Walter Hövel
Kinder VII
I
Ich
Ich bin der Mensch zu dem ich mich machte. Ich handle heute als Produkt meines Lernens in meiner Familie, mit meinen Freunden und in meiner Zeit. In meinem Erwachsenwerden widerspreche ich meiner
eigenen Entwicklung und konstruierte mit Freunden, Partnern und eigenen Kindern im Rahmen des sich ändernden Zeitgeists – also aus beidem - mein eigenes Ich.
Eine Gruppe von 25 bis 35jährigen Seminarteilnehmer*innen ging 2016 der Frage nach „Was mich zu dem machte was ich heute bin?“ Sie kamen zu dem Ergebnis: meine Familie 23%, der Zeitgeist 20%, Ich mich selbst 15%, meine Erfahrungen 12%, meine Herkunft 13%, Freunde 9 %, Schule 4% und anderes 4%.
Ich frage Kinder
Immer entscheide ich wer ich bin. Hierzu werden mir unter anderem „Vererbtes“, „Genbeeinflussung“, Erziehung, Freunde, Vorbilder, Umgebung, Erleben, meine Wahrnehmung, Zeitgeist und mein freier Wille angeboten.
„Manchmal bin ich schlauer als ich denke, dass ich
bin.“
Kind an der Grundschule Harmonie
"Ich bin oft nur wegen der anderen wie ich bin"
Thomas Nolden
Einige Menschen interessieren sich für alles und finden sich selbst nicht.
Ich sage - immer noch - seit der eigenen Kindheit - Sätze, die damals wie heute Kindern schaden, obwohl mein Selbst weiß, dass sie einfach falsch sind. Sie bringen mich zum Heulen.
Identität
„Unsere persönliche Geschichte macht
uns selbst zu dem, wer oder was wir sind.
Die Umstände unseres Leben, teilweise selbst gelenkt, bilden unsere Identität.“
Sedef Groenegreß-Kiliç,
Studentin
Ideologie
„Das
geht bei uns nicht“, sagen viele Lehrer*innen, wenn sie hören, was wohl geht, wenn Lehrer*innen nur wollen.
Imagination
„Wie
meine Seele ein Schmetterling des Träumens“
Pablo Neruda
„Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hatte, dass er ein Schmetterling sei,
oder ob der Schmetterling träumte, er sei Dschuang Dschou …“
Zhuangzi, chinesischer Dichter und Philosoph, um 400 vor der
Zeitrechnung
Imaginäres Lernen ist der Normalfall für Kinder. Wir Erwachsenen lehren und lernen mit Spiel, Theaterspiel, Rollenspiel,… indem wir uns auf die Welt der Kinder einlassen und sie betreten lernen. So sprechen Kinder Englisch, schreiben Texte, forschen und fragen, musizieren und malen, bewegen und denken, verstehen Mathematik und die Welt. So lernen Kinder!
„…dann ist es zu spät, vertan, versäumt, habt nicht geglaubt, was ihr Kinder
geträumt!“
H.R. Beck, Fiktion-Schreiber
„Schule ist oft verplemperte Spielzeit!“
Kind (6) aus Köln, zitiert nach Andrea Platte 2014
„Kinder lernen selbst in ,,Als- ob“-Zuständen.“
Sita Fritz.Studentin, erlernt
„Die Imagination braucht das Umherschweifen, den langen, uneffizienten Müßiggang, das
fröhliche Zeitverplempern und Herumtrödeln.“
Brenda Ueland
„The Man who has no imagination has no wings.“
Muhammed Ali
„Stories of imagination tend to upset those without one“
Terry Pratchett
Impfung
Die „Ständige Impfkommission“ (STIKO) ist ein Ableger des Robert-Koch-Instituts, gegründet 1885 als kolonialistische Institution des deutschen, damals kaiserlichen Staates. Ist sie in der Tradition der feudalen antidemokratischen Kräfte oder opportunistisch auf Seiten der Herrschenden.
Individualität
Kaum eine Pädagogik setzt sich so konsequent für das Primat der Individualität ein wie die Freinet-pädagogik.
Industrie
Industrien fordern 2018: - mehr Eigenverantwortung und Eigenständigkeit von Bildungseinrichtungen - gute, von Erwachsenen gestellte Ziele - hochwertige pädagogische Bildungsangebote -
positive Bildungsbiographien – Tauglichkeitsprüfungen - Qualitätsentwicklung – Sprachentwickungstests - Einschulungstests - internationale Vergleichsarbeiten – Medienkompetenz - Eigenaktivität
der Schüler*innen
„We gotta get out of this place, if it's the last thing we ever do“
Eric Burdon
"Solange industrieller Feudalismus nicht durch industrielle Demokratie ersetzt wird, ist die Politik der Schatten, den Großkonzerne auf die Gesellschaft werfen."
