Walter Hövel

Das Traumland in Mittelamerika, Costa Rica

 

Zur Hochzeit 2005 ließen wir uns eine Reise nach Mittelamerika schenken. Schon auf dem Flughafen, nach einem Zwischenstopp in Havanna, Kuba, fielen mir die Plakate ins Auge, die zur Anzeige „des Sex mit Kindern oder dem Versuch der Vermittlung von Kindern“ aufriefen. Ich hörte, dass Costa Rica keine Armee hat. „Die USA besetzen uns eh“, sagte eine Costa Ricaner.

 

Nur in der Hauptstadt San Josè herrschten Alkoholmissbrauch, Armut und Gewalt. Das sahst und spürtest du, wenn du in die Stadt hineinfuhrst. Wir hielten uns da nur eine Nacht mit Pool im Wohnzimmer auf.

 

Erst verbrachten wir 3 Nächte in einem riesigen Luxushotel an der Küste.Ich saß dort im Wasser des großen Swimmingpools an der Bar und bestellte „Sex-On-The-Beach without alcohol“. Mit uns logierte „The Jewish Bachelour Tour“ aus New York. Junge jüdische Menschen lernten sich hier kennen. Leider lernten sie nicht das Essen. Die US-Amerikaner überfüllten ihre Teller beim Büffee, um fast alles wieder zuückgehen zu lassen. Einem der Rinderzüchter, seiner Frau und ihrem Bruder, der sein Haus gleich nebenan vom Estate des Hotels von einer dort wohnenden Indiofamilie verwalten ließ, verdanke ich das Rum-Trinken. Zudem machte ich die Bekanntschaft bei einen langen Strandspaziergang eines Menschen aus New York.

 

Alle 60km ändern sich Fauna und Flora des Landes. Große Schlaglöcher in den Straßen sorgten dafür, dass du nur im Hellen Auto fährst. Wir besuchten den am Strand mit Frau und Kind lebenden etwa 45jährig lebenden „Walter Hövel“. Ich dachte einer meiner Onkel vom Familienfoto aus den 1920er Jahren saß vor mir. Er kam aus Köln, ging dort zur Montessorieschule von Hans Elsner. (Über seine Schule drehte Hans Elsner einen sehr bekannten Film). Seine Großmutter hieß Frauke, wie die Frau des Kölner Polizieipräsidenten vom 1935 bis 1945, „Walter Hövel“....

 

Ich sah Indios mit auch bei Männern langen schwarzen Haare. Ihre Augen waren oft von der Sonne Costa Ricas erkrankt. Auch Männer trugen ihre Kinder.

 

Ich sah Häuser wie in der Schweiz mit „Weihnachssternen“ und „Fleißigen Lieschen“, die Karibikküste mit nur einem Kontoautomaten. Ich ging alleine durch den Regenwald bei immer gleich bleibenden 18 Grad. Ich lebte am Meer mit Affen, Kolibris, Strandvögel am Himmel und einem vom Baum fallenden Faultier in Chistina's, im Hang befindlichen Villa. Wir trafen Uschis Tochter Michi mit ihrer Freundin aus Guatemala, Antigua. Wir besuchten über Silvester eine österreichische Station mit Dschungeltour, riesigen Insekten und Regen ab 14 Uhr, der wirklich depressiv machte. Gewaschenes schimmelte dort und wurde eigentlich nie trocken.

 

Uschi hatte mit Hilfe eines Siegburger Reisebüros die Fahrt vortrefflich organisiert. Ich fand so mein Traumland. Die Menschen waren sehr friedlich. Einiges verwechsele ich auch und mit meiner Erinnerung mit den Fahrten nach Ecuador. Außer in den Städten verhungerst du nie. Auf dem Land wachsen immer Früchte, die du essen kannst.

