Walter Hövel
„Die Frage der Woche“
an der Grundschule Harmonie
Die „Frage der Woche“ stellen wir seit über 10 Jahren auf jeder Montagsversammlung. Ein grundsätzlicher Beitrag zur Begründung dieser nunmehr pädagogischen Tradition ist u.a. auf der Homepage der Schule www.grundschule-harmonie.de unter „Artikel“ mit dem Titel „Fragen zur Welt“ zu finden.
Diese Fragen der Montagsversammlung werden abwechselnd von Jungen und Mädchen gefragt (siehe Chronik 2009/10 ebenfalls auf der Homepage der Schule). Es ist immer eine Woche Zeit bis zur Beantwortung der Frage. Die Fragerin oder der Frager werden von dem Kind bestimmt, das die erste Antwort zur letzten Frage gegeben hat. Antworten geben alle Kinder und Erwachsenen der Montagsversammlung. Es kommt darauf an, viele und viele verschiedene Antworten zu geben. Kinderantworten gehen situativ vor, aber Erwachsene geben nicht die Antworten am Schluss. Wir reden gemeinsam über die Fragen der Welt. Oft genug sind die Kinderantworten fundierter oder spannender, so wie unsere Antworten auch gerne gehört werden.
In der Regel gibt es mindestens drei Antworten, es entstehen aber auch längere Antwortgespräche mit bis zu 200 anwesenden Menschen. Hin und wieder gibt es nachfolgende Veranstaltungen zur Vertiefung der Materie in den Klassen oder auf Schulebene. Hier kommt es vor, dass Experten eingeladen werden. Auch nehmen sich ganze Klassen der Frage der Woche an und behandeln sie im Kreis, in Miniprojekten, bei Besuchen oder Vorträgen. Das Wichtigste bleibt aber immer die Frage selbst, die „Kunst des Fragens“.
Einmal musste eine Frage („Wie funktioniert ein Reißverschluss?“) eine weitere Woche stehen bleiben, da es keine ausreichende Antwort gab. Hin und wieder wird auch eine Frage nicht angenommen, weil sie in den letzten Jahren schon gestellt wurde. Die Antworten werden sofort vorgetragen oder, „weil es sich um Quizfragen“ handelt, sofort beantwortet. Es wird aber bei solchen Fragen erst geprüft, ob nicht ein tieferer Sinn dahinter steckt, wie etwa bei der „Clownfisch“-Frage oder bei der Frage „nach der Haarfarbe von Chinesen“. Die Kinder unterscheiden „Quizfragen“ und „echte Fragen“. So kommt es manchmal zu anderen weiteren Fragen der Woche, ohne das die oder der Fragende abgekanzelt wird. Jede Frage ist eine Frage, egal ob sofort beantwortet oder eine Woche später.
Die Mehrzahl der 39 Fragen des Schuljahres 2009/10 kommt mit 33 Nennungen aus sachunterrichtlichen Bereichen. Diese können aufgegliedert werden in 11 biologische, 8 physikalische, 5 astronomische, 4 philosophisch/religiöse, 4 allgemeine Fragen und 1 technische. 2 Fragen kamen aus dem Sprachbereich und 5 aus der Mathematik. Alle mathematischen Fragestellungen wären dem Bereich der Fermi-Aufgaben zuzuordnen. Dies spiegelt ein Stück weit auch Schul- und Lernleben der Schule wieder.
Vor Jahren schaffte die Schulversammlung einmal die Frage der Woche ab. Nach nur wenigen Wochen stellte ein Kind erfolgreich den Antrag auf Wiedereinführung.
Nicht immer sind alle Kinder gleich an den Fragen interessiert. Es hat sich aber einen Respekt vor dem Fragen selbst entwickelt und Respekt vor sich selbst und den Anderen, die solche Fragen stellen.
Oft genug ist das Niveau der Beantwortung der Fragen so hoch, dass einem das Herz vor Freude hüpft. Dann fällt wieder der Satz ein, dass „Begabtenförderung“ für alle stattfinden soll und kann. Und die Grundkunst der menschlichen Sprache ist das Fragenkönnen. Es geht darum den freien Ausdruck des Menschen als Lernweg zu pflegen, auch als Frage.
Hier die Fragen des Jahres 2009/10in der Reihenfolge der Schulwochen: