Etwa 2005:

 

 

 

Ina Spreen

Die „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

Die Umsetzung der Freinet-Pädagogik

 

Die „Grundschule Harmonie“ befindet sich in Eitorf, einer Gemeinde mit etwa 20.000 Einwohnern, die im südöstlichen Rheinland gelegen ist. Die Schule ist auf einer versumpften Wiese in ländlicher Umgebung in einem Neubaugebiet erbaut worden und wurde im Jahr 1995 eröffnet.

 

Der Schulbungalow teilt sich in zwei Trakte. Beim Betreten des Gebäudes gelangt man zuerst in ein großes Forum, von dem aus zwei Flure verlaufen. In dem einen Trakt befinden sich sechs Klassenräume, wobei jeweils drei Räume auf jeder Seite angesiedelt sind. In dem anderen Trakt befinden sich drei weitere Klassenräume, das Sekretariat, die Schulbibliothek, das Schulleiterbüro und das Lehrerzimmer.

Die Klassenzimmer haben alle eine große Fensterfront mit einem jeweiligen Ausgang nach draußen.

 

Das Schulgelände gleicht eher einem Abenteuerspielplatz als einem Schulhof. Dieser ist mit Hilfe von Eltern und der Gemeinde entstanden. Dort sind viele Spiel- und Entdeckungsmöglichkeiten gebaut worden,  wie Balancierbalken, ein Indianertipi, ein kleiner Teich, ein Fußballplatz, eine Feuerstelle, ein Irrgarten, Schaukeln, eine Rutsche und vieles mehr.

 

Die „Grundschule Harmonie“ hat ca. 220 Schüler, die sich auf die neun verschiedenen Klassenräume verteilen. Die Klassen haben unterschiedliche Namen, so gibt es zurzeit die „Mondscheinkinder“, die „Fledermäuse“, die „Genies“, die „Forscher“, die „Detektive“, die „Blumenkinder“, die „Delfine“, die „Schlauen Füchse“ und die „Harmonie-Geister“. Seit 2002 begann die Schule mit der Einführung des jahrgangsübergreifendes Lernens vom ersten bis zum vierten Schuljahr.

Zunächst nur mit einer Klasse, jedoch wurde es mit Beginn des Schuljahres 2004/05 für alle Klassen eingeführt. Seit Schuljahresbeginn 2002/03 ist der Schulkindergarten in die Grundschule integriert.

Zurückgestellte Kinder können in der Klasse der „Mondscheinkinder“ mit anderen Schülern am Unterricht teilhaben. Dabei ist die restliche Zusammensetzung der Klasse mit den anderen Klassen im Vergleich des

 sozialen und intellektuellen Niveaus vergleichbar. Der wesentliche Unterschied ist darin zu sehen, dass neben der Klassenlehrerin auch noch die Leiterin des Schulkindergartens in der Kernunterrichtszeit von 20 Stunden in der Woche am Schulalltag teilnimmt.

 

Die Schule beginnt mit einer offenen Eingangsphase für die Schüler von 7.30 Uhr bis 8.00 Uhr. Der Unterricht fängt um 8.00 Uhr an und dauert verbindlich für alle bis mindestens 11.30 Uhr. Neben den schulischen Aktivitäten hat die „Grundschule Harmonie“ ein großes Angebot an Arbeitsgemeinschaften für die Mittagszeit, die die Schüler je nach Interesse wählen können-

Das besondere an den AGs ist, dass sie nicht nur von den Lehrern angeboten werden, sondern auch von Eltern oder den Kinder selbst. Zurzeit finden 25 verschiedene AGs statt, die sich auf die Fünf-Tage-Woche verteilen. So gibt es die Aktivitäten wie Töpfern, Lese- AG, Woll-AG, Mathe-AG, Fußball, Kappla, Yogi-Ooh, Garten-AG, Drucken, Stricken, Kinderfeuerwehr, Klavier, Tischtennis für Anfänger und Fortgeschrittene, Schach, Scoubidou, Einrad, Powerpoint, Theater ,Kochen, Flöten, Hockey, Zeichnen und Tanzen. Donnerstags können die Schüler um 8.00 Uhr an einemwöchentlichen Gottesdienst teilnehmen. Zur gleichen Zeit wird außerdem ein Türkisch-Kurs angeboten.

Im Rahmen des Musikunterrichts findet mittwochs um 8.00 Uhr der Chor statt.

 

Das Besondere an der Schule ist außerdem die Kooperation zwischen den Lehrern. Jeden Morgen treffen sich die Lehrer bereits um 7.15 Uhr in der Schule, um alle schulischen und organisatorischen Belange des Tages oder der nächsten Zeit zu besprechen. So können die einzelnen Lehrer Probleme in den Klassen in die Lehrergemeinschaft aufnehmen und diskutieren. Praktikanten, Hospitanten und Besucher werden in der Runde vorgestellt bzw. angekündigt. Auf diese Weise ist jeder Lehrer auf den neusten Stand über die Schule und den einzelnen Schüler informiert. Diese Gesprächsrunde dauert in der Regel etwa 15 Minuten, kann jedoch je nach Bedarf auch 20 Minuten oder eine halbe Stunde dauern. Neben dem täglichen Lehrergespräch findet jeden Montag die Lehrerkonferenz statt. Geleitet wird die Konferenz immer im Wechsel, so dass Woche für Woche ein anderer Lehrer Inhalt und Form bestimmt. Als ich die „Grundschule Harmonie“ besuchte, wurde gerade das Thema „Mathematik“ besprochen. Eine Lehrerin machte auf verschiedene Matheaufgaben aufmerksam, ließ Aufgaben im Kollegium durchrechnen und gab Hinweise zum Rechnen von Aufgaben im Mathematikstudium an der Universität.

Jeder Lehrer besitzt zudem Schulleitungsaufgaben und ist folglich für ein Gebiet der Schule verantwortlich. So ist beispielsweise ein Lehrer ist für den Schulchor zuständig, ein anderer für die Computer, die Homepage, die Einschulung oder den Förderverein .

 

Die Arbeitsateliers

Als Arbeitsateliers sind in der „Grundschule Harmonie“ verschiedene Arbeitsbereiche innerhalb und außerhalb des Klassenraums sowie außerhalb des Schulgebäudes vorgesehen. Dort können die Schüler den unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen. Diese sind als Ateliers nur teilweise besonders benannt und werden im Folgenden aufgezeigt.

In den Klassenräumen befinden sich verschiedene Arbeitsbereiche, meistens große Gemeinschaftstische, an denen die Schüler die Möglichkeit haben, den verschiedenen Aktivitäten nachzugehen. Außerdem gibt es mehrere Regale, aus denen sich die Schüler Material für ihre Arbeitsvorhaben entnehmen können .

Auffallend ist, dass jeder Klassenraum anderes ausgestattet ist. Während es in dem einen Klassenzimmer viele Arbeitsecken mit Unterrichtsmaterialien gibt, bieten andere Klassenräume weniger Möglichkeiten an, was aber überschaubarer wirkt. Das liegt vor allem daran, dass jeder Lehrermit seinen Schülern die Klassenraumgestaltung plant und gemeinsam einrichtet.

1: Leseecke

Materialien

Hauptatelier jeder Klasse ist jedoch das Internet zur Informationsbeschaffung. Aus diesem Grund stehen in jedem Klassenraum den Schülern mehrere Computer zur freien Verfügung. Dort werden Texte abgetippt, Power-Point-Präsentationen erstellt oder das Internet genutzt. Auf den Abbildungen 62 und 63 auf der nächsten Seite ist eine typische Situation am Computer zu erkennen:

In der „Grundschule Harmonie“ sind aber auch Arbeitsbereiche außerhalb des Klassenraums eingerichtet. Nicht nur das Internet stellt eine Möglichkeit der Informationsbeschaffung dar, sondern auch die große Bücherei der Schule. Sie ist in einem eigenen Raum in der Schule untergebracht und mit großen Gemeinschaftstischen ausgestattet, die zur individuellen Arbeit der Schüler bestimmt sind. Dort sind hauptsächlich Sachbücher zu finden.

Ein weiteres Atelier ist Schuldruckerwerkstatt, diesich in einem separaten kleinen Raum befindet. Dort können die Schüler ihre verfassten Texte drucken. Geleitet wird die Druckerei zurzeit von fünf Müttern, die es ermöglichen, dass die Lehrer in den Klassen bleiben können. Nach Bedarf werden die Schüler von den Müttern unterstützt.

Eine weitere Möglichkeit der Arbeitsmittelbeschaffung im handwerklich künstlerischen Bereich stellen folgende „Ateliers“ dar. Zum einen gibt es in der „Grundschule Harmonie“ ein Werkatelier. In einem kleinen Nebenraum befindet sich ein Schrank, aus dem Werkzeuge aller Art von den Schülern benutzt werden können, aus Sicherheitsgründen aber nur unter Lehreraufsicht. Deshalb ist dieses Atelier immer verschlossen, wenn kein Schüler Werkzeuge benötigt.

 

Für den künstlerischen Bereich gibt es ein Atelier in Form eines Kunstwagens, der im Forum der Schule aufgestellt ist. Es ist eine Art „fahrbares Regal“, auf dem Papierbögen, große Farbflaschen, Pinsel und weiteres Material für den Kunstbedarf deponiert ist (s. Abb. 66). Je nach Bedarf können sich die Schüler Materialien aus dem Werkatelier und von dem Kunstwagen entnehmen und dann einen Arbeitsbereich innerhalb oder außerhalb des Klassenraumes wählen. Während der Unterrichtszeit ist den Schülern in der „Grundschule Harmonie“ der Arbeitsort freigestellt. Das gilt nicht nur für die handwerklichen Tätigkeiten, sondern für alle schulischen Bereiche. So arbeiten sie sowohl an den Tischen in den Fluren, als auch im Schulleiterbüro und im Lehrerzimmer. Vor allem, wenn die Schüler Ruhe benötigen, wird diese Möglichkeit genutzt.

 

Aber auch auf dem Schulgelände dürfen sie den schulischen Aktivitäten nachgehen. Dann sind auf den

Grünflächen arbeitende und lernende Schüler zu finden, ebenso auf den Gerüsten oder an den Tischen des Außenbereichs. Das war für mich ein ungewöhnliches Bild.

Weiterhin können im Sommer Experimente gut im Freien durchgeführt werden und somit stellt der Außenbereich ein weiteres Atelier dar, ebenso der Garten, der von Eltern betreut wird.

 

Für den Sommer 2006 plant die „Grundschule Harmonie“ noch weitere Ateliers im handwerklichen und künstlerischen Bereich. Es soll zum einen ein Kunstatelier in einem leerstehenden Klassenraum eingerichtet werden. Es wird geplant, Gemeinschaftstische aufzubauen und Regale mit sämtlichen Kunstmaterialien.

 

Zum anderen wird ein handwerkliches Atelier außerhalb des Schulgebäudes in einem Bauwagen entstehen, welcher der Schule geschenkt wurde. Vor allem sollen die Schüler hier die Möglichkeit haben, Gasbetonsteine zu bearbeiten

 

Die Schülermitverantwortung

Die Schülermitverantwortung ist eines der wichtigsten Gebiete der Schule, denn das Grundverständnis der Schule fußt auf selbstbestimmte Unterrichtsformen der Schüler. Demokratie ist innerhalb und außerhalb der Schulklasse zu finden. Innerhalb der Klassengemeinschaft gibt es die Klassenversammlung

Diese stellt die demokratische Basis innerhalb der Gemeinschaft dar. Mindestens einmal in der Woche, oder je nach Bedarf, treffen sich alle Schüler einer Klasse mit dem Lehrer im Kreis zusammen. Es werden hier die Arbeitsorganisation und Lernprozesse festgelegt, um somit ein erfolgreiches Arbeiten, sowohl des einzelnen Schülers, als auch in der Gemeinschaft, zu ermöglichen. Die Leitung der Klassenversammlung übernimmt der Präsident, ein Schüler, der vierzehn Tage dieses Amt auszuführen hat. Er erteilt das Wort in der Reihenfolge der Wortmeldungen der Mitschüler oder des Lehrers. Besprochen werden beispielsweise günstige Arbeitsmethoden, die Art und Weise der Informationsbeschaffung, die Präsentationsart der Arbeitsergebnisse und die sich daraus ergebende Planung für die Zukunft. In der Klassenversammlung werden auch weitere Projekte geplant und organisiert. Neben der Festlegung von Absprachen und Strukturen wird in der Klassenversammlung auch darauf geachtet, dass diese eingehalten werden.

Dabei sollen in erster Linie die Schüler selbst Vorschläge und Lösungen zu möglichen Umsetzungsschwierigkeiten finden. Abschließend findet eine Abstimmung über die festzulegenden Alternativen statt (vgl. HÖVEL; RESCH, 2005, S. 42 f.).

Die „Grundschule Harmonie“ nennt die Klassenversammlung „Klassenrat“, wobei beide Ausdrücke das Gleiche meinen. Aus Gründen der einheitlichen Begriffsbestimmung verwende ich weiterhin die Bezeichnung „Klassenversammlung“.

Kooperativ werden auch die Arbeitsergebnisse im Tages- oder Wochenabschlusskreis besprochen. Diese Besprechung findet in der letzten halben Stunde eines Unterrichtstages bzw. des Freitags statt. Mit der Präsentation der eigenen Arbeitsergebnisse wird der Schüler im Ausdruck geschult und ebeso in der Fähigkeit, die Kreativität der Zuhörer anzuregen. Das Gelerntewird gefestigt, die Schüler entwickeln ein Leistungsverständnis und sie erhalten durch den eigenen Vortrag Selbstbewusstsein. Dadurch, dass die Schüler wissen, dass ihre Arbeitsergebnisse später veröffentlicht werden, erhalten ihre Aktivitäten einen Sinn und eine konkrete Zielsetzung. Die Schüler erkennen, dass sie für ihre Arbeit verantwortlich sind. Davon motiviert, wird die Arbeit bereits zu Beginn sorgsam strukturiert und organisiert. Die Präsentationen dürfen jedoch keine  Referate sein, deren Inhalte die Referenten selbst nicht verstehen. Stattdessen sollen es kreative Beiträge sein, beispielsweise Vorführungen, Rätsel vortragen, Fragen stellen und sie beantworten lassen, Zeigen von Bildern und Fotos, Theaterstücke und das Vorlesen von „freien Texten“. Aus diesem Grund besitzt die Präsentation eigener Arbeitsergebnisse in der „Grundschule Harmonie“ einen großen Stellenwert. Sie findet daher, wie bereits z. T. beschrieben, regelmäßig nicht nur innerhalb der Klasse statt, sondern auch in der Schulversammlung, bei Schulfesten, auf dem Elternabend und in der Öffentlichkeit, wenn die Schüler beispielsweise ein Altersheim besuchen oder einen Gottesdienst gestalten (vgl. HAANE; u. a., 2001, S. 24).

 

Demokratie hat auch außerhalb des Klassenraums einen großen Stellenwert und zwar innerhalb der Schulgemeinschaft. Die Woche der „Grundschule Harmonie“ beginnt jeden Montag mit der Montagsversammlung. Diese findet im Forum der Schule statt.

Jeder, der mittig mit den Schülern sich in der Schule aufhält, darf an der Montagversammlung teilnehmen, also alle Schüler, Lehrer, Referendare, Praktikanten aus Schulen und Hochschulen und Eltern.

 Der Schulleiter eröffnet die Montagsversammlung undleitet sie während des ganzen Verlaufs. Nachdem er alle begrüßt hat, werden alle „Geburtstagskinder“ mit einem Geburtstagslied gratuliert. Im weiteren Verlauf dürfen sich Schüler und Lehrer melden, um alle für die Woche relevanten Aufgaben bevorstehender Ereignisse vorzutragen. Das sind beispielsweise die Ankündigung von Projekten einer Klasse, anstehende Schulfeste, Besuche, Sitzungen und Ausstellungen. Aber auch Beschwerden, Kritik und Wünsche, die die Schulgemeinschaft betreffen, können geäußert weden. Als ich an der Montagsversammlung teilgenommen habe, wurde u. a. besprochen, wann die AGs des kommenden Schuljahres beginnen, wie ein Schüler eingehende Telefonante der Schule entgegennimmt und dass in dieser Woche die Schulversammlung stattfindet. Sind alle relevanten Meldungen vorgetragen, folgt abschließend noch die Beantwortung der „Frage der Woche“, die eine Woche zuvor aufgestellt wurde (vgl. ebd.).

Die „Frage der Woche“ war bei meinem Besuch „Wie alt ist die Erde?“ und „Wie alt ist das Wasser?“.

 Jeder Teilnehmer, ob Schüler, Lehrer oder Besucher, kann seine Antworten abgeben. Der Schulleiter achtet dabei auf begründete Antworten bzw. gibt selbst Hinweise zum Hintergrund der Fragen. Ist diese Frage gelöst, wird eine neue „Frage der Woche“ formuliert, wobei die Schüler und Lehrerwieder eine Woche Zeit haben, die richtige Antwort zu finden. Bevor die Schüler wieder in die Klassenräume zurückgehen, werden oft noch gemeinsam Lieder gesungen.

 

Neben der Montagsversammlung gibt es noch die Schulversammlung in der „Grundschule Harmonie“, die alle vierzehn Tage im Forum der Schule stattfindet (s. Abb. 70). Dort nehmen alle Schüler und Lehrer teil. Diese dient der Vorstellung von Arbeitsergebnissen einzelner Schüler oder Arbeitsgruppen. Die Schüler entscheiden zuvor in der Klasse, welche Arbeitsergebnisse präsentiert werden. Das ist immer unterschiedlich, so können es „freie Texte“ sein, aber auch Theater- stücke, Projektergebnisse, Experimente, Gedichte, Lieder, Tänze, Quizfragen oder Schattentheaterspiele. Je nach Präsentation dauert die Schulversammlung 30 bis 60 Minuten. Somit haben die Schüler Einblick in die Arbeit und die Arbeitsweise der anderen Klassen und Schüler. Aber nicht nur Arbeitsergebnisse werden präsentiert, sondern in dieser Zeit können auch Probleme, die die gesamte Schule

betreffen, ausdiskutiert werden. „Sing-Ins“, ein gemeinsames Singen und Einstudieren von Liedern zu Weihnachten oder Karneval, oder längere Theateraufführungen können ebenfalls auf dem Programstehen (vgl. a. a. O., S. 46).

 

Außerdem gibt es in der „Grundschule Harmonie“ ein Kinderparlament. Jede Klasse wählt für unbestimmte Zeit ein Mädchen und einen Jungen, die an einem Tag der Woche in der fünften Stunde an dem Kinderparlament teilnehmen. Aufgabe des Parlaments ist die eigenständige Fassung von Beschlüssen bezüglich des Schulbetriebs durch diese Schüler. Betreut werden sie durch den „Kids-Manager“, einem aus dem Lehrerkollegium von den Kindern gewählten Lehrer. Arbeitsergebnisse des Kinderparlaments waren beispielsweise die Initiierung des Projekts  der Schule „Die Rechte der Kinder“ und der gemeinsame Austausch hinsichtlich klassen- und schulinterner Probleme, deren Lösungsweg im Kinderparlament erarbeitet wurde (vgl. a. a. O., S. 47).

 

Die Arbeitspläne

Die „Grundschule Harmonie“ arbeitet nicht mit von Lehrern erstellten Wochenplänen, sondern anhand anderer Organisationsformen. Im Morgenkreis wird der Tagesplan für jedes Kind erstellt, indem die Schüler ihre Arbeitsabsichten den Mitschülern und dem Lehrer mündlich vortragen (s. Abb. 71). Dabei können sie sich von den Außenstehenden, also entweder von den Mitschülern oder dem Lehrer, beraten und inspirieren lassen. Zur Realisierung ihrer Absichten haben die Schüler freie Wahlmöglichkeiten zwischen der Vorgehensweise, dem Thema eines Faches, der Organisationsform und der Arbeitsumsetzung. Jeder kann nach seinem eigenen Lern- und Arbeitsrhythmus vorgehen und sich die Reihenfolge der zu bearbeitenden Aufgaben auswählen.

 

Die Schüler lernen dabei, selbständig zu arbeiten und ihre Tätigkeiten und Arbeitsweisen selbst zu steuern. Dabei sind sie jedoch für ihr Tun selbst verantwortlich. Auf diese Weise können sie mit einem demokratischen Lernprozess vertraut gemacht werden, der sie zu freien und selbstbewussten Persönlichkeiten erzieht (vgl. a. a. O., S. 44 f.).

