Walter Hövel
Musik ist unser Lernen
Die Bedeutung der Musik an der Grundschule Harmonie
Drei unserer Kolleginnen sind ausgebildete Musiklehrerinnen. Jede und jeder im Kollegium hat seinen Zugang zur eigenen aktiven Musikgestaltung. Das macht Musik zu etwas „Normalem“, hier leben Erwachsene, was sie Kindern zum Lernen anbieten.
An der Fachkonferenz Musik, die mehrmals im Jahr stattfindet, nehmen alle Kolleginnen und
Kollegen teil. Musik-Unterrichten ist keine „Begnadung“ oder „Berufung“, die der eine hat
und der andere nicht. Jeder Mensch kann seinen ureigenen Zugang zu „seiner Musik“, seine
eigene Kompetenz finden und ausbilden. Wie alles Lernen (auch an unserer Schule) ist es
zwar zuerst individuell, aber immer will es lebendig und erfolgreich sein, kooperativ und
gemeinschaftlich. Zudem darf Musik nicht zum Zwang werden, sondern zum Mittel des
Freien Ausdrucks als Weg um des eigenen Lernens willen. Dies gilt auch fur Lehrerinnen und
Lehrer. Wir lernen und musizieren gemeinsam. Wir sichern und entwickeln Qualitat.
Musik findet immer statt! Sie gehört zum taglichen und stundlichen Arbeitsfeld unserer
Kinder. Sie sehen und hören zu jeder beliebigen Zeit Kinder unserer Schule, die selbstständig
lernend musizieren, komponieren, Theater spielen, tanzen, singen oder ausdauernd und
konzentriert am Klavier üben. Musik jeder Art fordert die Intelligenz, den Geist, das Denken,
das Fühlen, das Engagement, die innere und äußere Organisation der Persönlichkeit, die
Teamarbeit, die Ästhetik und die Atmosphäre, die zum Lernen und Leben anregt.
Musik schafft den Zugang zu einander, von Kind zu Kind, von Erwachsenen zu Kindern und von Menschen zur Welt.
Die Lehrkräfte unserer Schule bieten Musik in vielfaltigen Formen in „gewöhnlichen“ Unterrichtsstunden, epochal, als Projekt, in Kursen (z.B. als Leadershipausbildung) oder in Form von Arbeitsgemeinschaften, (der Hit ist gerade die „Stomp-AG), über den „gewöhnlichen“ Schulstundenplan hinaus an. Wie die Sprache, die Mathematik, das Forschen oder die Kunst braucht das selbst gesteuerte, selbst verantwortete und selbst organisierte Lernen auch in der Musik die Anregung zur Vielfalt, zur Außergewöhnlichkeit, zum eigenen
Zugang, zur Faszination durch kaum fassbar Großartiges oder noch unerklärbar Fernes und Meisterliches. Wir bieten an, geben Impulse und öffnen die Weitsicht, bzw. verstärken den Klang der Welt, ohne zu überrumpeln, zu zwingen oder den Ton anzugeben. Wir und die Musik können aber überzeugen und gewinnen.
Unser Vormittag kennt regelmäßige und immer wiederkehrende Angebote. Jeden Mittwoch
entscheiden Kinder, ob sie an der Chorprobe teilnehmen, donnerstags und freitags, ob sie
geistliche Lieder mit dem katholischen Jugendreferenten oder dem evangelischen Priester
singen gehen. Den Englischunterricht beginnen die gesamte Schulgemeinde gemeinsam mit
dem Singen englischer Lieder im Forum. Jeden Mittwoch probt in der Pause (mit der Hilfe
eines Vaters!) unsere Schulband. Vor traditionellen Festen, wie Weihnachten, Karneval oder
Sankt Martin, werden in den Wochen davor so genannte „Sing-Ins“ im Forum der Schule
angeboten, um das Liedgut zu pflegen oder zu erweitern. Musik muss ein zuverlässiger
Treffpunkt sein, zu dem alle in der Alltagsarbeit immer wieder ihren eigenen Zugang finden.
Die Präsentationen in der Klasse, auf den Schulversammlungen und vielen außerplanmasig
organisierten Auffuhrungen geben als zuverlässig wiederkehrende Veranstaltung den Kindern
unterschiedlichste Gelegenheiten, ihre Musik, ihr Theaterspiel, ihr Tanzen und ihre Akrobatik
vorzuführen. Es wird nicht einfach das Lernen im Sinne einer nichtschulischen Zukunft oder
für die Musiknote auf dem Zeugnis willens geübt, sondern fur das hier und jetzt. Alle mit
Eifer und Elan erbrachten Leistungen, seien sie auch noch so verschieden, sind es wert
gewürdigt zu werden. Es ist die Gemeinschaft, in der gelernt wurde, die auch die Würdigung
selbst vornimmt. Das ist BeWERTung: hier bin ich und mein Lernen und mein Musizieren
etwas wert. Jeder gestaltet das eigene und gemeinsame Lernen und Leben in der Schule, weil
es einem wert ist!
Schulfeste und andere schulische Aktivitaten, Basare, Auftritte in Altenheimen, benachbarten
Grundschulen und sonstiger Offentlichkeit gehören zum festen Schulprogramm. Schule ist
heute nicht mehr „geschlossene Anstalt des offentlichen Rechts“. Kinder, Lehrer, Eltern und
Schule müssen sich heute in das öffentliche Leben einschalten, wenn sie erfolgreich lernen
wollen. Dazu gehört dann auch, dass sie das öffentliche Leben kulturell durch ihre eigenen
Beitrage bereichern können. Kinder lernen mit der Musik in der Öffentlichkeit mitzuspielen
und gehört zu werden.
Wir haben begonnen über das Flötenspiel hinaus, Instrumentalunterricht anzubieten. Wir
können bereits Klavierunterricht, alle Blasinstrumente und bald auch Gitarrenunterricht
anbieten. Hierbei haben wir gelernt über jahrelange Zusammenarbeit mit der Bläsergruppe
„Oikumena Brass“ Unterricht für Kinder und(!) Erwachsene am Nachmittag in der Schule
anzubieten. Wir lernen zurzeit mit unseren Eltern uber die vielen, vielen Angebote in
Arbeitsgemeinschaften, Projekten und Arbeitsgruppen hinaus, auch Instrumental- und
Gesangunterricht für kleine Gruppen oder Einzelne in das schulische Programm
aufzunehmen. Den Klavierunterricht hat eine Kollegin übernommen. So wie kein Kind
gezwungen werden darf, ein Instrument lernen zu müssen, so ist es unser Ziel, dass eine
Schule in Kooperation mit den Eltern jedem Kind das Erlernen eines Instruments anbieten
können muss. Hierzu müssen die finanziellen und organisatorischen Ressourcen, wie auch
eine Atmosphäre und Umgebung in der es Freude bereitet auch dann das Proben
durchzuhalten, wenn es schwer fallt, weiter geschaffen werden.
Es gelingt uns zusehends mit auserschulischen Musikern zu kooperieren. Wir uberarbeiten
jahrlich eine Liste mit allen uns bekannten Kunstlern vor Ort. Wir besuchen sie oder laden sie
immer wieder in die Schule ein, auch Chore und Rockgruppen. Wir besuchen Auffuhrungen
und Workshops des Beethovenhauses oder anderer erreichbarer Institutionen. Wir besorgen
Projektmittel oder Gastprojekte wie „KidsKompo“ oder „Musica Harmonia“. Die eigene
Elternschaft ist eine der wertvollsten Hilfen bei der Bereicherung unseres schulischen
Angebots. Einmal im Jahr genießen wir diese Kooperation mit einem internen Konzert
„Eltern und Lehrer musizieren fur Eltern und Lehrer“. Über viele Jahre hatten wir ein
wunderbares Projekt, in dem wochentlich Eltern, Lehrer und Nachbarn der Schule in einem
gemeinsamen Chor gesungen haben. Auf kurz oder lang wird so etwas wieder entstehen.
Wenn wir ein eigenes Schullied singen konnen, entstand dieses nicht aus der Mode heraus,
dass Schulen einen eigenen Song haben mussen. Vielmehr textete vor nun mehr zehn Jahren
eine engagierte Konrektorin auf eine bekannte Melodie aus Begeisterung über das Lernen der
Kinder an der Grundschule Harmonie:
„Weist du, wo das Lernen noch Freude macht, wo dir ab halb Acht nur die Sonne lacht, glaub
mir, diesen Ort musst du suchen geh’n, schau nur rein, du wirst sehen...und sie singen alle
das Harmonielied und freu’n sich, dass es so ne' Schule jetzt gibt. Hier macht Lernen viel
Spass, Kinder trau’n sich noch was und die Eltern denken, was ist denn das und alle singen das
Harmonielied...“