Walter Hövel
Wie geht das?
Lesen und Schreiben und Rechtschreiben
können
Kommentierte Untersuchungen von zufällig ausgesuchten Kindertexten
Leider fehlen jetzt immer die Fotos er Originaltexte. Ich kann das noch nicht einfügen. Ich arbeite dran!
Als ich die Tage mit der Bahn fuhr, sah ich mich – wie so oft – umringt von einer Unzahl junger, aber auch älterer Menschen, die sich mit ihren Handys oder IPhones beschäftigten. Was tun die meisten, oft aus „bildungsfernen deutschen und ausländischen Kreisen“ da? Einige spielen. Die anderen lesen. Und sie schreiben!
Müssten da nicht viele Lehrerinnen und Lehrer aus Gymnasien, Berufskollegs und Gesamtschulen jubeln? Die jungen Menschen tun das freiwillig, wozu man sie in Schule kaum zwingen kann. Und sie tun es in ihrer „freien“ Zeit, ohne Hausaufgaben oder Noten!
Lesen und Schreiben ist bei den Menschen als Kommunikations- und Ausdrucksmöglichkeit angekommen. Aber auch in der Schule? Wird da nicht immer noch eine Klassenarbeit in roter Farbe bemalt mit hoch kritisierender Wirkung von der Lehrkraft „zur Verbesserung zurückgegeben“. Sitzen da nicht jedes Wochenende abertausende von Kolleg*innen stundenlag am Schreibtisch, weil sie „korrigieren müssen“? Da wird an der Grundschule den Kindern immer noch Buchstabe für Buchstabe eine Sprache zwecks Schreibens und lauten Rezitierens beigebracht, die die meisten längst beherrschen.
Wie mühsam ist es da wieder und wieder darauf hinzuweisen, dass in einigen deutschen und internationalen Schulen seit Jahrzehnten Kinder und Jugendliche erfolgreich das Lesen und Schreiben mühelos und demokratisch lernen, ohne Zwang und ohne schlechte Noten für das Lesen- und Schreibenlernen. Wie ungehört bleiben Zahlen und Mahnungen, die nachweisen, dass zu viele Analphabeten und noch mehr lese- und schreibunwillige Menschen in gängigen Schulen „produziert“ wurden und werden.
Gründe für Kindertexte
Mein erster Grund wieder Beispiele dieser Texte
zu veröffentlichen ist einfach die typische Genialität der Texte von Kindern. Wenn sie denn ohne Erwachsene, ohne Schreibzwang, ohne Rechtschreibzwang ihre eigenen Geschichten - gerade in der
Anfangsphase ihrer sich entwickelnden Schreibkunst - selbst verfassen.
Diese Texte können nicht oft genug gezeigt werden– auch gegen die immer noch vorherrschende Praxis mehr oder weniger bornierter Schreiblehrgänge, ihrer Fibeln, der Mischvorgänge und der Buchstabentage.
Es muss den Vertretern der Verlage und der alt hergebrachten Schulpädagogik, die sich - vor allem von Medien gesponsert - aus Gymnasien melden, aber in Grundschulen allerorten tätig sind, gesagt werden, wie fahrlässig ihre Theorien über das angebliche „Schreiben nach Gehör“ oder das „Lesen-durch-Schreiben verhindert die Rechtschreibung“, sind.
Ich zeige aber nicht nur voller Freude wenige weitere Beispiele. Ich werfe nach 35 Jahren Erfahrung mit dem „freien Schreiben“ an Grund- und Hauptschulen und Universitäten mein Auge auf das Rechtschreiben. Ich erkläre, wie „meinesgleichen“ seit Jahren in der Schule damit umgeht. Ich habe zufällige Beispiele genommen. Ich weiß hierbei noch nicht einmal, ob nicht zwei oder drei Texte gar vom gleichen Kind sind.
Ich mache mir nur kurz Gedanken darüber, wie das Lesen gelernt wird. Ich habe 20 Jahre lang in einer Schule gearbeitet, die keine Schulbücher kaufte, aber über 5000 Bücher in einer offenen Bibliothek den Kindern im ganzen Schulgebäude anbot. Wohl kaum eins blieb ungelesen.
Ich komme aus einer Schule, in der die Kinder wild auf das Vorlesen der eigenen Texte waren, Jugendromane verschlangen, Lexika wälzten, Sachbücher studierten und im Netz lasen, was das Zeug hielt. Lesen war cool![1]
Viele weitere meiner Texte sind nachlesbar[2]. Ich empfehle sich besonders mit der „Dichterlesung“[3] auseinander zusetzen. Schöne Beispiele hierfür finden sich auch bei anderen Autorinnen, wobei ich besonders Beate Leßmann [4] empfehlen möchte.
All das, die Art Lesen durch eigenes Schreiben zu lernen, nicht zum Schreiben gezwungen oder zum Vorlesen erzogen zu werden, den eigenen Text
vorzustellen und der natürliche, entspannte Umgang mit der Rechtschreibung, gehören zusammen. Sie machen immer noch Schule in der Schule.
Was ich vom Tiger lernte
Katze und Tiger, sie trafen sich als sie sich trafen. Der Tiger hatte am Anfang ein bisschen Angst.