 

In der Anfangszeit erhalten die Erstklässler Mindmaps zur besseren und leichteren Strukturierung ihrer Arbeit. Diese erstellen die Schüler zusammen mit dem Lehrer. Dort wird festgehalten und dokumentiert, welche Arbeiten bereits erledigt worden sind. Auf dieser Grundlage kann die nachfolgende Arbeit leichter geplant werden. Aber auch einige wenige ältere Schüler benötigen eine Strukturierungshilfe. Etwa zwei bis drei Schüler einer Klasse fertigen sich einen Stundenplan an, in dem sieschriftlich für sich festhalten an welchem Tag der Woche sie einer bestimmten Arbeit nachgehen wollen. Für Schüler mit größeren Organisationsproblemen oder für Schüler, die nicht arbeiten wollen, sind individuelle Lernpläne vorgesehen, die in kooperativer Arbeit zusammenmit dem Lehrer und den Eltern aufgestellt werden (s. Abb. 72). Diese Lernpläne strukturieren die Arbeit in kleinen Schritten. Auf diese Weise können die Schüler lernen, ihre Arbeit zu organisieren und haben außerdem eine Kontrollmöglichkeit, ob sie ihre Vorhaben tatsächlich einhalten können. Diese Pläne sind aber nur so lange vorgesehen, bis die Schüler ohne eine solche Hilfe auskommen (vgl. HÖVEL; RESCH, 2005, S. 44).

 

Die „Grundschule Harmonie“ ist sich aber bewusst, dass für alle anderen Schüler, die ohne Stundenplan oder Lernplan auskommen, gewisse Muster und Strukturen der Lernanforderungen erkennbar sein müssen. Dieses wird durch eine gut funktionierende Vertrauens-, Verhaltens und Beziehungsebene zwischen Lehrern, Schülern und Eltern realisiert. Aufkommende Probleme werden sofort aufgegriffen und besprochen. Umgesetzt wird dieses Ziel anhand eines konsequenten Ernstnehmens der Schüler durch den Lehrer und durch die Mitschüler. Dieses Ernstnehmen bezieht sich auf die Selbständig- und Eigenständigkeit der Schüler in ihrer Arbeitshaltung und ihrer Persönlichkeit . Überprüft und beurteilt werden die Arbeitsvorhaben im Abschlusskreis, der am Ende eines Tages oder am Ende einer Woche stattfindet.

 

Alternative Leistungsbeurteilung

Die Leistungsbeurteilung der Schüler findet in der „Grundschule Harmonie“ in Kinder-Eltern-Sprechtagen statt. Diese lösen den herkömmlichen Elternsprechtag ab und werden mindestens halbjährlich durchgeführt.

Aber je nach Situation kann für einzelne Familien ein solches Gespräch auch öfter stattfinden. Grundlage für den Kinder-Eltern-Sprechtag ist der Selbsteinschätzungsbogen der Schüler und Einschätzungsbogen der Eltern über ihre Kinder. Dieser Bogen wurde seit dem Schuljahr 2004/2005 neu eingeführt.

Der Selbsteinschätzungsbogen der Schüler besteht aus bis zu zwölf Seiten, auf dem jeder Schüler zu Kategorien des Sozial- und Arbeitsverhalten und zu seinen Arbeitsergebnissen der jeweiligen Fächer Angaben zumachen hat. So gibt es auf dem Bogen einerseits die Verhaltenskategorien „Arbeitsverhalten“, „Verhalten in der Gemeinschaft“ und „Präsentation“ und andererseits die Fächerkategorien „Sachunterricht“, „Deutsch“, „Mathematik“, „Musik“, „Kunst“, „Sport“ und „Englisch“. Jede Kategorie enthält mehrere, aber in der Anzahl unterschiedliche Unterpunkte, zu denen sich der Schüler äußern muss. Da die Unterpunkte in den Hauptfächern „Deutsch“, „Mathematik“ und „Englisch“ so zahlreich sind, gibt es dort noch weitere Unterkategorien mit eigenen Untergruppierungen. Anhand der Kategorie „Deutsch“ kann die Vorgehensweise verdeutlicht werden.

 

Dort gibt es fünf Unterkategorien, nämlich „Schreiben lernen“, „Schreiben“, „Rechtschreiben“, „Mündliches Sprachhandeln“ und „Lesen“. Jeder einzelnen Unterkategorie sind Unterpunkte zugeordnet. Beim „Schreiben lernen“ sind es sieben, wie beispielsweise „Ich kenne die Bilder und Anlaute auf dem Buchstabentor“ oder „Ich kann Selbstlaute (a, e, i, o, u) hören“. Zu jedem Unterpunkt hat der Schüler nun eine Selbstbewertung vorzunehmen. Dabei kann er zwischen „kann ich richtig gut“, „kann ich ein wenig“, „muss ich noch lernen“ und „finde ich nicht wichtig“ differenzieren. In die dazugehörigen Spalten kann der Schüler zu jedem Unterpunkt ein Kreuz machen. Der Einschätzungsbogen für dieEltern ist fast identisch aufgebaut. Der Unterschied liegt in der Formulierung der Unterpunkte. Anstatt „Ich kenne die Bilder und Anlaute im Buchstabentor“ heißt es hier „Mein Kind kennt die Bilder und Anlaute im Buchstabentor“ (s. Abb. 74). Der Einschätzungsbogen für die Eltern ist für die durchgehende Transparenz gedacht, nämlich dass die Eltern auf der einen Seite die Grundanforderungen der Lehrpläne und der Schule erkennen können und auf der anderen Seite um den Entwicklungsstand ihres Kindes wissen. Diese Vorgehensweise ist um ein Vielfaches übersichtlicher, klarer und übeschaubarer als die herkömmliche Notenvergabe. Die Eltern füllen den Bogen un-

 

Die „Grundschule Harmonie“ arbeitet im Anfangsunterricht nicht mit der Fibel, sondern mit einer von Jürgen Reichen entwickelten Anlauttabelle, dem „Buchstabentor“, auf die ich nicht eingehe. abhängig von ihren Kindern zu Hause aus und bringen ihn zum Kinder-Eltern- Sprechtag mit.  Die Erfahrung an der „Grundschule Harmonie“ mit dem Selbsteinschätzungsbogen hat gezeigt, dass sich mehr als 90% aller Schüler realistisch einschätzen können, bzw. dass die Übereinstimmung zwischen Schüler und Lehrer über 90% beträgt.

 

Das liegt daran, dass die Schüler selbst wissen, welche Fähigkeiten sie besitzen bzw. welche sie sich noch aneignen müssen. Aus diesem Grund unter- bzw. überschätzen sich die meisten Schüler nicht. Die Einschätzung der Eltern, also die Übereinstimmung zwischen den Schülern und den Eltern, liegt dagegen nur bei 80%.

 

Die „Grundschule Harmonie“ hat sich gegen eine Notenvergabe entschieden. Abgesehen von den Schülern des vierten Schuljahrs, die ein benotetes Zeugnis bekommen müssen, erhält das erste bis dritte Schuljahr keine Noten. Bei Bedarf können jedoch Eltern und Schüler diese aber jederzeit erfahren. Eine solche Situation kommt aber ziemlich selten vor, da diese differenzierte Beurteilung viel genauer ist als eine einzelne Ziffernnote.

 

Alternatives Arbeitsmaterial – Alternative Arbeitsmöglichkeiten

Lernen und Arbeiten erfolgt in der „Grundschule Harmonie“ in einem bestimmten Rhythmus, der als „Lernkompetenzspirale“ bezeichnet wird. Die Aneignung von Fertigkeiten wird nach folgendem Ablauf umgesetzt: kooperative Planung der Arbeitsvorhaben im morgendlichen Planungskreis, Ausführung der Vorhaben, entweder alleine oder in einer Gruppe, und Präsentation und Dokumentation der Arbeitsergebnisse im Abschlusskreis durch Würdigung und Reflexion. Durch die Planung der Arbeit im Morgenkreis lernt der Schüler, sich selbst und seine Arbeit zu organisieren. Die Informationsbeschaffung und -verarbeitung im Arbeitsprozess führt dazu, dass der Schüler lernt, eigenständig verschiedene Abläufe steuern zu können.

 

Neben der eben erwähnten grundlegenden Aneignung von Lernkompetenzen, werden in der „Grundschule Harmonie“ noch weitere Arbeitsformen verwirklicht. Das ist beispielsweise Lernen im Bezug zum Leben, d. h. es ist eingebettet in die direkte Lebenswelt der Schüler. Daher werden, wenn es das Wetter zulässt, „Spaziergänge“, also Erkundungen, in die nähere Umgebung der Schule unternommen . Dieser Lernprozess hat einen besonderen Stellenwert in der „Grundschule Harmonie“.

 

Jedes Kind hat das Recht auf eine eigene Schul-, Lern- und Lebenszeit. Der „freie Text“ als Ausdrucksmöglichkeit der Gedanken der Schüler ist ein wesentliches Lernelement. Von Anfang an hat der Schüler die Möglichkeit, „freie Texte“ zu verfassen. Das Vorlesen und die Veröffentlichung der selbstbestimmten Texte in der Dichterlesung innerhalb der Klasse oder auch außerhalb in der Schulversammlung gehören zu einem festen Bestandteil des Schulalltages . Die Geschichten können mit dem Computer abgetippt und ausgedruckt werden.

 

Wie bereits im Kapitel „Die Arbeitsateliers“ erwähnt, besitzt der Computer einen hohen Stellenwert in der Schule und ist somit eines der wichtigsten Arbeitsmittel zur Informationsbeschaffung und zur Textverarbeitung. Einige Schüler tendieren schon dazu, ihre Texte von vornherein auf dem Computer zu schreiben. Diese Entwicklung muss der Lehrer jedoch beobachten, da die Handschrift nicht  durch den Computereinsatz vernachlässigt oder ersetzt werden darf.

 Die Veröffentlichung von eigenen Texten erfolgt auf zwei verschiedene Weisen. Zum einen gibt es seit Beginn dieses Jahres die Schulzeitung „Augenblick“, in der die Schüler alle vierzehn Tage ihre eigenen Texte zu bestimmten Themen veröffentlichen können. Zum anderen gibt es den Schülerkorrespondenzaustausch. Die Klasse der „Harmonie- Geister“ hat seit längerem aktiven Briefkontakt zu einer Klasse aus Südtirol.

 

Außerdem besteht ein Kindertextaustausch „Kinderlyrik mit dem Poststempel“ mit Österreich. Zurzeit neu ist in der Schule ein Korrespondenzaustausch auf multimedialem Weg. Anhand des Computerprogramms „Skype“, das eine gebührenfreie Internettelefonie von Rechner zu Rechner ermöglicht, können die Schulklassen der Grundschule „Harmonie“ anhand des Computerbildschirms eine Live-Verbindung mit Bild und Ton zu Austauschklassen herstellen. Benötig wird dazu nur das Programm, eine Webcam für die Bildübermittlung und ein Mikrofon für den Sprachkontakt. Gestartet wurde dieser Austauschmit der „Besuchsschule der Pädagogischen Akademie Klagenfurt“ im Rahmen eines Comenius-Projekts. Erste Informationen wurden bereits auf diesem Weg übermittelt. Demnächst soll die „Skype“-Korrespondenz mit einer Klasse aus Wien, der Briefkorrespondenzklasse der „Harmonie-Geister“ aus Südtirol, und mit England verwirklicht werden, weil die ersten Erfahrungen mit „Skype“ sehr positiv waren.

