Walter Hövel
Wachsende Friedensliebe
Gestatten, Hövel, Walter Hövel ist mein Name. Wir schreiben das Jahr 1999, in dem ich 50 Jahre als werde. 50 Jahre ist es her, dass ich 4 Jahre nach einem verheerenden Krieg geboren wurde. 50
Jahre lebte ich in einem Land, dass 50 Jahre lang keinen Krieg führte.
Eine endlos lange Zeit, im Vergleich dazu, dass die USA in dieser Zeit an die 100 Kriege führte. Eine lächerlich kurze Zeit angesichts der Tatsache, dass aufrecht gehende Primaten seit mindestens 4 Millionen Jahren leben.
Noch vor zwei Monaten überlegte ich mir nach dem Besuch eines Kinderzeichentrickfilms einen Artikel zu schreiben. Uns war aufgefallen, dass in allen dazugehörigen Werbefilmen geschossen worden war. „Sie bereiten uns auf einen neuen Krieg vor“, wollte ich schreiben.
Aber es fanden gerade Wahlen statt, und „Friedens orientierte“ Sozialdemokraten gingen ein Bündnis mit „pazifistisch verdächtigen“ Grünen ein. Wer konnte ahnen, dass die „Friedensengel“ Schröder und Fischer, nachdem sie das bartlose „Milchgesicht“ Scharping als Verteidigungsminister entmachtet hatten und Oskar Lafontaine auf Anfrage der deutschen Industrie und ihren Banken abdanken durfte, kaum mehr als 100 Tage brauchen sollten einen Krieg anzufangen.
Ja, sie haben angefangen ein Land mit ihrer modernsten Technologie zu zerstören. Sie geben vor, einem unterdrückten Volk helfen zu wollen. Sie helfen nicht den Kurden, den Tibetern oder Tschetschenen. Nein, sie geben vor, Kosovo-Albanern helfen zu wollen, die von einer offen faschistischen Organisation angeführt werden. Nicht, dass ich irgendwelche Sympathien für Herrn Milosevic, Herrn Özlan oder einem Herrn Lama oder einen kalmückischen Großfürsten hätte. Nein., mein Problem war, dass ich vorher Sympathien für einen Herrn Fischer, Herrn Scharping, Herrn Blair, Herrn Clinton oder Herrn d'Alma oder Herrn Jopin hatte.
Doch die Herren sind das gleiche Pack, dass sie in diesem Jahrhundert und 3000 Jahre zuvor immer waren: Marionetten der Wirtschaft und der Kriegsarmeen. Es sind charakterlose Menschen, die große Reden von Frieden und Gerechtigkeit führen, aber Kriege und Ausbeutung anfangen oder zulassen.
Da hatte ich doch fast daran geglaubt, dass auf der einen Seite die Bösen sind, ein Hitler, ein Stalin, ein Kaiser Wilhelm, ein österreichischer Kaiser, ein Herr Nixon, Herr Truman, ein Herr Milosovic, … und auf der anderen Seite unsere Friedenspolitiker. Aber das ist ungerecht.
Immerhin haben die Herren Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brand, Schmidt und Kohl 50 Jahre lang, so lange sie in Bonn residierten, keinen Krieg geführt. War es Angst vor den Sowjets, also das „Gleichgewicht des Schreckens“ - oder wirklich „wachsende Friedensliebe“?