Das Kind trifft auf geschriebene Sprache und gebraucht sie auf eine sehr eigene Art. Nicht eingezwängt in ein System des „So-schreiben-müssens“ trifft es auf ein zufälliges Treffen, das nicht zufällig ist. Der Text erinnert mich an jiddischen Sprachwitz oder den, den ich in manchen Sintitexten von Kindern, wiederfand. Und eine charmante, ganz persönliche Witzigkeit bringt den großen Tiger in die Rolle der Katze.
Neben diesem eigenen literarischem Flair oder diesem „Mood in the Written Compositions“, weiß das Kind schon zu Anfang die Schreibzeilen zu benutzen. Z.B. das kleine „g“ geht mit dem unteren Bogen bereits in die dritte Zeile. Später beim „f“ wird dieses Wissen nicht angewandt. Wörter sind bereits durch eine Lücke klar voneinander abgegrenzt.
Die Groß-Klein-Schreibung entwickelt sich. Nach dem ersten Buchstaben im Wort werden die folgenden Buchstaben oft schon klein geschrieben. Das klappt in den beiden ersten Zeilen häufiger, dann wird das eigene Geschichten-Schreiben dem Richtigschreiben vorgezogen.
Das Problem mit der Wortendung „er“ scheint noch unbekannt. Es schreibt an seiner Stelle „a“.
Es kennt noch keine Verdoppelung von Konsonanten. Es gibt noch keine Unterscheidung von „z“ und „tz“, von „j“ und „ch“. Der seltener gebrauchte Buchstabe „z“ ist noch seitenverkehrt. Der nasale Laut „ng“ ist in „Angst“ noch ein „n“, aber in „Anfang“ schon vorhanden. Es lässt mit dem „r“ in „traf“ nur einen einzigen Buchstaben und vermutlich das Wort „sie“ weg. Es verwechselt das „i“ und das „e“ in „traf“.
Der Satzbau ist noch nicht ausgebildet. Es schreibt wie es denkt, vor allem ohne den Punkt.
Ist es nicht überraschend, wie lesbar und verständlich dieser Text trotz der Menge der „Fehler“ wird. Welch ein Unsinn wäre es die Rechtschreibung bewerten zu wollen. Das Kind bringt sich das Schreiben selbst bei. Es lernt. Es lernt gleichzeitig Literat zu sein, die Buchstaben zu können, orthographisch richtig zu schreiben und die Syntax zu begreifen.
Es lernt deutlich auch für die Lehrer*innen, wenn man bei Brinkmann und Brügelmann über die Reihenfolge der Entwicklung der Lese- und Schreibfertigkeiten von Kindern gelesen hat. Du siehst als Lehrer*in in welcher Entwicklungsphase des Schreibens das Kind ist.
Hinzu kommt die eigene Erfahrung derer, die diese „Methode“ des Selber-Schreiben-Lernens bei Kindern zulassen. Sie kennen sich mit jedem Text bei jedem Kind besser aus.
Im Mittelpunkt steht das Kind mit seinen Entwicklungen des Redens, Schreibens, Lesens und Denkens. Das Kind lernte Reden und Denken, ohne dass es eine „Schule“ in der Kindheit gab. Die Pädagogen Célestin und Elise Freinet nannten, wenn das natürliche Lernen des Kindes fortgesetzt wird und nicht durch ein didaktisiertes verschultes Lehren ersetzt wurde, nicht nur beim Lesen und Schreiben „Méthode naturelle“.
Klar wird an den hier gezeigten Beispielen, dass alle diese Kinder bereits lesen können. Sie lesen jedes Wort der Welt in unserer Schrift, selbst in anderen Sprachen. Dies gelang dadurch, dass sie sich das Schreiben mit oder ohne die Hilfe irgendeiner Anlauttabelle selbst beibrachten.
Sie begannen die Sprache, die sie bereits sprechen und Sinn erfassend verstehen konnten in einer eigenen Reihenfolge mit Hilfe unserer Buchstaben aufzuschreiben.
Zu Anfang sind da oft nur einzelne Buchstaben, wie z.B. bei „Mutter“ nur ein „M“. Dann finden sie es wichtig weitere Buchstaben aufzuschreiben, wie etwa den wichtigsten Konsonanten, im der Regel in der Mitte des Worts. Sie schreiben „MT“. Dann folgt der sinntragende fordere Vokal wie „u“, so dass sie bald schreiben „MUT“. Es folgt ein „a“, dass sie in der Tat hinter dem „t“ hören. Sie schreiben dann „MUTA“. Ich brachte den Kindern sofort bei, dass es sich am Ende des Wortes beim gehörten „a“ in der Regel um ein von den Erwachsenen geschriebenes „er“ handelt. Das Risiko, dass „prima“ mit „er“ geschrieben wurde, nahm ich gerne in Kauf, dass es mit „a“ geschrieben wird, lernt sich später locker.
Erleichternd kommt hinzu, dass Kinder im Allgemeinen erst jene Wörter aufschreiben, die sie auch malen oder zeichnen können. So waren ihnen bekannte Menschen, Tiere, Blumen, Häuser, Bäume, etc., von ihnen bevorzugte Objekte des Schreibens. Erst später kamen zu diesen Nomen die Verben, die Adjektive, Funktions- und andere Wörter. Vielleicht hat sich das Schreiben aus Bilderschriften in der Menschheitsgeschichte ähnlich entwickelt, vielleicht sogar das Reden und Denken. Kinder scheinen diese „Geschichte“ nachzuvollziehen.