 

Zusammenfassung

Von der „Grundschule Harmonie“ war ich sehr begeistert. Dort konnte ich erfahren, wie eine weitere deutsche Schule, jedoch nun in ländlicher Umgebung, die Freinet-Pädagogik in ihre Schulpraxis umgesetzt hat.

Vor allem hat mich die Weiterentwicklung der Freinet-Techniken sehr beeindruckt. An dieser Schule konnte ich feststellen, dass sie Freinets Forderung nach einer immerwährenden Aktualisierung des pädagogischen Konzeptes nachkommt. Vor allem an der Organisation des demokratischen Schul- und Klassenlebens im Gesamtzusammenhang konnte ich erkennen, dass die Lehrer laufend daran arbeiten, eine „modernisierte“ Freinet-Pädagogik einzusetzen, um heutigen Disziplin-, Sozial- und Lernproblemen entgegenzuwirken. Aber auch die Nutzung einzelner neuer Techniken, wie beispielsweise des Programms „Skype“ als Korrespondenzform, stellt für mich eine interessante Weiterentwicklung dar. Diese Verwendung finde ich besonders vorteilhaft, vor allem, wenn der Austausch mit Schülern aus England gelingen wird. Auf diese Weise können die Schüler ihre Kenntnisse in dieser Fremdsprache anwenden und „spielerisch“ erweitern.

 

Außerdem hat mir die Atmosphäre in der Schule und in den Klassen sehr gut gefallen. Zu Anfang war ich jedoch sehr skeptisch über die Arbeitsstrukturierung. Ich hatte meine Zweifel, ob es den Schülern gelingt, ihre Arbeitsvorhaben, die sie morgens im Planungskreis vorstellen auch wirklich in die Praxis umsetzen. Dabei habe ich mir im weiteren Verlauf aber bewusst gemacht, worauf es bei der Arbeitsstrukturierung ankommt, nämlich auf das Resultat und den Lernerfolg. Ich habe Beobachtungen gemacht und gesehen, dass die Schüler auch ohne schriftlichen Arbeitsplan auf einem hohen Lernniveau waren, dabei konzentriert, aktiv und mit Spaß und Freude bei der Sache waren. Natürlich gibt es immer wieder Schüler, die nicht arbeiten wollen. Diese Schüler erhalten dann aber eine besondere Aufmerksamkeit vom Lehrer mit individuellen Maßnahmen. Eine solche Unterstützung kommt in der „traditionellen“ Schule aber oft zu kurz.

 

Das Hauptziel meiner Arbeit besteht darin, einen Vergleich zwischen den Ansprüchen der Freinet-Pädagogik und der Umsetzung in der heutigen Schulwirklichkeit zu ziehen. In Kapitel 3 meiner Arbeit „Die Umsetzung der Freinet-Pädagogik in der heutigen Schulwirklichkeit“ habe ich eine Beschreibung der Schulen vorgenommen unter Berücksichtigung der einzelnen Freinet-Techniken. Dieses Kapitel soll nun aufzeigen, ob die Schulwirklichkeit der von mir besuchten Freinet-Schulen mit Freinets Vorstellungen übereinstimmen oder ob sie davon abweicht. Dabei vergleiche ich nacheinander Freinets wichtigsten Arbeitstechniken, die ich bereits in Kapitel 2.4 „Die Unterrichtstechniken der Freinet-Pädagogik“ beschrieben habe. Dadurch wiederholen sich die Ausführungen teilweise, auf die ich aber aufgrund der bessern Darstellung nicht verzichten möchte.

 

 Die Arbeitsateliers

Freinet forderte die Existenz von acht Arbeitsateliers in der Schule, die innerhalb des Klassenraums durch eine Abgrenzung in Arbeitsbereiche oder außerhalb auf dem Schulgelände eingerichtet werden sollen.

 

Ein Vergleich mit der „École Freinet“ in Vence (Frankreich)

Obwohl alle Klassenräume der „École Freinet“ nicht in voneinander abgetrennte Arbeitsbereiche eingeteilt sind, gibt es aber dennoch im Sinne Freinets in dieser Schule Ateliers innerhalb des Klassenraums und außerhalb auf dem Schulgelände. Die Arbeit in den Ateliers beschränkt sich laut Auskunft der Lehrerinnen der „École Freinet“ aber nur auf die Aktivitäten des Nachmittags. Dennoch beziehe ich im Folgen weitere Aktivitäten dieser Schule in meiner Untersuchung mit ein, da diese Freinets Ateliervorstellungen entsprechen. Freinets erstes Atelier (Feldarbeit, Aufzucht) entspricht dem heutigen Schulatelier „Gartenarbeit“. Innerhalb der Schule gibt es zudem ein Tiergehege mit Hühnern und Kaninchen, um die sich die Schüler innerhalb eines Amtes zu kümmern haben. Die Tierpflege wird zwar nicht explizit als Atelier bezeichnet, dennoch ist es in der Schule wiederzufinden.

 

Freinets zweites (Schmiede, Schreinerei), drittes (Weben, Stricken, Nähen, Haushalt) und viertes (Konstruktion, Handwerk, Handel) Atelier sind in der „École Freinet“ unter den Bezeichnungen „Handarbeit“ und „Tonarbeiten“ untergebracht. Hieran ist sehr gut zu erkennen, welchen Stellenwert die handwerkliche Arbeit damals für Freinet darstellte und wie sehr seine Forderung heute zugunsten anderer Tätigkeiten zurückgetreten ist. Vor allem lässt sich dieser Umbruch durch den sozialen und wirtschaftlichen Wandel erklären. Nach Freinet sollten die handwerklichen Ateliers die Schüler auf das zukünftige Leben vorbereiten. Doch heute sind beispielsweise die Berufe Schmied, Schreiner oder Weber durch Industrie und Maschinen ersetzt worden.

 

Gelegenheit zum Forschen und zur Aneignung von Kenntnissen, gemäß Freinets fünftem Ateliern (Nachforschung, Kenntnisse, Dokumentation), haben die Schüler auch heute noch. Ihnen steht eine gut organisierte Lernumgebung innerhalb des Klassenraums und in der naturnahen Umgebung des Schulgeländes zur Verfügung. Vor allem der beibehaltende Gebrauch der Arbeitsbücherei, Selbstbildungsmittel und den Arbeitskarteien der I.C.E.M. (ehemalige Mittel der C.E.L.) und Forschungsmaterialien innerhalb der Klassen zeigen auf, dass sich in dieser Hinsicht in der „École Freinet“ nicht viel verändert hat. Geändert hat sich nur, dass diese Aktivitäten nicht mehr als Atelierarbeit bezeichnet werden.

 

Das sechste Freinet-Atelier (Versuche) ist heute unter der spezielleren Bezeichnung „Mathematik-Atelier“ wiederzufinden, obwohl sich die Schüler nicht nur mit mathematischen Vorgängen beschäftigten, sondern auch mit anderen Bereichen der Naturwissenschaft.

 

In der „École Freinet“ haben das siebte (schriftlicher Ausdruck) und achte (künstlerischer Ausdruck) Freinet-Atelier ebenfalls einen hohen Stellenwert. Die Gestaltung des „freien Textes“ der Schüler, die morgens oder zu Hause entsteht und somit von den Lehrerinnen nicht als Atelierarbeit bezeichnet wird, findet täglich statt. Im Gegensatz zur Freinets Beschreibungen werden die Texte nicht mehr mi der Druckerpresse gedruckt, sondern mit dem Computer abgetippt und ausgedruckt. Die Schule hat sich dafür entschieden, um dem technischen Fortschritt und dem Entwicklungsprozess zu entsprechen. Gänzlich verzichtet wird auf die Druckerei aber nicht, da in der Vorschule immer noch damit gearbeitet wird. Auf diese Weise ist zu erkennen, wie die Schule Freinets Ansprüchen nach technischer Entwicklung gerecht wird, ohne auf die Vorteile des Druckvorgangs zu verzichten.

 Die „Computerarbeit“ stellt in der „École Freinet“ heute jedoch ein eigenes Atelier dar. Nachmittags wird vor allem die Schülerzeitung „Les Pionniers“ damit erstellt.

Die künstlerischen Tätigkeiten haben in der Schule eine wichtige Bedeutung. So sind vier der acht Nachmittags-Ateliers für diese Bereiche vorgesehen, nämlich die Ateliers für Malerei, Tonarbeiten (Modellieren), Theater und Tanz, sowie für das Zeichnen. Diese Zusammensetzung entspricht Freinets Forderungen für den Aufbau des achten Ateliers (schöpferisches Tun, künstlerische Ausdrucks- und Kommunikationsverfahren) in vollem Maße.

 

Ein Vergleich mit der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln

Anstelle einer grundlegenden Ausrichtung des Schulalltags auf Atelierarbeit, findet diese in der „Célestin-Freinet-Schule“ nur mittwochs statt. Aber auch während der restlichen Unterrichtszeit sind Arbeiten mit Ateliercharakter vorzufinden, die im Folgen mit berücksichtigt werden.

 

In der „offiziellen“ Atelierarbeitszeit können die Schüler forschen, experimentieren, Texte schreiben, Vorträge vorbereiten und Aufgaben lösen. Diese Tätigkeiten können mit Freinets Vorstellung vom fünften, sechsten und siebten Atelier verglichen werden. Freinets fünftes und sechstes Atelier kommt zudem jeden Dienstagvormittag zum Tragen, in der Zeit zum freien Forschen und zum Erkunden ist

Die dortigen Arbeitsmaterialen, Sachbücher und Karteien sind aber nicht mit dem Freinet-Material der C.E.L. vergleichbar. Dennoch erfüllen sie den Zweck der Informationsbeschaffung und dienen für die Nachforschungen und Versuche der Schüler.

 

Während der restlichen Unterrichtszeit werden neben dem Bearbeiten der Aufgaben für die einzelnen Unterrichtsfächer auch viele „freie Texte“ verfasst, die mit dem Computer bearbeitet und zu denen Bilder gemalt und gezeichnet werden. Dieses entspricht Freinets Vorgaben vom siebten und achten Atelier. Die Druckerei wurde schon seit Jahren durch den Computer ersetzt.

 

Fast unberücksichtigt werden Freinets Ateliers für elementare Handarbeit mit  Ausnahme des Schulgartens. Obwohl die Schule inmitten der Kölner Altstadt gelegen ist, gibt es einen kleinen Schulgarten, der jedoch aufgrund der naturfernen Umgebung und aufgrund des Platzmangels nicht ganz den Forderungen Freinets entspricht. Jedoch ist meiner Meinung nach alleine schon die Errichtung eines solchen Gartens in der Großstadt Köln besonders hervorzuheben und ein Gewinn für die Schüler.

