„Mingem Ühm Nieres un dr Tant Züff“
Walter Hövel
Unsere Namen in der Welt und in Eitorf
Im April 2019 stand ich zusammen mit Willi („Will“) Schlimm aus Ottersbach und Rudi („Rudka“) Beck aus Rodder bei den Jägerheimfreunden. Ich bekomme erklärt, was ein „Hungksploch“ war.
Dabei unterhalten wir uns über alte Namen. Früher hatten die Leute noch latinisierte, meist aber rheinische Namen. „Sie hatten fast immer einen Spitznamen“, erzählen meine Freunde.
Als ich mich verabschiedete, sagte Willi Sonntag noch: „Wer keinen Spitznamen bekam, wurde gar nicht gesehen“.
Ich überlegte im Weggehen, ob wohl Willi Sonntag einen Spitznamen hatte. Und ob er einen hatte! Bevor ich als zukünftiger Schulleiter 1995 der Grundschule Harmonie ihn persönlich kennenlernte, hieß er für mich - noch unbekannt - schon „der Bürgermeister von Harmonie“.
Ich glaube, dass der Name jedes Menschen etwas mit jeder Person zu tun hat. Der Name steht nicht „neben“ oder „zu“ ihm. Mit ihm bekommen wir ein Programm, unsere Persönlichkeit, einen Teil unserer Identität, eine Individualität - und eine Bedeutung für unser Zusammenleben.
1. Die Geschichte der deutschen Namen
Unsere „christlichen“ Vornamen sind fast alle ihre oft mehrere tausend Jahre alten Wege über das Griechische, Hebräische, Lateinische, Germanische, Keltische, Slawische und manch andere Sprache gegangen.
Aber man bekommt immer noch raus, wer „Die Leben Spendende“, wer der „Fersenhalter“, die „Geliebte“ oder „Wohlgenährte“, die „Christin“ oder die „Gesalbte“, der „Heerführer“ , der „die Männer abwehrende Beschützer“, die „kleine Bärin“, „die Löwin“, der „edle Wolf“ oder „der Herr ist gütig“ ist. Man ist in der Lage, immer noch die Namen die „Saubere“, „der dem Krieg Geweihte“, der „Trauernde“, die „Fürstin“ oder die „Fallsüchtige“ (Eva, Jakob, Maria, Christiane, Walter, Alexander, Uschi, Lea, Adolf, Tobias, Karin, Markus, Linus oder Sarah) durchaus zu identifizieren.
Unsere Familien- und Nachnamen sind dagegen einfacher. Sie sind in aller Regel Berufsnamen (Müller, Schmidt, Schneider, Fischer, Weber, Wagner, Becker), Standesbezeichnungen (Meyer, Schulz oder Hoffmann) oder Ortsnamen wie Wald, Berg oder Feld. „Auf dem Land“, wie in Eitorf sind es gerne Wohnorte (wie „Bohlscheid“, „Siebigteroth“ oder „Ottersbach“). Es sind „Vatersnamen“ (wie Petersen oder Paulsen) oder „Übernamen“ (Bezeichnungen von Eigenheiten wie Lang, Klein oder Schön).
In unserer Kultur war es so üblich, dem Kind den Namen einer heiligen Person zu dessen Schutz zu geben. In aller Regel feierten die Katholiken früher nie den Geburtstag, sondern den Namenstag des oder der Heiligen.
Heute versuchen Eltern gerne „vollkommen neue“ Namen zu erfinden, ob Fenia oder Liam. Sie landen oft bei uralten Namen wie Kilian oder Ella.
Gerne „schleppen“ wir mit unseren Namen einiges rum, was uns die Eltern mit der Namensgebung „anhängen“. Es ist ein subtiler Ausdruck unserer Erziehung, dass die Altvorderen den Jüngeren „etwas mitgeben wollen“. Das Erbrecht wurde zumindest bei den Namen zu einer Art Erbpflicht. Im Kern benennen, mit der Ausnahme einiger Indianerstämme, Eltern ihre Kinder mit einem „Zwangsnamen“. Die Spitznamen sind dann eher selbst ausgesuchte oder nach der Geburt von der engsten eigenen Gesellschaft gegebene Namen. Eltern haben hier wenig direkten Einfluss.
2. Die Geschichte der Familiennamen
Die heutigen Familiennamen gehen meistens auf Geschlechtsnamen, Hinternamen, oder Hausnamen zurück. In Österreich und Bayern werden sie gerne noch heute dem Vornamen als Hofname vorangestellt, also z.B. die „Hintermeier Hanni“. Aber auch bei uns hieß die Nachbarin “et Schmitze Änn“ oder der „Weltheroths Richard“.