 

Unsere Fahrten nach Ecuador

Wenige Wochen vor unserer Fahrt nach Ecuador kam eine junge Lehrerin in unsere Schule. Sie hospitierte die Grundschule Harmonie. Sie hieß Vivian Breucker. Ich erzählte von unserer anstehenden Fahrt nach Ecuador und Quito. Sie grinste breit und grinste. „Ich wohne in Quito. Ich arbeiete dort an der Deutschen Schule. Ich bin zwar zu der Zeit nicht da, aber ihr könnt mein Haus haben. Zudem könnt ihr mein Auto fahren.“ Ich war sprachlos, fuhr aber nach Quito. Ich lernte ein paar Lektionen von Vivian über das Leben in Ecuador: „Wenn du mit dem Auto ins mein Haus kommst, steige nicht sofort aus. Wenn jemand zwischen dem Auto und dem Haustor steht, fahre ihn zuerst platt. Wenn du ein Kind auf der Straße anfährst, fahre weiter. Die Angehörigen lynchen dich sonst. Wenn du vergewaltigt wirst, rufe nicht die Polzei. Sie vergewaltigen dich nochmals. Steige nur in ein Taxi mit einer offiziellen Nummer.“ Ich lernte, dass in Mittelamerika Menschenleben weniger wert sind ... Vivian war und ist alles andere als gewalttätig. Heute ist sie Leiterin einer freien Kölner Schule.

 

In Quito, 4000m hoch, ging mir die Luft aus. Später kam Vivian, Wir besuchten über ihre Vermittlung Rebeca und Mauricio Wild, zwei weltbekannte Pädagog*innen unsere Zeit. in ihrer neuen Nicht-Schule-Schule. Er war im Geist der 1970er stehengeblieben und ich widersprach ihm oft, aber beileibe nicht in allem. Er sagte z.B., dass Schule so nicht funktioniert. Sie war eine alte Montessorilehrerin.

 

Wir badeten in Heißwasserquellen mit vielen Becken in über 5000m Höhe. Wir waren zu Gast bei einer Familie in einem bewachten Ressort. Sie war Grundschullehrerin an der Deutschen Schule in Quito. Der Vater war Luftfahrtminister in einer linken Regierung des Landes gewesen.

 

Das zweite Mal in Quito wohnte und arbeitete Vivian nicht mehr da. Wir waren Gäste in einem Luxushotel mit einem mehr als 10m langen Frühstücksbüffet. Ich aß viele mir bekannte und bis dato unbekannte Früchte. Wir machten an der Deutschen Schule eine Fortbildung für alle drei ecuadorianischen Deutschen Schulen – gegen meinen Widerstand. Ich wollte nicht bei deutschen Faschos unterrichten. Es stellte sich aber heraus, dass Lehrer*innen im Auslandsschuldienst fast alle grün waren. 10 Jahre später waren die Grünen in allen Ländern kapitalistisch, regierten bei uns mit CDU, SPD, FDP und Linken in Regionen, Kreisen, den Ländern und dem Bund. Sie hatten schneller und mehr gelernt als ihre Mutter, die Sozialdemokratie, voran SPD und Gewerkschaften.

 

Aber wir nahmen das Geld der Fortbildung mit, von dem wir unsere Reise und einen fünf (oder sieben)tägigen Aufenthalt auf den Galapagosinseln finanzierten.

 

Wir besuchten Max, der in der Stadt Guayaquil, der dort in einem Zimmer einer Verandawohngemeinschaft in einem Haus wohnte. Spannend war nachts die Busfahrt durch den Dschungel in Regen und Dunkelheit zurück nach Quito.

 

Unsere Reise zu mehreren Galapagosinseln ging über 1000km in den Pazifik. Hier wird nirgends höher als der erste Stock gebaut und das nur von Einheimischen. Nur sie dürfen überhaupt Land erwerben. So wehren sie sich gegen Touristik und Geld. Wir lebten wirklich unter spürbar ungefährdeten Tieren, ob Echsen, Robben, Pelikanen, Walen, Schilkröten zu Wasser und zu Land oder Pinguinen. Wir gingen mit gut zehn weiteren Touristen oder Einheimischen im weißen Sand der Taluga (Schildkröten) Bay liegend im blauen Wasser schwimmen. Die Inseln verschlugen mir die Sprache.