 

 Ein Vergleich mit der „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

In der „Grundschule Harmonie“ wird der gesamte Schulablauf von Atelierarbeiten innerhalb und außerhalb der Schule bestimmt, wenn es aber auch in den einzelnen Klassen keine bzw. wenig abgetrennte Arbeitsnischen gibt.

Freinets erstes Atelier wird in Bezug auf die Feldarbeit in der „Grundschule Harmonie“ durch die Existenz eines Gartenbereichs verwirklicht. Die Aufzucht von Tieren dagegen findet nicht statt.

Das zweite „traditionelle“ Freinet-Atelier für die Bereiche Schmiede und Schreinerei findet, genau wie in den andern Schulen, keine Berücksichtigung mehr.

Dagegen haben die Haushaltstätigkeiten, wie Nähen und Kochen gemäß Freinets dritter Atelier-Vorstellung ihren Sitz in der Schule, wie beispielsweise die Küche, die für Kochprojekte genutzt wird. Es ist jedoch kein tägliches oder regelmäßiges Atelier, wird aber zu bestimmten Zeiten dafür intensiver in Anspruch genommen.

Auch Freinets viertes handwerkliches Atelier hat in der „Grundschule Harmonie“ als „Werkatelier“ seinen festen Platz. Auf die Verwirklichung und Inanspruchnahme der Möglichkeiten des fünften und sechsten Ateliers im Sinne Freinets wird in der Schule sehr viel Wert gelegt. Nachforschungen, Dokumentationen, Aneignung von Kenntnissen und Versuche durch feststehende Projekte oder individuelle Arbeiten sind fester Bestandteil der Schule, deren Möglichkeiten täglich von den Schülern genutzt werden. Im Gegensatz zu Freinets Vorstellungen gibt es aber auch in dieser deutschen Schule kein vergleichbares Arbeitsmaterial wie das der ehemaligen C.E.L., des heutigen I.C.E.M. Statt Arbeitskarten, Selbstkorrekturkarteien, Wörterbücher und die Arbeitsbücherei der C.E.L. dienen vor allem die Schulbücherei mit dem großen Bestand an Sachbüchern und das Internet als Hauptinformationsquellen.

Freinets siebtes Atelier wird in allen Bereichen in der Schule realisiert.

Täglich haben die Schüler die Möglichkeit „freie Texte“ zu verfassen. Im Anschluss daran können sie, entsprechend Freinets Vorstellung, diese auch mit der schulinternen Druckerpresse drucken. Im Gegensatz zu Freinet hat aber der Computer einen Ersatz für die Druckerpresse bzw. für die Schreibmaschine gefunden.

Auch Freinets Forderung nach künstlerischen Tätigkeiten ist in dieser Schule verwirklicht.  So wird beispielsweise ständig in den Klassenräumen gemalt und gezeichnet. Dass Kunst aber ebenso wie bei Freinet einen hohen Stellenwert besitzt, wird dadurch deutlich, dass für den Sommer ein Kunstatelier in einem separaten Raum eingerichtet werden soll.

 

Die Schülermitverantwortung

Freinet forderte eine kooperative Organisation der Arbeit innerhalb der Klassengemeinschaft, die durch die Wandzeitung und die darauf aufbauende Klassenversammlung realisiert werden sollte. Ebenso zählen dazu die Präsentationen und Vorträge der Schüler, da hier durch die Vorbereitung auf mögliche Kritik Eigenverantwortlichkeit gefördert wird.

Ob Freinet neben der Klassenversammlung auch eine Schulversammlung vorgesehen hat, konnte ich nicht eindeutig feststellen. Aus diesem Grund werde ich einen Vergleich in dieser Hinsicht nicht vornehmen ,jedoch die Unterschiede in den Schulen erwähnen.

 

Ein Vergleich mit der „École Freinet“ in Vence (Frankreich)

Die Schülermitverantwortung wird in der „École Freinet“ nach den Vorstellungen Freinets weitergeführt. Die Grundlage der Klassenversammlung bildet die Wandzeitung, die, nach Ansicht der Schule ähnlich wie bei Freinet, der wichtigste und bedeutsamste Bestandteil der Schülermitverantwortung ist. Sowohl die äußerlichen Merkmale dieser Wandzeitung, als auch die praktische Durchführung der Klassenversammlung mit dem gewählten Präsidenten, der die Kritikpunkte, Wünsche, Belange regelt und Ämter zuteilt, entsprechen den Darstellungen Freinets. Wie von ihm vorgesehen, findet auch heute in der „École Freinet“ freitags die Klassenversammlung statt. Darüber hinaus wird alle vierzehn Tage eine Schulversammlung  aller Schüler und Lehrer durchgeführt.  Weiterhin werden auch die Präsentation und der Schülervortrag in Freinets Sinne eingesetzt und somit der Forderung nach Verantwortungsbewusstsein für das Tun der Schüler entsprochen.

 

Ein Vergleich mit der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln

Auch in der „Célestin-Freinet-Schule“ wird die Schülermitverantwortung durch die Wandzeitung realisiert, die die Grundlage für die Klassenversammlung darstellt. Im Gegensatz zu Freinet ist die Wandzeitung als Pinnwand verändert worden, die jedoch dieselbe Funktion der Mitteilung von Kritik, Wünschen oder Beglückwünschungen beibehält. So sind die Schüler mit ihren schriftlichen Anmerkungen nicht an die starre Form der herkömmlichen Wandzeitung gebunden. Andererseits ist aber ein Plakat als Übersicht aller Mitteilungspunkte übersichtlicher.

In der wöchentlichen Klassenversammlung, die freitags stattfindet, regelt der „Präsident“ den ordentlichen Ablauf, indem er die Tagesordnungspunkte anspricht und seinen Mitschülern das Wort erteilt. Außerdem werden die Ämter, die die Verantwortungsbereiche einzelner Schüler abdecken, verteilt und besprochen. Somit wird auch in der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln Freinets Vorgaben entsprochen. Darüber hinaus findet jeden ersten Freitag im Monat eine Schulversammlung statt.

Die Präsentationen, mit der u. a. auch die Eigenverantwortlichkeit der Schüler nach Freinet gefördert werden soll, finden in der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln regelmäßig statt. Im Gegensatz zu Freinet haben hier jedoch die Schüler keine Vorträge im Sinne eines Referats vorzubereiten.

 

Ein Vergleich mit der „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

Im Gegensatz zu Freinets Vorstellung sieht die Umsetzung der Schülermitverantwortung  in der „Grundschule Harmonie“ anders aus. Die Schule verzichtet gänzlich auf die Wandzeitung. Es wurde jedoch in der vergangenen Zeit versucht, eine Wandzeitung in die Klasse einzuführen bzw. eine schulinterne gemeinschaftliche Wandzeitung im Schulforum zu errichten. Doch dieses wurde von den Schülern nicht angenommen und als nicht sinnvoll angesehen. Daher entschieden die Lehrer, einen strukturierten Ablauf in der Klassenversammlung auch ohne Wandzeitung auf demokratischer Ebene einzurichten. Dieses gelingt auch.

 

Wie bei Freinet findet die Klassenversammlung am Ende der Woche als fester Termin statt. Aber nicht nur zu dieser Zeit werden die Belange der Schüler besprochen, sondern auch immer dann, wenn Anliegen im „Raum“ stehen, deren Dringlichkeit für einen weiteren Unterrichtsverlauf störend sein könnte. Die Lehrer prüfen aber, ob die Angelegenheit wirklich unaufschiebbar ist, damit nicht  täglich „Kleinigkeiten“ besprochen werden.

 

Darüber hinaus finden weitere Versammlungen in der „Grundschule Harmonie“ statt, um ein demokratisches Schulleben zu fördern. Das sind die wöchentliche Montagsversammlung, die vierzehntägige Schulversammlung und das unregelmäßig stattfindende Kinderparlament.

 

Entsprechend Freinets Forderung nach einer Übernahme der Verantwortung für das eigene Tun, finden in der „Grundschule Harmonie“ regelmäßig Präsentationen eigener Arbeitsergebnisse statt. Im Gegensatz zu Freinet wird hierbei jedoch darauf geachtet, dass die Schüler nicht referieren sollen, sondern mit kreativen Mitteln ihre Arbeiten vorstellen. Außerdem finden die Präsentationen auch außerhalb der Klasse Beachtung, was Freinet zu seiner Zeit nicht vorsah.

 

Die Arbeitspläne

Die individuellen Arbeitspläne stellen nach Freinet eine geeignete Möglichkeit dar, Unterrichtsstoff so einzuteilen, dass jeder Schüler nach individuellen Interessensschwerpunkten und entsprechend des eigenen Leistungsvermögens mit seiner Arbeit Woche für Woche voranzuschreiten kann. Der individuelle Arbeitsplan ist ein Vordruck, auf dem die Schüler zu jedem Aufgabengebiet ihre Eintragungen vornehmen.

 

Ein Vergleich mit der „École Freinet“ in Vence (Frankreich)

In der „École Freinet“ in Vence gibt es für jeden Schüler je nach Schuljahrgang einen individuellen Arbeitsplan. Dieser entspricht meines Erachtens voll und ganz Freinets Vorstellungen zum Aufbau eines solchen Vordrucks. Auf ihm sind sowohl die einzelnen Kästchen der jeweiligen Fächer wieder zu finden, als auch die am unteren Ende des Plans befindliche Beurteilungstabelle der individuellen Leistungskurve. Im Unterschied zu Freinets Arbeitsplänen gibt es für die Schüler des zweiten bis fünften Schuljahres noch eine zweite Arbeitsplanseite, die zur Beurteilung des schulischen Verhaltens gedacht ist. Außerdem gilt der heutige Arbeitsplan für zwei Wochen, statt des von Freinet aufgezeigten einwöchigen Plans.

Weiterhin erhalten die Eltern den Arbeitsplan zur Kenntnis, wie von Freinet vorgesehen.

 

Ein Vergleich mit der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln

In der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln gibt es für jeden Schüler Wochenarbeitspläne. Abgesehen vom Layout, ist dieser Arbeitsplan vergleichbar mit Freinets Vorstellungen über eine solche Strukturierungsmöglichkeit. Da die deutsche Schule nicht mit Freinets Arbeitskarteien arbeitet, fehlen natürlich in diesem Plan die entsprechenden Kästchen. Stattdessen sind die Felder, die auszufüllen und anzukreuzen sind, für die täglichen Arbeiten vorgesehen. Wie bei Freinet, haben auch die Eltern der Kölner Grundschüler die Arbeitspläne einzusehen und zu unterschreiben.