Erst die Verwaltungen des Bürgertums sorgten dafür, dass wir alle einen „Zunamen“ bekamen. Im 9. Jahrhundert wird erstmals in Venedig ein Beiname vererbt. Bereits 100 Jahre später kamen sie auch in Norditalien und Südfrankreich, danach in Katalonien und Nordfrankreich, wieder 100 Jahre später in England und in der Schweiz vor. Dann wurde der Gebrauch eines festen Familiennamens auch in den west- und süddeutschen Städten üblich. Noch im 15. Jahrhundert sind Familiennamen noch nicht durchgehend im deutschen Sprachraum anzutreffen.
Der Familienname hatte bis ins 18. Jahrhundert hinein zumeist nur eine untergeordnete Bedeutung. Der Ruf- oder Vorname blieb der eigentliche Name. Bäuerliche Gegenden kamen bis zum 17. oder 18. Jahrhundert ohne einen festen Familiennamen aus. In Friesland wurde er erst im 19. Jahrhundert gesetzlich verpflichtend. 1875 wurden im Deutschen Reich die Standesämter eingeführt und die Vor- und Familiennamen festgeschrieben.
Die Bürgerlich-Wohlhabenden übernahmen die Sitte des Adels, der seit 1037 feste Familiennamen als Erbanspruch trug. Andere reiche Menschen, also die, die „wichtig“ waren, hatten schon lange vorher feste und viele Namen. So heißt „Caesar“ Gaius (Vorname) Julius (Familienname) Caesar (Titel oder Cognomen).
Adlig klingende Namen, waren 2013 mit 2,7 % häufiger in gehobenen Positionen, nicht nur in der Bundesregierung, vertreten. Dabei liegt die Gesamtzahl der Adligen in Deutschland knapp bei unter 0,1%(1). Lokal ist die Zahl der Einstellungen, Bevorteilungen und Amtsvererbungen nach Namen nachweislich hoch. Auch in Eitorf sollte man nicht den falschen Namen tragen.
In unseren Patriarchaten verlieren Frauen ihren Geburtsnamen und bekommen den der Familie des Mannes. In matriarchalen - also älteren - Ursprüngen, bleibt man Mitglied einer Geburtsfamilie und alle tragen den Namen der Mütter. Heute gibt es eine starke Tendenz zu Doppelnamen oder man sucht bei der Heirat für sich und seine Kinder einen Namen aus.
3. Die Bedeutung der Familiennamen verschiedener europäischer Länder
In Griechenland bedeutet bis heute der Name der Ehefrau „Frau des Soundso“. Neuerdings wird auch für Ehefrauen dieselbe Form wie beim Ehemann gewählt.
In Italien heißen die Familien gerne Esposito (Findelkind), Bianchi (weiß, blond), Colombo (Rufname Kolumbus), Ferrari (Schmied) oder Romano (Römer). Den größten prozentualen Anteil haben die Herkunftsnamen wie Napolitano (aus Neapel), Toscano, Calabrese oder Forlan. Etwa 10 Prozent aller italienischen Nachnamen stammen von Rufnamen germanischer Herkunft wie Endrizzi (von Enrico = Heinrich), Gualtieri (von Gualtiero = Walter), Fedrizzi (von Federico = Friedrich).
Heute kann man dort den eigenen Namen behalten. Kinder können den der Mutter oder des Vaters bekommen.
In Russland heißt man meistens Иванов (Iwanow, von Iwan = Johannes), Смирнов (Smirnow, von smirny = still, ruhig) oder Попов (Popow, von Pope, also Priester). Der vollständige offizielle Name ist in Russland grundsätzlich dreigliedrig. Er setzt sich aus Vornamen (imja), Vatersnamen (otčestvo) und Familiennamen (familija) zusammen
In Spanien und in den meisten spanisch sprechenden Ländern zeigt sich der Nachname des Vaters im ersten Teil eines Nachnamens, der mütterlichen im zweiten Teil. Der Namensteil der Mutter geht zwar noch auf ihre Kinder, aber nicht mehr auf ihre Enkel über. Seit 1999 ist dies in Spanien nicht mehr zwingend.
In Portugal und im portugiesisch geprägten Brasilien ergeben sich die Nachnamen des Kindes aus den jeweils zweiten Nachnamen der Eltern, wobei der der Mutter zuerst genannt wird. Wie im spanischsprachigen Raum werden auch hier die Nachnamen patrilinear weitergegeben, da die Kinder sowohl vom Vater als auch von der Mutter den zweiten, väterlichen Nachnamen erhalten.
4. Die Besonderheiten von Familiennamen in Asien und Afrika
Familiennamen in China, Korea und Vietnam werden traditionell fast ausschließlich mit nur einem chinesischen Schriftzeichen geschrieben. Der häufigsten Familiennamen, mit über 90 Millionen Familien auch in der Welt, ist 王 (Wang = König). Er wird gefolgt von 李 (Li), was „Pflaume“ bedeutet. Trần (tron, 陳), auch in Eitorf vorhanden, ist der zweithäufigste vietnamesische Familienname. Er dürfte „Decke“ heißen.
