Walter Hövel
Können
1997
„Wir konnten sicherlich mehr als heute. Wir waren jünger.
Aber wir lösten nicht jedes Problem, sondern glaubten nur es tun können.“
Aufgeschnappt in einem Gespräch auf einer Fete bei Katja und Jürgen Selge Anfang Juli 2022
In jeder unserer Klassen sind 2 bis 3, meist Jungen, die einheitich, auswechelbar beschrieben sind. Sie neigen zum Jähzorn und großen Sprüchen. Er möchte alles diskutieren, tut alles, was er nicht tun soll, stört andere und sich selbst permanent bei der Arbeit, arbeitet in der Regel nicht, bis auf die wenigen Male, wo er Bock hatte, fehlt, wenn es geht, streitet ständig mit MitschülerInnen, ist in Schlägereien verwickelt, ist immer voll und auf's Neue erstaunt, wenn er wieder das Gespräch mit der Lehrerin muss, was nahezu täglich mit ihm geführt werden müsste.
Ist dies ein vorurteilbelastetes Bild von Unterschichtlern, Ungegebildeten, nicht oder schwer beschulbarer Jungs oder die Realität?
Er hört weder auf die LehrerIn, noch auf die MitschülerInnen. Er ist schnell eingeschnappt und haut gerne ab. Er provoziert die Lehrer mit seinem ganzen Verhalten. Die Lehrerin oder der Lehrer reagiert emotional, mit Wut, Ablehnung oder Verzweiflung.
Er ist der, der fehlt, wenn „deine“ Klasse funktionieren soll. Er ist der, der ja zuerst die stört. Er ist der, der die stört, die selbstorganisiert, handlungs- oder projektorientiert arbeiten wollen oder sie von der Arbeit abhält, Er ist der, der für die LehrerInnen ein solches Lernen unmöglich macht.
Viele von diesen „Arbeitsauffälligen“ brauch aber „nur“ Zeit, um selber in die Arbeit einer Freinetklasse reinzukommen. Sie lernen irgendwann, zwanglos, dem eigenen Arbeiten, dem eigenen Lernen einen Sinn zu geben. Sie lernen sich selbst – zumindest zu einem Teil – zu einem Teil zu organisieren. Sie lernen sich selbst und ihre und die Arbeit anderere wertzuschätzen. Sie erlangen Selbstbewusstsein, in dem Maße, wie …
Hier endet der Text. Heute - im Jahre 2022 - weiß ich, dass diese Art zu lernen in einer eigenen Schule mit einer anderen Einstellung zur Gesellschaft und ihrer Schule, verstanden als kinderbestimmtes Lernen funktioniert.