Im Unterschied zu Freinets Arbeitsplänen ist in der Kölner Schule keine Tabelle für die Leistungskurve abgedruckt, sondern eine Tabelle zur Beurteilung des eigenen Arbeitsverhaltens. Die Leistungsbeurteilung wird dagegen auf einem separaten Bogen vorgenommen.

 

Ein Vergleich mit der „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

Im Gegensatz zu Freinets individuellen Arbeitsplänen gibt es in der „Grundschule Harmonie“ eine soche Arbeitsstrukturierung nicht. Stattdessen sprechen die Schüler ihr Tagespensum über ihre Vorhaben oder längerfristige Projekte morgens mit dem Lehrer ab. Das würde zwar einem Tagesplan entsprechen, liegt aber nicht in schriftlicher Form vor. Die Schule hat sich bewusst gegen Freinets Anspruch auf Arbeitspläne entschieden, weil jeder Schüler seine Arbeit frei strukturieren soll. Schüler mit Organisations-, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten dürfen und sollen sich auf Anraten der Lehrer jedoch schriftliche Stunden- oder Arbeitspläne erstellen. Diese Pläne sind im Vergleich zu Freinets Wochenplänen sehr viel einfacher und weniger differenziert aufgebaut. Sie entsprechen aber Freinets Ansprüchen nach einer Arbeitsstruktrierung, die Verbindlichkeiten schafft.

Die Eltern werden über die Arbeitsplanung ihrer Kinder durch das Fehlen dieser entsprechenden Pläne nicht informiert, sondern nur auf Anfrage. Diese Regelung weicht von Freinets Vorstellungen ab.

 

Alternative Leistungsbeurteilung

Die Leistungsbeurteilung nach Freinet beinhaltet keine Vergabe von Ziffernnoten, sondern eine wöchentliche Bewertung der Arbeitsergebnisse anhand einer Tabelle, die eine individuelle Leistungskurve der schulischen Bereiche darstellt. Außerdem sind nach Freinet Fertigkeitsbescheinigungen (brevets) vorgesehen, wenn ein Schüler eine besondere Tätigkeit beherrscht.

 

Ein Vergleich mit der „École Freinet“ in Vence (Frankreich)

Die „École Feinet“ führt die Tabelle für die individuelle Leistungskurve ganz in der Tradition Freinets weiter, denn diese ist identisch aufgebaut. Abgesehen von der Leistungskurve wird die Leistungsbewertung für die Schüler des zweiten bis fünften Schuljahrs jedoch noch um einen weiteren Aspekt ergänzt. Bewertet wird nämlich die Autonomie der Schüler anhand einer Tabelle, die sich auf der Rückseite dieser Arbeitspläne befindet. Auf diese Weise hat die Schule eine umfassendere Bewertung realisiert. Wie Freinet es vorsah, haben auch heute die Eltern der Schüler die Leistungskurve einzusehen, zu unterschreiben und darüber hinaus gegebenenfalls Anmerkungen auf der zweiten Seite zu machen.

Die Fertigkeitsbescheinigungen (brevets), von denen Freinet mehrere vorsah, werden heute in der „École Freinet“ nicht mehr ausgestellt. Nach Angaben der Lehrerinnen war dieses Konzept nie wirklich  nützlich für die Schüler. Sie sind der Auffassung, dass die Arbeitsmotivation an sich schon ausreichend sei, um immer weiter im Lernpensum voranzuschreiten. Es hat sich vielmehr herauskristallisiert, dass diejenigen Schüler, die eine bestimmte Arbeit oder eine Technik beherrschen oder spezielles Wissen besitzen, spontan ihren Mitschülern oder einzelner Gruppen behilflich sein können.

 

Ein Vergleich mit der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln

In der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln ist die Leistungsbeurteilung, gemäß Freinets Vorstellungen, vordergründig kontinuierlich am Endeeiner Woche vorgesehen. Im Gegensatz zu Freinet findet die Beurteilung nicht auf dem Arbeitsplan statt, sondern auf einem separaten Bogen, dem „Grünen Blatt“. Statt der Tabellenform der individuellen Leistungskurve werden hier zunächst Arbeitsergebnisse notiert, ohne eine Wertung vorzunehmen. Beurteilt wird nur das Verhalten der Schüler anhand farblicher Markierungen, die für die drei Bewertungskriterien „gut“, „mittelmäßig“, „schlecht“ stehen. Die Beurteilung nimmt zunächst der Schüler vor, danach die Lehrer. Dieses Verfahren ähnelt Freinets Bewertungsgrundlage, denn eine farbliche Markierung hebt den Leistungsstand genauso optisch hervor, wie die individuelle Leistungskurve.

 

Auch in der „Célestin-Freinet- Schule“ haben die Eltern der Kinder das wöchentliche „Grüne Blatt“ einzusehen und zu unterschreiben. Zusätzlich werden die Schüler noch vor den Ferien und am Ende eines Schulhalbjahres beurteilt. Die Vergabe von Fertigkeitsbescheinigungen in der Art, wie Freinet sie in seiner Schule vorsah, wird in dieser Schule ebenfalls nicht praktiziert.

 

Ein Vergleich mit der „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

Auch in der „Grundschule Harmonie“ wird die Leistungsbeurteilung nicht durch die Tabelle der individuellen Leistungskurve vorgenommen. Sie hat zwar im Sinne Freinets eine Beurteilung statt Ziffernnoten beibehalten, doch diese Beurteilung ist vollkommen anderes aufgebaut. Im Gegensatz zu Freinet gibt es auf den Beurteilungsbögen der „Grundschule Harmonie“ zu den Unterrichtsfächern und zum Arbeitsverhalten eine viel differenziertere Beurteilungsmöglichkeit durch die Verwendung zahlreicher Unterpunkte. Ein weiterer wichtiger Unterschied zu Freinets Leistungskurve ist, dass nicht nur der Lehrer die Beurteilung vornimmt, sondern auch die Schüler selbst und die Eltern, für die sogar ein separater Bogen vorgesehen ist. Sie haben somit eine andere Rolle erhalten. Sie „überwachen“ und kontrollieren die Bögen nicht nur, sondern sind in den Beurteilungsprozess involviert. Im Gegensatz zu Freinet, der eine wöchentliche Beurteilung mit dem Wechsel der Arbeitspläne vorsah, findet in der „Grundschule Harmonie“ eine schriftliche Leistungsbeurteilung nur halbjährlich statt. Nach Bedarf können jedoch auch jederzeit die Schüler oder die Eltern über den Leistungsstandinformiert werden.

Auch in der „Grundschule Harmonie“ wird, wie bei den anderen beiden Schulen, auf die Vergabe von Fertigkeitsbescheinigungen verzichtet.

 

Alternatives Arbeitsmaterial – Alternative Arbeitsmöglichkeiten

Für ein erfolgreiches Schulkonzept sah Freinet auch alternatives Arbeitsmaterial und Arbeitsmöglichkeiten für unumgänglich an, wie der „freie Text“, die Druckerei, der Schülerkorrespondenzaustausch, die Schülerzeitung, die „Freinet- Arbeitsmittel“ der C.E.L. und weitere, dem technischen Fortschritt entsprechenden Arbeitsmaterialien.

 

Ein Vergleich mit der „École Freinet“ in Vence (Frankreich)

In der „École Freinet“ werden alle Arbeitsmaterialien und Arbeitsmöglichkeiten nach Freinets Vorstellungen berücksichtigt. Der „freie Text“ hat in der Schule immer noch eine sehr große Bedeutung, da dieser jeden Tag von den Schülern verfasst wird. Im Gegensatz zu Freinets Forderung wird die Druckerpresse nicht mehr in der Grundschule verwendet, sondern nur noch in der Vorschule. Stattdessen wird der Computer eingesetzt. Zwar werden mit dem Computer, ähnlich wie bei der Druckerpresse, Texte reproduziert, jedoch ersetzt der Computer nicht die manuelle Letternzusammenstellung der Druckerei. Während zurzeit in der „École Freinet“ der für Freinet sehr bedeutsame Schülerkorrespondenzaustausch     weniger Beachtung findet, erscheint die Schülerzeitung jedoch sehr regelmäßig. Die bereits von Freinet ins Leben gerufene Schülerzeitung   „Les Pionniers“ wird in seinem Sinne und nach seinen Vorstellungen weitergeführt.

Geändert hat sich am Aufbau wenig. Einziger Unterschied ist die Technik der Erstellung der Zeitung. Zur damaligen Zeit wurde sie gedruckt, heute mit dem Computer bearbeitet.

Da in Frankreich das I.C.E.M. den Vertrieb der Freinet-Arbeitsmaterialien übernommen hat und neue Mittel ständig entwickelt, werden in der „École Freinet“ auch diese weiterhin eingesetzt. Die Selbstkorrekturkarten, die Arbeitskarteien und die Arbeitsbibliothek sind noch heute wichtigerBestandteil des Unterrichtslebens.

 

Im Gegensatz zu Freinets Forderung, keine Schulbücher mehr zu benutzen, rechnen die Schüler neben den Aufgaben der Arbeitskarteien auch solche aus einem Mathematik-Übungsheft anderer Verlage.

 

Ein Vergleich mit der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln

Auch in der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln finden die meisten Arbeitsmöglichkeiten ihre Berücksichtigung. Ähnlich wie bei Freinet, ist der „freie Text“ in dieser Schule sehr bedeutsam. Immer, wenn die Schüler das Verlangen haben, einen Text zu verfassen, dürfen sie dieses auch tun. Im Unterschied zu Freinet, werden die Texte jedoch nicht mehr gedruckt, sondern auch mit dem Computer abgetippt und schließlich ausgedruckt.

 

Druckerpressen gab es zu Beginn in der „Célestin-Freinet-Schule“, jedoch wurden sie im Laufe der Zeit wegen Modernisierungsmaßnahmen durch Computer ersetzt. Die Veröffentlichungselemente der Schülerzeitung und der Klassenkorrespondenz werden im Sinne Freinets in dieser Schule verwirklicht. Im Gegensatz dazu wird die Schülerzeitung auch hier mit dem Computer erstellt.

 

Es sind wenige Freinet-Arbeitsmaterialien in dieserSchule vorhanden. In jeder Klasse gibt es eine Schülerbibliothek, die teilweise nach Sachgebieten geordnet ist sowie einige Abeitskarteien. Doch ist diese Auswahl nicht mit Freinets Forderung vergleichbar. Das liegt vor allem daran, dass den deutschen Schulen kein entsprechendes Material, wie das des I.C.E.M., zur Verfügung steht. So ist die „Célestin-Freinet-Schule“ auf Alternativen, wie Sachbücher, angewiesen. Gearbeitet wird gemäß Freinets Vorstellungen nicht mit Schulbüchern. Eine Ausnahme bildet die Mathematik, denn das Mathebuch sowie dasArbeitsheft finden in jedem Jahrgang Verwendung.