Obwohl in Indien in den 70-iger Jahren Personalausweise eingeführt wurden, besitzt ein Großteil der ländlichen Bevölkerung keinen. So kommt es häufig vor, dass der Name einer Person amtlich nicht erfasst ist. In Nordindien wird ein System ähnlich wie in Deutschland bevorzugt: Die Ehefrau übernimmt den Nachnamen des Mannes, den auch die Kinder übernehmen. In Teilen Zentralindiens ist es genauso. Ein die Familie kennzeichnender Name existiert nicht. In Südindien steht der „Hausname“, also der Familienname, zuerst.
Wenn man „Singh“ (Löwe) heißt, gehört man der Religion der Sikh, Panjabi oder Hindu an. Die Frauen heißen Kaur (Prinzessin).
In einigen Teilen Afrikas wird aus Joseph-Désiré Mobutu „Mobutu Sese Seko“. Reisepässe weisen drei Rubriken für Vornamen, Namen und Nachnamen auf.
Klassische arabische Personennamen bestehen üblicherweise aus mehreren Teilen: Der ism (اسم) ist der persönliche Name von Muhammad bis Ibrahim. Die kunya (كنية) ist ein persönlicher ehrenvoller Beiname wie „Vater“ (Abu) oder „Mutter“ (Umm) von …. Der nasab (نسب) bezeichnet die Abstammung, vielfach über drei Generationen: „Sohn“ (Ibn) oder „Tochter“ (Bint) von …. Die nisba (نسبة), auch Nisbe, ist die Zugehörigkeit zu einem Stamm, die Herkunft von einem Ort (z. B. at-Tabari, „der aus Tabaristan“), oder auch die Konfession oder Berufsbezeichnung (al-Māwardī, „der Rosenwasserhändler“). Ferner können ein Ehrenname (z. B. Saif ad-Dīn, „Schwert der Religion“) vorangestellt oder ein Spitzname (z.B. at-Tawīl, „der Lange“) nachgestellt sein.
5. Eine Annäherung an die Spitz- und eigenen Namen
Zu den offiziellen Vor- und bald Zunamen hielten sich lange die von Mitmenschen gegebenen „Spitznamen“. Sie hießen z.B. im Rheinland „Lippenbill“ oder „Fluh“, „Fressklötsch“ oder „Möhn“, in anderen Ländern „witch“, „profesore“, „advocato“ oder „sainte“.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind die Namen „Chantal“, „Jaqueline“ und „Kevin“ in Schulen Garanten für realitätsschaffende Vorurteile in Sachen Bildungsferne, Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen. Vor hundert Jahren hießen sie „Kreti“ und „Pleti“ als Kinder des Dienstpersonals. Neben ihnen sollten die Kinder der gebildeten Reichen in der Schule nicht sitzen.
Oft wird Wichtiges im „Namen von jemandem Anderen“ gesagt. So beginnt das Vaterunser mit „Im Namen des Vaters“, ein Gerichtsurteil mit „Im Namen des Volkes“ oder ein Edikt oder eine Verordnung wird „im Namen der Regierung oder des Königs“ erteilt. Politiker sagen gerne „im Namen der Gerechtigkeit“, im „Namen der Mehrheit“ oder „im Namen ihrer Wähler“. Dagegen beginnen die Menschenrechte mit „We“ (Wir halten diese Rechte für...).
Unsere Haustiere, die Wochentage oder Monate besitzen bei uns einen Namen. Selbst Autos, Handys, Filme, Kriege, Bomben, Spiele oder Autobahnen bekommen Namen. Unsere Sprache, unsere gesamte Kommunikation ist Namensgebung oder auch „Bildgebung“. Wir sprechen gerne von „Bildung“. Was keinen Namen hat, wird eben nicht gesehen.
6. Eitorfer Namen
Viele Leute hatten und haben einen Spitznamen. Meine „schulischen“ Eltern trugen einfach ihren Vor- oder Zunamen. Aber andere hatten einen weiteren, wie „Flabes“, „der Pitter vun dr Post“, „der General“, „Falscher Fuffziger“, „Kaiser Willem“ oder „Heulsuse“. Einige brachten ihn mit, andere erhielten ihn, manchmal war es ein nicht wiederholbares Wortspiel.
Hannes oder Hennes Löhr war noch als Präsident des Golfclubs einer der prominentesten Eitorfer. Er hieß schon vor Ort, dann als Fußballnationalspieler und Stürmer des 1.FC Köln immer „Die Naas“ oder „Bimbam“. So wie er als Kind die Kirchenglocken läutete, so schoss er auch die Tore.
