Schwarz - Rot - Gold

 

Manchmal

möchte ich dieses Land

lieben können

Diese deutsche Bundesrepublik

diese Heimat

in schwarz-rot-goldenen Farben

mit diesem prächtigen Adler.

 

oft

möchte ich diesem Land

begegnen können

wie der Franzose seinem Frankreich

der Spanier seinem Spanien

möchte ich empfinden

wie ein Bretone, Ire oder Baske

 

Den prächtigen Adler

als Symbol

vergangener und gegenwärtiger

Unterdrückung hassen

aber dieser Farben lieben

 

Gerne

sehe uch

unsere Kinder

Väter, Mütter, Großeltern

 

Sehe

den Bergmann, die Hausfrau

den Dreher, den Jugendvertreter

den Dichter, den Komponisten

den Humoristen, den Journalisten

 

Ich sehe

die mächtigen Häuser

mit blendenden Fassaden

erbaut von Arbeiterhänden

die breiten Straßenund Autobahnen

die Untergrundbahnen

und Parkanlagen

die alten Schlösser und Burgen

die Kneipen, Weinstraßen und Braukeller

die Liedermacher und Dorffeste

mein Stadtviertel und seine Straßen

 

 Oft

denke ich

an diese Helden

der Musik und Dichtung

der Wissenschaft und Malerei

 

Denke an

die revolutionären Namen

Werke und Taten

denke

an den Bund der Gerechten

die Erfurter

Hamburgs Spartakisten

und den Roten Wedding

an die Genossen

um Thälmann

in den KZs

und bald

in Adenauers Gefängnissen

 

Oft

sehe ich

die von heute

die Kommunisten

linken Sozialdemokraten

die Friedenskämpfer

und Naturfreunde

die fortschrittlichen Bündnisse

der Betriebe und Hochschulen

die vielen kämpfenden Christen

Humanisten und Liberale

 

Aber

ich kann nicht

kann dieses Land nicht lieben

dieses schwarz-rot-goldene

und all das Schöne

nicht identifizieren

mit diesen Farben

 

Ich

sehe

immer

wieder

diese verknöcherten Nationalisten

 blutsaugende Faschisten

skrupellose, bestechliche Staatsmänner

Heuchler im Namen Gottes und des Christentums

korrumpierte Rechtssprecher

vor Gewalt triefende KZ-Wächter

haßerfüllte Augen der Bereitschaftspolizisten

Teleobjektive der politischen Polizei

Verrat von Sozialdemokraten

Speichel leckende Untertanen

Berufsverbot fordernde Artikelschreiber

blutlose profitsüchtige Herren

in Frack und im Aufsichtsrat

bombenlegende, wildgewordene Kleinbürger

Bremser von Reformen

 

Verängstigte

nach der Obrigkeit schielende

im Suff krakelende

blinde

die Augen mit Absicht verschließende

Deutsche

 

Dieses Land

es wird nicht eins

in meinem Kopf

Der Bürger

ist zwar Bürger dieses Landes

per Dokument

doch zwei von ihnen

reichen schon

und sie gehören nicht zusammen

 

Heimatlos ist diese Heimat

 

Wie ein alter

vom Blitz verbrannter Baum

treibt er doch

immer wieder Äste

trägt er immer

wieder üble Früchte

der Gewalt und Unterdrückung

 

Nicht Schatten gibt er

oder Schutz vor REgen

er nimmt das Licht

das Licht der jungen

neuen Triebe

 

Oft schon

schien er abgebrannt

zerstört

von selbst gelegter Feuersbrunst

 

Doch

wächst er immer wieder

getränkt von Sklavenblut

 

Er wächst nicht

elegant und hoch

wie eine Pappel

nicht graziel

und duftend

wie eine Tanne

nicht farbig

roh und hell

wie eine Birke

sondern

eben nur und typich

verkrüppelt

groß und mächtig

drohend eben

so

wie eine deutsche Eiche

 

Hier nützt

kein Hacken und Verbrennen

graben muss man

jede Wurzel

aus der Erde

sei sie noch so tief

störrich festgewachsen

 

Lange

wird die Arbeit

dauern

doch dies

sind wir gewohnt

 

Zu oft

ließ man uns

schuften und errichten

Panzer und Kanonen

Mauern und Kasernen

Westwälle und Rollstraßen

Bunker und Raketen

 

Schachten ließ man uns

Massengräber

Moor und Torf

Schützengräben

das eigene Grab

 

Tief werden wir graben

am alten Baum

um hoch und erfahren

unsere neue Heimat

aufzubauen