Walter Hövel
Migrationshintergrund
1949 wurde ich in Frechen bei Köln im Rheinland geboren. Damals gehörte das Gebiet zum Herrschaftsbereich des Königs George VI von Großbritannien. Die Einheimischen nannten diesen Teil der deutschen Lande „Trizonesien“, auch „Westzone“, weil er damals von einem gemeinsamen Rat Frankreichs, Großbritanniens und der USA regiert wurde.
Die für mich benötigten Eizellen stammten noch aus dem „Deutschen Reich“, die männlichen Samenzellen waren in Astrachan im Kriegsgefangenenlager 204 im russischen Teil der Sowjetunion entstanden.
Ein paar Tage nach meiner Geburt wurde ich Christ, ohne dass ich gefragt wurde. Das Staatsoberhaupt lebt in der Vatikanstadt.
41 Tage nach meiner Geburt wurde ich Deutscher und in die neu gegründete westdeutsche „Bundesrepublik Deutschland“ eingebürgert. 8 Jahre später sollten ein, und 40 Jahr später 5 weitere Länder, inklusive der östlichen Hälfte Berlins als weitere Bundesländer hinzukommen. "Der Rest" blieb anderen.
Schon 7 Jahre später wurde ich offiziell „Europäer“.
Heute sage ich von mir, dass ich Rheinländer, und auch in der Schweiz, in Costa Rica, Norwegen, England oder Island Europäer bin. Meine deutsche Staatsbürgerschaft trage ich gerne, wenn es um die Verankerung der Menschenrechte im „Grundgesetz“ geht.
Fast (!) scherzhaft sehe ich meine Heimatstadt Köln als nördlichste Stadt Italiens und liebäugele auch heute noch gerne mit Separatisten, die den Anschluss an Frankreich suchen. Ich sehe mich gerne als Freund der Mitbürger von Luxemburg, Belgien oder den Niederlanden.
Ansonsten bin ich mir darüber im Klaren, dass ich auf Kosten anderer in einem komfortablen Wohlstand lebe, Zugang zur Bildung fand und weitere Vorteile eines der führenden Länder der Welt mitbekomme. Nicht zufrieden bin ich mit dem aggressiven Kapitalismus, Militarismus, dem Zustand unseres Klimas, der Herrschaft von Familien und noch verbliebenen nationalsozialistischen Denkens Deutschlands.
Mein Vater wurde noch zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs, mitten im Ersten Weltkrieg geboren. Meine Mutter in einem schon etwas kleineren Deutschland, das die erste, wenn auch sehr schwache Demokratie darstellt.
In ihrer Jugend gehörten beide als aktive Nationalsozialisten zu den Totengräbern eines demokratischen Denkens und ließen die Verwandlung in die Diktatur einer
Partei, der Wirtschaft und Kriegsführung zu. Sie erlebten die Eroberung ganz Europas außer der britischen Inseln und Besitztümern und kleiner europäischer Teile Russlands. Als mein Vater starb,
war da nur noch die noch kleinere Bundesrepublik Deutschland mit 11 Ländern. Als meine Mutter starb war sie wieder um ein paar Länder gewachsen, aber erreichte nie mehr die Größe von
1938.
Aber sie waren „Deutsche“.
Meine Großeltern waren ausnahmslos im Kaiserreich Deutschland geboren. Die einen im Rheinland, die anderen in Westpreußen, was seit 1945 zu Polen gehört. Sie wurden von den Hiesigen entsprechend „Pollacken“ gerufen.#
Deren Vorfahren waren Bürger der baltischen und slawischen Staaten, des „Deutschen Bundes“, Preußens, Frankreichs, Danzigs, Russlands, Polen-Litauens, Polens, …
Die anderen, die „Rheinländer“ waren als Neandertaler, Atlanter, Kelten, Germanen, Römer, Hunnen, Franken, Preußen, Franzosen, Österreicher, Belgier Mitglieder ihrer Staaten.
…
Und dann soll ich ernsthaft schreiben: Vermuteter Migrationshintergrund „deutsch“?