Sehr viele Namen der Vergangenheit nennen den Vornamen, den Familiennamen oder beides. So kennen die Eitorfer noch im Dialekt: et Hilde, Tring, Züff, Uschi, Tante Lenchen, et Marie, dr Benjo oder
et Änn, aber auch dr Manes, Henn, Hein, Mään, Ali, Schorsch, Köbes, Hell, Bätes oder Chriss. Die nachfolgende Generation heißt eher Stefanie, Katrin, Claudia, Sandra, Angelika, Heike, Markus,
Christian, Michael, Andreas, Thomas. Jahre später, in den 2.000er sind es Anna, Marie, Sevim, Leonie, Hannah, Lukas, Niklas, Jan oder Leon. Heute sind es Sarah, Julia, Melisa, Irmak, Anna, Lena,
Laura, Lea, Elias, Fuat, Oğuz, Samuel, Julian, Noah, Deniz, Denis, Jakob, Linus, Alexander. Oft werden die Menschen nur beim Vornamen gerufen.
Über andere wurde nur mit dem Familiennamen gesprochen, wie „dr Ellingen“, „dr Wissmann“ oder „dr ahle Schilling“, „ dr Lubo“, „dr Krombach“, der „Bär“ (von Bärhausen) oder „dat Redscheroth“.
Neue Namen kommen hinzu wie Deitenbach, Kollak, Yilmaz, Gök, Skrobic, Güven, Vetere, Huy, Scheiermann, Zacharias oder Moreira.
7. Die aktuell häufigsten Namen der Eitorfer(2)
Nach der Liste der Gemeindeverwaltung heißen die Eitorfer*innen im März 2019 in der Reihenfolge: Schmitz (1.), Müller (2.), Schmidt (3.) und Becker (4.). Auf dem 5.Platz folgt dann aber ein echter hiesiger Nachname. Es ist „Bohlscheid“. Wieder folgen mit Klein, Schneider, Weber und Schumacher auf den Rängen 6 bis 9 typische deutsche Namen. Auf dem 10. Platz ist dann wieder ein „echter Eitorfer“ mit „Welteroth“. Wieder andere Eitorfer folgen mit „Patt (12.)“, „Siebigteroth (14.)“, „Quadt (16.), „Schiefen (17.)“, „Bourauel (18.) und „Rösgen (19.)“. Später folgen noch „Windscheif“, „Limbach“, „Löhr“, „Ottersbach“ und „Kolf“. Auf dem 30. Platz folgt der erste türkische Familienname „Gök“ (Was "Auge" bedeutet.)
In der „Hitparade“ des Eitorfer Telefonbuchs wäre „Müller“ auf dem ersten, direkt gefolgt von „Bohlscheid“ auf dem 2. und „Welteroth“ auf dem 4. Platz.
Viele der „Eitorfer Namen“ bezeugen die Herkunft aus einem nahen Dorf. Andere geben die Herkunft aus einer „alt eingesessenen“ Familie an.
Medien lassen sich in Form von kommunalen Homepages oder Wikipedia, so auch in Eitorf, „neue Listen bekannter Persönlichkeiten“ einfallen. Dahinter stecken sicher Menschen und Interessen. Schauen Sie mal unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Eitorf (vor allem unter 9).
8. Die eigene Namensgebung in Eitorf
Oft werden Nachnamen „vereinfacht“, wie „Hatti“ (Hatterscheid) oder „Fuggi“ (Fuchs). Aus „Höhnscheid“ wird „Hääsch“, aus „Kloden“ wird „Kuki“. Aus dem Vornamen „Jodokus“ wird „Dökes“ oder aus „Peter“ „dr Pitter“. Aus Florian wird „Floh“ oder aus Sebastian „Seba“, „Basti“, „Reba“ oder gar „Waschtl“. Aus Reiner, ursprünglich „Rheinerus“, wird im Kölschen „Nieres“ oder aus „Severin“ „Vring“. Aus Katharina wird „Tring“ oder aus Theresia „Resie“ oder „Res“. Frau Kessel aus dem Schützenhof heißt bei allen nur „et Elsjen“.
Über den alltäglichen Namen hinaus werden manchmal „echte“ Namen vertauscht. So gratulierte jemand Frau und Herrn „Patt und Fuchs“. Das, obwohl Herr Fuchs „Wenzel“ hieß, aber rote Haare hatte.
Manchmal gibt es auch genauer beschreibende Kombinationen, wie „dr Kohlen Karl“ und „Plääte Nieres“, „dr Duvve Schmitz“. Aber auch einfache Vor- und Zuname werden zur Kommunikation über Menschen genutzt, wie „Konnes Hohnsbach“, „Schlimmse Will“, „Strutze Jupp“, „dr Thomas Schreiber“ oder „et Sara Zorlu“.
