Walter Hövel

 

Die Titelseiten
der “Fragen und Versuche“

 

 

 

Da ich alle FuVs seit der Erstausgabe von 1978 besitze, habe ich mir die Titelseiten angeschaut. Bei den ersten beiden Nummern („Frust und Freude“ und „Lehrerglück“) handelt es sich um andere Namen der Zeitschrift. Sie sollte jedesmal anders heißen. Aber dann gefiel wohl „Fragen und Versuche“ so gut, dass der Name blieb. Sie bekam bald den Kosenamen „FuV“.

 

 

 

Bei einer FuV geht es um eine Extraausgabe des „multilettre“, dem Organ des internationalen Verbandes. Die FuV ist inkludiert. Bei zwei weiteren sind es Doppelausgaben und es gibt ein paar wenige Sondernummern. Besonders lesenswert ist die Zusammenfassung von 20 Jahren FuV im „Werk- und Atelierbuch“. Zudem gibt es die jüngste Digitalisierungsarbeit von Ben Schreiner. Hier sind alle FuVs online.

 

 

 

Von besonderem Reiz waren alle damals erschienen Titelbilder in der 100. Auflage als Beilage zur FuV. Wie fast immer, steht nicht dabei, wer diese Dinge äußerst ästhetisch machte.

 

 

 

Die FuV ist ihrem Motto treu geblieben. Sie ist eine „Leser*innen-Schreiber*innen-Zeitschrift“. Sie erscheint seit über 40 Jahren. Zudem wechselte fast immer die Redaktion nach ein oder zwei Jahren an eine andere regionale Gruppe.

 

 

 

Seit über 40 Jahren sind über 170 Ausgaben erschienen. In sieben und acht Jahren feiern wir zwei ungewöhnliche pädagogische und demokratische Jubiläen. Unsere Zeitung wird 50 Jahre alt, und wird 200 Nummern haben. Dabei gibt es seit alters her den Kampf um Themenhefte oder die „zufälligen“ diversen Leser*innenthemen.

 

 

 

Unregelmäßig, fast nie, wird dabei erwähnt, welche Frau, welches Kind, welcher Jugendlicher oder Mann das Titelbild gemacht hat. Dabei ist genau das die erste Seite, die mensch von der neuen FuV sieht. Sie ist etwas Besonderes!

 

 

 

Jede Redaktion, die früher „Redaxion“ genannt wurde, hatte einen eigenen Stil beim Gestalten der ersten Seite. Alle Menschen und Redaxionen haben fast immer die Vorderseite künstlerisch-ästhetisch gestaltet. Jede/r wird seine Lieblingstitelseite oder mehrere dabei haben oder eine gesondere Verbindung zu dieser oder jener ersten Seite.

 

 

 

Für mich ist es die Nummer 28 von Florian Söll. Mein Favorit zeigt einen Punk, Prinz Charles und ein tolles Zitat von Ernst Bloch. Andere Frontseiten finde ich toll, fast alle begeistern mich. Ich bin auch heute noch, im Jahr 2020 Jahren beim Bekommen der FuV auf die Vorderansicht gespannt. So merke ich mir viele verschiedene Ausgaben.

 

 

 

Für mich sind die Freinet-Handwerker*innen eben Künstler*innen, die die Imagination, das Ästhetische, das Selbstgeschaffene, oder ihre Visionen und Ansichten in der Gruppe der Redaktion entstehen lassen. Sie tun dies in den Artikeln, in der Illustration und den eigenen Fragen, im eigenen Ausdruck.

 

 

 

Der Anspruch der Freinets und ihre kooperativ- künstlerische Pädagogik lebt mit jedem Titel. Du musst nicht malen können, um ein*e Künstler*in zu sein. Du bestimmst dich selbst und dein Lernen. Und natürlich gucke ich auf die vordere Seite.

 

 

 

Was gibt es bei alten Dingen moderneres, vor allem in Zeiten der Diversität, als die individuelle Meinung in der Vielfalt der eben so vielfältigen Gruppen. Wir könnten mit dem Buchdruck, der Druckerei, der „modernen Schule“ und dem „Freien Lernen“ im Rücken nur schneller von einer Digitalisierung als Hilfsmittel einer neuen Kommunikation im Sinne der Freinets lernen.

 

 

 

Ich erlebte die „Fragen und Versuche“erst ab der Nummer 19/20 im Jahre 1982. Andere Menschen erlebten die allererste Ausgabe! Ich war in zwei Redaktionen, einmal in einer Kölner, und einmal mit der Rhein-Sieg-Gruppe.

 

 

 

Selbst machte ich 19 oder 20 Titelseiten verschiedener Nummern. Später schickte ich den Redaktionen lieber Seiten mit Bildern und Zitaten. Nur fünfmal machte ich wirklich eigene Produkte. Bei den anderen verdanke ich die Ideen Kindern, Heike Wagner, Ute Geuß oder Ulli Schulte, ein anderes Mal, Max Ernst, meinem Lieblingsmaler.

 

 

 

Von den Freinetleuten zeigen meine Titel, oft Collagen, zweimal Rolf Wagner und einmal Dieter Hartmann, die mich, wie andere Kinder, Frauen und Männer sehr prägten. Weitere Ideen zu Titelbildern verdanke ich Fotos, Bildern, Gedanken, und immer wieder Menschen und Situationen in den Redaktionen oder auf Treffen. Als vielschreibender Einzelgänger brauche ich den Kontakt und das Wirken meiner Mitmenschen. Sie machen Mut.