John Dewey
Inklusion
„Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie
verhindern will, sucht Begründungen“
Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter
Menschen
„… und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird.“
Deutsches Grundgesetz Art.7.4
„Es müssen sich nur ein paar Kleinigkeiten verändern. Also
Alles.“
UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Inklusion und Bildung, Prof. Vernor Munoz aus Costa Ric
„Nehmen wir die Schlange, ein Tier
ohne Arme und ohne Beine. Lebt sie deswegen in einem speziellen Behindertengebüsch? In einem Ghetto-Wald mit anderen Handicap-Tieren? Nein, sie lebt ganz normal gemeinsam mit anderen Tieren mit
Vierbeinern, Vögeln und Mäusen. Letztere hat sie sogar zum Fressen gern.“
Gert Becker, Kölner Kabarettist
Inklusion ist wie Kölner Karneval - nur immer und überall.
Wer Inklusion aussetzt oder anhält, stellt sich gegen ein Menschenrecht.
Inklusion ist nicht verhandelbar. Nicht auf Ressourcen warten. Die eigenen Qualitäten und Ressourcen zuerst nutzen, mit anderen kooperieren und aus der Arbeit heraus
fehlende Ressourcen fordern. Inklusion ist menschlich. Menschlichkeit rückt in die Mitte unserer Haltung und unseres Handelns. Inklusion ist Sache jedes Einzelnen. Inklusion ist für alle.
Inklusion ist vielfältig und mit viel Spass und Humor leichter umsetzbar. Sie meint nicht „die Behinderten“, sie gilt für alle. Teilhabe nicht als Verkaufswert, sondern als Menschenwürde „offen“
denken. Handeln nicht der Politik überlassen. Darauf einstellen, dass in Zukunft alle aufgenommen werden müssen. Der Streit um Inklusion ist ein Zeichen ihrer Bedeutung.
„Integration heißt ‚Ich darf mitmachen’, Inklusion heißt ‚Ich gehöre
dazu’.“
Schüler einer Bonner Schule
Eine inklusive Pädagogik setzt sich zum Ziel, allen Kindern und Familien sowie allen Mitgliedern des Gemeinwesens Zugang zu den
Angeboten einer Einrichtung zu ermöglichen (vgl. Schallenberg-Diekmann, S.265), also sowohl den gleichen Zugang zur als auch innerhalb der Einrichtung zu gewährleisten (vgl. Sulzer 2013,
S.19).
Feli Neise, Helena Herwig, Studentinnen
Bei der Inklusion geht es nicht mehr um diese oder jene
Pädagogik. In Zukunft wird jede Lehrer*in mit jedem Kind lernen können!
Wie geht Inklusion in der Schule? Schulleiter und Schulleiterinnen nehmen jedes Kinder an der Schule auf.
Auch wenn wir an der Grundschule Harmonie immer versucht haben mit jedem Kind zu arbeiten, taten wir von dem Moment an etwas Neues, als wir den Begriff Inklusion benutzten.
Zu vielen deutschen Schulen dienen Anträge auf Feststellung eines Förderbedarfs als Mittel der Ausgrenzung eines Menschen begründet mit fehlenden Plätzen und Lehrkräften. Das ist kein Weg der Inklusion.
„Viele Kinder fühlen sich in Sonderschulen durchaus wohl“, „Viele Eltern geben positive Rückmeldungen von der Sonderschulpädagogik“, „Viele lassen sich zur Sonderschule zurückschicken, damit sie endlich wieder angstlos anders sein können“. Viele Regelschulen und ihre Lehrer können vielleicht unterrichten, aber nicht mit allen Kindern lernen. „Sonderschulen“ wurden eingeführt, weil „Regelschulen“ Kinder erst behindert machen. Viele erkennen, dass die Selektion des gegliederten Schulsystems mit Gymnasien und anderen „Sonderschulen“ Inklusion be- oder verhindert. Die einen schließen daraus, dass Inklusion nicht ginge, weil es nicht „zum System“ passt. Die anderen wissen, dass „Regelschule“ die Inklusion lernen kann. Es gilt Regelschule so zu verändern, dass sie Inklusion kann.