Oft werden auch „gängige Namen verliehen“, die oft nur etwas Äußeres beschreiben. Gefunden habe ich der „Lang“, „Schmal“, „Schlax“, „Gries“, „Fips“, „Fip-Fip“ oder „Fibbes“, „Schääl“, „Ming Ahl“, „Spatz“. Es gibt „dat Schwatze“ (wegen der Haare), der „Weiße Rabe“ (wegen schwarzer Gesinnung und weiße Haare), „et Rotkäppchen“ (wegen roter Haare). Es gab den „Bömmel“, den „Ibatt“ (?), den „Piefenkääl“, „et Glöcksche“, den „Jüngel“, die „Putschblos“. Es gab einen weiteren Mitbürger mit Namen „Naas“ (wegen einer ständig verbundenen Nase), „Beppes“, „Schmierwursch“, „Rucki-Zucki“, „Brööder“, der „Panzerknacker“ (wegen des Körperbaus), „Bölk“ (Bier), „Fuss“, „Puddings Len“ oder „Jaadewälzje“. Sie heißen „der Manni“ (für eine Frau), „Klöwer“, „Zitt“, „Jüngel“, „Krawallbuzz“, „Onkel Olly“, „Tuppi“ oder „Babo“. Da gibt es die „Ostgotin“, „Natascha P.“ oder „Natatalie“.
Auf die Herkunft wies der Name „Ri Hennessche“ oder „Patts Lang“. Manch jemand sprach ihn mit „Herr Lang“ an.
Manchmal sind zusätzliche Namen auch einfach spitz, derb, gemein, sogar brutal und werden gar nicht gerne gehört: „Labbes“, „Dummo“, „Buckel“, „Püllem“, „Knolle“, „Dicki“, „Zwerch“, „Fahne im Wind“, „dr Naaße“, „Schwänz“, „dr jeile Schorsch“, „Marutscha“ oder „das Triumvirat des Versagens“.
Auch werden sie mit den Wohnorten kombiniert, wie der „Scheich von Mühleip“, der „Bürgermeister von Harmonie“ oder „Bürgermeister von Bohlscheid“, der „Schrulles us Ottersbach“, „et Ilse us Alzemisch“, „dä Lüschedder“, oder dä „Ehrsfeld vom Heidehof“. Hinter dem „Alzenbacher Dreigestirn“ stehen gleich drei Personen.
Auch Kneipen haben und hatten Namen, die „es in sich haben“: „Backes“, Mäc“, „Pallisander“, „Dresen“, „Höllemöhn“, „Top Spin“, „Picador“, „Mythos“, „La Scala“, „Scheel Seck“, „Dröpelminna“, En dr Hött“ und „et Böck Dich“.
Bei anderen blieb der Name – oft durch Ereignisse - „einfach hängen“, wie „dä Frisch“ für Michael Breuer, „Don Kikeriki“, „Pännel(s) Pöl“ (für Paul), „Dreckisch Hals“ oder „Dreckhals“, „Fax- und fertig“, „Hinge-Erüm-Strippenzieher“, „Jameika Reiner“, „Papageiwitsch“ oder „Ölfooß“.
Eine tolle Geschichte ist die vom „Heckeschere Jupp“. Er kündigte an, sich eine Gartenschere zu kaufen, was er auch tat. Seitdem hieß er auch so, obwohl er gar keine Hecke hatte.
So gibt es den „Costa Flügel“, weil er gigantische Flügel-Tätowierungen trägt. Ein anderer hieß „Hitler“, obwohl er rein gar nichts mit rechtem oder Nazigedankengut zu tun hat. Wieder ein andere heißt „Sven Beule“, was auf seine Bodybuilding-Tätigkeit zurück zu führen ist.
Andere beschreiben Fähigkeiten, wie beim „Schäng met dr Quetsch“, „dä Pützmann“ (Brunnenbauer), „Landgraf“, „Doc“ (als Helfer), „Professor“, manchmal mit einem feinen Humor verbunden wie beim „Auftragskiller ohne Auftrag“ oder „Schatzemann“ (eigentlich war er „nur“ Schatzmeister).
Ein besonders böser, aber treffender Name war sicherlich „Königin von Polen“ für die Frau des Nazi-Reichsminister und „Generalgouverneur von Polen“ Hans Frank, für Brigitte Herbst, geboren in Eitorf. Sie bekam ihn, weil sie in Saus und Braus lebte.
Manchmal geben Menschen sich auch selbst einen Namen, wie „genannt Schröder“ oder „genannt Matena“ (aus Tchechien, vom hlg. Mathäus). Wahrsager*innen nannten sich „Krähe“ und „Rabe“.
Oft werden gerade in Schulen Spitznamen durch Vereinfachung des Nachnamens oder Verenglischung gegeben. So entsteht aus „Reisbitzen“ „Reisi“, aus „Kisteneich“ „Kickes“, aus „Stiegel“ „Stigi“ oder aus „Max“ „Mäx“.
Ortsnamen haben oft ältere Namen noch im Dialekt. Schreiber des preußischen Königs hatten versucht vorhandene Namen ins Hochdeutsche zu bringen. So heißt sie immer noch „Op de Bitz“ oder „Humisch“. Mühleip heißt so, weil dort bis in die 50-iger Jahre eine von zwei Mühlen noch arbeitete. Alzenbach heißt heute noch bei vielen „Alzemich“ oder Irlenborn wurde von einem Kind als „Millebonne“ verstanden.
