Walter Hövel
Euer Reichtum!
Welch ein Schlössli!
Das „Schlössli“1 ist eine Schule in der Schweiz, im Ort Ins. Es arbeitet nach Pestalozzi und Steiner. Die Schule liegt mitten in einem Dorf. Es ist kein Gebäude wie sonst Schulen haben, sondern überall im Dorf sind Häuser, einige davon die Schule.
Ich lernte das Schlössli-Projekt an der Uni Lettlands in Riga über die Professor*innen Anita Caure und Klaus Altermann kennen. Das Kollegium der Grundschule Harmonie war 1998 eine Woche im Schlössli Ins in der Schweiz. Wir machten dort unter anderem eine Konferenz gemeinsam mit beiden Kollegien. Eine 8.Klasse des Schlösslis war eine Woche an der Grundschule Harmonie und arbeite dort.
Später besuchte ich noch öfter dieses Schlössli Ins. Beim Aufbau der Grundschule Harmonie spielte der Gedanke, dass die Schule in des Lernen des Dorfes eingewoben ist. Nicht zuletzt im Aufsatz über das Lernen im Dorf2, kommt dies deutlich zum Ausdruck.
Nach dem Besuch des Schlösslis schrieb ich folgenden Beitrag:
„Eine Schulen mit so vielen einladenden Häusern, mitten in einem Dorf, mit so viel Wärme, Ästhetik, Sauberkeit, Natürlichkeit und Geborgenheit, Werkstätten, Parks und Gärten, Astrolabium, Bibliothek, Materialien, Baustellen, Brunnen, Sitzkreisen, Kunstwerken, Ecken, Basketballfeld, Türmen, Seen, Natur, … Menschen, Kindern, fantastische Geister und Seelen, die Vielfalt dieser kindlichen Erfahrungen, Ansichten und Kompetenzen, so herrlich kritisch und distanziert zu dieser oft verlogenen und falschen Welt, oft verletzt und nach Hilfe stumm oder laut schreiend.
So viele Erwachsene, nicht nur Lehrer, Künstler, Musiker, Handwerker, Landwirte, Sportler. Denker., Schreiber.
So viele Kompetenzen, Ideen, so viel Mut, Gefühl, Verinnerlichung, Ernsthaftigkeit und Liebe zu den Menschen.
Und dabei so viele ungenutzte Chancen, zu viel Ideologie oft, zu viel Erwachsenenerziehung, die zu genau zu wissen glaubt, was für andere (gerade junge) Menschen richtig ist, ungenutzte Kooperation und Kommunikation bei viel Arbeit und zu viel Reden, zu viel Wegschauen (z.b. bei bewaffneten und schlagenden Kindern), Schauen auf die Fehler anderer, und die Nichtlösbarkeit selbstgeschaffener Probleme, zu viel Flüchtigkeit.
Und wenn die Kinder zu euch kommen als Flüchtlinge unserer Zeit und unserer Umstände... Sie brauchen nicht zuerst die Flüchtigkeit unserer Kultur mit (richtig) rechnen und (schön) schreiben, nicht die Flüchtigkeit des Lehrplans.
Sie suchen und brauchen was ihr offen-sichtlich habt,
Euren Reichtum,
Euren Schlössli-Reichtum.“
1http://www.schloessli-ins.ch/
2https://www.walter-hoevel.de/region/das-ganze-dorf/