Oder, so der „Augustin“ aus Wien: „Macht aus allen Schulen Sonderschulen!“
Es gibt keine Inklusionskinder! Wie sind alle Menschen.
Lehrer*innen und ihre Vorgesetzten wissen, dass Inklusion mit „Schule wie bisher“ nicht geht. Bevor sie das verändern, gehen sie gegen Inklusion vor!
Innere und äußere Einflüsse
„Nicht die von außen auf es ausgerichtete, beispielsweise erzieherische Maßnahme
bestimmt in erster Linie das Verhalten des Kindes, sondern vielmehr bestimmen die Struktur und das innere Prozessieren des Kindes über das Schicksal der erzieherischen
Maßnahme“
Wilhelm Rotthaus
Input
Unbewusste Inputs, also nicht Belehrung, sondern Vorleben, haben einen großen Einfluss auf Kinder.
Integration
Die Deutschen sind Weltmeister im Integrieren. 1945 haben sie sich selbst, ihre bis dahin
mordenden Soldaten und ihre –oft ohne Schule – im Krieg aufgewachsenen Kinder „in die Demokratie“ integriert. Es kamen Millionen aus „ehemaligen deutschen Ostgebieten“. Dann haben sie gekaufte
Arbeitskräfte zu „Gastarbeitern“, dann „Brüder und Schwestern aus der DDR und aus dem Osten“ integriert. Dann haben sie die offenen EU-Grenzen mit Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien oder anderen
Ländern verarbeitet. Jetzt kommen ihre eigenen Bombenopfer aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Mali oder sonst wo. Jetzt kommen die Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie werden immer wieder zur
besseren Verankerung in der „Marktwirtschaft“ und die Gesellschaft integriert. Und das ging und geht immer mit und über Schule!
„Integration = Eindeutschen“
Aufgeschnappt im Radio
Intelligenz
„Der Nachteil der
Intelligenz besteht darin, dass man ununterbrochen dazulernen muss.“
Georg Bernard Shaw
Intelligente Menschen wollen Bildung und Erziehung menschlicher und klüger macht.
Internationaler Vergleich
„Die Ergebnisse der OSCE-Studie 2018 sind wenig schmeichelhaft für Deutschland: Demnach klafft hierzulande zwischen den
schulischen Leistungen von Kindern mit deutschen Eltern und Migrantenkindern eine Lücke, die weitaus größer ist als in anderen reichen Ländern.“
Die Welt
Imponieren
„Ich bin
demokratisch, aber die Kinder tanzen mir auf der Nase rum“. Du musst als Erzieher*in oder Lehrer*in Kindern imponieren. Stehe im eigenen und deren Leben, mit und voll Macht, Liebe, Sehnsucht, Träumen, Unsicherheit und
Lernen.
Wir brauchen Menschen, die imponierend zum Selberlernen provozieren.
IQ
„Bei Menschen interessiert es nicht, wie hoch der IQ ist“
Saskia Brück,
Schülerin
„Vor allem die „fluide Intelligenz“, das
visuelle und logische Denken der Kinder hat zugenommen. Zusätzliche Steigerungen lassen sich vor allem schaffen, wenn die individuelle Förderung von Kindern verstärkt wird.“
Jakob Pietschnig, 2018, Bildungsforscher Universität Wien
Irrig
Mit welcher Ignoranz und Arroganz Schule fortgesetzt wird, obwohl genug denkende Menschen
sagen wie irrig sie ist.
Irrlehren
„Weniger
begabte Menschen brauchen eine strukturiertere Lernumgebung“ hat den gleichen unmenschlichen pseudowissenschaftlichen Hintergrund wie „Neger vertragen keine Freiheit“ oder „Vergiss die Peitsche nicht, wenn du zum Weibe gehst.“
Als Argumentation gegen das offene demokratische Lernen werden gerne Probleme genommen, die ihren Ursprung im frontalen, die Inhalte vorgebenden Unterrichten haben.
„Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben“ - Josef Göbbels, Propagandaminister der Nazis
Irrtum
Warum glauben auch fortschrittliche Erwachsene, dass Kinder weniger denken können als Erwachsene. Das ist Quatsch!
Jetzt
Nelson Mandela machte als Gefangener ein Gefängnis zu einer Schule der Freiheit. Adolf Reich-wein lehrte Demokratie in der Nazizeit
in Deutschland. Wygotski veränderte den Lernbegriff in der Sowjetunion lebend. Wir arbeiten nur hier und jetzt.