Straßennamen behalten alte Namen, so wie die „Schöllerstraße“ „en dr Holl“ heißt. Die „Hecke“ in Rodder war vielleicht ursprünglich die Sanddorn-Schlehen-Brombeerhecke der mittelalterlichen Landwehr. Auf dem „Wüllesfeld“ fand einst die Kirmes statt, der „Plutenmarkt“ heute in der Cäciliestraße. Der noch existierende Mühleiper Weg zu den Mühlen, heißt im Volksmund „Müllewä“. Berge heißen und hießen „Höberg“ oder „Himmelsberg“. Auf dem Höberg stand übrigens ein Baum namens „Krus Fischtschen“, von dem aus der Kölner Dom zu sehen war. Ein anderer Waldweg hieß „De düstere Jass“. Hier wurden Waldbeeren gepflückt.
Spitznamen können auch Decknamen sein. So erfanden Dörfer der Eitorfer Schweiz solche für Wilderer oder andere Mitbewohner, damit sie nicht von der Staatsgewalt „erfasst“ und „gefasst“ wurden. Heute ist es in, im elektronischen Netz oder als Künstler*in einen „Decknamen“ zu haben. Sinti haben grundsätzlich – seit der Nazizeit zum Schutz gegenüber den Behörden – offiziell einen anderen Vornamen beim Amt als in der Familie. So kann jemand beim Amt „Petra“ und zuhause “Beyoncé“ heißen.
Es werden englische Wörter übernommen, wie bei „dr Frau Google“, beim “Ränscher“, „Fox“ (für Fuchs), „Killer“, Lord“, „Oklahoma Tom“, „Charley“, „Beefi“, „Lucky“ oder „JR“ (aus der US-TV-Serie „Dallas“). Sogar ein ganzer Teil eines Wohnortes heißt „Klein Texas“.
Manche Namen sind lange Wege gegangen: „Knocky“ kommt aus dem „Paradise Mad Comic“, „Peppi“ ist der Hund „des kleinen Arschlochs“ oder „Sexy T.“ ist Gitarrist der Heavy Metall Band „Crowbar“.
Der Betreiber eines Restaurants heißt schnell „dr Italiener“, „dr Schinees (obwohl sie Vietnamesen sind) oder „Grieche“. Eine Schönheit ist „die Spanierin“ oder „Zugereiste“ hatten noch ganz andere Namen als „Imis“ oder „Pimokke“.
Mal sind es auch lustige Geschichten oder Wortspiele. Frage: „Welchen „Derscheid“ im Rathaus meinst du? Antwort: „Ja, dä Scheid“.
Der Autor selbst hieß neben „Kaninchen“ woanders auch „Herr Freinet“ oder „dr Philosoph“. Früher hieß ich durch meinen Nachnamen, „dä Hüvvel“. Ich bin also einer vom Hügel. In England heißen wir „Hill“, in Frankreich „Collines“ und in Jiddisch „Hillmann“.
Von sehr vielen „alten“ Eitorfern bekomme ich ganze Listen. Einer gibt mir z.B. „Puckel“, „Kickes“, „Jüffi“, „Spitz“, „Kugelblitz“, „Schlapen“, „Schwing“, „Hampi“ und „Juppa“. Ein anderer, es ist die Firma „Can Aktiv“, gibt mir „den Mengberg“ für „Bourauel und Hohn“ und den „Eselsberg“ für „Lützgenauel und Merten“. Sie kennen das „Kurscheids Eck“, „Löhrs Eck“, die bereits genannte „Holl“ und „das Klöschterchen“.
Gerne werden Situationen einfach in die eigene Sprache übersetzt: „Pittermanns Flöck“ ist ein „Flotter Otto“. Vorurteile werden erfunden, wie „Klein Istanbul“ und das „Tal der fliegenden Messer“.
Ich möchte in die Sprache von weit über 1000 Eitorfer*innen mit türkisch-sprachigen Wurzeln schauen. Im Jahre 1934 ließ Kemal Atatürk alle Türk*innen sich ihren Namen aussuchen. Viele nahmen ihren Spitznamen, die Mehrzahl erfand einen. Die einen nannten ihre Familien „Edeleiche“, andere „Jemand, der stark und kräftig ist“, wieder andere sahen sich als „Haupt“, „Tiger“ oder „Löwe“. Sie nannten sich „Stahlhand“ oder „reines Leben“. Wieder andere „Der vor nichts zurückweicht“, „Roter Fluss“, „Stahl“, „Fahne“ oder „Der als Mann geborene“. (In der Reihenfolge: Akmeşe, Zorlu, Baş, Kaplan, Aslan, Demirel, Özcan, Yilmaz, Kızılirmak, Celik, Bayrak oder Erdoğan).
Bei fast allen türkischen Namen hat der Vor- oder Rufname als auch der Nachname noch eine heute verständliche Bedeutung. Sie heißen mit Vornamen „Meer“, „Bächlein“, „Delfin“, „Blumenstrauß“, „Letzte Rose“, „Meine Liebe“, „Vollkommenheit“ oder „Frieden“. (Wieder in der Reihenfolge: Deniz, Irmak, Yunus, Demet, Songül, Sevim, Kemal oder Bariş.)
