Walter Hövel
Kinder XII
NOPQ
Nachhilfe sorgt dafür, dass reichere besser durch die Schule kommen als arme Kinder. Sie lehren nur versehentlich das Lernen über das Lernen der Schule hinaus.
„Die Neugierde der Kinder ist der Wissensdurst nach Erkenntnis, darum sollte man diese
in ihm fördern und ermutigen.“
John Locke, englischer Philosoph 1692
Kein Kind ist zu dumm oder faul zum Lernen! Die häufigsten Gründe für das Nicht-Lernen von Kindern: Die Eltern streiten oder trennen sich. Das Kind glaubt für das Verhalten der Eltern verantwortlich zu sein. Ein ihnen wichtiger Mensch hat gesagt, dass sie für etwas zu dumm sind. Sie trauen den Mitmenschen und sich selbst nicht mehr. Sie haben selbst erfahren, dass sie etwas nicht (sofort) können. Ihnen fehlt Urvertrauen, positive Bindungserfahrung.
„Das Schulexperiment war natürlich dort am überzeugendsten, wo es nicht mehr Schule war.“
Herbert Hagstedt
Seit vorgestern heißen sie „Unterrichtsstörer“. Seit gestern diagnostiziert man sie als „krank“ und behandelt sie mit Ritalin, Belohnungssystemen und Erziehungs- und Fördermaßnahmen. Heute weiß Schule, dass Inklusion verlangt, sie nicht mehr auszusondern. Dürfen Sie morgen normal sein?
Noten und Schuld
Wir oft wird die schulische Notenvergabe, bewusst oder unbewusst, benutzt, um Menschen die Schuld für etwas zu geben, was ihnen in
ihrem Leben angetan wurde.
Oberlehrer
„Der Oberlehrer verleidet einem jeden Kunst-, jeden
Naturgenuss, weil er alles glaubt erklären zu müssen, weil er verzweifelt, wenn er niemand erziehen kann“.
Erich Mühsam
„Wer 2040 ein
öffentliches Schulsystem besucht, bleibt unten“
Richard David Precht
Es sollte in der Schule selbstverständlich sein, dass die Kinder sich ihre Lehrer*innen aussuchen. Im Leben lernen die
Menschen selbst.
Offenes Lernen
Kinder, die in offenen Systemen gelernt haben, beherrschen geschlossene Systeme schnell. Kinder, die in geschlossenen Systemen lernten, brauchen länger sich in offenen Systemen zurecht zu finden.
„Schülerorientierter Unterricht ist ein logischer Widerspruch in sich selbst“
Hilbert Meyer, Uni Oldenburg
„Die Verwirklichung der Schülerorientierung ist identisch mit der Aufhebung der
Schule“
Hilbert Meyer, Uni Oldenburg
„Vielleicht würden wir es selbst auch als konkrete Utopie ansehen, hätten wir nicht
die Erfahrung in unseren eigenen Klassen gemacht – und vorzuweisen.“
Falko Peschel, deutscher Pädagoge, u.a. Lehrer an der
Grundschule Harmonie
Aristoteles unterschied zwischen Lehrern und Pädagogen. Die Bauhauspädagogik zwischen Bildendem Künstler und dem Handwerksmeister. Heute sind die meisten Lehrer Pädagogen. Bildende Künstler und Handwerksmeister gibt es nur selten.
Offenes Lernen geht mit allen Kindern!
Das offene Lernen entsteht nicht durch die veränderte Form des Lernens. Das offene Lernen gibt jedem Kind jeden möglichen Zugang zu seinen eigenen Themen und Inhalten.
Immer wieder gibt es Eltern und Lehrer*innen, die offene Lernkonzepte mit Esoterik verwechseln. Offenes Lernen aber tritt radikal für das autonome Lernen der Kinder ein.
Gegner des offenen Lernens machen das offene Lernen gerne für Probleme verantwortlich, die in Schule und Gesellschaft durch ihre Art des geschlossenen Unterrichts erst geschaffen wurden.
Als hätte es irgendeinen Sinn, einen
Menschen zu einem richtigen Denken zu erziehen, wenn man ihn nicht vorher zu einem richtigen Empfinden erzogen hat. … Meine Idee ist immer die des Oszillierens, des In-ein-Widerspiel-Bringens. Ob
es nicht Lernprozesse gibt, bei denen Empfindungen und Rationalität sich gegenseitig befruchten. – d.h. das Widerspiel von Erlebnis und Begriff – das wären fundamentale Bildungsprozesse, sonst
haben wir geistlose Erlebnisse und einen erlebnislosen Geist.“
Prof. Horst Rumpf
„Seien wir ehrlich: wenn man es den Pädagogen überlassen würde, den Kindern das
Fahrradfahren beizubringen, gäbe es nicht viele Radfahrer.“
Célestin Freinet
„Das ist gewöhnliche Pädagogik: Ungefragte Antworten und unbeantwortete
Fragen.“
Sir Karl Popper, Wiener Soziologe und Pädagoge
„Sie (die Pädagogik) gibt Hilfen für
den Erwachsenen, aber nicht für das
Kind“
Maria Montessori
Kinder tun das, was sie tun. Erwachsene können fachlich auf ihre
Tätigkeiten antworten und sie bei ihren selbst gewählten Aufgaben begleiten, unterstützen und/oder
herausfordern“
nach Schäfer & Alemzadeh 2012
Paradoxe Intervention
Ein wunderbares Mittel für eine lernende Schule. Weil es zu unruhig auf dem Flur geworden war, beschloss das Kinderparlament der
Grundschule Harmonie einen Tag rückwärts zu gehen. Es wurde ruhig.