 

Ein Vergleich mit der „Grundschule Harmonie“ in Eitorf

In der „Grundschule Harmonie“ sind sowohl die Freinet-Arbeitsmittel und deren Möglichkeiten im traditionellen Sinn zu finden, als auch in modernen Weiterentwicklungen.

 

Der „freie Text“ als Ausdrucksmittel der Gedanken der Schüler findet gemäß Freinet seinen festen Platz im Schulleben der Kinder. Im Gegensatz zu Freinets Praxis der Nutzung der Druckerpresse, ist das Drucken primär durch Computer ersetzt worden. Dennoch wird nicht gänzlich auf die Druckerpresse verzichtet, denn für alle Schüler steht eine Druckerei zur Verfügung. Im Gegensatz zur „École Freinet“, in der die Druckerpresse nur für die Vorchule Verwendung findet, können in der „Grundschle Harmonie“ auch ältere Schüler Texte drucken und auf diese Weise auch von den bereits von Freinet aufgezeigten Vorteilen profitieren.

 

Die Veröffentlichung eigener Arbeitsergebnisse findet in der „Grundschule Harmonie“ in verschiedenen Formen statt. Freinets Wunsch war die Veröffentlichung durch eine Schülerzeitung und durch den Korrespondenzaustausch. Beiden Ansprüchen wird die Grundschule gerecht. Die Schülerzeitung wird wie in den beiden vorangehenden Schulen ebenso mit dem Computer erstellt. Bei dem Korrespondenzaustausch ist jedoch eine Veränderung festzustellen. Während auch traditionelle Briefwechsel nach Freinets Vorstellung geführt werden, nutzt die Schule eine neue Art und Weise des Informationsaustauschs, nämlich den multimedialen Weg durch das Computerprogramm „Skype“. Hieran ist zu erkennen, dass die Schule sowohl Freinets traditionelle Ansprüche beibehält, aber auch moderne Weiterentwicklungsmöglichkeiten sucht und einsetzt, wenn sie erfolgreich sind.

Die Arbeitsmaterialien (Arbeitskarten etc.) sind ähnlich wie bei der „Célestin- Freinet-Schule“ nicht mit Freinets Ansprüchen vergleichbar, da Freinet- Arbeitsmittel in Deutschland kaum Verbreitung gefunden haben. Dafür hat sich die „Grundschule Harmonie“ eine große Schulbibliothek mit zahlreichen Sachbüchern eingerichtet, um ein genügendes Wissensrepertoir bereit zu stellen. Dabei kommt sie Freinets Forderung zur Abschaffung von lebensfernen Schulbüchern entgegen, außer in Bezug zur Mathematik. Ähnlich wie in den beiden anderen Schulen werden auch hier Mathematikarbeitshefte verwendet.

 

Zusammenfassung

Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich jede der drei Schulen voneinander unterscheidet, obwohl es sich um Freinet-Schulen handelt, die dieselben Techniken mehr oder weniger übernommen oder mit der Zeit sogar abgeändert haben.

Bei der „École Freinet“ in Vence habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie ihr Konzept, wie Freinet es an dieser Schule einsetzte,konsequent weitergeführt hat. Das wird besonders durch den in diesem Kapitel vorgenommenen Vergleich deutlich.

Abgesehen vom Computereinsatz hat sich wenig geändert. Ich denke, dass eine solche konsequente wie auch „saubere“ Umsetzung sehr vorteilhaft für diese Schüler ist. Sie haben auf der einen Seite klare Strukturen, wobei sie gleichzeitig immer noch freie Entscheidungskompetenzen besitzen. Der Rahmen ihrer Möglichkeiten ist aber vorgegeben. Für die Schülerklientel der „École Freinet“ entstehen meines Erachtens jedoch dadurch keine „Reibungspunkte“. Im Gegenteil, ich hatte immer den Eindruck, dass die Schüler mit Spaß bei der Sache waren.

 

An dem Schulkonzept der „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln ist sofort zu erkennen, dass es sich um eine Freinet-Schule handelt. Die klare Umsetzung der Freinet- Techniken in das Schulsystem hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Gegenübergestellt mit der „Grundschule Harmonie“ inEitorf sind jedoch viele Unterschiede in Bezug auf die Umsetzung der Freinet-Techniken sichtbar geworden, obwohl die beiden Schulen nicht weit voneinander entfernt sind. Der Vergleich der von Freinet geforderten Techniken mit ihrer heutigen Umsetzung in der „Grundschule Harmonie“ hat gezeigt, dass vor allem diese Schule den Versuch unternommen hat, Modernisierungsmaßnahmen vorzunehmen. Diese erstrecken ich auf alle Bereiche der Schule zugunsten der „freien Arbeit“ für die Schüler.

Nun konnte ich aber feststellen, dass sowohl das Konzept in der Kölner „Célestin- Freinet-Schule“ als auch in der Eitorfer „Grundschule Harmonie“ zu schulischen Erfolgen, Lernmotivation und Arbeitsspaß geführt hat. Wahrscheinlich muss auch hier wieder die Schülerklientel mit eingebunden werden. Da in der Kölner Großstadt die Schüler aus vielen sozialen Schichten kommen und vor allem der Ausländeranteil so hoch ist, erscheint ein solch klar strukturiertes Konzept von Vorteil.

Nicht zu verkennen ist aber die positive und fröhliche Atmosphäre in der „Grundschule Harmonie“, die von der „freien Arbeit“ herrührt.

Bei allen aufgezeigten Unterschieden der drei Schulen, sind mir aber Gemeinsamkeiten aufgefallen, die Freinet so nicht vorgesehen hat. Zunächst ist der Einsatz von Mathematik-Übungsheften anderer Schulbuchverlage zu nennen, obwohl Freinet Schulbücher grundsätzlich ablehnte. Weiterhin benutzen die Schüler aller drei Schulen den Computer. Dieses kann natürlich als Ersatz für die von Freinet eingesetzte Druckerpresse verstanden werden oder auch als Nachfolger der von ihm befürworteten Schreibmaschine.

 

Eine weitere besonders wichtige Gemeinsamkeit in allen drei Schulen ist nach meinen Beobachtungen die hohe Motivation und das sehr angenehme Schulklima, in dem sich sowohl Lehrer als auch Schüler wohl fühlen. Die drei Praxisbeispiele haben außerdem gezeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, die Freinet-Pädagogik in die heutige Schulwirklichkeit zu integrieren undwelche Möglichkeit und Chancen sie für das zukünftige Bildungs- und Schulsystem bieten kann.

Freinets Erziehungsziel bestand vor allem darin, die Persönlichkeit der Kinder innerhalb einer Gemeinschaft größtmöglich zu entfalten. Seinen Äußerungen nach konnte er dieses Ziel einhalten, indem er das Schulsystem mit seinen praktischen Umsetzungsmöglichkeiten grundlegend änderte. Die „traditionelle“ autoritäre Schule lehnte er ab. Beim Studieren seiner Schulkritik entsteht der Eindruck, dass er das heutige Schulsystem beschreibt. So wird auch in der heutigen Zeit, in der Schüler, Eltern und Lehrer mit den Lehrund Lernbedingungen unzufriedener werden und das Schulsystem immer wieder angezweifelt wird, der Begriff „Schulentwicklung“ immer zentraler und Alternativen bedeutsamer. „Die gegenwärtige Krise, auch die der Bildung, wird nicht dadurch gelöst, dass man die Menschen den unmenschlichen Bedingungen effektiver anpaßt.“ (BECK, 1996, S. 65)

Nach Freinets Ansicht können dagegen Schüler auf natürliche Weise lernen, somit unter menschlichen Bedingungen. Dieser Grundsatz hat auch heute noch Bedeutung. Das Ziel meiner Arbeit bestand vor allem darin, zu überprüfen, ob Freinets Zielvorgabe, seine Grundgedanken und Konzeptionen auch in der heutigen Zeit in Freinet-Schulen noch bedeutsam sind und auf Welche Art und Weise sie eingehalten werden. An dieser Stelle möchte ich auf meine zu Beginn der Arbeit gestellten Fragen zurückkommen, um somit eine zusammenfassende kritische Stellungnahme zur gesamten Arbeit zu erreichen.

 

Ist die Freinet-Pädagogik des beginnenden 20. Jahrhunderts in heutige Schulen überhaupt noch umsetzbar?

 

Wie in der Arbeit sichtbar wird, betonte Freinet vielfach, dass seine Techniken mit den Erkenntnissen und den praktischen und theoretischen Fortschritten weiter zu führen seien. Er sagte ausdrücklich, dass die "Techniken von Freinet 1965 nicht das [sind], was sie 1940 waren, denn neue Werkzeuge und neue Techniken haben uns bereichert und unsere Arbeit erleichtert“(FREINET, C., 1981, S. 38 f.).h bewusst, dass es kein „Patentrezept“ gäbe, denn nur praktische Erfahrungen würden theoretische Vorüberlegungen rechtfertigen bzw. widerlegen. „Denn letzten Endes ist für uns [Freinet-Pädagogen] nicht die Theorie ausschlaggebend, sondern ihre Umsetzung in die Praxis.“ (FREINET, C. zit. FREINET, ass es keine strikten Vorgaben in den Umsetzungsmöglichkeiten gibt, sondern praktisch erprobte Techniken und Verfahrensweisen in Schule und Unterricht, bietet die Freinet-Pädagogik meiner Ansicht nach eine hervorragende Ausgangsbasis für eine heutige Schulumgestaltung, die die individuellen Fähigkeiten einzelner Schüler innerhalb der Schulgemeinschaft fördern kann.

Ubbelohde beschreibt dieses ähnlich: „Die Freinet-Pädagogik ist kein geschlossenes System [...], sondern eine offene Pädagogik, in die sich neue Ideen einbringen lassen [...].“ (UBBELOHDE, 2002, S.151) Somit ist und bleibt die Freinet-Pädagogik immer aktuell.

 

Auf welche Art und Weise wird die Freinet-Pädagogik umgesetzt?

Haben die von mir besuchten Schulen Freinets Pädagogik einfach übernommen, haben sie etwas verändert oder etwas bewusst weggelassen?

Anhand der von mir vorgestellten Schulen ist sehr deutlich zu erkennen, dass die Freinet-Pädagogik heute noch eingesetzt wird. Auf welche Art und Weise die Umsetzung konkret stattfindet, wird in den Ausführungen zu Kapitel 3 „Die Umsetzung der Freinet-Pädagogik in die heutige Schulwirklichkeit“ deutlich. Auffallend ist vor allem, dass die Grundzüge der Freinet-Pädagogik in allen Schulen ähnlich sind, die wirklichen praktischen Umsetzungen zum Teil jedoch stark voneinander abweichen. Während die „École Freinet“ in Vence die Freinet-Pädagogik relativ unverändert weiterführt, haben die deutschen Freinet-Schulen ein unterschiedliches abgeändertes Konzept. Die „Célestin-Freinet-Schule“ in Köln versucht die Freinet-Pädagogik ihren Verhältnissen anzupassen und die „Grundschule Harmonie“ in Eitorf ist meiner Ansicht nach bemüht, ein Freinet-Konzept „neu“ zu denken.