In meiner Umgebung kam hinzu, dass die Kinder Großbuchstaben selbst dann bevorzugten, wenn ihnen kleine angeboten wurden. Von anderen Schulen habe ich allerdings auch anderes gehört. Vielleicht lag das an uns Erwachsenen.
Auf jeden Fall ist es so, dass, wenn die Kinder sich so selbst beigebracht haben die gesprochene, gehörte und gedachte Sprache mit Hilfe unserer Buchstabenzeichen zu dechiffrieren, konnten sie von heute auf morgen alles lesen, was ihnen in den Weg kam.
Ich vergesse nie, wie die Mutter des ersten Kindes, das so bei mir Lesen gelernt hatte, voller Stolz ankam und sagte „Mein Kind hat gestern in meiner Küche das Wort ‚Constructa‘ gelesen. Ich wollte es nicht glauben und habe es andere Wörter lesen lassen. Und sie konnte alle vorlesen!“
Märchenhaftes Äpfelchen
Das Äpfelchen
War noch klein
Es war so lebendig
Es mochte nicht gegessen
werden,weil er
so hart war. Er mochte
auch nicht gegessen werden.
Ein sehr eigenes und aufmerksames Wesen, dass normal eigensinnig ist, aber auch das „Richtige“ tun will, schreibt da. Das Kind will schon „Äpfelchen“ als Hauptdarsteller seines Texts richtig schreiben, verdreht aber noch die Reihenfolge der zwei Buchstaben „p“ und „f“. Bei dem „f“ benutzt es schon die dritte Zeile, dagegen bringt es das „p“ in eine Zeile. Wahrscheinlich will es zeigen, dass es ein kleines „p“ ist.
Die Groß-Klein-Schreibung entwickelt sich bereits, und das teilweise vor der Abtrennung einzelner Wörter.
Das „war“ schreibt es noch einfach als „W“. Es reicht ihm. Wahrscheinlich sieht es das so als ausreichend geschrieben an. Zu dem Unsinn, der immer wieder behauptet wird, Kinder würden gerne so schreiben wie sie hören, sieht man hier deutlich: Natürlich hört das Kind das „A“. Es reicht ihm aber das „W“ für „war“. Dagegen hört es das „R“ wirklich nicht, weil unser Dialekt den geschriebenen Buchstaben gar nicht ausspricht.
Auch mit dem sich entwickelndem Rechtschreibbewusstsein spielt der Dialekt. Das Kind kann, wie unser Dialekt kaum zwischen „e“ und „i“ unterscheiden. Daher schreiben die meisten rheinischen Kinder das „ich“ zu Anfang gerne als „esch“. Das Kind versucht zu unterscheiden und wählt glatt die falsche Variante.
Es schreibt noch sehr stark für sich selbst. Wichtig ist ihm wahrscheinlich, dass es in der Dichterlesung seinen eigenen Text vorlesen kann. Es spielt also eher keine Rolle, dass dem „mochte“ das „e“ fehlt oder „gegessen“ sogar zweimal als „gesen“ geschrieben wird. Wieser ist es nicht das Hören, sondern der Wiedererkennungswert für das Kind.
Ich darf als Lehrperson nun keinesfalls hingehen und sagen: „Folgende Dinge hast du ‚noch‘ ‚falsch‘ geschrieben“. Du weißt - als Lehrer – dies einfach noch nicht! Du kannst das Kind nun fragen. Wenn es ablehnt mit dir über seine Schreibe zu reden, lass es weiter schreiben. Es wird später ansprechbar sein, die Probleme von selbst lösen oder von selbst zu dir kommen.
Nur du als Lehrer*in solltest das Kind und seine Entwicklung mitbekommen und beobachten. Wenn das Kind mit dir über sein Schreiben redet, wirst du meistens hören, dass es sehr wohl hört, dass das „ge“ zweimal im Wort ist. Aber das Bewusstsein, dass ein Konsonant wie „s“ zu verdoppeln ist, ist wahrscheinlich noch nicht da. Du kannst dies also im Gespräch weglassen. Das doppelte „ge“ ist wichtiger, weil das Kind bereits das Leseschreibbewusstsein dafür hat.
Und das doppelte „W“ bestätigt nur wie lebendig das Äpfelchen war! Ich denke wir Menschen hören was wir selbst sagen, also beim Schreiben denken. Ich glaube, dass das gesagte Reden etwas anderes ist als der geschriebene Text. Das eigene Schreiben und das eigene Denken sind enger bei einander als unser Sprechen und Schreiben.
Auffälliger ist für mich das „Würt“. Das Kind kann das Wort so kaum bei anderen oder sich selbst hören. Es muss ein Konstrukt des Kindes sein, vielleicht gemacht, damit es etwas „Richtiges“ schreibt. Ich bekomme es nur heraus, wenn ich das Kind selber frage.
Nun kann es passieren, dass das Kind nicht über die Entstehung des Wortes redet oder es simpel nicht mehr weiß. Es wäre schon gut, wenn die Gelegenheit entsteht ihm zu sagen, dass das Wort „werden“ zur Anwendung kommen sollte.
