisch, 54 Techniken in Karteiform
• Freies Schreiben - sich frei schreiben, Kaleidoskop, ebenfalls im Verlag Die Schulpraxis erhältlich (Eine Sammlung verschiedener Beiträge zum Freien Schreiben, nur auf den Deutschunterricht bezogen. Die Ubertragungm auf das Fach Englisch ist leicht leistbar).
Die wichtigste Regel des Schreibens Freier Texte muss eingehalten werden: Die Lehrerin oder der Lehrer gibt den Schülern keine Inhalte vor. Die Inhalte sollen alleine der Phantasie, dem Wissen, den Problem-kreisen der Schüler/innen oder dem Zufall des Spiels mit der Sprache vorbehalten bleiben. Wieder sind die Unterrichtenden nur Anbieter und Helfer. Anbieten konnen Sie - mit der oben genannten Kartei –Techniken, Bildmaterial aus Illustrierten, Büchern und Zeitungen – (auch in Karteiform zu bringen) -, die als Assoziationsmaterial zum Schreiben der Texte anregen sollen. Weitere Anregungen zur schriftlichen und verbalen Bearbeitung verschiedener Probleme, geben ein kombiniertes Bild-Text- Material (ein Bild wird ausgeschnitten, aufgeklebt, dazu wird eine Frage oder eine Bemerkung geschrieben).
Die so geschriebenen Freien Texte können vorgelesen, in einer Mappe zusammengefasst, in ein stories & poems book übertragen, die Texte können getippt oder gesetzt und gedruckt werden, um sie in einer Klassen- oder Schulzeitung zu veröffentlichen. Nach (möglichen) anfänglichen Schwierigkeiten der Umstellung, sind die Resultate dieser Technik erfrischend für Schüler und Lehrer.
ARBEIT mit TEXTEN
Der Umgang mit Texten - vom Sprichwort bis zum Roman, bietet vielfaltige Formen und Möglichkeiten der Freien Arbeit. Das Reservoir der handlungsorientierten, kreativen, ästhetischen und dramatischen Mittel zur Interpretation von Texten ist sehr groß. Die Arbeit in Gruppen – mit nachfolgender Präsentation - bietet sich
in vielfaltiger Form an: Texte können verändert, umgeschrieben werden, durch Substitution einzelner Wörter, Sätze, Passagen oder des ganzen Textes. Ein Text kann transponiert werden, durch Übertragung in eine andere Zeitepoche, durch örtliche und personale Veränderung. Aus verschiedenen Texten konnen neue komponiert. Texte können verlängert, gekürzt oder erweitert werden. Eine Textform kann in eine andere gebracht werden (Dialog, Gedicht ,Bericht, etc.). Texte können verfälscht, verneint, in Frage gestellt werden, sie können zu surrealen Texten umgewandelt werden.
Texte konnen auf verschiedene Art vorgetragen werden. Mimik, Gestik, Geschwindigkeit, Betonung, Lautstarke, Reihenfolge der Textteile, etc. können Mittel der lebendigen Interpretation sein.
Texte konnen mit ästhetischen Mitteln bearbeitet werden, z.B. durch Plakatgestaltung, Interpretation durch ein Bild, ein Panoramamodell, Relief, Plastik oder Overheadfolienzeichnungen ,durch Umsetzung in ein Comic, in Moritatenbilder.
Texte können durch textile Materialien in verschiedensten Formen ihre Umsetzung finden. Weitere Formen der Umsetzung, wie Kalender, Drucktechniken, Dosenkino, etc. sind möglich. Die Bearbeitung mit verschiedensten Medien, Video, Kassettenrecordern, Kamera, mit Musik, Sprechexperimenten, Interviews verlängert die Kette der Moglichkeiten.
Die Schattenleinwand gibt mit Menschen – oder Figurenschattenspiel, mit Folien und Diabildern schier unbeschränkte Möglichkeiten und überraschende Ergebnisse der Darstellung von Texten. Hinzu kommen Formen des Rollenspiels, verschiedener Theaterformen und des Tanzes, die die selbsttatige Interpretation
der Schüler erlauben.
All diese hier aufgeführten Techniken, und einige mehr (zusammen 53), sind, mit 120 größtenteils deutschen, aber auch englischen Texten, in einer Karteizusammen gefasst:
Geus, Hövel, Vierkotter. Warum Nicht Literatur? handlungsorientiert,Verlag Die Schulpraxis.
Es seien zwei weitere Materialien genannt, die diese Form der Arbeit unterstützen:
Hähnl ,Soll, Schattenleuchten, eine Kartei zum Umgang mit der Schattenleinwand ,Kaleidoskop,
Maria Hövel, Stoffgeschichten, eine Kartei zum Umgang mit textilen Materialien, Spinnweben.
