Walter Hövel
Swindon, England, Wales, Schottland und Australien
Mein Leben als Engländer
Ich wußte schon als kleiner Junge, dass ich Englischlehrer werden wollte. Ich konnte noch keine zehn englischen Worte. Warum weiß ich nicht. In meiner Umgebung sprach niemand Englisch. In meinem Unterklassenbewusstsein hat mich das Englische eher bestärkt. Ich spreche Englisch, Kölsch und Deutsch fließend. Jeweils ein paar hundert Wörter spreche ich in Latein, Türkisch, Französisch und Italienisch.
Mit 11 und 14 war ich mit dem Bund Europäischer Pfadfinder in London und Wales. Mit 16 erzählte ich meinen Eltern, dass ich zu einem Pfadfinder nach Antwerpen wollte. Mein Vater brachte mich an die Grenze nach Aachen. Ich sollte drei Wochen in England bleiben. Ich trampte nach Callais und setzte mit der Fähre nach Dover über. Von dort trampte ich zwei Tage lang an London vorbei nach Swindon, im Südwesten Englands. Ich schlief in einen "Lady's Room" in einer Toilette an der Küste. In Swindon angekommen, musste ich feststellen, dass mein Pfadfinder, den es wirklich gab, mit seiner Familie weggefahren war. Wie die Dinge so passieren, traf ich die 14-Jährige Christine an der Bushaltestelle in der Innenstadt, die mich mit nach Hause brachte. "My father was a scout, too".
Ich ließ einige Besuche in Swindon folgen. Ich erinnere mich gerne an den „mug with tea, sugar and milk“, wenn ich aufwachte. Sie wurden ohne Teebeutel gemacht. Gerne aß ich das englische Frühstück mit Toast, einer „sausage“, einer halben geschmorten Tomate und den beiden Spiegeleiern.
Seit dieser Zeit, seit 57 Jahren, kenne ich "meine" englische Familie, die jetzt in Perth in Australien lebt. Ich besuchte sie Weihnachten, zu Rons Beerdigung, nur 8 Jahre später, in ihrem Row-House in der Innenstadt, in ihrem Semi-Detached House in der Vorstadt Swindons. Ich lernte ich ihre Sprache, ein echtes Worker-Class-English.
Betty, "meine" englische Mama besuchte mich in Obereip mit Maria und lebt heute noch 94-jährig in Perth. Ich besuchte sie vor nunmehr 30 Jahren 10 Tage in Australien. Hier war meine größte Begegnung die mit Aboriginies in Freemantle. Ich erinnere mich an die Straßen, die immer gleich aushahen. Du wurdest rechts und links aud dem dreispurigen Highway überholt, hattest aber nie mehr als 7o Meilen drauf. Du gingst wegen des Hautkrebses erst ab 16 Uhr an den Strand. Die Kinder hatten immer eine Kappe und ein langärmliges T-Shirt an, auch am Strand. Hier aß ich zum ersten Mal gegrillten Haifisch. Heiligabend, mitten im Hochsommer, sah ich mein erstes lichtverstrahltes Haus.
Ich hatte nie etwas mit Chrisitine. Ich kenne sie am längsten in meinem Leben. Sie lebte zusammen mit Des(mond) und Michael. Zu ihrem Bruder Stephan, der wieder zwei Jahre jünger ist, hatte ich weniger Verbindung. Christine und ich schreiben uns heute noch sehr oft. Mit meiner Mutter besuchte ich Swindon, die Reads zogen nach Australia. Bei den Reads lernte ich Beatlesfan zu sein, Kricket wie ein Engländer zu spielen, Fußball und das Alleinesein. Betty arbeitete als Nurse im Krankenhaus, Ron bei der British Railway, Christine und Stephan gingen bis 16 Uhr zur Schule.
Um 1979 machte ich ein Schulpraktikum in Nottingham. Dort spielte ich Lehrer in einer Dramaklasse einer Comprehensive School. Unvergessen bleibt mir in der Mitte der Schule die kreisrunde Bibliothek, wo ich in eine Kiste Bücher für den Unterricht bekam.
Jahre später war ich mit Uschi und vier Kindern in Bath (Hier gab es damals ein geldfreies Tauschsystem) und mit zweien in Wales (Wir dort erfuhren wir, dass unser gemietetes Ferienhaus eine alte Schule war.) Wir bewunderten die riesengroßen Schieferplatten aus den nahen Bergen, Wir ließen Michi und Jakob in Bath in in zwei Familien zurück und nahmen Severin und Max mit. In Liverpool schliefen wir bei Professor Nikolas Beattie in seinem Haus, krossten zu "Freddy and the Dreamers" den Mersey, sahen in Liverpool unter anderem die Geburtshäuser von John Lennon und Paul McCartney und gingen die Treppen zum Cavern Club rauf unf runter.
Mit Uschi und den MacDonalds war ich in Edinburg in Scotland.
Ich besuchte mindestens zweimal die Larkrise School in Derbyshire. Mit ihrer Schule hatte ich 10 Jahre lang eine Schulpatenschaft. Ich sah sie im Jahr ein bis zweimal im Jahr. Die englische Schuleiterin und ihr Mann besuchten uns. ,,In der „Rheinischen Nacht“ auf dem Eitorfer Marktplatz, wo ich live mit den Bläck Fööß sang, stellten unsere englischen Gäste überrascht fest, das hier Alt und Jung zusammen feierten, und dass es keine Schlägereien gab.
Beinahe hatte ich eine Schulpartnerschaft mit Peter Booley. Seine Schule war in Southwold an der Ostküste. Leider starb er an Kehlkopfkrebs. Ich besuchte ihn nochmals kurz vor seinem Ton in Houton.
Über den Eitorfer Städtepartnerschaft besuchte ich Halesworth, glaube ich, viermal. Mein größtes Fest war die Hochzeit von Dean Price und Linda Delane. Sie war gut ein Jahr mit Paul McCartney vor der bekannteren Linda zusammen, kannte die Beatles (also auch John Lennon, den sie für einen „Spinner“ hielt), die Stones, Leonhard Cohen und viele mehr. Zigmal war ich in Londen. Meine größten Besuche verbrachte ich dort in der Tube und im Britischen Museum. Dann sah
ich mit den Peschels noch die Schule in Summerhill.
England ist neben Österreich und Frankreich, das von mir am meisten besuchte Land. Ich bin sehr britisch. Auch meine Einstellung zur Erziehung ist sehr british. Mein Denken, Träumen und die Sprache sind sehr englisch.