Das mit dem vergessen ist eh eine wichtige Sache. Unser Gehirn kann gar nicht so viel aufnehmen wie ihm begegnet. Wir müssen vergessen können, um denken, lesen, schreiben und denken zu können[5]. Dazu kommt das es eine Phase vor dem Lesenkönnen der Kinder gibt, in der sie oft über eine längere Zeit nicht wissen, was sie geschrieben haben. Sie kommen zu der Lehrperson und zeigen voller Stolz, welches Wort sie geschrieben haben. Jetzt musst du als Lehrer*in die Kunst beherrschen zu erkennen, was das Kind schrieb. Wenn es mir gelang das Wort zu lesen, hörte ich öfter die Antwort vom Kind, dass es nicht mehr wusste, was es geschrieben hatte. Es konnte eben noch nicht lesen!!! Und, es hatte auf dem Weg des Schreibplatzes bis zu mir vergessen, was es geschrieben hatte. Wenn sie Lesen können, geschieht diesesVergesen immer weniger[6].
Vor allem türkische oder kurdische Kinder tendieren dazu, anstelle des „ei“ ein „ai“ zu benutzen, weil es in ihren Sprachen so ähnlich genutzt wird. Sie lernen, dass es einen Unterschied zwischen dem „ei“ als Streicheln bei Schmerz oder dem „Ei“ zum Frühstück einen Unterschied zum türkischen oder arabischen „ay“, dem Mond oder Monat gibt[7].
Aus dem Englischen kommend gibt es das „ai“ sehr oft, etwa bei Aircondition, Airport, „fair“, Airways, also auch das „ay“ in „play“, „Spray“ oder „May“. Wir benutzen immer mehr dieser Wörter und somit das „ai“ oder „ay“, sogar das „ey“ in Earl Grey oder prey anstelle des „ei“.
Sprachen, die eine andere Schrift haben, erschweren die Sache nochmals.
Mit der Teekanne gegen die Laterne
Die pfeifende Teekanne war im
Schrank. Jemand nahm sie
heraus und stellte sie vor
die Tür. Die Autofahrer traten
vor Schreck zu doll aufs Gas-
pedal und fuhren gegen die
Straßenlaterne.
Ich habe einen Begriff von Sommer-Stumpenhorst[8] übernommen und zeige den Kindern gerne wie „Funktionswörter“ geschrieben werden. Dies sind für mich kurze Wörter, wo auch die Rechtschreibregeln unerfindlich lassen, warum „wie“ mit „ie“, aber „wir“ mit „i“ und „ihr“ mit „“h“ geschrieben wird. Dies mache ich in Einzelgesprächen mit Kindern über ihre Texte, in Kleingruppen, die ich Interessierten anbiete, in „Kinderuniseminaren[9] und, wenn es geht, sogar ganzen Klassen, wobei niemand mitmachen muss.
Meine Erfahrung ist, dass sich Gutes und Nützliches bei Kindern rumspricht. Wenn es einer oder zwei gelernt haben, zeigen sie es schon den anderen. Es ist ein Irrtum von Schule, dass Wissenswertes vorbereitet übermittelt werden muss. Die Menschheit hat ihr Wissen ohne Schule und „Lehrer“, oft sogar trotz ihrer Existenz erlangt. Zudem gibt es, wenn Schule schon existiert viel zu wenige übermittlungsfähige Lehrer*innen und Kinder bringen die Dinge Kindern oft leichter und direkter bei.
Ob das Wort „zwischen „Jemand“ und „Sie“ als „nahm“ richtig interpretiert wurde, weiß ich nicht. Die individuelle Endwicklung des Rechtschreibbewusstseins des Kindes zeigt sich darin, dass es beginnt sich mit der Verdoppelung von Konsonanten „herraus“, Teekanne“, „doll“ oder „stellte“ zu beschäftigen. Sie liegt nur einmal daneben. Ein anderes Beispiel ist das „Di“ und „di“ ohne „e“ und ein anderes Mal das „die“, das „Die“, das „Sie“ und das „sie“ mit „e“. Der „Autofara“ ist ein echter „Rückfall“ in alte Schreibzeiten, die eh gegen Ende des Textes, vielleicht aus Konzentrationsgründen oder dem Eifer einen eigenen Text schreiben zu wollen, deutlich werden.
Das Problem ist das Schluss-„a“ anstelle des „er“. Das kann das Kind bei seinem Entwicklungsstand schon berücksichtigen. Das fehlende Dehnungs-„h“ an zwei Textstellen oder die Unterscheidung von „s“,“ss“ oder „ß“ wie in „strase“ sind im vorliegenden Entwicklungsstand zu vernachlässigen. Diese Probleme zu erkennen, kann ruhig nach der Beherrschung anderer Regeln wie der Groß-Klein-Schreibung oder der - in diesem Falle auch von der klassischen Orthographie anerkannten hörbaren - Verdoppelung von Konsonanten folgen.
Dies erkläre ich auch gerne Eltern, die unbedingt zuhause mit ihren Kindern Rechtschreiben üben wollen oder können. Auf der Grundlage von Rechtschreibanalysen, bei denen die Häufigkeit der „Fehler“ in eine Reihenfolge gebracht wird, zeige ich den Eltern gerne, genau an der Stelle der häufigsten „Fehler“ anzusetzen. Hierzu empfehle ich die „Interiorisationsmethode“[10]. Oder, ich gebe den Eltern Originaltexte der Kinder (mit deren Einverständnis) oder „Ansagetexte“, die genau das passende Problem im Mittelpunkt haben.