(/iLUs- Karteien sind über den Verlag Die Schulpraxis oder den Materialvertrieb der Padagogik-Kooperativen erhältlich.)
PROJEKTE
Unterrichtseinheiten können projektähnlich gestaltet werden. Leider beschränkt die Einengung des Englischunterrichts durch 45-Minutenrhythmus, äußere Differenzierung und die damit verbundene Auflösung des Klassenverbandes, als auch die Abtrennung vom übrigen Unterricht, diese Form der Arbeit.
Gelingt es durch kluge Planung der Stundentafel diesen Taylorismus unserer Schule zu umgehen, so wird es möglich, das selbsttätige,entdeckende Lernen der Schüler/innen in Projekten in der Schule und außerhalb
der Schule zu ermöglichen. Anknüpfend an die Thematik der Unterrichtseinheit des Schulbuches oder das selbstformulierte Interesse der Schüler/- innen, können Projektaufträge formuliert werden. Über Schrift-verkehr, Telefon, Exkursionen oder Besuche können die Schüler/innen Informationen und Materialien sammeln, die in einer Vorstellungs- oder Dokumentationsphase des Unterrichts präsentiert werden.
Anlaufstellen fur solche Informationen können sein: Büchereien, Botschaften, Institute, Verbände und Organisationen, Wohngebiete mit englischsprachiger Bevölkerung, Universitäten, kulturelle Einrichtun-gen, Reisebüros, Firmen, Flughafen, Rundfunk- und Fernsehsender , etc.
Hier einige Themenbeispiele: English in German advertisement, Learning Cricket, Kenia, Interviews at the airport, Celtic Culture, etc.
KORRESPONDENZ
Ein weiterer Bestandteil eines solchen Englischunterrichts ist die Korrespondenz. Diese kann in der eigenen Klasse oder Schule ansetzen. Ideal ist natürlich die Korrespondenz mit einer Schule des englischsprachigen
Auslands.
Es bietet sich allerdings auch die Korrespondenz mit dem nichtdeutschsprachigen Ausland an, da hier Englisch als Verständigungssprache genutzt werden kann. Für jene Bundesländer, die an Frankreich,Belgien
oder die Niederlande grenzen, ergibt sich zudem im hoheren Maße die Möglichkeit eine Partenerklasse zu finden, da dort seit Jahren reformpädagogische Arbeit geleistet wird und die Bereitschaft zur Korrespon-denz vielerorts vorhanden ist. Bei der Kontaktaufnahme zu solchen Schulen kann wiederum die "Pädagogik-
Kooperative" in Bremen behilflich sein. Die Nahe der Länder ermöglicht es zudem, Treffen mit den Korres-pondenzklassen zu organisieren, was im Rahmen von Klassenfahrten finanzierbar ist.
Die Korrespondenz kann neben persönlichen Briefen folgende Dinge zum Gegenstand haben: Freie Texte, Kassetten, Filme, Dokumentationsmaterialien wie Wandzeitungen, Mappen, künstlerische Produkte wie vorher aufgeführt ,Berichte, Fotos, etc.
Ziel eines veränderten Englischunterrichts
Neben der systematischen Vermittlung grundlegender struktureller Kenntnisse der Fremdsprache und der stetigen Ausweitung der selbstbestimmten, kreativen Arbeit der Schüler/innen, so viel authentischer
Kontakt und direkte Auseinandersetzung mit der Zielsprache wie möglich. Daher treten didaktisch und inhaltlich vorgefilterte "Lehrwerke" in den Hintergrund zugunsten von literarischen Ganzschriften, origi-nalen Medienprodukten und direktem Kontakt mit Native Speakers; künstlische Sprachsituationen zur Hebung der "kommunikativen Kompetenz" sollten ersetzt werden durch lebendige Kommunikation mit Muttersprachlern und ihren Produkten und der Freude am Gebrauch einer fremden Sprache beim eigenen Handeln, Denken und Fühlen.
Es sind also nicht so sehr die in diesem Artikel aufgefuhrten Techniken - die verlängerbar wären durch Anäatze des Superlearnings oder gestaltpädagogischen Gedanken und Techniken, oder etwa durch die
herzerfrischende Dialogtechnik der bilingualen Methode -, es ist vielmehr die Beibehaltung und das konsequente Verfolgen der oben formulierten Ziele.
So gibt es sicherlich viele weitere Tips, Techniken und Methoden, die hier und dort herausgefunden wurden und entwickelt werden. So gibt es sicherlich hier benannte Dinge, die hier und dort nicht funktionieren oder
begeistern. Wichtig ist und bleibt nur, Freie Arbeit als Ziel des Unterrichts gemeinsam mit den Schüler/-
innen erreichen zu wollen.