Die falsche Partnerschaft von Lehrer*innen und Eltern gegen die Kinder, wie sie an fast allen deutschen Unterrichtsanstalten gepflegt wird, hat allerdings eine sehr lange Tradition. Eltern und Lehrer*innen können sich Partner in der demokratischen Veränderung von Schule sein.
Eltern wollen wissen, was die Lehrer genau tun. Sie spüren jede Unsicherheit. Sie spüren jede Überheblichkeit. Sie sind genauso kooperativ wie ihre Kinder. Sie wollen Lernen begleiten. Sie brauchen echtes Vertrauen.
Perspektive
Häufiger als in vergleichbaren Industrienationen hängt in Deutschland die Frage welche Perspektive ein Kind hat, von der gesellschaftlichen Herkunft ab.
Pflege
„Kinder und
Jugendliche werden nicht Schreiben, Lesen, Malen und Theaterspielen genießen wollen, ohne Anerkennung, Pflege und Feier ihres eigenen Tuns.“
Marc Bohlen, Lehrer an
der Grundschule Harmonie und Aktiven Schule Köln
Pflichtschule
„Das Recht auf Teilnahme und Bildung“ ist in Deutschland keine gesetzliche Wirklichkeit. Es gibt
stattdessen Pflichtschulzeit, auch Zwangsschulen genannt.
Plan und Kind
Das geplante Kinderleben: Pferd, Guitarre, Gymnasik. Logopädie, zum Spielen gefahren werden, gehorchen, funktionieren, arbeiten eher.
Es erstaunte mich schon mit welch einer Unkenntnis und Arroganz, als auch einem solchen Hass die Mehrheiten der FDP- und CDU-Politiker der Gemeinde Eitorf gegen die
in aller Welt anerkannte Grundschule Harmonie vorgingen.
Politikfähigkeit
Wo soll eine
Altersgrenze für die Politikfähigkeit für Kinder und andere Menschen liegen?
Politik weltweit
„Als Fidel Castro die Freinetpädagogik in
Kuba landesweit als Bildungsprogramm einsetzen wollte, verbot ihm das die Kommunistische Partei der Sowjetunion.“
Jean le Gal, französischer Pädagoge
Position beziehen
„Respektieren wir unsere Kinder und Jugendlichen als
eigenständige Persönlichkeiten, die ein Recht haben über ihr jetziges Leben mitzubestimmen, oder sehen wir sie primär als zukünftige Arbeits-kräfte, deren fachliche Qualifikationen zu trainieren
die vorrangigste Aufgabe von Schule sein sollte? … In dieser Frage müssen wir persönlich und politisch Position beziehen.“
Hans Brügelmann
Schule ist knallharte Politik.
Präsentation
Die Kinder lernen durch die Eigenaktivierung in selbstverantwortlicher Planung und Präsentation für sich und mit anderen mehr und intensiver als vermittelter Stoff dies durch Unterrichten je schaffen kann.
Je mehr Kindergärten, Schulen und Universitäten du im In- und Ausland gesehen hast, umso mehr verstehst du, was du selbst tust.
Praxis, eigene
Zu
viele Student*innen finden das Lehrer*innenstudium zu lang, langweilig und ineffektiv, weil sie nicht die eigene Praxis reflektieren lernen.
Praxis und Theorie
Heute heißt die Praxis und Theorie der Freinetpädagog*innen, dass die Kinder, die Menschen mit ihrem Lernen immer zuerst kommen. Die Größe, die wir setzen, sind die demokratischen Menschenrechte.
Priorität
Ich arbeite nicht für Kinder oder Menschen. Ich arbeite für mein eigenes Glück.
Private Schulen
Das Problem weltweit ist, dass die Reichen ihre Kinder zu besser finanzierten eigenen, in der Regel privaten Schulen
schicken.
Probleme
Beim offenen Lernen ist es anders als im gleichschrittigen Unterricht. Alles fällt auf. Probleme werden eher sichtbar. Wenn Kinder
selber lernen, lernst du als Lehrerin oder Lehrer viel mehr zu sehen, auch was dir nicht gefällt.
Provozieren
Als Lehrer*in nicht nur im Wortgeben sein, sondern die eigene Tat provozieren.
Wir brauchen Menschen, die imponierend zum eigenen Lernen provozieren.
Pünktlichkeit
„Pünktlichkeit ist eine industrielle Tugend, keine
menschliche."
Peter Guttenhöfer
Erzieht uns Schule durch Schulbeginn und -schluss, Pausen, durch die Schulglocke, das Arbeiten-Abgeben nicht zu dieser Abhängigkeit durch Zeit?
Wie viele potentielle Lehrer*innen schaffen kein Abitur, brechen ihr Studium ab, werden von Privatschulen oder von der Industrie und ihren Stiftungen abgeworben, gehen in einen anderen Beruf, bevor sie jemals Lehrer*innen würden?