Die Interiorisationsmethode
Diese Methode oder die „Verinnerlichung von
Aufmerksamkeit bei der Rechtschreibung“ sei hier kurz beschrieben: Es wird zunächst eine Fehleranalyse gemacht und das in der Schreibentwicklung des Individuums am häufigsten auftretende Problem
behandelt. Das Kind schreibt sich dieses Problem selbst formuliert als Frage auf eine Karte. Z.B. steht da: „Habe ich alle Konsonanten verdoppelt?“.
Einige Tage lang liest das Kind nun im eigenen Text diese Frage unter eine Zeile haltend immer wieder laut vor. Nach einiger Zeit werden die eigenen Texte kontrolliert, indem die Frage stumm gelesen wird. Nun liegt im dritten Schritt die Karte neben dem Text und der Finger geht unter den Zeilen her. Im vierten wird nur noch der Finger genutzt und dann nur noch Zeile für Zeile gelesen. Zum Schluss wird nur noch der eigene Text gelesen. Eine unwillkürliche Aufmerksamkeit wird zu einer willkürlichen trainiert.
Ich wies in meiner Staatsexamensarbeit in einer dreimonatigen Erprobungsphase nach, dass eine Vergleichsgruppe viermal besser geworden war, als ein „gleich schlechte“ Gruppe, die ich konventionell mit Regeln, Übung und Spielen trainierte.
Weiter im Kindertext
Die bei „tratn“, „gegn“ und „furn“ fehlt das „e“. Dieses „e“ wird in der Rechtschreibentwicklung von Kindern erst sehr spät erkannt. Dies ist in der Tat einmal ein Problem des Hörens! Nichts
spricht dagegen bei gemeinsamen Lautieren von Wörtern auf diesen Buchstaben hinzuweisen!
Der „Schräk“ lernt sich durch Benutzung (es gibt keine Ableitung von „a“ gibt), ebenfalls das Schreiben zusammengesetzter Wörter.
Zum Schluss dieses Kindertextes können wir die „Schstrase“ genießen, was in Hamburg oder Bremen ob des fehlenden Lautes „Sch“ nicht vorkäme. Vorsichtshalber macht das Kind einfach beides richtig. Es folgt der gesprochenen Sprache und weiß schon um die Regel der Schriftsprache. Eine wirklich kreative Lösung eines Problems!
Das tägliche Zebra
Diesem Kind sage ich zuerst, dass es sich eine falsche Schreibweise des „N“s angewöhnt hat und dies korrigieren soll. Sein Buchstabe sieht eher wie eine verdrehte Rune aus oder erinnert an ein den griechischen Buchstaben Mü (µ).
Zudem geht es den Weg ohne Linierung auskommen zu wollen. Das allerdings korrigiert sich in der Regel von selbst, da das Kind in der elektronischen oder Printschrift immer der Orientierung an einer Linie begegnen wird. Glauben sie es, es korrigiert es!
Auch wird es irgendwann, auf der Spur der Groß-Klein-Schreibung kleine Buchstaben benutzen. Vor allem wird im Deutschen so gut wie alles klein geschrieben, außer dem ersten Buchstaben des Satzes und dem ersten Buchstaben von Nomen und deren Abkürzungen.
Machen Sie gleich klar, dass in allen anderen Sprachen mit lateinischer Schrift, vom Türkischen über das Englische bis zum Finnischen, nur der Satzanfang groß geschrieben wird. Nur das Deutsche und Luxemburgische erlauben sich (noch) die Großschreibung von Nomen. Im Englischen, der uns sehr verwandten Sprache, werden neben dem ersten Buchstaben des ersten Wortes im Satz noch die ersten Buchstaben der echten Namen, alles was göttlich oder royal und das „I“ für „ich“ groß geschrieben. Ähnliche sehr wenige Ausnahmen kennen die anderen Sprachen.
Das Kind schreibt einfache Wörter bereits korrekt. Der Text schreit danach nicht „verbessert“ zu werden! Das Kind scheint auf dem Weg einer eigenen gelingenden Entwicklung zu sein. Viele Wörter scheinen noch nicht oft genug benutzt, um sie entlang der Orthographie schreiben zu können. Wissen sie heute, dass „Karussell“ so geschrieben wird? Wann konnten Sie „Giraffe“ richtig schreiben? Wann wurde bei Ihnen der „Spilplaz“ zu einem „Spielplatz“?
Das mit dem „N“ würde ihm auf jeden Fall sagen, vielleicht noch wie „sie“ und „und“ geschrieben werden. Das Kind benutzt es ständig!
Ist das sehr eigen oder sie haben das Gefühl, dass Sie das mit dem Zurückhalten nicht gut können, werden sie das tun, was eh richtig ist: Sie werden mit dem Kind reden müssen. Eine erste Frage kann z.B. sein: „Möchtest du, dass ich an deinen Texten etwas korrigiere?“
Nun kann das Kind zur Frage ihrer rechtschreiblichen Intervention „Ja“ oder „Nein“ sagen. Wenn es „Nein“ sagt, ist klar, was zu tun ist, auch wenn es Ihnen schwer fällt.