In der Begegnung mit der deutschen Sprache bildeten sich neue Namen wie „Schatzim“ heraus. Es bedeutet „mein Schatz“ (Die türkische Sprache kennt keine Präpostionen, sondern hängt an das deutsche Wort „Schatz“ das türkische Suffix „im“ für „mein“ an). Wenn ich in „Bonn“ bin, heißt es „Bonnda“. Übrigens ist „Alde“ kein Hörfehler, sondern die Zusammensetzung aus dem Supermarkt „Aldi“ und dem Suffix „ı“, also das stimmlose „i“ ohne Punkt. „Aldı geliyorum“ heißt also „Ich gehe zu Aldi“ und nicht „Ich gehe Aldi“.
Bei türkischen Jugendlichen kommt es oft zu einer Kombination des türkischen Vornamens und des deutschen oder türkischen Worts für den Beruf. So wird man zu „Deniz Barbir“, „Murat Taxi“, „Erkan Wachstum“ oder „Mehmet Auto“.
9. Tendenzen
Viele Spitznamen werden erfunden, gehen wieder unter oder bleiben in der Erinnerung der Menschen. Manchmal gelten sie nur für eine kurze Zeit oder nur für wenige Menschen. Viele bleiben trotz rapider Verstädterung.
Das Necken der Menschen nimmt ab. In anderen Sprachen geht das Wort „Spitzname“ von der „Liebkosung“ über „Einkerben“, „Schelten“, „Klauen“ „Schimpfen“, „Spotten“, einfach „Name“, „Beiname“, ein „anderer, sogar schlechter Name“ bis zum „Knastnamen“.
Es gibt die Extra-Namen-Übernahme durch Reklame und Werbung. Viele wissen, wer der „Meister Popper“, „Lurchi“, „Mecki“, „Herr Kaiser von der HUK“, „C(K)lementine“, „Herr und Frau Mustermann“, „Käpt'n Iglo“, „Claus Hipp“, „Uncle Ben´s“, „Frau Antje“, „der Sandmann“, „Dr. Sommer“, der „Weiße Riese“, die „Mainzelmännchen“ oder „die Milka Kuh“ sind.
„Lisa und Lena“, „Zedd“, „Ariana Grande“, „Selena Gomez“, „Cristiano Ronaldo“, „Bibi“ oder „instagram“ selbst sind anderen geläufiger. (Bei Herausgabe des Artikels können diese Angaben angesichts der Schnelllebigkeit der Medien schon unbekannt oder „trashy“ sein.)
In der Politik regen Medien eher zur Vergabe von erweiterten Namen an. So „der Alte“, „Willy wählen“, „Mutti“, „die Birne“, „die rote Heidi“, „Genosse der Bosse“, „Bambi“, „die Äbtissin“, „Schmidt-Schnauze“, „Plisch und Plum“ oder „der Lügenbaron“.
10. Gibt es mehr Spitznamen oder weniger?
Frage ich heute Jüngere, ob es mehr oder weniger Spitznamen gibt, ist die Antwort meistens Nein. Frage ich indes Ältere, so fällt die Antwort anders, aber sehr verschieden aus. Der Gebrauch von Spitznamen ist bei Ihnen oft eine Erinnerung an die ursprüngliche Sprache, das Kölsche oder Rheinische Platt. Jüngere erleben ihre Gegenwart. Es ist ein Daran-Erinnert-Werden, dass wir als Menschen mehr als Namen, Nummern und Adressen der Verwaltungen, Betriebe, Arbeitsämter, der Konsum- und Werbeträger sind.
Mit der zunehmenden Sensibilität für Frauen, Kinder, arme oder reiche Menschen, verliert sich die Zuordnung durch zusätzliche, oft genug beleidigende oder grob beschreibende Namen. Wir werden sensibilisiert für eine „Political Correctness“ und eine nötige „Identifikation“, die allerdings heute zuerst Ämter vornehmen.
Wir verlieren unsere Unbefangenheit durch Sprache und verändern die gleiche zu mehr Distanz und Funktionalität. Vielleicht sollten wir neu Entstehendes wie Jugendsprache, Denglisch oder die Wiederbelebung von Dialekten und den Erhalt von Sprachen nutzen, um uns auch über eine freie Namensgebung im Alltag näher zu kommen.
Man findet Spitznamen in der Vergangenheit im Kölschen oder Platt, aber auch bei anderssprachigen Menschen. Solche Namen hängen nicht von der Existenz des Rheinischen ab. Es gibt „Namen“ überall, in allen Sprachen, Regionen und Ländern.
