Walter Hövel
Die Geschichte von Peter Pups und Rita Rülps
Lange war ich in der Alters gemischten Klasse 1 bis 4 meiner Kollegin Christine Schaumann zu Gast. Ein Höhepunkt der Woche war bei den „Fledermäusen“ immer die Dichterlesung mit einer recht hohen Qualität. Hier las jedes Kind seinen selbst geschriebenen Text vor.
Ein Grund für die guten Texte war sicherlich, dass sie selbst als Erwachsene auch immer eine Geschichte geschrieben hatte und sie vortrug.
Das stellt nicht nur Augenhöhe her, sondern ist auch eine gute Gelegenheit den Gebrauch des Genres zu steigern und aktiv mitzumachen bei der literarischen Entwicklung der Gruppe.
Nun aber war es eingerissen, was bei Dichterlesungen passieren kann, dass einige Kindertexte vom Rülpsen, Übergeben, Pupsen, sogar Kacken und anderen RTL-reifen Ausdrücken geprägt wurden. Einige fanden das ultralustig, andere weniger.
Nun reicht es meistens, dass ein Kreis darüber redet, um selber heraus zu finden wie die Weiterentwicklung der eigenen Textekultur geht.
Aber unsere beiden Witzbolde schrieben weiter ihre doofen Texte.
Nun hatte ich Christines Mitschreiben und Mitlesen übernommen und trug mit ernstem Gesicht meinen folgenden Text vor:
Die Geschichte von Peter Pups und Rita Rülps
„Huuups“, sagte Peter Pups als er seine Schwester sah. Rita Rülps steckte bis zum Hals im Spinat. Der Spinat schien immer höher zu steigen. Er lief Rita in den Mund. „Hilfe, hilfe“, rief sie,
„Ich hab zu viel Spinat im Mund! Wie bekquakme ich schluck gurgel schlnd den wieder quatsch quell quak wieder raus?“
„Du musst kräftig rülpsen, damit du wieder Luft bekommst!“, rief Peter Pups. Rita rülpste laut und heftig. Nicht nur Peters Gesicht war nun voller grüner Flecken, nein, auch die Tapete, die Zimmerdecke und sogar die weißen Socken von Peter.
„Aber jetzt“, rief Rita Rülps, „musst du mir helfen! Du musst in das Fass steigen, in dem ich stecke und unten am Boden den Stöpsel rausziehen. Dann kann der Spinat rauslaufen.“
Peter Pups stieg in das Spinatfass. Aber er kam nicht nach unten. Es war viel zu viel Spinat drin.
Also begann er kräftig zu pupsen, damit der Spinat überschwappte. Währenddessen rülpste Rita durchgehend und genüsslich, um nicht zu ersticken.
Endlich war nur noch so viel Spinat im Fass, dass sie an den Stöpsel kamen und ihn rausziehen konnten.
„So“, sagte Rita, „jetzt weiß ich, wozu Rülpsen gut sein kann.“ „Und wozu das Pupsen“, sagte Peter.
Es brauchte schon einen Augenblick des ungläubigen Staunens der Kinder über das, was ich da vorlas. Dann begann das Lachen. Es wurde lauter und endete in der Zufriedenheit, dass das Problem gelöst wurde.
Die Kinder drückten in der Reflektion ihre Anerkennung aus und einer der beiden Quatschschreiber sagte, dass er das nicht so gut könne.
Es gibt natürlich keine Garantie, dass es so immer eine positive Entwicklung durch lateralen Gebrauch der Sprache gibt. Aber es schien gelungen zu sein, nicht auf das Niveau der Quatschschreiber hinabzusteigen, sondern als Erwachsener einmal kindlich mit zu lachen.