Wenn es Ja sagt, fängt die Arbeit erst richtig an: Nun müssen Sie mit dem Kind aushandeln, mit welchem Inhalt, in welchem Ausmaße und in welcher Form das geschieht. Es gibt nun ungefähr so viele verschiedene Möglichkeiten wie es verschiedene Menschen gibt.
Hier einige Beispiele: der Text bleibt unberührt. Du redest über ein bis alle Beispiele der Korrektur, solange und so viel das Kind oder die Lehrkraft verträgt. Das Hilfsmittel des Sichtbarmachen kann unter dem Text sein, auf der gegenüber liegenden Seite, auf einem anderen Blatt, auf einem Tablett, einem Board oder einer Tafel, einem Extraheft, in der Luft oder gar (mit wegwischbaren) Stift auf dem Schultisch, in der Erde, in Sand, mit Holzbuchstaben, einer alten Schreibmaschine oder einer Computertastatur mit oder ohne Bildschirm, etc., etc.
Es kann auch sein, dass das Kind möchte, dass du in den Text hineinkorrigierst, mit roter Tinte(!), oder blauer, mit Radierer oder Tintenkiller sofort alles richtig korrigierst. Du kannst mit Bleistift alles „korrekt“ drunter oder drüber schreiben oder das Kind macht das selbst.
Es kann sein, dass du eine „Fehleranalyse“ machst und immer nur die häufigste Schwierigkeitsquelle bearbeitest. In unserem Fall ist offensichtlich, dass der häufigste Fehler das „si statt sie“, gefolgt vom „ond statt und“ ist. Hinzu kommt die Häufigkeit des Wortes „Spil statt Spiel“.
Da das Kind ist noch in der Phase der ganzheitlichen Benutzung „eigener“ Wörter ist, könnten die Fragen zur Selbst- oder Fremdkorrektur lauten: „Habe ich „sie“ richtig geschrieben?“, „Habe ich „und“ geschrieben?“ und „Habe ich Spiel mit „ie“ geschrieben?.
In den späteren Phasen der Entwicklung der Aufmerksamkeit für die eigene Schreibung hieße die Frage „Habe ich alle Buchstaben geschrieben?“.
Galperins Methode kann dann später in der beschriebenen Form vollends zum Tragen kommen, wenn es um die Groß-Kleinschreibung, die Verdoppelung von Konsonanten oder die Zeichensetzung geht.
Es kann sein, dass du immer nur 3 oder 5 oder 10 Wörter mit dem Kind aussuchst, dass „richtig“ unter den Text geschrieben wird. Das Kind schreibt sie einmal oder zweimal oder je ein Wort in eine Reihe, oder mit der Nichtschreibhand oder in Spiegelschrift ab.
Andere Kinder wollen nur nochmals die erste oder letzte Zeile ihres Texts fehlerfrei abschreiben, andere den ganzen Text in ein eigenes Heft übertragen, oder dies einmal in der Woche oder im Monat, oder nur den Text für die Dichterlesung.
Wieder andere wollen den Text einer anderen abschreiben, oder ihn mit dem Computer tippen, um ihn in einer eigenen Datei zu speichern. Andere in ein Buch der Klasse schreiben, oder als Wandzeitung oder ihn als Postkarte oder als Mail für eine andere Klasse gestalten, oder ihn gar mit der Schuldruckerei drucken.
Wieder andere wollen nur das Korrekturprogramm des Computers benutzen, um die richtige Lösung durch Try-und Error herauszufinden oder durch anderes Ausprobieren die roten Wellenlinien verschwinden lassen.
Wieder andere wollen mit der Mama, dem Opa, der Oma und einem anderen Menschen zuhause korrigieren, oder mit dem Nachbarkind, Freund oder einem anderen Erwachsenen.
Paketzustellung
Das komische Paket
Als jemand das Paket zur
Post brachte, da zappelte das
Paket so, dass es runter fiel,
auf den Boden, so dass
jemand darüber stolperte,
über das Paket. Und plötzlich sprang eine
Ameise raus.
Bevor das Wort ein ihm schriftsprachlich nicht bekanntes nicht schreibt, schreibt es auch einmal wie es es hört: „Schtolpat“. Im Zebratext kam ebenfalls so ein „gehörtes“ Wort zum Vorschein: „FAST DEKER“ für „Verstecken“.
An die Adresse der landauf-landab geförderten „Ich-schreibe-erst- wenn ich richtig-schreiben-kann“: Die Kinder schreiben erst wie sie es hören, wenn sie nicht wissen, wie es geschrieben wird. Aber sie schreiben!! Bei der Entscheidung, ob Lehrer*innen wie ich, es in Kauf nehmen, dass unsere Kinder so schreiben wie sie es können (Nicht wie sie es hören!), haben wir uns für die Reihenfolge entschieden, dass der selbst geschriebene, eigene freie Text immer (!) der Rechtschreibung vorgeht.
Vor vielen Jahren habe ich an einer Grundschule mit einer tollen Schulleitung erlebt, wie eine Schreibwerkstatt a la Sommer-Stumpenhorst für alle Erstklässler eingeführt wurde. Die Kinder der Schule kannten vorher schon das Freie Schreiben. Mit der Schreibwerkstatt hörten zu viele Kinder - trotz guten Zuredens - mit dem eigenen Schreiben auf, weil sie befürchteten Fehler zu machen. Die Schreibwerkstatt wurde als Angebot auf ein späteres Alter verschoben.