 

Gibt es spezifische Merkmale der Umsetzungsmöglichkeiten in den deutschen Schulen oder in der französischen Schule?

In der „École Freinet“ in Vence wirkt der Schulalltag im Gegensatz zu den beiden deutschen Freinet-Schulen viel strukturierter und disziplinierter. Ein weiterer Unterschied zu den deutschen Schulen ergibt sich durch die Struktur des französischen Schulsystems. Die Freinet-Pädagogik lässt sich nach meiner Beobachtung in einer Ganztagsschule, wie in Frankreich, besser umsetzen. Für die täglichen Versammlungen, Präsentationen, künstlerischen und handwerklichen Arbeiten und weiteren Aktivitäten ist mehr Zeit und die Arbeit wird dadurch intensiver. Außerdem beginnt die Ausrichtung auf die Freinet-Pädagogik in der „École Freinet“ in Vence nicht erst in der Grundschule, sondern schon in der Vorschule. Die Schüler lernen schon dort das Schulsystem mit der Freinet-typischen Sozialstruktur. Somit sind die Grundschüler in Frankreich im Gegensatz zu deutschen Grundschülern bereits auf den Schulalltag vorbereitet und können dadurch frühzeitig gezielter lernen.

 

Welche Bedeutung hat die Freinet-Pädagogik für die Schulwirklichkeit?

Ergeben sich Vorteile oder auch Probleme? Dass Freinets Schulkonzeption nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis noch zeitgemäß ist, lässt sich anhand der von mir vorgestellten Schulen deutlich erkennen. Auch wenn die Schulen in ihrer praktischen Umsetzung von Freinets Vorstellungen und Grundzügen mehr oder weniger abweichen und auch im Vergleich untereinander Unterschiede festzustellen sind, ist diese Konzeption, die im frühen 20. Jahrhundert entstanden ist, immer noch mehr als zeitgemäß. Freinet „organisierte seinen Unterricht von der Lernaufgabe her und orientierte die Kinder auf größere Selbsttätigkeit als damals üblich [...]“ (HENSEL, 1996, S. 96 f.).

Auch heute, vierzig Jahre nach Freinets Tod, sind selbsttätige Schüler in unseren Schulen ausgesprochen selten zu finden. Selbständigkeit, Selbsttätigkeit, Erfahrungsorientiertheit, kritische Reflexionsfähigkeit, demokratisches Handlungsbewusstsein, Verantwortung übernehmen für sich und andere sind alles Tugenden, die Freinet durch seine Pädagogik förderte und die für einen optimalen Lernerfolg stehen, gerade bei Schülern in der heutigen Zeit. So gibt es gegenwärtig leider oft nur vereinzelte engagierte Lehrer, die sich diesem Missstand bewusst sind und etwas dagegen unternehmen. Außerdem finden sie meistens im Lehrerkollegium keine oder geringe Unterstützung. Oder aber es existieren Schulen, wie ich sie im Rahmen dieser Arbeit kennen lernen durfte, die ihr System von Grund auf nach den Vorstellungen Freinets organisieren und somit langfristig den Schülern eine grundsolide Vorbereitung für ihr späteres Leben bieten.

 

Ist die Freinet-Pädagogik des beginnenden 20. Jahrhunderts in heutige Schulen überhaupt noch umsetzbar?

Neben diesen Vorteilen, die sich für die Schüler ergeben, lassen sich aber noch einige kritische Anmerkungspunkte bezüglich der Umsetzung der Freinet- Pädagogik aufzeigen. Direkte Probleme oder Nachteile sehe ich vor allem in der Kompetenz der Lehrer. Zum können sich Schwierigkeiten ergeben, wenn Lehrer, die nach den Ansätzen Freinets unterrichten wollen,ihre neu definierte Rolle missverstehen. Roger Ueberschlag, ein französischerFreinet-Pädagoge, äußerte sich dazu: „Es ist zur Mode geworden zu sagen: ‚Ichunterrichte à la Freinet’, so wie man bei einer unbeholfenen Zeichnung sagt: ‚Der malt wie Picasso’“ (UEBERSCHLAG, zit. TEIGELER, 1999 a, S. 39 f.). In den von mir besuchten Schulen habe ich auch deutliche Unterschiede zwischen den Unterrichtsstilen der einzelnen Lehrer gesehen. Einige waren ruhig, andere dagegen aktiv, in der französischen Schule waren sie tendenziell strenger und geordneter, in den deutschen Schulen dagegen offener. Selbst habe ich dort jedoch keinen Freinet-Lehrer kennen gelernt, der seine neu definierte Rolle missverstanden hat, bzw. die Freinet- Pädagogik abgeneigt betrachtete.

Zum anderen können weitere Probleme durch eine ablehnende Haltung der Freinet- Pädagogik seitens der Eltern aufkommen, die aufgrund des steigenden Leistungsdrucks in der Gesellschaft die Befürchtung haben, ihre Kinder könnten zu wenig in einer Freinet-Schule lernen. Diese versuchen, vermeintliche Defizite durch Lerneinheiten am Nachmittag oder am Abend auszugleichen. An dieser Stelle ist wieder die Kompetenz des Lehrers gefragt, der das Gespräch mit den Eltern sucht, um aufkommende Probleme und Ängste gemeinsam zu bewältigen (vgl. HÖVEL; RESCH, 2003, S. 47).

Abschließend möchte ich noch eine persönliche Stellungnahme zu dieser Thematik abgeben anhand folgender Frage: Konnte ich mein persönliches Ziel erreichen, Alternativen kennen zu lernen, die ich in meiner späteren Tätigkeit als Lehrperson anwenden kann?

 

Ich konnte persönlich aus der Praxis erfahren, was Freinet-Pädagogik ausmacht. Auf theoretischer Ebene hätte ich wahrscheinlich nie oder nicht wirklich verstanden, wie eine Organisation des Unterrichts nach den Vorstellungen Freinets sowie gegebenenfalls im Sinne Freinets in veränderter Form stattfinden kann. Als ich einen Artikel von Ursula Carle, Professorin für Grundschulpädagogik an der Universität Bremen, über die Bedeutung von Freinet-Pädagogik an deutschen Hochschulen gelesen habe, konnte ich mich mit ihren Erfahrungen, die sie mit Studierenden gemacht hat, identifizieren. Sie beschreibt, dass Studierende in ihren Seminaren die Umsetzbarkeit der Freinet-Pädagogik oft anzweifeln. So fragen sie, wie beispielsweise die Lehrpläne eingehalten werden können oder was mit Schülern zu machen ist, die keine Lust auf Mathematik hätten. Carle erklärt diese Skepsis vor allem durch die einseitigen praktischen Erfahrungen der Studierenden aufgrund des selektionsgeprägten deutschen Schulsystems und aufgrund einer fehlenden Überprüfbarkeit der gelernten Inhalte in der Praxis selbst durch die Studierenden.

 

Im Schulpraktikum dagegen werden Alternativen, wenn überhaupt, von den Lehrern in den Schulen nur angerissen, ansonsten wäre der Unterricht in der Regel immer noch der, der den Studierenden aus der eigenen Schulzeit vertraut sei (vgl. CARLE, 1996, S. 160 f.).

 Aus eigener Erfahrung kann ich dieser Stellungnahme zustimmen. Wenn Studierende etwas „Neues“ kennen lernen und erproben möchten, sind sie vor allem auf Eigeninitiative und auf Anregungen von Hochschullehrern angewiesen. Ich persönlich konnte von den Denkanstößen profitieren. Auch wenn Eigeninitiative immer mit mehr Arbeit verbunden ist, konnte ich jedoch auf diese Weise Schulen kennen lernen, die Mut machen, eine Änderung des Schulwesens vorzunehmen und die mir Anregungen gegeben haben, die ich später gerne selbst umsetzen möchte.

Somit hat sich diese Arbeit, die ich jedoch an keiner Stelle belastend empfand, für mich mehr als gelohnt. Die Freinet-Pädagogik ist für mich ein höchst aktueller pädagogischer Ansatz, sie ist immer noch „modern“ und wird vor allem in der Zukunft noch bedeutsamer sein.

 

LITERATURVERZEICHNIS

BAILLET, Dietlinde (1995): FREINET – praktisch. Beispiele und Berichte aus Grundschule und Sekundarstufe. 4. Auflage, Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

BANNACH, Michael (2002): „Arbeit an eigenen Themen“– Eine Form selbstbestimmten Lernens in der Grundschule. In: Hansen-Schaberg, Inge; Schonig

Bruno (Hrsg.): Basiswissen Pädagogik: Reformpädagogische Schulkonzepte Band 5, Freinet-Pädagogik. Hohengehren: Schneider Verlag, S. 215–232.

BECK, Johannes (1996): Sollen die Menschen verhältnismäßig werden oder die Verhältnisse menschlich? In: Hering, Jochen; Hövel, Walter (Hrsg.): Immer noch der Zeit voraus. Kindheit, Schule und Gesellschaft aus dem Blickwinkel der Freinetpädagogik. Bremen: Pädagogik-Kooperative.V., S. 49–71.

BENS-FREINET, Madeleine (1998): Biographische Angaben. In: Freinet,

Célestin: Pädagogische Werke Teil 1. Deutsche Ausgabe und Übersetzung von Hans Jörg unter Mitwirkung von Herwig Zillgen. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh Verlag, S. 9–15.

BRUNS, Angélique (2002): Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Die pädagogischen Konzepte von Célestin Freinet und Paulo Freire. Oldenburg: Verlag Dialogische Erziehung.

CARLE, Ursula (1996): Wer die Schule verändern will, muß die angehenden Lehrerinnen und Lehrer gewinnen. FreinetPädagogik an der Hochschule. In: Hering, Jochen; Hövel, Walter (Hrsg.): Immer noch der Zeit voraus. Kindheit, Schule und Gesellschaft aus dem Blickwinkel der Freinetpädagogik. Bremen: Pädagogik-Kooperative e.V., S. 157–179.

DIETRICH, Ingrid (Hrsg.) (1982): Politische Ziele der Freinet-Pädagogik. Aus dem Französischen: Collectif I.C.E.M. –Pédagogie Freinet: „Perspectives d’éducation populaire“. Weinheim, Basel: Beltz Verlag

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