Manchmal kommen sie aus den Herkunftsländern der Menschen zu uns. So heißt der Rudi „Rudka“, der „Mehmet“ „Ali“, der „Johannes“ „Scheng“ oder „Jean“, der „Ilias“ „τρία πόδια” oder die „Franzesca“ „Madonna“. Sie nehmen Distanz weg. Sie können den Grad der Eigenidentifikation oder Eigenwertigkeit erhöhen. Es verschwinden Namen für Paten und Schutzheilige. Das Herausheben von Auffälligkeiten und die Lust am Spott nehmen ab. Oft ist es nichts anderes als die Lust am Spiel der Benennung.
Noch vor 500 Jahren gab es für die Normalsterblichen kein Einwohnermeldeamt, keine Registrierung von Amts wegen oder gar einen Datenschutz.
Früher war man „dat Jul us Merten“. Zur offiziellen Namensgebung vor einigen hundert Jahren wurde das „Julsche“ beim Einwohnermeldeamt zur „Julianna Müller“. Vielleicht war es eine Gegenwehr oder „Ergänzung“, eine Tradition im Volk, dass sie „et fussisch Julschen“ gerufen oder zu Hause „et Julia“ genannt wurde.
Noch heute wissen einige ältere unserer Mitbewohner z.B. aus Anatolien, weder ihr Geburtsdatum noch ihr wahres Alter. In Eitorf war dies in einer gar nicht so fernen Vergangenheit, vor allem bei unseren armen Vorfahren auch so. Da wurde man vielleicht, lange vor oder nach der Leibeigenschaft, bei der Kirche angemeldet, falls man als Baby oder Kind angesichts der hohen Sterblichkeit überlebt hatte und der Vater oder der aufschreibende Mönch noch nicht zu viel Schnaps getrunken hatten. Schon früh versuchten kirchliche Würdenträger die Menschen zu registrieren.
Natürlich verändert sich mit unseren Lebensverhältnissen auch der Gebrauch unserer Namen. Ich denke, überall da, wo die Menschen mit einander zu tun haben, entstehen Namen. Das kann beim Sport, im Jugendcafé, in der Schule, bei der Arbeit, im Netz oder beim Tanz sein.
Ich vermute, dass es immer schon Namen zur Identifikation von Menschen gab. Mit unserer Sprache identifizierten wir schon vor vielen tausend Jahren einzelne, die „jagen“, „die Sippe zusammenhielten“, „kochen“, „lieben“, „heilen“, „in die Zukunft schauen“ oder „sammeln“ konnten. Bald gaben wir ihnen „feste Namen“. Die ersten dieser festeren Namen bekamen jene, die Land, Menschen, Wasser und Macht besaßen. Sie waren „wichtig“ .Sie wurden zu Herrschern, dann zu Adligen, dann zu Politikern und Leiter*innen von Betrieben, Armeen, Verwaltungen und Banken.
Aber alle bekamen ihre Würde, und mit ihren Namen auch ihr Menschenrecht. Durch Originale, Besonderheiten, die Notwendigkeit der Identifikation, bei Namensgleichheit oder schnellerer Benennung entstanden neue Namen.
Noch heute heißt der Chef „Chefin“ oder „Chef“ und der Ehepartner „die Frau“ oder „der Mann“, „ming Ahl“, „minge Kääl“, „Schatzi“ oder „Liebchen“. In der Schule ist das Lehrpersonal die „Lehrerin“, der „Lehrer“ oder die „Pauker“ und die anderen „Hausmeister“ oder „Direx“. Der Trainer heißt „Trainer“, der Polizist „Schutzmann“, die Verkäuferin „Verkäuferin“ oder „Fröllein“. Es gibt den „Bufti“ wie „et Mäusje“. Wir benutzen solche Namen im alltäglichen Leben. Andere Orte wie ein „Fitnesstudio“ werden in „Muckibude“ oder ein „Kiosk“ in „Büdschen“ umbenannt.
Viele sind der Meinung, dass es „früher mehr Originale gab“. Das könnte auch die Tatsache sein, dass die Vergangenheit bei den meisten Menschen eine natürliche Überhöhung erfährt.
Vielleicht verlieren Benennungen ihre „Spitze“. Sie werden in der Gegenwart weniger die Schwächen treffen als die Stärken. Der Einzelne bekommt mehr Würde, seine eigene Wichtigkeit und Eigenidentität. Wir sind „aufgeklärter“ und selbstbewusster.
Es gibt nicht ein „Wenigerwerden“ der Originale, sondern jeder Mensch wird eins in seiner Veränderung. Das ist Identität in unserer demokratischen Gesellschaft. Man besitzt mehr als einen Namen.
Ich hätte die Befragung der Eitorferinnen und Eitorfer endlos fortsetzen können. Jede und jeder(!) hat Namen im Kopf, die ich kannte. Aber auch jede und jeder steuerte neue Namen bei. Es gibt eben mehr Namen als es Menschen gibt!
1https://www.svz.de/lokales/zeitung-fuer-die-landeshauptstadt/80-000-blaublueter-in-deutschland id8752331.html
2Stand März 2019 durch die Gemeinde Eitorf