Und mit diesem Kind würde ich nun über die Groß-Klein-Schreibung reden. Nicht weil es sonst schief oder langsamer ginge, sondern weil es Spaß macht auf den Punkt am Satzende hinzuweisen. Weil dann automatisch ein großer Buchstabe folgt und weil es gar nicht leicht ist zu erklären, was ein Nomen ist.
Das „d“ und das „b“ . Hier sicherlich aus „Flüchtigkeit“. Ich hatte mal einen Jungen in der Klasse, der noch Ende des zweiten Schuljahres alle Buchstaben perfekt spiegelbildlich verkehrt herum schrieb. Eines Tages experimentierte er mit kleinen Spiegeln. Zufällig sah er so seinen eigenen Freien Text und sagte: „Ach so herum wollt ihr Erwachsenen meine Schrift sehen.“ Von diesem Tag an schrieb er niemals mehr einen Buchsraben spiegelverkehrt. Vor ein paar Jahren machte er das beste Abitur seiner Schule.
Noch besser reagiert er bei „brachte“. Er korrigiert das „r“ rein und, weil er sich nicht für „d“ oder „t“ entscheiden konnte, kombiniert er das „d“ mit einem „b“, so dass ein „t“ ähnlicher Buchstabe entsteht.
Warum ich mir Zeit nehme, auf so etwas zu achten. Weil mir nun auffiel, dass er vorsichtshalber gerne das „t“ statt des „d“s benutzte.
Zudem wird es bei diesem Kind dringend notwendig, dass er das Schluss-„a“ durch ein „er“ ersetzt.
Nicht vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen
Einmal schreibt das Kind Wald mit „d“ und einmal mit „t“. Kein Problem des nicht zu vermeidenden Hörens, sondern der „unwillkürlichen Aufmerksamkeit“. Wie leicht ist das zu lernen, wenn alle die Lernaufgabe als solche sehen! Dafür werbe ich bei jedem Kind auf den ureigenen Wegen des Kindes. Dafür bin ich Lehrerin oder Lehrer!
Aber was sagt die Fehleranalyse über die Reihenfolge des „Vergessens“, des Erlernens der eigener Aufmerksamkeit:
· Verwechslung von Buchstaben 6mal („ä“ und „e“ 3mal, „d“ und „t“ 2mal, „a“ und „r“ 1mal),
· Wortabstände nicht deutlich mindestens 4mal,
· Ausgelassene Buchstaben, 4mal, davon das „r“ 1mal und das „e“ 3mal,
· Verdoppelung von Konsonanten 2mal,
· Vokal vergessen (e) 1mal
Welche Übung der Aufmerksamkeit steht nun an? Rein technisch wäre die Verwechslung von Buchstaben dran. Ich könnte nun die Fehleranalyse verändern und das Phänomen der Wortabstände auf den ersten Platz bringen. Ich bräuchte nur Buchstaben in Konsonanten und Vokale aufzuteilen oder den einzelnen Buchstaben als Fehlerquelle nehmen.
Aber das entscheide ich als Lehrer*in eben nicht, sondern das Gespräch mit dem Kind, also das Kind selbst. „An welchen Fehler willst du zuerst rangehen?“, „Welche Bezeichnung der Fehler kapierst du am ehesten?“, „Traust du dir zu mehr als ein Problem gleichzeitig - oder sie nach einander - zu bearbeiten?“, sind nun die wichtigen Fragen, nach dem „Willst du das überhaupt?“.
Nachgedanken
„Deitsche Sprache schwere Sprache. Einmal sagen
sie das, einmal sagen sie „die“, einmal sagen sie „der“. Und dann sagen sie, „dass die der Teufel hole“.
Die, die die Rechtschreibung beherrschen, haben meinen Respekt. Als ich meine Zweite Examensarbeit über Galperins Rechtschreibmethode schrieb, wollte man mir erst kein „Sehr gut“ geben, weil so viele Rechtschreibfehler in der Arbeit waren. Erst da merkte jemand, dass jemand über das Rechtschreiben geschrieben hatte, der Probleme mit dergleichen hatte.
Geholfen hat mir übrigens noch das Englische. Hier machte ich schon immer viel weniger Rechtschreibfehler. Erst mit 13 begann der Englischunterricht Anfang der 60er Jahre. Die deutsche Rechtschreibung hat Schule versucht mir schon mit 6 Jahren beizubringen. Ohne Lesen durch Schreiben, mit Zwang, ohne Freie Texte, aber mit lautem Vorlesen und ohne viel Erfolg.
Und die „Wissenschaften“ greifen da einfach zu kurz! Ein beliebiges Beispiel aus der Menge der Literatur [11]:
„Richtig schreiben
Die Rechtschreibung spielt in diesem
Projekt eine untergeordnete Rolle. Eventuelle Grammatik- und Rechtschreibfehler stehen zu Beginn nicht im Fokus der Betrachtung. Allerdings sollten den Kindern im Klassenraum Nachschlagewerke und
Wörterbücher zur Verfügung gestellt werden. Die Lehrkraft kann die Schülerinnen und Schüler durchaus auf etwaige Fehler aufmerksam machen und Rechtschreibstrategien vorschlagen, doch rücken die
Fehler erst in der Schlussredaktion in den Blick, um die Motivation beim Schreiben nicht zu gefährden.
Bezug zu den Standards für die Primarstufe (vgl. KMK 2005, S. 11):
• Rechtschreibhilfen verwenden (Wörterbuch nutzen, Rechtschreibhilfen des Computers
• Arbeitstechniken nutzen (methodisch sinnvoll abschreiben, Übungsformen selbstständig nutzen, Texte auf orthografische Richtigkeit überprüfen und korrigieren)“
Richtiger wäre:
„Selber schreiben, Die eigene Schriftsprache konstruieren.
Die Rechtschreibung spielt immer eine entscheidende Rolle. Das Kind spricht bereits mindestens eine Sprache inklusive der nötigen Grammatik- und Rechtschreibkenntnisse.
Das Kind konstruiert nun diese bereits bei ihm vollständig vorhandene gesprochene Sprache als Schriftsprache. Somit stehen für das Kind, wenn es dazu aufgefordert wird die „Fehler“ gleichrangig
auch zu Beginn im Fokus der Betrachtung.,
Wir fordern es in dieser Phase auf, die eigene Entwicklung und Konstruktion der Inhalte der eigenen Texte vorgehen zu lassen. Wir wollen, dass die Kinder die Chance haben, sich selbst als
Schreiber*innen, als Schriftsteller*innen u erfahren. Der Inhalt geht vor die Form, ohne dass die ganzheitlichen Aspekte einer Schreibung in Inhalt und Form vergessen werden.
So wie sie selbst ihre Welt in Denken und Sprechen gestalten, so tun sie dies nun in Schreiben und Lesen.
In Bezug zu den Standards für die Primarstufe (vgl. KMK 2005, S. 11) bleibt, die „Rechtschreibhilfen zu verwenden (Wörterbuch nutzen, Rechtschreibhilfen des Computers kritisch nutzen) und die
Arbeitstechniken nutzen (methodisch sinnvoll abschreiben, Übungsformen selbstständig nutzen, Texte auf orthografische Richtigkeit überprüfen und korrigieren)“
Neben der Selbstverständlichkeit, dass den Kindern im Klassenraum Nachschlagewerke und Wörterbücher zur Verfügung stehen gilt es mit den Kindern die eigenen Strategien des Schreibens zu finden, um zur Strukturbildung jedes einzelnen Kindes zu finden. Die Lehrkraft lernt mit den Schüler*innen zu reden! Hierbei ist und bleibt die Reihenfolge des Lernens (siehe Ruf/Galin), dass die Entwicklung einer Theorie des eigenen Schreibens inklusive der Recht- oder Schönschreibung jedem einzelnen Kind überlassen werden muss. Nicht die Schreibstrategien der Erwachsenen sollen von ihm übernommen werden. Diese dienen ihm erst nach der Entwicklung der eigenen Schreibkunst als Mittel des würdigenden und ergänzenden Vergleichs der eigenen Leistung. Dies ist also nicht die Frage einer verschulten „Schlussredaktion“, sondern das Ergebnis der Kommunikation und Kooperation zwischen Kindern und Kindern und dem Kind und den Erwachsenen.
Das Ziel bleibt, die Motivation beim Schreiben nicht zu gefährden.“
[1] Walter Hövel, Lesen ist cool, Januar 2010
Download: http://www.grundschule-harmonie.de/Buecherei/Lesen%20ist%20cool.pdf
Walter Hövel, Wie wir die Leselust begründen, 2008
Download: http://www.grundschule-harmonie.de/artikel-pdf/Warum%20die%20Kinder%20gerne%20lesen.pdf
[2] Eigene Website: www.walter-hoevel.de oder auf: www.grundschule-harmonie.de
[3]https://www.walter-hoevel.de/lesen-und-schreiben/die-dichterlesung/ und http://www.grundschule-harmonie.de/assets/Uploads/PDF/Artikel/Die-Dichterlesung.pdf
[5] Nicht umsonst nannte Frederic Vester sein Buch, eines der ersten über das die Gehirnarbeit und das Lernen, „Denken, Lernen, Vergessen“, München 1973
[6] Ich selbst weiß allzu oft nicht mehr was ich gesagt habe. Habe ich es oder jemand anders aufgeschrieben, ist es nachlesbar.
[7] Seien sie sich sicher, dass in türkischen Vornamen das „ay“ immer Mond bedeutet. Aynur, Aycan, Ayan, Aya, Ayda, Ayfer,… sowie es das Namens-„ay“ in vielen anderen Sprachen gibt.
[8] http://www.rechtschreibwerkstatt-konzept.de/
[9] vergleiche
[10]
Dies lehnt sich an Leontjew, Galperin, Keseling oder Lompscher.
J.Lompscher „Probleme der Ausbildung geistiger Handlungen. Neuere Untersuchungen zur Anwendung der Lerntheorie Galperins“. Berlin 1972 und „Sowjetische Beiträge zur Lerntheorie. Die
Schule P.J.Galperins“. Köln 1973
[11]Leseprobe aus: Klopsch/Sliwka/Schmidt, Wir schreiben Bücher, ISBN 978-3-407-62888-6
© 2013 Beltz Verlag, Weinheim Basel, S.11
http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-407-62888-6.pdf